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Episodenbeschreibung
Major Kira wurde von Shakaar dazu überredet, an einer Konferenz mit den Cardassianern auf dem
Außenposten Korma teilzunehmen, wo es darum geht, Geheimdienstinformationen über die Klingonen
auszutauschen. Überraschend stellt sich heraus, dass Gul Dukat sie dorthin bringen soll. Nachdem
Dukat sich zu seiner nichtehelichen Tochter Tora Ziyal bekannt hat, wurde er von seiner Mutter
verstoßen und von seiner Ehefrau verlassen. Außerdem wurde er zum Captain eines unbedeutenden
Frachtschiffes degradiert, welches nun Kira nach Korma bringen soll.
An Bord des Schiffes trifft Kira auch auf Ziyal. Die beiden freuen sich sehr, sich wiederzusehen.
Ziyal erklärt, dass ihr Vater sehr liebenswürdig war, seit er sie mit nach Cardassia nahm. Er
hat sich ihrer nicht geschämt und sich überall mit ihr gezeigt, obwohl dies Konsequenzen für
ihn hatte. Er hat sie auch an Bord des Schiffes mitgenommen, damit sie in seiner Nähe sein kann.
Dukat lässt inzwischen eine Kampfübung durchführen, da es sich immer noch um ein Militärschiff
handelt. Die unzulänglichen Waffensysteme sorgen jedoch dafür, dass man selbst für die Zerstörung
eines unbedeutenden Asteroidenfragments mehrere Minuten braucht. Dukat ist frustriert über
die Unzulänglichkeit seines Schiffes.
Am Abend essen Dukat und Kira gemeinsam. Der Gul erklärt ihr, dass er trotz seiner Degradierung
seine Entscheidung nicht ein bisschen bereut. Plötzlich ertönt der Alarm und die beiden begeben
sich auf die Brücke. Man hat sich dem Korma-System genähert, jedoch ist von dem Außenposten
nichts mehr übrig, er wurde zerstört. Plötzlich enttarnt sich ein klingonischer Bird of Prey,
der jedoch keine Anstalten macht, das unbedeutende Frachtschiff anzugreifen. Dukat lässt die
Phaser auf das Schiff abfeuern, doch sie zeigen keine Wirkung und die Klingonen sind
offensichtlich immer noch zu stolz, das Frachtschiff überhaupt ernstzunehmen. Sie gehen auf Warp,
ohne einmal zurückzuschießen.
Dukat will die Verfolgung des Klingonenschiffes aufgeben und den Übergriff dem Zentralkommando
melden, doch Kira spricht sich dafür aus, den Bird of Prey zu verfolgen und währenddessen die
Waffensysteme des Frachters etwas zu verbessern. Dukat willigt ein und Kira hilft dabei, einige
Disruptoren, die bei der Zerstörung des Außenpostens nur leicht beschädigt wurden, im Frachtraum
von Dukats Schiff zu installieren. Kira und Dukat vermuten, dass der klingonische Bird of Prey
eine geheime Waffenforschungseinrichtung auf dem Planeten Loval angreifen wird. Dukat lässt
außerdem die Systeme des Schiffes so verändern, dass die klingonischen Sensoren auf Dukats
Frachtschiff wertvolle Dilithiumkristalle als Fracht anzeigen werden.
Als Dukat und seine Crew das Loval-System erreichen, treffen sie tatsächlich auf den klingonischen
Bird of Prey, der ihren Köder schluckt und sich für die Dilithiumkristalle interessiert. Der Bird
of Prey zieht das Frachtschiff mit dem Traktorstrahl näher heran. Dukat lässt die Disruptoren
abfeuern, und beschädigt das Klingonenschiff schwer. Trotzdem können die Klingonen noch zurückfeuern
und den Frachter ebenfalls schwer beschädigen. Dukat und Kira improvisieren jetzt und beamen sich auf das
klingonische Schiff, überwältigen dort einige Klingonen und beamen die gesamte Klingonencrew auf
den Frachter, sowie Dukats Crew auf das klingonische Schiff. Dukat zerstört den Frachter mit den
Klingonen an Bord und lässt dann den Bird of Prey reparieren.
Kira findet im Logbuch detaillierte Informationen über Truppenstandorte, -bewegungen und
Angriffspläne der Klingonen. Dukat meldet diesen wertvollen Fang dem Zentralkommando, doch dieses
ist wenig daran interessiert. Die cardassianische Regierung ist seit dem Beginn des Krieges ängstlich
geworden und möchte keine Gegenoffensive gegen die Klingonen starten, da man befürchtet, auch noch
das wenige zu verlieren, was das cardassianische Volk noch besitzt. Dukat entscheidet sich, die
Befehle seiner Vorgesetzten zu ignorieren und mit dem erbeuteten Bird of Prey als eine Art
Widerstandskämpfer gegen die Klingonen zu kämpfen. Er bittet Kira ihn zu begleiten, doch sie
lehnt ab und überzeugt Dukat, dass dieses Leben auch für Ziyal nichts ist.
Dukat liefert Kira und Ziyal auf DS9 ab und beginnt dann mit seinem Feldzug gegen die Klingonen.
Ziyal wird vorerst auf der Raumstation leben.
Bewertung
"Zu neuer Würde" ist eine nette und kurzweilige Fortsetzung der Episode
4.05: Indiskretion. Nach dem Erfolg der erwähnten Episode dürfen Dukat und
Kira hier erneut gemeinsam ein Abenteuer bestreiten, was allerdings vorerst ihre letzte gemeinsame
Mission sein wird. Größere gemeinsame Szenen werden Dukat und Kira erst wieder im Sechsteiler zu
Beginn der 6. Staffel haben. Die Kira-Dukat Beziehung funktioniert auch in dieser Folge ähnlich gut
wie in der oben genannten. Die gemeinsamen Szenen der beiden verfügen über
einen gewissen Charme und die Folge lebt weitestgehend von der Dynamik dieser Konstellation.
Nachdem Dukat in der erwähnten Folge bereits recht positiv charakterisiert
wurde, erscheint der Cardassianer auch hier erstaunlich umgänglich und unerwartet
sympathisch. Damit wird Dukats Vielschichtigkeit, die bereits seit Serienbeginn Bestandteil seines
Charakters ist und die in 4.05: Indiskretion erfreulicherweise weiter
vertieft wurde, auch hier noch verstärkt. Dabei ist es besonders der gelungenen Verkörperung von
Marc Alaimo zu verdanken, dass Dukats verschiedene Facetten und seine Wandlung vom Bösen zum
zwischenzeitlich Guten nie unglaubwürdig erscheinen.
Als eine Ironie des Schicksals könnte man es bezeichnen, dass Dukat dieses Mal selbst zu einer
Art Widerstandskämpfer wird, hatte er doch während der Besatzungszeit versucht, den Widerstand der
Bajoraner zu unterdrücken.
In dieser Folge erfahren wir, dass sich Dukat recht liebevoll um seine Tochter zu kümmern scheint
und dass er trotz seiner Degradierung nicht die Entscheidung bereut, Ziyal mit nach Cardassia
genommen zu haben. In Kombination mit dem, was Ziyal über ihren Vater berichtet (nämlich, dass er
seine Taten aus der Besatzungszeit Bajors bereut), erweckt dies automatisch Sympathien beim
Zuschauer. Glaubwürdig erscheint es, dass Dukat sich von Kira Vergebung für seine früheren Taten
erhofft. Er war schon immer ein Charakter der viel Wert darauf gelegt hat, dass andere Leute
positiv von ihm denken, insofern fügt sich dieses Bestreben nach Vergebung gut in das Bild ein,
das wir von Dukat haben.
In dieser Folge wird auch ein wenig der Eindruck erweckt, als würde es für Dukat sogar eine
Chance geben, langfristig aus seiner Rolle als Bösewicht zu entkommen, was sich allerdings schon
bald als Trugschluss herausstellen wird. Schon eine Staffel später wird er anders agieren und dabei
mit der Rückkehr zur Schurken-Rolle nach und nach auch seine Vielschichtigkeit verlieren.
Doch zurück zu dieser Episode.
Neben Dukat lernen wir in dieser Episode auch Kira etwas besser kennen. Am Ende, als Dukat
Kira bittet, zu ihrer Berufung zurückzukehren und ihm bei seinem Kampf gegen die Klingonen zu helfen,
erfahren wir einmal mehr, dass Kira es inzwischen geschafft hat, ihre Rolle in der Besatzungszeit
hinter sich zu lassen und sich weiter zu entwickeln. So schlägt sie natürlich erwartungsgemäß Dukats
Angebot aus, ihn auf seinem Kreuzzug zu begleiten.
Interessant ist die Tatsache, dass die Autoren es in dieser Folge geschafft haben, Dukat so sympathisch
erscheinen zu lassen, dass man sich bei Kiras Unvermögen, Dukat zu vergeben, dabei ertappt, wie man
insgeheim auf Dukats Seite steht. Erst wenn man man sich wieder Dukats Taten während der Besatzungszeit
und auch aus der Zeit danach ins Gedächtnis ruft (zum Beispiel nutzte Dukat in
3.07: In der Falle eine Notsituation auf der Raumstation aus, um seinen alten
Posten zurückzuverlangen), ist es verständlich, dass Kira in Dukat immer noch den einstigen Anführer
der Besatzugsmacht sieht und ihm nicht vergeben kann. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass auch
Kira mit Dukat besser zurecht kommt, als sie es sich selbst zugestehen will. Kira ist hier offensichtlich
in einem Zwiespalt gefangen. Auf der einen Seite sieht sie in Dukat nach wie vor den Mörder der
Vergangenheit und kann sich mit ihm schon aus Prinzip nicht anfreunden, gleichzeitig sieht sie, dass
seine aktuelle Entwicklung recht positiv ist und hilft ihm deswegen auch bei seiner Mission.
Neben den Kira-Dukat-Szenen, in denen beide Charaktere etwas näher beleuchtet werden, bietet die Folge
eine recht spannende Raumschiff-Jagd durchs All.
Zum ersten Mal seit dem Staffelauftakt in 4.01 + 4.02: Der Weg des Kriegers
steht dabei wieder der klingonisch-cardassianische Krieg im Mittelpunkt der Handlung. Dies zeigt, wie
unbegründet letztendlich alle Befürchtungen zu Beginn der Staffel waren, die Serie würde aufgrund des
neuen Krieges zur Ware verkommen, die sich nur noch auf Raumschlachten und Gefechte
konzentriert, um mit viel Action Zuschauer anzulocken. Gerade die letzten 11 Episoden, in denen der
Krieg keine wichtige Rolle spielte, oftmals sogar nicht mal erwähnt wurde, haben gezeigt, wie gut die
4. Staffel wirklich ist und gehörten zum Teil zu den anspruchsvollsten Momenten der Serie.
Interessant ist diese Folge auch, weil sie prinzipiell schon erste Andeutungen macht, die später die
Grundlage für weitere Handlungsstränge liefern. Durch die Invasion Cardassias von
Seiten der Klingonen wurde das cardassianische Reich dermaßen geschwächt, dass es nun Angst davor hat,
eine Gegenoffensive zu starten, um nicht noch das wenige zu verlieren, was Cardassia noch besitzt.
Damit steht Cardassia als geschlagenes, gedemütigtes, schwaches und ängstliches Imperium einem möglichen
Angriff des Dominions gegenüber. Die Kooperation mit dem Dominion erscheint aus cardassianischer
Sicht als logische Entwicklung, da Cardassia dadurch wieder zu einer bedeutenden Macht im
Alphaquadranten werden könnte.
Etwas korrekturbedürftig ist wohl Dukats Aussage, dass der bajoranische Widerstand die Cardassianer
50 Jahre lang bekämpft und letztendlich gewonnen hat, als er die Cardassianer zum Abziehen zwang.
Nimmt man sich die bisherigen Äußerungen über den bajoranischen Widerstand herbei, wurde dieser
dort eher als recht unbedeutend beschrieben. Sicher, man schaffte es, die Cardassianer mit Terror zu
verunsichern, war aber wohl keineswegs in der Lage, die Besatzungsmacht zu vertreiben. Bei objektiver
Betrachtung haben wohl weniger die Bajoraner gewonnen, sondern die Cardassianer entschieden sich
einfach zurückzuziehen, wobei die Gründe für diese Entscheidung nicht näher bekannt sind.
Der bajoranische Widerstand hatte damit aber wohl weniger zu tun.
Immer wieder faszinierend ist es, wie leicht sich ein klingonischer Krieger übertölpeln lässt. Kira
und Dukat werden bei ihrem Versuch, das klingonische Schiff zu entern, mühelos mit mehreren Klingonen
fertig. Kein Wunder, dass sich das klingonische Reich in einer Krise befindet.
Dukats List, sich und seine Crew auf das Klingonenschiff zu beamen, während diese auf seinen
Frachter gebeamt werden, erinnert ein wenig an Kirks Vorgehen im Kinofilm
"Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock".
Neben erneuten Auftritten von Gul Dukat und Tora Ziyal, wird in dieser Folge ein später noch sehr
wichtig werdender Charakter neu in die Serie eingeführt. Dabei handelt es sich um den zunächst recht
unbedeutenden cardassianischen Offizier Damar. Damar war wohl von den Produzenten keineswegs von
Anfang an so wichtig geplant, wie er später überraschend geworden ist. Erst ab der 6. Staffel erhielt
er einen wichtigeren Posten und durfte am Ende der 7. Staffel eine entscheidende Rolle im Krieg
spielen.
Das Drehbuch zu dieser Episode stammt von Hans Beimler. Beimler hatte mit seinem Autoren-Partner
Richard Manning bei "Star Trek - The Next Generation" einige gute Drehbücher beigesteuert, darunter
Klassiker, wie 3.15: Die alte Enterprise. Nach der 3. TNG-Staffel
in der sie bereits mit Ira Steven Behr zusammen arbeiteten, verließen sie jedoch die Serie. Die beiden
schrieben später in der 2. DS9-Staffel das zur Episode
2.15: Das Paradies-Experiment. Zu Beginn der 4. DS9-Staffel trennten sich
Manning und Beimler, da Manning ein Jahr kreative Pause einlegen wollte. Beimler stieg nun zum
Stammautor bei DS9 auf. Sein erster Beitrag war 4.09: Das Schwert des Kahless.
Nach Robert Hewitt Wolfes Abschied am Ende der 5. Staffel wurde Hans Beimler nun Ira Steven Behrs
konstanter Autorenpartner, mit dem er viele wichtige Folgen, unter anderem auch das
Serienfinale 7.25 + 7.26: Das, was Du zurücklässt schrieb.
Regie führte bei dieser Episode zum 2. Mal Jonathan West, der seit Beginn der 4. Staffel auch
Kameramann bei DS9 war. Neben einer TNG-Episode führte West insgesamt bei 6 DS9-Episoden Regie.
Die Effekte bei der Auseinandersetzung zwischen Dukat und den Klingonen sind zwar nicht schlecht,
halten sich aber auch recht in Grenzen, offensichtlich wollte man hier nicht schon wieder zuviel
Geld ausgeben und Gefahr laufen, das Budget zu überziehen. Für die Effekte gibt es 4 Punkte.
Alles in allem ist "Zu neuer Würde" solide Unterhaltung mit einer spannenden Jagd durchs All und
einigen guten Charakterszenen. Trotzdem gehört die Episode eher zum guten DS9-Durchschnitt und wird
deswegen auch nur mit 4 Punkten bewertet.
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