Deutscher StarTrek-Index  
  6.19 In fahlem Mondlicht  
  In the Pale Moonlight  
 

von Thorsten Kroke

 
 
 

Episodenbeschreibung

Ben Sisko ist in seinem Quartier und diktiert einen Logbucheintrag, in dem er die letzten zwei Wochen rekapitulieren und begreifen will: Freitags erhielt er immer eine Liste aller verletzten, vermissten oder getöteten Sternenflottenoffiziere, die er in der Offiziersmesse aushängte. Die Crew diskutierte über die aktuellen politischen Situationen und ärgerte sich über die Romulaner, die einen Nichtangriffspakt mit dem Dominion abgeschlossen hatten. Wären die Romulaner auf Seiten der Föderation und Klingonen, könnte dies einen entscheidenen Vorteil bringen, allerdings würden die Romulaner nicht ohne Weiteres ihren Pakt mit dem Dominion aufgeben. Sisko beschloss sich zum Ziel zu setzen, die Romulaner zu einem Pakt mit der Föderation zu bewegen, damit er nicht immer diese langen Verlustlisten aufhängen muss.

Der Captain redete mit Dax über seinen Plan, sie spielte den Romulaner in der Diskussion. Dabei kommt heraus, dass man die Romulaner nur zum Handeln zwingt, wenn man einen Beweis für die "Doppelzüngigkeit" des Dominion hat, ansonsten gehe es den Romulanern in ihrer Position ganz gut. Sisko überlegte, dass ein Beweis aus dem Hauptquartier auf Cardassia Prime am aussagekräftigsten wäre, doch wie kommt man an sowas? Sisko wendete sich an Garak, der jedoch sagte, dass es unmöglich sei, er bezeichnet es als "Selbstmordmission", Informationen solcher Art von Cardassia zu bekommen, dennoch konnte er Sisko helfen, allerdings werde es eine "schmutzige und blutige Angelegenheit".

Zu seinem Logbuch sagt Sisko, er hielt dies für eine gerechte Sache mit guten Absichten, doch er sollte sich täuschen. Zu diesem Zeitpunkt kam außerdem die Meldung, dass Betazed vom Dominion erobert wurde, was Siskos Bemühungen weiter anspornte. Garak kontaktierte erfolglos seine Informanten, die danach umgebracht wurden. Er hatte aber einen zweiten Plan: Man könne den Beweis auch fälschen.

Sisko war unentschlossen, aber er entschied sich nach seinem Herzen, er wollte den Pakt mit Romulus unbedingt. Garak erklärte, dass Senator Vreenak, ein klarer Föderationsgegner und Befürworter des Paktes mit dem Dominion, in zehn Tagen ein Treffen mit Weyoun hätte, dabei könne er ja nach DS9 kommen. Denn wenn er überzeugt wäre, dann überzeuge er auch den romulanischen Senat. Der "Beweis" würde mit einem optolytischen Datenstäbchen präsentiert, die sehr selten sind und nur einmal bespielbar wären. Sie hätten ein echtes Stäbchen, aber eine gefälschte Aufzeichnung. Die Holoaufzeichnung mache ein Krimineller namens Tolar, den Sisko noch aus klingonischer Haft holen müsste, er wäre ein Experte für solche Fälschungen.

Sisko gibt zu, dass dies vielleicht ein Fehler war, denn Tolar war gemeingefährlich, er wollte betrunken Quark umbringen; damit Odo Tolar wegen Quarks möglicher Anzeige nicht einsperrt, musste Sisko den Ferengi bestechen.

Jetzt ist Sisko sicher: Es war zwar ein Fehler, doch als er die neue Verlustliste sah, schob er seine Moral beiseite, und machte weiter. Garak kontaktierte Sisko - der Besitzer des Stäbchens will 200 Liter biomimetisches Gel - möglicherweise für Genexperimente - was von der Föderation streng kontrolliert wird. Trotz Bashirs vehementen Protestes rückte Sisko 85 Liter des Gels heraus. Tolar programmierte dann die Fälschung, sie zeigte, wie Weyoun und Damar die Invasion von Romulus diskutieren. Sisko machte Tolar brutal Druck, dass es Konsequenzen für ihn habe, wenn die Fälschung nicht akzeptiert werden würde.

Sisko interpretiert dies im Log als großen Druck, der damals auf ihm lastete, denn er musste ja Vreenak diese Lüge als Wahrheit verkaufen. Während des Treffen wollte Garak - wie er zu Sisko sagte - Vreenaks Shuttle ausspionieren. Sisko begrüßte Vreenak, der Romulaner war sehr arrogant und großspurig. In der Diskussion erklärte er, dass sich Romulus - wie von Sisko erwartet - passiv verhält und für die Falschheit des Dominions gerne einen Beweis hätte. Sisko zeigte Vreenak den "Beweis" und dieser sagt, er wolle ihn zurückgezogen untersuchen.

Sisko rekapituliert, dass er sehr ungeduldig war und nicht warten konnte, denn das Scheitern würde eine sehr heftige Reaktion verursachen. Vreenak fand auch prompt heraus, dass Sisko ihm eine Fälschung untergejubelt hatte und machte sich verärgert von dannen.

Sisko erklärt, dass zu diesem Zeitpunkt die inneren Zweifel und die ganzen Lügen für die Katz' waren, denn das dicke Ende würde noch kommen. Zwei Tage später bekam Sisko Nachricht: Vreenaks Shuttle war auf dem Weg zur Heimat explodiert, die Ursache sei eine cardassianische Bombe gewesen. Es sah so aus, als wenn das Dominion einen Diplomaten tötete, das könnte die Romulaner auf die Seite der Föderation schlagen.

Sisko wurde nun einiges klar: Garak legte die Bombe. Wutentbrannt stürmte er zum Schneider und schlug ihn. Der erklärte jedoch, es sei die ganze Zeit geplant gewesen, denn es war klar, dass das Datenstäbchen der Untersuchung nicht standhalten würde, doch das sei egal, die Romulaner würden ja jetzt in den Krieg ziehen. Sisko antwortete, dass das keine Garantie wäre, doch Garak entgegnete, dass der Tal Shiar mit dem toten Senator und einem Datenstäbchen mit geplanter Romulusinvasion durchaus den Krieg empfehlen werde, zumal die Explosion die Fehler im Stäbchen erkläre. Dass das Dominion die Sache abstreite, mache es noch glaubwürdiger. Daher sei Sisko ja auch zu ihm gekommen, weil er vor einem Problem stand, das er nicht lösen durfte, Garak aber sehr wohl. Der Cardassianer meinte, was sei schon Moral, wenn man den Alphaquadranten rette und die Romulaner zum Krieg bringe. So kostete dies nur zwei Tote - Vreenak und Tolar, den Garak auch noch umbrachte - und die Selbstachtung eines Sternenflottenoffiziers.

Zum Log sagt Sisko, dass die Romulaner nun offziell dem Dominion den Krieg erklärt hätten, sie sind neuer Allierter. Das Schlimme sei wohl, dass Sisko gedacht habe, er könne damit leben. Jedenfalls habe er sich das eingebildet, denn sein wieder gefundenes Moralgefühl bewege ihn zur Reue. Sisko löscht das Log.

Bewertung

"Der Zweck rechtfertigt die Mittel nicht" Dieses Sprichwort ist wohl der zentrale Kern, um den es in dieser Folge geht. Sisko erfährt dies am eigenen Leib, später rekapituliert er seine Taten noch einmal im Logbuch. Dies ist eine ganz interessante Sache, da man sehr selten einen Captain sieht, der live sein Log anfertigt. Schön ist, wie man Sisko direkt in die Kamera sehen lässt, was so wirkt, als wenn er mit dem Zuschauer spricht. Ein weiteres Detail ist, dass Sisko einen Whiskey trinkt und sich von der engen Uniform löst, indem er es sich bequem macht. Rückblickend auf die Ereignisse um Vreenaks Tod kommentiert Sisko die Handlung, welche uns zwischen den Logbucheinträgen präsentiert wird und den genialen Plan von Garak enthält, der in dieser Folge wohl eine der hinterlistigsten, verschlagensten und daher besten Vorstellungen liefert.

Wir kennen Garak ja erstmal in seiner äußerlichen Rolle als Schneider, desweiteren kann man seine Beziehungen zum Obsidianischen Orden leicht herstellen, wenn man an "Das Implantat" oder "Der geheimnisvolle Garak" denkt. Garak ist aber auch Fachmann für Spionage, der auch seine Quellen hat, wie man in "Der Weg des Kriegers" sieht, als er Cardassia kontaktiert, und auch Auftragsmord, wie in "Quarks Schicksal". Hier präsentiert sich der eloquente Cardassianer aber wirklich geschickt, wo er doch die Intrige aufbaut, die letztendlich dazu führt, dass die Romulaner nunmehr Allierte von Klingonen und Föderation sind. Dax und Sisko beschreiben ihn anfangs mit den Worten "jemand der Zugang zu Orten hat, an denen er nicht gerne gesehen wird", was wohl im weiteren Sinne durchaus treffend ist. Auch Garaks Ruf scheint wohl bekannter zu sein, denn Tolar packt zu Recht das Grausen, als er von Sisko Garaks Namen hört, später stirbt er sogar durch ihn.

Ben Sisko hat es in der Episode schwer: Zum einen hat er sich in den Kopf gesetzt die Romulaner zur Allianz zu bewegen, zum anderen muss er sich mit seiner Ethik herumplagen. Da der Captain mit Bedauern und Ärger die neuen Verlustlisten aushängt, will er unbedingt etwas Politisches und Kriegsentscheidendes unternehmen, daher kommt er auf die Idee, die Romulaner einzuschalten. Allerdings ist das fast unmöglich, weshalb er sich an Garak wendet, der für sowas immer Lösungen parat hat. Der Deal mit dem Schneider ist nicht ganz unproblematisch, wo Sisko doch Lüge, Betrug und Bestechung akzeptieren muss, um ihn aufrechtzuerhalten. Obwohl ihn das Gewissen belastet, hat er nur sein Ziel vor Augen und merkt Garaks Manipulation nicht. Erst als es zu spät und Garaks Plan aufgegangen ist, erkennt er, dass er auf sein Gewissen hätte hören sollen. Dennoch treten die Romulaner der Allianz bei, Sisko hätte entweder sein Ziel erreicht oder sein Gewissen beruhigt, aber nicht beides. So spricht er reumütig in sein Log und fragt sich, was er getan hat, wie hoch der Preis ist, wie er auf die Idee kam, solche Mittel einzusetzten, um den Zweck zu rechtfertigen.

Damit wären wir auch bei der Analyse der Handlung: Nachdem Sisko zu Garak mit seinem fast unmöglichen Ansinnen gekommen ist, baut Garak bereits einen Plan auf. Ein Romulaner muss sterben, und der Verdacht muss auf das Dominion gelenkt werden. Ideal ist ein Föderationsgegner und Freund des Dominion, denn das stimmt dann wirklich jeden um. Vreenak ist ein solcher Kandidat, den Garak auch vorschlägt. Er muss ihn irgendwie nach DS9 locken, daher verspricht er Sisko, den gesuchten Beweis zu fälschen. Garak weiß, dass sie keinen Erfolg haben werden, er lässt Sisko aber im Glauben - noch schlimmer, er benutzt ihn, damit Sisko Vreenak herholt. Garak kann während des ganzen Zirkus seine Bombe platzieren. Ob er das biomimetische Gel wirklich seinem Händler gibt, sei einmal dahingestellt, denn die Fälschung erfüllt ja ihren Zweck nicht, weil ich persönlich vermute, dass das Datenstäbchen defekt war, denn Tolar wird wohl keine schlechte Arbeit abgeliefert haben. Als Garaks Plan aufgeht und Sisko ihn begreift, ist der Captain sauer, aber Garak hat sich abgesichert. Anfangs erwähnte er: "Es wird eine schmutzige und blutige Angelegenheit." Desweiteren hat Sisko ja sein Ziel erreicht, er musste "lediglich" sich selbst enttäuschen, um für Garaks Intrige zu arbeiten. Die Drecksarbeit, also den Mord an Vreenak und Tolar, erledigte Garak, da er genau weiß, dass Sisko so etwas nie selbst gemacht hätte, und daher hat Garak Recht, wenn er sagt, aus diesem Grund ist Sisko zu ihm gekommen.

Meiner Meinung nach ist dies hier eine der brillantesten Intrigen, die je bei Star Trek gezeigt wurden, initiiert vom beliebtesten Meuchelmörder auf DS9 und in einem perfekten Zusammenspiel zwischen Sisko, der seine menschlich-nachvollziehbaren Gründe für sein extremes Handeln darlegt, und Garak, der seine Arbeit ausführt, auch wenn er dabei Siskos guten Willen schamlos ausnutzt. Die Momente, in denen beide im Turbolift, der Offiziersmesse oder in Garaks Shop reden, sind Dialoge von bester Qualität, die Handlung ist auf jeden Fall "Eins".

Im Hintergrund passieren auch wichtige politische Ereignisse für die Föderation: Einmal greifen die Romulaner auf Seiten der Föderation aktiv in den Krieg mit dem Dominion ein und zum anderen wird Betazed erobert, die Heimat von Counselor Troi. Das zeigt, dass das Dominion mittlerweile eine noch ernstere Bedrohung für die Föderation darstellt.

Die Spannung steigt mäßig an, man steht auf Siskos Seite und verfolgt seine Ungeduld mit Spannung. Immer wenn Garak auftaucht, fragt man sich, wie weit die beiden sind. Um so überraschender ist Vreenaks Enttarnung der Fälschung und sein Tod, der Sisko doch noch ans Ziel bringt. Meine Meinung ist, dass diese Wendung und die Aufdeckung von Garaks Plan ausreicht, um das "Sehr gut" zu rechtfertigen.

Die Spezialeffekte sind von gewohnter Qualität, allerdings sieht man nur (!) ein romulanisches Shuttle, das sich im Runabout-Hangar von DS9 enttarnt, das war's dann aber auch mit erwähnenswerten Special Effects. Ich denke, die Folge ist mit einer "Zwei" gut bedient.

Fazit: Eine geniale DS9-Folge, wenn nicht eine der besten, die man auf jeden Fall sehen sollte. Klares "Sehr gut".

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  15. April 1998

 Erstausstrahlung D:
  12. September 1998

 Regie:
  Victor Lobl

 Buch:
  Peter Allan Fields
  Michael Taylor

 Gaststars:
  Andrew J. Robinson
  Jeffrey Combs
  Casey Biggs
  Howard Shangraw
  Stephan McHattie



  Zuletzt geändert:
  2015-08-01, 23:24
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