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Episodenbeschreibung
Major Kira bekommt eine Transmission von ihrem alten Freund Razka Karn, den sie aus ihrer Zeit beim
bajoranischen Widerstand her kennt. Karn behauptet, er habe Informationen über den Aufenthaltsort
der Ravinok, einem alten cardassianischen Schiff, dass vor 6 Jahren verschwand, als es bajoranische
Gefangene in ein Arbeitslager transportieren sollte. An Bord befanden sich 18 cardassianische
Crewmitglieder und 32 bajoranische Gefangene. Unter den Gefangenen war auch ein alter Freund Kiras,
der sie Jahre zuvor für die Shakaar-Widerstandszelle rekrutiert hatte. Kira vereinbart mit Razka
Karn ein Treffen in den Badlands. Dort möchte Karn ihr ein Fragment geben, dass angeblich von der
Ravinok stammen soll.
Sisko bittet Kira darum, ihren Aufbruch noch um zwei Tage zu verschieben, da jemand vom cardassianischen
Zentralkommando sie begleiten möchte. Kira stimmt widerwillig zu, 52 Stunden zu warten.
Inzwischen führt Kasidy Yates Vertragsverhandlungen mit der bajoranischen Regierung. Diese möchte,
dass sie als Frachtercaptain in den bajoranischen Dienst eintritt. Das würde bedeuten, dass Kasidy
viel mehr Zeit auf der Station verbringen könnte. Sie denkt sogar über ein eigenes Quartier auf
der Station nach.
Als der cardassianische Vertreter auf der Station eintrifft, stellt sich zu Kiras Überraschung
heraus, dass es sich um Gul Dukat handelt. Dukat kümmert sich selbst um die Sache, da das
Schiff einst unter seinem Oberbefehl stand. Kira ist nicht begeistert über Dukats Begleitung, doch die
beiden brechen auf. Sie treffen sich mit Razka Karn. Dieser gibt ihnen das Fragment und Dukat stellt
fest, dass es eindeutig von der Ravinok ist. Razka Karn erklärt, dass die Überreste im Dozaria-System
gefunden wurden. Dukat und Kira fliegen weiter dorthin.
Inzwischen hat sich Kasidy für das Quartier auf der Station entschieden. Sisko reagiert darauf nicht,
wie von Kasidy erhofft. Es kommt zu einem Streit zwischen den beiden.
Als Kira und Dukat das Dozaria-System erreichen, landen sie und machen sich auf
einem wüstenartigen Planeten auf die Suche nach der Ravinok. Sie finden tatsächlich ein zerschossenes
Wrack und davor 12 Gräber. Dukat untersucht die Gräber, da die cardassianischen Begräbnisriten
relativ streng sind und kein Nicht-Cardassianer ihre Leichen sehen darf. Kira macht sich inzwischen in
der Ravinok an den Computer.
Sisko erfährt über Umwege, dass Kasidy nach dem Streit mit ihm den neuen Job nun doch nicht
annehmen will. Er berrät sich mit Dax, Bashir und Jake, die ihm raten, sich bei Kasidy zu
entschuldigen.
Kira hat inwzischen herausgefunden, dass die Ravinok von zwei unbekannten Raumschiffen angegriffen wurde
und dann hier notlanden musste. Als sie dies Dukat berichten will, trifft sie auf einen weinenden Gul,
der an einem der Gräber sitzt. Dukat erklärt, dass er während der Besatzungszeit eine bajoranische
Geliebte hatte. Die beiden hatten eine gemeinsame nichteheliche Tochter. Dukat schickte
die beiden weg, da er wusste, dass die Besatzungszeit bald zu Ende gehen würde und die beiden dann
weder auf Cardassia noch auf Bajor akzeptiert werden würden. Der Gefangenentransport sollte sich
mit einem anderen Schiff treffen und die beiden nach Lissepia bringen, wo sie in Ruhe hätten leben
können. Dukat möchte seine nichteheliche Tochter Tora Ziyal töten, da sie nicht mit ihm nach Cardassia
zurückkehren kann und auch auf Bajor als Halbcardassianerin nicht akzeptiert werden würde. Kira gibt
Dukat zu verstehen, dass sie es nicht zulassen wird, dass Dukat sie tötet.
Sisko redet inzwischen mit Kasidy und erfährt, dass sie den neuen Job doch angenommen hat. Er
entschuldigt sich und sagt ihr, dass er sich freut, wenn sie auf die Station zieht.
Kiras Freund ist nicht unter den Leichen in den 12 Gräbern. Kira und Dukat vermuten, dass die
Überlebenden des Schiffes von den Angreifern weggebracht wurden und vielleicht noch auf dem Planeten
sind. Die beiden begeben sich auf die Suche. Kira folgt einer Isotopenspur, da alle bajoranischen
Widerstandskämpfer in der Besatzungszeit ein radioaktives Isotop unter der Haut trugen, welches sie
bei einer Gefangennahme aktivieren sollten. Die beiden finden auf diese Weise ein Gefangenenlager der
Breen, die die Überlebenden der Ravinok dort zum Erzabbau einsetzen.
Kira und Dukat besorgen sich Uniformen der Breen und überwältigen einige Wachen. Dann lassen sie alle
Gefangenen zusammenkommen, um sie zu befreien. Von einem der Gefangenen erfährt Kira, dass ihr Freund
vor 2 Jahren gestorben ist. Dukat entwischt ihr in einem unbeobachteten Moment. Er findet Ziyal und
richtet seinen Phaser auf sie, drückt aber nicht ab. Als Kira eintrifft, gelingt es ihr und seiner
Tochter, den Gul von der Begehung eines Mordes abzuhalten.
Kira und Dukat kehren mit den befreiten Gefangenen nach DS9 zurück.
Dukat wird Ziyal mit zu sich nach Hause nehmen. Dies wird vermutlich seiner Karriere schaden, doch das
ist Dukat egal. Er verabschiedet und bedankt sich bei Kira.
Bewertung
Wie schon 3.05: Die zweite Haut beschäftigt sich auch die 5. Folge der
4. Staffel etwas ausführlicher mit Major Kira. Sie muss sich hier einmal mehr mit ihrer Vergangenheit
als Widerstandskämpferin auseinandersetzen. Gleichzeitig wird sie aber auch mit ihrem einstigen
Gegenspieler Gul Dukat konfrontiert. Diese Konfrontation war prinzipiell schon längst überfällig. Die
beiden Charaktere hatten zwar in den letzten drei Jahren immer wieder kleinere Begegnungen, die
große Konfrontation blieb aber aus. Dies wird nun nachgeholt, indem sich die beiden zum ersten Mal
gemeinsam auf eine Mission begeben müssen. Sie kommen sich hier zum ersten Mal auch etwas näher,
was die Grundlage für spätere Folgen bildet. Dass die Kombination Kira-Dukat von Anfang
an sehr vielversprechend war und offenbar auch den Zuschauern gefallen hat, bemerkten die Autoren
relativ schnell. Der Erfolg des Duos mag sicher auch daran liegen, dass Nana Visitor und Marc
Alaimo gemeinsam vor der Kamera eine besondere Dynamik entwickeln und sich gegenseitig zu besonders
guten Darstellerleistungen motivieren. Die Wortgefechte zwischen Kira und Dukat sind jedenfalls
erfrischend gut und sie sind es auch, die die Folge interessant machen, da sie rein von der Handlung
her nicht sehr komplex ist.
Dass Dukat und Kira gemeinsam auf diese Mission gehen lässt vermuten, dass sich die Beziehung
zwischen Cardassia und Bajor leicht verbessert hat. Damit wird im Prinzip, ohne dass dies explizit
erwähnt wird, Bezug auf den Friedensvertrag aus Episode
3.13: Der Funke des Lebens genommen.
Wichtig ist die Folge auch für Gul Dukat, da er nicht zuletzt hier überhaupt erst seine
Vielschichtigkeit und Undurchschaubarkeit erhält. Dukat war zwar schon immer ein Charakter, der mal
der Bösewicht war, ein anderes Mal dafür in einem besseren Licht präsentiert wurde. Doch erst die
Facette des treusorgenden Familienvaters, die in dieser Folge neu zu seinem Charakter hinzukommt
und die sich leicht verbessernde Beziehung zu Kira, macht Dukat zu dem, was er bis zum Ende der Serie
bleiben wird, nämlich ein Charakter, den man nur sehr schwer den Guten oder den Bösen zuordnen kann.
Dies macht gerade den besonderen Reiz des Charakters aus. Taucht Dukat in einer Episode auf, weiß man
nie, was als Nächstes geschieht, da Dukat immer wieder für neue Entwicklungen gut ist. Erwartet man
die typische Bösewichtrolle, überrascht Dukat einen mit einer erstaunlich selbstlosen Tat und kann
Sympathien beim Publikum wecken (wie zum Beispiel in dieser Folge, als er seine nichteheliche Tochter
über seine Karriere stellt). Gleichzeitig wird er gerade dann wieder der Bösewicht, wenn man es am
wenigsten erwartet. Das einzige was bleibt ist die Tatsache, dass man Dukat wohl zu keinem Zeitpunkt
vollständig vertrauen kann. Nach dieser Episode gehört Dukat auf jeden Fall endgültig zu den
vielschichtigsten wiederkehrenden Charakteren der Serie und das will bei einer Serie wie DS9, die
über etliche davon verfügt, wirklich etwas heißen.
Neu eingeführt wird hier Dukats Tochter Tora Ziyal, die vor allem in der 5. und 6. Staffel noch eine
wichtige Rolle spielen wird, dann aber mit anderen Darstellerinnen.
Die B-Handlung dreht sich dieses Mal um die in 3.23: Familienangelegenheiten
begonnene Beziehung zwischen Sisko und Kasidy. Hier erkennt man wieder einmal die typischen
Soap-Elemente, die DS9 ohne Frage hat und die die Serie damit deutlich von den anderen Star Trek-Serien
abheben. Muss bei den anderen Serien bis auf wenige Ausnahmen eigentlich immer eine Science
Fiction-Handlung im Vordergrund stehen, dürfen bei DS9 auch einfach mal die Charaktere und deren
Privatleben eine Folge tragen. Soweit geht es hier jedoch nicht, es dreht sich nur der kleinere der beiden
Handlungsstränge um Siskos Beziehung. Dabei sind die Soap-Elemente hier gut dosiert eingesetzt worden.
Die B-Story ist amüsant und bildet damit einen Gegenpol zur ernsthaften Haupthandlung (der es in manchen
Szenen jedoch auch nicht an Witz mangelt), dominiert aber keineswegs das Geschehen und wird auch nicht
zu sehr übertrieben. In den späteren Staffeln wurden die Soap-Elemente zum Teil etwas über Gebühr
beansprucht, beispielsweise in der 5. Staffel als man offensichtlich irgendwie der Meinung war, jeden
mit jedem verkuppeln zu müssen. Hier jedoch ist es ausgesprochen amüsant zuzusehen, wie
Sisko von allen Seiten Beziehungsratschläge erhält, von manchen sogar ungefragt. Quarks Denkanstöße sind
dabei besonders aufschlussreich. Das Highlight bildet aber die Szene zwischen Sisko und seinem Sohn
Jake, der ihm kurz und prägnant erklärt, wo seine Beziehungsprobleme liegen und seinem verdutzten Vater
auch noch erklärt, dass er dies mit Nog besprochen habe und sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen seien.
Siskos und Kasidys Beziehung an sich ist eine Bereicherung für die Serie. Das liegt vor allem an den
gelungenen Dialogen zwischen den beiden, die eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen und an den guten
Darstellerleistungen von Avery Brooks und Penny Johnson.
Penny Johnsons Auftritt als Kasidy Yates zeigt, dass die Autoren von DS9 stets darum bemüht sind,
keinen der wiederkehrenden Charaktere in Vergessenheit geraten zu lassen. Das führt dazu, dass fast in
jeder Episode ein oder mehrere bekannte Charaktere auftauchen und gibt der Serie ihre Komplexität, die
sie mitterweile ohne Frage erreicht hat. Diese Komplexität muss oft herhalten um die Quoten von DS9
zu erklären, die unter denen von TNG lagen. Die miteinander vernetzten Episoden und vielen Charaktere
würden verhindern, dass Neueinsteiger die Geschehnisse verstehen. Diese Erklärung ist jedoch bei
genauerer Betrachtung nicht haltbar. Hier wird wieder einmal die Intelligenz des Zuschauers verleugnet.
Natürlich kann ein Neueinsteiger, der DS9 zum ersten Mal in der 4. Staffel sieht, wenn er an eine
entsprechende Episode gelangt, nicht alle Beziehungen und Handlungsgeflechte von Anfang an durchschauen,
dies braucht ein paar Episoden. Allerdings ist diese Kenntnis nur selten wirklich essentiell wichtig
für das Verständnis einer einzelnen Episode. Zum Beispiel mag ein Neueinsteiger in dieser Episode nicht
gleich verstanden haben, dass Bajor früher von den Cardassianern besetzt gewesen ist und dass Dukat der
Oberbefehlshaber der Besatzungsmacht war, dieses Wissen wird der Zuschauer erst nach und nach in dieser
Episode erlangen, trotzdem kann er die Folge und ihre Handlung an sich verstehen. Außerdem soll es im
Fernsehen so etwas wie Wiederholungen geben, das heißt man kann sich dieses Wissen auch nachträglich
aus älteren Episoden aneignen.
Da sich die Haupthandlung stark auf Kira und die Nebenhandlung vermehrt auf Sisko konzentriert, kommen
die anderen Hauptpersonen etwas kurz. Auch der bisher chronisch unterbeschäftigte Worf darf hier
wichtige Aufgaben übernehmen, indem er Kira mitteilt, dass eine Transmission für sie ankommt.
Zum ersten Mal darf man in dieser Folge die Breen sehen. Diese wurden bereits Jahre zuvor in der
TNG-Episode 5.11: Der einzige Überlebende zum ersten Mal erwähnt.
Seither wurden sie des Öfteren erwähnt und der Zuschauer bekam die verschiedensten Informationen
über sie. Offensichtlich sind sie eine sehr feindselige Rasse, mit denen die Föderation auch schon
Auseinandersetzungen hatte. Tuvok behauptet in "Voyager" einmal, dass die Breen organische
Raumschiffe benutzen, eine Aussage die in der 7. DS9-Staffel aufgegriffen wird, als man die Raumschiffe der
Breen zum ersten Mal zu sehen bekommt.
Bis heute hat man allerdings noch nie unter den typischen Breen-Helm schauen und erfahren dürfen, wie
diese wirklich aussehen, obwohl sie später eine größere Rolle spielen sollten. Auch wurde bis
heute nie ein Darsteller für die Verkörperung eines Breen in den Credits erwähnt.
Die Aufnahmen mit Kira und Dukat in der Wüste entstanden erfreulicherweise nicht im Studio. Das leicht
erhöhte Budget der vierten Staffel machte hier einen Außendreh bei recht schwierigen Bedingungen möglich.
Die Temperaturen während der Dreharbeiten betrugen rund 40°C. Marc Alaimo,
der sich als Dukat in der Folge über die Hitze freut, litt tatsächlich dank seiner Maske und der cardassianischen
Uniform stark darunter. Letztendlich haben sich die Mühen jedoch gelohnt, da die Außenaufnahmen
der Geschichte erst das richtige Erscheinungsbild verschaffen.
Das Gefangenenlager der Breen wurde leider wieder in der typischen Höhlenkulisse gedreht.
Das Drehbuch zur Episode stammt von Nicholas Corea, der bereits die Story zur vorherigen Episode
4.04: Der hippokratische Eid lieferte und auch die Voyager-Episode
2.09: Prototyp schrieb.
Nachdem Geordi-Darsteller LeVar Burton bereits zwei Mal bei TNG und ein Mal in der ersten Voyager-Staffel
Regie geführt hatte, gab er dieses Mal sein Debüt bei "Deep Space Nine". Nach etlichen inszenierten
DS9- und Voyager-Folgen gehört Burton inzwischen zu den zehn wichtigsten Regisseuren bei Star Trek.
Die Folge für sich genommen ist durchaus gelungen, im Gesamtzusammenhang der vierten Staffel betrachtet,
ist sie eher guter Durchschnitt, was am unheimlich guten und konstanten Niveau der 4. DS9-Staffel liegt.
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