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Episodenbeschreibung
Major Kira und Jadzia Dax unterhalten sich über eine männliche Begleitung
für Kira anlässlich einer Einladung zum Abendessen bei Dax und Worf. Der
Major hat jedoch keinen Partner, auch Odo kommt nach ihrer Meinung
noch nicht infrage. Schließlich einigt man sich darauf, dass Kira ohne
Partner erscheint, als völlig unerwartet der Transporterpuffer auf der Ops
anzeigt und plötzlich jemand vor Kira materialisiert: Ein Mann mit Waffe in
der Hand, der dem verstorbenen Vedek Bareil gleicht. Er nimmt Kira sofort
als Geisel und verlangt ein schnelles Schiff. Sisko muss nachgeben. Auf
dem Weg zur Shuttlerampe gibt der Geiselnehmer im Gespräch mit Kira zu
erkennen, dass er aus dem Paralleluniversum stammt. Vor der Rampe
überwältigt Kira den Eindringling jedoch und er findet sich in der
Arrestzelle wieder. Er hatte eine multidimensionale Transportervorrichtung
bei sich. Kira verhört ihn. Sie erfährt, dass dieser Bareil sich Antos nennt
und nicht weiß, dass sein Ebenbild Vedek Bareil bereits tot ist. Antos
vermutet richtig, dass Kira Vedek Bareil kannte und ihn mochte. Er bittet
um Zerstörung der Transportervorrichtung, weil er nicht mehr in sein
Universum zurückwill. Im Gespräch mit Captain Sisko erklärt Kira
schließlich, wegen der Geiselnahme keine Anklage erheben zu wollen. Sie
fühlt sich zu Bareil Antos hingezogen und Sisko kann das eingedenk der
früheren Begegnung mit seiner Spiegel-Frau Jennifer nachvollziehen. So
wird Antos freigelassen und darf sich vorerst frei auf der Station bewegen.
Bareil bemerkt die Blicke der Bajoraner und obwohl er nicht religiös ist,
nimmt er zusammen mit Kira an einer Messe teil und sieht dabei den
Drehkörper der Prophezeihung und Veränderung das erste Mal. Kira muss
ihm die bajoranische Religion, einschließlich der Propheten, erst erklären,
denn dieser Bareil hat keine Ahnung davon. Nach der Messe bedankt er sich bei
ihr und sie nimmt ihn nun als männliche Begleitung zum Abendessen bei
Worf und Dax mit. Dort beeindruckt er unverhofft durch seine
Fingerfertigkeiten als Dieb, was sogar Worf Respekt abnötigt. Schließlich
begleitet er Kira zu ihrem Quartier und erzählt ihr dort von seinem Leben
im Paralleluniversum. Seine Frau hatte er nach 5 Jahren verloren. Kira und
Antos kommen sich schließlich näher.
Am Morgen danach unterhalten sich die beiden im Bett über den
verstorbenen Vedek Bareil. Antos hat über ihn gelesen und er interessiert
sich, wie Kira später auf der Ops mitteilt, inzwischen für die bajoranische
Spiritualität und möchte am Abend eine Drehkörper-Erfahrung machen.
Als es soweit ist, stellt Vedek Ossan fest, dass das Pagh von Bareil stark
und er bereit ist, sich dem Willen der Propheten zu stellen. Ossan
deaktiviert das Kraftfeld zu einem Schrein und Bareil Antos öffnet den
Drehkörper mit angespannter Miene.
Nach der Prozedur erklärt Kira dem nachdenklichen Antos, dass man die
Erfahrung erst verarbeiten müsse um es zu verstehen, bevor die
Erfahrung eines Tages zu einem Teil von sich selbst wird. Antos erklärt,
Vedek Bareil gesehen und mit ihm gesprochen zu haben. Es sei trotzdem
alles verwirrend gewesen. Kira sagt ihm, dass man über eine
Drehkörper-Erfahrung nicht sprechen würde. Sie verabschiedet sich mit
einem liebevollen Kuss von ihm.
In seinem Quartier findet Antos jetzt plötzlich die Spiegel-Kira aus dem
anderen Universum vor. Sie ist offenbar seine Geliebte und fragt ihn nach
dem Fortgang ihres “kleinen Plans”. Er sagt, dass alles bestens laufe und
berichtet von seiner Drehkörper-Erfahrung. Genau dieses Artefakt soll er
im Auftrag der Spiegel-Kira entwenden und mit ins andere Universum
nehmen. Als heiliger Mann könnte er im Bunde mit seiner Geliebten das
bajoranische Volk im Krieg gegen die Allianz vereinen.
Im Quark’s sitzt Bareil und betrinkt sich. Er hat mit dem Barbesitzer ein
Gespräch. Quark bietet ihm an, er solle als Vedek Bareil auftreten, dann
würde zahlreiches zahlendes Publikum erscheinen. Bareil lehnt jedoch
angewidert ab und geht. Quark sucht später Major Kira im Frachtraum auf
und warnt sie vor Bareil: Er habe sich längere Zeit vor dem bajoranischen
Schrein aufgehalten, er führe etwas im Schilde.
Bareil holt sich inzwischen letzte Instruktionen von der Spiegel-Kira, die
inzwischen die Major-Kleidung trägt. Mit zwei von ihm entwendeten
Kommunikatoren will man Verbindung halten. Dann begibt sich Bareil zum
Drehkörper-Schrein, während die Spiegel-Kira unter Ausschaltung eines
Wachmanns die Transporterplattform aufsucht. Bareil hat nunmehr den
Code zum Schrein des Drehkörpers geknackt, als Major Kira erscheint und
ihn mit vorgehaltener Waffe am Diebstahl hindern will. Schließlich taucht
auch noch die Spiegel-Kira vor dem Schrein mit einer multidimensionalen
Transportervorrichtung in der Hand auf. Die Transportersensoren hatten
ihr verraten, dass ihr Antos nicht allein am Schrein ist. Der verblüfften
Nerys nimmt Bareil die Waffe ab. Während die Spiegel-Kira für ihr
Ebenbild nur Hohn und Spott übrig hat, scheint Bareil unentschlossen zu
sein. Er hört schließlich auf die mahnenden Worte von Nerys und betäubt
die Spiegel-Kira. Dann verabschiedet er sich vom Major und meint, dass er
zu dieser Frau gehöre. Er werde ihren Zorn überleben, wenn er mit ihr
ohne Drehkörper ins Spiegeluniversum zurückgekehrt ist. Bareil erklärt
Kira, er habe bei der Drehkörper-Erfahrung sich mit ihr als Familie auf
Bajor gesehen. Dies würde jedoch nicht funktionieren, er gehöre zur
Spiegel-Kira. Dann beamt er sich und seine Gefährtin zurück ins
Paralleluniversum. Eine traurige Kira Nerys bleibt zurück.
Bewertung
Was für eine Seifenoper! Die bittersüße Liebesgeschichte zwischen Bareil
Antos und Major Kira und ihrer Variante als Spiegel-Kira ist an Trivialität
kaum zu überbieten. Zugegeben, es ist schwierig, eine verstorbene Person
mit dem Trick über das Paralleluniversum noch einmal in eine DS9-Folge
einzubauen, aber dass dabei der allseits respektierte religiöse Führer
Vedek Bareil zu einem Dieb mutiert, der unter der Fuchtel seiner
Spiegel-Kira steht, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Dabei nimmt der
Bareil-Kira-Handlungsbogen die gesamte Folge ein und einen B-Plot sucht
man vergebens, was durchaus ungewöhnlich bei Star Trek ist.
Andererseits muss man auch sagen, dass mit dem Auftauchen der
Spiegel-Kira überhaupt erst Spannung in dieser Folge aufkommt, die
vorher eher langsam dahinplätscherte. Auch die anfängliche Geiselnahme
des Majors durch den urplötzlich aufgetauchten Bareil konnte
spannungsmäßig nicht wirklich überzeugen, da man der Vedek-Figur
einfach keine besondere Boshaftigkeit zutraute. Nur zum Ende hin wird es
vor dem Drehkörper-Schrein noch einmal spannend, als unklar ist, ob das
Artefakt eventuell doch noch entwendet wird und so ins Paralleluniversum
gelangt. Das hätte einen interessanten neuen Anknüpfungspunkt z.B. für
eine Rettungsmission gegeben. So bleibt es aber bei nur 2 Punkten für die
Spannung.
Die SFX sind in dieser doch eher unterdurchnittlichen Folge wiederum
spärlich gesät. Neben den solide aufgebauten Kulissen lassen die
Beam-Szenen ganz am Anfang und am Ende sowie der Drehkörper
wenigstens keine Kritik zu. Auch die Palette mit dem saurianischen Brandy
im Frachtraum, die sich offenbar schwebend über den Boden bewegt, ist
ein interessantes Detail. 3 Punkte.
Handlungsmäßig bietet die Folge zunächst einmal weitere interessante
Einblicke in die bajoranische Religion und den Stellenwert der immer noch
geheimnisvollen Drehkörper. Man kann zumindest nachvollziehen, dass
durch solch eine Erfahrung, wie sie Bareil Antos macht, ein Mensch bzw.
Bajoraner seinem Leben eine völlig neue Richtung gibt. Dies ist ja auch im
realen Leben nicht anders, denn durch bestimmte Schlüsselerfahrungen
wird eigentlich jeder Mensch geprägt, warum soll es da mit den
Bajoranern und ihren Drehkörpern anders sein. Auffällig tritt in dieser
Folge auch die inzwischen tiefe Religiosität des Charakters Kira zutage. Sie
ist eine regelmäßige Besucherin der Gottesdienste auf der Station und
erklärt Bareil - und damit dem Zuschauer - die religiösen Zusammenhänge
recht deutlich.
Die zeitlich begrenzte Wiedereinführung der Bareil-Figur zur
Weiterentwicklung des Kira-Charakters verdient vor dem Hintergrund der
scheinbaren Vereinsamung des Majors eine genauere Betrachtung. Zu
Beginn der Folge wird diese Einsamkeit im Gespräch mit Jadzia Dax schon
thematisiert, so dass relativ früh klar ist, dass es sich um eine
Kira-Charakterfolge handelt und nicht um eine Bareil-Folge, obwohl er die
größeren Anteile an der Story hat. Sein buchstäblich enges Agieren mit
dem Major und der Spiegel-Kira ist eine Herausforderung für die
Darstellerin Nana Visitor, die sie jedoch emotional und spielerisch
glänzend bewältigt. Ihre Verliebtheit und Anhänglichkeit an Bareil wirkt
glaubhaft und überzeugt auch in der Spiegel-Kira-Version, auch wenn sie
dort neben ihrer Begehrlichkeit hin und wieder offenes Misstrauen zeigt.
Nana Visitors Körperhaltung und Mimik sind Höhepunkte dieser Folge und
sprechen eine verständliche Sprache. Als sie ganz am Ende vor dem
Drehkörper-Schrein den Verlust ihres Geliebten hinnehmen muss, bleibt
sie mit einem enttäuscht-desillusionierten Gesichtsausdruck wie selten bei
DS9 zurück.
Es stört ein wenig, dass ausgerechnet der dem Zuschauer als ehrenwert
bekannte Vedek Bareil hier in die Rolle eines Diebes und Betrügers
schlüpft. Wenigstens gelingt es Philip Anglim überzeugend auch diese
Paralleluniversum-Variante darzustellen, wenngleich seine Leistung im
Vergleich zur Kira-Darstellerin doch eher hölzern wirkt. Andererseits ist es
aber auch keine action- sondern eine eher dialoglastige Folge. Sicher,
Major Kira und Bareil haben sich viel zu erzählen und das muss dem
Zuschauer auch über Dialoge transportiert werden. Ihre Affinität ist jedoch
offensichtlich. Gleichwohl ist die Unsicherheit und das zeitweilige
Unwohlsein des Bareil besonders auf dem Promenadendeck, wo ihn alle
Bajoraner wie einen Heiligen anschauen, ebenfalls greifbar. Er wirkt
dadurch gefesselt und gleichzeitig getrieben und kann nicht wirklich die
Initiative zu etwas ergreifen, zum Beispiel zu einer “Rückkehr” nach Bajor.
Die Leidenschaft, die er und Kira füreinander empfinden, wirkt
vor diesem Handlungsbogen zumindest glaubhaft.
Die Geschichte mit dem geplanten Diebstahl eines Drehkörpers dagegen
ist eigentlich völlig überflüssig. Deshalb extra aus dem Paralleluniversum
nach DS9 zu beamen erscheint unglaubhaft, da das Objekt der Begierde
doch im anderen Universum logischerweise ebenfalls vorhanden sein
müsste. Eine Erklärung wird aber nicht angeboten. Ebenso ist merkwürdig,
dass Bareil keine Ahnung von der bajoranischen Religion hat. Man kann es
abtun damit, dass er in seinem Universum ein Dieb und nicht religiös ist
bzw. die Propheten völlig ignoriert hat. Warum ausgerechnet ihm dann
aber ein derart schwieriger Diebstahl aufgetragen und kein “Spezialist” für
so etwas entsandt wird, erscheint wenig durchdacht und unpassend, auch
wenn Bareil im hiesigen Universum ein Vedek war. Hinzu kommt, dass
durch das Präsentieren eines einzigen Drehkörpers wohl kaum die Macht
über den ganzen Planeten Bajor durch die Spiegel-Kira und ihren
Liebhaber zu erlangen gewesen wäre. 3 Punkte für die Handlung.
Alles in allem bleibt es bei der intensiven Liebesgeschichte zwischen Major
Kira und Bareil, die zwar trivial ist, dafür aber solide in Szene gesetzt
wurde. Kira hat wieder eine große Enttäuschung erlitten, die äußerlich
vielleicht keine Spuren hinterlassen wird, sie aber am Ende wieder ohne
bleibenden Partner zurücklässt. Sehr schade für den hübschen Major.
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