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Episodenbeschreibung
Ein alter Klingone sitzt im Quarks und erzählt ziemlich blutrünstige
Heldengeschichten. Interessiert lauschen Odo, Kira, Dax, Dr. Bashir und
Chief O'Brien. Nur Worf sitzt abseits an einem Tisch mit dem Rücken zum
Erzähler. Dax stellt die beiden schließlich einander vor, obwohl Worf
Bedenken hatte, denn der alte Klingone ist der Dahar-Meister Kor und er
könnte sich gekränkt fühlen, wegen Worfs Ehrgeschichte, die ihm immer
noch anhaftet. Überraschend begrüßt ihn Kor jedoch als Freund und
meint, jeder Feind Gowrons sei sein Freund. Sogleich weiht der vom
genossenen Blutwein angetrunkene Kor seinen klingonischen Landsmann
in sein neuestes Vorhaben ein: Er will das Schwert des Kahless finden,
eine rituelle Waffe, die einst dem Gründer des klingonischen Reiches
gehört haben soll, aber bei einem Überfall der Hur'q vor langer Zeit
geraubt wurde. Vergebens versucht Jadzia den euphorischen Kor daran zu
erinnern, dass das Vorhaben eigentlich geheim bleiben sollte. Das Schwert
des Kahless wiederzufinden könnte nach den Worten des faszinierten Worf
enorme Auswirkungen auf die klingonische Gesellschaft haben. Er bittet
um Teilnahme an der Expedition zum verlassenen Heimatplaneten der
Hur'q im Gammaquadranten. Kor stimmt sogleich zu und beauftragt
Jadzia mit der Echtheitsprüfung eines Tuches, in das das Schwert einst
eingewickelt gewesen sein soll. Spät in der Nacht begibt sich Kor nach
einem Trinkgelage in sein Quartier, wo er überwältigt und von einem
Letheaner, einer telepathischen Spezies, ausgehorcht wird.
Am nächsten Morgen weiß Kor nichts mehr davon. Jadzia bestätigt ihm die
Echtheit des Tuches und man informiert Captain Sisko über die geplante
Mission. Die Hur'q waren ein Außenseiter-Volk der Klingonen, die das
Schwert des Kahless vor 1.000 Jahren raubten. Die Wiederkehr des
Artefaktes könnte, so erklärt Worf, eine neue Ära des Ruhmes auf dem
klingonischen Heimatplaneten Qo'noS einläuten. Das Volk könnte wieder
vereint werden und die beteiligten Sternenflottenoffiziere die Beziehungen
zu den Klingonen verbessern, stimmt Sisko zu. Mit der Rio Grande starten
Kor, Worf und Dax in Richtung Wurmloch, um zum Fundplaneten im
Gammaquadranten zu gelangen.
Worf bedankt sich bei Dax für die Bekanntmachung mit Kor. Der gut
ausgeschlafene Meister fantasiert bereits vom kommenden Ruhm, wenn
man das legendäre Schwert des Kahless dem klingonischen Herrscher
überreichen und in der Halle des Ruhmes verewigt werden würde.
Bei dem unbewohnten Hur'q-Planeten angelangt stellt man fest, dass die
infrage kommende unterirdische Heiligtum-Kammer von einem Kraftfeld
gesichert ist, das die vulkanischen Geologen seinerzeit nicht deaktivieren
konnten, als sie hier auf der Suche nach Bodenschätzen waren. Dax und
Worf jedoch gelingt es und sie finden zunächst einen geplünderten Raum
vor. Worf entdeckt jedoch eine durch holografische Projektion gesicherte
Geheimkammer, in der sich tatsächlich das Schwert des Kahless befindet.
Man nimmt es an sich und will das Heiligtum verlassen, als man von dem
zur Duras-Familie gehörenden Klingonen Toral und seinen Männern
aufgehalten wird. Toral hat dem betrunkenen Kor die Geschichte schon
woanders abgelauscht und durch den ebenfalls anwesenden Letheaner
von dem Bergungsvorhaben erfahren. Der Duras-Sohn will ebenfalls das
Schwert nach Qo'noS zurückbringen und nicht weniger als sich zum
Herrscher aufschwingen. Es kommt zum Kampf, bei dem es Worf, Dax und
Kor gelingt, die Verfolger abzuschütteln und vorerst im Kraftfeld
einzuschließen.
Die drei "Archäologen" kämpfen sich durch weit verzweigte Höhlengänge
weiter zum Runaboat. Beamen kann man wegen eines Störsignals von
Torals Leuten nicht. Es kommt zum Streit zwischen Worf und Kor. Der
Sicherheitsoffizier wirft dem Meister seine Trunksucht und dieser ihm
seine Unehre vor. Kor traut Worf nicht mehr, bereut sogar, dass er ihn
überhaupt mitgenommen hat. Fassungslos steht Dax daneben. Die drei
müssen in den Höhlen übernachten. Sie essen ein erlegtes Höhlentier und
der Streit zwischen Worf und Kor geht weiter. Worf wirft dem Alten erneut
seinen Alkoholmissbrauch, die übertriebenen Geschichten und die
respektlose Behandlung des Kahless-Schwertes vor. Gereizt widerspricht
Kor. Es entspinnt sich ein Disput über klingonische Politik. Die
gegensätzlichen Positionen der beiden Streithähne erweisen sich als
unüberbrückbar. Sie beginnen sich zu hassen und zu verachten.
Während Kor ruht, erzählt Worf Jadzia, dass er glaube, dass es seine
Bestimmung gewesen sei, das Schwert des Kahless zu finden. Er ist
inzwischen überzeugt, dass er das klingonische Volk mit diesem Schwert
führen müsse, womit er jedoch das Gleiche sagt wie Kor, worauf Dax ihn
hinweist.
Auf der weiteren Wanderung zur Oberfläche verschärft sich die
Auseinandersetzung zwischen Kor und Worf. Schließlich muss Dax
eingreifen und das Schwert an sich nehmen, bevor die beiden
übereinander herfallen. Als man ein wenig schlafen will, geht der Streit
und das gegenseitige Belauern zwischen den Klingonen weiter. Kor
provoziert Worf mit Worten und schließlich zücken sie ihre Messer, als
Torals Leute wieder auftauchen. Erneut kommt es zum Kampf mit den
Verfolgern, wobei der Letheaner und ein weiterer Klingone getötet
werden. Dann gehen sich Worf und Kor an die Gurgel. Dax muss beide
ausschalten, indem sie sie mit ihrem Phaser betäubt. Den am Leben
gebliebenen Toral zwingt sie, das Störsignal abzustellen. Wieder im
Runaboat wird das Schwert des Kahless von Worf in den Weltraum
gebeamt. Er und Kor haben eingesehen, dass es nur Unfrieden stiftet und
Worf meint, wenn es an der Zeit ist, wird es auch wiedergefunden werden.
Bewertung
In dieser ungewöhnlichen Klingonen-Episode geht es vordergründig nur
um ein Artefakt aus längst vergangener Zeit, in Wirklichkeit jedoch um die
klingonischen Denkweisen und Umgangsformen, die hier besonders krass
zum Vorschein kommen. Dabei erinnern diese nur zu oft an menschliches
Verhalten.
Die Spannung hält sich von Anfang an auf eher geringem Niveau, denn
dass Kor nicht auf die Suche geht um erfolglos zu sein, ist von vornherein
klar. Nachdem das Schwert des Kahless relativ schnell gefunden ist,
erscheint Toral, um Ansprüche geltend zu machen und die Abreise der
Finder zu verhindern bzw. zu verzögern. Dabei ist es auch nicht spannend
ob ihm das gelingt, sondern lediglich, wieviel Schaden er anrichten kann.
Spannend wird es höchstens bei der immer erregter werdenden Debatte
zwischen Worf und Kor und dessen Beinahe-Absturz in der Höhle sowie
dem letzten Kampf mit der Toral-Gruppe. Hier ist man sich manchmal
nicht sicher, ob Kor das alles überleben wird. Von Hochspannung kann
aber keine Rede sein, daher auch nur 2 Punkte.
Was die SFX angeht, so spielt die Folge fast ausschließlich in den Kulissen
des Studios bzw. in der (Studio-) Höhle. Es gibt keine nennenswerten Flug-
oder Kampfszenen im Weltall. Immerhin sind die Studiokulissen von
gewohnt hoher Qualität und das Schwert des Kahless besticht durch sein
gut nachempfundenes antikes Design. Erwähnenswert ist auch die in
Szene gesetzte telepathische Fähigkeit des Letheaners, die stark an die
vulkanische Gedankenverschmelzung erinnert. 3 Punkte.
Bei der Handlung selber fällt sofort das viel zu leichte "Ausgraben" des
Schwerts durch die drei in Archäologie völlig unerfahrenen Sucher auf.
Reichlich unglaubwürdig ist auch, dass es niemandem zuvor gelungen sein
soll, die Kraftfelder auszuschalten, die das Schwert und die geheime
Kammer schützten. Dass Dax und Worf (nicht Kor!) das in kürzester Zeit
gelingt und sie innerhalb weniger Minuten an ein Artefakt gelangen, das
für die klingonische Heimatwelt von allerhöchster Bedeutung ist, erscheint
völlig unrealistisch, selbst wenn man die Vorgabe berücksichtigt, dass es
ja um eine 45-Minuten-Story geht. Wer auf unserem Planeten ein dem
Schwert des Kahless vergleichbares Artefakt suchen wollte, würde sich
zuallererst einmal mit dem massiven, religiös motivierten und
handgreiflichen Widerstand der am Grabungsort wohnenden Menschen
konfrontiert sehen, der leider allzu oft ein unüberwindliches Hindernis ist.
Das wusste wohl auch der Autor Richard Danus, der die Hur'q als Hüter
dann auch gleich weggelassen hat.
Es fällt weiterhin auf, dass in dieser staubigen Höhle Kraftfelder 1.000
Jahre überdauert haben sollen. Neben der zeitlichen Problematik (eine Null
weniger hätte auch gereicht) stellt sich auch die Frage: Mit welcher
Energiequelle denn? Es gibt Fragezeichen über Fragezeichen. Beantwortet
wird nur wenig. Der erfolglose Versuch des Toral an das Schwert zu
kommen, ist ein dramaturgischer Einschub, der - wie bereits oben
erwähnt - wenig spannend, ja eigentlich völlig überflüssig ist. Denn die
Dispute zwischen Worf und Kor haben es viel mehr in sich. Besonders Kor
wandelt sich vom väterlichen Freund zum hasserfüllt auf der Lauer
liegenden Gegner und Worf kann seine Emotionen angesichts dieser
Bedrohung zunehmend nicht mehr unter Kontrolle halten. Das Schwert
übt auf die in der Story auftretenden Klingonen eine derart magische
Anziehungskraft aus, dass sie sich geradezu übertreffen in der Absurdität
ihrer Vorstellungen, was sie damit machen bzw. werden wollen, wenn sie
erst einmal auf Qo'noS eingetroffen sind. Stellvertretend für den
Zuschauer steht Dax daneben und muss verzweifelt die Kontrahenten
beruhigen und schließlich zur Räson bringen.
Den meisten Zuschauern mag ein uraltes Artefakt wenig oder gar nichts
bedeuten, aber man stelle sich einmal vor, die legendäre Bundeslade mit
den 10 Geboten Gottes würde heute in einem 2.000 Jahre alten Versteck
in der Jerusalemer Altstadt gefunden werden: Sofort würden da ganz
erhebliche Emotionen hochkochen und weltweit würde das Auswirkungen
auf das religiöse Denken und Fühlen der gesamten gläubigen Menschheit
haben. Wenn man sich dies vor Augen hält, ist die besondere
Emotionalität der Klingonen in dieser Folge wohl am ehesten verständlich
und die Problemlösung durch das Beamen des Schwertes in den Weltraum
auch nachvollziehbar.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich hier um die erste richtige
Worf-Episode handelt, nachdem dieser seit seinem Auftauchen bei DS9 eher
wenig zu tun hatte. Michael Dorn gibt eine gewohnt gute schauspielerische
Leistung ab und sein Gespräch mit Jadzia, als er ihr seine vermeintliche
Bestimmung erläutert, überzeugt von der Körpersprache und Mimik her.
Gleichwohl ist das Agieren des Klingonen bei seiner bekannten
Vergangenheit als kühler Sternenflottenoffizier völlig unglaubwürdig. Der
gesamte Handlungsverlauf ist überhaupt viel zu dialoglastig und kommt
mit dem Umherschleichen der Akteure in der Höhle auch langweilig daher.
Daher auch nur 2 Punkte für die Handlung und ein "Befriedigend"
insgesamt, das noch geschmeichelt ist.
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