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Episodenbeschreibung
Die Defiant kehrt von einer Mission in einer bajoranischen Kolonie zurück. Bei DS9 angekommen,
findet die Crew eine beschädigte Raumstation vor. Ein Stoßtrupp der Jem'Hadar beamte von einem
Frachter an Bord und zündete in einem der oberen Pylone eine Sprengladung. Es gibt viele Tote
und Verletzte. Die Jem'Hadar entwendeten allerlei technische Ausrüstungsgegenstände. Sisko
lässt die Defiant mit Worf, Dax, O'Brien, Odo und sich selbst an Bord wieder startklar machen
und verfolgt das Schiff der Jem'Hadar anhand seiner Ionenspur in den Gammaquadranten. Man trifft
dort auf ein beschädigtes Jem'Hadar-Kriegsschiff, welches aber nicht das Schiff der Angreifer
ist. Die Jem'Hadar stecken offenbar in großen Schwierigkeiten, ihr Reaktor wird in Kürze
explodieren. Sisko beamt die Überlebenden, 6 Jem'Hadar und den Vorta Weyoun an Bord der Defiant,
bevor deren Schiff explodiert. Sisko will eine Erklärung für den Angriff auf seine Station. Obwohl
der erste Jem'Hadar, Omet'iklan dagegen ist, informiert Weyoun Sisko unter vier Augen über ihre Mission.
Weyoun erklärt, dass es sich bei den Jem'Hadar, die die Station angegriffen haben, um Abtrünnige
handelt, die auch ihr Schiff unter Beschuss genommen hätten. Vor einigen Wochen habe ein
Wissenschaftlerteam des Dominion auf einem abgelegenen Dominion-Planeten ein iconianisches Gateway
gefunden, mit dem die Iconianer vor 200.000 Jahren von Planet zu Planet gereist sind, ohne dafür
Raumschiffe benutzen zu müssen. Die abtrünnigen Jem'Hadar hätten die iconianische Anlage in ihre
Gewalt gebracht und versuchten seither das Gateway wieder in Betrieb zu nehmen. Gelingt ihnen das,
ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich noch viel mehr Jem'Hadar ihrer Sache anschließen
und für ihre Freiheit kämpfen werden. Weyoun und Sisko sind sich einig, dass die Jem'Hadar mit dem
Gateway praktisch unbesiegbar wären und nicht nur das Dominion, sondern auch die Föderation mit
Leichtigkeit erobern könnten. Mit den technischen Ausrüstungsgegenständen, die auf DS9 entwendet
wurden, könnten die Jem'Hadar das Gateway bald in Betrieb nehmen. Da nicht mehr genug Zeit bleibt,
andere Schiffe des Dominion zu informieren, braucht Weyoun Siskos Hilfe. Die beiden einigen
sich darauf, bei dieser Mission zusammenzuarbeiten und zu versuchen, das Gateway zu zerstören.
Weyoun gibt zu verstehen, dass er die 6 Jem'Hadar nicht über ihre wahre Mission informiert hat,
da er nicht riskieren wollte, dass sie sich den Abtrünnigen anschließen. Die Jem'Hadar würden denken,
dass es sich um eine ganz normale Mission zur Bestrafung von Abtrünnigen handele.
Sisko redet mit Omet'iklan und stellt klar, dass er auf der Defiant die Befehle erteilt und dass
auch Omet'iklan und seine Leute ihnen gehorchen müssen. Omet'iklan macht klar, dass er abtrünnige
Jem'Hadar noch mehr hasst als die Föderation und deswegen mit Sisko zusammenarbeiten wird.
Die Jem'Hadar und die Defiant-Crew trainieren gemeinsam für ihre Mission. Dabei kommt es zu gewissen
Differenzen zwischen den beiden Gruppierungen. Die Jem'Hadar finden die Sternenflottenoffiziere
feige und verlangen von ihnen, ihr Leben für ihre Mission zu opfern, während die Defiant-Crew gerne
mit dem Leben davonkommen würde.
Sisko hält eine Missionsbesprechung mit seinen Offizieren und den Jem'Hadar ab. Der Gebäudekomplex,
in dem sich das Gateway befindet, ist stark geschützt. Es befinden sich ungefähr 150
Jem'Hadar-Abtrünnige auf dem Planeten, die das Gateway beschützen. Während der Einsatzbesprechung
geraten Worf und der zweite Jem'Hadar, Toman'torax aneinander, doch Sisko kann die beiden trennen.
Inzwischen stellt sich heraus, dass die Jem'Hadar sehr wohl von dem Gateway wissen, sich jedoch
trotzdem loyal gegenüber den Gründern verhalten.
Weyoun trifft unterdessen auf Odo, den er bereits die ganze Mission über beobachtet hat. Weyoun und
die Jem'Hadar halten Odo für einen Gott. Weyoun teilt Odo mit, dass die Wechselbälger noch immer
seine Rückkehr in die große Verbindung wünschen.
Im Speisesaal geraten Worf und Toman'torax erneut aneinander und es kommt zu einer Prügelei. Sisko
und Omet'iklan trennen die beiden. Omet'iklan bestraft seinen Untergebenen indem er ihn tötet und
er erwartet von Sisko das gleiche bei Worf. Sisko gibt Worf Arrest in seinem Quartier. Omet'iklan
hält Sisko für schwach und verspricht ihm, ihn zu töten, wenn die Mission vorbei ist.
Als die Defiant ihr Ziel erreicht, beamen die Jem'Hadar und die Crew der Defiant hinunter. Ihre
Waffen funktionieren jedoch aufgrund des iconianischen Gateways nicht. Sie müssen sich ohne die
Phasergewehre bis zum Gateway durchkämpfen.
Einige Jem'Hadar und einige Defiant-Crewmitglieder werden getötet, doch es gelingt das Gateway zu
zerstören. Als Weyoun nach Beendigung der Mission hinunterbeamt, wird er von Omet'iklan erschossen,
da er die Loyalität seiner Männer angezweifelt hat. Omet'iklan verkündet, dass er zusammen mit
seinen Leuten auf dem Planeten bleiben wird, um weitere abtrünnige Jem'Hadar zu finden und zu töten.
Sisko kehrt mit seiner Crew auf die Defiant zurück und fliegt zurück zur Station.
Bewertung
"Die Abtrünnigen" ist eine äußerst kurzweilige und gelungene Action-Folge.
Die Crew der Defiant wird dieses Mal vor die äußerst schwierige Aufgabe gestellt, mit einigen
Jem'Hadar-Kriegern zusammenarbeiten zu müssen. Dabei entstehen einige sehr interessante Szenen.
Obwohl es sich um eine Action-Folge handelt, kommen die Charaktere keineswegs zu kurz. Durch die
Anwesenheit der Jem'Hadar auf dem Schiff gab es für die Autoren etliche Möglichkeiten, zwei völlig
unterschiedliche Welten und Kulturen aufeinanderprallen zu lassen und dabei vor allem die fremde
Macht des Dominion etwas näher zu beleuchten.
Auf der einen Seite haben wir in dieser Episode die wohlvertraute Föderationswelt mit den
Sternenflottenoffizieren, die zwar mutig aber nicht lebensmüde sind. Die Crew der Defiant hat
eine gesunde Portion Angst vor der bevorstehenden Mission und dem möglichen Tod. Im krassen Gegensatz dazu
stehen die Jem'Hadar, die weder essen, noch trinken oder schlafen und ständig zum Sterben bereit
sind. Durch die Anwesenheit dieser Aliens entstehen einige sehr interessante Szenen mit der Crew
der Defiant, die dabei einen ausgesprochen guten und vor allem sympathischen Eindruck hinterlässt.
Gelungen sind eigentlich alle Szenen im Speiseraum der Defiant. Besonders gut ist die, in der Worf,
Dax, Odo und O'Brien beobachten, wie die Jem'Hadar von Weyoun ihre Ketracel White-Dosis erhalten.
Gerade diese Gegensätze zwischen den beiden Kulturen und die Interaktion der bekannten DS9-Charaktere
untereinander sowie mit den Jem'Hadar in der recht angespannten Situation an Bord des Schiffes machen
den Reiz der Episode aus.
Der humorvolle Höhepunkt der Folge ist eine Unterhaltung zwischen Dax und einem Jem'Hadar, in der Dax
feststellt, dass die Krieger des Dominion nicht schlafen, nicht essen, trinken oder sonst etwas für
ihre Entspannung tun. Sie bekommt außerdem erklärt, dass es bei den Jem'Hadar keine Frauen gibt.
Köstlich ist das Ende der Szene, in der Dax dem Jem'Hadar offenbart, dass sie über 300 Jahre alt ist
und dieser daraufhin meint, das würde man ihr aber nicht ansehen.
Neben den vielen Charakterszenen mit der Crew der Defiant, die alle positiv hervorstechen,
beschäftigen sich die ersten 35 Minuten der Folge vor allem mit den Vorbereitungen auf den großen
Showdown am Ende der Episode. Da die Autoren viel Zeit darauf verwendet haben, die Spannungskurve
stetig ansteigen zu lassen und die ganze Zeit lang mit großer Sorgfalt auf das Finale zusteuerten, ist es
umso enttäuschender, dass dieses Finale doch recht wenig überzeugen kann. Für 150 Jem'Hadar-Abtrünnige,
die angeblich in der Festung warten sollen, sieht man davon viel zu wenige. Die wenigen Jem'Hadar und
Defiant-Offiziere schaffen es viel zu leicht, das Gateway der Iconianer zu zerstören. Hier ist der
Weg zum Ziel, also die Folge an sich, deutlich interessanter, als das Erreichen des Ziels im großen
Showdown.
Neben der eigentlichen Handlung nutzen die Autoren Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe die Folge
auch geschickt für einige Andeutungen auf das bevorstehende Staffelfinale.
In dieser Episode erfährt man Einiges über das Dominion. Laut Weyouns Aussage besteht das Dominion
bereits seit 2000 Jahren.
Wie in der Folge 4.04: Der hippokratische Eid, in der sich ein Jem'Hadar von
seiner Ketracel White-Sucht befreien konnte, wird hier noch einmal deutlich, dass die genetische
Programmierung der Jem'Hadar bei weitem nicht perfekt ist. Weyoun spricht sogar ganz offen davon,
dass die genetisch einprogrammierte Loyalität der Jem'Hadar gegenüber den Gründern gar nicht so groß
ist, wie oft angenommen. Deswegen hat man zusätzlich noch die Abhängigkeit vom Ketracel White in die
genetische Struktur eingebaut, um so noch eine weitere Möglichkeit zu haben, diese Krieger zu
kontrollieren.
Fraglich ist, woher die 150 abtrünnigen Jem'Hadar ihr Ketracel White nehmen. Bisher hatte man immer
den Eindruck, dass alle Jem'Hadar-Schiffe nur sehr wenig White an Bord haben, um eventuell meuternde
Mitglieder nicht zu lange am Leben zu lassen. Für 150 Jem'Hadar wäre aber eine ganze Menge Ketracel
White nötig.
Interessanterweise wird durch die ersten paar Minuten der Handlung der Eindruck verstärkt, dass Sisko
die Defiant zu leichtfertig auf Missionen schickt, die weit weg von DS9 erfüllt werden müssen. Der
Angriff der Jem'Hadar auf die Station wurde erst durch die Abwesenheit der Defiant ermöglicht. Sisko
rechtfertigt seine Vorgehensweise in dieser Episode damit, dass man die Defiant nicht 26 Stunden am
Tag über der Station kreisen lassen kann. Das ist sicher richtig und auch der Einsatz des Schiffes
zum Schutze einer der bajoranischen Kolonien mag gerechtfertigt gewesen sein, trotzdem schickt Sisko
die Defiant alle paar Folgen sehr leichtfertig auf irgendwelche Routinemissionen und vernachlässigt
währenddessen die eigentliche Aufgabe der Defiant, nämlich den Schutz der Raumstation. Dabei hat
Sisko Glück, dass das Dominion diese Schwachstelle noch nicht entdeckt hat bzw. sich dafür
entschieden hat, diese (noch) nicht auszunutzen.
Unverständlich wirkt gleichzeitig die Vorgehensweise der Sternenflotte. Es erscheint ziemlich
merkwürdig, dass auf DS9 oder zumindest in der Nähe der Station nicht schon längst eine größere
Streitmacht der Sternenflotte stationiert wurde. Würde es zu einem ausgewachsenen Angriff des
Dominion kommen (und damit muss die Sternenflotte prinzipiell ja bereits seit Beginn der 3. Staffel
rechnen) würde auch die Defiant nichts daran ändern, dass die Raumstation von den Jem'Hadar
überrannt werden würde. Da die Station am Ende des Wurmlochs einen für eine Dominion-Invasion
strategisch sehr wichtigen Punkt darstellt, ist der mangelnde Schutz von DS9 durch die Sternenflotte
eigentlich ziemlich unverantwortlich.
Nach dem Angriff auf die Raumstation in dieser Folge wäre es vermutlich auch angebracht bei der
Sternenflotte darüber nachzudenken, ob es nicht besser wäre, wenn man die Öffnung des Wurmlochs
verschließt oder kollabieren lässt.
Jeffrey Combs, der bereits als wiederkehrender Ferengi Brunt bekannt ist, schlüpft in dieser Folge
zum ersten Mal in die Rolle des Vorta Weyoun. Hierbei wird schnell klar, warum Weyoun zum Dauergast
bei DS9 wurde und in Zukunft als Vorzeige-Vorta dient. Jeffrey Combs spielt den rückgratlosen Weyoun
mit so viel Hingabe, dass es eine Freude ist, den Vorta in Aktion zu sehen. Besonders erfreulich ist
es deswegen, dass sich Weyouns Tod am Ende dieser Episode später als weniger endgültig herausstellen
wird, als zunächst angenommen. In einer späteren Folge wird erklärt, dass die Vorta geklont werden und
deswegen immer wieder neu hergestellt werden können.
Wieder erwähnt werden die Iconianer, die bereits in der TNG-Folge
2.11: Die Iconia-Sonden eine Rolle spielten.
Das Drehbuch stammt von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die sich nach dieser Folge direkt
an das Drehbuch des Staffelfinales machten.
Die solide Regie stammt bereits zum 5. Mal in dieser Staffel von TNG-Geordi-Darsteller LeVar Burton.
Die Folge musste nach der Fertigstellung um einige Szenen des Finales gekürzt werden, da diese zu
brutal waren, um im Fernsehen gezeigt zu werden. Dadurch wurde alles etwas zu kurz und Jeffrey
Combs musste noch eine weitere Szene als Weyoun drehen. Dies geschah während der Dreharbeiten zur
Folge 4.25: Quarks Schicksal, in der Combs wieder als Ferengi Brunt zu sehen ist.
Die Episode überzeugt auf allen Gebieten. Gelungen sind auch die Effekte. Besonders erwähnenswert
ist dabei der Teaser mit der Ansicht der Raumstation, bei der einer der oberen Pylone zerstört ist.
Die Masken der Jem'Hadar wurden für diese Folge überarbeitet. Dadurch wurde es nun auch deutlich
leichter, die Jem'Hadar voneinander zu unterscheiden.
Insgesamt ist "Die Abtrünnigen" eine spannende Action-Folge mit einem hohen Spaßfaktor, bei der
lediglich das zunächst groß vorbereitete Finale enttäuscht.
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