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Episodenbeschreibung
Sternzeit 51408,6
Captain Sisko befindet sich an Bord der fliegenden U.S.S. Honshu und
besucht einen Mann in der Gewahrsamszelle: Gul Dukat. Sisko macht sich
Gedanken über den Cardassianer, der in der Vergangenheit schwere
Schicksalsschläge einstecken musste und scheinbar ein gebrochener Mann
ist. Erstaunlicherweise begrüßt Dukat den Captain aber freundlich und
erzählt ihm, dass die Ärzte ihm versichert hätten, dass er sich gut erholt
habe. Dann thematisiert Dukat die möglicherweise anstehende
Gerichtsverhandlung der Sternenflotte gegen ihn. Sisko entgegnet, dass
er die Anklage nicht kenne und Dukat vorerst nur vor einer Sonderjury
erscheinen solle. Was ihn, Sisko, angehe, so werde er im Sinne der
Wahrheit aussagen. Dann spricht er Dukat sein Beileid zum Tod seiner
Tochter Ziyal aus und der Gul akzeptiert dies nach kurzem Misstrauen.
Sisko informiert den Gefangenen darüber, dass man am Folgetag auf der
Sternenbasis 621 eintreffen und ihn dort vernehmen werde. Zuletzt
bedankt sich Dukat noch bei Sisko über die gute Behandlung seiner
Tochter auf DS9 während ihres Aufenthalts dort. Sisko entgegnet, dass sie
eine ganz besondere junge Frau war. Er fragt den Cardassianer, ob er
noch etwas für ihn tun könne und prompt bestellt Dukat eine Flasche
Canar und eine Orion-Sklavin, als plötzlich der Alarm losgeht und die
Honshu angegriffen wird.
Auf DS9 verkündet Major Kira auf der Ops die Nachricht von der
Vernichtung der U.S.S. Honshu durch ein cardassianisches
Kampfgeschwader. Neben drei Fluchtkapseln sei ein Shuttle entkommen.
Nur zwei Sternenflottenschiffe könnten abgestellt werden, um die
Überlebenden in den umliegenden Planetenystemen zu suchen. Eines
davon ist die Defiant, die aber in 52 Stunden einen wichtigen Konvoi mit
30.000 Sternenflotten-Soldaten eskortieren soll. Es bleibt also kaum Zeit
und man bekommt keine Sekunde länger, wie Kira Worf gegenüber
klarstellt.
Sisko wird in einer Höhle am Lagerfeuer von Dukat geweckt. Der Captain
ist an der linken Körperseite durch Plasmaverbrennungen verletzt. Dukat
erzählt ihm von der Flucht von der explodierenden Honshu mit dem
Shuttle, das er beschädigt auf einem unbekannten Planeten landete. Das
Notfunkgerät des Shuttles befindet sich in der Höhle. Dukat hat es
repariert und es sendet nach seinen Worten ein neutrales Notsignal aus.
Sisko bedankt sich für seine Rettung und die Armschiene, die der
Cardassianer ihm angelegt hat. Dukat will auf dem ungastlichen Planeten
etwas zu essen suchen und verlässt die Höhle. Auf dem Weg nach
draußen ist plötzlich Weyoun da und befragt den Gul, was er mit Sisko
vorhabe. Dukat antwortet, dass es eine persönliche Sache zwischen ihm
und dem Captain sei. Weyoun fordert von ihm, dass er Sisko tötet, Dukat
will das jedoch nicht, vorläufg jedenfalls. Der Vorta verspottet ihn wegen
seines “erbärmlichen” Verhaltens im Krankenhaus und Dukat schießt auf
den vermeintlichen Weyoun, der sich als Trugbild herausstellt.
Beim Essenzubereiten kommen der auf einer Decke liegende Sisko und
Dukat ins Gespräch. Dukat erinnert sein Gegenüber daran, dass er
möglicherweise dem Dominion in die Hände fallen könnte. Er lacht über
diese Wendung des Schicksals, während Sisko zum Ausdruck bringt, dass
ihm wohler wäre, wenn Dukat wieder in einer Föderationszelle stecken
würde. Dukat lässt sich davon nicht beeindrucken und sucht weiter das
Gespräch. Wie es Kira und Odo auf DS9 gehe? Sisko bleibt reserviert und
abweisend. Der Cardassianer kommt auf die Bajoraner zu sprechen: Er
habe von Anfang an nur vorgehabt, die geschlagenen Wunden zwischen
Bajor und Cardassia zu heilen. Ob Sisko für ihn als alter Freund aussagen
würde? Der Captain verneint eine Freundschaft, wiederholt jedoch seine
Dankbarkeit für seine Rettung. Dukat scheint zum wiederholten Mal
draußen etwas zu hören und geht wieder raus. Er trifft auf Damar, der
ebenfalls von ihm den Tod Siskos fordert. Sisko schleppt sich zum
Notfunkgerät und sieht, dass es in Wirklichkeit offline ist. Nachdem Dukat
Damar “beruhigt” hat, kehrt er zu Sisko zurück, der ihn zur Überprüfung
des Notfunkgeräts auffordert. Dukat kann jedoch nichts finden, wie er
dem Captain versichert.
Die Defiant hat unter dem Kommando von Worf Überlebende der Honshu
gefunden, jedoch noch keinen Hinweis auf Sisko. Dieser versucht in seiner
schwer behinderten Lage inzwischen das Notfunkgerät selbst
instandzusetzen, was ihm gelingt. Ein Notsignal wird auf der Defiant von
Chief O’Brien empfangen.
Dukat kommt mit einer Matte zurück, um es dem bisher liegenden Sisko
etwas erträglicher zu machen. Angelehnt an einen Felsen muss er sich von
Dukat fragen lassen, was er wirklich von dem Cardassianer halte. Bevor
Sisko antworten kann erscheint Dukat eine Trugbild-Kira, die ihm ins Ohr
sagt, was er wirklich ist: Ein böser Verbrecher, der schon vor Jahren
verurteilt und erschossen gehörte. Sisko bemerkt Dukats
Wahnvorstellungen nicht. Der Gul fängt jetzt an sich selbst als das zu
bezeichnen, was er in Wirklichkeit war, nämlich der böse Präfekt von
Bajor, der Millionen Bajoraner auf dem Gewissen hat. Sisko entgegnet
endlich, dass er keinen Sinn in dieser Diskussion sehe. Er könne und wolle
ihn nicht beurteilen. Der Captain bemerkt, dass Dukat scheinbar ins Leere
spricht und an ihn gewandt erneut seine Meinung über ihn hören will.
Sisko gesteht ihm schließlich zu, dass er ja Soldat gewesen sei und
Befehlen gehorchen musste. Die Trugbild-Kira lacht Dukat schallend aus
ob dieser Ausrede und Sisko, der inzwischen gemerkt hat, dass sein
Gegenüber unter Wahnvorstellungen leidet, versucht ihn zu bewegen,
nicht auf die vermeintliche Kira zu hören.
Während die Defiant zwei andere Überlebende an Bord beamt, das Signal
kam von ihnen, schießt Dukat in der Höhle auf “Kira” und entdeckt dabei
die Manipulation des Notfunkgeräts durch Sisko. Er zerstört es und
bezichtigt Benjamin des Verrats, den er aber gar nicht ausstehen könne.
Er schlägt ihn mit einem langen Metallstab.
Auf der Defiant hat Jadzia Dax das Signal jedoch noch auffangen können.
Obwohl die Zeit abgelaufen ist, nimmt das Schiff auf Worfs Befehl Kurs auf
den dritten Planeten.
In der Höhle kommt es jetzt zur erregten Auseinandersetzung zwischen
Dukat und dem um sein Leben ringenden Sisko. Er ist jedoch nicht bereit,
Dukat die Absolution für weitere Verbrechen zu geben. Lieber solle er ihn
erschießen. Dukat verspottet Sisko, dieser jedoch hält ihm seine
Verantwortung für die Ermordung von 15 Millionen Bajoranern vor. Dukat
rechtfertigt sich, sagt, er hätte auch Leben gerettet, die Todesrate um 20
Prozent gesenkt, hätte es schwer gehabt, aber die undankbaren Bajoraner
hätten stattdessen Attentate und Terroranschläge verübt. Er sei bei seinen
Vergeltungsmaßnahmen gerecht gewesen, trotzdem sei es Jahr für Jahr so
weiter gegangen. Trugbild-Weyoun, -Damar und -Kira sind bei ihm und
stimmen ihm zu. Sisko versucht im Gespräch mit dem gefährlichen
Cardassianer zu bleiben, der die Bajoraner nun als unterlegene Rasse
bezeichnet, die die Überlegenheit der Cardassianer nicht akzeptieren
konnte. Dukat rühmt sein Volk als überlegene Rasse und kann den seiner
Meinung nach dummen Stolz der Bajoraner nicht verstehen. Natürlich
habe er sie dafür gehasst. Er hätte sie alle umbringen sollen. Sisko kann
Dukat in einem günstigen Augenblick niederschlagen und flieht nach
draußen zum Shuttle. Es gelingt ihm jedoch nicht zu starten, Dukat
erscheint und wirft ihn aus dem Runabout. Vor seiner Flucht kündigt er
noch den Tod aller Bajoraner an, schlägt den Captain brutal nieder und
verschwindet.
Die Defiant empfängt ein Signal von Gul Dukat: Es ist der Aufenthaltsort
Siskos. Der Captain erholt sich auf der Krankenstation und äußert zu
Jadzia, dass er mit Dukat das wirklich Böse erlebt habe. Er werde nicht
zulassen, dass dieser Bajor zerstört.
Bewertung
Die ultimative Charakterzeichnung des Gul Dukat: Unter dem Eindruck der
in der Vergangenheit erlittenen Niederlagen lässt der Cardassianer vor
Sisko die Maske fallen und man erkennt einen hin- und hergerissenen
Charakter, der seine zutiefst verinnerlichten Verhaltensmuster nicht mehr
überblicken, geschweige denn ablegen kann. Sein Mitgefühl für die
Bajoraner ist nur vorgetäuscht, um sich in der Rolle des Beherrschers besser
zu gefallen. Die zutiefst machohafte Vorstellung, die er hier abgibt, ist
eigentlich eine Charakterstudie für Despoten im Großen und tyrannische
Familienoberhäupter im Kleinen, von denen es leider viel zu viele in der
Galaxis und auf der Erde gibt.
Spannend ist die Episode schon deshalb, weil noch mehrere Wege in die
Zukunft offen sind. Es ist nicht von vornherein absehbar, was sich hinter
dem manchmal sympathisch-lächelnden und andererseits verfinsternden
Gesicht Dukats verbirgt. Aus früheren Folgen ist bekannt, dass der Gul
auch völlig harmlos für seine Umgebung sein kann. Hier entscheidet er
sich angesichts der nach der Zerstörung der Honshu unverhofft wieder
erlangten Freiheit jedoch frühzeitig für eine eigentlich völlig unnötige
Auseinandersetzung mit Sisko, den er trotz seiner Verletzung als
gleichwertigen Gegner ansieht und dem er jetzt endlich einmal ungestört
und allein gegenübersteht. Dabei fühlt man mit dem schwer verletzten
Sisko und hofft, dass es ihm gelingt, die Defiant mit dem Notfunkgerät
rechtzeitig zu erreichen, bevor Dukat völlig durchdreht. Das bedrohliche
Anwachsen von Dukats Wahnvorstellungen und seines Misstrauens, seine
zunehmend unkontrollierter werdenden Reaktionen lassen zumindest das
Ende spannend werden, gleich wie es ausgeht. Natürlich weiß der
Zuschauer, dass Sisko letztlich überleben wird, aber es ist trotzdem
spannend, wie er diese für ihn hoch gefährliche Situation meistert, in der
wohl niemand stecken möchte. Man weiß bis zuletzt auch nicht, ob es der
Defiant nicht noch gelingen wird, den Cardassianer wieder
gefangenzusetzen. 5 Punkte für die Spannung.
Die SFX sind in dieser Folge zwar angemessen, aber kaum sehenswert.
Die sattsam bekannten Höhlenkulissen sind ohnehin nicht der Knaller und
man vermisst auch den Kampf der Honshu mit ihren Angreifern. Mehr als
2 Punkte sind da nicht drin.
Die Handlung hat es dagegen wieder einmal in sich, auch wenn es eine
stark dialoglastige Folge ist. Gul Dukat ist in überlegener körperlicher
Position bei gleichzeitig schwerer psychischer Störung mit dem fast
wehrlosen Captain Sisko konfrontiert. Ausgerechnet von diesem verlangt
er wie ein missratener Sohn Anerkennung und Respekt für vergangene
und zukünftige Taten, die der gewiefte Captain ihm jedoch nicht zu geben
bereit ist. Dies schafft für Dukat im Bunde mit seiner Psychose die
gefährliche Mischung aus Enttäuschung und Wut, die sich schließlich in
körperlicher Gewalt an seinem verwundeten Gegenüber entlädt. Sisko
dagegen wird zunehmend schwächer, muss angesichts der Täuschung mit
dem Notfunkgerät die tödliche Gefahr erkennen, in der er schwebt und
kann nur noch versuchen, Dukat zu beschwichtigen, was ihm sichtbar
nicht leicht fällt. Der Cardassianer dagegen hält eindrucksvolle Monologe,
die belegen, dass er ein paranoider Massenmörder ist, der seinem
Größenwahn immer noch frönt und der den wehrlosen Sisko auch noch
schmerzhaft demütigt.
Dabei ist es höchst interessant, Dukats Worten und seiner abartigen Logik
zu lauschen, mit der er Sisko sein Tun in Vergangenheit und Gegenwart
erklärt: Er wollte - wie könnte es anders sein - nur das Beste für die
Bajoraner, die undankbaren. Besonders spaßig ist das in seiner Phantasie
vorhandene Auftreten von Major Kira, Weyoun und Damar dabei
überhaupt nicht, denn diese Gestalten befeuern seine Paranoia derart,
dass sie am Ende tatsächlich wie ein Flächenbrand wirkt. Das völlige
Ausblenden des Freiheitswillens eines unterdrückten Volkes und das
gleichzeitige Herabsetzen desselben als minderwertig, unterentwickelt
usw. ist ein typisches Charaktermerkmal von Diktatoren. Gul Dukat mag
im Privaten noch so nett sein, als cardassianischer Befehlshaber und
Kommandant von Terok Nor war und ist er ein glaubhafter Vertreter der
Besatzungsmacht, denn diese Leute unterliegen allesamt ihrer
eingeimpften Logik der gewaltsamen Beherrschung anderer zu deren
Wohl. Wäre das nicht so traurig, könnte man darüber lachen, aber die
Menschheit hat über Jahrhunderte hinweg leider schon viele solcher Gul
Dukats erleben müssen. Sie alle hatten die gleiche Intention, nämlich
durch brutale Gewalt die Beherrschten auszuplündern und/oder zu
ermorden und gleichzeitig deren Wohlergehen vor sich selbst und denen,
die es glauben wollen, zu verkünden.
Trotzdem hat Dukat mit Sisko tatsächlich einen gleichwertigen Gegner vor
sich, der ihn trotz schwerer Verletzungen noch kurzzeitig ausschalten und
zum Shuttle fliehen kann. Nachdem ihn Dukat aber überwältigte, lässt er
ihn wieder zur Sternenflotte zurückkehren. Über die Gründe kann man
spekulieren, es erscheint jedoch logisch, dass dies ein taktischer Zug des
Cardassianers ist, um sich eine Rückversicherung für eine eventuelle
erneute Gefangenschaft zu verschaffen.
Die restliche DS9-Crew hat wenig zu tun, der B-Plot ist kaum
erwähnenswert. Eine Rettungsmission unter Zeitdruck, das kennt der
Zuschauer nur zu gut.
Trotzdem, gerade wegen der durch Marc Alaimo eindrucksvoll in Szene
gesetzten Dukat-Vorstellung 5 Punkte für die Handlung.
Fazit: Man darf gespannt sein, wann und unter welchen Umständen der
Cardassianer wieder auftauchen wird. Sisko wird in Zukunft als
Abgesandter der Propheten auf diesen Mann besonders aufpassen
müssen, denn er will Bajor vernichten.
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