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Episodenbeschreibung
Morn ist seit einigen Tagen bereits auf einer Geschäftsreise, als die Nachricht von seinem Tod
die Station erreicht. Quark hält eine Trauerfeier für seinen Stammgast ab. Noch auf der
Veranstaltung erfährt er, dass Morn ihm sein ganzes Vermögen vererbt hat.
In Odos Büro findet die Testamentseröffnung statt und Quark erfährt, dass Morn nichts als
Schulden hatte. Auch sein Warenbestand ist nicht viel wert und in seinem Quartier befindet
sich lediglich ein überdimensionales Schlammbad, in dem Morn geschlafen hat. Als Quark von
Odo alleine gelassen wird, taucht aus diesem Schlammbad plötzlich eine schöne Frau auf. Sie
stellt sich als Larell, Morns Ex-Frau, vor. Larell verkündet, dass sie ganz sicher weiß, dass Morn
im Besitz von 1000 Blocks goldgepresstem Latinum war. Quark und Larell verbringen einige
schöne Stunden und Quark willigt ein, die 1000 Blocks mit ihr zu teilen, wenn er sie findet.
In Wirklichkeit traut der Barbesitzer ihr jedoch nicht über den Weg und begibt sich inzwischen auf die
Suche nach dem Latinum. Auf der Station befindet es sich nicht, wie er schon bald herausfindet.
In seinem Quartier wird Quark von den Brüdern Krit und Nahsk überrascht, die sich als
Geschäftspartner von Morn vorstellen und behaupten, dass der Verstorbene ihnen die 1000 Blocks schuldete.
Quark verhandelt mit den Brüdern und einigt sich darauf, dass die beiden die Hälfte des
Vermögens erhalten. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, zerschlagen sie eines von Morns
Bildern auf Quarks Kopf und gehen dann. In dem zerissenen Bild findet Quark einen Mikrochip,
welcher der Schlüssel für ein Schließfach auf der Station ist. In diesem Schließfach findet
Quark den ersten der 1000 Blocks Latinum. Auf der Rückseite steht, dass der Rest des Vermögens
sich auf der Bank von Bolias befindet.
Quark geht in sein Quartier, um das Geld abzuheben. Auf dem Weg dorthin trifft er sowohl auf
Larell, als auch auf Krit und Nahsk, die noch einmal ihre Forderungen unterstreichen. Als
Quark das Geld auf sein Konto überweisen will, wird er plötzlich von Hain überrascht, der
sich als Sicherheitsbeamter der Königsfamilie von Luria vorstellt. Er erklärt Quark, dass
Morn der Kronprinz von Luria war und auf das Thronerbe verzichtet hat. Als er abdankte, erhielt
er die 1000 Blocks, doch nach seinem Tod geht das Geld wieder in den Besitz der königlichen
Familie über. Quark erzählt Hain von den Brüdern und von Larell. Hain lässt Quark laufen und
verspricht ihm eine Belohnung, wenn er ihm im Gegenzug dabei hilft, Larell, Krit und Nahsk
ins Gefängnis zu bringen. Quark überweist die 1000 Blocks auf die Station.
Am nächsten Tag tauchen in Quarks Quartier nacheinaner Larell, Krit und Nahsh und Hain auf.
Bei diesem Zusammentreffen stellt sich heraus, dass keine der Geschichten wahr war.
In Wirklichkeit gehörte Morn zusammen mit den Vieren einer Bankräuberbande an, die vor über 7
Jahren einen Bankraub über 1000 Blocks goldgepresstes Latinum verübten. Morn hatte sich mit den
1000 Blocks aus dem Staub gemacht. Vor wenigen Tagen ist die Verjährungsfrist für den Bankraub
abgelaufen, deswegen sind nun alle auf die Station gekommen, um sich das Geld zu holen. Da man
ohne Quark nicht an das Geld herankommt entschließt man sich dazu, die Beute wie geplant
durch 5 zu teilen und Morns Anteil an Quark zu geben.
Am nächsten Tag begeben sich alle in den Frachtraum. Als man vor der Beute steht wird klar,
dass keiner der Vier wirklich vorgehabt hat zu teilen, im Gegenteil, jeder will den anderen
umbringen. Es kommt zur Schießerei. Odo kann mit seinen Sicherheitsleuten alle festnehmen.
Der einzige, der davonkommt, ist Quark, der keine Waffe bei sich hatte. Dafür muss dieser
feststellen, dass die 1000 Blocks Latinum völlig wertlos sind, da aus ihnen das wertvolle
Latinum extrahiert wurde.
Als Quark sich wieder um seine Bar kümmert, bringt Odo plötzlich den quicklebendigen Morn herein.
Dieser hatte seinen Tod nur vorgetäuscht, da er wusste, dass seine vier Komplizen auftauchen
würden und somit Lebensgefahr bestand. Morn offenbart Quark den Aufenthaltsort des Latinums.
Er hat es über all die Jahre in seinem zweiten Magen aufbewahrt, weswegen ihm auch die Haare
ausgefallen sind. Morn gibt Quark als Belohnung ungefähr soviel Latinum ab, wie 100 Blocks
enthalten.
Bewertung
"Wer trauert um Morn?" ist wohl die erste, bis heute die einzige und wahrscheinlich auch die
letzte Star Trek-Folge, die einem Statisten gewidmet ist. Gemeint ist natürlich Morn, also
jemand, der hier und da wortlos durchs Bild geht oder in Quarks Bar herumsitzt und
der seit der ersten Staffel dabei und inzwischen längst zur Kultfigur von DS9 geworden
ist. Morn ist in ganz DS9 in insgesamt 87 Episoden (sowie einer TNG- und einer Voyager-Episode)
zu sehen, aber nie zu hören.
Die Gründe für seine Beliebtheit beim Publikum sind vielfältig. Das fängt bereits bei seinem
Aussehen an, das auf Michael Westmores hervorragende Maske zurückzuführen und selbst für
Star Trek-Verhältnisse sehr ungewöhnlich ist und geht bis hin zu den Autoren, die Morn immer
wieder ins Geschehen mit einbinden und sich für ihn jedesmal etwas Neues ausdenken. Das
geht inzwischen soweit, dass Morn oft auch erwähnt wird, wenn er selbst gar nicht zu sehen ist.
Auf diese Weise hat man völlig serienuntypisch und im Gegensatz zu sämtlichen anderen Statisten
das Gefühl, dass Morn zu Deep Space Nine dazugehört und dass das Stationsleben eben aus mehr
besteht, als nur aus den Schicksalen der 9 Hauptpersonen.
"Wer trauert um Morn?" ist als Geschenk an alle Morn-Fans gedacht gewesen. Leider kam man auf
dem Weg von der ursprünglichen Idee einer Morn-Episode bis zur endgültigen Umsetzung etwas vom
Weg ab und hat letztlich ein wenig das Thema verfehlt. Die Folge sollte eine Geschichte um
Morn werden, endete aber eigentlich in einer mittelmäßigen Quark-Folge, denn von Morn selbst
war nur zu Beginn und am Ende der Episode etwas zu sehen. Autor Mark Gehred-O'Connell stand
hier sicher vor keiner ganz einfachen Aufgabe. Schon mehrere DS9-Autoren hatten versucht eine
Folge über Morn zu schreiben. Sie alle waren früher oder später an der Vorgabe gescheitert,
dass Morn stumm bleiben muss. Erst Gehred-O'Connell kam auf die Idee, eine Episode über Morn
zu machen, in der dieser selbst gar nicht anwesend ist. Das Ergebnis fällt aber nur wenig besser
aus, als die vielen erfolglosen Versuche zuvor, denn über Morn erfahren wir kaum wirklich mehr
und die Folge selbst ist auch nur mäßig spannend.
Die Vertiefung von Morns Charakter und seines Hintergrundes bleibt eher oberflächlich. So blieb
am Ende eigentlich nicht viel mehr übrig als eine eher unspektakuläre Quark-Folge mit einigen
lustigen Szenen und einer recht durchschnittlichen Krimi-Handlung. Um in der hervorragenden
6. DS9-Staffel hervorzustechen ist das leider zu wenig. Wenn die Folge nicht die an sich
erwähnenswerte Tatsache aufzuweisen hätte, dass die Handlung auf einem Charakter aufbaut,
der bei über 60 Auftritten noch kein Wort gesprochen hat, würde sich kein Mensch für diese
Episode interessieren.
Am interessantesten waren die verschiedenen Varianten von Morns Vergangenheit, in der er nicht
nur verheiratet, sondern auch der Kronprinz der lurianischen Königsfamilie war. Leider stellten
sich diese Geschichten am Ende alle als unwahr heraus und Morn wurde zum Bankräuber erklärt.
Origineller wäre es gewesen, wenn die Geschichten über Morn trotz seiner Bankräuber-Vergangenheit
der Wahrheit entsprochen hätten.
Wenigstens bekam man am Ende der Episode eine Erklärung für Morns spärlich gesäte Haare,
die ihm ausgefallen waren, weil er seit dem Bankraub das ganze Latinum aus den 1000 Blocks in
seinem zweiten Magen aufbewahrte.
Der von den Autoren immer wieder gern benutzte Witz über Morns angebliche Gesprächigkeit wurde
auch in dieser Folge wieder mehrfach eingebaut. So meint Quark zu Odo, dass ihm das stumme
Hologramm von Morn sehr viel lieber sei, als das ständig plappernde Original. Der Zuschauer
durfte den angeblich ungemein mitteilsamen Morn bisher nur stumm kennenlernen.
Dies war jedoch keineswegs immer so geplant. Die Autoren versahen Morn mehrfach mit der
einen oder anderen Textzeile, die dann aber jedesmal kurz vor Drehbeginn wieder gestrichen
wurde. Zu Beginn geschah dies vor allem aus finanziellen Gründen, da die gewerkschaftlich
vorgeschriebenen Gagen für Sprechrollen viel höher sind, als die für einfache Statisten und
sogar eventuelle Wiederholungen beinhalten.
Vor diesem Hintergrund stellte Quarks Bemerkung zu Odo, ein sprechendes Morn-Hologramm sei viel
zu teuer für die Bar gewesen, einen durchaus gelungenen Insider-Gag dar.
Auch nach den ersten Folgen, als Morn seine Popularität unter den Fans aufgebaut hatte, blieb
er weiter stumm, auch wenn es sich DS9 sicher hätte leisten können, Morn zu einer Sprechrolle
aufsteigen zu lassen. Die Produzenten entschieden sich jedoch dagegen und machten damit aus dem
stummen Morn eine Art Running Gag.
Von allen Szenen, in denen Morn etwas sagen sollte, hätte der Morn-Darsteller Mark Allen Shepherd
am liebsten eine Szene gedreht, die in der Bar spielte und auf der Bond-Hommage
4.10: Unser Mann Bashir basierte. Hier sollte Morn im Smoking aus der
Holosuite kommen, in der Bashirs Bond-Programm lief, und bei Quark einen Martini, geschüttelt
nicht gerührt, verlangen. Die Szene wurde leider genauso wie alle anderen Morn-Sprechszenen
niemals gedreht.
Morn war bereits im Pilotfilm 1.01 + 1.02: Der Abgesandte zu sehen.
Der Darsteller Mark Allen Shepherd war zum Statisten-Casting für DS9 gegangen und hatte dabei
Morns Maske, die Kreation von Maskenbildner Michael Westmore übergestülpt bekommen. Da die Maske
bei Shepherd perfekt passte, sagte man ihm, er solle am 1. Drehtag des Pilotfilms wiederkommen.
Einen Tag vor Drehbeginn rief Shepherd bei Paramount an. Dort teilte man ihm mit, dass er am
nächsten Tag doch nicht mit Drehen dran sei. Shepherd wollte sich damit aber nicht zufrieden
geben und fuhr kurzerhand zum Set, was für ihn ohne Auto schwer zu bewältigen war. Nachdem er
eine Nacht vor dem Paramount-Gelände verbracht hatte, wurde er am nächsten Morgen von Michael
Westmore auf dem Set entdeckt. Das Telefongespräch stellte sich als als Irrtum heraus und
Shepherd hatte den Job.
Nach dem Pilotfilm sahen sich die Verantwortlichen von DS9 das gedrehte Material an. Ihnen
fiel Morn sofort auf, auch wenn dieser nur im Hintergrund durchs Bild lief. Morns ungewöhnliches
Aussehen schien perfekt geeignet zu sein, um Deep Space Nines Stellung als Raumhafen am Rande von
Nirgendwo mit vielen exotischen Bewohnern zu unterstreichen. Daraufhin wurde Shepherd für längere
Zeit unter Vertrag genommen. In den 20 Folgen der 1. Staffel war er bereits in 19 zu sehen.
In der Episode 1.15: Mulliboks Mond bekam Shepherds Charakter
schließlich seinen Namen und schon bald hatte Morn seine eigenen Fans.
Nach nur wenigen Episoden hatte Shepherd die Gelegenheit, einige seiner selbst gemalten Bilder
einer Set-Designerin zu zeigen, die diese toll fand, da sie auf eine besondere Weise futuristisch
wirkten und zu Star Trek passten. Daraufhin hingen in den Quartieren auf DS9 des Öfteren
verschiedene Bilder von Mark Allen Shepherd, unter anderem in Jake Siskos, Kiras oder Dax'
Quartier.
In dieser Folge darf man Mark Allen Shepherd in einer kurzen Szene ohne Maske sehen. Als Quark
die Gedenkrede für Morn hält und alle dazu auffordert Morns Stuhl in der Bar immer warm zu halten,
führt er einen bajoranischen Gast zu Morns Stuhl. Dieser Gast wurde von Mark Allen Shepherd
gespielt.
In der deutschen Version blieb Morn keineswegs stumm. Das Synchronstudio bedachte ihn in der
Folge 2.26: Der Plan des Dominion mit ein paar Worten.
In der letzten Szene der Folge, in der Morn ein wenig Latinum aus seinem Magen holt und es Quark
gibt, sieht man zum ersten Mal wie wenig Latinum in einem Block enthalten ist, denn Quark
behauptet, dass die paar Milliliter in seinem Glas über 100 Blocks Latinum wert sind. Warum die
Blocks dann aber so groß sein müssen, bleibt unklar.
Geschrieben wurde "Wer trauert um Morn?" von Mark Gehred O'Connell, der mit dieser Folge nach
2.09: Rätselhafte Fenna und 3.08: Meridian seinen
dritten und letzten Star Trek-Beitrag lieferte.
Stark überarbeitet wurde das Drehbuch von René Echevarria. Gehred-O'Connell zeigte sich mit den
Überarbeitungen eher unzufrieden. In seiner ursprünglichen Version sollte Morn nur verschwunden
sein und hinter dem Zusammenbruch der Ferengi-Wirtschaft stecken.
Regie führte Victor Lobl, der insgesamt 4 Folgen bei DS9 und 2 Folgen bei Voyager inszenierte.
Die Folge bekam 1998 eine Emmy-Nominierung für das Makeup.
Zusammengefasst besteht diese Folge aus einem grundsätzlich interessanten Ansatz in einer ordentlich
und routiniert inszenierten Handlung ohne Höhepunkte.
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