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Episodenbeschreibung
Ein Wissenschaftler-Team der Trill kommt an Bord der Station, um dort mit Hilfe der Defiant zu
versuchen, ein künstliches Wurmloch zu erzeugen. Teil des Wissenschaftlerteams ist auch Dr. Lenara
Kahn. Kahns früherer Wirt Nilani war vor vielen Jahren einmal mit Dax' früherem Wirt Torias
verheiratet. Sisko bietet Dax an, während Kahns Aufenthalt auf der Station Urlaub zu nehmen, um nicht
alte Gefühle wieder aufleben zu lassen, doch Dax lehnt ab. Sie will sich mit ihrer Vergangenheit
auseinandersetzen.
Bashir erklärt Kira inzwischen, warum Dax und Kahn selbst wenn sie wollten, ihre alte Beziehung nicht
wieder aufleben lassen dürften. In der Gesellschaft der Trill ist es ein Tabu mit einem Partner aus
einem früheren Leben wieder eine Beziehung einzugehen.
Am Abend gibt es einen Empfang für das Wissenschaftlerteam, zu dem außerdem noch Lenaras Bruder Bejal
und Dr. Hanor Pren gehören. Jadzia und Lenara werden von allen aufmerksam beobachtet, da
offensichtlich alle damit rechnen, dass zwischen den beiden noch Gefühle vorhanden sind.
Am nächsten Tag beginnt die Mission auf der Defiant. Dabei kommen sich Dax und Kahn etwas näher und
Dax lädt Lenara am Abend zum Essen ein. Sie versichert ihr, dass beim Essen auch noch Dr. Bashir
anwesend sein wird. Bashir, der noch gar nichts von seiner abendlichen Verabredung gewusst hat,
willigt ein, die Anstandsdame zu spielen. Das Abendessen verläuft wie erwartet. Jadzia und Lenara
schwelgen in alten Erinnerungen, während Bashir gelangweilt zuhört. Als der Doktor auf die Krankenstation
gerufen wird, sind die beiden ungestört und gestehen sich, dass sie sich gegenseitig sehr vermisst
haben und ihre Gefühle nur schwer unter Kontrolle halten können.
Die ersten Tests auf der Defiant verlaufen erfolgreich. Das künstliche Wurmloch kann erzeugt werden,
auch wenn es schon nach wenigen Sekunden wieder kollabiert.
Jadzia und Lenara werden bei der Zusammenarbeit von Dr. Pren und Bejal beobachtet. Pren hat die beiden auch
beim Essen am Abend zuvor gesehen und berichtet Lenaras Bruder davon. Bejal wird langsam misstrauisch
und stellt seine Schwester später zur Rede.
Kahn reagiert sehr verärgert und geht nach dem Gespräch direkt zu Dax. Dort weint sie sich aus und es
kommt zum Unvermeidlichen, die beiden gestehen sich, dass sie sich noch lieben. Sie küssen sich, doch
sie wissen nicht ob sie bereit sind, ihre Liebe offen zuzugeben und damit den Ausschluss aus der
Trill-Gesellschaft zu riskieren.
Dax berät sich mit Sisko. Dieser ist der Meinung, dass sich Dax gut überlegen sollte
was sie will, da der Ausschluss aus der Trill-Gesellschaft ein hoher Preis ist. Wenn es jedoch
wirklich das ist, was Dax will, würde Sisko sie unterstützen.
Am nächsten Tag, beginnt die nächste Stufe der Tests. Dabei läuft etwas schief. Das Wurmloch kollabiert
unplanmäßig und beschädigt die Defiant. Dabei wird Kahn im Maschinenraum verletzt. Da es außerdem ein
Plasmaleck im Maschinenraum gibt, kann man Kahn nicht so leicht erreichen. Dax gelingt es jedoch zu ihr
zu gelangen und sie zu retten. Dax erkennt, dass sie Lenara keinesfalls noch einmal verlieren möchte. Sie
möchte die Beziehung weiterführen, trotz der Konsequenzen. Lenara ist dazu jedoch nicht bereit. Sie
verlässt die Station zusammen mit ihrem Bruder und Dr. Pren.
Bewertung
"Wiedervereinigt" ist die erste Star Trek-Episode, die das Thema Homosexualität offen thematisiert.
Das Thema war bereits in den beiden TNG-Folgen 4.23: Odan, der
Sonderbotschafter und 5.17: Verbotene Liebe thematisiert worden,
allerdings war man beide Male trotz interessanter Handlungen am Ende nicht so richtig mit dem Ergebnis
zufrieden. In beiden Folgen vermied man es, eindeutig Stellung zur Homosexualität zu beziehen.
4.23: Odan, der Sonderbotschafter enttäuschte, da jegliche Aussage
zur Homosexualität fehlte. Als Odan am Ende der Episode in einem weiblichen Wirtskörper erscheint,
wich man einer eindeutigen Aussage aus, indem Crusher erklärte, sie käme mit dem ständigen Wechsel
der Wirtskörper von Odan nicht zurecht. Deutlich konkreter wurde die Homosexualität in
5.17: Verbotene Liebe angesprochen, allerdings war die Wahl der
Darstellerin von Rikers Partnerin unglücklicherweise auf die recht feminine Melinda Culea gefallen.
Hier hätte man besser eine maskulin wirkende Darstellerin oder sogar einen männlichen Darsteller für
die Rolle engagiert, um somit eindeutig den Bezug zur Homosexualität aufzubauen.
In "Wiedervereinigt" griff man dieses Thema nun erneut auf und zeigte sich hier deutlich mutiger, was
auch, trotz vordergründiger Toleranz in der Gesellschaft, keineswegs so selbstverständlich war. Auch
heute gibt es bei aller Toleranz noch eine Menge engstirniger Menschen, die gleichgeschlechtliche
Beziehungen nicht akzeptieren können. Hinzu kommt, dass auch die katholische Kirche im gläubigen Amerika die
Homosexualität nach wie vor verurteilt. Bezieht eine Serie also eindeutig Stellung zu diesem Thema,
ist Zuschauerschwund nicht ganz auszuschließen. Auch ist zum Beispiel ein Kuss zwischen einem
gleichgeschlechtlichen Paar für die Darsteller nicht immer einfach, kann doch ein solcher Kuss auch heute
einer Schauspielerkarriere noch immer erheblichen Schaden zufügen.
Es kann natürlich auch der umgekehrte Fall eintreten, nämlich dass ein Kuss zwischen einem
gleichgeschlechtlichen Paar, wie in dieser Episode gezeigt, zu viel Publicity führt und einer Serie
damit ins Rampenlicht verhilft. So kann eigentlich auch keine Serie ein solches Tabuthema ansprechen,
ohne dass den Produzenten sofort vorgeworfen wird, kostenlose Publicity erreichen zu wollen, indem ein
kleiner Skandal heraufbeschworen wird. Dieser Vorwurf scheint zumindest bei dieser Episode
ungerechtfertigt zu sein, hatten Regisseur Avery Brooks und Produzent Rick Berman doch einem
Fernsehteam untersagt, die Dreharbeiten mit einem Filmteam zu begleiten und einen Bericht über die
Episode zu senden. Wäre dem Fernsehteam dies gestattet worden, wäre es natürlich weitaus
wahrscheinlicher gewesen, dass die Medien die Folge zu einem kleinen Skandal aufgebauscht hätten.
Da der Kuss gleichzeitg nicht im Drehbuch stand, sondern dem Regisseur Brooks und den Darstellerinnen
Farrell und Thompson überlassen wurde, kann hier wohl kaum von künstlich erzeugter Publicity die Rede
sein (mal ganz abgesehen davon, dass es bei solch gelungenen Ergebnissen durchaus legitim ist, zunächst
nur an die Publicity zu denken). Hinzu kommt, dass der Kuss keineswegs aufdringlich oder wie ein Mittel
zum Zweck wirkt, sondern an dieser Stelle sehr gut in die Handlung passt und die Szene überzeugend
erscheinen lässt.
Publicity hin oder her, in "Wiedervereinigt" fasste man erstmals bei Star Trek den Mut, das Thema
Homosexualität so offen wie möglich zu behandeln. Dabei ist dies zunächst gar nicht geplant gewesen.
Autor René Echevarria plante die Folge zunächst mit einem männlichen Wirtskörper für Kahn. Hier hätte
sich die Folge also ausschließlich um das Tabu der Trill-Gesellschaft gedreht, welches vereinigten
Trills untersagt, eine Beziehung mit einem Partner aus einem früheren Leben anzufangen. Erst Ronald D.
Moore kam auf die Idee, Kahn weiblich sein zu lassen und die Folge damit als Parallele zu einem heute
bestehenden Tabu anzulegen. Wäre Kahn männlich gewesen, hätte dies zunächst an der eigentlichen
Handlung nichts geändert, da sich eh in der ganzen Episode kein Mensch darüber aufregt, dass sich hier
zwei Frauen küssen. Trotzdem bekommt die Folge erst durch Moores Einfall ihren besonderen Reiz, denn
auf diese Weise schafft man es, die Homosexualität im 24. Jahrhundert als etwas ganz Normales
darzustellen (da sich niemand darüber aufregt oder wundert, scheint dies im 24. Jahrhundert
offensichtlich nichts Ungewöhnliches, auf jeden Fall aber kein Tabuthema mehr zu sein), gleichzeitig
jedoch mit dem Tabu der Trill eine Geschichte zu erzählen, die als Parallele zum Umgang mit der
Homosexualität in unserer heutigen Zeit angelegt ist. Dieser Aspekt wäre beim ursprünglichen Entwurf
nicht zum Tragen gekommen und die Folge hätte wohl weitaus weniger überzeugen können.
Star Trek ging in dieser Episode den Weg, den es bereits zu Zeiten der Originalserie des Öfteren
erfolgreich beschritten hatte (beispielsweise in
1.23: Krieg der Computer), nämlich ein Tabu- oder Streitthema aus der
heutigen Zeit auf ein ähnliches Thema des 24. Jahrhunderts zu übertragen, und dort anhand der Parallele
zur Gegenwart Stellung zu beziehen.
Die große Reaktion der Öffentlichkeit blieb, wie schon beim ersten TV-Kuss zwischen einer Farbigen und
einem Weißen in der TOS-Episode 3.10: Platons Stiefkinder nach der
Episode aus, es gab lediglich einige wenige Sender, die die Kuss-Szene bei der Wiederholung der Episode
herausschnitten. Deutlich höher schlugen die Wellen im Star Trek-Fandom selbst. Hier zeigte sich wieder
einmal, wie schon bei vielen anderen Gelegenheiten zuvor, dass die von Roddenberry angestrebte und
gepredigte Toleranz gegenüber der Andersartigkeit bei den Fans keineswegs angekommen zu sein schien.
Die zahlreichen, heftigen und negativen Reaktionen auf diese Episode zeigten, dass es immer noch eine
Menge Menschen gibt, die sich einerseits als Star Trek-Fans bezeichnen, die jedoch auf der anderen
Seite kein bisschen Verständnis hinsichtlich der Inhalte und der Botschaft von Star Trek haben. Die
Reaktionen überraschten auch die Produzenten und Autoren der Folge. Hier musste wohl der Glaube, dass
Science Fiction-Fans im Allgemeinen und Star Trek-Fans im Besonderen toleranter eingestellt sind als
andere Menschen, korrigiert werden. Ronald D. Moore ließ in einem Interview verlauten, dass er nach
den Reaktionen auf die Episode große Lust gehabt habe, gleich noch einmal etwas Derartiges zu
schreiben.
Das, was die Episode besonders mutig macht, ist nicht unbedingt der Kuss zwischen Kahn und Dax selbst
(auch wenn die Episode ohne diesen vermutlich weniger Kritik hätte einstecken müssen), da es einen
solchen Kuss schon zuvor in anderen Serien gegeben hatte (zum Beispiel
"L.A. Law", oder "Picket Fences"). Mutig ist die Folge vor allem deswegen, weil man es an mehreren
Stellen vermied, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Man hätte sich an einigen Stellen hinter
Ausreden verstecken können, hätte man das Thema der Homosexualität soweit es nur geht in den Hintergrund
drängen wollen. Zum Beispiel hätte man in der Folge deutlich betonen können, dass es weniger Lenara
Kahn und Jadzia Dax an sich sind, die sich ineinander verlieben, sondern dass die beiden vielmehr an
den gemeinsamen Erinnerungen der vergangenen Wirte interessiert sind. Zum Anderen hätte man Lenara zur
treibenden Kraft in der Beziehung machen können. Hätte Kahn die Beziehung fortführen wollen und Jadzia
wäre die passive Rolle zugefallen, die die Beziehung beendet, wäre es hinterher deutlich einfacher
gewesen, enttäuschte Jadzia-Fans damit zu besänftigen, dass sie ja von Anfang an von Lenara nur in
die Sache hineingezogen wurde.
Manche werfen der Folge auch vor, nicht weit genug gegangen zu sein. Sie argumentieren, dass die Episode
einer homosexuellen Beziehung keine Chance geben würde, da die Beziehung der beiden am Ende scheitert.
Das ist einfach falsch, da Jadzia ja durchaus bereit ist, die Beziehung weiter zu führen, es jedoch
eine Konvention von TV-Serien ist, dass Beziehungen von Hauptpersonen am Ende einer Folge scheitern
müssen. Die Hauptperson muss am Ende einer Episode einfach wieder frei sein für neue Beziehungen in
späteren Episoden. Ausnahmen von dieser Konvention gibt es nur in den wenigsten Fällen, zum Beispiel wenn
zur Beziehung zwei Hauptpersonen gehören (wie Odo und Kira) oder die 4 Jahre andauernde Beziehung
zwischen Sisko und Kasidy. Davon war bei Jadzia und Lenara jedoch zu keinem Zeitpunkt auszugehen, schon
alleine deswegen, weil eine andauernde Beziehung weitere Auftritte von Lenara erforderlich gemacht hätte,
es jedoch im Vorfeld keine Informationen darüber gab, dass Susanna Thompson in mehr als einer Episode
mitspielen würde.
Sisko-Darsteller Avery Brooks führte bei dieser Episode erneut Regie und besticht vor allem durch
seine gute Arbeit mit den Darstellerinnen. Glaubt man den Aussagen der Darsteller, ist es wohl Brooks zu
verdanken, dass Susanna Thompson und Terry Farrell derart gut harmonierten. Brooks brachte die beiden
Darstellerinnen bereits vor Drehbeginn zusammen und machte sie miteinander bekannt. Er sorgte
außerdem für eine gute Atmosphäre am Set, damit sich die Schauspielerinnen bei ihrer Arbeit geborgen
fühlten. Die Darstellerinnen hatten keineswegs ganz leichte Aufgaben zu bewältigen, schließlich mussten
sich beide Frauen in ihre Rolle hineinversetzen, obwohl sie im Privatleben nicht homosexuell sind.
Avery Brooks hat als Sisko auch eine wichtige Szene, in der er Dax einen Ratschlag erteilt. Er warnt
sie davor, ihre Zukunft in der Trill-Gesellschaft leichtfertig aufs Spiel zu setzen, gibt ihr
gleichzeitig aber auch zu verstehen, dass er sie auf alle Fälle unterstützen würde, wenn Lenara wirklich
die Person ist, mit der Jadzia ihr Leben verbringen will. Überträgt man Siskos Äußerungen auf die
heutige Zeit, ist dies gleichzeitig ein eindeutiges Statement zur Homosexualität.
Siskos Aussage, Kahn und ihr Team würden das erste künstliche Wurmloch der Galaxie schaffen, ist
natürlich Quatsch, schließlich wurde das Wurmloch in den Gammaquadranten von den Wurmlochwesen, bzw.
von den Propheten der Bajoraner geschaffen und ist somit auch nicht natürlichen Ursprungs.
Die Handlung der Episode ist ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Warum das Wissenschaftler-Team
seine Experimente ausgerechnet auf DS9 durchführt, bleibt ungeklärt. Außerdem erscheint es unglaubwürdig,
dass Kahns Forschungsprojekt ausgerechnet auf dem Schiff durchgeführt werden soll, dass in Episode
3.01: Die Suche Teil 1 mit der ausdrücklichen Bemerkung eingeführt wurde, dass
es sich dabei um das einzige Sternenflottenschiff handelt, welches über keinerlei Forschungseinrichtungen
verfügt.
Die Folge an sich ist sicher nicht das absolute Highlight von Star Trek, dafür ist sie an manchen
Stellen etwas zu langatmig. Außerdem lenkt die durchschnittliche Technobabble-Hintergrundhandlung vom
eigentlichen Thema eher ab und liefert eigentlich nur den Grund, drei Trill gleichzeitg auf der
Station auftauchen zu lassen. Trotzdem ist sie eine gelungene Folge über Toleranz in der
Gesellschaft mit einer interessanten Parallele zu unserer heutigen Zeit und mit einer sehr eindeutigen
Botschaft in Richtung Toleranz gegenüber Homosexuellen.
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