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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 45614,6
Die Enterprise hilft dem Volk der J'naii bei der
Suche nach einem vermissten Shuttle. Soren, ein J'naii,
unterstützt Riker dabei. Man vermutet, dass das
Shuttle in einem sogenannten Nullraum gefangen ist,
einem seltenen und schwer zu entdeckenden Phänomen,
das dem Shuttle alle Energie entzogen hat. Es besteht
aber eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die
Notsysteme die beiden Besatzungsmitglieder noch
einige Tage am Leben erhalten können.
Riker und Soren bereiten zusammen ein Shuttle vor,
mit dem sie selbst in den Nullraum hineinfliegen
wollen, um die vermisste Crew zu bergen. Dabei
erfährt Riker, dass die J'naii ein androgynes, also
ein geschlechtsloses Volk sind. Allerdings fragt
Soren ihn ständig über Geschlechter und die
spezifischen Unterschiede zwischen Männern und
Frauen aus. Als die beiden mit dem Shuttle starten,
will Soren sogar etwas über Paarungspraktiken
wissen. Der Rettungsversuch schlägt fehl, als das
Shuttle erschüttert wird und Soren sich leicht
verletzt. Dr. Crusher kann ihr helfen, und bald
darauf arbeitet sie mit Riker wieder am Shuttle.
Dabei gesteht sie ihm, dass es J'naii gibt, die sich
einem Geschlecht zugehörig fühlen. Auch ihr geht es
so, sie fühlt sich weiblich. Riker ist davon
angenehm überrascht, denn er mag Soren sehr.
Allerdings mahnt Soren zur Vorsicht: Auf ihrem
Planeten sind solche Neigungen streng verboten, wer
entdeckt wird, wird einer psychotektischen Behandlung
unterzogen, um anschließend vollkommen frei von
derartigen Gefühlen zu sein.
Später starten die beiden den nächsten
Rettungsversuch, und diesmal gelingt es; zwar wird
beim Zurückbeamen auf die Enterprise das Shuttle
zerstört, aber Riker, Soren und die beiden
Vermissten kommen wohlbehalten an. Man wird zu einem
abendlichen Empfang nach J'naii eingeladen, wo die
Rettung gefeiert werden soll.
Bei dem Empfang nutzen Riker und Soren die erste
Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen, um einen
netten Abend zu verbringen.
Als Riker Soren am nächsten Tag besuchen will,
trifft er auf einen anderen J'naii: Man hat von
Sorens Neigung erfahren und wird sie der psychotektischen
Behandlung unterziehen; momentan steht sie vor
Gericht. Riker platzt mitten in die Verhandlung
hinein und versucht, alle Schuld auf sich zu nehmen,
doch Soren gesteht ihre Neigung öffentlich. Sie
hält eine ergreifende Rede darüber, dass sie keine
"Hilfe" braucht, sondern vielmehr
akzeptiert werden möchte, wie sie ist, doch sie
stößt auf taube Ohren.
Riker kann nichts dagegen unternehmen, auch Picard
weiß keinen Rat. Doch Worf bietet an, Riker bei
einem "Besuch" auf J'naii zu begleiten: Ein
Krieger lässt einen Kameraden in der Gefahr niemals
allein. Riker nimmt Worf mit, und die beiden befreien
noch am Abend Soren, doch zu spät: Ihre
"Heilung" ist bereits erfolgt, und sie
empfindet nichts mehr für Riker, fühlt sich
stattdessen glücklicher denn je. Riker und Worf
kehren zurück, und die Enterprise fliegt weiter.
Bewertung
"Verbotene Liebe" ist eine sehr interessante Episode: Der
Handlungsstrang um die Rettung der Vermissten ist im
Prinzip unwichtig, aber er ist ein geschickter
Aufhänger für die Entwicklung der restlichen
Handlung.
Bemerkenswert ist dabei, dass Soren keine von Rikers
schnellen Eroberungen ist, sondern dass er sich in
sie verliebt hat; so hat er zuvor nie Deanna von
seinen Liebschaften berichtet, doch in dieser Episode
tut er es und fragt sie gewissermaßen um Erlaubnis.
Deanna ist verständig und meint, sie und Will werden
in jedem Fall gute Freunde bleiben. Dadurch ist klar,
dass Riker sehr viel für Soren empfindet und mit ihr
eine dauerhafte Beziehung eingehen möchte.
Die tragische Geschichte, die sich abspielt, ist gut
dargestellt und wird von den Schauspielern mit viel
Gefühl verkörpert. Am Ende ist Riker sogar bereit,
seine Karriere aufs Spiel zu setzen, als er mit Worf
auf den Planeten beamt und versucht, Soren zu
befreien. Das ist ein klarer Verstoß gegen die
Oberste Direktive, der ihm großen Ärger hätte
einbringen können.
In dieser Hinsicht ist auch Picard interessant: Als
Riker ihn bittet, etwas zu unternehmen, macht Picard
klar, dass er nichts für Riker tun kann und dass er
nicht in der Lage ist, Riker Rückendeckung zu geben,
falls dieser eine Dummheit begeht und Soren zu
befreien versuchen sollte. Er bittet Riker, nichts zu
unternehmen, aber er bleibt trotzdem mit der
Enterprise vor Ort und unternimmt keine weiteren
Schritte, Riker von einer Aktion abzuhalten. Es
scheint, dass Picard insgeheim bereit ist, Riker den
Versuch unternehmen zu lassen, auch wenn er ihn nicht
gutheißen kann. Das wird noch deutlicher, als er am
Ende der Episode berichtet, dass die Sternenflotte
einen neuen Auftrag für die Enterprise hat, den er
aber zunächst noch nicht bestätigt hat: Er will
erst von Riker wissen, ob dessen Angelegenheit auf J'naii
geregelt ist, gibt Riker also die Gelegenheit, alles
zu tun, was er für richtig hält. Als Captain ist
Picard für alle an Bord verantwortlich, auch für
seinen Ersten Offizier. Hätte Riker Soren vor deren
Behandlung befreit und mit auf die Enterprise
genommen, hätte es mit Sicherheit großen Ärger
gegeben, wobei auch Picard einen guten Teil einer
Bestrafung abbekommen hätte.
Worf, der Riker seine Hilfe anbietet, scheint an
"Die Operation"
anzuknüpfen, wo Riker ihn
überzeugen konnte, keinen Selbstmord zu begehen. Es
kommt der Eindruck auf, dass Worf sich evtl. dafür
revanchieren möchte, indem er Riker jetzt beisteht
und damit auch für sich selbst schwere Konsequenzen
in Kauf nimmt.
Merkwürdig ist dabei, dass es keine Konsequenzen zu
geben scheint: Immerhin haben Worf und Riker zwei J'naii
niedergeschlagen und versucht, Soren zu entführen.
Es stellt sich die Frage, weshalb die J'naii nicht
bei der Sternenflotte dagegen protestieren.
Von diesen
charakterlichen Fragen abgesehen ist auch die Frage
nach der Toleranz wichtig: Bei den J'naii werden alle
unterdrückt und gegen ihren Willen einer Behandlung
unterzogen, die sich einem Geschlecht zugehörig
fühlen. Der Grund dafür liegt darin, dass man seit
langem keine Geschlechter mehr hat und die Leute für
krank hält. Dabei wird nicht für eine Sekunde in
Betracht gezogen, dass sie kerngesund sein könnten
und die Gesellschaft eher bereichern, als ihr zu
schaden.
Gerade in Hinsicht auf die Toleranz, die hier nicht
gegeben ist, ist wohl eine Parallele zur
Homosexualität zu sehen, einem zu unserer Zeit heiß
umstrittenen Thema.
Eine Neuigkeit:
Geordi trägt in dieser Episode einen Bart. Zudem
erfährt man, dass die Föderation 2161 gegründet
wurde.
Insgesamt ist "Verbotene Liebe" eine gut inszenierte
Episode mit einer soliden Handlung und guten
Charakteren.
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