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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 5730,2
Die Enterprise hat den Auftrag, auf dem Planeten Ariannus die Ausbreitung einer Epidemie durch
Dekontamination zu verhindern. Auf dem Weg dorthin trifft man auf ein Shuttleschiff, welches vor einigen
Tagen von Raumbasis 4 gestohlen wurde. Kirk lässt das Shuttle mit Hilfe des Traktorstrahls an Bord holen.
An Bord des Shuttles befindet sich ein Humanoider, welcher eine völlig schwarze und eine völlig weiße
Gesichtshälfte hat. Er ist in schlechtem Zustand und wird auf die Krankenstation gebracht. McCoy kann
nicht viel für ihn machen, da er zu wenig über seine Spezies weiß, dennoch ist der Mann bald wieder
ansprechbar. Er stellt sich als Lokai vom Planeten Cheron vor und versichert, dass er die Raumfähre wieder
zurückgeben wollte. Kirk kündigt jedoch an, ihn den Behörden auf Raumbasis 4 zu übergeben, sobald er
seinen Auftrag erfüllt hat.
Kurze Zeit später kommt erneut ein Raumschiff auf die Enterprise zu. Es ist unsichtbar und löst sich
schließlich einfach auf, doch vorher transportiert sich noch der Humanoid Bele auf die Brücke der Enterprise.
Er kommt ebenfalls von Cheron und auch sein Gesicht ist halb schwarz, halb weiß, nur spiegelverkehrt. Bele
behauptet, dass Lokai ein Verbrecher ist und bittet Kirk darum, ihn auf seine Heimatwelt mitnehmen zu dürfen,
da er ihn bereits seit 5000 Jahren quer durch die Galaxie verfolgt, doch Kirk lehnt ab, da es keinen
Auslieferungsvertrag zwischen der Föderation und Cheron gibt. Außerdem wartet auf Lokai noch die
Gerichtsverhandlung wegen des gestohlenen Shuttles. Der Captain bringt Bele auf die Krankenstation zu Lokai.
Dieser beschimpft Bele als Unterdrücker und behauptet, Bele und die, die wie er sind, hätten Lokais Volk
unterdrückt, während Bele Lokai als Mörder und Verräter bezeichnet. Bele behauptet, Lokai hätte einen
Aufstand angezettelt, obwohl sein Volk Lokais Volk zivilisiert habe. Es kommt fast zu Handgreiflichkeiten
zwischen den beiden. Kirk muss eingreifen.
Inzwischen befindet sich die Enterprise nicht mehr auf Kurs. Die Bemühungen um eine Korrektur scheitern.
Was zunächst nach einer Fehlfunktion des Steuerungsystems aussieht, stellt sich bald als Beles Werk heraus.
Er hat mit der Kraft seiner Gedanken die Maschinen beeinflusst und nun Kurs nach Cheron genommen.
Kirk verlangt von Bele wieder das Kommando über die Enterprise zurück, doch der ist dazu nicht bereit.
Als Kirk Bele festnehmen will, muss er feststellen, dass der Außerirdische von einem Kraftfeld geschützt
wird, gegen das auch die Phaser nutzlos sind. Der Captain droht damit die Enterprise zu zerstören, wenn Bele
ihm nicht wieder die Kontrolle über das Schiff zurückgibt, doch Bele bleibt unbeeindruckt und Kirk aktiviert
zusammen mit Spock und Scotty die Selbstzerstörung. In letzter Sekunde lenkt Bele ein und übergibt die Kontrolle
zurück an Kirk. Dieser lässt das Schiff wieder auf Kurs nach Ariannus bringen und meldet den Vorfall dem
Sternenflottenkommando, welches nun über den Auslieferungsantrag von Bele entscheiden soll.
Beim Abendessen erklärt Bele dem Captain und Spock, dass Lokais Volk minderwertig sei, weil ihre
Gesichtsfärbung anders ist. Inzwischen hat man Ariannus erreicht und man beginnt mit der Entseuchung,
welche bald erfolgreich abgeschlossen werden kann. Auch die Antwort des Sternenflottenkommandos ist
eingetroffen. Dieses lehnt den Auslieferungsantrag ab und will Lokai stattdessen wegen des
Shuttlediebstahls vor Gericht stellen. Bele versteht diese Entscheidung nicht.
Kurze Zeit später funktioniert die Steuerung wieder nicht. Auch der Schaltkreis für die Sebstzerstörung
der Enterprise ist deaktiviert worden und das Schiff befindet sich nun wieder auf Kurs nach Cheron. Bele
hat wieder die Kontrolle über das Schiff und dieses Mal kann Kirk nichts dagegen unternehmen. Als die
Enterprise bei dem Planeten ankommt, stellt man jedoch fest, dass dort niemand mehr lebt. Lokais und Beles Volk
haben sich, während der 5000-jährigen Abwesenheit der beiden, in ihrem Hass gegenseitig vernichtet. Lokai
und Bele geben sich gegenseitig die Schuld für den Krieg auf ihrem Planeten und gehen aufeinander los. Lokai
flüchtet daraufhin und beamt sich auf Cheron. Bele nimmt erneut die Verfolgung auf und folgt ihm auf den
Planeten.
Kirk konnte die beiden nicht von ihrem Hass befreien und ihre Jagd wird weitergehen. Die Enterprise
verlässt den Orbit von Cheron.
Bewertung
In "Bele jagt Lokai" wird, obwohl eigentlich recht simpel, eines der ungewöhnlichsten Alien-Designs der
ganzen Serie vorgestellt. Lokai hat eine schwarze rechte und eine weiße linke Gesichtshälfte und Bele
genau umgekehrt. Durch dieses Design prägt sich die Folge, einmal gesehen, nachhaltig ins Gedächtnis
der Zuschauer ein, was sicher auch beabsichtigt ist, wegen der Botschaft, die hier vermittelt werden soll.
Nach längerer Zeit wird hier wieder ein ernsthaftes Thema mit in das Drehbuch eingebaut.
Es geht erneut um die Andersartigkeit, und wie damit umgegangen werden kann. Während
wir in Folge 3.05: Die fremde Materie vorgestellt bekamen, wie man am besten
mit andersartigen Menschen umgehen soll, wird uns hier genau das Gegenteil gezeigt, nämlich wie man es
nicht machen soll.
In der vorgenannten Episode lernten wir die IDIC-Philosophie der Vulkanier kennen. Dabei ging es darum,
dass man diejenigen, die auf welche Weise auch immer andersartig sind, (zum Beispiel, aufgrund von
Religion, Hautfarbe, Körpergröße usw.) akzeptiert und sie in die Gesellschaft integriert, statt sie
abzulehnen, denn dies würde Vorteile für beide Seiten bringen.
Die Gesellschaft auf Cheron ist hingegen das genaue Gegenteil der IDIC-Philosophie. Alles was anders ist
wird unterdrückt. Beles und Lokais Konflikt dreht sich um ihre Hautfarbe. Die beiden Fraktionen hassen
sich abgrundtief und das nur, weil bei ihnen die Farben der beiden Gesichtshälften vertauscht sind.
Die Folge zeigt, wie sinnlos dieser Hass ist und was für schlimme Folgen er haben kann. Die Bevölkerung
von Cheron hat sich in den 5000 Jahren, in denen Bele Lokai jagte, gegenseitig ausgerottet und doch sind
die beiden nicht fähig, ihren Konflikt beizulegen. Stattdessen wollen sie nicht mal im Angesicht der Tragödie
auf Cheron Frieden schließe. Sie sind längst Gefangene und Opfer ihrer eigenen Verbohrtheit, die mit Hass
eigentlich immer einhergeht.
Die Folge ist ganz offensichtlich auch als Fingerzeig für unsere heutige Gesellschaft gedacht. Der Hass auf
Andersartige wird uns hier am Beispiel der Hautfarbe gezeigt, und noch immer ist der Rassismus aufgrund
der Hautfarbe weit verbreitet auf der Erde. Letztendlich kann das Thema der Folge jedoch auf jede Art
der Andersartigkeit übertragen werden. Bele und Lokai hätten sich genausogut hassen können, weil sie
verschiedenen Religionen angehören, oder andere politische Ansichten haben. Die Aussage der Folge kann
man auf diese Konflikte genauso anwenden.
Insofern ist es immer wieder bemerkenswert, wie sehr die vulkanische IDIC-Philosophie, kreiert von Gene
Roddenberry in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, auch heute noch wegweisend sein kann.
Erneut wird auch deutlich gemacht, dass Andersartigkeit in Roddenberrys Vision einer zukünftigen Welt
akzeptiert und respektiert wird, denn nach dieser gibt es im 23. Jahrhundert auf der Erde keine Unterdrückung
und Rassismus schon gar nicht. Deswegen hat die Enterprise-Crew auch so große Schwierigkeiten, den Konflikt
zwischen Bele und Lokai zu verstehen, da er letztlich auf einer lächerlichen Hautanomalie aufbaut.
Trotzdem hält sich Kirk dieses Mal an die Hauptdirektive und mischt sich nicht in den Konflikt ein. Vor dem
Hintergrund der bereits ausgerotteten Völker könnte er allerdings auch eh wenig verändern oder bewirken.
So bleibt ihm lediglich der Versuch, mit einigen Gesprächen bzw. Ermahnungen die beiden Kontrahenten dazu
zu bewegen, ihren sinnlosen Konflikt beizulegen, doch er macht keine Anstalten, für eine Seite
Partei zu ergreifen.
Die Folge enthält einige sehr spannende Szenen (zum Beispiel die Ankunft Beles auf der Enterprise, als
sich sein Raumschiff auf Kollisionskurs befindet), sie enthält aber auch mehrere hervorragende Dialogszenen.
Vor allem die Wortgefechte zwischen Bele und Lokai, sowie die zwischen Bele und Kirk sind hörenswert.
Die ganze Problematik des Rassenhasses wurde durchaus gut umgesetzt, nur leider wird einem das Ganze
etwas arg mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert. Bei der Moral der Geschichte wird etwas dick
aufgetragen und hier wäre vielleicht etwas weniger mehr gewesen. Wäre die Aussage etwas unaufdringlicher
verpackt worden, hätte "Bele jagt Lokai" das Zeug zu einer hervorragenden Folge gehabt, so wird man aber
als Zuschauer das Gefühl nicht los, die Aussage mit dem Holzhammer vermittelt zu bekommen.
Obwohl es eigentlich auf die Dialoge ankommt, ist ein besonderes Highlight der Folge die beabsichtigte
Selbstzerstörung des Schiffes. Dabei handelt es sich um eine der spannendsten Szenen seit langem, die brillant
geschrieben und von Jud Taylor mit unglaublicher Intensität und sehr überzeugend umgesetzt wurde.
Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen (zum Beispiel Großaufnahmen der Gesichter), einer guten Musikuntermalung
und engagierten Darstellerleistungen gelang es der Regie, eine unheimlich nervenaufreibende Szene zu inszenieren.
Auch wenn man weiß, dass die Enterprise nicht zerstört wird, so springt die Spannung doch auf den Zuschauer über.
Dabei ist es das erste Mal in Star Trek, dass die Selbstzerstörung initiiert wird. Sie muss hier von den drei
ranghöchsten Offizieren, Kirk, Spock und Scotty ausgelöst werden. Was geschieht, wenn einer der drei
gerade nicht verfügbar oder vielleicht sogar tot ist, bleibt unklar, man kann aber vermuten,
dass dann einer der anderen Offiziere ebenfalls den Code eingeben kann. Die Selbstzerstörung wird in allen
weiteren Serien auftauchen. Wirklich ausgeführt wird sie beispielsweise in
Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock oder in der Voyager-Folge
2.17: Die Verdoppelung. Ansonsten wird sie des Öfteren aktiviert
und in letzter Sekunde wieder abgebrochen, wie zum Beispiel in der TNG-Folge
1.15: 11001001.
In dritten Kinofilm übernimmt Chekov Spocks Part als Wissenschaftsoffizier, die Codes wurden jedoch exakt
von dieser Folge übernommen.
Seit TNG braucht es für die Selbstzerstörung nur noch 2 Personen, nämlich den Captain und den ersten
Offizier. In Voyager hat Janeway die Selbstzerstörung sogar zwei Mal ohne Chakotay befohlen, was viele
Fans zur Vermutung veranlasste, Janeway würde ihrem ersten Offizier nicht vertrauen. Später gaben die
Autoren jedoch zu, dass sie einfach einen Fehler gemacht hatten.
In dieser Folge gibt es ein weiteres Wiedersehen mit Christine Chapel.
Obwohl er nur die Story beisteuerte und nicht das eigentliche Drehbuch verfasst hat, erkennt man bei
dieser Geschichte mal wieder die deutliche Handschrift von Gene L. Coon, der eigentlich immer versuchte,
ernsthafte Themen in die Serie einzubringen und sie kontrovers zu behandeln. Seine Folgen waren auch
fast ausnahmslos pazifistisch eingestellt und auch dieses Mal spricht er sich sehr deutlich gegen Hass,
Intoleranz und Rassismus aus. Diese Folge stellt auch Gene L. Coons allerletzten Beitrag für die Serie dar.
Er arbeitete, wie bei allen seiner Beiträge in der dritten Staffel, unter dem Pseudonym Lee Cronin. Das Drehbuch
verfasste Oliver Crawford, den man bereits als Autor der Folge
1.16: Notlandung auf Galileo 7 kennt. Er ist auch an der Story von
3.21: Die Wolkenstadt beteiligt.
Stammregisseur Jud Taylor führte hier zum dritten Mal Regie.
Die deutsche Version stammt wieder von Sat.1 und enthält alle Originalszenen. Auch sonst gibt es wenig an
der Synchronisation auszusetzen. Lediglich ein häufig gemachter Fehler taucht hier wieder einmal auf: Kirk
redet zu Beginn davon das Shuttle an Bord zu beamen, obwohl es in Wirklichkeit mit dem Traktorstrahl an Bord
gezogen wird.
In der deutschen Version fliegt die Enterprise dieses Mal mit Warp 10, was eigentlich nicht möglich ist.
Die DVD-Version ist identisch mit der Sat.1-Version.
Die Effekte der Folge sind eher bescheiden. Es handelt sich im Grunde um eine budgetsparende Bottle-Show.
Außer der ungewöhnlichen Maske von Bele und Lokai, die aber nur aus viel Schminke besteht und kaum viel
Geld gekostet haben dürfte, gibt es kaum besondere neue Masken, Kulissen oder Effekte. Selbst Beles Schiff
musste nicht gezeigt werden, da man es einfach für unsichtbar erklärte, um auch hier Geld zu sparen. Gleichwohl
zeigt die Folge, dass die budgetsparenden Folgen nicht unbedingt die schlechtesten sind.
"Bele jagt Lokai" ist zwar kein absolutes Highlight, aber trotzdem besser, als manch andere teurere Episode
der dritten Staffel und sie hat immerhin ein ernsthaftes Thema, welches zwar etwas aufdringlich erscheint,
aber trotzdem überzeugen kann. Letztendlich gibt es dafür die Endnote Gut.
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