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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 3196,1
Die Enterprise fliegt zum Planeten Janus VI, auf dem sich eine
Bergbaukolonie befindet. Sie versorgt fast die komplette Föderation
mit Pergium, einem Mineral zur Energieerzeugung, das dort sehr reichhaltig
vorkommt. In letzter Zeit haben die Bergleute jedoch Probleme mit einer
fremden Kreatur, die in den unterirdischen Stollen lebt und schon 50 Arbeiter
getötet hat. Dabei konnte jedoch niemand bisher dieses Wesen sehen.
Die Männer von der Enterprise sollen nun das Wesen aufhalten und notfalls töten.
Als die Enterprise ankommt beamen Kirk, Spock und McCoy auf den Planeten.
Der Doktor untersucht die Leiche eines der Getöteten. Kirk und Spock werden von
Vandenberg, dem Leiter des Bergwerks, über die Geschehnisse unterrichtet.
Spock findet besonders einige Siliziumknollen interessant, die die
Bergleute zu Tausenden in den Stollen gefunden haben. McCoy findet heraus,
dass die Kreatur offenbar eine stark ätzende Säure absondert und damit die
Leute tötet. Während Kirk und sein Team noch beraten, schlägt das Wesen
erneut zu. Es tötet eine Wache und entwendet eine Umwälzpumpe für den
Reaktor. Ohne diese Pumpe kann die Kolonie nicht lange überleben und Scotty
kann auch nur ein Provisorium als Ersatz bereitstellen.
Der Chefingenieur der Station, Ed Appel, konnte auf die Kreatur feuern und hat
dabei als einziger überlebt. Allerdings zeigte sein Typ 1-Phaser keinerlei
Wirkung. Deswegen wird das Sicherheitskommando unter der Leitung von
Commander Giotto mit Typ 2-Phasern ausgestattet. Spock hat den Verdacht,
dass die Kreatur selbst aus Silizium besteht. Er vermutet, dass sie sich durch
Stein genauso schnell wie durch Luft bewegen kann. Als die Sicherheitsmänner
die Stollen durchsuchen, wird einer von ihnen angefallen und getötet. Kirk
und Spock kommen hinzu und sehen die Kreatur für einen kurzen Augenblick. Es
gelingt ihnen, ein Stück des Wesens mit den Phasern herauszuschneiden.
Doch dann flüchtet die Kreatur, indem sie in den Fels einen Stollen hineinätzt.
Das abgesprengte Stück aber ist tatsächlich aus Silizium. Spock vermutet, dass
die Siliziumknollen etwas mit der Kreatur zu tun haben, deswegen wird nun
dort gesucht, wo die meisten der Knollen herumliegen. Kirk gibt den
eindeutigen Befehl aus, die Kreatur zu töten.
Inzwischen versagt Scottys provisorische Umwälzpumpe und die Station wird
bis auf das Sicherheitspersonal und einige Bergleute evakuiert. Kirk und
Spock untersuchen einen Stollen, der sich nach kurzer Strecke teilt und nach
einem Kilometer wieder vereint. Sie trennen sich. Jeder untersucht einen
Gang. Kirk trifft auf seiner Seite auf sehr viele Knollen. Plötzlich
stürzt die Decke ein. Spock eilt dem Captain zu Hilfe. Kurze Zeit später
trifft der unverletzte Kirk auf die Kreatur. Er tötet sie jedoch nicht, da sie
sich offenbar friedlich verhält. Dann trifft Spock ein. Die Kreatur ätzt mit ihrer
Körpersäure in einen Stein die Worte "No kill I" ein. Kirk und Spock wissen
allerdings nicht ob das heißt, dass die Kreatur niemanden mehr tötet oder
ob sie darum bittet, selbst nicht getötet zu werden. Das Wesen ist augenscheinlich
an der Stelle verletzt, an der es mit dem Phaser getroffen worden war.
Spock nimmt per Gedankenverschmelzung Kontakt mit dem Wesen auf. Er
erfährt, dass es sehr große Schmerzen durchleiden muss. Sowohl körperliche
als auch psychische. Das Wesen nennt sich Horta. Sie ist die Letzte ihrer
Art. Auf dem Planeten leben normalerweise Tausende dieser Kreaturen, doch
alle 5000 Jahre müssen sie sterben, bis auf eine, die für die Nachkommen
sorgt. Die Siliziumknollen sind die Eier, aus denen die Nachkommen
schlüpfen. Über all die Jahre haben die Kreaturen die Menschen in Ruhe
gelassen, doch in den letzten Wochen haben die Bergleute viele der Knollen
zerstört und damit die Nachkommenschaft der Horta gefährdet. Deswegen
nahm sie Rache. Kirk lässt McCoy kommen, damit er der Horta helfen
kann. Spock erfährt auch wo die Umwälzpumpe ist und Kirk kann sie aus dem
Versteck der Horta holen.
Plötzlich treffen die Bergleute ein und wollen die Horta töten, doch Kirk
erklärt ihnen was passiert ist. Man schließt ein Abkommen mit der Kreatur.
Man lässt sie und ihre Nachkommen in Ruhe, dafür hilft sie den Bergleuten
beim Abbau der Rohstoffe. McCoy hat die Horta inzwischen mit Hilfe von
Zement geheilt. Dieser besteht aus Silizium und kann somit als Verband für
ihre Wunde dienen.
Die Enterprise-Crew kehrt auf ihr Schiff zurück. Vandenberg meldet sich
noch einmal und kann durch die Hilfe der Hortas große Erfolge beim Abbau
der Rohstoffe vermelden.
Bewertung
"Horta rettet ihre Kinder" ist vielleicht die bekannteste TOS-Folge
überhaupt. Sie fängt an wie die klassische Jagd nach einem tödlichen
und überlegenen Monster und wandelt sich dann in ein interessantes und
mitreißendes Plädoyer für Toleranz gegenüber anderen Lebensformen und
Andersartigkeit im Allgemeinen. Die Auflösung der Folge passt genau in
Gene Roddenberrys Philosophie, nach der friedliche Koexistenz und
Zusammenarbeit fast immer möglich ist, wenn ehemalige Feinde erst die
Beweggründe, Motive und Gefühle des anderen kennen. Auch hier profitieren
beide Parteien voneinander, indem die Horta die Stollen baut und die
Bergleute nur noch die Bodenschätze einsammeln müssen.
Die Beliebtheit der Folge ist vielleicht durch den deutlichen Kontrast zu
Folge 1.01: Das Letzte seiner Art,
der ersten Star Trek-Episode, die über den Fernsehschirm lief, zu erklären.
Dabei sind die Parallelen der Story so erstaunlich, dass man fast glauben
könnte, Gene L. Coon hätte die Handlung absichtlich so ähnlich geschrieben,
um eine andere Möglichkeit als in der ersten Folge aufzuzeigen. Beide Male
geht es darum, dass eine fremde Kreatur mehrere Menschen getötet hat
und zwar wegen ihres Selbsterhaltungstriebs. Beim Salzvampir in Folge
1.01: Das Letzte seiner Art
ging es um das Salz, das das Alien aus dem Körper der Menschen saugte.
Hier geht es darum, dass die Horta voller Verzweiflung ihre in höchster
Gefahr befindlichen Nachkommen beschützen will und deshalb die Bergleute
angreift. Der gravierendste Unterschied ist eben, dass der Salzvampir am
Ende getötet wird, während man mit der Horta ein Abkommen trifft.
In dieser Folge geht Spock ganz in seiner Rolle als Wissenschaftsoffizier
auf. Er will die Kreatur als besonders ungewöhnliche Lebensform auf jeden
Fall verschont wissen, weil ihr Tod geradezu ein Verbrechen an der Wissenschaft
wäre. Dabei geht er sogar so weit, dass er den Sicherheitsleuten den Befehl
von Kirk zunächst falsch wiedergibt, um die Kreatur lebend einzufangen.
Gleichzeitig wird aber auch seine Verbundenheit zu Kirk betont. Als der Captain
in Gefahr ist, wäre er sofort bereit gewesen die Kreatur zu töten, um ihn
zu retten.
Dass Kirk seinen Tötungsbefehl letztendlich selbst nicht befolgt zeigt,
dass er als Sternenflottenkapitän die hohen ethischen und
moralischen Standards längst verinnerlicht hat und auch bereit ist Fehler
einzugestehen.
Nach Folge 1.24: Falsche Paradiese
darf Spock hier schon wieder Gefühle zeigen. Auch wenn es dieses Mal nicht
seine eigenen sind sondern nur die, die er von der Horta empfängt und
wiedergibt, wird es langsam doch etwas zum Regelfall.
"Horta rettet ihre Kinder" ist nicht nur eine ungewöhnliche Folge, sie hat
auch eine ungewöhnliche Entstehung hinter sich. Es ist wohl die einzige
TOS-Episode, bei der es zuerst das Kostüm und dann erst das Drehbuch gab.
Janos Prohaska, der die Horta spielt und der auch sonst fast alle Monster
in TOS verkörperte, hatte nämlich das Kostüm erworben und war dann zu
Gene L. Coon gekommen. Coon schrieb dann innerhalb kürzester Zeit ein
passendes Drehbuch dazu.
Das Kostüm selbst ist einfach nur grandios. Es ist lächerlich und
überzeugend zu gleich. In Fankreisen wird es oft als überdimensionale
lebende Pizza bezeichnet. Besonders ulkig sind die Zotteln, die es am Rand
hat. Trotz des Humorfaktors ist die Horta eine der interessantesten außerirdischen
Kreaturen, die je in TOS zu sehen war und es ist zumindest mal was anderes,
als die ganzen Aliens, die man von den Menschen kaum unterscheiden kann.
Zusammen mit den gelungenen Höhlenkulissen ergibt dies die für TOS
ungewöhnlich hohe Punktzahl von 6 Punkten für die Effekte.
Die Folge wurde im Laufe der Jahre zu einem einzigartigen Symbol für die
allumfassende Toleranz im Star Trek-Universum. Kaum eine andere Story wurde
so stark zu einem Sinnbild für die Werte, die hinter Star Trek stehen.
An dieser Folge ist auch gut zu erkennen, wie sich die erste Staffel
gesteigert hat. Nach den Folgen 1.22, 1.23 und 1.24 ist dies nun schon die
vierte hintereinander, die sich auf höchstem Niveau abspielt. Und noch ist
diese Positiv-Serie nicht zu Ende.
Dabei gibt es bei den Gastdarstellern ausnahmsweise keine bekannten
Gesichter, wie beispielsweise Lieutenant Leslie, oder andere Nebenpersonen.
Das Drehbuch stammt - wie so viele am Ende der ersten Staffel - von Stammautor
und Produzent Gene L. Coon.
Für die solide Regie zeichnet Stammregisseur Joseph Pevney verantwortlich.
Die deutsche, von Sat.1 hergestellte Version, enthält alle Originalszenen und
ist ansonsten akzeptabel. Sie leidet aber wieder unter einem Titel, der schon alles
vorweg verrät, was man eigentlich erst am Ende erfahren sollte. Außerdem wurde
am Ende Silizium fälschlicherweise mit Silikon gleichgesetzt, denn McCoy sagt,
der Zement würde aus Silikon bestehen.
Chefingenieur Vandenberg wurde im Original mit Chief angesprochen. Interessanterweise
wurde das einfach mit Chef übersetzt, was manchmal leicht komisch klingt.
Für die DVD-Version wurde lediglich ein Satz von Kirk ganz am Ende hinzugefügt, der bei
Sat.1 zusammen mit der Einblendung der Produzenten wegfiel. Kirk gibt hier auch
lediglich die Geschwindigkeit von Warp 2 an.
Mit der spannenden Umsetzung, der einfachen und doch eindringlichen Botschaft und
der kultigen Horta ist die Folge ein TOS-Glanzlicht und verdient die Wertung
"Sehr Gut".
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