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TOS 3.15 Bele jagt Lokai


Let That Be Your Last Battlefield

Review: Matthias Weber
Statistik: Elisabeth Leidenfrost

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 5730,2
Die Enterprise hat den Auftrag, auf dem Planeten Ariannus die Ausbreitung einer Epidemie durch Dekontamination zu verhindern. Auf dem Weg dorthin trifft man auf ein Shuttleschiff, welches vor einigen Tagen von Raumbasis 4 gestohlen wurde. Kirk lässt das Shuttle mit Hilfe des Traktorstrahls an Bord holen. An Bord des Shuttles befindet sich ein Humanoider, welcher eine völlig schwarze und eine völlig weiße Gesichtshälfte hat. Er ist in schlechtem Zustand und wird auf die Krankenstation gebracht. McCoy kann nicht viel für ihn machen, da er zu wenig über seine Spezies weiß, dennoch ist der Mann bald wieder ansprechbar. Er stellt sich als Lokai vom Planeten Cheron vor und versichert, dass er die Raumfähre wieder zurückgeben wollte. Kirk kündigt jedoch an, ihn den Behörden auf Raumbasis 4 zu übergeben, sobald er seinen Auftrag erfüllt hat.

Kurze Zeit später kommt erneut ein Raumschiff auf die Enterprise zu. Es ist unsichtbar und löst sich schließlich einfach auf, doch vorher transportiert sich noch der Humanoid Bele auf die Brücke der Enterprise. Er kommt ebenfalls von Cheron und auch sein Gesicht ist halb schwarz, halb weiß, nur spiegelverkehrt. Bele behauptet, dass Lokai ein Verbrecher ist und bittet Kirk darum, ihn auf seine Heimatwelt mitnehmen zu dürfen, da er ihn bereits seit 5000 Jahren quer durch die Galaxie verfolgt, doch Kirk lehnt ab, da es keinen Auslieferungsvertrag zwischen der Föderation und Cheron gibt. Außerdem wartet auf Lokai noch die Gerichtsverhandlung wegen des gestohlenen Shuttles. Der Captain bringt Bele auf die Krankenstation zu Lokai. Dieser beschimpft Bele als Unterdrücker und behauptet, Bele und die, die wie er sind, hätten Lokais Volk unterdrückt, während Bele Lokai als Mörder und Verräter bezeichnet. Bele behauptet, Lokai hätte einen Aufstand angezettelt, obwohl sein Volk Lokais Volk zivilisiert habe. Es kommt fast zu Handgreiflichkeiten zwischen den beiden. Kirk muss eingreifen.

Inzwischen befindet sich die Enterprise nicht mehr auf Kurs. Die Bemühungen um eine Korrektur scheitern. Was zunächst nach einer Fehlfunktion des Steuerungsystems aussieht, stellt sich bald als Beles Werk heraus. Er hat mit der Kraft seiner Gedanken die Maschinen beeinflusst und nun Kurs nach Cheron genommen. Kirk verlangt von Bele wieder das Kommando über die Enterprise zurück, doch der ist dazu nicht bereit. Als Kirk Bele festnehmen will, muss er feststellen, dass der Außerirdische von einem Kraftfeld geschützt wird, gegen das auch die Phaser nutzlos sind. Der Captain droht damit die Enterprise zu zerstören, wenn Bele ihm nicht wieder die Kontrolle über das Schiff zurückgibt, doch Bele bleibt unbeeindruckt und Kirk aktiviert zusammen mit Spock und Scotty die Selbstzerstörung. In letzter Sekunde lenkt Bele ein und übergibt die Kontrolle zurück an Kirk. Dieser lässt das Schiff wieder auf Kurs nach Ariannus bringen und meldet den Vorfall dem Sternenflottenkommando, welches nun über den Auslieferungsantrag von Bele entscheiden soll.

Beim Abendessen erklärt Bele dem Captain und Spock, dass Lokais Volk minderwertig sei, weil ihre Gesichtsfärbung anders ist. Inzwischen hat man Ariannus erreicht und man beginnt mit der Entseuchung, welche bald erfolgreich abgeschlossen werden kann. Auch die Antwort des Sternenflottenkommandos ist eingetroffen. Dieses lehnt den Auslieferungsantrag ab und will Lokai stattdessen wegen des Shuttlediebstahls vor Gericht stellen. Bele versteht diese Entscheidung nicht.

Kurze Zeit später funktioniert die Steuerung wieder nicht. Auch der Schaltkreis für die Sebstzerstörung der Enterprise ist deaktiviert worden und das Schiff befindet sich nun wieder auf Kurs nach Cheron. Bele hat wieder die Kontrolle über das Schiff und dieses Mal kann Kirk nichts dagegen unternehmen. Als die Enterprise bei dem Planeten ankommt, stellt man jedoch fest, dass dort niemand mehr lebt. Lokais und Beles Volk haben sich, während der 5000-jährigen Abwesenheit der beiden, in ihrem Hass gegenseitig vernichtet. Lokai und Bele geben sich gegenseitig die Schuld für den Krieg auf ihrem Planeten und gehen aufeinander los. Lokai flüchtet daraufhin und beamt sich auf Cheron. Bele nimmt erneut die Verfolgung auf und folgt ihm auf den Planeten.

Kirk konnte die beiden nicht von ihrem Hass befreien und ihre Jagd wird weitergehen. Die Enterprise verlässt den Orbit von Cheron.




Bewertung

In "Bele jagt Lokai" wird, obwohl eigentlich recht simpel, eines der ungewöhnlichsten Alien-Designs der ganzen Serie vorgestellt. Lokai hat eine schwarze rechte und eine weiße linke Gesichtshälfte und Bele genau umgekehrt. Durch dieses Design prägt sich die Folge, einmal gesehen, nachhaltig ins Gedächtnis der Zuschauer ein, was sicher auch beabsichtigt ist, wegen der Botschaft, die hier vermittelt werden soll.

Nach längerer Zeit wird hier wieder ein ernsthaftes Thema mit in das Drehbuch eingebaut. Es geht erneut um die Andersartigkeit, und wie damit umgegangen werden kann. Während wir in Folge 3.05: Die fremde Materie vorgestellt bekamen, wie man am besten mit andersartigen Menschen umgehen soll, wird uns hier genau das Gegenteil gezeigt, nämlich wie man es nicht machen soll.

In der vorgenannten Episode lernten wir die IDIC-Philosophie der Vulkanier kennen. Dabei ging es darum, dass man diejenigen, die auf welche Weise auch immer andersartig sind, (zum Beispiel, aufgrund von Religion, Hautfarbe, Körpergröße usw.) akzeptiert und sie in die Gesellschaft integriert, statt sie abzulehnen, denn dies würde Vorteile für beide Seiten bringen.
Die Gesellschaft auf Cheron ist hingegen das genaue Gegenteil der IDIC-Philosophie. Alles was anders ist wird unterdrückt. Beles und Lokais Konflikt dreht sich um ihre Hautfarbe. Die beiden Fraktionen hassen sich abgrundtief und das nur, weil bei ihnen die Farben der beiden Gesichtshälften vertauscht sind. Die Folge zeigt, wie sinnlos dieser Hass ist und was für schlimme Folgen er haben kann. Die Bevölkerung von Cheron hat sich in den 5000 Jahren, in denen Bele Lokai jagte, gegenseitig ausgerottet und doch sind die beiden nicht fähig, ihren Konflikt beizulegen. Stattdessen wollen sie nicht mal im Angesicht der Tragödie auf Cheron Frieden schließe. Sie sind längst Gefangene und Opfer ihrer eigenen Verbohrtheit, die mit Hass eigentlich immer einhergeht.

Die Folge ist ganz offensichtlich auch als Fingerzeig für unsere heutige Gesellschaft gedacht. Der Hass auf Andersartige wird uns hier am Beispiel der Hautfarbe gezeigt, und noch immer ist der Rassismus aufgrund der Hautfarbe weit verbreitet auf der Erde. Letztendlich kann das Thema der Folge jedoch auf jede Art der Andersartigkeit übertragen werden. Bele und Lokai hätten sich genausogut hassen können, weil sie verschiedenen Religionen angehören, oder andere politische Ansichten haben. Die Aussage der Folge kann man auf diese Konflikte genauso anwenden.
Insofern ist es immer wieder bemerkenswert, wie sehr die vulkanische IDIC-Philosophie, kreiert von Gene Roddenberry in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, auch heute noch wegweisend sein kann.

Erneut wird auch deutlich gemacht, dass Andersartigkeit in Roddenberrys Vision einer zukünftigen Welt akzeptiert und respektiert wird, denn nach dieser gibt es im 23. Jahrhundert auf der Erde keine Unterdrückung und Rassismus schon gar nicht. Deswegen hat die Enterprise-Crew auch so große Schwierigkeiten, den Konflikt zwischen Bele und Lokai zu verstehen, da er letztlich auf einer lächerlichen Hautanomalie aufbaut. Trotzdem hält sich Kirk dieses Mal an die Hauptdirektive und mischt sich nicht in den Konflikt ein. Vor dem Hintergrund der bereits ausgerotteten Völker könnte er allerdings auch eh wenig verändern oder bewirken. So bleibt ihm lediglich der Versuch, mit einigen Gesprächen bzw. Ermahnungen die beiden Kontrahenten dazu zu bewegen, ihren sinnlosen Konflikt beizulegen, doch er macht keine Anstalten, für eine Seite Partei zu ergreifen.

Die Folge enthält einige sehr spannende Szenen (zum Beispiel die Ankunft Beles auf der Enterprise, als sich sein Raumschiff auf Kollisionskurs befindet), sie enthält aber auch mehrere hervorragende Dialogszenen. Vor allem die Wortgefechte zwischen Bele und Lokai, sowie die zwischen Bele und Kirk sind hörenswert.

Die ganze Problematik des Rassenhasses wurde durchaus gut umgesetzt, nur leider wird einem das Ganze etwas arg mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert. Bei der Moral der Geschichte wird etwas dick aufgetragen und hier wäre vielleicht etwas weniger mehr gewesen. Wäre die Aussage etwas unaufdringlicher verpackt worden, hätte "Bele jagt Lokai" das Zeug zu einer hervorragenden Folge gehabt, so wird man aber als Zuschauer das Gefühl nicht los, die Aussage mit dem Holzhammer vermittelt zu bekommen.

Obwohl es eigentlich auf die Dialoge ankommt, ist ein besonderes Highlight der Folge die beabsichtigte Selbstzerstörung des Schiffes. Dabei handelt es sich um eine der spannendsten Szenen seit langem, die brillant geschrieben und von Jud Taylor mit unglaublicher Intensität und sehr überzeugend umgesetzt wurde. Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen (zum Beispiel Großaufnahmen der Gesichter), einer guten Musikuntermalung und engagierten Darstellerleistungen gelang es der Regie, eine unheimlich nervenaufreibende Szene zu inszenieren. Auch wenn man weiß, dass die Enterprise nicht zerstört wird, so springt die Spannung doch auf den Zuschauer über.
Dabei ist es das erste Mal in Star Trek, dass die Selbstzerstörung initiiert wird. Sie muss hier von den drei ranghöchsten Offizieren, Kirk, Spock und Scotty ausgelöst werden. Was geschieht, wenn einer der drei gerade nicht verfügbar oder vielleicht sogar tot ist, bleibt unklar, man kann aber vermuten, dass dann einer der anderen Offiziere ebenfalls den Code eingeben kann. Die Selbstzerstörung wird in allen weiteren Serien auftauchen. Wirklich ausgeführt wird sie beispielsweise in Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock oder in der Voyager-Folge 2.17: Die Verdoppelung. Ansonsten wird sie des Öfteren aktiviert und in letzter Sekunde wieder abgebrochen, wie zum Beispiel in der TNG-Folge 1.15: 11001001.
In dritten Kinofilm übernimmt Chekov Spocks Part als Wissenschaftsoffizier, die Codes wurden jedoch exakt von dieser Folge übernommen.

Seit TNG braucht es für die Selbstzerstörung nur noch 2 Personen, nämlich den Captain und den ersten Offizier. In Voyager hat Janeway die Selbstzerstörung sogar zwei Mal ohne Chakotay befohlen, was viele Fans zur Vermutung veranlasste, Janeway würde ihrem ersten Offizier nicht vertrauen. Später gaben die Autoren jedoch zu, dass sie einfach einen Fehler gemacht hatten.

In dieser Folge gibt es ein weiteres Wiedersehen mit Christine Chapel.
Obwohl er nur die Story beisteuerte und nicht das eigentliche Drehbuch verfasst hat, erkennt man bei dieser Geschichte mal wieder die deutliche Handschrift von Gene L. Coon, der eigentlich immer versuchte, ernsthafte Themen in die Serie einzubringen und sie kontrovers zu behandeln. Seine Folgen waren auch fast ausnahmslos pazifistisch eingestellt und auch dieses Mal spricht er sich sehr deutlich gegen Hass, Intoleranz und Rassismus aus. Diese Folge stellt auch Gene L. Coons allerletzten Beitrag für die Serie dar. Er arbeitete, wie bei allen seiner Beiträge in der dritten Staffel, unter dem Pseudonym Lee Cronin. Das Drehbuch verfasste Oliver Crawford, den man bereits als Autor der Folge 1.16: Notlandung auf Galileo 7 kennt. Er ist auch an der Story von 3.21: Die Wolkenstadt beteiligt.
Stammregisseur Jud Taylor führte hier zum dritten Mal Regie.

Die deutsche Version stammt wieder von Sat.1 und enthält alle Originalszenen. Auch sonst gibt es wenig an der Synchronisation auszusetzen. Lediglich ein häufig gemachter Fehler taucht hier wieder einmal auf: Kirk redet zu Beginn davon das Shuttle an Bord zu beamen, obwohl es in Wirklichkeit mit dem Traktorstrahl an Bord gezogen wird.
In der deutschen Version fliegt die Enterprise dieses Mal mit Warp 10, was eigentlich nicht möglich ist.
Die DVD-Version ist identisch mit der Sat.1-Version.

Die Effekte der Folge sind eher bescheiden. Es handelt sich im Grunde um eine budgetsparende Bottle-Show. Außer der ungewöhnlichen Maske von Bele und Lokai, die aber nur aus viel Schminke besteht und kaum viel Geld gekostet haben dürfte, gibt es kaum besondere neue Masken, Kulissen oder Effekte. Selbst Beles Schiff musste nicht gezeigt werden, da man es einfach für unsichtbar erklärte, um auch hier Geld zu sparen. Gleichwohl zeigt die Folge, dass die budgetsparenden Folgen nicht unbedingt die schlechtesten sind.

"Bele jagt Lokai" ist zwar kein absolutes Highlight, aber trotzdem besser, als manch andere teurere Episode der dritten Staffel und sie hat immerhin ein ernsthaftes Thema, welches zwar etwas aufdringlich erscheint, aber trotzdem überzeugen kann. Letztendlich gibt es dafür die Endnote Gut.

Spannung: 5 SFX: 2 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Majel Barrett hat dieses Mal ihren 22. Auftritt. Das letzte Mal war sie in 3.13: Brautschiff Enterprise dabei. Ihr nächster Auftritt wird in 3.18: Strahlen greifen an sein.

Mit der Story zu dieser Folge verabschiedet sich der wichtigste Autor der Originalserie Gene L. Coon (in der kompletten dritten Staffel arbeitete er unter dem Pseudonym Lee Cronin). Coon war an folgenden Episoden beteiligt:

In dieser Folge wird die Selbstzerstörungsfunktion der Enterprise eingeführt, die von da an in allen Star Trek-Serien des Öfteren auftauchen wird. Für den dritten Kinofilm Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock wurden sogar die Zerstörungscodes dieser Folge wortwörtlich übernommen.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 0
Kirks Shirt bleibt in tadellosem Zustand.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 0
Diesmal werden keine Frauen erobert.
3. Spocks "Faszinierend": 0 mal
Spock fasziniert hier nichts.
4a. Spocks "logisch": 2 mal
Spock über das fremde Schiff: "Es hat sich einfach aufgelöst. Faszinierend!"
Spock über Bele und Lokai: "Faszinierend! Zwei sich unversöhnlich hassende Humanoide."
4b. Spocks "unlogisch": 1 mal
Spock über Bele und Lokai: "Von Lebewesen, deren Mentalität so andersartig ist, sinnvolles Handeln zu erwarten, ist nicht sehr logisch."

Außerdem:
Spock erklärt Bele die vulkanische Mentalität: "Nur die Disziplin der Logik hat uns vor dem Aussterben gerettet."
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 0 mal
McCoy darf seinen berühmten Satz nicht sagen.
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 0 mal
Alle leben noch, Jim.
7. tote Rothemden: 0
Die Rothemden bleiben diesmal verschont.
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
Keine toten Rothemden diesmal.

Aber:
Sämtliche Bewohner des Planeten Cheron, mit Ausnahme von Bele und Lokai, sind bereits tot, als die Enterprise dort eintrifft.
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos3_15.htm