Episodenbeschreibung
Sternzeit: 4385,3
Kirk hat von der Föderation den Auftrag erhalten, mit der telepathischen Spezies der Melkotianer Kontakt
aufzunehmen. Auf dem Weg zu ihrem Heimatplaneten versperrt eine Warnboje den Weg. Kirk muss jedoch
seinen Auftrag erfüllen und fliegt trotzdem zum Planeten Melkot. Er, Spock, McCoy, Scotty und Chekov beamen
sodann hinunter und landen in einem undurchdringlichen Nebel. Ein Melkotianer erscheint und verkündet dem
Außenteam, dass es den Tod zu erwarten habe, da Kirk die Warnungen missachtet hat. Kirk erwidert, dass er
in friedlicher Absicht hier sei, sich bei einem Angriff jedoch verteidigen werde. Plötzlich findet sich
das Außenteam an einem anderen Ort wieder. Es ist eine Stadt aus dem Wilden Westen und die Phaser
sind nun gegen alte Revolver eingetauscht worden.
An einer Hauswand hängt eine Zeitung und dort kann das Außenteam lesen, dass es der 26. Oktober 1881 ist
und man sich in Tombstone befindet. Plötzlich kommt der Sheriff der Stadt auf sie zu und begrüßt sie als
ob sie alte Bekannte wären. Er hält sie offenbar für die Clanton-Bande. Kirk und Spock wissen aus ihren
Geschichtskenntnissen zu berichten, dass die Clantons gegen die Earps um die Vorherrschaft in der Stadt
Tombstone rivalisierten. Am 26. Oktober wurde der entscheidende Kampf ausgetragen und die Clantons haben
verloren und wurden von den Earps erschossen.
Als das Außenteam den Saloon der Stadt betritt, treffen sie dort auf Sylvia, die Freundin von Billy
Clayborne, welcher hier offenbar von Chekov verkörpert wird. Sylvia stürmt auf den Navigator zu und küsst ihn.
In der Westernkneipe befinden sich ebenfalls die Earps, die die Clantons warnen. Wenn sie nicht bis 5 Uhr
die Stadt verlassen hätten, werde man sie erschießen. Kirk versucht dem Barkeeper klar zu machen, dass er
nicht Ike Clanton ist, doch dieser hält das alles für einen guten Witz. Auch als Kirk versucht Wyatt Earp
zu überzeugen, hat er damit wenig Erfolg.
Kirk beschließt der Konfrontation aus dem Weg zu gehen, indem das Außenteam die Stadt einfach verlässt,
doch die Melkotianer haben ein Kraftfeld um den Ort gelegt. Es ist nun bereits 3 Uhr und damit bleiben nur
noch 2 Stunden, bis die Earps angreifen werden. Die Enteprise-Crew schmiedet einen Plan, wie man die Earps
überwältigen könnte. McCoy kommt auf die Idee ein Betäubungsmittel herzustellen, also besorgen er und
Chekov die Zutaten dafür.
Als Chekov seine Sachen gekauft hat, trifft er erneut auf Sylvia, die ihm von ihren Heiratsplänen erzählt.
Der Navigator ist davon keineswegs begeistert. In diesem Moment kommt Morgan Earp hinzu und schlägt Chekov
nieder. Es kommt zu einer Schießerei zwischen Morgan und Chekov und der Enterprise-Mann wird dabei getötet.
Die anderen Mitglieder des Außenteams sind über Chekovs Tod entsetzt, doch sie haben wenig Zeit darüber
nachzudenken, da sie das Betäubungsmittel herstellen müssen. Spock irritiert an der Sache, dass Chekov
Billy Clayborne sein sollte, der jedoch tatsächlich die Schießerei am OK Corral überlebt hatte. Das heißt,
die Geschichte lässt sich beeinflussen und muss nicht zwangsläufig so ablaufen wie im 19. Jahrhundert.
Während die anderen weiter an der Substanz arbeiten, ersucht Kirk den Sheriff um Hilfe,
doch dieser hat Angst vor den Earps, genau wie alle anderen in der Stadt.
Als der Captain zurückkommt, sind die anderen fertig mit der Arbeit. Kirk lässt das Betäubungsmittel testen,
doch es zeigt keine Wirkung, was physikalisch gesehen eigentlich unmöglich ist. Es ist nun 10 Minuten vor
fünf und Kirk beschließt, einfach nicht zum OK Corral, dem Schauplatz der Schießerei zu gehen, doch plötzlich
verändert sich wieder die Umgebung und das Außenteam befindet sich an genau dieser Stelle.
Spock hat eine Theorie aufgestellt. Er ist der Meinung, dass die ganze Szenerie nicht real ist, da
hier offenbar keine physikalischen Gesetze gelten. Das heißt, es geschieht nur das was man glaubt.
Chekov war der Überzeugung, dass die Bleikugel tödlich ist, deswegen war sie auch tödlich, doch wenn die
anderen nun glauben, dass ihnen die Bleikugeln nichts anhaben können, würden sie dies auch nicht tun.
Die anderen können das kaum glauben und da sie so sicher wie Spock sein müssen, beginnt
der Vulkanier damit, ihnen diese Vorstellung per Gedankenverschmelzung zu suggerieren.
Inzwischen machen sich die Earps auf den Weg zum OK Corral und als sie dort eintreffen, warten Kirk und die
anderen bereits auf sie. Die Earps beginnen die Schießerei, doch die Kugeln zeigen keinerlei Wirkung.
Kirk kommt auf Morgan Earp zu und schlägt ihn nieder. Er widersteht der Versuchung, Morgan mit seiner Waffe
zu töten und sich damit für Chekov zu rächen.
Die Enterprise-Crew befindet sich plötzlich wieder auf der Brücke des Schiffes und vor dem Bug ist
wieder die Warnboje zu sehen. Auch Chekov lebt wieder. Der Melkotianer meldet sich. Er ist nun von
der friedlichen Absicht der Föderation überzeugt, da das Außenteam die Earps nicht getötet hat. Er lädt
die Enterprise auf seinen Planeten ein.
Bewertung
"Wildwest im Weltraum" wird von vielen Fans wegen des Aufgreifens des Wildwest-Themas verschmäht,
was eigentlich überrascht, wenn man bedenkt, dass die Folge viele Elemente enthält, die zur guten
Star Trek-Tradition gehören, denn neben viel Action und Humor bietet die Handlung auch eine
friedliche Auflösung.
Kirk und Co. treffen hier auf die Melkotianer, die die Enterprise-Crew auf die Probe stellen und ihre
Friedfertigkeit testen. In den späteren Star Trek-Serien gibt es, vor allem durch die Erfindung des
Holodecks, etliche Folgen, in denen sich am Ende alle Geschehnisse als Illusion herausstellen. Dies ist
die erste Folge, die auf dieser Prämisse aufbaut.
Charakterseitig bietet die Folge eher wenig Spektakuläres. Kirk führt sein Team solide an. Der Verlust
von Chekov trifft ihn natürlich schwer. Er muss jedoch trotzdem seinen Rachedurst überwinden und wird
prompt damit belohnt, dass er den Mann zurückerhält und seinen Auftrag, mit den Melkotianern Kontakt
aufzunehmen, erfüllen kann.
Auch bei Spock gibt es wenig Neues zu entdecken. Er kann seine Gefühle über Chekovs Tod nicht zeigen,
was die anderen natürlich stört. Ansonsten liefert er zusammen mit McCoy und Scotty einige mehr oder
weniger sinnvolle Vorschläge, wie man sich aus der Situation wieder befreien könnte und er darf am Ende
gleich dreimal eine Geistesverschmelzung durchführen, was wohl einen neuen Rekord darstellt.
Obwohl er schon nach der Hälfte der Folge vermeintlich stirbt, kommt Chekov erneut eine recht große
Rolle zu. Die schöne Sylvia, die ihn für Billy Clayborne hält, liebt ihn, was der Navigator natürlich
toll findet. Als sie ihn heiraten will, rudert er jedoch zurück. Walter Koenig darf hier erneut für
ein wenig Humor sorgen. Da dies die erste Folge ist, die für die 3. Staffel produziert wurde, erkennt
man ganz gut, in welche Richtung sich der Charakter von Chekov hatte entwickeln sollen. Seit seiner
Einführung war er sehr populär unter den Fans geworden und hatte sogar eine eigene Anhängerschaft
hinter sich. Das sollte sich für ihn zunächst auch in größeren und besseren Rollen niederschlagen.
Als jedoch nach der Produktion der ersten Episode die Änderung des Sendeplatzes auf Freitagabend
bekannt wurde war vielen klar, dass ausgerechnet die junge Zielgruppe Chekovs wegfallen würde.
Entsprechend wurde auch seine Rolle in den weiteren Drehbüchern schnell wieder kleiner und unbedeutender.
"Wildwest im Weltraum" ist somit auch Walter Koenigs Lieblingsfolge.
Star Trek wurde von vielen am Anfang als eine Westernserie im All angesehen, was auch nicht ganz falsch
ist, denn viele Autoren und Produzenten kamen aus dem damals im TV-Serien-Geschäft weit verbreiteten
Westerngenre, allen voran natürlich Gene Roddenberry und Gene L. Coon. Erst in dieser Folge jedoch
treffen die beiden Genres tatsächlich aufeinander.
Wie die erstgesendete Folge der 3. Staffel, nämlich
3.01: Spocks Gehirn, wurde auch diese von Gene L. Coon unter dem Pseudonym Lee Cronin
geschrieben. Trotz Unbeliebtheit bei den Fans wäre die Episode als Staffelstart aber wohl doch die bessere Wahl
gewesen.
Coon zeigt sich hier mal wieder als Freund von friedlichen Lösungen. Anstatt die Folge in eine große
Schießerei zwischen den Clantons und den Earps münden zu lassen, können sich Kirk und Co. gerade durch
Gewaltlosigkeit aus ihrer Lage befreien, indem sie einfach nur dastehen und nichts machen.
Man konnte wegen des knappen Budgets keine richtige Westernstadt aufbauen und musste alles mit spärlichen
Kulissen im Studio drehen, was hier aber ausnahmsweise gar nicht so störend ist, denn dadurch, dass
es sich eh um eine Illusion handelt, erscheint die halbfertige Stadt durchaus passend. Außerdem machen die
Gebäude, die zwar Fassaden aber keine Wände haben, einen fast surrealen Eindruck, welcher die Folge
optisch schon wieder interessant macht. Zum Beispiel hängen einige Spiegel oder Schilder wegen der
fehlenden Wände einfach in der Luft. In der Folge werden die unvollständigen Kulissen dadurch erklärt,
dass die Melkotianer einfach nicht mehr Informationen über den Schauplatz hatten und ihn so recht
lückenhaft entstehen ließen.
DeForest Kelley kannte beim Dreh dieser Folge bereits die andere Seite der Geschichte. Er spielte in dem
Westernklassiker "Gunfight at the O.K. Corral" unter anderem zusammen mit Burt Lancaster und Kirk Douglas
mit. Er hatte die Rolle des Morgan Earp.
Unter den Gaststars gibt es dieses Mal keine wiederkehrenden Charaktere.
Gene L. Coon steurte nach dieser Folge kein direktes Drehbuch mehr bei, allerdings basieren die beiden
Folgen 3.11: Was summt denn da? und
3.15: Bele jagt Lokai auf Storys von ihm.
Dies ist auch die letzte von insgesamt 6 von Vincent McEveety inszenierten Folgen. Nachdem McEveety mit
seinen Drehbüchern oft Pech hatte, erhielt er hier noch einmal eine bessere Folge zugeteilt.
Die deutsche Version wurde von Sat.1 erstellt und enthält alle Originalszenen. Die Synchronisation ist
insgesamt zufriedenstellend. Die Deflektorschirme werden im Deutschen dieses Mal als Reflektorschirme
bezeichnet.
Außerdem beginnt die Folge gleich mit einem Fehler, als Kirk sagt: "Volle Kraft voraus,
volle Energie, Phaser Feuer frei." Die Phaser werden anschließend allerdings gar nicht abgefeuert,
im Original heißt es auch lediglich, dass sich die Phasercrew bereithalten soll.
Außerdem wurde die Anfangsszene geändert. Im Original hört jedes Brückencrewmitglied die Warnung der
Melkotianer-Boje in seiner eigenen Muttersprache. Dies wurde nicht ins Deutsche übernommen.
In der DVD-Version wurden diese beiden und einige weitere kleinere Übersetzungsfehler korrigiert.
Alles in allem ist die Folge sicher keiner von Coons besten Beiträgen für die Serie, doch so schlecht,
wie sie von einigen Fans oft gemacht wird, ist sie bei weitem auch nicht. Sie ist recht lustig und
auch spannend, da Folgen, in denen alles am Ende eine Illusion ist, in TOS nicht sehr häufig
vorkommen und die Lösung des Problems damit lange Zeit unklar bleibt.
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