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TOS 1.08 Miri, ein Kleinling


Miri

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Sternzeit:2713,5
Die Enterprise erhält einen Notruf, wie er früher auf der Erde benutzt wurde. Ursprung desselben ist ein Planet, der eine exakte Kopie der Erde darstellt. Nicht nur Größe und Masse stimmen überein, sogar die Kontinente sind gleich angeordnet. Auf die Rufe der Enterprise antwortet niemand.
Kirk beamt mit Spock, McCoy, Rand und zwei Sicherheitsmännern auf den Planeten. Dort finden sie eine verwahrloste Stadt vor, die an Städte aus dem 20. Jahrhundert der Erde erinnert. Anscheinend wird die Stadt aber von niemandem bewohnt, zumindest ist keine Menschenseele zu sehen. Als das Außenteam sich umsieht, finden sie ein altes verrostetes, kaputtes Dreirad. Plötzlich stürzt sich ein furchtbar entstellter Mensch auf McCoy und schreit immer wieder "Meins!" und "Das gehört mir!". Nur mit großer Mühe können Kirk und Spock den Mann überwältigen. Der Mann erleidet er einen Anfall und stirbt. McCoy stellt fest, dass er in den letzten Minuten um etliche Jahre gealtert ist.
Als sich das Außenteam weiter umsieht, finden sie in einem alten Haus ein kleines Mädchen, dass sehr verängstigt ist. Sie stellt sich als Miri vor und hat große Angst vor den Erwachsenen. Erst langsam kann Kirk ihr Vertrauen gewinnen. Sie erzählt dem Außenteam, dass alle Erwachsenen vor langer Zeit gestorben sind. Vorher haben sie allerdings noch Brände gelegt, herumgeschrien und sich gegenseitig getötet. Überlebt haben nur die Kinder. McCoy und Spock vermuten eine Seuche oder etwas Ähnliches. Kirk bittet Miri darum, sie in ein Haus zu bringen, wo früher ein Arzt praktiziert hat. Miri führt sie dorthin und sie finden auch den Sender des Notrufs, der ein automatischer ist. Während McCoy in den Unterlagen nach Antworten sucht, macht sich Spock mit den Sicherheitsleuten draußen auf die Suche. Es sind noch mehr Kinder in der Stadt, doch sie verstecken sich vor dem Außenteam.

McCoy konnte inzwischen herausfinden was geschehen ist: Vor 300 Jahren haben Wissenschaftler auf diesem Planeten versucht, das menschliche Leben zu verlängern und zwar mit Hilfe eines Virus. Sie wollten, dass die Menschen innerhalb eines Jahrhunderts nur um 5 Jahre altern. Doch das Experiment schlug fehl und der Virus verursachte eine Krankheit, die alle Erwachsene das Leben kostete. Nur die Kinder blieben seltsamerweise verschont. Spock spekuliert, dass der Grund dafür in der Pubertät der Kinder zu suchen ist, da sie die Drüsen verändert. Wahrscheinlich befällt die Krankheit die Drüsen, so dass die Kinder, sobald sie in die Pubertät kommen, ebenfalls von der Krankheit befallen werden. Bis sie dieses Alter jedoch erreicht haben, altern sie in einem Jahrhundert tatsächlich nur um 5 Jahre. Dies erklärt auch, dass die Kinder auf dem Planeten schon 300 Jahre alt sind. Die Mitglieder des Außenteams zeigen nun jedoch ebenfalls erste Symptome der Krankheit. Sie bekommen blaue Flecken im Gesicht und an den Armen.
Spock errechnet, dass ihnen noch 7 Tage bleiben bevor die Krankheit sie tötet. Der Vulkanier selbst ist zwar nicht erkrankt, er ist jedoch Überträger und kann so ebenfalls nicht auf das Schiff zurückkehren. Kirk lässt einige medizische Geräte herunterbeamen, damit McCoy mit Hilfe der 300 Jahre alten Unterlagen einen Impfstoff entwickeln kann. Miri, die kurz davor steht in die Pubertät zu kommen, freundet sich inzwischen mit Kirk an. Sie verliebt sich sogar etwas in ihn.

Die anderen Kinder in der Stadt sehen im Außenteam eine Gefahr und entwenden ihnen die Funkgeräte, damit sie hilflos sind. Ohne die Geräte kann das Außenteam aber keinen Kontakt zur Enterprise herstellen und McCoy auch den Bordcomputer nicht benutzen.
Miri wird inzwischen eifersüchtig auf Janice Rand, als sie bemerkt, dass Kirk Zuneigung für sie empfindet. Sie geht zu den anderen Kindern und bestärkt sie in ihrem Glauben, dass die Erwachsenen eine Gefahr darstellen. Sie schlägt ihnen vor, Janice Rand zu entführen, was auch prompt geschieht.
Daraufhin begibt Kirk sich auf die Suche nach Janice Rand und den Funkgeräten. Er kann Miri davon überzeugen ihm zu helfen, indem er ihr zeigt, dass sie auch schon blaue Flecken bekommt und nicht mehr lange zu leben hat.
Inzwischen hat McCoy mit Spock zusammen einen Impfstoff gefunden, sie können diesen jedoch nicht testen, da ohne die Funkgeräte eine Verbindung zur Enterprise nicht möglich ist. Das Außenteam wird langsam immer gereizter und beginnt den Verstand zu verlieren.

Als Kirk mit Miris Hilfe die Kinder findet, verprügeln diese ihn. Er versucht ihnen klar zu machen, dass sie bald genauso enden werden wie die Erwachsenen. Bald würden sie auch die Krankehit bekommen und sterben. Langsam kann er das Vertrauen der Kinder gewinnen und letztendlich erreichen, dass sie Rand freilassen und ihm die Funkgeräte zurückgeben. Doch als er die Arztpraxis wieder erreicht ist es schon zu spät. McCoy hat sich den unerprobten Impfstoff selbst injiziert. Doch das Mittel wirkt. Die blauen Flecken verschwinden und McCoy wird wieder gesund.

Nachdem alle geimpft wurden, kehrt das Außenteam auf die Enterprise zurück. Die Kinder sind ebenfalls geheilt, sie bleiben auf dem Planeten und werden in Zukunft von Lehrern der Föderation unterrichtet und betreut.




Bewertung

"Miri, ein Kleinling" beinhaltet wieder einmal ein klassisches Science Fiction-Thema. Bereits in der letzten Folge wollte ein Wissenschaftler das ewige Leben erreichen und zwar indem er Androiden erschaffte, die eine genaue Kopie der Menschen darstellten und diese ersetzen sollten. Hier taucht nun schon wieder das ewige bzw. lange Leben auf. Vor 300 Jahren hat ein Wissenschaftlerteam auf dem Planeten versucht, eine Verlängerung des Lebens zu erreichen und zwar mit Hilfe eines Virus, der das Leben verlängern sollte. Wie so oft in solchen Science Fiction-Storys geht das Experiment natürlich schief und statt eines langsameren Alterungsprozesses, beschleunigt sich dieser unglaublich. Dies ist die Ausgangsposition der Handlung.
Die Ausführung an sich ist eine typische Countdown-Folge, mit der obligatorischen Rettung in letzter Minute. Die Story selbst bietet ansonsten kein sonderlich ernsthaftes Thema. Es wird der etwas unbeholfene Versuch gemacht, die Probleme Jugendlicher in der Pubertät bzw. die der Kinder mit den Erwachsenen zu thematisieren. Allerdings scheitert dieser Versuch kläglich. Die Kinderbande geht einem schon nach kurzer Zeit einfach auf die Nerven. Auch wenn man nicht kinderfeindlich veranlagt ist, wäre man nach ein paar Szenen bereit gewesen einiges zu geben, wenn die Kinder endlich ihre Klappe halten würden.

Bezeichnend ist dies deswegen, da es sich hier um die erste Star Trek-Folge handelt, die sich in irgendeiner Form mit Kindern beschäftigt. Obwohl in den späteren Serien deutlich routinierter geschrieben, hatte Star Trek mit Kinder-Geschichten noch nie ein sonderlich glückliches Händchen. Die Person Wesley Crusher in TNG erwies sich als Reinfall, Jake Sisko in DS9 war zwar deutlich sympathischer, dafür als Hauptperson unbedeutend. In Voyager wurden schließlich die Konsequenzen gezogen und man verzichtete zunächst auf Kinder. Erst in den späteren Staffeln führte man mit Naomi Wildman ein Kind als wiederkehrenden Charakter ein. "Miri, ein Kleinling" führt einem deutlich die Gründe dafür auf, warum Kinder in Star Trek kein sonderlich hohes Ansehen genießen.

Die Folge bietet wenig Interessantes. Neue Einblicke in die Charaktere sind Mangelware. Das Triumvirat Kirk-Spock-McCoy, das hier zum ersten Mal ganz deutlich in den Mittelpunkt rückt, macht einen soliden Eindruck, mehr aber auch nicht. Einzig Janice Rands größter Auftritt in der Serie ist einigermaßen interessant. Sie darf hier zum ersten und letzten Mal an einer Außenmission teilnehmen. Erneut wird die Zuneigung zwischen Kirk und ihr angedeutet. Bevor sich diese jedoch weiterentwickeln konnte, wurde Rand-Darstellerin Grace Lee Whitney von Roddenberry gefeuert. Nach der Produktionsreihenfolge ist dies hier bereits ihre vorletzte Folge. In 1.13: Kodos der Henker hat sie nur noch eine kurze wortlose Szene.

Bei dem Planeten handelt es sich um eine exate Kopie der Erde. Sogar die Kontinente sind so angeordnet. Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine dermaßen exakte Kopie der Erde gibt und dass diese dann auch noch im Föderationsraum ihre Bahn zieht, ist jedoch gleich Null. Auch bei der Oberfläche handelt es sich, wie Spock sagt, um die Erde des 20. Jahrhunderts. Das war natürlich sehr entgegenkommend für die Desilu-Studios. So konnte man die bereits existierenden Stadtkulissen verwenden, die dann auch noch des Öfteren Verwendung in TOS finden sollten. Andererseits fordert dies geradezu den Vorwurf der Einfallslosigkeit heraus.
Einzig die Sprache der Bewohner des Planeten wurde ein klein wenig verändert. Diese Modifikationen wirken dann aber eher lustlos und das Weglassen von einigen Vorsilben (zum Beispiel Wachsene statt Erwachsene) bzw. das Zusammenziehen zweier Worte zu einem im Original (zum Beispiel grups, von grown-ups) hätte man sich dann auch sparen können. Da eh schon alles gleich wie auf der Erde ist, wäre es auch nicht mehr ins Gewicht gefallen, wenn man die Sprache völlig gleich gelassen hätte. Die Parallelität zur Erde trägt denn letztendlich auch nichts zur Handlung bei und wurde nur aus Budgetgründen durchgeführt.

Einige unlogische Stellen in der Handlung tauchen ebenfalls auf. Von Spock erfährt man, dass die Kinder in 100 Jahren um 5 Jahre älter werden. Diese Rechnung kann aber offenbar nicht ganz stimmen, denn seit der Katastrophe vor 300 Jahren wurden wohl keine Kinder mehr geboren, da es ja keine Erwachsenen mehr gab. Somit hätten alle Kinder mindestens 15 Jahre alt sein müssen, allerdings sind einige Kinder deutlich jünger.
Unklar ist auch, von was sich die Kinder 300 Jahre lang ernährt haben. Auch die Kleidung der Kinder sieht für 300 Jahre noch zu sauber aus.
Schlichtweg dämlich ist das Verhalten des Außenteams, als die Funkgeräte von den Kindern geklaut werden. Anstatt mit Miri sofort nach den Kindern zu suchen und sich nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen, wartet man noch ein paar Tage, bis man nur noch wenige Stunden zu leben hat und das, wo Kirk in diesen Tagen eh nichts zu tun hat, außer McCoy über die Schulter zu schauen.

Spock bleibt hier schon zum wiederholten Mal wegen seines grünen Blutes von der Krankheit verschont. Hier zeichnet sich schon nach 8 Folgen deutlich ein Klischee der Serie ab.

Während Jim Goodwin als Lieutenant John Farrell zum letzten Mal dabei ist, hat David L. Ross seinen ersten Auftritt als Lieutenant Galloway. Er wird in 8 Folgen diese Rolle spielen. Bereits zum 5. Mal dabei ist Grace Lee Whitney als Yeoman Janice Rand.
Drehbuchautor Adrian Spies arbeitete nur dieses eine Mal für die Serie. Seine erste Drehbuchfassung war wohl sehr fantastisch gehalten, stellte sich aber als nicht produzierbar heraus. Erst nach Roddenberrys Hinweis auf die finanzielle Situation fügte Spies den Umstand hinzu, dass es sich um eine Parallel-Welt der Erde handelt.
Regie führte zum ersten Mal Vincent McEveety, welcher 6 Folgen inszenierte und zu den Stammregisseuren gerechnet werden kann.

Übrigens sind unter den Kindern auf dem Planeten auch die von William Shatner, Grace Lee Whitney, Gene Roddenberry und McEveety vertreten.

Die deutsche Version wurde im Auftrag von Sat.1 erstellt und fällt durch einige dumme Übersetzungsfehler auf. Beispielsweise wurde das englische "radio" mit "Radiosignale" übersetzt, obwohl "Funk" die korrekte Übersetzung wäre, ein Fehler, der sich häufiger in deutschen Versionen eingeschlichen hat. Die Streiche der Kleinlinge "foolies" (von "to fool" = reinlegen) wurden dafür überhaupt nicht übersetzt und nur deutsch ausgesprochen, was besonders unsinnig ist.
Janice Rand scheint in der deutschen Version dieses Mal gar keinen Rang mehr zu haben, nachdem sie bisher schon verschiedene innehatte.
Szenen fehlen in der deutschen Version keine.
Ein weiterer Fehler wurde auf der DVD-Version korrigiert. In einer Szene bewegt Janice Rand die Lippen, während aber John spricht. Auf der DVD ist das die einzige Szene, die korrigiert wurde.

Alles in allem spielen sich sowohl Handlung als auch Spannung auf mittelmäßigem Niveau ab, während Special Effects praktisch keine vorhanden sind. Das gibt insgesamt 3 Punkte.

Spannung: 4 SFX: 2 Handlung: 3 Gesamt: 3
Zusammenhänge

Die TNG-Folge 2.07: Die jungen Greise weist Ähnlichkeit mit dieser Folge auf. Es experimentieren ebenfalls Wissenschaftler mit einem Virus, welches Unsterblichkeit ermöglichen soll. Das Experiment geht ebenfalls schief und die Leute altern deswegen schneller.

Grace Lee Whitney ist hier zum 5. Mal in der Rolle von Yeoman Janice Rand zu sehen. Sie war zuletzt in 1.05: Kirk:2=? dabei. Ihr nächster Auftritt ist in 1.10: Pokerspiele.

David L. Ross ist hier zum ersten Mal als Lieutenant Galloway zu sehen. Galloway hat Auftritte in den Folgen

David L. Ross spielt außerdem Lieutenant Johnson in der Folge 3.07: Das Gleichgewicht der Kräfte.

Seinen letzten Auftritt hat Jim Goodwin als Lieutenant Farrell. Er spielte die Rolle auch in 1.05: Kirk:2=? und 1.06: Die Frauen des Mr. Mudd.

Den ersten von 2 Auftritten hat John Arndt als Fields. Er spielt ihn auch in Folge 1.14: Spock unter Verdacht. John Arndt spielt außerdem ein Crewmitglied in den Folgen 1.09: Der Zentralnervensystemmanipulator und 1.22: Der schlafende Tiger.

Die Tochter von William Shatner, Melanie Shatner, die hier eines der Mädchen spielt, wird in Star Trek noch einen weiteren Auftritt haben. Sie spielt im Kinofilm Star Trek V - Am Rande des Universums eine Yeoman.

Mit Ed McReady, der hier den Alten spielt, der McCoy anfällt, wird es noch des Öfteren ein Wiedersehen geben. In Folge 1.09: Der Zentralnervensystemmanipulator spielt er einen Insassen der Gefängniskolonie. Ebenfalls auftauchen wird er in Folge 2.21: Schablonen der Gewalt (als SS-Mann), in Folge 2.23: Das Jahr des roten Vogels (als Dr. Carter) und in Folge 3.06: Wildwest im Weltraum (als Barbier).

Vincent McEveety, einer der 5 wichtigsten Regisseure der Originalserie liefert mit dieser Folge seine erste Arbeit ab. Folgende Episoden gehen außerdem auf sein Konto:

Die Stadt-Kulissen, welche für diese Episode verwendet wurden, wird man noch in den Folgen

wiedersehen.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 1
Kirks Hemd wird im Laufe der 7 Tage auf dem Planeten ein wenig in Mitleidenschaft gezogen.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 2
Kirk erobert sowohl das Herz der kleinen Miri, als auch das von Janice Rand.
3. Spocks "Faszinierend": 0 mal
Spock fasziniert hier nichts.
4a. Spocks "logisch": 1 mal
Das Verblassen der Flecken in McCoys Gesicht findet Spock faszinierend.
4b. Spocks "unlogisch": 0 mal
Spock findet hier überhaupt nichts unlogisch.
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 1 mal
Spock findet es unlogisch, dass die Erwachsenen vor 300 Jahren starben, während die Kinder heute noch leben.
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 0 mal
Alle leben noch, Jim.
7. tote Rothemden: 1
Als der Alte ganz am Anfang der Folge stirbt, sagt McCoy: "Er ist tot."
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
Obwohl der geübte TOS-Zuschauer die ganze Zeit mit ihrem Ableben rechnet, bleiben die beiden Rothemden dieses Mal verschont.
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos1_8.htm