Episodenbeschreibung
Sternzeit: unbekannt
Die Enterprise erhält einen Notruf von der Kolonie auf dem Planeten Beta XII-A. Dort angekommen,
beamen sich Kirk, McCoy, Chekov und Lt. Johnson auf die Oberfläche. Man findet keine Spur von der
Kolonie vor. Ruinen oder Leichen fehlen, sie ist einfach nur weg.
Die Enterprise-Crew stellt inzwischen fest, dass sich ein Klingonenschiff dem Planeten nähert.
Spock gibt Alarm Rot, doch die Klingonen scheinen keine Gefahr für die Enterprise darzustellen,
auf ihrem Schiff gibt es schwere Explosionen und es scheint manövrierunfähig.
Auf den Planeten beamt sich schließlich eine Gruppe von Klingonen hinunter, die das Außenteam als
Geisel nimmt. Kang, der klingonische Kommandant, wirft Kirk Vertragsbruch vor, er habe das
Klingonenschiff angegriffen. Kirk macht Kang im Gegenzug dafür verantwortlich, dass die Kolonie nicht
mehr da ist. Kang möchte von Kirk, dass er ihm die Enterprise übergibt, doch Kirk weigert sich. Da
beginnt der Klingone damit, das Außenteam zu foltern. Chekov greift Kang auf einmal an, er hatte einen
Bruder, der bei einem Überfall der Klingonen auf einen Außenposten der Föderation getötet wurde.
Der Navigator will sich jetzt rächen, doch Kang kann ihn abwehren und quält ihn ebenfalls.
Kirk lenkt ein und nimmt Kontakt mit Spock auf. Durch einen Trick macht er ihm klar, dass er alle
zusammen hochbeamen, die Klingonen jedoch erst nach dem Außenteam materialisieren soll. So geschieht es
und die Sicherheit kann den Klingonen nach ihrer Materialisierung die Waffen abnehmen. Inzwischen wurden
auch die Überlebenden des Klingonenschiffes an Bord gebeamt und von der Sicherheit in einen extra Raum
gebracht. Nachdem sich niemand mehr an Bord des Klingonenschiffes befindet, wird es zerstört, da es
gefährliche Strahlung aussendet.
Spock gibt unterdessen zu bedenken, dass das Klingonenschiff gar nicht in der Lage war, die Kolonie
zu zerstören und dass auch die Klingonen nicht über so perfekte Waffen verfügen.
Auf der Enterprise gehen inzwischen merkürdige Dinge vor sich. Auf den unteren Decks werden die Schotten
geschlossen und 400 Mann der Crew sind gefangen. Die Enterprise beschleunigt plötzlich und ändert von
allein den Kurs. Sie fliegt jetzt aus der Galaxie heraus, und das mit Warp 9.
Kirk verdächtigt die Klingonen und stellt Kang zur Rede. Plötzlich verwandeln sich verschiedene Dinge
im Raum der Klingonen in antike Schwerter, welche die Klingonen sofort an sich nehmen. Kirk zückt
seinen Phaser, doch auch der ist nun plötzlich ein Schwert und der Captain kann gerade noch entkommen. Die
Klingonen beginnen nun mit den Schwertern einen Kampf mit der Enterprise-Crew. Da ein Großteil der
Besatzung eingeschlossen ist, haben beide Seiten jetzt nur 40 Männer und Frauen.
Die Crew der Enterprise erscheint ungewöhnlich aggressiv und Chekov dreht nun völlig durch. In seinem
Rachedrang verlässt er die Brücke, um die Klingonen zu ermorden. Sulu ist erstaunt, da Chekov
eigentlich ein Einzelkind ist und gar keinen Bruder hatte, der von den Klingonen getötet werden
konnte.
Spock stellt fest, dass sich mehr Lebensformen an Bord befinden, als es eigentlich mit den Klingonen
zusammen sein dürften. Es scheint ein fremdes Wesen an Bord zu sein. Kang, seine Frau Mara und Kangs
Männer können inzwischen den Maschinenraum erobern und stellen die Lebenserhaltung für die restlichen
Teile des Schiffes ab. Die Brückencrew schreit sich inzwischen gegenseitig an und es kommt fast zu
Handgreiflichkeiten. Als das Lebenserhaltungssystem aus unerklärlichen Gründen wieder Energie bekommt, stellt
Kirk eine Hypothese auf. Er vermutet, dass sich ein fremdes Lebewesen an Bord befindet, welches sich
von den negativen Emotionen ernährt und unter allen Umständen erreichen will, dass der Kampf weitergeht.
Deswegen heilen auch die Verletzungen der verwundeten Männer völlig von alleine.
Kirk und Spock wollen mit Kang über einen Waffenstillstand reden. Unterwegs treffen sie auf Mara, die
gerade von Chekov angefallen wird. Der Captain schlägt den Navigator nieder und versucht Mara davon zu
überzeugen, dass das fremde Wesen die beiden Seiten gegeneinander aufhetzt. Nach und nach gelingt ihm das
und er und Mara beamen sich zusammen in den Maschinenraum. Dort versucht Kirk Kang zu überzeugen, doch dieser
steht unter dem Einfluss des Wesens und will nicht zuhören. Es kommt zum Kampf zwischen ihm und dem Captain.
Plötzlich taucht das fremde Wesen im Maschinenraum auf und Kang sieht es nun auch. Er kann nun
endlich überzeugt werden und gemeinsam sorgen Kirk und Kang dafür, dass die Kämpfe aufhören. Sie
schließen Frieden und das fremde Wesen verschwindet schließlich.
Bewertung
"Das Gleichgewicht der Kräfte" ist eine sehr eindrucksvolle Folge. Sie handelt vom Hass, der bei
beiden Parteien eines Krieges entsteht und um so mehr geschürt wird, je länger der Krieg dauert.
Die Folge zeigt deutlich, welch schlimme Auswirkungen dieser Hass hat, wie unnötig er ist und wie die
Personen sich daran gewöhnen, mit ihm leben, ihn vielleicht sogar genießen. Es ist ja auch
viel einfacher, den Hass einfach weiterhin wirken zu lassen, statt zu versuchen, ihn zu überwinden und
Frieden zu schließen.
Auch wenn hier das fremde Wesen für den Hass der Crew verantwortlich ist, sieht man in dieser Folge
deutlich, wie ein solcher eingeimpfter Hass nach einer Weile ein Eigenleben entwickelt, man braucht
dann gar keinen mehr, der einem so etwas einredet, sondern ist bereits selbst total fixiert darauf,
den Gegner zu hassen.
In dieser Folge gibt es erneut ein Wesen, welches sich von negativen Emotionen ernährt. In
3.04: Kurs auf Marcus 12 gab es ein ähnliches Wesen. Dieses Mal spielt das
Wesen jedoch eine eher untergeordnete Rolle, es ist nur Mittel zum Zweck, um die Klingonen und die
Menschen aufeinander losgehen zu lassen und zu zeigen, dass selbst diese beiden verfeindeten Parteien
Frieden schließen können.
Die Episode beschäftigt sich erenut sehr stark mit Roddenberrys Visionen beziehungsweise seiner
humanistischen Philosophie. Nach ihm ist es zwei verfeindeten Parteien immer möglich, friedlich miteinander
zusammenzuleben, wenn sie es nur schaffen, den Hass und die Vorurteile zu überwinden, die es auf beiden
Seiten gibt. Seine Sicht der Dinge war allerdings auch stark vom Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen
geprägt, als eine Verständigung und Versöhnung mit den einstmaligen Gegnern nach Beendigung des Krieges
gelang. Genau dies machen Kirk und Kang auch am Ende dieser Folge, als sie Frieden schließen und das fremde
Wesen verjagen. Beide Seiten müssen dabei stark gegen ihre Gefühle ankämpfen.
Die Folge zeigt auch, dass dieser Hass nur zu oft auf Missverständnissen und Fehlinformationen beruht.
Die Klingonen meinen, die Föderation würde ihre Gefangenen misshandeln und töten und die Enterprise-Crew
denkt genau dasselbe von den Klingonen.
In Krisenzeiten werden immer wieder auch bewusste Falschinformationen durch die Propaganda der Kriegsparteien
noch verstärkt, bis es zum Krieg kommt. Die unsägliche Behauptung der US-Regierung vor Beginn des 2. Golfkriegs,
der Irak würde Massenvernichtungswaffen besitzen, was sich erst nach dem Krieg als dreiste Lüge herausstellte,
ist eines der schrecklichen Beispiele dafür. Wenn der Krieg erst einmal begonnen hat, ist zwischen Gut und Böse
kaum noch zu unterscheiden, denn jeder moderne Krieg entwickelt eine Spirale der Gewalt, auf der es sehr schnell
nach oben geht und die mit unendlich vielen Toten verbunden ist. Diese Opfer sind dann die Grundlage für den Hass,
den Menschen während eines Krieges entwickeln und der Jahrhunderte andauern kann, wenn keine Versöhnung erfolgt.
Hier in dieser Folge ist es das fremde Wesen, welches den Hass, den Patriotismus und sogar die
Rassendiskriminierung (gegenüber Spock) verursacht.
Kirk macht dieses Mal einen sehr guten Eindruck. Er lässt sich am wenigsten von den Hassgefühlen überwältigen
und zeigt, dass Vertrauen der erste Schritt in Richtung Frieden ist, indem er mit Mara zusammen zu Kang in den
Maschinenraum beamt. Er hat verstanden, dass der Hass nur durch Vernunft überwunden werden kann.
Das Ende der Folge ist sehr sympathisch. Die verfeindeten Parteien schließen Frieden und lachen das
fremde Wesen aus und sich damit auch den Hass von der Seele.
Die Folge hält damit erneut die Star Trek-Ideale wie Frieden, Vernunft, Toleranz gegenüber Andersartigen
usw. hoch und hat wieder ein sehr friedliches Ende. Damit ist Jerome Bixby, der bereits das hervorragende
2.04: Ein Parallel-Universum und das weniger gelungene
2.22: Stein und Staub geschrieben hatte, eine sehr starke und aussagekräftige
Antikriegsfolge gelungen. Sie ist wiederum deutlich ihrer Zeit voraus und steht noch dazu in einem
interessanten Kontrast zu späteren Star Trek-Schöpfungen, bei denen die Gewalt als Mittel zur Lösung von
Problemen wieder mehr in Mode kommt.
Erfreulicherweise sind die Klingonen hier im Gegensatz zu
2.11: Im Namen des jungen Tiru und
2.19: Der erste Krieg nicht wieder die bösen Buben vom Dienst. Stattdessen
sind sie endlich wieder als die vielschichtigen Gegner aus
1.26: Kampf um Organia zu erkennen. Man erfährt hier auch viel über ihre Geschichte,
wie sie zu den Kriegern wurden, die sie heute sind. Mara erwähnt, dass das klingonische System relativ arm
an Ressourcen sei und ihre Spezies in andere Systeme eindringen müsse, um zu überleben. Daraus resultiere
ihre kriegerische Art.
Selbst Spock zeigt sich erstaunlicherweise nicht immun gegen den Einfluss des Wesens, er verliert
während einer Auseinandersetzung mit Scotty die Kontrolle über sich.
Auch den friedliebenden McCoy hat es erwischt, er ist voller Hass auf die Klingonen, wenn er all die
Verletzten sieht.
Chekov steht am meisten unter dem Einfluss des Wesens. Er hat eigentlich nichts gegen die Klingonen,
doch das Wesen redet ihm ein, dass er einen Bruder hatte, der von den Klingonen getötet wurde.
Chekov-Darsteller Walter Koenig darf in der Anfangsszene auf dem Planeten auch einige seiner berühmt
gewordenen Schreie zum Besten geben, als er von den Klingonen gefoltert wird. Es fällt auf, dass Koenig
auch dieses Mal wieder eine verhältnismäßig große Rolle hat, was wohl vor allem auf seine Beliebtheit
beim Publikum zurückzuführen ist.
In dieser Folge wird zum ersten Mal in Star Trek ein Ort-zu-Ort-Transport auf der Enterprise
durchgeführt. Was hier noch relativ gefährlich ist, gehört in den Nachfolgeserien zum Standard.
Die Klingonen sind in ihrem Aussehen in dieser Folge wieder eher vom orientalischen Typ, wie zum Beispiel
auch in 1.26: Kampf um Organia oder
2.19: Der erste Krieg.
In dieser Folge gibt es keine wiederkehrenden Charaktere unter den Gaststars.
Jerome Bixby schrieb neben seinen oben bereits erwähnten anderen Beiträgen auch noch die Folge
3.19: Planet der Unsterblichen.
Regisseur Marvin J. Chomsky hatte bereits Folge 3.04: Kurs auf Marcus 12
inszeniert und war später auch noch für 3.23: Portal in die Vergangenheit
verantwortlich.
Die deutsche Version wurde von Sat.1 erstellt und enthält alle Originalszenen. Das englische "empire"
wurde erneut nicht übersetzt, obwohl "Imperium" praktisch lippensynchron ausgesprochen werden kann.
In der deutschen Version wurden wieder allerlei Dialoge umgeschrieben, wobei weniger die Veränderungen
selbst schlimm sind, als vielmehr ihre Zahl.
Der Hilfskontrollraum (Originalversion: auxiliary control center) erhält in der deutschen Version wieder einmal eine
neue Bezeichnung. Er heißt dieses Mal Notsystemzentrale.
Interessant ist noch, dass Kirk in der Originalversion nicht lügt. Er sagt hier zu den Klingonen:
"Ich beame Sie an Bord der Enterprise. Wenn wir erst dort sind, gibt es keine Tricks." In der deutschen
Version behauptet er dagegen "Wir werden Sie auf die Enterprise beamen, und ich verspreche Ihnen,
es gibt keine Tricks.", was nicht ganz wahr ist.
Für die DVD-Version wurde dieses Mal nur wenig verändert. Lediglich ein Logbucheintrag von Kirk wurde
korrigiert. Ansonsten blieben leider alle Fehler und Veränderungen erhalten.
Effekte gibt es in der Folge recht wenige, doch konnte zum Beispiel die Zerstörung des klingonischen
Schiffes überzeugen.
Alles in allem eine herausragende, spannende Folge mit einer überzeugenden Aussage, die sich gut in die Star
Trek-Philosophie einfügt und mit der Jerome Bixby ein ähnlich großer Wurf gelingt, wie bereits mit seiner
Paralleluniversums-Folge.
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