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Episodenbeschreibung
Jake Sisko beobachtet die auf der Station ankommenden Leute, um Anregungen für neue Geschichten zu
bekommen. Ihm fällt dabei sofort eine fremde Frau auf, die zu ihm sieht.
Unterdessen trifft Odo erneut auf Lwaxana Troi, die ihm berichtet, dass sie schwanger ist und seine
Hilfe benötigt. Ihr Ehemann Jeyal, von dem sie sich nun wieder getrennt hat, möchte ihr den Sohn
nach der Geburt wegnehmen, da nach tavnianischer Tradition die Jungen von den Männern und die Mädchen
von den Frauen großgezogen werden. Lwaxana möchte dass Odo sie beschützt, damit sie auf der Station
ihr Kind zur Welt bringen kann.
Jake Sisko trifft erneut auf die fremde Frau, die sich als Onaya vorstellt. Sie erkennt, dass Jake
ein Schriftsteller ist. Die beiden kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass Onaya den
bekannten cardassianischen Architekten der Station DS9 gekannt hat, der jedoch früh gestorben ist.
Onaya bietet Jake ihre Hilfe beim Schreiben seines ersten Romans an. Die beiden verabreden sich abends
in ihrem Quartier.
Inzwischen schafft es Odo erfolgreich Lwaxana etwas aufzumuntern, doch dann taucht Jeyal auf der
Station auf und er besteht auf seinem Recht, seinen Sohn zu erziehen. Odo hat sich jedoch inzwischen
im tavnianischen Recht kundig gemacht und hat herausgefunden, dass das Sorgerecht nicht an den Vater
des Kindes geht, sondern an denjenigen Mann, der mit der Mutter zur Zeit der Geburt verheiratet ist.
Odo gibt Jeyal zu verstehen, dass er Lwaxana heiraten will. Jeyal besteht darauf, bei der Hochzeit dabei
zu sein, da er eine Zweckehe vermutet.
Onaya und Jake treffen sich wie verabredet. Onaya gibt Jake den Füllfederhalter eines berühmten
Schriftstellers, den Onaya ebenfalls gekannt hat und der ebenfalls früh gestorben ist. Sie lässt Jake
den ersten Satz seines Romans schreiben, dann beginnt sie damit, einige Nervenzentren seines Körpers zu
stimulieren und aus Jake beginnen die Worte nur so herauszusprudeln. Er kommt sehr schnell mit seinem
Roman voran. Was Jake nicht mitbekommt ist, dass Onaya die kreative Energie aus seinem Körper absorbiert,
während er schreibt, und von dieser lebt.
Odo erklärt Lwaxana, dass er sie zum Schein heiraten wird, um sich einige Zeit später dann wieder von
ihr zu trennen, wenn das Kind auf der Welt ist. Lwaxana erklärt ihm, wie eine tavnianische Hochzeit
abläuft: Der Bräutigam muss dabei der versammelten Hochzeitsgemeinde seine Liebe zu seiner Braut
verkünden. Wenn auch nur einer der Anwesenden an der Liebe des Bräutigams zweifelt, darf die Hochzeit
nicht vollzogen werden.
Jake schreibt inzwischen mit Onayas Hilfe immer weiter, doch er wird dabei auch immer schwächer, da
Onaya immer mehr von seiner kreativen Energie absorbiert. Als Jake eine Pause macht, bricht er auf dem
Promenadendeck zusammen und wird in die Krankenstation eingeliefert.
Inzwischen verkündet Odo auf seiner Hochzeit in einer ergreifenden Ansprache seine Liebe zu Lwaxana.
Jeyal akzeptiert Odos Rede und wünscht Lwaxana alles Gute.
Dr. Bashir kann den Grund für Jakes Zusammenbruch nicht finden, doch er kann ihn behandeln. Als nur
eine Krankenschwester auf der Krankenstation ist, taucht plötzlich Onaya auf, schlägt die Schwester
nieder und nimmt Jake mit.
Sisko beginnt damit, die Station nach Energiewerten absuchen zu lassen, die man bei Jake gemessen hatte.
Er findet Onaya und Jake in einer Jefferiesröhre. Onaya erklärt, dass sie Künstler in der ganzen Galaxie
aufsucht und ihre kreative Kraft fördert. Sie verhelfe ihnen zu Unsterblichkeit durch ihre Werke,
allerdings müssten die Künstler mit ihrem Leben dafür bezahlen. Sisko kann sie von Jake abbringen.
Onaya löst sich in eine Energiewolke auf und verlässt die Station. Jake wird auf die Krankenstation
gebracht.
Odo kann Lwaxana berichten, dass Jeyal abgereist ist. Lwaxana wird nach Betazed zurückkehren und dort
ihr Kind zur Welt bringen.
Jake hat während der Zeit mit Onaya seinen Roman sehr weit vorangetrieben, doch er fühlt sich im Moment
nicht in der Lage, ihn fertig zu schreiben und legt ihn erst einmal beiseite.
Bewertung
Im Gegensatz zu "Die Muse" waren selbst schwächere Folgen, wie 4.08: Das Wagnis,
oder 4.09: Das Schwert des Kahless, die von den Produzenten immer als die
schlechtesten Folgen der Staffel angeführt werden, brillante Erzählkunst. Die Folge stellt den
absoluten Tiefpunkt des 4. DS9-Produktionsjahres dar. Dass die 4. DS9-Staffel ansonsten zu den besten
Star Trek-Staffeln aller Zeiten gehört, mag man bei dieser Episode gar nicht glauben.
Die Folge ist fürchterlich langatmig, die Handlung wenig überzeugend und nichtssagend, eine Spannung
praktisch nicht vorhanden. Der Zuschauer weiß nicht, warum ihn die Handlung um Jake Sisko oder die
um Lwaxana interessieren soll. Hier gibt es keine Dialoge, die auch nur ein wenig die Neugier des
Zuschauers wecken können. Die beiden Handlungsstränge wirken von den Autoren lustlos hingeklatscht,
vom Regisseur ohne viel Engagement in Szene gesetzt, von den Darstellern schlecht gespielt.
Betrachten wir die Handlung etwas genauer:
Zum einen haben wir einen Handlungsstrang um Jake Sisko, bei dem unklar erscheint, was man dem
Zuschauer hier eigentlich mitteilen wollte. Es gibt keine erkennbare Botschaft und die Handlung an
sich ist viel zu langweilig, um sie einfach nur um ihrer selbst willen zu erzählen. Michael Piller
begründete seinerzeit bei TNG die figurenorientierten Drehbücher, das heißt eine Geschichte soll auf
die Charaktere eingehen und deutlich machen, warum die Handlung für die Beteiligten wichtig ist. Jede
Handlung sollte aus einem bestimmten Grund erzählt werden. So etwas ist hier leider nicht zu erkennen.
Es scheint vielmehr wieder einmal Zeit für eine Episode über Jake Sisko gewesen zu sein und
den Autoren viel schlicht nichts Besseres ein. Dies mag vielleicht auch ein Grund sein, um eine
Geschichte zu erzählen, ein ausreichender ist es aber sicher nicht. Vielleicht ging dem Autorenteam
gegen Ende eines Produktionsjahres, in dem sie mit kreativen Ideen sicher nicht gegeizt hatten, auch
einfach die Luft aus.
Jake wirkt die ganze Folge über ausgesprochen naiv und dumm. Er hätte viel früher merken müssen, dass
mit Onaya irgend etwas nicht stimmt. Onaya selbst wirkt wie ein Science Fiction-Bösewicht nach Schema
F. Dass es sich bei ihr dann auch noch um das typische Energiewesen handelt, welches offenbar in jeder
Star Trek-Serie das eine oder andere Mal auftauchen muss, fällt auch nicht mehr ins Gewicht. Meg
Foster, die Darstellerin der Onaya sieht weder sonderlich gut aus, noch kann sie von schauspielerischer
Seite überzeugen. Ihre Darstellung wirkt oft grauenvoll amateurhaft.
Im Gegensatz zur exzellenten Folge 4.03: Der Besuch, die Lust auf weitere
Jake-Episoden gemacht hat, bekommt man hier das abschreckende Beispiel, wie schlecht eine Jake-Handlung
sein kann. Auch mit Jakes Entwicklung als Schriftsteller scheinen die Autoren nicht wirklich voran zu
kommen. Es ist erfreulich, dass die Autoren bei Jake den Mut hatten, einen anderen Weg zu beschreiten
und ihn nicht in die Sternenflottenuniform steckten. Damit wurde auch endlich einmal deutlich gemacht,
dass die Menschheit auch im 24. Jahrhundert noch aus mehr als der Sternenflotte besteht. Jakes Beruf
des Schriftstellers hätte den Autoren außerdem die Chance gegeben, ihre eigene Arbeit auf
selbstironische Weise zu kommentieren, doch wenn den Autoren dann nichts Besseres zu Jake einfällt,
als so ein langweiliger Mist, dann wäre es wohl doch besser gewesen, Jake zur Sternenflotte gehen zu
lassen. Glücklicherweise ist dies wohl wirklich eine der schlechtesten Jake-Episoden und man sollte
nicht den ganzen Charakter danach beurteilen.
Das einzig Originelle an der ganzen Handlung um Jake war das Ende, als sich herausstellte, dass er
die ganze Zeit an seinem Roman "Anslem" schrieb, der bereits in 4.03: Der Besuch
eine Rolle spielte. Leider wurde der Roman nie wieder erwähnt.
Neben der Geschichte um Jake und Onaya haben wir die Gelegenheit uns darüber zu freuen, dass Lwaxanas
dritter Auftritt bei DS9 auch ihr letzter ist. Sie sorgte bereits in der dritten Staffel für eine
der schlechtesten Episoden des ganzen Jahres und wirklich besser wurde es auch dieses Mal nicht. Ich
muss zugeben, der ganz große Lwaxana Troi-Fan bin ich nicht, doch sie hatte weiß Gott ihre starken
Momente, die weit unterhaltsamer waren als die Handlung in dieser Folge. Lwaxana Troi wurde zu Beginn
von TNG eingeführt, um in der bis dahin recht steifen und sterilen Sternenflottenwelt für etwas Situationskomik
zu sorgen. Aus irgendeinem Grund versuchten die Autoren ab der 4. TNG-Staffel verzweifelt, Lwaxana mehr
Tiefgang zu geben und sie über ihre Rolle als Pausenclown hinaus zu entwickeln, was selten wirklich
gelang oder zu sehenswerten Episoden führte. Da musste nun plötzlich eine Freundschaft zu Odo, oder ein
früh gestorbenes Kind, von dem man noch nie etwas gehört hatte, her.
Nun versuchten es die Autoren also damit, Lwaxana schwanger werden zu lassen. Natürlich musste auch
gleich noch ein Ehemann her, der für Schwierigkeiten sorgt, schließlich müssen ja 45 Minuten gefüllt
werden. Insgesamt führt dies zu einer allenfalls durchschnittlichen Handlung mit ein wenig
Charakterisierung für Odo und Lwaxana, die jedoch bei beiden in den Kinderschuhen stecken bleibt. Die
Scheinehe zwischen Odo und Lwaxana geht viel zu glatt und schnell über die Bühne, um für Spannung zu
sorgen.
Nach drei mehr oder minder schwachen Auftritten bei DS9 kann man nun getrost feststellen, dass Lwaxana
auf der Enterprise bei Picard um ein Vielfaches besser aufgehoben ist, als auf der Raumstation DS9.
So sehr man sich im Kinofilm Star Trek X - Nemesis einen kurzen
Auftritt Lwaxanas gewünscht hätte, so überflüssig wirkt ihre Rückkehr in dieser Folge.
Der letzte Auftritt von Lwaxana Troi ist gleichzeitig auch die letzte Folge, an der die Witwe von
Gene Roddenberry, Majel Barrett (sichtbar) teilnimmt. Barrett war als Schwester Chapel und als
Lwaxana Troi in insgesamt 34 Star Trek-Episoden und 2 Kinofilmen zu sehen, während sie auch nach
dieser Episode, bis zum Ende von "Star Trek - Voyager" in unzähligen Episoden als die Stimme der
Föderationscomputer zu hören war.
Die Folge stellt vielleicht René Echevarrias schwächsten bisherigen Beitrag überhaupt dar, da nützt
es auch nichts, dass die Roddenberry-Witwe selbst die Story zur Episode lieferte. Echevarria gehört
zu den wichtigsten Autoren der Serien "Star Trek - The Next Generation" und "Star Trek - Deep Space
Nine" und war unter anderem für exzellente Highlights, wie die TNG-Folge
5.23: Ich bin Hugh verantwortlich. Echevarria trägt sicher nicht
allein die Verantwortung, da jedes Drehbuch vom Autorenteam durchgesprochen wird und oft mehr
Autoren an einem einzelnen Drehbuch beteiligt sind, als in den Credits aufgeführt.
Diese Folge sollte ursprünglich komplett anders aussehen. Zunächst sollten nicht nur 2, sondern 4
verschiedene Handlungen im Mittelpunkt stehen, jeweils eine um Shakaar und Kira, Odo und Lwaxana,
Miles und Keiko O'Brien und Bashir und Leeta. Man glaubte jedoch, die Folge würde zu überfrachtet
wirken und strich einige Handlungsstränge, was leider zum gegenteiligen Ergebnis führte.
David Livingstons Regie ist bei dieser Folge schwach, wie selten zuvor. Livingston hatte jedoch bei
der schlechten Vorlage auch keinen leichten Job und beschwerte sich über den Mangel an Bewegung im
Drehbuch.
In der deutschen Version erhielt Lwaxana Troi eine neue Synchronstimme mit der man sich nur sehr
schwer anfreunden kann.
Insgesamt ist "Die Muse" die schwächste Folge der Staffel, die über zwei Handlungsstränge verfügt,
die sich in Langweiligkeit gegenseitig überbieten und bei der Null Spannung aufkommt.
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