|
Episodenbeschreibung
Sternzeit: 47254,1
Die Kerhen, eine rein telepathische Spezies, möchten
der Föderation beitreten. Eine Delegation von ihnen
befindet sich auf der Enterprise und wird von Deannas
Mutter Lwaxana, die ja ebenfalls Telepathin ist, in
der gesprochenen Kommunikation unterrichtet. Nachdem
ein Versuch Lwaxanas, Deanna mit Mequis, dem Führer
der Kerhen, zusammenzubringen, scheitert, bemerkt
Deanna, dass ihre Mutter sich nicht wohl zu fühlen
scheint, obwohl Lwaxana das Gegenteil beteuert.
Nicht viel später
bricht Lwaxana im Arboretum bewusstlos zusammen. Dr.
Crusher, die Lwaxana bereits vorher geraten hatte,
sich ein wenig auszuruhen und ihre telepathischen
Fähigkeiten nach Möglichkeit vorerst nicht
einzusetzen, stellt fest, dass Lwaxanas mentale
Aktivitäten sich weitestgehend auf Minimalniveau
befinden, lediglich im Parakortex, einem
Gehirnlappen, der bei den Betazoiden für die
telepathischen Fähigkeiten verantwortlich ist,
lässt sich starke Tätigkeit verzeichnen. Eine
Unterredung mit Mequis lässt nicht erkennen, dass
die Telepathie der Kerhen Nebenwirkungen haben
könnten. Jedoch bemerkt Mequis, dass Lwaxana einen
Teil ihrer Gedanken gegenüber ihm und den anderen
abgeschottet hat. Mangels eines besseren Ausdrucks
nennt er es einen "Ort der Finsternis".
Zwar hatte er Deanna schon zuvor davon berichtet,
doch sie dachte zunächst, es handele sich lediglich
um Lwaxanas Privatsphäre; die Kerhen kennen so etwas
nicht, denn ihre Gedanken sind für jeden anderen
ihrer Spezies vollkommen erkennbar. Doch es scheint,
dass sich hinter diesem dunklen Ort mehr verbirgt.
Mequis meint, Lwaxanas Psyche wäre wegen innerer
Spannungen kollabiert und schlägt vor, mittels
seiner Fähigkeiten zu helfen, und man kommt auf die
Idee, dass er für Deanna eine telepathische Brücke
schlägt, damit Deanna in die Gedanken ihrer
schwerkranken Mutter eintauchen kann, zumal Dr.
Crusher keine physischen Schäden erkennen kann und
somit nicht in der Lage ist, Lwaxana zu helfen.
Als es soweit ist
und Deanna auf der Krankenstation in die Gedanken
ihrer Mutter eintaucht, findet sie sich in einem
Korridor auf der Enterprise wieder. Bald begegnet ihr
Picard, der sie auffordert, die Verbindung zu
trennen, doch sie erkennt, dass dieser Picard nur ein
Trugbild ist; offensichtlich will Lwaxana nicht, dass
Deanna ihre Gedanken erforscht. Trotzdem geht Denna
weiter, bis ihr ein Wolf begegnet. Auf der Flucht vor
dem Tier betritt sie ein Quartier, doch befindet sie
sich plötzlich im Haus ihrer Eltern auf Betazed. Ihr
gegenüber steht ihr Vater (der vor vielen Jahren
verstarb) und ist stolz auf seine mittlerweile
erwachsene Tochter. Er drängt sie, ihre Mutter in
Ruhe zu lassen und noch ein wenig zu bleiben, doch
Deanna geht wieder zurück auf den Korridor der
Enterprise, wo sie Hedril sieht, die jüngste der Kerhen.
Plötzlich taucht Lwaxana auf und fährt ihre Tochter
an: "Geh weg!"
Deanna erwacht auf
der Krankenstation. Verwirrt von den Bildern, die sie
gesehen hat, möchte sie sich mit Hedril unterhalten,
deren Erscheinen in Lwaxanas Gedanken sie sich nicht
erklären kann. Doch auch Hedril kann keine
Erklärung beisteuern. Data ergänzt, dass er in
seinen jüngsten Erfahrungen in der Traumanalyse
erkannt hat, dass die Bilder oft etwas anderes
aussagen, als man zunächst denkt. Deanna erkennt,
dass sowohl der Wolf und Picard als auch ihr Vater
alle das Ziel hatten, Deanna von ihrer Mutter
fernzuhalten.
Also macht sie sich zunächst daran, die Logbücher
ihrer Mutter der letzten 5 Jahre durchzusehen, aber
ohne Erfolg. Als Picard dazukommt, meint er, die
Ursache könnte noch weiter in der Vergangenheit
liegen. So wird man tatsächlich fündig: Alle
Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen Lwaxanas Heirat
und der Geburt Deannas wurden von Lwaxana vor langer
Zeit gelöscht.
Um herauszufinden,
was damals geschah, begibt sich Deanna mit Mequis'
Hilfe erneut in Lwaxanas Gedanken. Wieder sieht sie
Hedril, die in einen Gang verschwindet. Als Denna ihr
folgt, sieht sie, dass der Gang mitten im All endet.
Nach kurzem Zögern springt Deanna - und findet sich
in einem Garten wieder, neben ihrer Mutter. Sie
stellt sie zur Rede und erfährt nach kurzem Zögern
Lwaxanas, was passiert ist: Sie sieht eine Szene aus
der Vergangenheit, als sie noch ein Baby war. Ihre
Mutter und ihr Vater sitzen bei ihr, sowie ein Hund
und - ihre Schwester namens Kestra. Die Szene
verschwindet, und Deanna findet sich wieder im Garten
bei ihrer Mutter. Lwaxana erklärt, dass der Hund
sich losgerissen hatte, und Kestra war ihm gefolgt -
in den Tod. Zwar bleibt (dem Zuschauer) unklar, wie
Kestra starb, jedoch war es ein Unfall. Die
Ähnlichkeit zwischen Kestra und Hedril hatte Lwaxana
an ihre gestorbene Tochter erinnert und das Trauma
ausgelöst, welches zum Koma führte. Nun kann Deanna
sie überzeugen, dass sie keine Schuld trifft und
dass sie Kestras Tod akzeptieren muss.
Kurz darauf erwachen
Mutter und Tochter auf der Krankenstation: Lwaxana
ist geheilt, ihr Trauma liegt hinter ihr. Später
unterhält sich Deanna mit ihr, möchte mehr über
ihre Schwester, von der sie bisher nichts wusste,
erfahren, und Lwaxana berichtet ihr von Kestra...
Bewertung
Direkt nach "Traumanalyse" kommt hier mit
"Ort der Finsternis" eine weitere Episode,
in der es darum geht, Traumbilder zu deuten und in
die Träume/Gedanken einer anderen Person
einzutauchen. Ob diese Aneinanderreihung ähnlicher
Themen an mangelnder Abstimmung der Autoren liegt
oder mit voller Absicht geschah, lässt sich nicht
sagen, jedoch tut es der Sache keinen Abbruch, denn
die Hintergründe der beiden Episoden sind doch
ausreichend verschieden, um voneinander unabhängig
zu sein.
Im Zentrum der
Episode steht natürlich Lwaxanas Erkrankung, wenn
man es so nennen will, jedoch entwickelt sich auch
eine Mutter-Tochter-Geschichte daraus, indem Deanna
sich bemüht, ihrer Mutter zu helfen, obwohl jene ihr
schreckliches Geheimnis lieber für sich behalten
würde.
Die Story ist
interessant aufgebaut, denn während man zunächst
noch mutmaßt, dass erneut gemeine Telepathen die
Urheber allen Übels sein könnten (siehe u.a.
"Geistige Gewalt",
5. Staffel), worauf auch Worfs Aussage
"Telepathen sind mir unangenehm" hindeuten
könnte, entwickelt sich erfreulicherweise eine
vielschichtigere Geschichte um Deannas Schwester, die
sie nie kennenlernte. Bereits die Herleitung ist
geschickt, denn nachträglich gesehen klingt es
logisch, dass Lwaxanas Trauma lange Zeit in ihr
schlummerte und sie das Wissen über ihre erste
Tochter für sich behielt, dass das Trauma aber
wieder an die Oberfläche kam, als sie auf die Kerhen
und damit auf Hedril traf, die Kestra beinahe zum
Verwechseln ähnlich sieht. Etwas fragwürdig könnte
man es zwar finden, dass es scheinbar ausreicht,
Logbuchaufzeichnungen zu löschen, um die Existenz
einer Person zu verschleiern, auf der anderen Seite
ging es ihr wohl hauptsächlich darum, dass Deanna,
ihr ein und alles, nichts von Kestras Existenz
erfuhr, was ihr wohl ohne das Trauma auch gelungen
wäre.
Dabei ist die episodeninterne Konsistenz sehr
angenehm: Bereits zu Beginn hat Lwaxana einen
leichten Schwächeanfall, auch im Folgenden fühlt
sie sich nicht besonders gut, bis sie schließlich
zusammenbricht. Zudem fällt Deanna auf, dass sich
ihre Mutter nicht mehr so fröhlich kleidet, wie sie
es sonst zu tun pflegte (was sich allerdings bereits
in den letzten Episoden mit Lwaxana beobachten
ließ), was ebenfalls ihre unterdrückte Erinnerung
zum Ausdruck bringt.
Des Weiteren zerstört die Erkenntnis keinerlei
Wissen, das man über Deanna oder Lwaxana hat. Im
Gegenteil, ihre andauernden Versuche, Deanna mit
irgendwelchen Männern zu verkuppeln, passen sehr gut
ins Bild, und auch ihr verhätschelndes Verhalten
lässt sich ohne Probleme damit vereinbaren. So ist
eine Geschichte gelungen, die eine tiefschürfende
(und leider in folgenden Episoden nicht weiter
aufgegriffene) Offenbarung über die Trois bringt,
ohne negativ aufzufallen.
Um noch einmal den
Zusammenhang zu "Traumanalyse"
aufzugreifen: Gleich nachdem Mequis seine Hilfe
anbietet und Deanna den Zugang zum Bewusstsein ihrer
Mutter ermöglicht, fällt auf, dass sich die Sache
ähnlich entwickelt. Angenehmerweise wird die
Ähnlicheit aufgegriffen, indem Data von seinen
Erfahrungen berichtet.
Über die anderen
Hauptdarsteller lässt sich wenig sagen, da sich die
Episode stark auf den Lwaxana-Deanna Aspekt
konzentriert, jedoch fällt Picard positiv auf, als
er Deanna besucht und ihr hilft, etwas über die
Ursache für Lwaxanas Koma herauszufinden. Besonders
gut ist die Szene dadurch, dass es normalerweise
genau umgekehrt abläuft.
Nett auch Worf: Er regt sich mittlerweile nicht
einmal mehr darüber auf, dass er von Lwaxana
"Wuff" genannt wird.
Ein großes Manko: Alexander, der sich nach wie vor
auf der Enterprise befinden müsste, taucht nicht
auf, obwohl er und Lwaxana zuletzt die dicksten
Freunde waren.
Kirsten Dunst, die die kleine Hedril spielt, hat hier
einen ihrer frühen Auftritte. Bekannt wurde sie u.a. als
Mary Jane Watson in der Spider-Man-Verfilmung im Jahr 2002.
Insgesamt ist die Episode durchaus gut zu bewerten, obwohl sie in den
Details nicht so interessant gestaltet wurde wie
"Traumanalyse", während die Story besser
durchdacht ist.
|
|