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TNG 7.7 Ort der Finsternis


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von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 47254,1
Die Kerhen, eine rein telepathische Spezies, möchten der Föderation beitreten. Eine Delegation von ihnen befindet sich auf der Enterprise und wird von Deannas Mutter Lwaxana, die ja ebenfalls Telepathin ist, in der gesprochenen Kommunikation unterrichtet. Nachdem ein Versuch Lwaxanas, Deanna mit Mequis, dem Führer der Kerhen, zusammenzubringen, scheitert, bemerkt Deanna, dass ihre Mutter sich nicht wohl zu fühlen scheint, obwohl Lwaxana das Gegenteil beteuert.

Nicht viel später bricht Lwaxana im Arboretum bewusstlos zusammen. Dr. Crusher, die Lwaxana bereits vorher geraten hatte, sich ein wenig auszuruhen und ihre telepathischen Fähigkeiten nach Möglichkeit vorerst nicht einzusetzen, stellt fest, dass Lwaxanas mentale Aktivitäten sich weitestgehend auf Minimalniveau befinden, lediglich im Parakortex, einem Gehirnlappen, der bei den Betazoiden für die telepathischen Fähigkeiten verantwortlich ist, lässt sich starke Tätigkeit verzeichnen. Eine Unterredung mit Mequis lässt nicht erkennen, dass die Telepathie der Kerhen Nebenwirkungen haben könnten. Jedoch bemerkt Mequis, dass Lwaxana einen Teil ihrer Gedanken gegenüber ihm und den anderen abgeschottet hat. Mangels eines besseren Ausdrucks nennt er es einen "Ort der Finsternis". Zwar hatte er Deanna schon zuvor davon berichtet, doch sie dachte zunächst, es handele sich lediglich um Lwaxanas Privatsphäre; die Kerhen kennen so etwas nicht, denn ihre Gedanken sind für jeden anderen ihrer Spezies vollkommen erkennbar. Doch es scheint, dass sich hinter diesem dunklen Ort mehr verbirgt. Mequis meint, Lwaxanas Psyche wäre wegen innerer Spannungen kollabiert und schlägt vor, mittels seiner Fähigkeiten zu helfen, und man kommt auf die Idee, dass er für Deanna eine telepathische Brücke schlägt, damit Deanna in die Gedanken ihrer schwerkranken Mutter eintauchen kann, zumal Dr. Crusher keine physischen Schäden erkennen kann und somit nicht in der Lage ist, Lwaxana zu helfen.

Als es soweit ist und Deanna auf der Krankenstation in die Gedanken ihrer Mutter eintaucht, findet sie sich in einem Korridor auf der Enterprise wieder. Bald begegnet ihr Picard, der sie auffordert, die Verbindung zu trennen, doch sie erkennt, dass dieser Picard nur ein Trugbild ist; offensichtlich will Lwaxana nicht, dass Deanna ihre Gedanken erforscht. Trotzdem geht Denna weiter, bis ihr ein Wolf begegnet. Auf der Flucht vor dem Tier betritt sie ein Quartier, doch befindet sie sich plötzlich im Haus ihrer Eltern auf Betazed. Ihr gegenüber steht ihr Vater (der vor vielen Jahren verstarb) und ist stolz auf seine mittlerweile erwachsene Tochter. Er drängt sie, ihre Mutter in Ruhe zu lassen und noch ein wenig zu bleiben, doch Deanna geht wieder zurück auf den Korridor der Enterprise, wo sie Hedril sieht, die jüngste der Kerhen. Plötzlich taucht Lwaxana auf und fährt ihre Tochter an: "Geh weg!"

Deanna erwacht auf der Krankenstation. Verwirrt von den Bildern, die sie gesehen hat, möchte sie sich mit Hedril unterhalten, deren Erscheinen in Lwaxanas Gedanken sie sich nicht erklären kann. Doch auch Hedril kann keine Erklärung beisteuern. Data ergänzt, dass er in seinen jüngsten Erfahrungen in der Traumanalyse erkannt hat, dass die Bilder oft etwas anderes aussagen, als man zunächst denkt. Deanna erkennt, dass sowohl der Wolf und Picard als auch ihr Vater alle das Ziel hatten, Deanna von ihrer Mutter fernzuhalten.
Also macht sie sich zunächst daran, die Logbücher ihrer Mutter der letzten 5 Jahre durchzusehen, aber ohne Erfolg. Als Picard dazukommt, meint er, die Ursache könnte noch weiter in der Vergangenheit liegen. So wird man tatsächlich fündig: Alle Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen Lwaxanas Heirat und der Geburt Deannas wurden von Lwaxana vor langer Zeit gelöscht.

Um herauszufinden, was damals geschah, begibt sich Deanna mit Mequis' Hilfe erneut in Lwaxanas Gedanken. Wieder sieht sie Hedril, die in einen Gang verschwindet. Als Denna ihr folgt, sieht sie, dass der Gang mitten im All endet. Nach kurzem Zögern springt Deanna - und findet sich in einem Garten wieder, neben ihrer Mutter. Sie stellt sie zur Rede und erfährt nach kurzem Zögern Lwaxanas, was passiert ist: Sie sieht eine Szene aus der Vergangenheit, als sie noch ein Baby war. Ihre Mutter und ihr Vater sitzen bei ihr, sowie ein Hund und - ihre Schwester namens Kestra. Die Szene verschwindet, und Deanna findet sich wieder im Garten bei ihrer Mutter. Lwaxana erklärt, dass der Hund sich losgerissen hatte, und Kestra war ihm gefolgt - in den Tod. Zwar bleibt (dem Zuschauer) unklar, wie Kestra starb, jedoch war es ein Unfall. Die Ähnlichkeit zwischen Kestra und Hedril hatte Lwaxana an ihre gestorbene Tochter erinnert und das Trauma ausgelöst, welches zum Koma führte. Nun kann Deanna sie überzeugen, dass sie keine Schuld trifft und dass sie Kestras Tod akzeptieren muss.

Kurz darauf erwachen Mutter und Tochter auf der Krankenstation: Lwaxana ist geheilt, ihr Trauma liegt hinter ihr. Später unterhält sich Deanna mit ihr, möchte mehr über ihre Schwester, von der sie bisher nichts wusste, erfahren, und Lwaxana berichtet ihr von Kestra...




Bewertung

Direkt nach "Traumanalyse" kommt hier mit "Ort der Finsternis" eine weitere Episode, in der es darum geht, Traumbilder zu deuten und in die Träume/Gedanken einer anderen Person einzutauchen. Ob diese Aneinanderreihung ähnlicher Themen an mangelnder Abstimmung der Autoren liegt oder mit voller Absicht geschah, lässt sich nicht sagen, jedoch tut es der Sache keinen Abbruch, denn die Hintergründe der beiden Episoden sind doch ausreichend verschieden, um voneinander unabhängig zu sein.

Im Zentrum der Episode steht natürlich Lwaxanas Erkrankung, wenn man es so nennen will, jedoch entwickelt sich auch eine Mutter-Tochter-Geschichte daraus, indem Deanna sich bemüht, ihrer Mutter zu helfen, obwohl jene ihr schreckliches Geheimnis lieber für sich behalten würde.

Die Story ist interessant aufgebaut, denn während man zunächst noch mutmaßt, dass erneut gemeine Telepathen die Urheber allen Übels sein könnten (siehe u.a. "Geistige Gewalt", 5. Staffel), worauf auch Worfs Aussage "Telepathen sind mir unangenehm" hindeuten könnte, entwickelt sich erfreulicherweise eine vielschichtigere Geschichte um Deannas Schwester, die sie nie kennenlernte. Bereits die Herleitung ist geschickt, denn nachträglich gesehen klingt es logisch, dass Lwaxanas Trauma lange Zeit in ihr schlummerte und sie das Wissen über ihre erste Tochter für sich behielt, dass das Trauma aber wieder an die Oberfläche kam, als sie auf die Kerhen und damit auf Hedril traf, die Kestra beinahe zum Verwechseln ähnlich sieht. Etwas fragwürdig könnte man es zwar finden, dass es scheinbar ausreicht, Logbuchaufzeichnungen zu löschen, um die Existenz einer Person zu verschleiern, auf der anderen Seite ging es ihr wohl hauptsächlich darum, dass Deanna, ihr ein und alles, nichts von Kestras Existenz erfuhr, was ihr wohl ohne das Trauma auch gelungen wäre.
Dabei ist die episodeninterne Konsistenz sehr angenehm: Bereits zu Beginn hat Lwaxana einen leichten Schwächeanfall, auch im Folgenden fühlt sie sich nicht besonders gut, bis sie schließlich zusammenbricht. Zudem fällt Deanna auf, dass sich ihre Mutter nicht mehr so fröhlich kleidet, wie sie es sonst zu tun pflegte (was sich allerdings bereits in den letzten Episoden mit Lwaxana beobachten ließ), was ebenfalls ihre unterdrückte Erinnerung zum Ausdruck bringt.
Des Weiteren zerstört die Erkenntnis keinerlei Wissen, das man über Deanna oder Lwaxana hat. Im Gegenteil, ihre andauernden Versuche, Deanna mit irgendwelchen Männern zu verkuppeln, passen sehr gut ins Bild, und auch ihr verhätschelndes Verhalten lässt sich ohne Probleme damit vereinbaren. So ist eine Geschichte gelungen, die eine tiefschürfende (und leider in folgenden Episoden nicht weiter aufgegriffene) Offenbarung über die Trois bringt, ohne negativ aufzufallen.

Um noch einmal den Zusammenhang zu "Traumanalyse" aufzugreifen: Gleich nachdem Mequis seine Hilfe anbietet und Deanna den Zugang zum Bewusstsein ihrer Mutter ermöglicht, fällt auf, dass sich die Sache ähnlich entwickelt. Angenehmerweise wird die Ähnlicheit aufgegriffen, indem Data von seinen Erfahrungen berichtet.

Über die anderen Hauptdarsteller lässt sich wenig sagen, da sich die Episode stark auf den Lwaxana-Deanna Aspekt konzentriert, jedoch fällt Picard positiv auf, als er Deanna besucht und ihr hilft, etwas über die Ursache für Lwaxanas Koma herauszufinden. Besonders gut ist die Szene dadurch, dass es normalerweise genau umgekehrt abläuft.
Nett auch Worf: Er regt sich mittlerweile nicht einmal mehr darüber auf, dass er von Lwaxana "Wuff" genannt wird.
Ein großes Manko: Alexander, der sich nach wie vor auf der Enterprise befinden müsste, taucht nicht auf, obwohl er und Lwaxana zuletzt die dicksten Freunde waren.

Kirsten Dunst, die die kleine Hedril spielt, hat hier einen ihrer frühen Auftritte. Bekannt wurde sie u.a. als Mary Jane Watson in der Spider-Man-Verfilmung im Jahr 2002.

Insgesamt ist die Episode durchaus gut zu bewerten, obwohl sie in den Details nicht so interessant gestaltet wurde wie "Traumanalyse", während die Story besser durchdacht ist.

Spannung: 4 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Es drängt sich der Vergleich zu "Traumanalyse" auf, was direkt vor dieser Episode lief.

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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng7_7.htm