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Episodenbeschreibung
In einer stürmischen Nacht klopft eine junge Frau an die Tür des Hauses von Jake Sisko, der
inzwischen ein alter Mann ist. Die junge Frau stellt sich als Melanie vor und erklärt, dass
sie ein Fan von Jakes Büchern ist. Sie möchte von Jake Sisko wissen, warum er im Alter von
38 Jahren plötzlich aufgehört hat Bücher und Geschichten zu schreiben. Jake beginnt damit
seine Lebensgeschichte zu erzählen, beginnend an dem Tag, als sein Vater starb:
Im Alter von 18 Jahren schrieb Jake Sisko fieberhaft an einer neuen Geschichte. Um ihn auf
andere Gedanken zu bringen, nahm ihn sein Vater in der Defiant auf einen Flug zum Wurmloch
mit. Die Defiant sollte dort das äußerst seltene Phänomen einer Inversion des Wurmlochs
beobachten. Als die Inversion begann, kam es zu einer Überladung der Warpkammer. Da sich
der Maschinenraum nicht meldete, gingen die beiden Siskos dorthin um das Schiff zu retten.
Captain Sisko konnte die Überladung regulieren, allerdings wurde er dabei von einem plötzlichen
Energieblitz getroffen und in den Subraum gezogen. Die Crew von Deep Space Nine versuchte
alles um den Captain zu retten, doch man sah bald keine Möglichkeit mehr, etwas zu unternehmen und
er wurde für tot erklärt.
Ein Jahr später erschien Captain Sisko für kurze Zeit auf der Station, doch der Crew von DS9 gelang
es trotz Eindämmungsfelder nicht, sein erneutes Verschwinden in den Subraum zu verhindern. Da
sich die Auseinandersetzungen mit den Klingonen verschärften, musste die Station bald geräumt
werden. Jake Sisko ging auf die Erde zurück und begann wieder Schriftsteller zu werden. Er
ging auf die Pennington-Schule und veröffentlichte einige Erzählungen. Nach einigen Jahren
heiratete er und schrieb seinen größten Erfolg, seinen ersten Roman. Eines Abends, als er an
seinem neuen Roman arbeitete, erschien plötzlich sein Vater wieder. Die beiden Siskos hatten
jedoch nur wenige Minuten, bevor Jakes Vater wieder in den Subraum gezogen wurde. Jake hatte
fortan ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Vater einfach aufgegeben hatte. Er hing
seinen Schriftsteller-Beruf an den Nagel und studierte noch einmal. Er wurde Wissenschaftler
und versuchte jahrelang herauszufinden, was mit seinem Vater geschehen war und wie man ihn
zurückholen könnte. Obwohl sich Jakes Frau Korena zunächst sehr verständnisvoll zeigte,
verließ sie ihren Mann nach einiger Zeit, da er sich immer mehr in seine Arbeit vertiefte.
Als das Wurmloch eine erneute Inversion durchlief, gelang es Jake mit Hilfe von Captain Nog die alte
DS9-Crew zusammenzutrommeln, um den Unfall nachzustellen und seinen Vater zurückzuholen.
Das Experiment gelang zunächst, hatte jedoch dann die Auswirkung, dass Jake zu seinem Vater
in den Subraum gezogen wurde. Ben Sisko fand es schade, dass Jake die Schriftstellerei
aufgegeben hatte. Der Crew der Defiant gelang es Jake aus dem Subraum zurückzuholen, doch
der Versuch, Ben Sisko in die normale Welt zu bringen, scheiterte.
In den kommenden Jahren begann Jake Sisko, wie von seinem Vater gewünscht, wieder
Geschichten zu schreiben. Er hat einen Band mit Erzählungen fertig gestellt und gibt Melanie
nun ein Exemplar. In den Jahren nach dem letzten Zusammentreffen der beiden Siskos fand Jake
außerdem heraus, dass der Unfall auf der Defiant damals eine Verbindung zwischen ihm und
seinem Vater herstellte. Deswegen erschien Jakes Vater alle paar Jahre in seiner Nähe. Jake
hat außerdem die Theorie aufgestellt, dass sein Vater zu dem Zeitpunkt des Unfalls in die
normale Welt zurückkehren wird, wenn Jake genau in dem Moment stirbt, in dem sein Vater das
nächste Mal erscheint. Melanie errät, dass dieses nächste Mal an diesem Tag stattfinden wird.
Sie verlässt Jakes Haus mit dem Exemplar seiner Erzählungen und Jake setzt sich in einen
Stuhl und wartet auf seinen Vater. Als dieser erscheint hat sein Sohn schon Gift eingenommen
und Ben Sisko kann durch seinen Tod sich und Jake vor dem Energieblitz auf der Defiant in Deckung
bringen. Das Schiff kehrt zur Raumstation zurück.
Bewertung
"Der Besuch" ist sicher das stärkste Charakterdrama, welches je im Rahmen Star Treks produziert
wurde.
Die Folge bietet einen starken Kontrast zur vorherigen Doppelfolge
4.01 + 4.02: Der Weg des Kriegers. So überzeugend dieser Auftakt der
vierten Staffel war, an die vor Kreativität sprühende Folge "Der Besuch" kommt er bei Weitem nicht
heran. Ich habe im Fernsehen selten eine dermaßen mitreißende und gelungene Charakterstudie
gesehen. Die Folge erzählt auf bewegende und einfühlsame Weise eine Geschichte über Verluste im
menschlichen Leben und wie man damit umgehen kann. Die Folge überzeugt vor allem deswegen, weil
alles zusammenpasst. Das fängt bereits beim unheimlich starken Drehbuch an, geht bei der wieder
einmal hervorragenden Regie des immer besser werdenden David Livingston weiter und hört mit der
stimmungsvollen Musik und den ergreifenden Darstellerleistungen auf. Das in der Serie immer
wiederkehrende Vater-Sohn-Thema der beiden Siskos wurde sicherlich noch nie so gut umgesetzt,
wie in dieser Folge.
Hier wird auch wieder einmal deutlich, wo andere Serien aufhören und wo Star Trek anfängt.
Ich kenne keine andere Science Fiction-Serie, die es einfach nur durch eine bewegend erzählte
Geschichte bzw. Folge schafft, den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Tolle
Weltraumgefechte und Action kann jeder halbwegs ordentliche Produzent mit einem angemessenen
Budget und einer guten Effekte-Firma auf die Leinwand bringen, aber Leckerbissen wie diese sind
es, die die wahre Qualität einer Serie ausmachen.
Regisseur David Livingston ist bereits seit der ersten TNG-Staffel bei Star Trek als Produzent mit
dabei. Während er anfangs an vor allem für die Nachproduktion verantwortlich war, gab er sein Regiedebüt
in der vierten TNG-Staffel. Livingston wechselte als Regisseur jedoch schnell zur Ablegerserie DS9,
während er als Produzent bei beiden Serien tätig war. Er, der eigenen Aussagen zufolge
am liebsten bei DS9 Regie führte, arbeitete nach dem Ende von TNG auch des Öfteren als Regisseur
für die Schwesterserie Voyager. Livingston hat sich nicht ohne Grund innerhalb weniger Jahre zum
am häufigsten engagierten Star Trek-Regisseur entwickelt. Folgen wie diese sprechen für sein
großes Talent. Livingston selbst bezeichnete in einem Interview das Drehbuch zu dieser Episode als das
beste, welches er je gelesen habe. Die beiden Darsteller Tony Todd und Rachel Robinson lud er einige
Tage vor Drehbeginn in sein Haus ein, um dort die gemeinsamen Szenen zu proben, was
für das TV-Geschäft ungewöhnlich ist. Den Luxus des Probens gibt es normalerweise nur bei
großen Kinoproduktionen, nicht aber im Fernseh-Geschäft.
Autor Michael Taylor hat mit dieser Folge einen beeindruckenden Einstieg in Star Trek gefunden.
Er schrieb noch einige weitere Drehbücher für DS9, war aber ab der fünften Voyager Staffel
hauptsächlich für die Schwesterserie tätig und gehört mittlerweile zu den 20 wichtigsten Autoren
von Star Trek.
Besonders überzeugend sind in dieser Folge die sehr einfühlsamen Darstellerleistungen, die diese
Tiefe vielleicht vor allem wegen der veranstalteten Proben erreichen.
Tony Todd kennt man als Darsteller von Worfs Bruder Kurn aus einigen Star Trek-Folgen. In der Rolle
des Klingonen kann er oft nicht zeigen, was für ein talentierter Schauspieler er ist. Hier hat er
endlich die Chance zu zeigen, was in ihm steckt.
Auch Rachel Robinson, die Tochter von Garak-Darsteller Andrew J. Robinson überzeugt als
Fragen stellende Besucherin Melanie. Die beiden Darsteller harmonieren sehr gut miteinander, was
ihren gemeinsamen Szenen eine besondere Wärme verleiht.
Obwohl Jake Sisko in den meisten Szenen natürlich von Tony Todd dargestellt wird, hat auch Cirroc
Lofton dieses Mal Gelegenheit zu zeigen, dass er ein guter Schauspieler ist.
Dies ist eine der wenigen Star Trek-Folgen, in der es eine Erzählerstimme gibt, welche die
Geschehnisse kommentiert.
Die Folge zeigt, dass manchmal die einfachsten Effekte die schwierigsten sind. Regisseur David
Livingston wollte zu Beginn der Folge, dass es außerhalb von Jakes Haus regnet und stürmt. Da das
Ganze natürlich im Studio gedreht wurde, war das Erzeugen von Regen problematisch, da die Gefahr
von Schäden an der Bausubstanz des Studios bestand und man außerdem natürlich das Problem des
Saubermachens hatte, als die Szene vorbei war. Livingston meinte dazu in einem Interview: "Wenn
das Wort Regen fällt, laufen die Produktionleute Sturm. Sie sträuben sich dagegen und es heißt
nur "Nein, nein, nein"." Livingston konnte sich bei dieser Folge trotzdem durchsetzen und der
Regen in der Nacht, der sich in einen wunderschönen sonnigen Morgen verwandelt, ist
letztendlich ein weiteres gelungenes, dramatisches Element, welches die Handlung unterstützt.
Die Folge erhielt 1996 eine Emmy-Nominierung in der Kategorie "Outstanding individual Achievement
in Makeup for a Series". Die Makeup-Abteilung hat tatsächlich wieder sehr gute Arbeit geleistet,
wenn es darum geht, die Charaktere um einige Jahrzehnte älter aussehen zu lassen.
Ebenfalls nominiert wurde die Folge für einen der begehrten Hugo Awards und zwar in der Kategorie
"Best Dramatic Presentation". Trotz der offensichtlichen Qualitäten ging die Folge allerdings leer
aus.
Leider blieb nicht genug Geld, um die Defiant in den Szenen in der Zukunft etwas futuristischer zu
gestalten. Also entschloss man sich dazu, einfach einige Klebestreifen anzubringen, um wenigstens
eine gewisse Veränderung zu zeigen.
Alles in allem ist "Der Besuch", trotz seiner im Prinzip recht einfachen Erzählstruktur, eine
bewegende, mitreißende Folge, mit unheimlich starken Charaktermomenten, einer tollen Regie und
brillanten Darstellerleistungen. Die Folge reiht sich damit unter die zeitlosen Highlights Star
Treks ein und ist sicher eine der besten Star Trek-Folgen aller Zeiten, die einen zum
Star Trek-Fan machen kann.
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