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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46682,4
Auf der Remmler-Station soll die Enterprise einer Baryonpartikelsäuberung
unterzogen werden. Zu diesem Zweck muss das gesamte
Schiff evakuiert werden, denn der Säuberungsstrahl
ist für lebendes Gewebe tödlich. Der Captain ist im
Stress: Nicht nur, dass er andauernd wegen
irgendwelcher Details von allen möglichen
Crewmitgliedern befragt wird, auch freut er sich
nicht gerade darauf, auf der nahegelegenen Arkaria-Basis
mit Commander Calvin Hutchinson zusammenzutreffen,
der die Kunst des Small Talks wie kein anderer
beherrscht. Doch schließlich ist die Evakuierung
beendet, und Picard verlässt das Schiff.
Bei dem Empfang
erfährt er von "Hutch", dass man auf Arkaria
hervorragend reiten kann. Er nutzt die günstige
Gelegenheit, um sich sofort zu verabschieden und noch
schnell seinen eigenen Sattel vom Schiff zu holen,
bevor dort die Hauptenergie abgeschaltet wird und die
Säuberung beginnt. Auf der Enterprise bemerkt Picard
jedoch eine geöffnete Wartungsluke und trifft auf
einen angeblichen Techniker. Als der ihn angreifen
will, schlägt Picard ihn nieder und macht sich
sofort auf den Weg zum nächsten Transporterraum,
doch gerade als er herunterbeamen will, wird die
Hauptenergie abgeschaltet. Also versteckt er den
Bewusstlosen in einem Frachtraum, während der
Säuberungsstrahl vom Ende des Schiffes her anfängt.
Nachdem er dem Mann einen Kommunikator abgenommen
hat, betäubt er ihn mit einem Hypospray, wird jedoch
gleich darauf von einer Frau überrascht und gefangen
genommen. Sie bringt Picard in den Maschinenraum, wo
er der Anführerin des Trupps vorgestellt wird, einer
Frau namens Kelsey. Sie hat offenbar vor, extrem
giftiges Trilithiumharz aus dem Antrieb zu entnehmen,
solange die Enterprise wegen der Säuberung
evakuiert ist. Picard gibt sich als Schiffsfrisör
Mott aus und unter schwacher Bewachung setzt er sich
in eine Ecke. Mit einem Laser, den er versteckt
hatte, kann er jedoch einen Kurzschluss auslösen und
den Diverter, der die Terroristen vor dem
Säuberungsstrahl schützen sollte, zerstören. In
der allgemeinen Verwirrung flieht er durch mehrere
Jefferies-Röhren, bis er in der Falle sitzt: Hinter
ihm folgt einer der Terroristen, vor ihm schneidet
ihm der Säuberungsstrahl den Weg ab. Mit einer List
lockt er den Verfolger in den Strahl und macht sich
daran, den Überfall weiterhin zu sabotieren.
Auf der Basis tut
sich ebenfalls Ungutes: Geordis Visor empfängt von
einem der Buffettische merkwürdige Signale, man
versucht jedoch, ihn abzuwimmeln. Als auch Riker
neugierig wird, zücken die arkarianischen
Bediensteten, unter ihnen der Stationschef Orton,
versteckte Waffen, schießen Geordi und Hutch nieder
und halten den Rest der Brückencrew in Schach. Nach
einiger Zeit planen Riker und die Crew, die
Initiative zu übernehmen, indem sie mit Geordis
Visor einen Hyperschallimpuls auslösen wollen, bei
dem nur Data bei Bewusstsein bleibt.
Mittels des
Kommunikators erfährt Picard, dass Kelsey mit ihrem
Team ins Zehn Vorne gelangen will, da jener Raum ganz
vorne in der Untertassensektion am längsten vor dem
Säuberungsstrahl in Sicherheit liegt. Er rät Kelsey
davon ab, das instabile Trilithiumharz in einem
Behälter mitzunehmen, da der Diverter nicht mehr
funktioniert. Doch Kelsey lässt sich nicht beirren.
Sie muss aber feststellen, dass Picard ihr einen
Schritt voraus war: Er hat in einer Röhre die
Sprossen abgesägt, so dass sie sich einen anderen
Weg suchen muss. Indes erledigt Picard einen weiteren
Mann ihres Teams mit einer Armbrust, während Kelsey
ihrerseits ihren Techniker mit einem Laser tötet -
offensichtlich, um ihren Anteil zu vergrößern. Bald
darauf wird Picard erneut von der zweiten Frau im
Team der Terroristen überrascht und gefangen
genommen. Zusammen mit ihr und Kelsey soll er ins Zehn
Vorne mitkommen, wo er nun seine wahre Identität
enthüllt. Doch er erfährt, dass es Kelsey nur um
den Profit geht: Sie will das Harz verkaufen, anstatt
es selbst für terroristische Zwecke einzusetzen.
Daher ist sie an Picard als Geisel nicht
interessiert. Zu ihrem Pech hat Picard auch diesmal
vorausgeplant: Im Eingang zum Zehn Vorne hat er eine
Sprengladung versteckt, die er geschickt umgeht, so
dass Kelseys Kollegin sie auslöst. Kelsey gewinnt
das Gerangel, das daraufhin entbrennt und lässt sich
von einem gerade eintreffenden Schiff an Bord beamen.
In letzter Sekunde kann Picard die Abschaltung des
Strahls veranlassen.
Mittlerweile haben
auch Riker und die anderen ihren Plan ausgeführt, so
dass nur noch Data bei Bewusstsein ist. Schnell nimmt
er den Arkarianern die Waffen ab und kontaktiert den
Captain, da er auf den Displays der Basis ebenfalls
das Schiff erkennt, von dem Kelsey abgeholt wurde.
Doch Picard beruhigt ihn, als er sagt, das Schiff
würde nicht sehr weit kommen - denn der Captain hat
den Sicherungsbolzen des Trilithiumbehälters
entfernt. So explodiert das Aufklärungsschiff unweit
der Enterprise.
Schließlich wird
Picard von Dr. Crusher behandelt, während Worf ihm
den Sattel wiederbringt, den Picard im Eifer des
Gefechts auf Deck sieben liegengelassen hatte.
Bewertung
Mit "In der Hand von Terroristen" ist bei TNG eine hervorragende
Episode, die man wohl getrost als Reminiszenz an
Action-Filme à la "Stirb Langsam"
verstehen darf, gelungen. Der kahlköpfige Stewart
(Picard) gibt dabei einen perfekten Einzelkämpfer
ab, der sich hinter Bruce Willis nicht zu verstecken
braucht. Des Weiteren verfügt die Episode über alle
Elemente, die eine gute TNG-Folge ausmachen: Humor,
Spannung, gute Effekte und eine interessante
Handlung, obgleich letztere vergleichsweise
austauschbar ist.
Zu den Charakteren:
Picard liefert wie erwähnt eine gelungene
Darstellung ab. Die vielleicht beste Szene liegt am
Beginn der Episode: Als Picard aus seinem
Bereitschaftsraum auf die Brücke kommt, ist jene
völlig leer. Liebevoll streicht seine Hand über
einige Konsolen, und beinahe wehmütig lässt er die
Brücke seines Schiffes verwaist zurück. Es mag eine
Frage der Interpretation sein, doch man kann sagen,
dass in diesen wenigen Sekunden die bisherigen 143
Episoden in gebündelter Form durch die Gedanken des
Zuschauers gleiten. Man erinnert sich all jener
Situationen, als der Captain und seine Crew schier
ausweglosen Fallen entkamen und mit viel Witz und
Intelligenz das Schiff schließlich doch immer in
Sicherheit brachten. In diesem Moment denkt man
jedoch noch einen Schritt weiter und kommt vielleicht
eher auf den Gedanken, dass es die Enterprise war,
die ihre Crew jedes mal in Sicherheit brachte. Diese
Szene ist Gold wert.
Was an Picard verwundert, ist seine Bereitschaft,
Terroristen in den Tod zu schicken: Als erstes lockt
er nach seiner Flucht aus dem Maschinenraum einen
Verfolger in den Säuberungsstrahl, einen weiteren
schießt er mit der Armbrust zunächst bewusstlos und
lässt ihn dann liegen. Auch den, den er zuerst
niederschlug, ließ er im Frachtraum liegen. So ist
Picard für drei Tote verantwortlich,
auch wenn er keinen mit der eigenen Hand getötet
hat. Diese Bereitschaft zur Kaltblütigkeit hat beim
besten Willen nichts mit dem Charakter von Trek zu
tun. Die Botschaft von Gnade und Rücksicht geht in
dieser Episode verloren, und die Tötungen werden mit der
Gerechtigkeit des verzweifelten Kämpfers moralisch
begründet. Diese Fürsprache für Selbstjustiz hat
bei Star Trek nichts verloren und ist sehr
ungewohnt, zumal der Captain nicht einmal Reue zeigt.
Besonders angsteinflößend ist sein Gesichtsausdruck
ganz am Ende, als er Data per Kommunikator mitteilt,
dass Kelsey nicht weit kommen wird: Mit einem harten
Gesichtsausdrück blickt er auf den Sicherungsbolzen
in seiner Hand.
Auf der anderen Seite muss man davon ausgehen, dass
dem Drehbuchautor und dem Produktionsteam klar war,
dass diese Episode der ursprünglichen Aussage von
Trek widerspricht. So bleibt anzunehmen, dass die
Episode in erster Linie unterstreichen soll, dass
Picard ein zwar willensstarker, aber doch auch zum Töten
bereiter Mann ist, der den Tod einiger Terroristen
gerne in Kauf nimmt, so lange er erstens Hunderte
oder Tausende retten kann und zweitens
"sein" Schiff verteidigt. Besonders dieser
Aspekt wird mehrfach betont: Als Picard seine
Identität als Captain enthüllt, spricht er davon,
"sein" Schiff niemals Kelsey zu überlassen
und es eher zu zerstören, als dass er sie fliehen
lässt. Zudem lautet der Originaltitel "Starship
Mine", etwa "Mein Schiff" auf Deutsch.
Es wird deutlich, dass Picard die Enterprise als sein
Schiff, sein Eigentum ansieht, obwohl er ja
tatsächlich nur das Kommando darüber hat, es jedoch
nicht besitzt.
Diese verschiedenen Aspekte von Picards Charakter,
also seine Bereitschaft zum Töten auf der einen
Seite und sein wohl durchdachtes, nüchternes und
geschicktes Handeln auf der anderen Seite werden in
Star Trek: Der erste Kontakt intensiv
thematisiert, wobei er sich dort am Ende eines Besseren
besinnt, während er in dieser Episode schließlich
als Held gefeiert wird, ohne dass jemand der Opfer
gedenkt.
Data entwickelt
gleich zu Anfang ein Konversationsunterprogramm, und
auf der Arkaria-Basis hat er ein ausführliches
Gespräch mit Cmdr. Hutchinson; die beiden verstehen
sich wunderbar. Es macht Freude, Data einmal ganz
ungezwungen lachen und lächeln zu sehen, während er
über alles mögliche belanglose Zeug spricht;
beinahe meint man, er hätte seinen Emotionschip
eingebaut. Als Scherz in einer Episode kann man
dieses Verhalten durchgehen lassen. Dennoch stellt
sich die Frage, weshalb Data nicht füher auf die
Idee zu einem solchen Programm kam und weshalb es in
den kommenden Episoden nicht mehr aufgegriffen wird.
Worf hat eine
herrliche Szene, als er den Captain um Erlaubnis
bittet, dem Empfang fern bleiben zu dürfen, was
Picard ihm gewährt. Als Geordi ebenfalls darum
bittet, wird er abgewimmelt, was Worf zu einem
zufriedenen Grinsen veranlasst.
Das Verhältnis von
Riker und Troi wird unterschwellig dargestellt:
Während die Brückencrew von den Arkarianern
gefangen gehalten wird, stehen Will und Deanna die
meiste Zeit zusammen, und Riker lässt sich kaum eine
Gelegenheit entgehen, mit Deanna zu reden. Das ist
sehr angenehm, denn auf diese Weise weiß der
Zuschauer, dass es noch eine enge Verbindung zwischen
den beiden gibt, ohne mit der Nase darauf gestoßen
werden zu müssen.
Die übrigen
Hauptdarsteller sind größtenteils austauschbar, was
sehr schade ist.
Interessant dagegen
einige Gäste: In seiner ersten Rolle bei Trek ist
Tim Russ zu sehen, der hier den Terroristen Devor
spielt. Etwa ein Jahr nach dieser Episode erhielt
Russ einen Kurzauftritt im Kinofilm
"Generations", und bei VOY wurde er als Lt.
Tuvok zu einem der Hauptdarsteller.
Patricia Tallman (hier als Kiros, eine der
Terroristen) gehört als Lyta Alexander zu den
Hauptdarstellern der erfogreichen SciFi Serie Babylon
5.
Die Bewertung der
Episode ist etwas zwiegespalten: Auf der einen Seite
wird dem Zuschauer ein erstklassiges Actionspektakel
geboten, auf der anderen Seite hat die Episode im
Grunde nichts mehr mit Trek zu tun. So wird die
Handlung mit ausreichend bewertet, um dem Fehlgriff
in der Aussage Rechnung zu tragen, während insgesamt
eine gute Bewertung herauskommt, da man sich die
Episode auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
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