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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46759,2
Im Gefangenenlager erfährt Worf, wie es zu der
Entstehung des Lagers kam: Die Gruppe von Klingonen
hatte den Außenposten auf Khitomer verteidigt und
war bei einer Explosion ohnmächtig geworden. Sie
wurden von den Romulanern gefangen genommen und drei
Monate lang verhört. Als die Romulaner anschließend
der klingonischen Regierung vorschlugen, die
Gefangenen gegen eine Gebietsabtretung einzutauschen,
wollte die klingonische Regierung nichts davon wissen
- Klingonen lassen sich nicht gefangen nehmen.
Zuzugeben, dass diese Überlebenden drei Monate in
romulanischer Gefangenschaft verbracht haben, würde
nicht nur die Gefangenen, sondern auch die Regierung
entehren.
Doch Tokath, der verantwortliche Romulaner, stellte
sich gegen eine Massenexekution. Stattdessen gab er
seine militärische Karriere auf und versprach, sich
um die gefangenen Klingonen zu kümmern und mit ihnen
auf jenem Planeten in völliger Abgeschiedenheit zu
leben.
Doch Worf eckt überall an, indem er versucht, den
Kindern die wahren klingonischen Ideale beizubringen;
so benutzt Toq, Sohn von L'kor, einen Speer zum
Graben, was Worf zur Weißglut bringt. Es gelingt
Worf, den Kindern ihre Ehre zu erläutern und sie zu
überzeugen, dass ihre Eltern nicht, wie sie zu
wissen glauben, auf diesem Planeten leben, weil sie
gemeinsam mit den hiesigen Romulanern dem Krieg
entfliehen wollten, sondern weil sie Gefangene sind.
Sowohl L'kor als auch Tokath versuchen Worf zu
überzeugen, dass er hierbleiben muss, denn niemand
darf je etwas von diesem Planeten erfahren. Worf gibt
sich unbeugsam. Doch als er mit Toq auf die rituelle
klingonische Jagd gehen will, nimmt L'kor sein
Ehrenwort als Garantie, dass Worf keinen
Fluchtversuch begehen wird. Tatsächlich kehren die
beiden bald von der Jagd zurück, und Toq hat ein
gehäutetes Tier in den Händen, das er stolz den
anderen präsentiert. Sodann stimmt er ein altes
Kampflied an, was sie von ihren Eltern als Wiegenlied
gelernt hatten. Alle stimmen ein bis auf die
Romulaner.
Worf und die junge Ba'el fühlen sich zueinander
hingezogen, bis Worf bemerkt, dass sie spitze Ohren
hat: Sie ist die Tochter von Tokath und einer alten
Klingonin. Er braucht einige Zeit, bis er sich mit
ihr ausspricht, doch dann erkennt er, dass seine
Gefühle sich nicht durch das Wissen ändern, dass
sie zur Hälfte Romulanerin ist.
Obwohl er sie mag und anerkennt, dass es keinen
anderen Planeten gibt, wo Romulaner und Klingonen in
Frieden zusammen leben, unternimmt er schließlich
doch einen Fluchtversuch, als er das Signal erhält,
dass das Shuttle wieder da ist, um ihn abzuholen. Die
Flucht wird vereitelt, und Tokath stellt Worf vor die
Wahl: Entweder bleibt er für immer hier und gibt
sein Wort, nicht noch einmal fliehen zu wollen, oder
er wird exekutiert. Worf erwidert, dass es ein
ehrenvoller Tod sein wird.
Am nächsten Morgen soll die Exekution vor allen
Anwesenden stattfinden, doch im letzten Moment stellt
sich Toq zu Worf und meint, auch er würde lieber
sterben, als noch länger seine wahre Herkunft zu
ignorieren. Nachdem alle Klingonen bis auf Ba'els
Mutter zu Worf getreten sind, gibt Tokath die
Exekution auf. Worf erkennt, dass die Kinder mit ihm
kommen wollen und schärft ihnen ein, niemals und zu
niemandem ein Sterbenswörtchen über dieses Lager
verlauten zu lassen, sonst würden sie und die
Gefangenen und ihrer aller Familien für drei
Generationen entehrt.
Nach dem Treffen mit
einem Warbird sind Worf und die jungen Klingonen an
Bord der Enterprise. Noch im Transporterraum fragt
Picard, ob Worfs Suche erfolgreich war. Worf
antwortet, dass niemand das Khitomermassaker
überlebt hat; die Kinder stammten von einem Schiff,
das vor vier Jahren in der Nähe der romulanischen
Grenze abgestürzt sei. Picard schaut ihn wissend
an...
Bewertung
Langsam aber sicher muss es für Picard zur Gewohnheit werden, beurlaubte
Crewmitglieder auf romulanischen Warbirds
wiederzusehen (siehe "Das Gesicht des Feindes").
Nun, was passiert alles bis
zu diesem Abschluss des zweiten Teils von "Der
Moment der Erkenntnis"?
Ganz klar steht Worf
in der gesamten Episode im Mittelpunkt, denn von der
Enterprise sieht man in zwei kurzen Szenen einen Teil
der Crew, sonst nichts. Das ist genau das, was man
sich schon für den ersten Teil gewünscht hätte, da
die Klingonenhandlung ausreicht, um eine Doppelfolge
voll auszufüllen. Im Gegensatz zum ersten Teil wird
hier nicht versucht, durch eine belanglose
Nebenhandlung mehr Stoff als notwendig zu verfilmen,
sondern man beschränkt sich auf die Tragweite des
dargestellten Konflikts und fährt sehr gut damit.
Die Story um die
greisen und zum Teil verbitterten Klingonen ist
hintergründig und spannend inszeniert. Für einen
Menschen fällt es schwer, die damalige Entscheidung
der Klingonen bzw. ihrer Regierung nachzuvollziehen -
so wie es auch den Romulanern schwerfällt - doch die
Episode beleuchtet die Wichtigkeit der Klingonenehre
ausreichend, um selbst Trek-Neulingen zu
verdeutlichen, dass ein Klingone lieber sterben
würde, als eine Entehrung hinzunehmen. Oder besser
gesagt: der Heldentod ist für einen Klingonen die
Vollendung der Ehre.
Den Klingonen dieses Lagers wurde vom Schicksal übel
mitgespielt, denn nach ihrer Gefangennahme bekamen
sie keine Möglichkeit, sich selbst zu töten. Ihre
Rückkehr aus der Gefangenschaft hätte ihre Familien
für drei Generationen entehrt. Wir erinnern uns, wie
Worf sich während seiner Entehrung fühlte (siehe
"Die Sünden des Vaters")
und wissen, dass
diesen Klingonen keine Wahl blieb, nachdem sich die
Dinge so entwickelt hatten, wie sie es taten.
Mit Erstaunen stellt man fest, dass Tokath zwar
Romulaner ist, aber keineswegs so herz- und
gefühllos, wie die Romulaner zu früheren Zeiten
dargestellt wurden. Das mag sicherlich auch daran
liegen, dass die ersten Kontakte zwischen Föderation
und Romulanern während TNG üblicherweise mit
geladenen Waffen und Kopf an Kopf stattfanden. Schon
in "Wiedervereinigung?"
und "Das Gesicht des Feindes"
erfuhr man, dass nicht alle
Romulaner den Kurs ihrer Regierung teilen bzw. dass
es neben dem von der Föderation gefürchteten
Militär auch noch den Geheimdienst Tal Shiar gibt,
der um einiges schlimmer ist und sogar von den
Romulanern selbst gefürchtet wird.
Hier sehen wir sie von der friedlicheren Seite:
Tokath ist bereit, seine Laufbahn aufzugeben, um eine
Gruppe von Klingonen vor dem Tod zu bewahren. Sie
danken es ihm, indem sie nicht versuchen, zu fliehen
- wohin auch? Erstaunlich sind die Beziehungen, die
sich ergeben, z.B. dass sich Ba'els Mutter und Tokath
ineinander verlieben und eine Tochter haben, die von
allen Anwesenden gleich hoch angesehen scheint,
sowohl von den Romulanern als auch von den Klingonen.
Tokath und Ba'el haben schon recht, dass auf diesem
Planeten eine Art Eden entstanden ist, wo Angehörige
zweier bis zum Tod verfeindeter Kulturen in bestem
Einvernehmen miteinander leben. Der Preis, den sie
zahlen, ist hoch, doch höher noch ist der Preis, den
ihre Kinder zahlen, denn auch sie sind auf diesem
Planeten gefangen und wurden, ohne es zu wissen, ihres
kulturellen Erbes beraubt.
In diese Situation
platzt Worf herein, vollgestopft mit seinen
Vorstellungen von Ehre und klingonischer Kultur, und
versucht, alle Klingonen eines Besseren zu belehren.
Bei den Kindern gelingt es ihm, und so ist die
Auflösung dann auch ein Happy End par Excéllence:
Worf ist wieder auf der Enterprise, die Kinder kommen
endlich auf ihre Heimatwelt, und die alten Klingonen
und Tokath verbringen ihren Lebensabend auf jenem
idyllischen Planeten in Harmonie, ohne dass ihre
Familien entehrt werden müssen.
Stellt sich die
Frage: Was ist mit Ba'el? Es war nicht auszumachen,
ob sie sich unter den Kindern befindet, die Worf
mitgenommen hat. Sollte sie mitgekommen sein, wird
ihr romulanischer Teil schnell auffallen, denn spitze
Ohren sind bei Klingonen höchst selten. Es fällt
aber genauso schwer, sich vorzustellen, dass sie
zurückbleibt, während alle anderen ihres Alters
fortgehen und mit ihnen Worf, in den sie sich
verliebt hat. Man könnte sich vorstellen, dass ihre
Herkunft mittels Chirurgie unkenntlich gemacht wird -
wir erinnern uns wiederum an "Das Gesicht des
Feindes", wo Deanna zur vollwertigen Romulanerin
operiert wurde - eine klitzekleine Erwähnung am
Rande hätte hier Klarheit schaffen können.
Des Weiteren ist die
Stimmungsmache in dem Lager unschön dargestellt:
Wenn Worf oder auch Toq interessante Neuigkeiten
haben oder kontroverse Standpunkte ausdiskutieren,
hört man aus dem Hintergrund immer zustimmende oder
gegenteilige Bemerkungen, die leider sehr plump
formuliert sind und sich beim besten Willen nicht
anhören, als hätten Klingonen diese Worte
gesprochen.
Und schließlich:
Was ist mit Datas Träumen? Im ersten Teil fiel die
Aufspaltung in die zwei Themen "Worf/Klingonen"
und "Datas Träume" sehr negativ auf. Aber
nachdem dieser duale Ablauf begonnen wurde, hätte
man ihn wenigstens auch konsequent zu Ende bringen
sollen, anstatt sich im zweiten Teil ausschließlich
auf Worf zu konzentrieren. Am besten wäre gewesen,
zwei isolierte Episoden daraus zu machen. Hier gibt
es klare Abstriche in der Bewertung der Handlung.
Positiv fällt Worf
auf, der klingonischste aller Klingonen. Unermüdlich
erzählt er Geschichten, singt Schlachtlieder und
vermittelt Kenntnis über Kultur und Waffengang.
Interessanter wird er noch im Umgang mit Ba'el, die
er schon küssen will, bevor er ihre Ohren bemerkt.
Etwas später wird er sich seiner Gefühle klar und
merkt, dass es seine Gefühle wenig interessiert, von
welchen Spezies Ba'el abstammt. So bekommt er doch
noch eine Gelegenheit, sich leidenschaftlich mit ihr
zu küssen. Leider erfahren wir nicht, wie sich ihr
Verhältnis weiterentwickelt und können nur
mutmaßen, dass sie sich nach der Rückkehr auf die
Enterprise - sofern Ba'el überhaupt mitgekommen ist
- nie wieder sehen werden.
Markant:
Alan Scarfe (Tokath) spielte bereits in
"Datas Tag"
einen Romulaner, nämlich Adm. Mendak.
Abschließend ist
"Der Moment der Erkenntnis (2)" eine
interessante, hintergründige Episode, die aber nicht
der Erwartung gerecht wird, die man nach dem ersten
Teil in sie gesetzt hat. Insgesamt eine gute Episode.
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