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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46519,1
Deanna erwacht in einer ungewohnten Umgebung, und mit
einem ungewohnten Gesicht: Sie hat das Aussehen einer
Romulanerin! Bald darauf wird sie von Subcommander
N'vek begrüßt, der ihr eröffnet, dass sie sich auf
dem romulanischen Warbird Khazara befindet und vor
Kurzem von einem Seminar über Neuropsychologie auf
Borka VI entführt wurde. Sie hat nun die Identität
von Major Rakal vom romulanischen Geheimdienst Tal
Shiar. Es ist von außerordentlicher Wichtigkeit,
dass sie diese Rolle glaubwürdig spielt, denn es
gibt eine wichtige Mission durchzuführen. Doch
zunächst soll Deanna nur dafür sorgen, dass Cmdr.
Toreth, Captain des Schiffes, Kurs nimmt auf den
Kaleb-Sektor und keine Fragen über die Fracht
stellt, die gerade an Bord genommen wurde.
Es gelingt Deanna, diese Befehle durchzusetzen; zwar
ist Toreth keine Freundin des Tal Shiar, aber es
bleibt ihr nichts anderes, als "Major
Rakals" Autorität anzuerkennen.
Indes erhält auch
die Enterprise Besuch: Fähnrich Stefan DeSeve, der
vor knapp 20 Jahren zu den Romulanern überlief,
kehrt zur Sternenflotte zurück, um Picard eine
Nachricht von Botschafter Spock zu überbringen. Er
meint, die Enterprise muss in den Kaleb-Sektor
fliegen und dort einen corvallianischen Transporter
bis zum Gebiet der Föderation eskortieren, da das
Schiff eine immens wichtige Fracht enthalten soll.
Zögernd gibt Picard den Befehl, Kurs zu setzen.
Deanna erfährt
indes von N'vek, was los ist: Vize-Prokonsul M'Ret,
ein wichtiges Mitglied der romulanischen Regierung,
und zwei Begleiter haben sich, nachdem sie in Ungnade
gefallen sind, zum Überlaufen entschlossen und sich
Spocks Kontakten bedient. Auch N'vek gehört zu
Spocks Widerstandsgruppe, daher ist er bei dieser
Mission dabei. Er erklärt des Weiteren, dass die
echte Major Rakal getötet wurde, damit Deanna ihren
Platz einnehmen kann; nur ein Mitglied des Tal Shiar
kann die Befehle eines Raumschiffes ohne Weiteres
abändern. Deanna wurde ausgewählt, damit im Notfall
ein Sternenflottenoffizier bei der Mission dabei ist.
Die "Fracht", also der Prokonsul und seine
Begleiter, die in Frachtbehältern in Stasis gehalten
werden, soll einem corvallianischen Frachter
übergeben werden, der sie dann zum Gebiet der
Föderation bringen soll.
Doch als man beim Frachter ankommt und mit dem
Captain Kontakt aufnimmt, spürt Deanna, dass der
Captain seine eigene Suppe kochen möchte und den
Auftrag nicht ausführen wird. N'vek handelt
kurzentschlossen, indem er das Feuer eröffnet und
den Frachter zerstört, und behauptet, er hätte auf
Rakals Befehl gehandelt. Deanna muss mitspielen und
tut so, als hätte sie den Feuerbefehl gegeben. Zwar
ist Cmdr. Toreth verärgert, akzeptiert aber nach wie
vor Rakals Autorität. Deanna befiehlt, zu warten.
Auch die Enterprise
ist mittlerweile im Sektor angekommen, findet jedoch
keine Spur vom Frachter. Allerdings entdeckt man bald
Trümmer...
Als man an Bord der
Khazara die Enterprise ortet, will Toreth zunächst
getarnt verschwinden, doch Deanna sucht nach einem
Weg, die Enterprise zu kontaktieren. N'vek, dem nach
der Zerstörung des Frachters die Ideen ausgehen, ist
damit nicht einverstanden, doch Deanna weist ihn
zurecht und droht ihm, so dass er auf ihren Vorschlag
eingeht und den Antrieb so manipuliert, dass die
Enterprise den Warbird auch in getarntem Zustand
entdecken wird.
Das tut Data dann
auch ziemlich schnell, denn er findet eine Verzerrung
in der Nähe der Trümmer des Frachters. Bald kommt
man dahinter, dass die Verzerrung von einem getarnten
romulanischen Schiff verursacht wird. Picard lässt
die Romulaner verfolgen.
Toreth bemerkt das
recht schnell und will die Enterprise zerstören.
Deanna muss das natürlich verhindern, doch sie hat
schon einen Plan: Sie enthebt Toreth des Kommandos
und meint, beim Tal Shiar würde man intelligenter
vorgehen, als einfach drauflos zu schießen. Sie
lässt die Tarnung fallen und ruft die Enterprise.
Picard erkennt Deanna und geht auf ihr Spiel ein: Sie
sagt, sie möchte an Bord kommen, um die Situation zu
klären. Also lässt Picard die Schilde senken,
während Deanna den Feuerbefehl gibt. An der
Waffenkonsole befindet sich glücklicherweise N'vek,
der einen Schuss mit minimaler Intensität abgibt,
doch beamt er gleichzeitig den Prokonsul und dessen
Begleiter auf die Enterprise.
Toreth durchschaut
den Schwindel, lässt N'vek erschießen und bedroht
Deanna. Sie freut sich schon darauf, Deannas Verrat
bestrafen zu dürfen, doch zunächst lässt sie die
Schilde senken und die Tarnung aktivieren.
Darauf hat Worf nur
gewartet: Er beamt Deanna an Bord der Enterprise, und
man macht sich schleunigst aus dem Staub. Nachdem
Deanna von Dr. Crusher wieder in ihren normalen
Zustand zurückversetzt wurde, ist sie sehr froh,
endlich wieder an Bord zu sein, und die Mission war
ein voller Erfolg, obwohl allein an diesem Tag 19
Personen getötet wurden: 18 an Bord des Frachters,
den N'vek zerstörte, und N'vek selbst.
Bewertung
"Konfusion"
lautet das Schlagwort dieser Episode. Deanna ist
verwirrt, Picard weiß nicht, was vorgeht, und der
Zuschauer erhält auch nur langsam Einblick. Dass es
trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen
gelungen ist, eine hervorragende Episode daraus zu
machen, liegt zum einen an der perfide eingefädelten
Handlung und zum anderen an den Darstellern, allen
voran Marina Sirtis (Deanna/Rakal).
Man kann sich ungefähr 8 Crewmitglieder der Enterprise vorstellen
(also alle anderen Hauptdarsteller der Serie), die
besser für diese Aufgabe geeignet wären, sollte man
jedenfalls meinen. Deanna Troi, die Friedfertige -
Deanna Troi, die Beraterin - Deanna Troi, die
Betazoide. Und nun: Deanna Troi, Top Spion. Und diese
Rolle meistert sie mit derartiger Bravour, dass man
vielleicht das erste Mal in der Serie nachvollziehen
kann, dass sich Marina Sirtis ursprünglich für die
Rolle der Sicherheitschefin Tasha Yar beworben hatte.
Der kurze Aufenthalt in der Höhle des Löwen macht
Deanna zu einem Mitglied des Tal Shiar par Excéllence,
nach anfänglichen Schwierigkeiten findet sie schnell
den Tonfall, der jedem Romulaner in Hörweite das
Blut in den Adern gefrieren lässt, denn sie lässt
keinen Zweifel daran: Ich bin der Tal Shiar,
zumindest hier und jetzt! Wie schnell sich Deanna mit
dem Tonfall anfreundet sieht man dann auch, als sie
N'vek runtermacht und ihm droht, ihn als Spion zu
diskreditieren, wenn er nicht den Antrieb der Khazara
manipuliert, damit man die Enterprise kontaktieren kann.
Auch Deannas Selbstbewusstsein macht einen enormen
Sprung, sie lässt sich von den andauernden
Nörgeleien Toreths nichts anhaben und hat immer eine
passende Erklärung parat, die genauso auch aus dem
Munde eines echten Tal Shiar-Offiziers hätte kommen
können.
Sirtis scheint die Rolle richtig zu genießen, die
nach 139 Episoden mit Deanna Troi deren genaues
Gegenteil darstellt und sie von ihrer gemeinen Seite
zeigt. Es ist bedauerlich, dass man ähnliche
Auftritte in Zukunft vermissen muss.
Handlungsseitig ist
die Episode, wie erwähnt, zunächst von Konfusion
gekennzeichnet, da man mit der erwachenden Deanna
zusammen das Geschehen betritt und Schritt für
Schritt herausfinden muss, was los ist. Während
solche einleitende Konfusion anderen Episoden
schadet, ist es hier umso besser, da man zunächst
nur soviel weiß, wie Deanna.
Die Handlung bleibt bis zum Schluss spannend und
hinterlässt einige lose Enden, an die angeknüpft
werden könnte, was im Rahmen von TNG leider nicht
mehr stattfindet. Wir hören von Spock, der in
"Wiedervereinigung?"
erklärte, dass er auf Romulus bleibt, um die
Untergrundbewegung weiter zu unterstützen. Die
Flucht des Vize-Prokonsuls ist wohl Spocks größter
Coup, und die Tatsache, dass Spock mehrfach genannt
wird, aber nicht selbst mitspielt, macht die Episode
noch besser. Man erfährt, dass er nicht untätig
herumsitzt, ohne dass die Handlung für Nimoy
zugeschnitten werden muss; stattdessen gelingt es,
Sirtis ihren ersten Alleingang zu bescheren, der, wie
gesagt, sehr positiv auffällt.
Etwas dubios ist DeSeve: Er wird eingeführt, als
müsste man ihn kennen, obwohl er nie zuvor erwähnt
wurde. Eine etwas ausführlichere Erläuterung seines
Hintergrundes wäre hilfreich gewesen. So kann man
den spärlichen Informationen nur entnehmen, dass er
offensichtlich vor 20 Jahren zu den Romulanern
überlief und sich nun in Spocks Auftrag entschlossen
hat, zurückzukehren. Dass er als Fähnrich
bezeichnet wird, passt ins Bild, da er alt genug
aussieht, um 20 Jahre zuvor noch am Anfang seiner
Karriere gestanden zu haben. Es scheint, als hätte
er damals unter Picard gedient, da er den Captain
zunächst als "Commander" Picard anspricht,
was von jenem dann richtiggestellt wird.
Eine alternative Erklärung könnte aber auch folgende sein:
Das romulanische Äquivalent zum Sternenflotten-Captain ist der
Commander; möglicherweise hat DeSeve also lediglich die
Terminologie der Romulaner gebraucht, die ihm ja in den
letzten 20 Jahren in Fleisch und Blut übergegangen sein
dürfte (vielen Dank an unseren Leser Martin Mörtelmayr für
diesen Hinweis).
Wunderschön ist
Picards Miene beim Anblick der romulanischen Deanna,
als sie zu ihm Kontakt aufnimmt. Man sieht förmlich,
wie bei ihm Erinnerungen an die Oberfläche kommen,
die sich auf Commander Sela beziehen: In "Der
Kampf um das klingonische Reich (2)" wurde Picard von einem
Warbird gerufen und sah sich einer beinahe exakten
Kopie der längst verstorbenen Tasha Yar gegenüber,
allerdings trug jene spitze Ohren. Über ein Jahr
später passiert ihm fast das Gleiche noch einmal,
bloß dass es diesmal Deanna Troi mit spitzen Ohren
ist, die eigentlich ein Seminar besuchen sollte. Aber
Deanna reagiert schnell genug, dass Picard klar wird:
Sie ist Troi, und er darf nicht zu erkennen geben,
dass er sie als diese erkennt. Es erfreut, dieses
geschickte Verwirrspiel anzuschauen und die
Bemühungen der Charaktere zu beobachten, die
Situation zu verstehen und zu klären.
Der größte Teil
der Spannung wird aber eher unterschwellig erzeugt:
Deanna befindet sich inmitten eines feindlichen
Schiffes. Jeder Versprecher, schon eine falsche
Geste, ganz zu schweigen von falschen
Verhaltensmustern, könnten sie enttarnen und ihrem
Leben ein jähes Ende setzen. Schon als Riker in
"Der Austauschoffizier" an Bord eines
klingonischen Birds of Prey war, war dieses Gefühl
zu spüren, obwohl Riker sich seiner Haut besser zu
wehren weiß als Deanna und sich auf den Aufenthalt
intensiv vorbereitet hatte. Doch Deanna wird mitten
in die Situation hineingestoßen, ohne Wahl und ohne
Ausweg. Hier zeigt sich, welche verborgenen Kräfte
in ihr lauern und darauf warten, in genau so einer
Situation auszubrechen und die Kontrolle zu
übernehmen.
Schließlich erhält
man auch noch einen tiefen Einblick in das gespaltene
Verhältnis zwischen romulanischem Militär und dem
gefürchteten Geheimdienst Tal Shiar und erfährt,
dass das Militär genauso viel Respekt vor der
Sternenflotte hat, wie die Sternenflotte vor den
Romulanern. Die romulanische Struktur erinnert an
eine Mischung aus Nazi-Deutschland und Sowjetunion,
wo jeder jeden verraten kann und dies staatlich
gefördert wird. Toreth berichtet von ihrem Vater,
der eines Tages abgeholt wurde, weil er angeblich ein
Verräter sei. Sie hat ihn nie wieder gesehen. So
erklärt sich ihr Hass auf den Tal Shiar und auch die
Loyalität gegenüber dem Militär, das solche
Methoden angeblich nicht anwendet.
Größter Wermustropfen ist die Frage der Kommunikation: Es
ist nicht bekannt, dass Deanna sonderliche Sprachfertigkeiten
in Romulanisch aufweist. Zwangsläufig muss man also folgern,
dass die Universalübersetzer mittlerweile simultan und ohne
jegliche Verzögerung oder sinnmäßige Verzerrung arbeiten, und
dazu noch synchron zu den Lippenbewegungen - selbst für Trek
ist das zu viel des Guten, da es schlichtweg unmöglich scheint.
Ein Minus verdient die Episode außerdem, weil die Handlung um
Spock, den gerade übergelaufenen M'Ret und grundsätzlich das
Verhältnis zwischen Romulanern und Vulkaniern in TNG nicht mehr
ernsthaft aufgegriffen wird und hier unzählige lose Enden bleiben.
Trotz dessen: Die Episode begeistert in fast jeder
Hinsicht, einzig die Effekte sind "nur" gut.
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