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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46461,3
Da der Kontakt zur Kommunikationsrelaisstation 47 in
der Nähe der klingonischen Grenze abgebrochen ist,
führt die Enterprise eine Untersuchung durch.
Schnell zeigt sich, dass von den beiden
Besatzungsmitgliedern, dem erst seit einigen Tagen
dort stationierten Keith Rocha und der Haliianerin
Aquiel Uhnari, keine Spur zu finden ist, von
Zellrückständen auf einer Bodenplatte abgesehen,
die darauf hindeuten, dass Lt. Uhnari mit einem
extrem starken Phaser erschossen wurde. Das Shuttle
der Station ist verschwunden, und man vermutet, dass
Rocha damit unterwegs ist. Einzig Uhnaris Hund ist
noch auf der Station.
Die Logbücher der Station sind mit
Sicherheitssperren versehen, und so schaut Geordi
erst einmal Uhnaris persönliche Logbücher und
Nachrichten durch, um herauszufinden was passiert
ist. Doch die Logbücher ergeben bloß, dass Rocha
sich offensichtlich seit seinem Eintreffen unangenehm
verhalten hat, erklären jedoch nicht, was passiert
ist.
Da Aquiel, wie Geordi sie inzwischen nennt, vom
Klingonen Morag erzählt, der der Station
regelmäßige Besuche abstattet, kontaktiert Picard
den zuständigen klingonischen Gouverneur, einen Mann
namens Torak, und bittet ihn um Hilfe bei der
Aufklärung der Situation. Torak stimmt widerwillig
zu und macht sich auf den Weg. Er sieht sich damit
konfrontiert, dass auf der Station klingonische
DNA-Spuren gefunden wurden, verbürgt sich aber für
Morag. Er erklärt, dass die Klingonen hier niemanden
getötet haben, denn er hat Lt. Uhnari bei sich; sie
sei mit einem Shuttle im klingonischen Raum entdeckt
worden, so dass man sie an Bord genommen hat.
Picard möchte von Aquiel wissen, was sich auf der
Station zugetragen hat, doch sie kann sich bloß noch
an einen Streit mit Rocha erinnern, weiß aber nicht,
was anschließend passiert ist oder weshalb sie mit
dem Shuttle in klingonischen Raum geflogen ist, ohne
die Sternenflotte zu kontaktieren.
Geordi kümmert sich
um Aquiel und geht mit ihr ins Zehn Vorne, wo er ihr
erzählt, dass er ihre Tagebücher und ihre
Nachrichten an ihre Schwester gesehen hat. Sie ist
zunächst sauer, akzeptiert aber Geordis Erklärung,
dass man dachte, sie sei tot und sich Hinweise
erhoffte.
Die Dinge komplizieren sich, da Dr. Crusher nicht
bestimmen kann, von wem die DNA-Rückstände auf der
Bodenplatte stammen; sie meint aber, dass den Spuren
zufolge mindestens 30 oder 40 Sekunden auf die
getötete Person geschossen wurde, und zwar mit der
höchsten Einstellung. Aquiel beteuert, dass
sie Rocha nicht erschossen hat.
Bald darauf trifft auch Morag ein, der seinerseits
zugibt, dass er auf der Station war, dort aber
niemanden antraf, so dass er versuchte, einige
geheime Sternenflottennachrichten zu stehlen. Jedoch
beteuert auch er, niemanden getötet zu haben.
Geordi und Aquiel kehren noch einmal auf die Station
zurück. Geordi findet heraus, dass Aquiel kürzlich
einige Nachrichten Rochas gelöscht hat; sie gibt das
zu und meint, Rocha hätte in einer Nachricht an die
Sternenflotte sehr schlecht über sie gesprochen.
Geordi glaubt ihr, dass sie Rocha nicht getötet hat
und die Nachricht nur löschte, weil sie ihre
Karriere bedroht sah. Er hat sich in Aquiel verliebt,
und sie erwidert seine Gefühle. Aquiel möchte mit
Geordi ein "K'Arna" genanntes Ritual
durchführen, bei dem man die Bindung zu einer
anderen Person auf telepathische Weise festigt.
Geordi ist einverstanden.
Zur gleichen Zeit macht Dr. Crusher eine wichtige
Entdeckung: Sie konnte inzwischen Teile der DNA
isolieren und aktivieren. Plötzlich wird die Masse
lebendig, berührt Crushers Hand und bildet eine
exakte Kopie der Hand nach, bevor sie wieder leblos
wird. Dr. Crusher vermutet, dass man es mit einer
"sich vereinigenden" Lebensform zu tun hat,
wie sie bisher nur auf mikroskopischem Niveau bekannt
ist. Sie schlussfolgert, dass Rocha, der noch vor
Kurzem im abgelegenen Triona-System Dienst tat, dort
von einem solchen "sich Vereinigenden"
getötet wurde, so dass die fremde Lebensform seine
Gestalt annahm. Da ein "sich Vereinigender"
häufig den Wirt wechseln muss, vermutlich in einem
Zyklus von einigen Tagen oder evtl. Wochen, ist es
sehr wahrscheinlich, dass er nun auf Aquiel oder den
Klingonen Morag übergegangen ist, also werden beide
isoliert und beobachtet; das passt Geordi gar nicht,
da er und Aquiel sich gerade kurz vor dem Abschluss
des Rituals befanden.
Während man wartet,
was sich tun wird, ist Geordi noch einmal auf der
Station, um die verschlüsselten Logbücher endlich
zu entziffern, als er eine unangenehme Entdeckung
macht: Aquiels Hund ist der "sich
Vereinigende"! Der Hund verändert die Gestalt,
geht auf Geordi los. Geordi kann sich einen Phaser
schnappen und mit der höchsten Einstellung gelingt
es ihm, den "sich Vereinigenden"
aufzulösen.
Abschließend unterhält er sich mit Aquiel über ihre gemeinsame
Zukunft, doch es sieht so aus, als wollte Aquiel
lieber alleine durchs Leben gehen.
Bewertung
Beginnen wir am Anfang:
Geordi durchwühlt förmlich ohne Gewissensbisse
Aquiels persönliche Aufzeichnungen, anstatt sich die
prinzipiell wichtigeren Logbücher der Station
vorzunehmen. Unter anderen Umständen könnte man das
vielleicht nachvollziehen, aber es scheint, dass
Geordi aus Dr. Brahms' Verärgerung nichts gelernt
hat: Als er in "Die Energiefalle" eine Holosimulation
von Leah Brahms erstellte, verliebte er sich in die
Person. Als er sie dann in
"Die Begegnung im Weltraum"
in echt traf, musste er zum
einen erkennen, dass die Simulation ein völlig
falsches Bild von ihr gezeichnet hatte, zum anderen
musste er ihr erklären, dass er sich in ihre
Simulation verliebt hat, was ihm - mit Recht - sehr
peinlich war.
Daher verwundert es,
dass er in dieser Episode wie selbstverständlich die
persönlichen Nachrichten anschaut, die Aquiel an
ihre Schwester geschickt hat. Erneut verliebt er sich
in eine fremde Person, ohne sie selbst getroffen zu
haben. Man hat den Eindruck, er hätte die
Geschehnisse um Leah Brahms vollkommen vergessen, als
hätten sie gar nicht stattgefunden.
Eine kurze Erwähnung oder Anspielung wäre hier
dringend nötig gewesen, um zu zeigen, dass Geordi
aus der Vergangenheit gelernt hat.
Die Fortführung des
Verhältnisses zwischen Geordi und Aquiel ist dagegen
besser; Geordi berichtet ihr bei der ersten
Gelegenheit, dass er ihre Aufzeichnungen gesehen hat,
in diesem Punkt versucht er also, Klarheit zu
schaffen, was er bei Dr. Brahms früher hätte machen
sollen, aus dem Fehler hat er also gelernt.
Die beiden geben ein recht gutes Paar ab, und die
Komplikationen, die sich durch die Handlung ergeben -
z.B. Riker, der Geordi dringend rät, kein
persönliches Verhältnis mit Aquiel einzugehen oder
die anhaltende Frage, ob Aquiel nicht doch die
Mörderin Rochas ist - machen es um so
glaubwürdiger: Geordi vertraut ihr und versucht, sie
zu beschützen, und sie ist ihm dankbar, da ihr alle
anderen mit Misstrauen begegnen.
Unglaubwürdig ist leider das Ende der Geschichte:
Aquiel war bereit, mit Geordi das K'Arna zu
vollführen, was in ihrer Heimat offensichtlich einen
hohen Stellenwert hat und starke Zuneigung
ausdrückt. Doch nachdem die Situation aufgeklärt
wurde, ist es ihr nicht mehr besonders ernst damit.
Dies lässt sich bestenfalls so erklären, dass sie
in der desolaten Lage, in der sie sich befand,
jemanden brauchte, der ihr Zuneigung entgegen brachte
und daher stärkere Gefühle für den einzigen, der
ihr vertraute, entwickelte, als sie es unter normalen
Umständen getan hätte. Es wirkt aber eher so, dass
das Ritual aus Gründen der Dramaturgie durchgeführt
wurde, da dem Zuschauer glauben gemacht wird, Aquiel
wäre die "sich Verbindende", die nun
Geordis Körper übernehmen will.
Damit sind wir auch
gleich bei der Handlung:
Die Story ist sehr facettenreich aufgebaut und bringt
immer wieder neue Beweise und Indizien hervor, so
dass sich die Frage nach der Auflösung sehr spannend
gestaltet, und in der erwähnten Szene mit dem K'Arna
gipfelt. Dramaturgisch ist jene Szene sehr geschickt,
und die Enthüllung, dass es Aquiel mit dem Ritual
ernst war, da sie nicht die Mörderin ist, kommt
überraschend. Der Fehler an der Sache ist das
Verhältnis zu Geordi, das dadurch als sehr stark
dargestellt wird, gleich darauf aber völlig
abkühlt.
Die Einführung des
"sich Verbindenen" ist eine gute Idee, da
man dadurch die herrschende Verwirrung auflösen kann
und in der Lage ist, alle losen Enden miteinander zu
verknüpfen, was angesichts der vielen Hinweise keine
leichte Aufgabe ist; in dieser Hinsicht ist die
Episode sehr gelungen.
Von der
Unglaubwürdigkeit in Aquiels Verhältnis zu Geordi
abgesehen sind die Charaktere insgesamt ordentlich,
die verärgerten, aber unschuldigen Klingonen würzen
die Episode, und Picard sammelt Punkte, als er im
ersten Gespräch mit Torak damit droht, Gowron, den
Führer des klingonischen Hohen Rates, persönlich
herzubitten, um die Situation aufzuklären, da sich
Torak weigert, mit Picard zusammen zu arbeiten. Nach
dieser als "Hinweis" verpackten Drohung
ändert Torak seine Meinung sehr schnell und ist zur
Kooperation bereit, was man ihm kaum verdenken kann.
Was aber sehr
verwundert, ist das Verhalten der Crew gegenüber
Aquiel: Als diese in geschundenem Zustand von den
Klingonen auf die Enterprise gebracht wird, sprechen
- mit Ausnahme von Geordi, der ja bereits ihre
Aufzeichnungen gelesen hat - alle von der
Brückencrew wüste Verdächtigungen sowohl gegen
Aquiel als auch gegen die Klingonen aus. Am meisten
erschüttert Deanna: Sie konfrontiert Aquiel mit den
Verdacht, sie könnte Rocha ermordet haben, und
Deannas Tonfall gibt zu erkennen, dass sie das nicht
nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich
hält. Was ist mit ihren empatischen Fähigkeiten?
Sie hätte spüren müssen, dass Aquiel verängstigt
ist und sich tatsächlich nicht erinnern kann, was
passiert ist; das ist so offensichtlich dargestellt,
dass es selbst dem Zuschauer klar ist: Diese Frau ist
keine Mörderin. Deannas Verhalten und ihr Tonfall
erinnern stark an Bryce Shumar
("Ungebetene Gäste";
unter dem Einfluss eines fremden Wesens sah man
Deanna von ihrer bösen Seite), nicht an den immer
friedfertigen Counselor der letzten 138 Episoden.
Störend ist außerdem der "sich Verändernde". Zum einen
klingt der Name ziemlich unhandlich. Im Original ist hier von
einem "coalescent organism" die Rede, also in etwa
"Zusammenwachsender Organismus". Klingt zwar auch unhandlich,
aber nicht ganz so hölzern. Vielen Dank an unseren Leser Kinki
für den Hinweis zum Originalnamen.
Abgesehen davon wirkt Dr. Crushers Erklärung über diese
Lebensform konfus und ihre Schlussfolgerungen, obgleich
zutreffend, scheinen aus der Luft gegriffen.
Zusammengefasst fällt es etwas schwer, ein passendes Urteil über
diese Episode zu fällen, denn die Handlung ist insgesamt gut
durchdacht und spannend gemacht, während die Charaktere insgesamt
überzeugen, aber in einigen Belangen vollkommen unglaubwürdig
erscheinen. Daher erhält die Episode insgesamt ein
"Befriedigend".
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