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Episodenbeschreibung
Sternzeit: Nicht genannt.
Dr. Crusher bereitet sich auf einen Notfall vor, als
ein geschundenes Außenteam zurückkehrt und den
schwer verletzten Captain Picard mitbringt. Crushers
Wiederbelebungsversuche schlagen fehl, und...
...Picard befindet
sich in einer bizarren, konturlosen Umgebung, wo eine
Person auf ihn wartet: Q! "Willkommen im Leben
nach dem Tode, Jean-Luc, sie sind tot!",
begrüßt er den Captain. Er behauptet, dass Picard
wegen seines künstlichen Herzens an der Verwundung,
die er eben erhielt, stirbt. Nachdem Picard die
Tatsache akzeptiert, dass er wohl tot ist, obwohl er
sich weigert, Q als Gott anzuerkennen, gibt er zu,
dass er einiges von dem, was er in seinen
ungestümen, jungen Jahren getan hat, bedauert. Aber
Q gewährt ihm eine zweite Chance: Er versetzt Picard
in seine Vergangenheit, kurz vor der Schlägerei mit
drei Nausicaanern, wo Picard ein Messer quer durchs
Herz gerammt wurde, weshalb er seitdem ein
künstliches Herz trägt. Q meint, wenn Picard
diesmal nicht den Fehler begeht, sich mit den
Nausicaanern anzulegen, dann wird er ihn wieder in
die Gegenwart zurückbringen, so dass er die
Verwundung überlebt.
So ist Picard nun
wieder ein frisch von der Akademie der Sternenflotte
kommender Fähnrich, der mit seinen Freunden noch
einmal einen drauf macht, bevor sie alle zu
verschiedenen Posten versetzt werden und sich langsam
aus den Augen verlieren. Bald findet die erste
Begegnung mit den Nausicaanern statt, die beim
Dom-Jot nur durch Betrug gewinnen, worüber sich vor
allem Picards Freund Corey Zweller aufregt. Picard
versucht Corey zu beschwichtigen, kann ihn aber nur
knapp davor bewahren, den Tisch vor der nächsten
Party zu seinen eigenen Gunsten zu sabotieren. Picard
stößt bei Corey auf Unverständnis, weil er nicht
bereit ist, ein Risiko einzugehen, doch es ist Picard
ernst damit, den Nausicaanern um jeden Preis aus dem
Weg zu gehen.
Schließlich sitzen
Picard, Corey und Freundin Marta Batanides, mit der
Picard diesmal ein Verhältnis eingeht, erneut in der
Spelunke, wo sie auf die Nausicaaner trafen, als
jene hereinkommen und offensichtlich auf Streit aus
sind. Corey will sich mit ihnen prügeln, doch Picard
hält ihn brutal zurück, um die Nausicaaner nicht zu
provozieren.
Direkt darauf findet
er sich auf der Brücke der Enterprise wieder, zwar
in der Gegenwart, doch im Range eines Lieutenant,
Junior Grade. Q hat ihn in die Position gebracht, die
er nun hätte, nachdem er vor so vielen Jahren dem
Streit aus dem Weg ging: Er musste nie dem Tod ins
Auge sehen, traf deshalb andere Entscheidungen und
ist ein durchschnittlicher Offizier, der es nicht
einmal annähernd bis zum Captain bringt.
Picard bittet Q, die
ursprüngliche Situation wieder herzustellen: Er
möchte lieber als der Mann sterben, der er war, als
als der Mann weiterzuleben, der er jetzt ist. Picard
sieht ein, dass die bittere und beinahe tödliche
Situation mit den Nausicaanern für seine
Entwicklung, seinen Werdegang und seine
Persönlichkeit von großer Wichtigkeit ist. Er
bereut seine Vergangenheit und die Fehler seiner
Jugend nicht mehr, sondern akzeptiert, dass sie ihn
zu dem gemacht haben, der er ist: Captain der
Enterprise, des Flaggschiffes der Föderation.
Im nächsten
Augenblick befindet er sich wieder mit Corey und
Marta in der Kneipe, kurz vor der Schlägerei. Der
Anführer der Nausicaaner beschimpft die drei und
lästert über die Föderation. Picard greift ihn an,
es kommt zu einer wilden Prügelei, und schließlich
wird Picard von hinten ein Messer durch den Körper
gerammt. Picard blickt auf die Klinge herab, die aus
seinem Brustkorb ragt, und lacht, bevor er bewusstlos
zu Boden fällt...
... als er in der
Krankenstation der Enterprise erwacht, ist er immer
noch am Lachen. Man erfährt, dass sich seine
Lebenszeichen stabilisieren und Dr. Crusher ihn
retten kann. Q hat die Zeitlinie wiederhergestellt,
und Picard erholt sich schnell von der Verwundung.
Abschließend berichtet er Riker von seinen
Erlebnissen, und meint, dass er Q zu großer
Dankbarkeit verpflichtet ist, da ihm Q vor Augen
geführt hat, dass er seine Vergangenheit akzeptieren
muss.
Bewertung
Vorab: Die Episode ist
genial. Q ist perfekt, Picard ist hervorragend, und
die Handlung tut ein Übriges, um diesen Eindruck zu
vermitteln.
Zur Handlung: Erst
einmal erfährt man viel über den jungen Picard. Er
hat in früheren Episoden von Zeit zu Zeit über
seine Jugend erzählt, meist wenn er mit Wesley
geredet hat. Da der junge Picard von Patrick Stewart
gespielt wird (Q erklärt, die anderen sehen ihn, wie
er damals aussah), ist es umso beeindruckender, dass
man ihm die Rolle abnimmt: Dass er mit dem
Erfahrungsschatz eines schon recht langen Lebens
(zweier Leben, wenn man "Das
zweite Leben"
berücksichtigt) in die Rolle des jungen Fähnrichs
schlüpft. Seine Freunde attestieren ihm, dass er
verändert wirkt, sehr ruhig und in gewisser Hinsicht
weise. Dem Zuschauer sind die Gründe dafür klar,
und so kann man beurteilen, dass es von Stewart gut
dargestellt wird.
In diesem zweiten Versuch ändert Picard nicht nur
sein Verhalten gegenüber den Nausicaanern, er
korrigiert auch das Verhältnis zu Marta, die ihm
eine enge Freundin war, indem er diesmal mit ihr eine
Beziehung eingeht. Jedoch ist Marta am Morgen danach
nicht so überzeugt, dass es eine gute Idee war. Da
Picard von Q aus der Situation gerissen wird, nachdem
er die Schlägerei verhindert hat, wird das
Verhältnis zu Marta nicht weiter erläutert, aber es
gibt schon Aufschluss darüber, wie zufrieden Picard
mit seiner Vergangenheit ist. Zu den Dingen, die er
bereut, gehört auch die versäumte Beziehung zu
Marta, obwohl man erfährt, dass der junge Picard ein
regelrechter Frauenheld ist, der kaum eine
Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt. Die Sache
mit Marta scheint aber aus diesem Rahmen
herauszufallen, man könnte sagen, es ist ihm mit
Marta ernst, was ihm aber auch erst jetzt, beim
zweiten Versuch, klar ist, zumal er
"Penny", offensichtlich eine Hure,
abblitzen lässt. Man kann mutmaßen, dass er es
damals anders hielt: Er bewahrte sich ein
unschuldiges Verhältnis zu Marta und ging seinen
hormonell bedingten Neigungen mit
Gelegenheitsbeziehungen wie Penny nach. Man könnte
diese Analyse über Picards Liebesleben wohl noch um
Seiten ausweiten, doch kommen wir zur Handlung und
den Charakteren zurück:
Nach einem ziemlich
schwachen Auftritt in "Eine echte Q"
ist John deLancie hier wieder in Höchstform. Es
gelingt ihm immer wieder, unerwartet aufzutauchen,
und jede seiner Rollen wurde liebevoll mit Details
ausgeschmückt: Als Blumenbote spricht er Picards
Namen auf Englisch aus ("John-Luck
Pickard"), als Barkeeper hat er ein Handtuch in
der Hand, mit dem er ein Glas abtrocknet und das er
gleich danach Picard zur Verfügung stellt, der so
eben Pennys Drink ins Gesicht geschüttet bekam, und
als Doktor hat er eine stilechte Ausstattung des
frühen 20. Jahrhunderts, um nur einige Beispiele zu
nennen.
Q's eigentliches Ansinnen ist es, Picard einen Dienst
zu erweisen. Man erfuhr schon früher, dass Picard
seine Vergangenheit bereut und sich wünscht, einiges
anders zu machen, allem voran die Situation mit den
Nausicaanern (vgl. "Das Herz eines Captains", wo er Wesley
detailliert die Situation beschreibt). Q greift
diesen Wunsch auf und erfüllt ihn Picard. Er gibt
ihm die Möglichkeit, alles anders zu gestalten
(nachdem er Picard versichert, dass keine
Sternensysteme zerstört werden und die Föderation
nicht untergeht, wenn Picard in der Zeitlinie
handwerkt) und alle Fehler zu vermeiden. Nachdem
Picard das getan hat, führt ihm Q die Konsequenzen
vor Augen, indem er den Captain wieder in die
Gegenwart bringt, jedoch unter der Voraussetzung,
dass Picard den Streit vermieden hat. Die kurze Zeit
auf der Enterprise, bevor Q ihn wieder zu sich holt,
ist für Picard bitter: Er wird von Worf und Geordi
herumkommandiert, Riker und Troi attestieren ihm,
dass er in der Technik gute Arbeit leistet, aber
keine Position im Befehlsbereich erhalten wird.
Mit diesem "was wäre, wenn..." Szenario
gelingt es Q, Picards innere Unruhe bezüglich seiner
Vergangenheit zu nehmen und ihn abschließend mit
gestärktem Charakter wieder ins Leben zu schicken.
Wie in "Der Mächtige"
versucht Q, Picard eine Lektion zu erteilen und hat
damit vollen Erfolg. Dies ist keines von Q's
belanglosen Spielchen, kein aussichtsloser Versuch,
Riker von den Vorzügen des Qseins zu überzeugen
(vgl. "Rikers Versuchung"), sondern es ist Q,
wie er leibt und lebt.
Die Episode lebt zu
einem guten Teil von der mittlerweile zur Perfektion
gereiften Interaktion zwischen Stewart und deLancie.
Der Humor ist gut, aber nicht essentiell. Die
verschiedenen Situationen, in denen man über Q oder
Picard lachen kann, werden gut eingesetzt, um die
Atmosphäre aufzulockern, aber der Inhalt der Episode
würde, im Gegensatz zu anderen Q-Folgen, auch ohne
die Witze auskommen.
Als Picard am Ende
zugibt, Q Dank zu schulden, hat er damit vollkommen
recht, denn kaum einer erhält die Chance, sich auf
diese Weise mit seiner Vergangenheit zu arrangieren.
Noch ein wenig zur
Umgebung: Die Erhardt-Basis und die Spelunke sind
detailreich gestaltet, die Zimmer wirken bei weitem
nicht so steril, wie in anderen Episoden. Man
erfährt, dass der Captain der Enterprise in der
spekulativen Gegenwart Thomas Halloway heißt.
Noch eine
abschließende Bemerkung: Der Kampf mit den
Nausicaanern, der hier das erste Mal zu sehen ist,
spielt sich ziemlich genau so ab, wie Picard ihn in
"Das Herz eines Captains" beschrieb; das
Spiel mit der Fantasie des Zuschauers, was in jener
Episode betrieben wurde, wird durch die
Verbildlichung keineswegs kaputtgemacht. Auch dafür
ein großes Lob an die Regie.
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