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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 5630,7
Die Medusen gehören zu den höchstentwickelten Lebewesen der Galaxie und bestehen aus reiner Strahlung.
Ihre Strahlungsstärke ist so hoch, dass alle Menschen bei ihrem Anblick sofort wahnsinnig werden.
Die Vulkanier können sie nur mit Hilfe einer Schutzbrille, welche einen Teil ihrer Strahlung
herausfiltert, betrachten. Es besteht natürlich ein erhebliches Kommunikationsproblem zwischen Menschen
und Medusen. Die Vulkanier jedoch können telepathisch mit ihnen in Kontakt treten. Kollos, der
Botschafter der Medusen, soll nun trotz der Gefahr von der Enterprise auf seinen Heimatplanten
zurückgebracht werden. Kurz vor Kollos wird Lawrence Marvick an Bord gebeamt, der die Enterprise
mit entworfen hat. Alle außer Spock verlassen den Transporterraum und Kollos und Dr. Miranda Jones werden
an Bord gebeamt. Kollos befindet sich in einer grauen Metallkiste, damit er niemandem schaden kann. Dr.
Miranda Jones ist seine Begleiterin. Sie wurde als Telepathin geboren und hat ihr Studium auf dem Planeten
Vulkan gemacht. Jones steht im telepathischen Kontakt zum Botschafter und bringt ihn gemeinsam mit Spock
in sein Quartier. Dort öffnet sich Kollos' Behälter, damit Spock ihn noch einmal persönlich begrüßen kann.
Während die Enterprise Kurs auf die Heimatwelt der Medusen nimmt, findet an Bord ein Abendessen mit Kirk,
Spock, McCoy, Scotty, Dr. Jones und Marvick statt. Die 6 diskutieren darüber, dass man die Medusen
aufgrund ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Navigatoren einsetzen könnte.
Nach dem Abendessen kommt Marvick in Jones Quartier. Er offenbart ihr, dass er sie liebt, doch Jones will
mit Kollos auf dessen Heimatplaneten gehen und empfindet nichts für Marvick. Der wird eifersüchtig
auf Kollos und geht in dessen Quartier. Er will ihn mit einem Phaser töten, doch bei seinem Anblick wird
er verrückt.
Miranda Jones, die den Angriff auf Kollos telepathisch mitbekommen hat, informiert Kirk und geht zu
Kollos.
Marvick begibt sich inzwischen in den Maschinenraum. Dort lässt er die Enterprise immer mehr
beschleunigen, so dass sie die Galaxie verlässt. Inzwischen trifft Kirk mit einem Sicherheitsteam und
Jones ein. Sie können Marvick überwältigen und Jones versucht ihn telepathisch zu beruhigen, doch
Marvick kann mit seinen Wahnvorstellungen und seiner Eifersucht auf Kollos nicht mehr leben und bricht
tot zusammen.
Die Enterise befindet sich nun in der Energiebarriere, welche die Galaxie umgibt, und hat keinen
Bezugspunkt, um wieder zurückzukommen. Kirk kommt die Idee, Kollos für den Rückflug einzusetzen und
Spock stimmt zu, dass dies möglich sein müsste, wenn er einen Kontakt mit Kollos herstellen kann und
so seine Fähigkeiten der Navigation nutzt. Doch zu diesem Zweck muss Jones abgelenkt werden, denn sie
würde es sicher nicht zulassen. In Bezug auf Kollos handelt auch sie gefühlsmäßig und ist sogar jetzt
schon eifersüchtig auf Spock, da dieser Kollos zur Begrüßung sehen durfte.
Kirk versucht Miranda also abzulenken, doch sie bekommt Spocks Absicht dennoch mit und versucht es zu
verhindern. Sie ist der Ansicht, auch sie könnte die Verbindung mit Kollos herstellen und dann das Schiff
navigieren, doch McCoy muss widersprechen, da Jones blind ist. Sie möchte nicht, dass dies bekannt wird,
da sie das Mitleid der anderen Menschen hasst, deswegen hat McCoy bisher geschwiegen. Jones gleicht
ihre Blindheit durch ein Sensorengewebe auf ihrem Kleid aus und kann dies somit verbergen. Miranda nimmt
Kontakt mit Kollos auf und zu ihrem Entsetzen ist auch er der Meinung, dass Spock die Verbindung
eingehen sollte.
Kollos wird auf die Brücke gebracht und hinter einem Schirm, der die Crew vor seinem Anblick schützt,
nimmt Spock Verbindung auf. Ihm gelingt dabei etwas, was Jones die ganze Zeit nicht schaffte, die perfekte und
vollständige Vereinigung mit Kollos. Er übernimmt das Steuer und kann die Enterprise tatsächlich
erfolgreich in den normalen Raum zurückbringen. Als Spock die Verbindung wieder lösen will, vergisst er
seine Schutzbrille und ist dem Anblick von Kollos ausgesetzt. Er wird dadurch wahnsinnig und beginnt
eine Schlägerei auf der Brücke. Kirk muss ihn mit einem Phaser betäuben.
In der Krankenstation versucht Miranda Jones Spock telepathisch zu helfen, während Kirk und McCoy
draußen warten. Kirk hat jedoch den Verdacht, dass Miranda Spock gar nicht helfen will, da sie
eifersüchtig auf ihn und auf die Verbindung ist, die ihm zu Kollos gelang. Der Captain konfrontiert Miranda
mit seinem Verdacht und wirft ihr sogar vor Spock dahingehend beeinflusst zu haben, dass er seine
Brille vergaß. Als Kirk die Krankenstation wieder verlassen hat, versucht Miranda nun Spock wirklich zu
helfen, was dann auch gelingt. Sie kann den Vulkanier vom Wahnsinn befreien.
Nachdem Kirk sie mit der Wahrheit konfrontiert hat, gelingt Jones nun auch die vollkommene Verbindung mit Kollos.
Sie beamt mit ihm zusammen auf die Heimatwelt der Medusen.
Bewertung
Die Folge "Die fremde Materie" ist nicht gerade spannend, was aber durch die komplexe Handlung
und eine interessante Charakterzeichnung wieder ausgeglichen wird.
Die Handlung konzentriert sich dieses Mal sehr stark auf die Guest Stars. Vor allem Dr. Miranda Jones
steht dabei im Mittelpunkt und ihre Beziehungen zu Kollos, Marvick, Spock und auch Kirk.
So kommen auch die anderen Hauptcharaktere mit Ausnahme von Spock nicht über Standardrollen hinaus.
Interessant wird die Folge vor allem durch die von Roddenberry neu eingeführte vulkanische IDIC-Philosophie.
Roddenberry konnte damit den Verkauf des IDIC-Madaillons, welches Spock in dieser Folge trägt, bei seiner
Merchandising-Firma "Lincoln Enterprises" ankurbeln.
Der Schöpfer der Serie nutzte die dritten Staffel des Öfteren auf solche Weise aus, weil er den
Eindruck hatte, nicht genügend Geld zu verdienen. Also ließ er zum Beispiel heimlich Kopien von
Drehbüchern anfertigen, noch dazu auf Kosten von Paramount, und vertrieb diese über "Lincoln
Enterprises". In dieser Folge kam es dann auch zum endgültigen Zerwürfnis zwischen Roddenberry und
Leonard Nimoy, da Roddenberry Nimoy dazu zwang das Medaillon zu tragen, während dieser sich ausgenutzt
fühlte. Das Verhältnis der beiden blieb bis zu Roddenberrys Tod gespannt.
Trotz der dreisten Vorgehensweise Roddenberrys akzeptierten die Fans die IDIC-Philosophie und
sie wurde zu einem sehr wichtigen Bestandteil von Star Trek. IDIC ist eine Abkürzung für "Infinite
Diversity in Infinite Combinations" und wird im Deutschen auch mit UMUK = "Unendliche Mannigfaltigkeit
in unendlichen Kombinationen" übersetzt. Sie bedeutet, dass die Schönheit einer Sache aus ihrer Verschiedenheit
resultiert. Das heißt, dass Andersartigkeit nichts Schlechtes ist, sondern im Gegenteil zu Schönheit
führt, wenn man es mit dem "Normalen" kombiniert. Die IDIC-Philosophe spricht sich damit sehr vehement
gegen Intoleranz gegenüber Andersartigkeit aus und sie geht sogar noch weiter, man soll das, was
anders ist, nicht nur tolerieren, sondern davon profitieren, indem man von den Unterschieden lernt.
Das beste Beispiel für IDIC sind natürlich Dr. Miranda Jones und Kollos. Die beiden sind sehr verschieden
und doch ist ihre Vereinigung für beide etwas sehr Schönes und sie haben beide einen Vorteil davon.
Es gibt im Star Trek-Universum noch etliche weitere Beispiele für die Anwendung dieser Philosophie.
Stellvertretend sei auf die Heirat zwischen dem Ferengi Rom und der Bajoranerin Leeta in DS9 hingewiesen.
Die beiden erscheinen geradezu diametral verschieden und doch können sie von ihrer Heirat profitieren
und sogar glücklich sein.
Die IDIC-Philosophie selbst ist eines der bemerkenswert vorausschauenden Elemente bei Star Trek, denn
im Gegensatz zu früher ist ihre Grundaussage heute ein wesentlicher Bestandteil des Mainstreams in
demokratischen Gesellschaften westlicher Prägung. Auch wenn dies beim Anschauen der Folge nicht explizit
hervortritt, so zeigt sie doch die fortschrittliche Richtung an, die die Zukunft der Menschheit - hier am
Beispiel der Vulkanier - nehmen sollte. Gene Roddenberrys humanistische und letztlich zukunftsweisende
Gesinnung kommt damit wieder deutlich zum Ausdruck.
Das IDIC-Symbol ist ein Dreieck und ein Kreis, die beide aus verschiedenen Materialien bestehen und
aus denen sich dann ein Diamant, welcher die Schönheit symbolisiert, ergibt.
Spock trägt das Medaillon um Miranda Jones zu ehren, doch Jones versteht die dahinter steckende Philsophie
erst am Ende der Folge, was sie Spock im Transporterraum gesteht.
Thematisiert wird auch das Vorurteil, dass das Gute immer schön sein muss. Der Meduse Kollos sendet
eine derart starke Strahlung aus, dass die Menschen bei seinem Anblick verrückt werden und doch gehört
er einem Volk an, welches sehr freundlich, intelligent und aufgeschlossen ist. Damit unterstreicht die Folge
noch einmal die einfache Weisheit, dass man von der äußeren Erscheinung niemals auf das Innere schließen
kann, was leider nur zu oft vergessen wird. Das haben auch schon Folgen wie
1.10: Pokerspiele und 1.25: Horta rettet ihre Kinder
propagiert.
Der größte Teil des Gesprächs während des Abendessens dreht sich um Schönheit und ihr Gegenstück und auch
der (Original-) Titel der Folge, welcher aus einem Gedicht stammt, macht das deutlich.
Kollos wird während der Reise der Enterprise in einer grauen Metallkiste aufbewahrt. Er ist ein
körperloses Wesen, welches aus reiner Energie besteht. Ob sie deswegen hässlich sind, sei dahingestellt,
denn Schönheit liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters. Kollos erfährt in Spocks Körper jedoch die
Vor- und Nachteile eines körperlichen Daseins. Zwar kann er besser kommunizieren, doch fühlt er sich
durch die Abgeschlossenheit auch einsam.
Die Idee der Medusen geht auf die griechische Sagenwelt zurück. Dort war Medusa ursprünglich eine Schönheit,
wurde dann aber in ein grässliches Monster verwandelt, welches so hässlich war, dass jeder Mann bei ihrem
Anblick zu Stein erstarrte.
Miranda Jones ist ebenfalls ein interessanter und komplexer Gastcharakter. Sie wurde als Telepathin
geboren und verbrachte viel Zeit auf Vulkan. Sie macht zu Beginn einen recht arroganten Eindruck und
hat vor allem große Probleme mit ihrer Eifersucht auf Spock, dem in kürzester Zeit das gelingt,
was ihr bisher verwehrt blieb, die absolut perfekte Verbindung mit Kollos. Am Ende der Folge setzt bei
ihr jedoch ein Umdenken ein und danach gelingt ihr dann auch die Verbindung mit Kollos. Jones ist
blind, was sie geschickt durch ein Sensorengewebe verbirgt. Durch ihre Blindheit ist sie die perfekte
Kandidatin für die Mission mit Kollos.
Lawrence Marvick vervollständigt die Dreiecksbeziehung zwischen Kollos, Jones und ihm selbst. Er liebt
Jones, doch sie hat sich für Kollos entschieden, was er nicht erträgt. Deswegen versucht er den Medusen zu
töten und wird dadurch wahnsinnig. Marvick gehört auch zu den Konstrukteuren der Enterprise. Was genau
er bei dieser Mission zu tun hat, bleibt unklar.
Das mit den Schutzbrillen scheint nicht hunderprozentig durchdacht gewesen zu sein, denn Spock und
Jones nehmen sie ab, nachdem Kollos an Bord gebeamt wurde, sie tragen sie aber wieder, als sie Kollos
in sein Quartier bringen. Bei Jones ist die Brille natürlich eh nur Tarnung, doch wieso Spock sie im
Transporterraum so einfach abnehmen kann, bleibt unklar. Auch verlässt Kirk am Ende gar nicht den
Transporterraum, wie er es beim ersten Transport von Kollos tun musste. Es scheint sich dabei zwar
nur um eine Vorsichtsmaßnahme zu handeln, da man Kollos während des Beamens gar nicht sieht, gleichwohl
scheinen die Sicherheitsvorschriften den Captain wieder einmal nicht zu kümmern.
Unklar bleibt auch, wie Marvick mit der Enterprise so einfach die Galaxie verlassen konnte. Und
vor allem, wo befindet sich die Enterprise dann überhaupt? Der Ort sieht aus wie die Energiebarriere
aus den Folgen 1.03: Die Spitze des Eisbergs und
2.22: Stein und Staub, doch wird dies nicht explizit gesagt. So ist es dann
auch etwas seltsam, dass die Enterprise ohne Kollos' Hilfe nicht mehr zurückkommt, da sie in anderen
Folgen diese Barriere bereits mehrfach durchdrungen hatte.
In dieser Folge wird nebenbei noch ein neuer Raum auf der Enterprise eingeführt. Es handelt sich dabei
um eine Art Arboretum mit vielen Pflanzen. Zunächst sollte daraus ein simuliertes Naturgelände
werden, welches zur Erholung von Crewmitgliedern dient, doch das knappe Budget machte letztendlich nur
diese Umsetzung möglich. Es handelt sich dabei im Grunde um einen Vorläufer des Holodecks.
Bekannte Charaktere gibt es in dieser Folge unter den Gaststars keine.
Jean Lisette Aroeste schrieb auch die exzellente Folge
3.23: Portal in die Vergangenheit.
Regisseur Senensky experimentierte dieses Mal bei seinem vorletzten Regieauftrag mit vielen
ungewöhnlichen Kameraeinstellungen. So bekommt man die Geschehnisse mehrmals aus der Sicht der
verrückt gewordenen Personen Marvick und Spock zu sehen. Auch die Brücke wird einige Male ungewöhnlich
eingefangen und man darf zum ersten mal die Decke sehen.
"Die fremde Materie" ist neben 2.01: Weltraumfieber,
2.09: Metamorphose und 1.22: Der schlafende Tiger
die Folge, die am meisten unter der Synchronisation gelitten hat. Das ZDF hat die Folge ziemlich
verunstaltet. Zunächst wurden eigentlich alle interessanten Aspekte der Folge völlig eliminiert. Von
der IDIC-Philosophie ist überhaupt keine Rede mehr und man konzentriert sich stattdessen auf
die Gefahr, in der die Enterprise durch Marvicks Wahnsinnsflug steckt. Es wurden auch etliche Szenen
geschnitten. Einige wurden von Sat.1 wieder eingefügt, doch fehlen immer noch folgende Szenen:
- Ein Teil der Unterhaltung zwischen Spock und Jones in Kollos' Quartier.
- Mehrere Teile der Essensszene, unter anderem erklärt Spock, warum er die IDIC-Plakette trägt.
- Kollos erfährt die Vor- und Nachteile des körperlichen Lebens.
- Dr. Jones erklärt Spock im Transporterraum, dass sie IDIC nun verstanden habe.
Im Deutschen werden die Menschen auch nicht wegen der Hässlichkeit der Medusen verrückt, sondern durch
ihre Strahlung, was schon deswegen keinen Sinn ergibt, weil die blinde Miranda Jones dann ja auch nicht
immun wäre. Dr. Jones wurde vom ZDF in Marion umgetauft.
In der deutschen Version wurden fast alle Bezüge auf das eigentliche Thema der Folge komplett
entfernt. Auch ist der deutsche Titel einfach falsch, da Koloss gar nicht aus Materie besteht. In der
deutschen Version hat die Folge viel an Attraktivität eingebüßt, da alles, was sie faszinierend macht,
geschnitten oder umgedichtet wurde.
Die DVD-Version ist dieses Mal leider nicht so gelungen, wie sonst üblich. Zwar wurden alle fehlenden
Szenen ergänzt, so dass man die Episode nun in voller Länge auch auf Deutsch genießen kann, doch
leider blieben die vom ZDF bei der Synchronisation veränderten Dialoge unangetastet, so dass
beispielsweise weiterhin davon die Rede ist, dass die Strahlung der Medusen dafür verantwortlich ist,
dass die Menschen verrückt werden.
Im Allgemeinen ist es natürlich sehr hoch einzuschätzen, dass für die DVD-Veröffentlichung manche
Fehler der Synchronisation überhaupt korrigiert wurden, allerdings erscheint die Auswahl, welche Fehler
einer Korrektur würdig sind und welche nicht, recht willkürlich. Dieser Folge hätte es beispielsweise
gut getan, wäre der eine oder andere Dialog verbessert worden, bei anderen Folgen wurden dafür
schon viel unbedeutendere Fehler korrigiert.
Alles in allem ist "Die fremde Materie" eine für die Star Trek-Philosophie wichtige Folge, die
vielleicht etwas mehr Spannung vertragen hätte, ansonsten aber durchaus überzeugen kann.
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