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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 3372,7
Spock verhält sich in letzter Zeit sehr merkwürdig. Er hat ziemlich plötzliche
Stimmungsschwankungen und kann sogar aggressiv werden. Außerdem hat er seit
Tagen nichts gegessen. Er bittet Kirk um Urlaub und darum, ihn auf Vulkan
abzusetzen. Kirk findet dies sehr seltsam, denn Spock hat in all den Jahren noch
nie um Urlaub gebeten und immer abgelehnt, wenn sein Captain ihm diesen angeboten hat.
Doch auch auf Nachfrage möchte ihm Spock den Grund für seinen
Urlaubswunsch nicht sagen. Er meint lediglich, dass er sich nicht wohl fühlt. Kirk
lässt daraufhin den Kurs der Enterprise ändern und fliegt Richtung Vulkan.
Wenig später erhält das Schiff einen Funkspruch vom Sternenflottenkommando.
Admiral Komack teilt Kirk mit, dass die Feierlichkeiten zur Einsetzung des neuen
Präsidenten von Altair VI um eine Woche vorverlegt wurden. Da die Enterprise zu
diplomatischen Zwecken dorthin unterwegs war, muss auch sie ihren Flugplan ändern. Für
einen Zwischenstopp auf Vulkan ist nun keine Zeit mehr.
Kirk ist beunruhigt wegen Spocks Verhalten und als er Chekov fragt, wie groß die
Verspätung auf Altair VI wäre, wenn die Enterprise nun auf Höchstgeschwindigkeit
beschleunigen und doch zuerst nach Vulkan fliegen würde, erfährt er vom Navigator, dass
Spock bereits den Befehl gegeben habe, nach Vulkan zu fliegen.
Als Kirk Spock zur Rede stellt, wieso dieser eigenmächtig eine Kursänderung befohlen
hat, kann sich der Vulkanier an seinen Befehl nicht mehr erinnern. Spock erkennt, dass
er die Kontrolle über sich zu verlieren beginnt und bittet Kirk, ihn einzusperren. Der
Captain befiehlt seinem Ersten jedoch, sich auf der Krankenstation zu melden.
Dr. McCoys Untersuchungen ergeben zwar nicht den Grund für Spocks Zustand, allerdings
findet der Arzt heraus, dass der Vulkanier sterben würde, wenn ihm nicht geholfen wird. McCoy
ist der Meinung, dass man Spock nur auf dem Planeten Vulkan helfen kann.
Kirk will nun endlich die Wahrheit wissen und erfährt, dass sich Spock im Pon Farr
befindet, der Paarungszeit der Vulkanier. In dieser Zeit, die alle paar Jahre
wiederkehrt, müssen alle Vulkanier zu ihrer Frau zurückkehren und ihren Sexualtrieb
ausleben, andernfalls sterben sie. Die Vulkanier sind normalerweise viel zu stolz, um
über diese Phase mit Außenstehenden zu reden. Selbst unter Vulkaniern ist dies ein
Tabuthema und sie verstecken das Ganze hinter vielen mysthischen Ritualen.
Kirk nimmt Kontakt mit Admiral Komack auf und bittet darum, doch zuerst nach Vulkan
fliegen zu dürfen, doch er will keinen Grund dafür angeben, da er Spocks Pon Farr
nicht erwähnen will. Komack verweigert daraufhin die Erlaubnis, doch Kirk fliegt
trotzdem nach Vulkan, um seinem Freund zu helfen.
Als die Enterprise in den Orbit einschwenkt, nimmt Spock Kontakt mit T'Pring, seiner Frau
auf und vereinbart einen Treffpunkt für die bevorstehende Zeremonie. Spock bittet
Kirk und McCoy als seine engsten Freunde darum, ihn zu begleiten.
Die drei beamen auf den Planeten, an den Ort des "Koon-ut-kal-if-fee", was soviel wie
Herausforderung heißt. Spock erklärt, dass er und T'Pring bereits im Alter von 7
Jahren füreinander ausgewählt worden seien. Seither bestehe zwischen ihnen eine
Verbindung und nun sei die Zeit der Heirat gekommen.
Der Hochzeitszug mit T'Pring trifft ein. Sie wird begleitet von T'Pau, einer sehr
berühmten Vulkanierin, die es als einzige Person je gewagt hat, einen Sitz im
Föderationsrat auszuschlagen. Außerdem ist ein junger Mann, Stonn, dabei. T'Pau fragt,
wieso Menschen an der Zeremonie teilnehmen, doch Spock besteht auf seinem Recht, seine
Freunde zur Zeremonie mitzubringen.
Als die Zeremonie beginnt, nimmt T'Pring sich das Recht der Herausforderung, das heißt
Spock muss mit einem anderen Mann, den T'Pring wählt, um sie kämpfen. Derjenige der
gewinnt besitzt dann T'Pring. T'Pau bietet McCoy und Kirk an, zu gehen, um die
barbarische Zeremonie nicht mitansehen zu müssen, doch die beiden bleiben, was
T'Pau beeindruckt.
Überraschend wählt T'Pring Kirk als Spocks Gegner. T'Pau bietet dem Captain jedoch an, den
Kampf abzulehnen, da er kein Vulkanier ist, doch Kirk akzeptiert, da McCoy der Meinung
ist, Spock würde einen Kampf mit einem Vulkanier nicht überstehen. Kirk meint, dann
wäre es besser, wenn er gegen Spock kämpft und ihn gewinnen lässt. Erst nachdem Kirk
akzeptiert hat, erfährt er, dass es sich um einen Kampf auf Leben und Tod handelt.
Der Kampf beginnt mit der Lirpa, einem Stab, der eine sehr scharfe Schneide am Ende
hat. Spock befindet sich inzwischen endgültig im Blutfieber. Der Captain kann seine Angriffe
nur mit Mühe abwehren. Als beide Waffen zerbrochen sind, schreitet T'Pau ein und
unterbricht den Kampf. McCoy schlägt T'Pau vor, Kirk eine Tri-Ox-Verbindung zu spritzen,
um die heiße dünne Luft und die größere Schwerkraft, an die Kirk nicht gewöhnt ist,
wieder auszugleichen. T'Pau ist einverstanden. Dann wird der Kampf mit dem Ahn woon
fortgesetzt, einer Lederschlaufe, die als sehr gefährlich gilt. Spock gelingt es damit
auch prompt Kirk zu würgen, bis dieser erstickt. McCoy kann nichts mehr für ihn tun,
er ist tot.
Der Schiffsarzt beamt sodann mit dem toten Captain auf die Enterprise.
Spock wird durch den Schock über Kirks Tod aus dem Pon Farr gerissen. Er ist wieder
völlig normal.
Spock fragt T'Pring, wieso sie auf dem Kampf bestanden habe. Sie erklärt, dass sie
Stonn begehren würde, der sie wiederum haben möchte. Doch wenn sie Stonn und Spock kämpfen
hätte lassen, wäre es möglich gewesen, dass Stonn getötet worden wäre. Doch beim Kampf Kirk
gegen Spock hätte entweder Kirk gewonnen, der sie sicher freigegeben hätte. Bei einem
Sieg von Spock hätte auch er sie nicht mehr gewollt, da sie ihn gezwungen habe, gegen
Kirk zu kämpfen. Wenn Spock sie nicht freigegeben hätte, wäre er wieder mit der
Enterprise weggeflogen und somit hätte T'Pring wieder mit Stonn zusammen sein können.
Spock gibt daraufhin T'Pring frei und wünscht ihr und Stonn alles Gute.
Der Wissenschaftsoffizier verabschiedet sich von T'Pau, die ihm viel Glück wünscht, doch Spock
erwidert, dass er seinen Freund Kirk getötet habe und es für ihn kein Glück mehr geben könne.
Auf der Enterprise muss Spock jedoch feststellen, dass Kirk gar nicht tot ist. McCoy hatte
ihm kein Tri-Ox-Mittel gespritzt sondern eine Substanz, mit der man den Tod simulieren kann.
T'Pau hat unterdessen eine Nachricht an die Sternenflotte geschickt, mit der Bitte, die
Enterprise über den Vulkan umzuleiten. Aufgrund ihrer Wichtigkeit konnte man ihr die Bitte
nicht abschlagen und Kirk erhält somit nachträglich die offizielle Erlaubnis nach Vulkan zu fliegen.
Bewertung
Als Auftakt zur 2. Staffel bekamen die Zuschauer 1967 gleich eine sehr ungewöhnliche Star
Trek-Folge präsentiert. Komplett auf eine Science Fiction-Rahmenhandlung verzichtend (was
bei TOS wirklich eine Seltenheit ist) konzentriert sich die Folge völlig auf die
Hauptcharaktere Kirk, Spock und McCoy, was für die 2. Staffel bezeichnend und zukunftsweisend
ist.
Die Idee zu dieser Folge entstand erst, nachdem immer mehr Zuschauerbriefe eingingen, in
denen die Star Trek-Fans mehr über Spock erfahren wollten. Roddenberry beauftragte daraufhin
den legendären Science Fiction-Autor Theodore Sturgeon, um diese Folge zu schreiben. Sturgeon
war dabei sicher die richtige Wahl. Er gibt uns in dieser Folge faszinierende Einblicke in
die vulkanische Psyche und Kultur. Dadurch hat die Episode auch unter den Fans der Vulkanier
einen besonderen Stellenwert. In kaum einer anderen bekommt man soviel geballte
Information über den wohl faszinierendsten Charakter der Originalserie. Außerdem werden
viele vulkanische Begriffe eingeführt, die bis heute aktuell sind.
Fast schon zur Nebensache degradiert wird der erste Besuch der Enterprise auf dem Planeten
Vulkan. Seine Oberfläche scheint wüstenartig und mit Gebirgen überzogen.
In 2.10: Reise nach Babel fliegt die Enterprise zwar ebenfalls
zum Vulkan, dort bekommt man die Oberfläche aber nicht zu sehen.
Lobenswert an der Story ist die Tatsache, dass sich die neuen Informationen, die man hier
über Spock und die Vulkanier erhält, gut in das bisherige Wissen der Zuschauer einfügen. Es
ergeben sich kaum oder gar keine Widersprüche zu bisherigen Folgen.
Die Heimlichtuerei in Bezug auf ihre Sexualität fügt sich besonders gut in das Bild der
Vulkanier ein, wenn man bedenkt, wie diese Spezies versucht, jede noch so kleine
Gefühlsregung vor anderen zu verbergen.
Auch hatte man schon öfters den Eindruck, dass die Vulkanier ein sehr stolzes Volk sind. Es
passt sehr gut, dass es ihnen dadurch sogar verboten ist, mit anderen Vulkaniern über ihr
Sexualleben zu sprechen. Deswegen wird alles hinter Ritualen und Mythen versteckt, um den
eigentlichen Zweck des Pon Farr zu verschleiern.
Interessant ist auch der drastische Preis, den die Vulkanier für ihre emotionale
Selbstbeherrschung zahlen müssen. Alle paar Jahre (vom 7-Jahre-Zyklus ist hier noch nicht
die Rede, dieser etablierte sich erst später) müssen die Vulkanier auf ihren Heimatplaneten,
bzw. zu ihrem Partner zurückkehren. Schaffen sie dies nicht, sterben sie.
Die Episode vertieft außerdem auf interessante Weise die Beziehung der drei Hauptcharaktere
zueinander. Einmal mehr wird der feste Zusammenhalt der drei Führungsoffiziere betont. Kirk
ist hier sogar bereit, sein Leben zu opfern, um Spocks Leben zu retten, ähnlich wie Spock in
1.11/1.12: Talos IV-Tabu seine Karriere opferte, um Captain Pike
wieder ein würdevolles Leben zu ermöglichen.
Auf ganz ähnliche Weise wird Kirk noch einmal im Kinofilm
Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock seine Karriere
aufs Spiel setzen, um Spock zu helfen.
Andersherum wird auch Spocks tiefe Verbundenheit zu Kirk deutlich. Der Schock über den Tod
seines Freundes ist so stark, dass er ihn sogar aus dem Pon Farr herausreißt und wieder
normal werden lässt. Gegenüber T'Pau betont er, dass es für ihn nach dem Tod von Kirk kein
Glück mehr geben wird. Umso mehr freut er sich, als er seinen Captain auf der Enterprise wieder
lebend begrüßen kann. Dies ist auch eine der wenigen Szenen, in denen Spock lächelt.
Das Ende des Zweikampfes Kirk-Spock ist ungewöhnlich. Auch wenn dem Zuschauer natürlich
klar gewesen sein dürfte, dass die Produzenten Kirk nicht einfach so sterben lassen, war die
Auflösung nicht zu offensichtlich. Ebenfalls ungewöhnlich ist es, dass dieses Mal weder Kirk
noch Spock die Lösung des Problems parat haben, sondern McCoy es mit einer ausgefeilten
List schafft, sowohl Kirk als auch Spock zu retten.
Scotty ist der einzige der 7 Hauptpersonen, der in dieser Folge keinen Auftritt hat,
daneben haben Uhura und Sulu weitestgehend nichtssagende Rollen.
Dafür dürfen wir in dieser Folge eine neue Hauptperson begrüßen. Walter Koenig hat seinen
ersten Auftritt als Fähnrich Pavel Chekov. Es ist erstaunlich, dass Roddenberry sich beim
eh schon angeschlagenen Budget für einen weiteren regulären Charakter entschied. Wegen des
knappen Budgets treten wohl auch in den meisten Folgen entweder Sulu oder Chekov auf und
nur selten beide gemeinsam, denn ein stummes Besatzungsmitglied an der Navigationskonsole
ist natürlich bedeutend billiger, als ein regulärer Charakter. Chekov wurde vor allem deshalb
eingeführt, um ein jüngeres Pubikum für die Serie zu begeistern (was auch durchaus gelang,
wenn man sich seine Beliebtheit unter den jungen Zuschauern ansieht), deswegen auch die
Beatles-Pilzkopf-Frisur, die in den ersten Wochen sogar eine Perücke für Koenig erforderlich
machte.
Durch Chekovs Einführung in der 2. Staffel ergibt sich der oft zitierte Widerspruch im
Kinofilm Star Trek II - Der Zorn des Khan, als Khan Chekov als
Enterprise-Besatzungsmitglied erkennt, obwohl dieser in der ersten Staffel noch gar nicht
dabei war. In Fankreisen wird deswegen oft die Erklärung gegeben, dass Chekov schon vorher
an Bord der Enterprise war, allerdings noch keinen Brückendienst hatte. In Deutschland fiel
Chekovs Abwesenheit während der ersten Staffel wohl kaum jemand auf, da das ZDF insgesamt
sowieso recht wenige Folgen der ersten Staffel kaufte und die wenigen dann auch noch völlig
ungeordnet mit denen der zweiten und dritten Staffel zusammen ausstrahlte.
Bis heute hält sich in Fankreisen hartnäckig das Gerücht, dass Chekov deswegen eingeführt wurde,
weil in der sowjetischen Parteizeitung Prawda kritisiert worden war, dass trotz internationaler
Besetzung kein Russe an Bord der Enterprise zu finden sei. Das Gerücht hat sich aber letztlich
als unhaltbar erwiesen.
William Shatners und DeForest Kelleys Darstellerleistungen lassen in dieser Folge nichts zu
wünschen übrig, allerdings werden sie von Leonard Nimoy regelrecht an die Wand gespielt. Seine
Darstellung des am Pon Farr leidenden Spock ist ungemein intensiv und gelungen. Vielleicht
Nimoys beste Leistung in der Serie.
Bei den Guest Stars hat sich vorallem Celia Lovsky als die beeindruckende T'Pau ins
Gedächtnis der Fans gespielt. Nach T'Pau benannte sich in den 80er Jahren sogar eine Rockgruppe,
die zeitweise beachtliche Erfolge feierte. Ihr größter Hit war "China in your hand".
Die Special Effects sind dieses Mal eher wenig vertreten. Für Außenaufnahmen war leider kein Geld
da, und so mussten die Vulkan-Szenen im Studio gedreht werden. Die Kulissen und Kostüme bestätigen
erneut die Parallelen zwischen der vulkanischen und römischen Kultur.
Da Gene Roddenberry in der zweiten Staffel mit den Drehbüchern nicht wieder so unter Zeitdruck
geraten wollte, wie bei der ersten Staffel, orderte er noch während der Sommerpause Geld von NBC,
damit bei Produktionsbeginn bereits einige Drehbücher zur Verfügung standen. Als die 2. Staffel
von NBC dann endgültig abgesegnet wurde und die Pause vorüber war, lagen bereits 6 Drehbücher
vor. NBC erhöhte außerdem das Budget, während die Desilu-Studios ihre Beteiligung verringerten,
um die Verluste, die die Serie immer noch schrieb, zu minimieren. Somit stand insgesamt etwas
weniger Geld als bisher zur Verfügung (187 500 Dollar pro Folge, in der ersten Staffel waren
es 193 000 Dollar).
Die Verhandlungen mit den Schauspielern wegen neuer Verträge wurden schnell und ohne große
Probleme über die Bühne gebracht. Auch Nichelle Nichols, die eigentlich aussteigen wollte, blieb
nach einem Gespräch mit Martin Luther King der Serie erhalten.
Einzig Leonard Nimoys neuer Vertrag machte Probleme. Nimoy verlangte nach dem unerwarteten Erfolg
der Spock-Figur in der ersten Staffel eine bessere Bezahlung. Da er von der finanziellen Lage der
Serie wusste, wäre er mit 2500 Dollar pro Folge zufrieden gewesen, doch sein Agent stellte ohne
sein Wissen die Forderung nach 9000 Dollar (Shatner bekam 5000$), um eine bessere Verhandlungsbasis
zu haben. Die Produzenten waren geschockt und sahen sich nach Ersatzschauspielern um (die Wahl
fiel auf Lawrence Montaigne, der in dieser Folge Stonn spielt). Als Nimoy dies erfuhr, verringerte
er seine Forderung und man einigte sich schließlich auf 2600 Dollar, vor allem auch weil den
Produzenten klar war, dass ohne Spock die Quoten nicht zu halten wären.
Vor allem Gene L. Coon und Gene Roddenberry sorgten zu Beginn der Staffel für gute und genügend
Drehbücher.
Bereits im Mai begannen die Dreharbeiten für die 2. Staffel (die Folge
2.07: Das Spukschloss im Weltall wurde als erste produziert) und im
September flimmerte die erste Episode über den Bildschirm, wobei sich die Fans an den neuen
Sendeplatz freitags um 20:30 Uhr erst noch gewöhnen mussten. Der Sendeplatz war vor allem für
ein jüngeres Publikum nicht gerade ideal und so ließen auch lange Zeit die Quoten sehr zu
wünschen übrig. Da NBC zunächst nur 16 Episoden geordert hatte, standen die restlichen 10
Folgen der Staffel wegen der schlechten Quoten lange Zeit auf der Kippe, wurden schließlich
aber doch noch bewilligt.
Die Desilu-Studios wurden im Juli 1967 von Gulf and Western gekauft. Die Gulf and
Western-Tochterfirma Paramount war von nun an für Star Trek zuständig. Als erster Schritt wurde
gleich einmal das Budget für die Serie um 2500 Dollar gekürzt und zwar rückwirkend bis zum Anfang
der Staffel. Außerdem mischten sich zunehmend Paramount-Funktionäre in Produktionsangelegenheiten
ein, was dazu führte, dass Kostenüberwacher Herbert Solow kündigte.
Die größte Katastrophe war allerdings Gene L. Coons Ausstieg aus der Serie. Er hatte eine alte
Jugendliebe getroffen und ließ sich nun von seiner Frau scheiden, was ihn sehr viel Zeit, Geld und
Kraft kostete. Anfang September kündigte er und nun musste sich Roddenberry wieder verstärkt
selbst um die Drehbücher kümmern.
Auch wuchs sofort der Einfluss von Shatner und Nimoy, da Coon diese lange unter Kontrolle gehalten
hatte. Nun mischten sich die beiden Stars der Serie wieder vermehrt in Produktionsangelegenheiten
ein und Shatner wird oft nachgesagt, er hätte zu dieser Zeit dafür gesorgt, dass Dialoge der
Nebencharaktere Scott, Sulu, Uhura und Chekov auf ihn umgeschrieben wurden. Oft ist auch die Rede
davon, dass Shatner kurzerhand die Regie übernahm, wenn ein Regisseur mit seinen Aufgaben
überfordert war. Was von den Vorwürfen gegen den Hauptdarsteller wahr ist und was einfach nur dem
Neid seiner Kollegen entsprang, ist schwer zu sagen. Unbestritten ist allerdings Shatners großes Ego
und dass er seine Rolle als Star der Serie genossen hat.
Jedenfalls kam Stammregiseur Joseph Pevney mit dem Einfluss der beiden Hauptdarsteller nicht
mehr zurecht und verließ die Serie nach 14 inszenierten Folgen.
Als Nachfolger von Gene L. Coon wurde John Meredyth Lucas eingestellt. Eine gute Wahl, denn
Lucas ließ sich weder von Nimoy und Shatner noch von NBC oder Paramount auf der Nase herumtanzen
und sah seine Verpflichtungen eher gegenüber der Serie. Unter seiner und Roddenberrys Führung
konnte die 2. Staffel mit 26 Folgen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
NBC hielt sich auch in der 2. Staffel nicht an die Produktionsreihenfolge, was sich aber nicht
so negativ auswirkte wie in der ersten Staffel.
Bereits in der ersten Folge der zweiten Staffel ist Majel Barrett als Christine Chapel mit von
der Partie. Sie wird in dieser Season 9 Auftritte haben. Chapels Zuneigung zu Spock wird hier
erneut aufgegriffen und noch mehrfach Thema sein. In dieser Episode darf sie dem
kranken Spock eine Plomeek-Suppe kochen, die es in Fankreisen ebenfalls zu einer gewissen
Beliebtheit gebracht hat.
Autor der Folge war, wie bereits erwähnt, Theodore Sturgeon, der auch schon das Skript zu
1.15: Landurlaub beigesteuert hatte.
Die ersten 15 Folgen der zweiten Staffel wurden von nur 3 verschiedenen Regisseuren inszeniert,
nämlich von den Stammregisseuren Joseph Pevney (welcher auch diese Folge gewohnt gelungen
inszenierte), Marc Daniels und Ralph Senensky.
"Amok Time" wurde 1973 vom ZDF eingekauft, welches die Episode dann allerdings bei der
Synchronisation dermaßen verunstaltete, dass sie kaum wiederzuerkennen war. Irgendwie passte die
Thematik der ganzen Folge nicht in das Schema einer Kinderserie, als die das ZDF Star Trek sah. Es
ist deswegen mal wieder unverständlich, wieso der Sender ausgerechnet diese Folge einkaufte, wo er doch
die Auswahl aus 79 Folgen hatte.
Jedenfalls durfte offenbar in der deutschen Version keinerlei Bezug zur Sexualität mehr übrig
bleiben und so wurde die Folge ziemlich wild umgeschnitten und oft haarsträubend synchronisiert.
In der ZDF-Version leidet Spock nicht am Pon Farr sondern am sogenannten Weltraumfieber. McCoy
meint, man könne ihm entweder auf Vulkan helfen, oder ihm ein neues, unerprobtes Medikament
geben. Als Admiral Komack die Kursänderung nach Vulkan ablehnt (wobei in der deutschen Version
ziemlich unklar bleibt, wieso Kirk Komack nicht einfach von Spocks Weltraumfieber erzählt),
entscheidet sich Kirk für das experimentelle Medikament. Dieses verursacht bei Spock jedoch
schwere Fieberphantasien. Die gesamten Ereignisse auf Vulkan sind nur ein Traum von Spock
und am Ende der Folge kommt der Vulkanier in die Krankenstation, wo er von McCoy und Kirk aufgeklärt
wird, dass alles nur an dem Medikament lag.
Der heutige Betrachter kann über den hohen Aufwand, den das deutsche Fernsehen zum Umschreiben der
Folge betrieb, nur mit dem Kopf schütteln. Gleichwohl gibt es einen Einblick in den verklemmten
Zeitgeist, der damals noch herrschte.
Als die Serie 1996 auf Video erschien, wurde Amok Time zusammen mit
2.09: Metamorphose neu synchronisiert und unter dem Titel "Pon Farr"
veröffentlicht. Bei der Neu-Synchronisation wurden einfach die bereits bestehenden Szenen
aus der ZDF-Version durch die Szenen ergänzt, die weggelassen oder verändert worden waren.
Da für die Neusynchronisation natürlich ganz andere Sprecher verwendet wurden (die gewohnten Sprecher
waren aus verschiedenen Gründen nicht mehr verfügbar), wechseln mitten in der Folge mehrfach
die Stimmen, was den Genuss der Episode im Deutschen etwas schmälert.
Seit der Veröffentlichung der Serie auf DVD ist dieses Vorgehen ja allerdings keine Seltenheit mehr
(bei den Folgen 1.22: Der schlafende Tiger und
1.23: Krieg der Computer ging man beispielsweise ebenso vor, um Fehler
zu korrigieren bzw. fehlende Szenen zu ergänzen), so dass man sich an wechselnde Synchronsprecher
inzwischen durchaus gewöhnt hat.
Obwohl nach der Video-Veröffentlichung eine originalgetreue deutsche Version existierte, wurde für
die DVD nochmal etwas verändert. Offensichtlich war man mit dem für die Video-Veröffentlichung
gewählten Kirk-Sprecher (Thomas Danneberg) nicht zufrieden und hat deswegen noch einmal alle für
die Video-Veröffentlichung neu aufgenommenen Szenen mit dem Kirk-Sprecher der DVD-Veröffentlichung
(Andreas Neumann) nachsynchronisiert.
Im deutschen Fernsehen wurde später trotz zweier existierender Neufassungen unverständlicherweise
immer wieder die alte ZDF-Version gesendet.
Alles in allem ist "Amok Time" eine hervorragende Folge, die mit einem guten Drehbuch und sehr
guten Darstellerleistungen zu überzeugen weiß und somit ein sehr guter Einstieg für die zweite
Staffel ist.
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