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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 1512,2
Während Kirk auf der Krankenstation von Dr. McCoy
routinemäßig untersucht wird, kartografiert die
Enterprise einen fremden Raumsektor. Der Navigator
Lieutenant Bailey beschwert sich, dass man dies schon
seit 5 Wochen tue und sich nichts Bemerkenswertes
ereignen würde.
Auf einmal kommt ein fremdartiger rotierender Würfel
auf die Enterprise zu und versperrt ihr die Flugbahn.
Spock versucht an dem Würfel vorbeizufliegen, doch
auch dieser ändert den Kurs und setzt sich
wieder vor das Schiff. Versuche der Kontaktaufnahme
mit dem Würfel scheitern. Die Situation wird gefährlich,
als der Würfel sich der Enterprise immer mehr nähert
und dabei radioaktiv strahlt. Spock gibt Alarm rot.
Kirk bekommt davon zunächst gar nichts mit, da McCoy
ihn nicht informiert. Als der Captain ihn später zur
Rede stellt, sagt er, er habe zur Abwechslung mal
eine Untersuchung bei ihm zu Ende führen wollen.
Der Würfel kommt immer näher und die Deflektoren
können nicht mehr lange Schutz vor der radioaktiven
Strahlung bieten. Kirk versucht mit
Warp-Geschwindigkeit zu entkommen, doch der Würfel
bleibt an der Enterprise dran. Schließlich will man
den Würfel mit den Phasern zerstören. Im kritischen
Moment hat Lieutenant Bailey etwas zu lange mit dem Ausführen
von Kirks Befehlen gezögert. Deswegen lässt Kirk ihn und die
Phasermannschaft einige Übungsmanöver durchführen.
McCoy kritisiert unterdessen den Captain. Er wirft ihm vor,
Bailey zu schnell befördert zu haben. Der Doktor hat Bedenken,
dass dieser seinen Aufgaben gewachsen ist.
Kirk unterhält sich mit Spock über das, was sie in
dem fremden Raumsektor erwartet. Der Vulkanier ist der
Meinung, dass man auf irgendeine Form von Intelligenz
treffen werde, die technisch der Föderation
vermutlich überlegen ist. Kirk entscheidet sich
trotzdem weiterzufliegen.
Kurze Zeit später trifft die Enterprise auf ein riesiges
kugelförmiges Raumschiff. Der Commander des fremden
Raumschiffs, Balok, nimmt Kontakt mit der Enterprise
auf. Er stellt sein Schiff als eines der "Ersten
Föderation" vor. Balok beschuldigt die Enterprise, die
Warnboje zerstört zu haben und in fremdes Gebiet
eingedrungen zu sein. Er kündigt die Zerstörung der
Enterprise an, gewährt der Besatzung allerdings 10
Minuten, damit sie Vorbereitungen für ihren Tod
treffen kann.
Kirk und seine Führungscrew überlegen, wie sie der
drohenden Vernichtung entkommen können, doch selbst
Spock fällt nichts mehr ein. Der Vulkanier vergleicht ihre
Situation mit einem Schachmatt. Inzwischen dreht
Bailey durch, er kann es nicht ertragen, dass alle so
ruhig dasitzen und ihrem Tod entgegensehen. Kirk
lässt ihn ablösen und schickt ihn in sein Quartier.
Plötzlich fällt Kirk ein, wie er die Enterprise
retten kann. Er nimmt mit dem fremden Schiff Kontakt
auf und behauptet, an Bord der Enterprise gäbe es
eine Substanz names Corbomit, welche jede tödliche
Waffe, die gegen das Schiff eingesetzt werde, auf den
Angreifer zurückführen und ihn damit zerstören würde.
Balok gibt zwar keine Antwort, doch er hat sich offenbar
bluffen lassen, denn als das Ultimatum verstrichen ist,
wird die Enterprise nicht zerstört. Kurze Zeit später
meldet sich Balok, er möchte einen Beweis für die
Existenz des Corbomits, doch Kirk lehnt dies ab.
Daraufhin wird die Enterprise von einem kleineren
Schiff, dass sich vom Mutterschiff gelöst hat,
weggeschleppt. Balok gibt die neue Bestrafung
bekannt. Die Crew soll in ein Straflager gebracht
werden, während das Schiff zerstört wird.
Die Crew spielt zunächst mit, versucht aber, als man
weit genug von Baloks Mutterschiff weg ist, mit voller
Maschinenkraft dem Traktorstrahl des kleinen Schiffes
zu entkommen. Mit Hilfe der Impulstriebwerke gelingt
dies auch. Plötzlich fängt die Enterprise einen Notruf
des kleinen Schiffes an sein Mutterschiff auf. Bei
dem Ausbruchversuch der Enterprise wurden offenbar
die Maschinen des kleinen Schiffes überlastet, nun
treibt es mit Maschinenschaden im All.
Kirk entschließt sich dazu, auf das fremde Schiff zu
beamen und der Crew zu helfen.
Auf dem fremden Schiff finden Kirk, McCoy und Bailey
einen kleinen Jungen vor, Balok. Das, was die Crew
als Balok gesehen hat, war in Wirklichkeit eine Puppe,
die der Crew lediglich Furcht einflößen sollte, da
Baloks wahres Erscheinungsbild dies wohl kaum
erreicht hätte. Außer dem Jungen gibt es sowohl auf
dem kleinen, als auch auf dem Mutterschiff keine
Crew. Auch der Maschinenschaden war nur fingiert, um
herauszufinden, ob die Enterprise-Crew friedliche
oder feindliche Absichten hat.
Balok gesteht, dass er sich auf dem großen Schiff
doch sehr einsam fühle und möchte deswegen am
liebsten einen Begleiter. Bailey erklärt sich bereit,
eine Zeitlang auf dem Schiff zu bleiben. Zum Schluss
führt Balok die drei noch durch sein Schiff.
Bewertung
"Pokerspiele" ist eine typische Star Trek-Bottle Show. Bottle Show nennt man
Folgen, die fast nur in den gewohnten Kulissen (hier also auf der
Enterprise) spielen und die so gut wie ohne Guest Stars auskommen.
Solche Folgen sind natürlich budgetsparend und man könnte denken, sie seien
nicht sehr interressant. Doch gerade Star Trek zeigt (auch bei den neueren
Serien) immer wieder, dass gerade die Bottle Shows zu den bemerkenswerteren
Folgen zählen.
So ist es auch hier. Die Folge beschäftigt sich unter anderem mit
der Angst vor dem Fremden, die man vor allem bei Lieutenant Bailey gut
beobachten kann. Zu Anfang scheint seine Furcht auch durchaus gerechtfertigt
zu sein. Balok scheint nicht gerade das zu sein, was man unter einem
freundlichen Alien versteht. Er ist zunächst keinerlei logischem
Argument zugänglich, lässt sich durch nichts überzeugen und scheint der
Enterprise und ihrer Besatzung feindlich gesonnen und noch dazu überlegen
zu sein.
Doch am Ende müssen die Enterprise-Crew und der Zuschauer ihre Meinung
komplett revidieren.
Dass sich Balok letztendlich als Kind entpuppt, das ebenso neugierig ist
und ebenso viel Angst vor dem Unbekannten, in diesem Fall der Enterprise,
hat, wie die Enterprise-Crew selbst, ist sehr originell und kommt durchaus
überaschend. Außerdem zeigt es, dass man sich bei Star Trek sehr oft, vor
allem bei fremden Lebewesen, nicht auf den ersten Eindruck verlassen darf.
Bailey ist ein interessanter Seriengast. Endlich sehen wir auch mal ein
Crewmitglied, welches nicht perfekt arbeitet und menschliche Schwächen
offen zeigt. Interessant ist, dass ausgerechnet Bailey, der die
größten Vorurteile gegen Balok hatte und von Anfang an schießen wollte, am
Ende bei ihm auf dem fremden Schiff bleibt.
Die Folge ist für Star Trek sehr wichtig, da sie wie kaum eine andere
der Originalserie die Ideale von Star Trek verdeutlicht. Kirk lässt
ein Rettungsteam für Balok rüberbeamen, obwohl dieser die Enterprise
vernichten wollte und es sicher die einfachere Lösung gewesen wäre,
davonzufliegen und den Unbekannten seinem Schicksal zu überlassen. Was für
Captain Picard in TNG ganz selbstverständlich gewesen wäre, ist es bei Kirk
noch lange nicht, da die Originalserie in einer ganz anderen Zeit entstanden
ist. Damals waren die Star Trek-Ideale noch nicht so festgelegt wie heute
bei den neueren Serien.
Kirk macht in dieser Folge überhaupt eine gute Figur. Ganz besonders kommen
seine Fähigkeiten zum Tragen, der Crew und dem Schiff aus einer schier
ausweglosen Situation doch noch eine Alternative anzubieten. Dabei setzt er
des Öfteren, wie hier, einen Bluff ein, was eine glänzende Idee ist, auf die
nicht einmal Spock gekommen wäre.
Auch sonst behält der Captain den Überblick, hat seine Mannschaft fest im
Griff, hört sich ihre Vorschläge an und leitet daraus die entscheidende
Lösung ab, die eben auch mal unkonventionell sein kann.
Wie im 13 Jahre später entstandenen
Star Trek - Der Film
geschieht in dieser Folge oft sehr wenig und die ganze Crew starrt
unentwegt auf den Bildschirm, ohne etwas zu sagen. Allerdings kommen diese
Passagen in Staffel 1 öfter vor, so dass sie die eh schon schwache Spannung
auf Null abbremsen. Hier jedoch sind diese Phasen der Tatenlosigkeit eher kurz
und steigern die Spannung, anstatt ihr schaden.
McCoy sammelt hier leider keine Pluspunkte. Zunächst einmal verschweigt er
seinem Vorgesetzten den roten Alarm, was nicht gerade professionell ist, auch
wenn man sich fragt, wieso es ausgerechnet in der Krankenstation einen stummen
Alarm gibt, während man den roten Alarm überall sonst auf dem Schiff mit
lautem Signal mitgeteilt bekommt. Stattdessen nervt der Doktor Kirk auch noch
mit Baileys Beförderung und das, obwohl Kirk gerade über eine Lösung nachdenkt,
wie er die Enterprise in den nächsten Minuten retten kann. McCoys
Meinungsmitteilung über Baileys Beförderung hätte in so einer Situation auch
gut warten können.
Zwei kleinere Mankos gibt es noch: Zum einen zeigt sich an Janice Rands Auftritt in
der Folge viel zu deutlich die Rollenverteilung der 60er Jahre. Sie darf
den Männern den Kaffee und Kirk das Essen servieren, wobei sie von diesem
dann auch noch schroff behandelt wird. Auffallend ist hier die Distanz zwischen
Rand und Kirk. In den späteren Folgen entwickelt sich zwischen den beiden eine
Freundschaft, die in eine Beziehung hätte münden können, hätten die Produzenten
es zugelassen und nicht Grace Lee Whitney gefeuert. Dadurch wird diese langsame
Entwicklung der Beziehung der beiden zunichte gemacht, abgesehen davon, dass die
Produktionsreihenfolge auch nicht mit der Ausstrahlungsreihenfolge übereinstimmt.
Dadurch erscheint das Verhältnis der beiden ziemlich willkürlich. In der einen
Folge verstehen sie sich gut, in der anderen können sie sich nicht leiden.
Das zweite kleine Manko ist der Schauspieler des jungen Balok, der leider
nicht sonderlich überzeugen kann. Es handelt sich hierbei um Clint Howard
(bei den Dreharbeiten erst 7 Jahre alt), den Bruder des Hollywood-Regisseurs
Ron Howard ("A Beautiful Mind").
"Pokerspiele" ist die erste regulär produzierte Star Trek-Folge.
1.00: Der Käfig wurde bereits 1964 produziert,
dann von NBC abgelehnt, woraufhin 1965
1.03: Die Spitze des Eisbergs produziert wurde
und 1966 mit "Pokerspiele" die reguläre Produktion der ersten Staffel
beginnen konnte. Deswegen hat Uhura hier auch noch ihre gelbe Uniform,
anstatt der roten, wie in den späteren Folgen. Uhura war sowieso eine Idee
der letzten Minute, zunächst sollte Bailey der Kommunikationsoffizier
werden, deswegen kommt auch Baloks erste Nachricht über die
Navigationskonsole herein.
Diese Folge beinhaltet Grace Lee Whitneys 6. Auftritt als Yeoman Janice Rand.
Autor Jerry Sohl war auch an den Storys zu
1.24: Falsche Paradiese und
3.14: Wen die Götter zerstören beteiligt.
Regisseur Joseph Sargent arbeitete nur dieses eine Mal für die Serie.
Das ZDF schnitt bei der deutschen Erstaustrahlung wie üblich einige Szenen,
die Ende der 80er Jahre alle von Sat.1 wieder restauriert wurden.
Der deutsche Titel unterscheidet sich zwar wieder vom Original, ist dieses Mal
aber ausnahmsweise geschickt und mit Bezug zur Handlung gewählt.
Stattdessen stellt sich in dieser Folge die Frage, was an der Übersetzung von
Zahlenwerten so schwierig ist. Neben einer Änderung der Sternzeit (die nicht
weiter ins Gewicht fällt, da diese in der Originalserie eh ziemlich wilde Sprünge
macht), gibt Sulu bei Baloks Countdown einmal die falsche Zeit an. Im Original
ist die Rede von 7 Minuten und 41 Sekunden, während der deutsche Sulu von 4
Minuten und 21 Sekunden spricht. Besonders unsinnig ist dies deswegen, weil
Bailey wenige Augenblicke vorher noch durchgedreht ist, weil er vermeintlich
nur noch 8 Minuten zu leben hat.
Yeoman Janice Rand hatte in der deutschen Version bei fast allen ihrer 8 Auftritte
verschiedene Ränge und Posten. Dieses Mal wird sie sogar als Bedienung bezeichnet.
Die DVD hat keine Fehler der Synchronisation korrigiert.
Die Folge wurde aus zwei Gründen erst als 10. gesendet. Zunächst einmal gab
NBC immer Folgen den Vorrang, die auf irgendwelchen Planeten spielten, wohl
um den Zuschauer durch die vielen fremden Welten für die Serie zu
begeistern. Außerdem ließen bei der Folge die Special Effects lange auf
sich warten, sie gehören dafür aber auch zu den besseren der ersten Staffel.
Neue Kulissen gab es zwar wenig, z.B. war Baloks Schiff in Wirklichkeit der
Konferenzraum der Enterprise, nur durch Tücher verhüllt. Der kleine rotierende
Würfel und auch die riesige Raumschiff-Kugel, gegen die die Enterprise wie ein
Zwerg aussieht, können dagegen überzeugen. Hinweise, dass es sich bei dieser Mission
um die erste der Enterprise handelt, wurden aus dem Drehbuch entfernt.
Alles in allem eine rundum gelungene Folge, die in allen Bereichen
überzeugen kann und die zum ersten Mal die Gesamtnote Gut verdient.
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