|
Episodenbeschreibung
Sternzeit: unbekannt
Nach einem schweren und verlustreichen Einsatz auf Rigel VII fliegt die U.S.S. Enterprise
unter dem Kommando von Captain Christopher Pike zur nächsten Sternenflottenbasis. Auf dem
Weg dorthin kommt ein Notruf herein, von der S.S. Columbia, welche vor 18 Jahren auf dem
Planeten Talos IV abstürzte. Da es sich um einen automatischen Notruf handelt und es keine
Anzeichen für Überlebende gibt, lässt der Captain den Kurs nicht ändern. Pike macht sich
unterdessen schwere Vorwürfe wegen dem Tod einiger Crewmitglieder auf der letzten Mission.
Er würde am liebsten den Dienst quittieren. Die Enterprise bekommt zur gleichen Zeit einen
weiteren Ruf von Talos IV, in dem es heißt, dass es 11 Überlebende gibt. Pike lässt nun den
Kurs ändern und fliegt nach Talos IV.
In der Umlaufbahn des Planeten angekommen beamt Pike mit seinem Wissenschaftsoffizier Spock
und einem Außenteam auf die Oberfläche. Dort treffen sie auf ein Lager der Überlebenden.
Der Schiffsarzt Dr. Boyce stellt fest, dass alle Überlebenden in einer ungewöhnlich guten
körperlichen Verfassung sind. Unter ihnen gibt es auch eine Frau, Vina, welche vor 18 Jahren beim
Absturz noch ein Kind war. Sie möchte Pike etwas zeigen und führt ihn zu einer Felskuppe.
Plötzlich verschwindet sie, genau wie der gesamte Rest des Lagers mitsamt den vermeintlichen
Überlebenden. 2 Talosianer kommen plötzlich aus einem Lift, welcher offenbar in den Fels
hinabführt, betäuben Pike und nehmen ihn gefangen. Der Rest des Außenteams kommt zu spät,
um dem Captain noch zu helfen. Ein Versuch, mit den Phasern die Tür des Lifts aufzusprengen,
scheitert.
Als Captain Pike erwacht, befindet er sich in einer Felshöhle unter der Oberfläche, die durch
eine feste Glasscheibe von einem Gang abgetrennt ist. Es gibt auch noch andere Höhlen, in denen
sich unterschiedliche Lebensformen offenbar in Gefangenschaft aufhalten. Alles macht den
Eindruck, als ob er sich in einem Zoo für Außerirdische befindet. Einige Talosianer erscheinen
und unterhalten sich telepathisch über ihren neuen Gefangenen. Sie sehen Pike als Mitglied
einer primitiven Rasse an. Die Talosianer unterhalten sich nicht mit Pike und lassen ihn
nach einiger Zeit wieder allein. Allerdings verkünden sie noch, dass sie bald mit einem
Experiment an ihm beginnen wollen.
Auf der Enterprise hat der Erste Offizier, eine Frau, eine Besprechung mit den übrigen
Führungsoffizieren einberufen. Man ist sich einig, dass die Talosianer übermächtige Wesen
sind, welche auf telepathische Weise anderen Lebewesen eine Scheinwelt vorgaukeln können. So
war auch das gesamte Lager der Überlebenden eine Illusion. Die weibliche Nr. 1 beschließt, mit
der großen Phasenkanone die Tür des Lifts auf dem Planeten aufzuschießen.
Pike befindet sich plötzlich nicht mehr in seinem Käfig, sondern wieder auf Rigel VII. Eine
junge Frau kommt auf ihn zugerannt und bittet um Hilfe beim Kampf gegen einen vermeintlichen
Killer. Pike erkennt Vina wieder, welche nun längeres Haar trägt. Er versteht, dass es sich bei dem
Ganzen nur um eine Illusion der Talosianer handeln kann, doch Vina macht ihm klar, dass er trotzdem
die Schmerzen fühlen wird, wenn ihn der monströse Krieger verletzt. Pike spielt mit und lässt
sich erneut auf einen Kampf mit dem Angreifer ein und besiegt ihn. Nach dem Kampf findet er sich
mit Vina in seinem Käfig wieder. Sie gesteht ihm, dass sie die einzige Überlebende der Columbia
war und von den Talosianern gefunden wurde.
Unterdessen schlägt der Versuch, mit der Phasenkanone durch die Tür des Lifts zu kommen, fehl und das
Außenteam kehrt frustriert auf die Enterprise zurück.
Pike erfährt jetzt von Vina ein wenig mehr über die Geschichte der Talosianer. Sie führten vor
einigen Jahrtausenden Krieg und verwüsteten die Oberfläche ihres Planeten. Sie zogen sich
daraufhin unter die Oberfläche zurück und entwickelten dort ihre telepathischen und
illusorischen Fähigkeiten, da das Leben unter der Oberfläche beengt war. Somit lebten sie nur
noch in den Illusionen, die sie selbst schufen. Irgendwann ging das Wissen, wie man die
einfachsten Maschinen repariert, verloren und sie versuchten seither eine intelligente Spezies
zu finden, welche sie züchten und als Sklaven für die Erhaltung ihrer Rasse einsetzen können.
Die Menschen hätten sich bisher als die Widerstandsfähigsten herausgestellt. Da man jedoch auch
einen männlichen Teil für die Zucht brauche, lockte man die Enterprise hierher.
Der talosianische Wächter erscheint wieder und bestraft Vina, indem er ihr Schmerzen zufügt.
Sie verschwindet vorläufig aus Pikes Käfig. Der Wächter gibt Pike einen Nährstofftrunk und
zwingt ihn, das Konzentrat zu sich zu nehmen. Pike stellt jedoch fest, dass die Talosianer
auch Grenzen haben. Sie können ihm beispielsweise keinen Hunger suggerieren. Auch können sie
sehr primitive Gedanken, wie etwa grenzenlose Wut, nicht deuten. Als der Talosianer geht,
befindet sich Pike schon in der nächsten Illusion mit Vina. Dieses Mal ist er daheim auf
der Erde und macht mit ihr ein Picknick. Pike beeindruckt das wenig, vielmehr fragt er
die sich sträubende Vina erneut aus. Er erkennt, dass die Talosianer den Fehler begingen,
nur in ihren Träumen zu leben, anstatt die Wirklichkeit mit all ihren schlechten
Seiten zu akzeptieren.
Da Pike bisher nicht auf Vina reagiert hat und scheinbar keine Mann-Frau-Beziehung eingehen will,
versuchen die Talosianer sie attraktiver für ihn zu machen. Sie verwandelt sich plötzlich
in ein grünes Orion-Sklavenmädchen, doch Pike bleibt weiter standhaft. Als die beiden zurück
in seinem Käfig sind, beamen von der Enterprise Yeoman Colt und die Erste, genannt Nr. 1,
herunter. Sie wollten eigentlich mit einem 6 Mann-Außenteam auf die Oberfläche beamen,
doch die Talosianer haben nur den Transport der beiden Frauen zugelassen, damit Pike nun eine
größere Auswahl an Partnerinnen hat.
Pike nimmt die beiden Phaser von Colt und Nr. 1, doch sie funktionieren nicht. Er wirft sie auf
den Boden und versucht seine Gedanken zu blockieren. Einige Zeit später will ein Talosianer
durch eine Schiebetür in der Seitenwand des Käfigs an die Phaser heran, doch darauf hat Pike
nur gewartet: Er bringt den Talosianer endlich in seine Gewalt. Der Captain glaubt, dass die Phaser
sehr wohl funktionieren und es sich um eine Illusion handelt, dass sich in der Scheibe des Käfigs
kein Loch zu sehen ist, dass er soeben hineingeschossen hat. Er droht nun mit der Erschießung
des Talosianers, woraufhin tatsächlich plötzlich ein großes Loch inmitten der Glasscheibe erscheint.
Pike ergreift mit seinen beiden Offizieren und dem Talosianer als Geisel die Flucht. Vina folgt ihnen
freiwillig nach oben. Sie gelangen mit dem Lift auf die Oberfläche und sehen, dass der Beschuss
durch die Enterprise-Phasenkanone sehr wohl erfolgreich war. Man ließ es sie nur nicht sehen,
da es sich wieder um eine Illusion der Talosianer handelte, die die Felskuppe intakt darstellte.
Spock, der inzwischen das Kommando über die Enterprise hat, will den Orbit verlassen, da die Crew
offensichtlich gegen die übermächtigen Talosianer nichts ausrichten kann. Diese verhindern jedoch
den Abflug und legen sämtliche Instrumente der Enterprise lahm.
Da auch Pike und die anderen auf der Oberfläche nichts ausrichten können, haben die Talosianer
scheinbar gewonnen. Als Nr. 1 von der Intention hört, dass eine Rasse geschaffen werden soll, nur
um sie zu versklaven, beginnt sie eine Überladung ihres Phasers zu initiieren, um den Plan der Talosianer
zu durchkreuzen. Nach anfänglichem Entsetzen erkennt der Talosianer, wie wichtig den Menschen
die Freiheit ist. So eine Spezies können sie nicht gebrauchen, da die vermeintlichen Sklaven
es nie aufgeben würden, für ihre Freiheit zu kämpfen. Ernüchtert stellen die Talosianer fest, dass
sie nun dem Untergang geweiht sind, die Menschen seien ihre letzte Hoffnung gewesen. Pike bietet
ihnen eine Zusammenarbeit an, doch der Wächter gibt zu verstehen, dass dies nicht möglich ist,
da die Menschen die Fähigkeiten seines Volkes erlernen und sich dann selbst vernichten würden.
Yeoman Colt und Nr. 1 kehren auf die Enterprise zurück und Pike sieht Vina nun in ihrer realen
Gestalt, sie ist völlig entstellt. Die Talosianer fanden sie sterbend im Schiffswrack der
Columbia vor und verarzteten sie, allerdings ohne Anleitung, da sie noch nie einen Menschen
gesehen hatten. Sie gaben Vina dann all die Jahre die Illusion, eine schöne junge Frau zu sein.
Vina will lieber auf dem Planeten bleiben. Die Talosianer geben ihr die Illusion, wie sie,
wieder jung und schön, mit Captain Pike zusammen in die Höhlen zurückkehrt.
Der echte Pike hingegen beamt auf die Enterprise zurück und fliegt mit seinem Schiff zur nächsten
Sternenflottenbasis.
Bewertung
"Der Käfig" ist ein interessantes, intellektuell anspruchsvolles Drama über die
Gedankenmanipulation übermächtiger Wesen und über die moralischen Auswirkungen und Rechtfertigungen
von Gefangenschaft.
Schon in diesem Pilotfilm wird das Außergewöhnliche an Star Trek deutlich. Die Handlung ist
sehr viel kopflastiger, als bei anderen Science Fiction-Produktionen, wo außer viel
Geballer im Weltraum nichts Nennenswertes zu sehen ist. Star Trek folgt auch nicht dem üblichen
klischeehaften Gut-Böse-Schema der sonstigen TV-Landschaft. Obwohl "Der Käfig", im
Gesamtzusammenhang Star Treks betrachtet, sicher lediglich eine durchschnittliche Folge ist,
zeigt sie gut den Gedanken der hinter Star Trek steht. Wir haben es hier nicht mit einer simplen
Hau-drauf-Actionserie zu tun und sie folgt auch nicht dem Vernichte-das-böse-Alien-Schema
anderer Produktionen. Die Serie ist stattdessen bemüht, uns intelligente, hintergründige
Unterhaltung mit vielschichtigen Charakteren zu liefern.
Dabei darf man zwar nie vergessen, dass Star Trek in erster Linie Unterhaltung darstellt und
deswegen auch den einen oder anderen TV-Konventionen folgen muss, jedoch ist Star Trek immer
darum bemüht, etwas mehr zu bieten als nur Unterhaltung, die man ansieht und nach 30 Minuten
bereits wieder vergessen hat. Die Serie möchte gleichzeitig auch auf einer zweiten, etwas
tiefgründigeren Ebene funktionieren. Sie will zum Nachdenken anregen, brisante Themen anschneiden
und manchmal einen moralischen Fingerzeig für unsere Gesellschaft geben. Das alles deutet
sich bereits in diesem ersten Pilotfilm an.
Ganz deutlich ist in dieser Geschichte schon zu erkennen, dass hinter den Außerirdischen in Star
Trek deutlich mehr steckt, als nur die bösen Fremden, die die Menschheit vernichten wollen. Die
Talosianer, so unsympathisch sie den größten Teil der Folge wirken, sind intelligente Außerirdische,
die sich mit nachvollziehbaren Problemen herumschlagen müssen und folgerichtig handeln. Sie
sind verzweifelt und greifen zu den letzten möglichen Mitteln, um ihre Spezies zu erhalten.
Am Ende zeigen die Talosianer sogar noch ungeahnte Großzügigkeit, als sie Vina in einer
schönen Illusion weiter leben lassen, obwohl die talosianische Rasse wohl dem Untergang geweiht ist.
Dazu passend wird der Konflikt mit den Talosianern nicht durch Gewalt, sondern durch das Einlenken des
fremden Volkes gelöst. Die Talosianer sind damit quasi das Paradebeispiel für die intelligenten,
mehrdimensionalen Aliens, welche man nicht nach 5 Sekunden als Böse abstempeln kann und die wir in
Star Trek zum größten Teil antreffen werden.
Gene Roddenberry präsentiert uns mit "Der Käfig" einen sehr ambitionierten Pilotfilm, der an manchen
Stellen allerdings etwas zu viel will. Der Film wirkt manchmal etwas langatmig. Roddenberry wollte
offensichtlich bereits aus der ersten Folge alles herausholen, was in der Serie an Potenzial
steckt. Der Vorwurf von NBC, der Film sei zu kopflastig, scheint fast gerechtfertigt zu sein, obwohl
Fernsehsender natürlich gern dazu neigen, die Intelligenz des TV-Zuschauers zu unterschätzen.
Trotzdem scheint die Handlung für einen Pilotfilm eher ungeeignet zu sein.
Die Geschichte hätte auch in einer 45-Minuten-Episode erzählt werden können, dann vermutlich deutlich
besser, denn sie wäre dadurch gestrafft und auch spannender und handlungsorientierter geworden.
Ein anderer Grund für das Scheitern von "Der Käfig" mag sein, dass die Erwartungshaltung von NBC
nicht mit dem Ergebnis übereinstimmte. Roddenberry stellte das Star Trek-Konzept NBC gegenüber als
Westernserie im Weltraum vor. Dies mag die Verantwortlichen zwar wohlwollend gestimmt
haben, da Westernserien in den 50er und 60er Jahren recht erfolgreich waren, doch der hier
vorgestellte Pilotfilm stimmte so ziemlich überhaupt nicht mit diesem Konzept überein.
Die NBC-Verantwortlichen erwarteten eine actiongeladene Abenteuer-Folge und bekamen ein sehr
intellektuell orientiertes Charakterdrama mit gelegentlichen Action-Szenen.
"Der Käfig" benutzt ein typisches Science Fiction-Konzept als Grundlage. Die Talosianer haben
einen verheerenden Krieg geführt, wodurch die Oberfläche des Planeten unbewohnbar wurde. Also
haben sie sich in Höhlen in den Untergrund zurückgezogen, dort entwickelten sie ihre geistigen
Fähigkeiten derart weiter, dass sie nur noch damit beschäftigt waren, irgendwelche Illusionen
zu schaffen und darin zu leben. Dabei verlernten sie allmählich völlig, wie man die Maschinen,
die sie am Leben erhalten, repariert. So sind sie früher oder später dem Untergang geweiht. Dies
ist im Prinzip ein wiederkehrender Science Fiction-Plot, der uns so ähnlich auch noch das eine oder
andere Mal in Star Trek unterkommen wird.
Negativ am Pilotfilm fällt auf, dass fast die gesamte Handlung zu einer Pike-One-Man-Show verkommt.
Der Captain steht dermaßen im Mittelpunkt, dass für den Rest der Hauptcharaktere kaum Zeit und Raum
bleibt, sich zu entfalten. So hat die Crew, einschließlich des Vulkaniers Spock, im größten Teil
der Folge auch herzlich wenig zu tun.
Positiv hingegen ist anzumerken, dass man trotz der Fixierung auf Pike das enorme Potenzial der
Zusammenstellung der Charaktere sehen kann. Es handelt sich dabei um eine recht ausgewogene Crew,
ganz anders als die klischeebeladenen Charaktere, die man in anderen Science Fiction-Produktionen
antrifft. Mit dem satanistisch aussehenden Spock befindet sich beispielsweise einer
der angesprochenen intelligenten Außerirdischen gleich als führender Offizier an Bord. Gleichzeitig
ist die Crew ihrer Zeit weit voraus, indem sie uns einen weiblichen Ersten Offizier präsentiert,
welcher nicht nur zum Kaffeekochen da ist, was eher dem Frauenbild der 60er Jahre entsprochen hätte.
Doch kommen wir zu den Charakteren im Einzelnen:
Jeffrey Hunter steht als Captain Pike im Zentrum der Episode. Sehr zu begrüßen ist Roddenberrys
Versuch, ihm gleich in der ersten Folge einen Hintergrund zu geben. Man erfährt sofort einiges über
den Charakter und seinen Werdegang. Zugegebenermaßen erscheint es ziemlich klischeehaft, Pike als den
von der ewigen Verantwortung müden Kommandanten hinzustellen, der sich Vorwürfe wegen des Todes einiger
Crewmitglieder macht. Man muss Roddenberry jedoch den Ansatz, Pike am Ende dieser Episode nicht als
unbeschriebenes Blatt dastehen zu lassen, hoch anrechnen. Es ist nie verkehrt, dem Charakter über
den man schreibt, einen gewissen Tiefgang zu geben und das ist bei Pike allemal gelungen.
Majel Barrett, die spätere Ehefrau von Star Trek-Schöpfer Roddenberry ist hier in der Rolle des
Ersten Offiziers "Nr. 1" zu sehen. Es wirkt etwas befremdlich, dass man von ihr keinen Namen
erfährt, sie ist für alle nur eine Nummer (man weiß noch nicht mal, ob sie überhaupt einen Namen hat).
Wenn auch im ganzen Film nie hundertprozentig geklärt, scheint es doch, dass Nr. 1 keine Emotionen
verspürt, so wie Spock in der späteren Serie. Dazu passt auch Vinas hämische Bemerkung, man könne
Pike an ihrer Stelle ja gleich mit einem Computer kreuzen. Nr. 1 wirkt im ganzen Film jedenfalls
recht kühl und emotionslos. Alles in allem hat Barrett als Nr. 1 relativ wenig zu tun und es bleibt
bei einer recht blassen Darstellung des Ersten Offiziers. Die Bezeichnung Nr. 1 wird in TNG wieder
aufgegriffen. Dort nennt Captain Picard seinen Ersten Offizier Riker auch des Öfteren so.
Leonard Nimoy ist es von den anderen Hauptpersonen noch am ehesten gelungen, als Spock Akzente zu
setzen. Er ist hier noch der Zweite Offizier des Schiffes und vor allem in der Tätigkeit des
Wissenschaftsoffiziers zu sehen. Seine spitzen Ohren (gegen die sich Nimoy lange wehrte) und seine
steilen Augenbrauen unterscheiden ihn deutlich von den Menschen, trotzdem darf er hier noch Gefühle
zeigen, nicht wie später in der Originalserie. In einer Szene lächelt er sogar, was deutlich zeigt,
dass Spocks Emotionslosigkeit noch eher bei Nr. 1 liegt und erst nach dem Streichen von Barretts Rolle
auf ihn übertragen wurde.
Dr. Boyce ist der eher väterliche Typ von Arzt. Ihn verbindet offenbar eine Art von Freundschaft
zum Captain, so wie später auch bei Kirk und McCoy.
Die anderen Crewmitglieder, Navigator Joe Tyler und Yeoman Colt, haben wenig zu tun und das
Potenzial dieser Figuren tritt somit nicht so richtig zutage. Bei Yeoman Colt könnte man aufgrund
der Handlung lediglich vermuten, dass sie sich zu Captain Pike hingezogen fühlt.
Obwohl erst 1988 zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt (also schon zu Zeiten von TNG), stellt
"Der Käfig" die eigentliche Geburtsstunde von Star Trek dar. Ihr Schöpfer Gene Roddenberry
musste allerdings bis zur Verwirklichung des ersten Pilotfilms einen hindernisreichen
Weg zurücklegen. 1921 geboren, begeisterte sich Roddenberry schon als Jugendlicher für Science
Fiction, wobei er entsprechende anspruchsvollere Literatur der meist recht simplen TV-
und Kino-Science Fiction vorzog. Roddenberry arbeitete um 1950 als Polizist in Los Angeles.
Er wurde später technischer Berater für eine Krimi-Serie. Schon bald schrieb er eigene Drehbücher
und hängte seinen Polizistenjob an den Nagel, da er als Autor größeren finanziellen Erfolg hatte.
Er arbeitete für verschiedene Serien, hatte jedoch Probleme damit, dass die Produzenten
seine Drehbuchbeiträge überarbeiteten wie es ihnen passte und er nichts dagegen tun konnte.
So entschloss sich Roddenberry schon bald dazu, selbst Produzent zu werden, um den Spieß umzudrehen.
Er entwickelte für MGM die Serie "The Lieutenant", welche auch in Produktion ging, allerdings
mangels Zuschauerinteresse bald wieder eingestellt wurde. Während der Produktion dieser Serie
lernte er sowohl die Darsteller Leonard Nimoy und Nichelle Nichols, als auch den
Regisseur Robert Butler kennen. Nach dem Ende der Serie sollte Roddenberry ein neues Konzept
vorlegen, woraufhin er das Star Trek-Konzept entwarf. Er wusste allerdings, dass die Verantwortlichen
der TV-Studios keine Science Fiction-Freunde waren. Weil er jedoch nicht die simple
Monster-Science Fiction der letzten Jahrzehnte, sondern anspruchsvolle TV Unterhaltung für den
erwachsenen Zuschauer produzieren wollte, verkaufte Roddenberry sein Konzept also als
Westernserie im Weltraum, um so die Verantwortlichen mit dem Wort Western zu beruhigen.
Roddenberry war außerdem der Meinung, dass ihm Science Fiction die Möglichkeit gebe, brisante
gesellschaftliche Themen anzusprechen, welche bei anderen Serien aufgrund der Zensur der Studios
nicht möglich waren. In einer Science Fiction-Serie konnte man hingegen einfach die sozialen
Probleme der Menschheit auf andere Welten und Völker übertragen und so soziale Missstände auf der
Erde anprangern, ohne dass die TV-Studios darin eine Verletzung der Fernseh-Tabus sahen, oder ihnen
diese überhaupt auffiel.
Während MGM Roddenberrys Konzept jedoch ablehnte, suchten die Desilu-Studios zu dieser Zeit nach
neuen Serien-Konzepten und engagierten Roddenberry zur Entwicklung derselben. NBC interessierte
sich für das Star Trek-Konzept, wohl vor allem auch deswegen, da der Sender einer Firma gehörte,
die Fernseher herstellte und mit neuen, farbigen Serien den Verkauf von Farbfernsehern ankurbeln
wollte. NBC ließ Roddenberry also drei Geschichten für einen eventuellen Pilotfilm entwickeln.
Da NBC skeptisch war, ob das kleine Desilu-Studio ein solch großes Serienkonzept überhaupt umsetzen
konnte, wählte man die relativ schwer zu produzierende Folge "Der Käfig" aus, um Desilu zu testen.
Robert Butler wurde für die Regie engagiert. Die Hauptrollen wurden mit Jeffrey Hunter, Majel
Barrett (die zu dieser Zeit bereits Roddenberrys Geliebte war) und Leonard Nimoy besetzt. Die
Dreharbeiten fanden in einer der Desilu-Hallen statt, welche sich aufgrund fehlender
Schallisolierungen schlecht für die Serienproduktion eignete. Hinzu kam, dass die Dreharbeiten
ungewöhnlich lange 16 Tage dauerten und der Film mit 615.000 Dollar deutlich mehr kostete, als
ursprünglich vorgesehen und NBC bereit war beizusteuern (285.000 Dollar). Das Budget hielt sich
jedoch noch in Grenzen, da man einen großen Teil der Kulissen für die spätere Serie hätte verwenden
können. Doch es sollte noch einmal anders kommen. NBC war zwar mit der Umsetzung der Desilu-Studios
zufrieden, lehnte den Pilotfilm aber ab, da er als zu anspruchsvoll für das amerikanische TV-Publikum
angesehen wurde.
Man erkannte dennoch das Potenzial hinter Star Trek und so bekamen Roddenberry und seine Crew eine
neue Chance. NBC bat Roddenberry darum, den weiblichen Ersten Offizier und den Außerirdischen Spock
aus der Serie zu entfernen. Es gelang Roddenberry jedoch, Spock gegen den Willen des Senders in der
Serie zu behalten. Er sagte darüber später einmal: "Ich behielt den Außerirdischen und heiratete
die Frau." Die Emotionslosigkeit von Nr. 1 wurde kurzerhand auf Spock übertragen. NBC bat
Roddenberry darum, den Vulkanier im Hintergrund zu halten. Da Jeffrey Hunter keine Science Fiction
mehr machen wollte, brauchte man einen neuen Hauptdarsteller. William Shatner wurde für die Rolle
Kirks engagiert. Auch die anderen Darsteller wurden ersetzt. 1965 wurde der zweite Pilotfilm
1.03: Die Spitze des Eisbergs gedreht, mit dem NBC schließlich zufrieden war.
Star Trek hatte den mühsamen Weg auf den Fernsehschirm geschafft.
"Der Käfig" hatte nach seiner Fertigstellung mit 78 Minuten ein ungewöhnliches Längenformat. Der
Film wurde 1965 auf der SF-Weltcon in Cleveland/Ohio zum ersten Mal gezeigt. Jahre später erschien
der Film auf Video. Den Weg auf den TV-Schirm fand er jedoch erst im Jahre 1988 in einer
64-minütigen Fassung. Der Film wurde dort in einem TV-Special zu Star Trek gezeigt, welches als
Füllmaterial für die, aufgrund eines Autorenstreiks kürzere 2. TNG Staffel lief.
Für die TOS Doppelfolge 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu wurden fast alle
Szenen dieses Pilotfilms in eine Rahmenhandlung eingebaut und dort gezeigt. Einige wenige für die
Handlung eher unwichtige Szenen fielen dabei raus, um noch die Rahmenhandlung unterzubringen.
Folgende Szenen fehlen in der Doppelfolge:
- eine kurze Unterhaltung zwischen Pike und Nr. 1 auf der Brücke,
- Teile der Szene, in der Pike in seinem Käfig erwacht. Er schaut hinaus und sieht in den anderen
Käfigen mehrere interessante und unbekannte Spezies,
- ein Teil des Kampfes zwische Pike und dem Unbekannten auf Rigel VII,
- ein Teil der Picknick-Szene,
- eine kurze Szene, in der sich Spock mit einem Crewmitglied unterhält, bevor Nr. 1 und Yeoman Colt
auf den Planeten gebeamt werden,
- eine Szene auf der Brücke, in der Spock das Kommando übernimmt und beschließt, den Planeten zu
verlassen, nachdem sowohl der Captain als auch Nr. 1 und Colt scheinbar verlorengegangen sind,
- eine weitere Szene auf der Brücke, in der die Talosianer die gesamte Datenbank der Enterprise
abrufen und
- die Schlussszene auf der Brücke der Enterprise.
Nach der Produktion dieser Doppelfolge galt der Pilotfilm "Der Käfig" lange Zeit als verschollen. Man
war der Meinung, dass keine komplette Farbkopie mehr existieren würde. Es tauchten in den folgenden
Jahrzehnten Schwarz/Weiß-Kopien des Films auf, welche mit den Farbszenen aus
1.11 + 1.12: Talos IV - Tabu für eine Videoveröffentlichung ergänzt
wurden. Sogar bei der ersten TV-Ausstrahlung, bei der der Film mit einer Einleitung von Gene
Roddenberry versehen wurde, wurde nur die Teil-Farbversion ausgestrahlt. Erst später fand man
eine komplette Farbkopie.
Inzwischen ist die Originalserie auf DVD erschienen. Der 1. Pilotfilm "Der Käfig" ist dabei sowohl in der
Teil-Farbversion (mit Roddenberrys Einführung), als auch in der wiederentdeckten, kompletten Farbversion
in der 3. Season-Box enthalten. Leider wurde jeweils die 64-minütige TV-Fassung verwendet, die
ursprüngliche 78-Minuten-Version wurde nie gezeigt oder veröffentlicht.
Für die DVD-Version wurde Roddenberrys Einführung noch mit einer deutschen Stimme versehen.
In Deutschland konnte man "Der Käfig" 1993 zum ersten Mal im Fernsehen sehen. Leider wurden dabei
völlig andere Synchronsprecher, wie in 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu
verwendet, was noch zu verkraften wäre. Schade ist es jedoch, dass selbst Spock mit Norbert Gescher
nicht seine gewohnte Stimme aus der Serie bekam, auch wenn diese zu diesem Zeitpunkt sicher viel
zu alt gewirkt hätte.
Trotzdem muss man sagen, dass die Synchronisation von "Der Käfig" nicht schlecht ist, an vielen
Stellen übertrifft sie sogar die Übersetzung der in 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu
verwendeten Szenen.
Der Film wird bis heute sehr selten im TV gezeigt, was wohl daran liegt, dass er für das heutige,
an vollen Stunden ausgerichtete Programmschema der TV-Sender deutlich zu lang ist.
Die Spannung von "Der Käfig" ist eher durchschnittlich. Die Handlung wirkt in manchen Momenten
etwas zäh und langatmig, was die Spannung senkt. Auch wäre es durchaus möglich gewesen, die Handlung
komprimierter zu erzählen und sie so spannender zu gestalten. Für die Spannung gibt es somit 3 Punkte.
Die Effekte sind für damalige Verhältnisse bereits gelungen und zahlreich. Es gibt einige größere
Phasereffekte zu sehen, obwohl die so genannten Waffen namentlich erst in der regulären Serie
eingeführt wurden. Auch darf man gleich mehrere neue und unbekannte Spezies bewundern. Die Kulisse des
Planeten ist zwar leider nur eine Studio-Pappkulisse, doch selbst diese ist aufwändiger gestaltet,
als in so mancher Folge der Originalserie. Einzig der Kämpfer von Rigel VII erscheint ziemlich
lächerlich. Die Talosianer sind dafür sehr interessante Aliens. Mit ihrem übergroßen Kopf haben sie
ein sehr ungewöhnliches Design und gehören auch heute, Jahrzehnte nach der Produktion des Films, noch
zu den ungewöhnlicheren Aliens in Star Trek. Bei Pikes und Vinas Picknick-Szene darf man im
Hintergrund ganz schwach die Silhouette einer modernen Stadt sehen. Viel erkennt man dabei
allerdings nicht. Die Effekte werden mit 5 Punkten bewertet.
Das Team, welches den Film produzierte, hatte übrigens sehr große Probleme mit dem grünen Make-up
von Vina in der Szene, in der sie sich in ein grünes Sklavenmädchen verwandelt. Man benutzte
dafür einfach grüne Farbe, welche auf die Haut aufgetragen wurde und fertigte einige Probeaufnahmen.
Beim entwickelten Film war allerdings kein Unterschied bei der Hautfarbe festzustellen und
man nahm beim nächsten Versuch deutlich mehr grüne Farbe, doch auch dies ohne Erfolg. Das Ganze
wiederholte sich noch ein paar Mal, bis man feststellte, dass das Fotolabor die Aufnahmen für
fehlbelichtet gehalten und alles Mögliche unternommen hatte, um wieder die normale Körperfarbe
herzustellen.
Die Handlung stellt einen ambitionierten Star Trek-Beitrag dar, welcher schon viele Elemente enthält,
die später zu Star Trek-Markenzeichen wurden. Man kann die Handlung als gut ansehen und sie getrost
mit 5 Punkten bewerten.
Alles in allem bleibt der Film mit 4 Punkten im Star Trek-Durchschnitt, er stellt kein Highlight
dar, ist aber trotzdem ein gelungener Auftakt zu einer Fernsehserie, die später völlig unerwartet
alle Rekorde brechen und Geschichte schreiben sollte. "Der Käfig" ist somit auch von fundamentaler
Bedeutung für das Star Trek-Universum, wie es sich später entwickelt hat.
|
|