DSi

TOS 1.00 Der Käfig


The Cage

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Sternzeit: unbekannt
Nach einem schweren und verlustreichen Einsatz auf Rigel VII fliegt die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain Christopher Pike zur nächsten Sternenflottenbasis. Auf dem Weg dorthin kommt ein Notruf herein, von der S.S. Columbia, welche vor 18 Jahren auf dem Planeten Talos IV abstürzte. Da es sich um einen automatischen Notruf handelt und es keine Anzeichen für Überlebende gibt, lässt der Captain den Kurs nicht ändern. Pike macht sich unterdessen schwere Vorwürfe wegen dem Tod einiger Crewmitglieder auf der letzten Mission. Er würde am liebsten den Dienst quittieren. Die Enterprise bekommt zur gleichen Zeit einen weiteren Ruf von Talos IV, in dem es heißt, dass es 11 Überlebende gibt. Pike lässt nun den Kurs ändern und fliegt nach Talos IV.

In der Umlaufbahn des Planeten angekommen beamt Pike mit seinem Wissenschaftsoffizier Spock und einem Außenteam auf die Oberfläche. Dort treffen sie auf ein Lager der Überlebenden. Der Schiffsarzt Dr. Boyce stellt fest, dass alle Überlebenden in einer ungewöhnlich guten körperlichen Verfassung sind. Unter ihnen gibt es auch eine Frau, Vina, welche vor 18 Jahren beim Absturz noch ein Kind war. Sie möchte Pike etwas zeigen und führt ihn zu einer Felskuppe. Plötzlich verschwindet sie, genau wie der gesamte Rest des Lagers mitsamt den vermeintlichen Überlebenden. 2 Talosianer kommen plötzlich aus einem Lift, welcher offenbar in den Fels hinabführt, betäuben Pike und nehmen ihn gefangen. Der Rest des Außenteams kommt zu spät, um dem Captain noch zu helfen. Ein Versuch, mit den Phasern die Tür des Lifts aufzusprengen, scheitert.

Als Captain Pike erwacht, befindet er sich in einer Felshöhle unter der Oberfläche, die durch eine feste Glasscheibe von einem Gang abgetrennt ist. Es gibt auch noch andere Höhlen, in denen sich unterschiedliche Lebensformen offenbar in Gefangenschaft aufhalten. Alles macht den Eindruck, als ob er sich in einem Zoo für Außerirdische befindet. Einige Talosianer erscheinen und unterhalten sich telepathisch über ihren neuen Gefangenen. Sie sehen Pike als Mitglied einer primitiven Rasse an. Die Talosianer unterhalten sich nicht mit Pike und lassen ihn nach einiger Zeit wieder allein. Allerdings verkünden sie noch, dass sie bald mit einem Experiment an ihm beginnen wollen.

Auf der Enterprise hat der Erste Offizier, eine Frau, eine Besprechung mit den übrigen Führungsoffizieren einberufen. Man ist sich einig, dass die Talosianer übermächtige Wesen sind, welche auf telepathische Weise anderen Lebewesen eine Scheinwelt vorgaukeln können. So war auch das gesamte Lager der Überlebenden eine Illusion. Die weibliche Nr. 1 beschließt, mit der großen Phasenkanone die Tür des Lifts auf dem Planeten aufzuschießen.

Pike befindet sich plötzlich nicht mehr in seinem Käfig, sondern wieder auf Rigel VII. Eine junge Frau kommt auf ihn zugerannt und bittet um Hilfe beim Kampf gegen einen vermeintlichen Killer. Pike erkennt Vina wieder, welche nun längeres Haar trägt. Er versteht, dass es sich bei dem Ganzen nur um eine Illusion der Talosianer handeln kann, doch Vina macht ihm klar, dass er trotzdem die Schmerzen fühlen wird, wenn ihn der monströse Krieger verletzt. Pike spielt mit und lässt sich erneut auf einen Kampf mit dem Angreifer ein und besiegt ihn. Nach dem Kampf findet er sich mit Vina in seinem Käfig wieder. Sie gesteht ihm, dass sie die einzige Überlebende der Columbia war und von den Talosianern gefunden wurde.

Unterdessen schlägt der Versuch, mit der Phasenkanone durch die Tür des Lifts zu kommen, fehl und das Außenteam kehrt frustriert auf die Enterprise zurück.

Pike erfährt jetzt von Vina ein wenig mehr über die Geschichte der Talosianer. Sie führten vor einigen Jahrtausenden Krieg und verwüsteten die Oberfläche ihres Planeten. Sie zogen sich daraufhin unter die Oberfläche zurück und entwickelten dort ihre telepathischen und illusorischen Fähigkeiten, da das Leben unter der Oberfläche beengt war. Somit lebten sie nur noch in den Illusionen, die sie selbst schufen. Irgendwann ging das Wissen, wie man die einfachsten Maschinen repariert, verloren und sie versuchten seither eine intelligente Spezies zu finden, welche sie züchten und als Sklaven für die Erhaltung ihrer Rasse einsetzen können. Die Menschen hätten sich bisher als die Widerstandsfähigsten herausgestellt. Da man jedoch auch einen männlichen Teil für die Zucht brauche, lockte man die Enterprise hierher.

Der talosianische Wächter erscheint wieder und bestraft Vina, indem er ihr Schmerzen zufügt. Sie verschwindet vorläufig aus Pikes Käfig. Der Wächter gibt Pike einen Nährstofftrunk und zwingt ihn, das Konzentrat zu sich zu nehmen. Pike stellt jedoch fest, dass die Talosianer auch Grenzen haben. Sie können ihm beispielsweise keinen Hunger suggerieren. Auch können sie sehr primitive Gedanken, wie etwa grenzenlose Wut, nicht deuten. Als der Talosianer geht, befindet sich Pike schon in der nächsten Illusion mit Vina. Dieses Mal ist er daheim auf der Erde und macht mit ihr ein Picknick. Pike beeindruckt das wenig, vielmehr fragt er die sich sträubende Vina erneut aus. Er erkennt, dass die Talosianer den Fehler begingen, nur in ihren Träumen zu leben, anstatt die Wirklichkeit mit all ihren schlechten Seiten zu akzeptieren.
Da Pike bisher nicht auf Vina reagiert hat und scheinbar keine Mann-Frau-Beziehung eingehen will, versuchen die Talosianer sie attraktiver für ihn zu machen. Sie verwandelt sich plötzlich in ein grünes Orion-Sklavenmädchen, doch Pike bleibt weiter standhaft. Als die beiden zurück in seinem Käfig sind, beamen von der Enterprise Yeoman Colt und die Erste, genannt Nr. 1, herunter. Sie wollten eigentlich mit einem 6 Mann-Außenteam auf die Oberfläche beamen, doch die Talosianer haben nur den Transport der beiden Frauen zugelassen, damit Pike nun eine größere Auswahl an Partnerinnen hat.

Pike nimmt die beiden Phaser von Colt und Nr. 1, doch sie funktionieren nicht. Er wirft sie auf den Boden und versucht seine Gedanken zu blockieren. Einige Zeit später will ein Talosianer durch eine Schiebetür in der Seitenwand des Käfigs an die Phaser heran, doch darauf hat Pike nur gewartet: Er bringt den Talosianer endlich in seine Gewalt. Der Captain glaubt, dass die Phaser sehr wohl funktionieren und es sich um eine Illusion handelt, dass sich in der Scheibe des Käfigs kein Loch zu sehen ist, dass er soeben hineingeschossen hat. Er droht nun mit der Erschießung des Talosianers, woraufhin tatsächlich plötzlich ein großes Loch inmitten der Glasscheibe erscheint. Pike ergreift mit seinen beiden Offizieren und dem Talosianer als Geisel die Flucht. Vina folgt ihnen freiwillig nach oben. Sie gelangen mit dem Lift auf die Oberfläche und sehen, dass der Beschuss durch die Enterprise-Phasenkanone sehr wohl erfolgreich war. Man ließ es sie nur nicht sehen, da es sich wieder um eine Illusion der Talosianer handelte, die die Felskuppe intakt darstellte.

Spock, der inzwischen das Kommando über die Enterprise hat, will den Orbit verlassen, da die Crew offensichtlich gegen die übermächtigen Talosianer nichts ausrichten kann. Diese verhindern jedoch den Abflug und legen sämtliche Instrumente der Enterprise lahm.

Da auch Pike und die anderen auf der Oberfläche nichts ausrichten können, haben die Talosianer scheinbar gewonnen. Als Nr. 1 von der Intention hört, dass eine Rasse geschaffen werden soll, nur um sie zu versklaven, beginnt sie eine Überladung ihres Phasers zu initiieren, um den Plan der Talosianer zu durchkreuzen. Nach anfänglichem Entsetzen erkennt der Talosianer, wie wichtig den Menschen die Freiheit ist. So eine Spezies können sie nicht gebrauchen, da die vermeintlichen Sklaven es nie aufgeben würden, für ihre Freiheit zu kämpfen. Ernüchtert stellen die Talosianer fest, dass sie nun dem Untergang geweiht sind, die Menschen seien ihre letzte Hoffnung gewesen. Pike bietet ihnen eine Zusammenarbeit an, doch der Wächter gibt zu verstehen, dass dies nicht möglich ist, da die Menschen die Fähigkeiten seines Volkes erlernen und sich dann selbst vernichten würden.

Yeoman Colt und Nr. 1 kehren auf die Enterprise zurück und Pike sieht Vina nun in ihrer realen Gestalt, sie ist völlig entstellt. Die Talosianer fanden sie sterbend im Schiffswrack der Columbia vor und verarzteten sie, allerdings ohne Anleitung, da sie noch nie einen Menschen gesehen hatten. Sie gaben Vina dann all die Jahre die Illusion, eine schöne junge Frau zu sein. Vina will lieber auf dem Planeten bleiben. Die Talosianer geben ihr die Illusion, wie sie, wieder jung und schön, mit Captain Pike zusammen in die Höhlen zurückkehrt. Der echte Pike hingegen beamt auf die Enterprise zurück und fliegt mit seinem Schiff zur nächsten Sternenflottenbasis.




Bewertung

"Der Käfig" ist ein interessantes, intellektuell anspruchsvolles Drama über die Gedankenmanipulation übermächtiger Wesen und über die moralischen Auswirkungen und Rechtfertigungen von Gefangenschaft.
Schon in diesem Pilotfilm wird das Außergewöhnliche an Star Trek deutlich. Die Handlung ist sehr viel kopflastiger, als bei anderen Science Fiction-Produktionen, wo außer viel Geballer im Weltraum nichts Nennenswertes zu sehen ist. Star Trek folgt auch nicht dem üblichen klischeehaften Gut-Böse-Schema der sonstigen TV-Landschaft. Obwohl "Der Käfig", im Gesamtzusammenhang Star Treks betrachtet, sicher lediglich eine durchschnittliche Folge ist, zeigt sie gut den Gedanken der hinter Star Trek steht. Wir haben es hier nicht mit einer simplen Hau-drauf-Actionserie zu tun und sie folgt auch nicht dem Vernichte-das-böse-Alien-Schema anderer Produktionen. Die Serie ist stattdessen bemüht, uns intelligente, hintergründige Unterhaltung mit vielschichtigen Charakteren zu liefern.
Dabei darf man zwar nie vergessen, dass Star Trek in erster Linie Unterhaltung darstellt und deswegen auch den einen oder anderen TV-Konventionen folgen muss, jedoch ist Star Trek immer darum bemüht, etwas mehr zu bieten als nur Unterhaltung, die man ansieht und nach 30 Minuten bereits wieder vergessen hat. Die Serie möchte gleichzeitig auch auf einer zweiten, etwas tiefgründigeren Ebene funktionieren. Sie will zum Nachdenken anregen, brisante Themen anschneiden und manchmal einen moralischen Fingerzeig für unsere Gesellschaft geben. Das alles deutet sich bereits in diesem ersten Pilotfilm an.

Ganz deutlich ist in dieser Geschichte schon zu erkennen, dass hinter den Außerirdischen in Star Trek deutlich mehr steckt, als nur die bösen Fremden, die die Menschheit vernichten wollen. Die Talosianer, so unsympathisch sie den größten Teil der Folge wirken, sind intelligente Außerirdische, die sich mit nachvollziehbaren Problemen herumschlagen müssen und folgerichtig handeln. Sie sind verzweifelt und greifen zu den letzten möglichen Mitteln, um ihre Spezies zu erhalten. Am Ende zeigen die Talosianer sogar noch ungeahnte Großzügigkeit, als sie Vina in einer schönen Illusion weiter leben lassen, obwohl die talosianische Rasse wohl dem Untergang geweiht ist. Dazu passend wird der Konflikt mit den Talosianern nicht durch Gewalt, sondern durch das Einlenken des fremden Volkes gelöst. Die Talosianer sind damit quasi das Paradebeispiel für die intelligenten, mehrdimensionalen Aliens, welche man nicht nach 5 Sekunden als Böse abstempeln kann und die wir in Star Trek zum größten Teil antreffen werden.

Gene Roddenberry präsentiert uns mit "Der Käfig" einen sehr ambitionierten Pilotfilm, der an manchen Stellen allerdings etwas zu viel will. Der Film wirkt manchmal etwas langatmig. Roddenberry wollte offensichtlich bereits aus der ersten Folge alles herausholen, was in der Serie an Potenzial steckt. Der Vorwurf von NBC, der Film sei zu kopflastig, scheint fast gerechtfertigt zu sein, obwohl Fernsehsender natürlich gern dazu neigen, die Intelligenz des TV-Zuschauers zu unterschätzen. Trotzdem scheint die Handlung für einen Pilotfilm eher ungeeignet zu sein.
Die Geschichte hätte auch in einer 45-Minuten-Episode erzählt werden können, dann vermutlich deutlich besser, denn sie wäre dadurch gestrafft und auch spannender und handlungsorientierter geworden.

Ein anderer Grund für das Scheitern von "Der Käfig" mag sein, dass die Erwartungshaltung von NBC nicht mit dem Ergebnis übereinstimmte. Roddenberry stellte das Star Trek-Konzept NBC gegenüber als Westernserie im Weltraum vor. Dies mag die Verantwortlichen zwar wohlwollend gestimmt haben, da Westernserien in den 50er und 60er Jahren recht erfolgreich waren, doch der hier vorgestellte Pilotfilm stimmte so ziemlich überhaupt nicht mit diesem Konzept überein. Die NBC-Verantwortlichen erwarteten eine actiongeladene Abenteuer-Folge und bekamen ein sehr intellektuell orientiertes Charakterdrama mit gelegentlichen Action-Szenen.

"Der Käfig" benutzt ein typisches Science Fiction-Konzept als Grundlage. Die Talosianer haben einen verheerenden Krieg geführt, wodurch die Oberfläche des Planeten unbewohnbar wurde. Also haben sie sich in Höhlen in den Untergrund zurückgezogen, dort entwickelten sie ihre geistigen Fähigkeiten derart weiter, dass sie nur noch damit beschäftigt waren, irgendwelche Illusionen zu schaffen und darin zu leben. Dabei verlernten sie allmählich völlig, wie man die Maschinen, die sie am Leben erhalten, repariert. So sind sie früher oder später dem Untergang geweiht. Dies ist im Prinzip ein wiederkehrender Science Fiction-Plot, der uns so ähnlich auch noch das eine oder andere Mal in Star Trek unterkommen wird.

Negativ am Pilotfilm fällt auf, dass fast die gesamte Handlung zu einer Pike-One-Man-Show verkommt. Der Captain steht dermaßen im Mittelpunkt, dass für den Rest der Hauptcharaktere kaum Zeit und Raum bleibt, sich zu entfalten. So hat die Crew, einschließlich des Vulkaniers Spock, im größten Teil der Folge auch herzlich wenig zu tun.

Positiv hingegen ist anzumerken, dass man trotz der Fixierung auf Pike das enorme Potenzial der Zusammenstellung der Charaktere sehen kann. Es handelt sich dabei um eine recht ausgewogene Crew, ganz anders als die klischeebeladenen Charaktere, die man in anderen Science Fiction-Produktionen antrifft. Mit dem satanistisch aussehenden Spock befindet sich beispielsweise einer der angesprochenen intelligenten Außerirdischen gleich als führender Offizier an Bord. Gleichzeitig ist die Crew ihrer Zeit weit voraus, indem sie uns einen weiblichen Ersten Offizier präsentiert, welcher nicht nur zum Kaffeekochen da ist, was eher dem Frauenbild der 60er Jahre entsprochen hätte.

Doch kommen wir zu den Charakteren im Einzelnen:
Jeffrey Hunter steht als Captain Pike im Zentrum der Episode. Sehr zu begrüßen ist Roddenberrys Versuch, ihm gleich in der ersten Folge einen Hintergrund zu geben. Man erfährt sofort einiges über den Charakter und seinen Werdegang. Zugegebenermaßen erscheint es ziemlich klischeehaft, Pike als den von der ewigen Verantwortung müden Kommandanten hinzustellen, der sich Vorwürfe wegen des Todes einiger Crewmitglieder macht. Man muss Roddenberry jedoch den Ansatz, Pike am Ende dieser Episode nicht als unbeschriebenes Blatt dastehen zu lassen, hoch anrechnen. Es ist nie verkehrt, dem Charakter über den man schreibt, einen gewissen Tiefgang zu geben und das ist bei Pike allemal gelungen.

Majel Barrett, die spätere Ehefrau von Star Trek-Schöpfer Roddenberry ist hier in der Rolle des Ersten Offiziers "Nr. 1" zu sehen. Es wirkt etwas befremdlich, dass man von ihr keinen Namen erfährt, sie ist für alle nur eine Nummer (man weiß noch nicht mal, ob sie überhaupt einen Namen hat). Wenn auch im ganzen Film nie hundertprozentig geklärt, scheint es doch, dass Nr. 1 keine Emotionen verspürt, so wie Spock in der späteren Serie. Dazu passt auch Vinas hämische Bemerkung, man könne Pike an ihrer Stelle ja gleich mit einem Computer kreuzen. Nr. 1 wirkt im ganzen Film jedenfalls recht kühl und emotionslos. Alles in allem hat Barrett als Nr. 1 relativ wenig zu tun und es bleibt bei einer recht blassen Darstellung des Ersten Offiziers. Die Bezeichnung Nr. 1 wird in TNG wieder aufgegriffen. Dort nennt Captain Picard seinen Ersten Offizier Riker auch des Öfteren so.

Leonard Nimoy ist es von den anderen Hauptpersonen noch am ehesten gelungen, als Spock Akzente zu setzen. Er ist hier noch der Zweite Offizier des Schiffes und vor allem in der Tätigkeit des Wissenschaftsoffiziers zu sehen. Seine spitzen Ohren (gegen die sich Nimoy lange wehrte) und seine steilen Augenbrauen unterscheiden ihn deutlich von den Menschen, trotzdem darf er hier noch Gefühle zeigen, nicht wie später in der Originalserie. In einer Szene lächelt er sogar, was deutlich zeigt, dass Spocks Emotionslosigkeit noch eher bei Nr. 1 liegt und erst nach dem Streichen von Barretts Rolle auf ihn übertragen wurde.

Dr. Boyce ist der eher väterliche Typ von Arzt. Ihn verbindet offenbar eine Art von Freundschaft zum Captain, so wie später auch bei Kirk und McCoy.

Die anderen Crewmitglieder, Navigator Joe Tyler und Yeoman Colt, haben wenig zu tun und das Potenzial dieser Figuren tritt somit nicht so richtig zutage. Bei Yeoman Colt könnte man aufgrund der Handlung lediglich vermuten, dass sie sich zu Captain Pike hingezogen fühlt.

Obwohl erst 1988 zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt (also schon zu Zeiten von TNG), stellt "Der Käfig" die eigentliche Geburtsstunde von Star Trek dar. Ihr Schöpfer Gene Roddenberry musste allerdings bis zur Verwirklichung des ersten Pilotfilms einen hindernisreichen Weg zurücklegen. 1921 geboren, begeisterte sich Roddenberry schon als Jugendlicher für Science Fiction, wobei er entsprechende anspruchsvollere Literatur der meist recht simplen TV- und Kino-Science Fiction vorzog. Roddenberry arbeitete um 1950 als Polizist in Los Angeles. Er wurde später technischer Berater für eine Krimi-Serie. Schon bald schrieb er eigene Drehbücher und hängte seinen Polizistenjob an den Nagel, da er als Autor größeren finanziellen Erfolg hatte. Er arbeitete für verschiedene Serien, hatte jedoch Probleme damit, dass die Produzenten seine Drehbuchbeiträge überarbeiteten wie es ihnen passte und er nichts dagegen tun konnte. So entschloss sich Roddenberry schon bald dazu, selbst Produzent zu werden, um den Spieß umzudrehen.

Er entwickelte für MGM die Serie "The Lieutenant", welche auch in Produktion ging, allerdings mangels Zuschauerinteresse bald wieder eingestellt wurde. Während der Produktion dieser Serie lernte er sowohl die Darsteller Leonard Nimoy und Nichelle Nichols, als auch den Regisseur Robert Butler kennen. Nach dem Ende der Serie sollte Roddenberry ein neues Konzept vorlegen, woraufhin er das Star Trek-Konzept entwarf. Er wusste allerdings, dass die Verantwortlichen der TV-Studios keine Science Fiction-Freunde waren. Weil er jedoch nicht die simple Monster-Science Fiction der letzten Jahrzehnte, sondern anspruchsvolle TV Unterhaltung für den erwachsenen Zuschauer produzieren wollte, verkaufte Roddenberry sein Konzept also als Westernserie im Weltraum, um so die Verantwortlichen mit dem Wort Western zu beruhigen.
Roddenberry war außerdem der Meinung, dass ihm Science Fiction die Möglichkeit gebe, brisante gesellschaftliche Themen anzusprechen, welche bei anderen Serien aufgrund der Zensur der Studios nicht möglich waren. In einer Science Fiction-Serie konnte man hingegen einfach die sozialen Probleme der Menschheit auf andere Welten und Völker übertragen und so soziale Missstände auf der Erde anprangern, ohne dass die TV-Studios darin eine Verletzung der Fernseh-Tabus sahen, oder ihnen diese überhaupt auffiel.

Während MGM Roddenberrys Konzept jedoch ablehnte, suchten die Desilu-Studios zu dieser Zeit nach neuen Serien-Konzepten und engagierten Roddenberry zur Entwicklung derselben. NBC interessierte sich für das Star Trek-Konzept, wohl vor allem auch deswegen, da der Sender einer Firma gehörte, die Fernseher herstellte und mit neuen, farbigen Serien den Verkauf von Farbfernsehern ankurbeln wollte. NBC ließ Roddenberry also drei Geschichten für einen eventuellen Pilotfilm entwickeln. Da NBC skeptisch war, ob das kleine Desilu-Studio ein solch großes Serienkonzept überhaupt umsetzen konnte, wählte man die relativ schwer zu produzierende Folge "Der Käfig" aus, um Desilu zu testen.
Robert Butler wurde für die Regie engagiert. Die Hauptrollen wurden mit Jeffrey Hunter, Majel Barrett (die zu dieser Zeit bereits Roddenberrys Geliebte war) und Leonard Nimoy besetzt. Die Dreharbeiten fanden in einer der Desilu-Hallen statt, welche sich aufgrund fehlender Schallisolierungen schlecht für die Serienproduktion eignete. Hinzu kam, dass die Dreharbeiten ungewöhnlich lange 16 Tage dauerten und der Film mit 615.000 Dollar deutlich mehr kostete, als ursprünglich vorgesehen und NBC bereit war beizusteuern (285.000 Dollar). Das Budget hielt sich jedoch noch in Grenzen, da man einen großen Teil der Kulissen für die spätere Serie hätte verwenden können. Doch es sollte noch einmal anders kommen. NBC war zwar mit der Umsetzung der Desilu-Studios zufrieden, lehnte den Pilotfilm aber ab, da er als zu anspruchsvoll für das amerikanische TV-Publikum angesehen wurde.
Man erkannte dennoch das Potenzial hinter Star Trek und so bekamen Roddenberry und seine Crew eine neue Chance. NBC bat Roddenberry darum, den weiblichen Ersten Offizier und den Außerirdischen Spock aus der Serie zu entfernen. Es gelang Roddenberry jedoch, Spock gegen den Willen des Senders in der Serie zu behalten. Er sagte darüber später einmal: "Ich behielt den Außerirdischen und heiratete die Frau." Die Emotionslosigkeit von Nr. 1 wurde kurzerhand auf Spock übertragen. NBC bat Roddenberry darum, den Vulkanier im Hintergrund zu halten. Da Jeffrey Hunter keine Science Fiction mehr machen wollte, brauchte man einen neuen Hauptdarsteller. William Shatner wurde für die Rolle Kirks engagiert. Auch die anderen Darsteller wurden ersetzt. 1965 wurde der zweite Pilotfilm 1.03: Die Spitze des Eisbergs gedreht, mit dem NBC schließlich zufrieden war. Star Trek hatte den mühsamen Weg auf den Fernsehschirm geschafft.

"Der Käfig" hatte nach seiner Fertigstellung mit 78 Minuten ein ungewöhnliches Längenformat. Der Film wurde 1965 auf der SF-Weltcon in Cleveland/Ohio zum ersten Mal gezeigt. Jahre später erschien der Film auf Video. Den Weg auf den TV-Schirm fand er jedoch erst im Jahre 1988 in einer 64-minütigen Fassung. Der Film wurde dort in einem TV-Special zu Star Trek gezeigt, welches als Füllmaterial für die, aufgrund eines Autorenstreiks kürzere 2. TNG Staffel lief.

Für die TOS Doppelfolge 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu wurden fast alle Szenen dieses Pilotfilms in eine Rahmenhandlung eingebaut und dort gezeigt. Einige wenige für die Handlung eher unwichtige Szenen fielen dabei raus, um noch die Rahmenhandlung unterzubringen. Folgende Szenen fehlen in der Doppelfolge:

  1. eine kurze Unterhaltung zwischen Pike und Nr. 1 auf der Brücke,
  2. Teile der Szene, in der Pike in seinem Käfig erwacht. Er schaut hinaus und sieht in den anderen Käfigen mehrere interessante und unbekannte Spezies,
  3. ein Teil des Kampfes zwische Pike und dem Unbekannten auf Rigel VII,
  4. ein Teil der Picknick-Szene,
  5. eine kurze Szene, in der sich Spock mit einem Crewmitglied unterhält, bevor Nr. 1 und Yeoman Colt auf den Planeten gebeamt werden,
  6. eine Szene auf der Brücke, in der Spock das Kommando übernimmt und beschließt, den Planeten zu verlassen, nachdem sowohl der Captain als auch Nr. 1 und Colt scheinbar verlorengegangen sind,
  7. eine weitere Szene auf der Brücke, in der die Talosianer die gesamte Datenbank der Enterprise abrufen und
  8. die Schlussszene auf der Brücke der Enterprise.

Nach der Produktion dieser Doppelfolge galt der Pilotfilm "Der Käfig" lange Zeit als verschollen. Man war der Meinung, dass keine komplette Farbkopie mehr existieren würde. Es tauchten in den folgenden Jahrzehnten Schwarz/Weiß-Kopien des Films auf, welche mit den Farbszenen aus 1.11 + 1.12: Talos IV - Tabu für eine Videoveröffentlichung ergänzt wurden. Sogar bei der ersten TV-Ausstrahlung, bei der der Film mit einer Einleitung von Gene Roddenberry versehen wurde, wurde nur die Teil-Farbversion ausgestrahlt. Erst später fand man eine komplette Farbkopie.

Inzwischen ist die Originalserie auf DVD erschienen. Der 1. Pilotfilm "Der Käfig" ist dabei sowohl in der Teil-Farbversion (mit Roddenberrys Einführung), als auch in der wiederentdeckten, kompletten Farbversion in der 3. Season-Box enthalten. Leider wurde jeweils die 64-minütige TV-Fassung verwendet, die ursprüngliche 78-Minuten-Version wurde nie gezeigt oder veröffentlicht.
Für die DVD-Version wurde Roddenberrys Einführung noch mit einer deutschen Stimme versehen.

In Deutschland konnte man "Der Käfig" 1993 zum ersten Mal im Fernsehen sehen. Leider wurden dabei völlig andere Synchronsprecher, wie in 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu verwendet, was noch zu verkraften wäre. Schade ist es jedoch, dass selbst Spock mit Norbert Gescher nicht seine gewohnte Stimme aus der Serie bekam, auch wenn diese zu diesem Zeitpunkt sicher viel zu alt gewirkt hätte.
Trotzdem muss man sagen, dass die Synchronisation von "Der Käfig" nicht schlecht ist, an vielen Stellen übertrifft sie sogar die Übersetzung der in 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu verwendeten Szenen.

Der Film wird bis heute sehr selten im TV gezeigt, was wohl daran liegt, dass er für das heutige, an vollen Stunden ausgerichtete Programmschema der TV-Sender deutlich zu lang ist.

Die Spannung von "Der Käfig" ist eher durchschnittlich. Die Handlung wirkt in manchen Momenten etwas zäh und langatmig, was die Spannung senkt. Auch wäre es durchaus möglich gewesen, die Handlung komprimierter zu erzählen und sie so spannender zu gestalten. Für die Spannung gibt es somit 3 Punkte.

Die Effekte sind für damalige Verhältnisse bereits gelungen und zahlreich. Es gibt einige größere Phasereffekte zu sehen, obwohl die so genannten Waffen namentlich erst in der regulären Serie eingeführt wurden. Auch darf man gleich mehrere neue und unbekannte Spezies bewundern. Die Kulisse des Planeten ist zwar leider nur eine Studio-Pappkulisse, doch selbst diese ist aufwändiger gestaltet, als in so mancher Folge der Originalserie. Einzig der Kämpfer von Rigel VII erscheint ziemlich lächerlich. Die Talosianer sind dafür sehr interessante Aliens. Mit ihrem übergroßen Kopf haben sie ein sehr ungewöhnliches Design und gehören auch heute, Jahrzehnte nach der Produktion des Films, noch zu den ungewöhnlicheren Aliens in Star Trek. Bei Pikes und Vinas Picknick-Szene darf man im Hintergrund ganz schwach die Silhouette einer modernen Stadt sehen. Viel erkennt man dabei allerdings nicht. Die Effekte werden mit 5 Punkten bewertet.
Das Team, welches den Film produzierte, hatte übrigens sehr große Probleme mit dem grünen Make-up von Vina in der Szene, in der sie sich in ein grünes Sklavenmädchen verwandelt. Man benutzte dafür einfach grüne Farbe, welche auf die Haut aufgetragen wurde und fertigte einige Probeaufnahmen. Beim entwickelten Film war allerdings kein Unterschied bei der Hautfarbe festzustellen und man nahm beim nächsten Versuch deutlich mehr grüne Farbe, doch auch dies ohne Erfolg. Das Ganze wiederholte sich noch ein paar Mal, bis man feststellte, dass das Fotolabor die Aufnahmen für fehlbelichtet gehalten und alles Mögliche unternommen hatte, um wieder die normale Körperfarbe herzustellen.

Die Handlung stellt einen ambitionierten Star Trek-Beitrag dar, welcher schon viele Elemente enthält, die später zu Star Trek-Markenzeichen wurden. Man kann die Handlung als gut ansehen und sie getrost mit 5 Punkten bewerten.

Alles in allem bleibt der Film mit 4 Punkten im Star Trek-Durchschnitt, er stellt kein Highlight dar, ist aber trotzdem ein gelungener Auftakt zu einer Fernsehserie, die später völlig unerwartet alle Rekorde brechen und Geschichte schreiben sollte. "Der Käfig" ist somit auch von fundamentaler Bedeutung für das Star Trek-Universum, wie es sich später entwickelt hat.

Spannung: 3 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 4
Zusammenhänge

Fast alle Szenen dieses zunächst nicht gesendeten Pilotfilms wurden in der späteren Originalserie verwendet und in der Doppelfolge 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu in eine Rahmenhandlung eingebettet, um dort als Aufzeichnung gezeigt zu werden. Dabei wird auch das weitere Schicksal von Captain Christopher Pike geklärt, der in jener Doppelfolge von Sean Kenney gespielt wird.

Majel Barrett ist in diesem Pilotfilm in der Rolle des namenlosen Ersten Offiziers Nr. 1 zu sehen. Die spätere Roddenberry-Ehefrau und -Witwe spielte in der Originalserie in 25 Episoden die Rolle der Krankenschwester Christine Chapel. Diese Rolle verkörpert sie auch in den Kinofilmen Star Trek - Der Film und Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart.
In der TOS-Folge 2.09: Metamorphose leiht sie dem Companion ihre Stimme.
In TNG und DS9 hatte Majel Barrett insgesamt 9 Auftritte als Deanna Trois Mutter Lwaxana.
Majel Barrett lieh außerdem den Föderationscomputern in allen Star Trek-Serien seit TNG die Stimme und war am DS9-Drehbuch 4.21: Die Muse beteiligt.

Leonard Nimoy ist der einzige Hauptdarsteller dieser Episode, der den Weg in die spätere Fernsehserie "Star Trek" bzw. "Raumschiff Enterprise" geschafft hat.

Malachi Throne, welcher den talosianischen Wächter nachsynchronisiert hat, spielt in den Folgen 1.11 + 1.12: Talos IV-Tabu die Rolle von Commodore José Mendez. Er ist außerdem als Senator Pardek in der TNG-Doppelfolge 5.07 + 5.08: Wiedervereinigung? zu sehen.

Jon Lormer, hier als Dr. Theodore Haskins dabei, spielt in 1.21: Landru und die Ewigkeit die Rolle von Tamar und einen alten Mann in 3.08: Der verirrte Planet.

Ed Madden spielt in 1.05: Kirk:2=? den Geologen Fisher, während er hier einen namenlosen Geologen verkörpert.

Gene Roddenberry ist es nicht nur zu verdanken, dass Star Trek den Weg auf den TV-Schirm gefunden hat, er schrieb auch zahlreiche Drehbücher für die Serie. Er war an den Episoden

beteiligt.

Roddenberry war außerdem an der Entstehung des ersten Kinofilms Star Trek - Der Film beteiligt. Bei den Filmen II - V wurde er nur in beratender Funktion tätig. Dafür schuf er für das Fernsehen die Nachfolgeserie "Star Trek - The Next Generation", bei der er an den Drehbüchern zu den Folgen

mitarbeitete. Obwohl Roddenberry schon sehr bald von Rick Berman als ausführender Produzent mit Entscheidungsgewalt abgelöst wurde, behielt er seinen Titel als "Executive Producer" bis zu seinem Tod am Ende der fünften Staffel von TNG. Die Entstehung der Star Trek-Serien "Deep Space Nine", "Voyager" und "Enterprise" erlebte der Star Trek-Schöpfer nicht mehr.

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Ausdruck vom: 23. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos1_0.htm