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Episodenbeschreibung
Sternzeit: unbekannt
Der Geschichtsprofessor John Gill wurde von der Föderation auf den Planeten Ekos geschickt. Vor 6
Monaten brach der Kontakt völlig ab. Die Enterprise soll nun herausfinden, was aus Gill geworden
ist. Die Ekosianer sind ein primitives, wildes und kriegerisches Volk und auf ihrem Planeten herrschte
Anarchie. Der Nachbarplanet wird von den Zeonern bewohnt, die technisch relativ hoch entwickelt und
ein sehr friedliebendes Volk sind. Als die Enterprise den Planeten Ekos anfliegt, wird auf sie
eine Rakete mit nuklearem Sprengkopf abgefeuert. Die Ekosianer dürften eigentlich noch lange nicht
auf diesem Entwicklungsstand sein. Kirk kann die Rakete mit den Phasern der Enterprise zerstören.
Uhura bekommt keinen Kontakt zu John Gill und so beamen Kirk und Spock in Zivilkleidung auf den
Planeten. Vorher implantiert ihnen Dr. McCoy noch Transponder, mit denen man sie im Notfall orten
kann.
Auf dem Planeten werden die beiden gleich Zeugen, wie der Zeoner Isak von drei Ekosianern in
Nazi-Uniform verprügelt und abgeführt wird. Die drei Ekosianer beschimpfen Isak als
Zeonistenschwein.
Nachdem Isak abgeführt wurde, sehen Kirk und Spock auf einem öffentlichen Bildschirm eine
Nachrichtenpropagandasendung. Dort wird verkündet, dass die Zeonisten Ekos angegriffen hätten.
Der Angriff sei jedoch abgewehrt worden und nun würden die Vorbereitungen für die Endlösung getroffen,
bei der Ekos von allen Zeonisten gesäubert werden soll. Außerdem wurde die Heldin des Vaterlands Daras
mit einem Orden ausgezeichnet. Dann wird auch noch ein Bild des "Führers" gezeigt und Kirk und Spock
müssen entsetzt feststellen, dass es sich dabei um John Gill handelt. Als die beiden von einem
ekosianischen Nazi angehalten werden, der sie als Zeonisten im Verdacht hat, können die beiden ihn
überwältigen und Spock zieht die Uniform des Soldaten an, damit die beiden die Möglichkeit haben,
ins Führerhauptquartier vorzudringen und mit Gill zu reden. Unterwegs können sie einen weiteren Nazi
überwältigen und dessen Uniform stehlen, so dass auch Kirk nicht mehr auffällt. Vor dem Hauptquartier
werden sie jedoch von einem SS-Offizier gestoppt, der Spock befiehlt, den Helm abzunehmen, woraufhin
dessen vulkanische Ohren zum Vorschein kommen.
Die beiden werden festgenommen, ihre Kommunikatoren und Phaser eingezogen. Im Keller werden Kirk und
Spock geschlagen und verhört, doch die SS bringt nichts aus den beiden heraus. Dann erscheint
der Parteivorsitzende Eneg, der befiehlt, die beiden einzusperren, obwohl man Gefangene
normalerweise sofort hinrichtet, wenn das Verhör abgeschlossen ist. Doch Eneg ist der Meinung, dass
sie nach einer Weile im Gefängnis aufweichen und dann doch noch zu reden beginnen.
Kirk und Spock treffen im Gefängnis Isak wieder. Dieser erklärt ihnen die Hintergründe des Ganzen.
Die Zeoner kamen vor einigen Jahren auf den Planeten um die wilden Ekosianer zu zivilisieren,
doch dann begann die Nazibewegung und die Zeoner wurden zu Zeonisten und zur Gefahr erklärt.
Seither ist die Verfolgung der Zeoner an der Tagesordnung und wenn alle tot sind,
wird als Endlösung der Planet Zeon angegriffen werden. Die Ekosianer machten sich bei ihrem Vorgehen
die mitgebrachte Technik der Zeoner zunutze und da sie pazifistisch veranlagt sind, gibt es kaum Gegenwehr
gegen die Ekosianer. Der Beginn des Nazi-Regimes fällt ungefähr mit der Zeit von Gills Ankunft auf dem
Planeten zusammen.
Kirk und Spock können sich mit Hilfe ihres implantierten Transponders aus der Zelle befreien. Sie
nehmen Isak auf ihrer Flucht mit. Dabei überwältigen sie zwei Soldaten und rauben denen erneut die
Uniform. Sie dringen bis ins Waffenlabor der SS vor, wo sie ihre Kommunikatoren vorfinden, die
jedoch völlig auseinandergebaut wurden. Die Phaser sind nicht aufzufinden. Die drei nehmen
die Bauteile der Kommunikatoren mit und flüchten aus dem Hauptquartier. Sie werden von Isak zu
seiner Untergrundbewegung gebracht.
Dort erfährt Isak, dass seine Braut von den Nazis getötet wurde. Kirk und Spock suchen
sich einen ruhigen Ort, um die Kommunikatoren wieder zusammenzusetzen. Die "Heldin des Vaterlandes" Daras
erscheint plötzlich mit zwei SS-Männern, doch Kirk und Spock gelingt es Daras zu überwältigen.
Es stellt sich heraus, dass Daras der Untergrundbewegung angehört und man nur testen wollte, ob
Kirk und Spock Nazi-Spione sind. Der Captain erklärt nun, dass er und sein Begleiter von der Föderation
kommen und herausfinden wollen, was mit Gill los ist. Daras berichtet, dass dieser noch am Abend eine Rede
im Hauptquartier halten solle und sie dazu eingeladen sei.
Am selben Abend gehen Daras, Kirk, Spock und Isak ins Hauptquartier. Sie tarnen sich als Fernsehteam,
welches die Heldin des Vaterlandes einen Abend lang begleitet. So kommen sie unerkannt und unbehelligt
ins Hauptquartier hinein. Sie können einen kurzen Blick auf Gill werfen. Er sitzt völlig regungslos in
einem Stuhl und wartet auf den Beginn der Übertragung seiner Rede. Kirk vermutet, dass Gill unter
dem Einfluss von Drogen steht und lässt deswegen mit dem von Spock reparierten Kommunikator McCoy
in SS-Uniform runterbeamen.
Die Rede beginnt und die Crew der Enterprise stellt fest, dass sie lediglich aus zusammenhanglosen
leeren Phrasen besteht, die aus alten Archivaufnahmen zusammengeschnitten wurden. Gill selbst bewegt
sich während der ganzen Rede überhaupt nicht und ein Mikrofon verdeckt seinen Mund, so dass niemand
bemerkt, dass er gar nicht die Rede hält. Nach der Rede können Kirk, Spock, McCoy, Daras und Isak
zu Gill vordringen. McCoy stellt fest, dass er tatsächlich unter Drogen steht, er gibt ihm eine
Stimulanz und Spock stellt bei Gill mit einer Geistesverschmelzung einen Zustand her, in dem er auf
Fragen antworten kann. Gill erklärt Kirk, dass Nazi-Deutschland immer einer der effektivsten Staaten
der Erde gewesen sei. Deswegen wollte Gill einen friedlichen Nazistaat aufbauen, um die Bevölkerung von
Ekos zu vereinen, doch dann habe Melakon, sein Stellvertreter, die Führung übernommen und ihn unter
Drogen gesetzt. Melakon benutze ihn für seine Zwecke und habe auch damit begonnen, die Zeoner zu verfolgen.
Inzwischn verkündet Melakon, dass der Führer die Endlösung beschlossen habe und dass bereits eine
Flotte von Raumschiffen unterwegs zum Planeten Zeon sei, um dort diese durchzuführen.
Eneg kommt mit zwei Wachen in den Raum, wo sich Gill und die anderen befinden. Kirk gibt Spock
als Verräter aus, der Gill töten wollte. Daras sagt Eneg, dass Spock unbedingt Melakon vorgeführt
werden müsste. Eneg, der ebenfalls zu Isaks Untergrundbewegung gehört, spielt mit und führt Spock
zu Melakon, während Kirk bei Gill bleibt und ihm noch eine weitere Stimulanz injiziert.
Während sich Melakon mit Spock beschäftigt, kann Kirk Gill dazu bringen noch eine weitere Rede zu
halten, in der er Melankon als Verräter hinstellt und der Flotte befiehlt, sofort nach Ekos
zurückzukehren. Außerdem befiehlt er alle Feindseligkeiten gegenüber den Zeonern bzw. Zeonisten einzustellen.
Melakon feuert daraufhin kurzerhand mit einem Maschinengewehr auf die Kabine, in der Gill die Rede hält.
Isak erschießt daraufhin Melakon und als ein Nazi Isak erschießen will, hält Eneg ihn davon ab und
verkündet, dass bereits genug Blut geflossen sei. Nun solle ein friedlicher Staat gegründet werden.
Der schwer verletzte Gill gesteht er Kirk gegenüber ein, dass er sich geirrt habe und die Hauptdirektive
doch der einzige richtige Weg sei. Dann stirbt er in Kirks Armen.
Kirk, Spock und McCoy kehren auf die Enterprise zurück in der Hoffnung, dass die Ekosianer und die
Zeoner ihre Feindseligkeiten beenden und Ekos auf friedlichem Wege regiert werden wird.
Bewertung
"Schablonen der Gewalt" ist selbst nach so vielen Jahren und etlichen weiteren Star Trek-Serien
die umstrittenste TOS-Folge überhaupt. Sie beschäftigt sich mit dem recht heiklen Thema des
Nationalsozialismus. Viele werfen der Folge vor, dass sie die Gefahren, die von einer Nazidiktatur
ausgehen, verallgemeinert und verharmlost. Die Folge wurde im deutschen Free-TV lange überhaupt nicht
gezeigt und erst 1996 aufgrund der Videoveröffentlichung der Serie synchronisiert.
Schließlich erfolgte am 4. November 2011 von zdf_neo im deutschen Free-TV die Erstausstrahlung.
Zunächst sei gesagt, dass es nicht die Zielsetzung dieses Reviews ist, völlig objektiv zu erörtern,
ob die Folge die Problematik des NS-Regimes richtig erfasst hat. Erstens würde das den Rahmen sprengen
und zweitens kann es darüber kein endgültiges Urteil geben. Die Handlung polarisiert zu sehr und es gibt
zu dieser Folge so viele verschiedene Meinungen, wie es verschiedene Star Trek-Fans gibt. Hier geht es
nur um die subjektive Meinung des Autors, der sich gleichwohl um Objektivität bemüht.
Es ist sicher lobenswert, dass sich Star Trek an ein so schwieriges Thema überhaupt herantraut.
Star Trek war schon immer eine Serie, die vor schwierigen und heiklen Themen nicht zurückschreckte,
sondern im Gegenteil versucht hat, solche Themen ernsthaft und differenziert zu behandeln.
Man muss jedoch bedenken, dass es sich bei Star Trek nicht um das Telekolleg, sondern um eine
TV-Unterhaltungsserie handelt, für die es natürlich schwierig ist, innerhalb von 45 Minuten ein
derart komplexes Thema wie das Nazi-Regime zu behandeln und dabei noch eine kurzweilige Episode
zu präsentieren.
So muss die Folge natürlich auch zwangsläufig an einer umfassenden Durchleuchtung der Umstände,
die in Deutschland zur Nazibewegung geführt haben, scheitern. Dies ist in der Kürze der Zeit
gar nicht zu bewerkstelligen. Da es sich noch dazu um eine amerikanische Serie handelt
und die Amerikaner ihre ganz eigene Sicht auf die Geschichte Deutschlands haben, ist "Schablonen der
Gewalt" als historische Aufarbeitung der NS-Zeit sicherlich ungeeignet und das war den
Machern sicher auch bekannt.
Die Umstrittenheit der Folge macht sich interessanterweise immer wieder an einigen wenigen Zitaten
fest. Da wäre zum einen der oft falsch wiedergegebene Dialog zwischen Kirk und Spock über die
Nazi-Uniformen.
Spock gibt Kirk seine Uniform, woraufhin Kirk sagt: "Ja, es ist schade, dass ihre nicht so attraktiv
ist wie meine. Gestapo, glaube ich."
Spock erwidert daraufhin: "Vollkommen richtig. Sie würden einen sehr überzeugenden Nazi abgeben."
Dieser Dialog wird meiner Meinung nach viel zu sehr überbewertet. Es ist sicher richtig, dass
der Witz angesichts der Ernsthaftigkeit des Themas unpassend ist, es gibt jedoch einige viel
problematischere Aussagen in der Folge, die von den Fans bei den zahlreichen Diskussionen
oft völlig vergessen werden. Noch dazu sind die Witze, die die Folge durchziehen, letztendlich
nur ein Zeichen dafür, dass das Dritte Reich für die Amerikaner kein derart ernstes und heikles Thema
ist, wie für uns Deutsche.
Wirklich problematisch ist der Dialog zwischen Kirk, Spock und Gill, in dem Gill sagt, er hätte
vorgehabt, einen friedlichen Nazistaat aufzubauen, weil Nazi-Deutschland vom wirtschaftlichen
Standpunkt her erfolgreich gewesen sei. Spock gibt ihm daraufhin Recht und Gill erwidert noch, dass es am
Anfang auch funktioniert habe, bis Melakon die Macht übernommen hätte. Gill bezeichnet das NS-Regime
auch als die wirkungsvollste Staatsform, die die Welt je gesehen habe.
Dies ist eine völlige Verdrehung der Tatsachen, denn der deutsche NS-Staat war zu keiner Zeit friedlich
und selbst in der Zeit von 1933-1939, also vor dem Beginn des Krieges wurde unterm Strich Krieg gegen
das eigene Volk bzw. Teile davon geführt. Und was die Wirtschaft angeht, so funktionierte sie überhaupt
nur auf Pump durch die maßlose Aufrüstung und Kriegsvorbereitung und später durch die hemmungslose
Ausplünderung der eroberten Gebiete. Somit ist es falsch, den Nazi-Staat wirtschaftlich erfolgreich
zu nennen, denn die "blühende" Wirtschaft zog ein explosionsartiges Ansteigen der Staatsverschuldung
nach sich und zu Beginn des 2. Weltkrieges hatte Deutschland die höchste Staatsverschuldung aller Zeiten.
Das hätte gerade auch Gill als Historiker wissen und verstehen müssen.
Da dieser Dialog in der Konsequenz aber auch heißt, dass ein Nazi-Staat ohne die bösen, machthungrigen
Führer funktionieren würde, ist dies auch eine ziemlich massive Verharmlosung der Gefährlichkeit
des NS-Regimes. Vor diesem gefährlichen Aspekt der Aussage der Folge kann man nicht eindringlich genug warnen.
Der Episode wird von manchen Kritikern darüber hinaus vorgeworfen, sie würde das NS-Regime in gewisser Weise
verherrlichen. Dieser Vorwurf ist aber nicht gerechtfertigt. Die Folge macht zwar einige leichtfertige
Aussagen über die Nazi-Herrschaft, sie verharmlost das Regime aber durchaus nicht, denn die allgegenwärtige
Gewalt, die von den Protagonisten des Regimes ausgeübt wird, verherrlicht doch rein gar nichts, im Gegenteil,
sie stößt ab.
Dass das Nazi-Regime nach 45 Minuten dann auch vom Tisch gefegt war, hat viele Zuschauer gestört.
Nun, das ist jedoch wohl ein Zugeständnis, welches man an das Fernsehen machen musste. Schließlich
musste die Folge nach 45 Minuten zu Ende sein.
Fehl am Platz ist aber die Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung auf der Brücke der Enterprise am Ende.
Auch erscheint der Optimismus der Crew, dass Ekos nun in guten Händen ist, etwas übertrieben.
Es ist sicher nicht mit dem Einlenken einiger weniger führender Persönlichkeiten getan, um das
Nazi-Regime mitsamt seiner schädlichen und gewaltbereiten Ideologie auf dem Planeten zu beseitigen.
Der den Ekosianern eingeimpfte Hass gegen die Zeoner lässt sich nicht so einfach wieder abstellen und
es wird wohl noch lange dauern, bis die beiden Planeten wertvolle Mitglieder für die Föderation werden, wie
Spock das ausdrückt.
Hat John Meredyth Lucas die geschichtlichen Hintergründe des NS-Regimes verstanden? Eine Äußerung
Kirks am Ende der Folge verleitet mich zu der Antwort: Nein. Kirk bezeichnet das Führerprinzip als
das Schlimmste am Dritten Reich. Man kann doch die komplexen und schwer zu überschauenden Umstände,
die das Nazi-Regime so grausam und unmenschlich gemacht haben, nicht auf das Führerprinzip reduzieren.
Zumindest aus deutscher Sicht ist das eine ziemliche Verzerrung und Vereinfachung der geschichtlichen
Hintergründe. Da scheinen ganz offenbar Lucas' Geschichtskenntnisse nicht ausgereicht zu haben, um
eine fundiertere Aussage zu treffen.
Warum die Serie gerade mit dieser Folge so große Probleme hatte, ist schwer zu beantworten. Es gab
viele Folgen, in denen die Enterprise auf Parallelwelten zur Erde traf und die Serie andere
Zeitepochen der Erde näher beleuchtete (zum Beispiel das römische Reich in
2.25: Brot und Spiele). Auch in diesen Folgen ging es zum Teil um grausame
und unmenschliche Regime und auch dort sind die historischen Zusammenhänge nur sehr lücken- oder
sogar fehlerhaft, aber auf jeden Fall sehr oberflächlich wiedergegeben. Die historische
Aufarbeitung dieser Zeitepochen war keineswegs besser als in dieser Folge und doch ist keine
dieser Folgen auch nur annähernd so umstritten, wie "Schablonen der Gewalt".
Das mag vielleicht daran liegen, dass das NS-Regime wegen seiner monströsen Verbrechen, davon
besonders dem Völkermord an den Juden, einmalig in der Geschichte dasteht. Ein anderer Grund mag sein,
dass die traumatischen Erinnerungen an den 2. Weltkrieg zur Entstehungszeit der Folge noch deutlich
präsenter in den Köpfen der Menschen waren. "Patterns of Force" entstand immerhin nur 23 Jahre nach Kriegsende.
Eine Fernsehserie ist sicher von vornherein ungeeignet, um sich wirklich ernsthaft mit dem extrem
komplexen Thema der Nazi-Zeit auseinanderzusetzen, auch wenn es vielleicht nicht unmöglich ist.
"Schablonen der Gewalt" gibt jedoch viele geschichtliche Zusammenhänge falsch wieder und geht an
mehreren Punkten zu leichtfertig mit dem Thema um. Hier hätte man, wenn man das ausgesprochen heikle
Thema schon anschneidet, mit mehr Sorgfalt vorgehen müssen.
Das ist es letztendlich auch, was die Folge so enttäuschend macht, vor allem da man von Star Trek
in diesem Zusammenhang auch Besseres gewohnt ist.
Es sollte letztendlich jedem Zuschauer selbst überlassen bleiben zu entscheiden, was er von dieser
Folge und ihrer Auseinandersetzung mit der Nazizeit hält.
Die Brisanz des Themas jedoch bleibt. Deswegen wurde die Folge auch lange Zeit nicht im deutschen
Free-TV gezeigt, weil man es schlicht den vielen Zuschauern, die die Nazizeit noch bewusst erlebt
hatten, nicht zumuten wollte, mit einer derart gewöhnungsbedürftigen Sicht der Geschichte konfrontiert
zu werden. Lieber kehrte man es einfach unter den Teppich. Die NS-Zeit war ohnehin damals ein Tabuthema
in Deutschland.
Doch inzwischen wurde dieses Tabu gebrochen und die Deutschen setzen sich recht offen und kritisch
mit solch unangenehmen Themen in der Vergangenheit ihres Landes auseinander. Vor Neonazibewegungen sollte
man dabei aber keine Angst haben, sie können mit dem multikulturellen Star Trek eh wenig anfangen und
letztlich hat die Folge ja bei allen Unzulänglichkeiten auch eine eindeutige Anti-Nazi-Aussage.
Als die Serie 1996 auf Video erschien, wurde die Folge synchronisiert. Zunächst wurde versucht
zu klären, ob an den Gerüchten, dass die Folge bereits in den 70er-Jahren vom ZDF unter dem Titel
"Kirks Traum" synchronisiert wurde, etwas dran ist. Diese Gerüchte hielten sich lange hartnäckig.
In der fraglichen Synchronisation soll die Folge wohl ähnlich wie in
2.01: Weltraumfieber so umgeschnitten worden sein, dass sich die gesamten
Geschehnisse am Ende als ein Traum von Kirk herausstellen. K.E. Ludwig, der Synchronsprecher von
Scotty, behauptete auf einer Convention einmal, dass es diese Synchronisation tatsächlich gegeben
habe, einige Jahre später äußerte er aber das genaue Gegenteil. Auch hat bis heute keiner diese erste
deutsche Version der Folge zu sehen bekommen. Die Recherchen im Vorfeld der Videoveröffentlichung
blieben ebenfalls ergebnislos und so wurde die Folge synchronisiert. Man hielt sich bei dieser
Episode sehr genau an die Originalfassung. Das Synchronisationsdrehbuch wurde sogar von zahlreichen
Sachverständigen überprüft, um bei dieser problematischen Thematik ja keinen Fehler zu machen. Die
Synchronisation ist auch durchaus gelungen. Es wurde auf die sonstigen Albernheiten der deutschen
Synchronisation verzichtet und man hielt sich wie bei keiner anderen Folge an das Original. Zwar
wirken die deutschen Sprecher, die für diese Folge fast alle wieder vereint werden konnten,
inzwischen viel zu alt, doch handelt es sich dabei um ein allgemeines Problem der TOS-Synchronisation.
Vor der Veröffentlichung auf DVD hätten sich die Verantwortlichen vielleicht wirklich überlegen sollen,
ob eine komplette Neu-Synchronisation der Serie nicht doch wünschenswert gewesen wäre. Doch auf dieses
Thema wurde bereits im Review zu 2.09: Metamorphose genauer eingegangen.
Für die DVD wurde die Version der Video-Veröffentlichung übernommen.
Kirk bricht hier erneut die Hauptdirektive, allerdings tut er es ähnlich wie in
2.17: Epigonen nur um den Einfluss, den die Föderation durch
John Gill bereits ausgeübt hat, wieder zu korrigieren. Dadurch, dass John Gill am Ende erkennt, dass
die Direktive richtig ist, wird sie hier also eher gestärkt als demontiert.
Zum ersten und letzten Mal erscheinen die subkutanen Minitransponder, die sich als recht nützlich
erweisen und bei denen man sich zwangsläufig fragt, wieso man sie nicht viel öfter einsetzt.
Die Folge beinhaltet unter den Gaststars keine bekannten Charaktere.
Sie stellt den ersten Beitrag von John Meredyth Lucas dar, nachdem er zu Gene L. Coons
Nachfolger als Produzent der Serie ernannt wurde. Er hatte bereits
2.03: Ich heiße Nomad beigesteuert, schrieb noch zwei weitere Drehbücher
und führte auch bei 3 Folgen Regie.
Zum ersten Mal in der zweiten Staffel führte hier Stammregisseur Vincent McEveety Regie.
Nach 2.17: Epigonen ist erneut die Austattung der Folge, was Kulissen
und Kostüme angeht, sehr gelungen. Für die Dreharbeiten wurden auch einige Gebäude von Paramount
verwendet, zum Beispiel das Produzentengebäude als Nazihauptquartier.
Alles in allem ist "Schablonen der Gewalt" ein zweischneidiges Schwert. Die Folge bemüht sich zwar
um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema, scheitert letztendlich jedoch an
der Komplexität des Themas und stellt es zu oberflächlich dar. Deswegen ist die Folge auch allenfalls
Durchschnittskost unter den Star Trek-Episoden.
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