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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 3134,0
Die Enterprise empfängt seltsame Werte und folgt diesen zu ihrem Ausgangspunkt,
einem unbekannten Planeten. Spock stellt fest, dass es sich bei den Interferenzen
um Zeitverwerfungen handelt. Diese schütteln die Enterprise ziemlich stark durch.
Plötzlich explodiert Sulus Konsole und er wird schwer verletzt. McCoy injiziert
ihm Cordrazin, ein ziemlich starkes Präparat, das aber in kleinen Mengen Leben
retten kann. Auch bei Sulu hat die Substanz Erfolg. Als die Enterprise erneut
schwankt, stürzt McCoy unbeabsichtigt in die Spritze und injiziert sich versehentlich
das ganze restliche Cordrazin, das noch in der Spritze war. Die Überdosis löst bei ihm
schwere Wahnvorstellungen aus. Er glaubt, dass alle ihn umbringen wollen.
Die Brückencrew versucht den Doktor ruhig zu halten, doch er kann sich losreißen
und schafft es bis zum Lift. Kirk lässt sofort das ganze Schiff nach ihm absuchen,
doch McCoy gelangt in den Transporterraum, wo er den Transporterchief niederschlägt
und auf den Planeten beamt.
Kirk, Spock, Scotty, Uhura, Lt. Galloway und eine Wache beamen ebenfalls auf den
Planeten, um nach dem Schiffsarzt zu suchen. Steinerne Ruinen findet man vor. Die
Zeitverwerfungen gehen von einem Steintor aus, das offenbar ein hochentwickeltes
Zeitportal ist. Es bezeichnet sich als "Wächter der Ewigkeit" und spricht zu Kirk
und Spock, stellt ihnen die Geschichte der Erde dar und erklärt, dass das Tor sie
jederzeit in eine der Epochen bringen könnte, die dargestellt werden.
Inzwischen wurde McCoy gefunden, der noch immer seine Wahnvorstellungen hat. Spock
kann ihn zunächst mit seinem Nackengriff außer Gefecht setzen. Dann beginnt er mit
dem Tricorder aufzuzeichnen, was man in dem Zeitportal sieht. Als McCoy wieder
aufwacht, springt er in einem unbeobachteten Moment durch das Zeitportal und
verschwindet in der Vergangenheit der Erde.
Uhura stellt fest, dass die Enterprise nicht mehr auf ihre Rufe antwortet. Der
Wächter erklärt, dass McCoy die Zeitlinie verändert habe und die Enterprise
und die Welt, wie sie das Außenteam kennt, nicht mehr existieren würden. Kirk und Spock
wollen McCoy in die Vergangenheit folgen, um die Zeitlinie wieder zu korrigieren.
Der Tricorder hat den Zeitpunkt von McKoys Sprung aufgezeichnet und Spock berechnet,
wann dieser geschichtliche Zeitabschnitt erneut im Tor auftaucht. Als es soweit ist,
springen die beiden.
Sie landen in New York, im Jahr 1930. Da sie natürlich unpassend gekleidet sind und
Spocks Ohren ebenfalls Aufsehen erregen, will Kirk ein paar Kleider stehlen. Dabei
wird er prompt von einem Polizisten ertappt, doch die beiden können ihn überwältigen
und mitsamt den Kleidern in einen Keller flüchten. Dort ziehen sie sich um. In dem
Keller werden sie von Edith Keeler überrascht, die die Straßenmission leitet und
ihnen einen Job anbietet. Sie sorgt außerdem für eine Unterkunft für die beiden.
Als sie in der Mission ihr Essen einnehmen, hält Keeler eine Rede. Die Obdachlosen
sind zwar wenig interessiert an dem, was sie sagt, doch Kirk hört gerne zu.
Keeler erzählt davon, dass sie fest daran glaube, dass die Kräfte der Menschheit
früher oder später eingesetzt würden um Frieden zu erreichen und in den Weltraum
vorzudringen.
Von ihrem erarbeiteten Geld kaufen Kirk und Spock allerlei Geräte und Materialien,
die Spock für die Herstellung eines primitiven Rechners benötigt. Mit diesem Computer
könnte er die Informationen seines Tricorders auswerten und wüsste dann genau, was
McCoy an der Vergangenheit verändert hat.
Im Laufe der Zeit freundet sich Kirk mit Edith Keeler an, die durchaus bemerkt,
dass mit den beiden Neuankömmlingen irgend etwas nicht stimmt.
Nach einigen Tagen kann Spock seine Maschine für kurze Zeit zum Laufen bringen und
erfährt einige Dinge. Edith Keeler scheint der Schlüssel zu dem Ganzen zu sein.
Spock findet in seinem Tricorder einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1936, in dem
steht, dass Edith Keeler Gespräche mit dem Präsidenten über die neue Friedenspolitik
geführt hat. Kurze Zeit später findet Spock noch einen anderen Zeitungsartikel von
1931 in dem steht, dass sie bei einem Verkehrsunfall getötet wurde. Da unmöglich beide
Versionen wahr sein können, muss es für Keeler aufgrund von McCoys Einmischung zwei
verschiedene Zukunftsversionen geben. Allerdings wissen Kirk und Spock nicht, welches
die Zukunft ist, die dafür sorgt, dass das 23. Jahrhundert wieder so aussieht, wie sie es
kennen. Spocks primitiver Computer gibt vorerst den Geist auf und die beiden müssen sich
einige Tage gedulden, bis er alles wieder repariert hat.
Der Captain muss inzwischen einsehen, dass er sich in Edith Keeler verliebt hat und er
es nur schwer ertragen könnte, wenn sie sterben müsste um die Zukunft zu sichern.
Inzwischen trifft McCoy in der Vergangenheit ein. Das Cordrazin wirkt noch und nach
kurzer Zeit bricht er bewusstlos zusammen. Erst am nächsten Morgen erwacht er wieder
und kann sich gerade noch in Keelers Mission schleppen. Als die ihn sieht, hilft sie ihm
sofort und legt ihn in einem Hinterzimmer auf ein Bett, damit er sich erstmal ausruhen
kann.
Spock findet inzwischen die entscheidende Information: McCoy rettet Edith nach dem
Verkersunfall das Leben und sie wird in den nächsten Jahren sehr berühmt. 1936
trifft sie sich mit dem Präsidenten und beeinflusst die zukünftige Politik mit der
Folge, dass die Vereinigten Staaten sich nicht in den späteren 2. Weltkrieg einmischen.
Das führt aber dazu, dass Hitler die Atombombe ungestört entwickeln und einsetzen
und den Krieg gewinnen kann. Dies wiederum beeinflusst die Geschichte der Erde bis ins
23. Jahrhundert so stark, dass es keine Föderation geben wird.
Edith Keelers Vorstellungen sind zwar richtig, doch sie geben der Zeitlinie einen
anderen Verlauf, deshalb muss sie sterben, damit Kirk und Spock ihre Mission erfüllen
können.
McCoy geht es langsam aber sicher wieder besser. Die Cordrazinvergiftung lässt endlich
nach. Er möchte sich bei Keeler bedanken, doch sie sagt ihm, dass sie heute schon
etwas anderes vorhabe, sie wolle in einen Clark Gable-Film gehen. McCoy fragt, wer
dieser Clark Gable sei und Keeler wundert sich sehr darüber, dass er noch nie etwas
von ihm gehört hat.
Als sie am Abend mit Kirk ins Kino gehen will, zeigt sich der Captain genauso unwissend
und Keeler sagt zu ihm, dass Dr. McCoy sie dasselbe gefragt habe. Schlagartig wird
Kirk klar, dass McCoy bereits in der Vergangenheit eingetroffen ist und er
stürmt zurück zur Mission. Aus dem Gebäude kommen in diesem Moment Spock und McCoy
heraus. Als Keeler die Straße überquert, um zu den dreien zu gelangen, wird sie von
einem Lastwagen angefahren und tödlich verletzt. McCoy will sie noch retten, doch Kirk
hält ihn zurück, auch wenn es ihm sehr schwerfällt.
Die drei kehren in die Zukunft zurück, die wieder so ist, wie sie vor McCoys
Eingreifen war.
Bewertung
Bei "Griff in die Geschichte" handelt es sich um eine erstaunlich komplexe
45-Minuten-Folge, die zunächst einmal als klassische Zeitreise daherkommt, mit
all den Problemen, die Reisende in die Vergangenheit zwangsläufig haben (Kleidung,
merkwürdiges Verhalten usw.). Zusätzlich müssen noch die Auswirkungen von McCoys
Anwesenheit in der Vergangenheit rückgängig gemacht werden. Kirk hat außerdem noch eine
Liebesgeschichte, der viel Zeit eingeräumt wird und bei der es sich keineswegs um
eine seiner oberflächlichen Romanzen handelt.
Obwohl es sich eher um eine tragische Folge handelt, wird sie insgesamt durch einige
sehr gelungene Gags abgerundet, zum Beispiel als Kirk dem Polizisten versucht Spocks
Ohren zu erklären.
Fast schon nebenher werden die Charaktere von Kirk und Spock näher beleuchtet. Ihre
Beziehung zueinander erfährt in dieser Folge einen grundlegenden Wandel. Ihre
Freundschaft wird vertieft, die beiden wachsen zusammen, zum Beispiel wird Spock in
späteren Folgen viel öfter Kirks Vornamen Jim als Anrede benutzen.
Kirk steht dieses Mal vor einer schweren Wahl. Soll er seinen Gefühlen folgen und
Keelers Leben retten? Dann könnte er mit ihr vielleicht ein glückliches Leben in der
Vergangenheit verbringen, dafür würde es das 23. Jahrhundert wie er es kennt aber
nicht mehr geben. Auf der anderen Seite kann er die Zukunft retten, wenn er Keeler
sterben lässt, doch dann muss er mit seinem Schmerz über ihren Tod leben.
Letztendlich siegt, wie erwartet, sein Pflichtbewusstsein über seine privaten
Gefühle.
Spock versteht Kirks Dilemma, kann ihm aber in dieser Frage nicht weiterhelfen. Seine
uneingeschränkte Loyalität seinem Captain gegenüber wird in kaum einer Folge so deutlich
wie hier. Obwohl er weiß, dass Keeler für den Erhalt der Zukunft sterben muss und
Kirk bei dieser Entscheidung nicht unbefangen ist, überlässt er seinem Freund die
Entscheidung, auch wenn das bedeuten könnte, dass er mit ihm in der Vergangenheit bleiben
muss. In jedem Falle unterstützt er Kirk.
Lobenswert ist, dass die Folge eine starke und intelligente Frau in den Mittelpunkt
stellt und dies wie eine Selbstverständlichkeit behandelt, ganz anders, als es sonst
in den 60er Jahren üblich war.
Keeler vertritt genau Roddenberrys positive Zukunftsvision. Die Story zeigt aber auch auf,
dass eine naive Friedenspolitik nicht immer Erfolg haben kann. Abgesehen davon erscheint
es eher zweifelhaft, ob sich US-Präsident Franklin D. Roosevelt in seiner Außenpolitik
irgendwie hätte dreinreden lassen. Hinzu kommt, dass den USA nach dem Überfall Japans 1941
ja gar keine andere Möglichkeit blieb, als in den Krieg einzutreten.
Die meisten Star Trek-Episoden hören mit einem Happy End auf, umso interessanter
ist das tragische Ende dieser Folge. Alle Darstellerleistungen lassen
eigentlich nichts zu wünschen übrig, auch Shatners Verkörperung des unter dem Tod
seiner Freundin leidenden Kirk kann überzeugen.
Obwohl die Folge sicher gut durchdacht und schön anzusehen ist, kommt auch sie nicht
völlig ohne Ungereimtheiten aus. Sie gibt, wie eigentlich fast alle Zeitreisen in
Star Trek, einige Rätsel auf. Zum Beispiel gerät McCoy in die Vergangenheit und
ändert dadurch den Zeitablauf. Dadurch verschwindet die Enterprise, da es die
Föderation und die Zukunft, wie wir sie aus Star Trek kennen, nie gegeben hat.
Seltsam ist allerdings, wieso das Außenteam dann nicht ebenfalls verschwindet,
schließlich wären sie dann auch nie auf diesem Planeten angekommen. Und auch McCoy
hätte dann verschwinden müssen, was wiederum bedeutet, dass er dann die Vergangenheit
nicht hätte verändern können. Hier tut sich wieder das berühmte Großvater-Paradoxon auf.
Weiterhin ist unklar, wie es überhaupt zu Keelers Verkehrsunfall kommen konnte, wenn
doch die Zeitreisenden gar nicht da waren und die berühmte Frau auch nicht über die
Straße laufen musste. Man kann das wohl eher als dramaturgischen Kunstgriff einordnen.
Mit der ohne Frage sehr gelungenen Handlung, die sich auf die Charaktere stützt und
sie gekonnt vertieft, wäre die Folge ein hervorragender Staffelabschluss für die
erste Staffel gewesen, doch es wurde noch eine 29. Folge produziert, die leider
an das Niveau dieser nicht herankommt.
In dieser Folge gibt es ein Wiedersehen mit John Winston in der Rolle von
Lieutenant Kyle und David L. Ross als Lieutenant Galloway. Auch Michael Barrier
hat einen Auftritt als Lieutenant Vincent DeSalle.
Drehbuchautor Harlan Ellison arbeitete nur dieses eine Mal für die Serie. Er
war über die Überarbeitungen, die sein Drehbuch offenbar durchlaufen hat,
höchst unerfreut und meinte, dass seine ursprüngliche Version deutlich besser als
die gedrehte Version gewesen sei. Vermutlich gingen bei der Überarbeitung tatsächlich
einige gelungene Abschnitte des Drehbuchs verloren, allerdings muss man auch
zugeben, dass eine Straffung wohl nötig war, um die Produzierbarkeit der Folge
zu gewährleisten. An den Bearbeitungen waren alle wichtigen Autoren der Serie,
Gene L. Coon, D.C. Fontana und Gene Roddenberry, beteiligt.
Regie führte wieder einmal Stammregisseur Joseph Pevney.
Die deutsche Version wurde für Sat.1 hergestellt.
Der Originaltitel ist mal wieder besser gewählt, als der deutsche Titel, ansonsten
kann die deutsche Version aber recht gut überzeugen. Lediglich eine einzige Szene ist
problematisch und das ist diejenige, in der Spock die Aufzeichnungen seines Tricorders
abspielen kann und herausfindet, was McCoy an der Vergangenheit geändert hat.
Dabei ist im amerikanischen Original die Aufzeichnung einer Nazi-Kundgebung
enthalten, in der Hitlers Anhänger "Sieg Heil" rufen. Ganz offensichtlich wollte man
diese Aufnahmen für die deutschen Zuschauer vermeiden und kürzte die Szene drastisch. Leider
wurde dabei auch Spocks Erklärung, wie McCoy die Vergangenheit verändert hat, größtenteils
rausgeschnitten. So kann man in der deutschen TV-Version nur erahnen, welchen Einfluss Edith
Keelers Friedensbewegung auf den Krieg gehabt hat. Im Original wird dies deutlicher
hervorgehoben. Hier wird klar, dass Keelers Friedensbewegung dafür sorgte, dass Amerika
nicht in den 2. Weltkrieg eingriff und Deutschland somit als erstes die Atombombe entwickelte.
"Griff in die Geschichte" ist damit zusammen mit 1.23: Krieg der Computer,
2.16: Meister der Sklaven und
2.23: Das Jahr des roten Vogels eine von nur 4 Episoden, in
denen auch Sat.1 bei der Synchronisation zur Schere griff (von kleineren Pausenausblendungen,
die hier und da fehlen, sei mal abgesehen).
Die DVD-Version enthält auch diese Szene komplett. Die Original-Dialoge wurden mit neuen
deutschen Sprechern wieder eingefügt bzw. ergänzt, womit diese Szene nun auch im Deutschen mehr Sinn ergibt.
"The City on the Edge of Forever" war mit 250.000 Dollar die bis dahin teuerste
TOS-Folge und wurde bis zum Ende der Serie auch von keiner anderen mehr übertroffen.
Bei knapp 200.000 Dollar Budget pro Folge musste für diese erheblich teurere Episode
bei anderen Folgen gespart werden. Dafür sind sowohl die Kulissen als auch
die Kostüme in den Szenen der Vergangenheit hervorragend. Lediglich die Gegend
um das Zeitportal ist deutlich als Studiokulisse zu erkennen und die Ruinen rund um
das Portal wirken etwas lustlos platziert. Aber darüber kann man hinwegsehen, denn
die Folge hat ansonsten auf jeden Fall 6 Punkte für die Effekte verdient.
Die Originalversion des Drehbuchs wurde 1967 mit dem Preis für das beste Drehbuch
der Autorenvereinigung ausgezeichnet. Die Folge selbst erhielt den Hugo Award als
bester Science Fiction-Beitrag.
Drehbuchüberarbeitungen hin oder her, die Folge ist und bleibt hervorragend und so
verschieden die Ansichten der Star Trek-Fans auch sind, "Griff in die Geschichte"
wird fast ausnahmslos als der beste TOS-Beitrag angesehen.
Jedenfalls landet die Folge bei Umfragen nach der beliebtesten Folge regelmäßig
auf Platz 1.
Eine Folge, die rundum überzeugt und in allen Kategorien die Bewertung "Sehr gut"
verdient hat.
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