Episodenbeschreibung
Sternzeit: 2124,5
Die Enterprise durchfliegt auf dem Weg zur Kolonie Beta VI eine öde Region
des Weltraums. Plötzlich taucht auf dem Schirm ein Objekt auf, das in den
Sternenkarten nicht verzeichnet ist. Es handelt sich um einen Planeten, der
hohe Radiostrahlung aussendet. Kirk will mit dem Schiff gerade ausweichen,
als plötzlich Sulu verschwindet. Kurze Zeit später ist auch Kirk selbst
verschwunden.
Spock dirigiert die Enterprise in den Orbit des Planeten und sucht mit den
Sensoren nach Kirk und Sulu, ohne sie jedoch zu finden. Dann empfängt die
Enterprise eine Grußbotschaft vom Planeten. McCoy, Lt. Jaeger und Lt. DeSalle
beamen schließlich hinunter. Obwohl die Instrumente der Enterprise schwere
Stürme und eine nicht atembare Atmosphäre angezeigt hatten, finden sich die
drei in einem schönen Garten wieder. Von Stürmen keine Spur und auch die Luft
kann ohne Bedenken geatmet werden. Die Neuankömmlinge sehen auch ein Gebäude,
das wie ein Schloss aussieht. Im Inneren finden sie Sulu und Kirk, erstarrt
und völlig bewegungslos.
Plötzlich taucht ein Mann auf, der Kirk und Sulu aus ihrer Starre befreit
und sich als General Trelane vorstellt. Er ist gekleidet wie ein Adliger im
18. Jahrhundert. Auch die Einrichtung seines Schlosses erinnert an diese
Zeit. Er erklärt dem Außenteam, dass er sich schon sehr lange für die Erde
interessiere. Jaeger hat die Idee, dass Trelane vielleicht nicht den
Zeitunterschied von 900 Jahren bedacht hat. Der Planet ist nämlich 900
Lichtjahre von der Erde entfernt. Wenn er die Erde beobachtet hat, hat er
sie gesehen, wie sie vor 900 Jahren aussah.
Inzwischen wird klar, dass Trelane über große Willenskraft verfügt. Er kann
Materie transportieren und verändern sowie Dinge erscheinen und
verschwinden lassen. Kirks Bitte, sie wieder aufs Schiff zurückkehren zu
lassen, lehnt er ab. Er brauche die Menchen zu seiner Unterhaltung.
Kirk und sein Team diskutieren Fluchtpläne, doch gegen Trelanes Macht
können sie vorerst wenig ausrichten.
Spock hat inzwichen das Schloss von der Enterprise aus geortet. Er befiehlt
Scotty alle menschlichen Lebensformen heraufzubeamen.
Dies funktioniert auch, jedoch ist Trelane darüber nicht amüsiert, da er
seinen "Gästen" nicht erlaubt hat zu gehen.
Kirk befiehlt sofort den Orbit mit maximaler Geschwindigkeit zu verlassen,
doch zu spät, nach kurzer Zeit ist Trelane an Bord des Schiffes und bringt
die gesamte Brückencrew zurück auf den Planeten. Während Kirk, Spock und
McCoy diskutieren wie sie von hier wegkommen, tanzt Trelane mit Yeoman
Ross.
Kirk und Spock bemerken, dass Trelane eine Art Maschine braucht, die seine
Gedanken in die Realität umsetzt. Sie orten diese Maschine hinter einem
großen Spiegel, vor dem sich Trelane ständig aufhält. Kirk beginnt nun Trelane
zu reizen. Nach einer Beleidigung will Trelane sich mit Kirk duellieren und
der Captain willigt sogar ein. Kirk schießt jedoch mit der antiken Waffe
nicht auf Trelane sondern auf den Spiegel und zerstört damit dessen Maschine.
Trelane ist außer sich vor Wut und Kirk kann mit dem Außenteam auf die Enterprise
zurückkehren.
Nunmehr scheitert aber das Wegfliegen vom Planeten, die Enterprise fliegt im
Kreis und man kommt immer wieder an den Ausgangspunkt zurück. Kirk hat Trelane
unterschätzt und muss noch einmal auf den Planeten zurückkehren. Er befiehlt Spock
wegzufliegen, wenn man innerhalb einer Stunde nichts von ihm hört.
Kirk findet sich auf der Oberfläche in einem Gerichtsverfahren wieder. Trelane
ist der Ankläger. Kirk bekennt sich in allen Punkten schuldig. Trelane möchte
seinen Gegner am liebsten hängen sehen, doch Kirk schlägt ihm ein Spiel vor.
Trelane soll Kirk jagen und ihn in einem fairen Kampf mit seinem Degen töten.
Der Einsatz ist Kirks Leben. Im Gegenzug lässt Trelane die Enterprise frei.
Der General ist einverstanden.
Während des Kampfes tauchen plötzlich zwei fluoreszierende Lichter auf. Sie
entpuppen sich als Trelanes Eltern, die ihren kleinen Jungen, der er in
Wirklichkeit ist, nicht richtig erzogen haben. Diesen Planeten sollte er
eigentlich ganz für sich haben, doch er hat die gewährten Freiheiten und das Vertrauen
seiner Eltern missbraucht. Sie wollen ihre Fehler nun wiedergutmachen
und sich mehr um Trelane kümmern. Kirk kehrt auf sein Schiff zurück und die
Enterprise kann endlich den Orbit verlassen.
Bewertung
"Tödliche Spiele auf Gothos" weist erstaunliche Ähnlichkeit mit der
TOS-Folge 1.02: Der Fall Charlie auf.
In beiden Folgen geht es um einen verzogenen Jungen, der über
übernatürliche Kräfte verfügt, aber nie gelernt hat damit umzugehen. In
beiden Folgen wird Kirk unfreiwillig in eine Vaterrolle gedrängt und
muss versuchen, das Vertrauen des Verzogenen zu erlangen.
Auch Kirks Wandlung ist in beiden Folgen ähnlich. Zunächst ist er
freundlich und versucht es mit Geduld und einleuchtenden Argumenten. Doch
weder Charlie noch Trelane sind dafür zugänglich. Sie haben sich
irgend etwas in den Kopf gesetzt und wollen dies auch durchsetzen, egal mit
welchen Mitteln. Nach und nach wird Kirk immer wütender und in beiden
Folgen endet der Konflikt am Ende in offener Feindschaft.
Trotzdem kann man weder Charlie noch Trelane einen Vorwurf machen. Charlie
hat über 14 Jahre lang isoliert gelebt und nicht gelernt mit seinen
Kräften umzugehen. Trelane hatte wohl durchaus eine Erziehung durch seine
Eltern, allerdings sind diese wohl zu großzügig gewesen und haben ihm viel
zu viel Spielraum gelassen.
Auch das Ende der Geschichte ist in beiden Fällen sehr ähnlich. Während
Charlie am Ende von den Thasianern wieder zurück nach Thasus gebracht wird,
bekommt Trelane Besuch von seinen Eltern, die ihn wieder unter ihre Fittiche
nehmen wollen. Beide betteln am Ende darum, nicht wieder zurück zu müssen.
Trelane erinnert sehr an einen kleinen Jungen, der nach Aufmerksamkeit
strebt. Dabei laufen seine Sandkastenspiele aber in viel größerem Rahmen ab.
Die Folge an sich wirkt ein wenig wie ein müder Abklatsch vom wesentlich
besseren 1.02: Der Fall Charlie. Es
scheint relativ witzlos, die ganze Geschichte einfach mit einem anderen
Jungen noch einmal zu erzählen (der einzige Unterschied besteht darin, dass man
Trelane nicht sofort als Jungen erkennt). Hinzu kommt, dass die Aspekte,
die Folge 1.02 zu etwas Besonderem gemacht haben, weggelassen oder geändert wurden.
Während man am Ende von 1.02: Der Fall Charlie
durchaus Mitlied mit Charlie hat, wird man hier als Zuschauer
das Gefühl nicht los, dass es Trelane ganz recht geschieht.
Auch bei den Charakterisierungen von Trelane und Kirk zeigt sich, dass man
das Ganze doch schon einmal (und vor allem viel besser) gesehen hat.
Trelane nervt mit seiner kindischen Art sehr schnell, daran kann auch die
gute Darstellung durch William Campbell nichts ändern.
Alles in der Folge wirkt etwas albern und die Geschichte ist wieder mal zu
dünn für 45 Minuten und wirkt deswegen ziemlich zäh und langatmig.
Die Folge ist allenfalls aus heutiger Sicht interessant. Trelane wirkt
nämlich ein wenig wie ein Vorläufer des später in TNG sehr populär
gewordenen Q. Trelanes Spielchen erinnern sehr an den frühen Q aus TNG-Folgen
wie 1.01/1.02: Der Mächtige/Mission Farpoint
und 1.10: Rikers Versuchung. Da man
in der Folge selbst wenig bis gar nichts über Trelanes Volk erfährt, wird
unter den Fans der Originalserie auch oft darüber spekuliert, ob Trelane
vielleicht tatsächlich ein Q ist. Q-Darsteller John de Lancie meinte dazu, Trelane
sei Q's Vater. Ein TNG-Roman ist da anderer Meinung, dort wird Q als
Patenonkel von Trelane vorgestellt.
Das Ende der Folge ist mal wieder sehr Star Trek-typisch. Anstatt eines
wilden Kampfes zwischen Kirk und Trelane, in dem der Captain als Sieger hervorgeht,
werden die beiden von zwei freundlichen Wesen unterbrochen, die ihren Jungen
mitnehmen und sich bei Kirk für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.
Interessant sind die in der Folge getätigten Aussagen über den
Zeitunterschied zwischen Gothos und der Erde. Laut Lt. Jaeger ist die Erde
von Gothos 900 Lichtjahre entfernt. Somit hat Trelane die Erde beobachtet,
wie sie 900 Jahre vor TOS war. Da Trelane Napoleon erwähnt, befindet er
sich offenbar in dem Glauben, die Erde befände sich in der Zeit um 1800.
Somit würde die Originalserie im 28. Jahhrundert spielen, was natürlich
völlig unverständlich und falsch ist, denn im deutschen Vorspann heißt es ja
stets "Wir schreiben das Jahr 2.200".
Zu Trelanes Sammlung gehört auch der Salzvampir aus der Folge
1.01: Das Letzet seiner Art. Das Kostüm stand
normalerweise im Büro von Produzent Robert H. Justman.
Den ersten von insgesamt 4 Auftritten hat Nebenperson Lieutenant Vincent
DeSalle, gespielt von Michael Barrier.
William Campbell spielte in 2.15: Kennen Sie Tribbles?
sowie in einer DS9-Episode den bekannten Klingonen-Captain Koloth.
Autor Paul Schneider schrieb bereits Folge
1.14: Spock unter Verdacht.
Regisseur Don McDougall steuerte lediglich diese Folge bei.
"Tödliche Spiele auf Gothos" war die 39. und letzte Episode, die vom ZDF eingekauft
und synchronisiert wurde. Sie hat deswegen, wie üblich, einige Szenen weniger.
Trotz einer teilweisen Restauration durch Sat.1 fehlt in der TV-Version bis heute
ein Teil der Szene, in der Kirk Trelane überredet ihn nicht hinzurichten und
stattdessen eine Jagd zu veranstalten. Ferner ein Teil, in dem Trelanes Eltern
ihren Sohn zurechtweisen. Auch die Szene am Ende der Folge, in der Spock Kirk fragt,
wie er Trelane im Logbuch bezeichnen soll, fiel der Schere zum Opfer und wurde zusammen
mit den anderen aufgeführten Szenen erst für die DVD-Version (natürlich mit neuen Sprechern)
synchronisiert.
Der deutsche Übersetzer zeigt auch mal wieder, dass er des Englischen
offenbar nur teilweise mächtig ist, denn er übersetzt Trelanes Satz
"Do you mean that you have actually members of the fair sex among your crew?"
("Sie meinen, Sie haben tatsächlich Angehörige des schönen Geschlechts
unter Ihrer Besatzung?") mit "Ist das wirklich wahr, dass Sie Frauen an Bord
haben, Vertreterinnen des süßen Sex?". Offenbar war dem Übersetzer nicht klar,
dass "sex" auch "Geschlecht" heißen kann. Dieser Fehler blieb auch auf der DVD enthalten.
Alles in allem ist die Folge ein etwas schwacher Aufguss von
1.02: Der Fall Charlie, der zwar einige
gelungene Gags beinhaltet, aber ansonsten eher im Mittelmaß versinkt.
Anzumerken bleibt noch, dass mit Lt. Karl Jaeger auf der Enterprise das erste Mal
auch ein Deutscher auftaucht.
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