Episodenbeschreibung
Sternzeit: 5784,0
Die Enterprise folgt einem Notruf zu einem unbekannten Planeten. Angekommen beamen Kirk, Spock und McCoy
auf die Oberfläche. Sie werden von dem kleinwüchsigen Alexander empfangen, der ihnen erklärt, dass dies
der Planet Platonius sei, wohin die Überlebenden der Platonier geflüchtet wären, als ihre Sonne
zur Nova wurde. Dies war vor vielen Jahren und auf ihrer Reise durchs All trafen die Platonier auch auf
die Erde zur Zeit des antiken Griechenland. Der Anführer der Platonier war von Platons Ideen sehr angetan
und hat darauf basierend ihre neue Kultur aufgebaut. Auch heute würden die Platonier noch wie in der Antike
leben. Alexander führt das Außenteam zum Anführer Parmen und dessen Frau Philana. Parmen hat sich
einen Kratzer und daraufhin eine sehr schlimme Infektion zugezogen. McCoy behandelt ihn und muss dabei
feststellen, dass die Platonier über telekinetische Fähigkeiten verfügen. Philana erklärt Kirk und Spock
inzwischen, dass die platonische Gesellschaft nur aus 38 Individuen bestehe und perfekt aufeinander
abgestimmt sei. Da keiner arbeite und alle sich sehr wenig bewegen würden, hätte die Widerstandskraft jedoch
sehr nachgelassen und eine kleine Verletzung könne böse Folgen haben. Ansonsten altern die Platonier aber
nicht und leben ewig. Einzig Alexander scheint keine telekinetischen Fähigkeiten zu besitzen und wird
von den anderen Platoniern als Diener angesehen und von ihnen schikaniert.
Parmen fällt inzwischen ins Delirium und durch seine Fähigkeiten zertrümmert er dabei Teile des Mobiliars.
Auch die Enterprise spürt die Auswirkungen. Sie wird kräftig durchgeschüttelt. McCoy kann Parmen
schließlich betäuben. Das Außenteam bleibt noch eine Weile auf dem Planeten, weil der Doktor seinen
Patienten weiter beobachten will. Alexander führt die Gäste zu ihren Quartieren und ist überrascht, dass
das Außenteam so nett zu ihm ist. Von den anderen wird er nur herumgeschubst und verspottet.
Scotty kann inzwischen berichten, dass der Sturm nach Parmens Betäubung zwar aufgehört habe, die Enterprise
den Orbit jedoch nicht verlassen könne, alle Instrumente seien eingefroren. Kirk stellt Parmen zur
Rede, doch dessen Antwort ist, dass er Kirk zwingt sich selbst zu ohrfeigen.
Später lässt Parmen das ganze Außenteam zu sich kommen und überreicht jedem ein Geschenk von großem Wert.
Er ist nun freundlicher, doch als McCoy seine Bitte ablehnt, auf dem Planeten zu bleiben, um für
künftige medizinische Zwischenfälle gewappnet zu sein, wird er wieder unfreundlich und zwingt Kirk und
Spock zu sadistischen Spielen. Als McCoy dies sieht, ist er bereit auf dem Planeten zu bleiben, wenn seine
Freunde dafür auf die Enterprise zurückkehren können. Kirk ist jedoch gegen diesen Plan, da Parmen die
Enterprise vernichten würde und Parmen weiß genau, dass die Sternenflotte ihn nie mit einer Entführung eines
Offiziers durchkommen lassen würde.
McCoy stellt inzwischen fest, dass die telekinetischen Fähigkeiten der Platonier keinesfalls schon immer
da waren. Sie entwickelten diese erst, als sie die Nahrung dieses Planeten und damit einen besonderen Stoff
zu sich nahmen, der diese Veränderung bewirkte. Alexander kann diesen Stoff nicht verarbeiten, da er eine
Stoffwechselstörung hat. McCoy injiziert Alexander und dem Außenteam das Mittel in der Hoffnung, dass alle vier
bald die gleichen Fähigkeiten wie Parmen entwickeln.
Plötzlich beamen Uhura und Chapel herunter. Sie werden zusammen mit Kirk und Spock von Parmen dazu
gezwungen ein Schauspiel aufzuführen. Dabei müssen sich Kirk und Uhura und Spock und Chapel küssen. Danach
misshandeln die beiden Männer die Frauen. Doch Kirk entwickelt langsam auch telekinetische Fähigkeiten und
wehrt sich gegen Parmen. Da geht Alexander auf Parmen mit einem Messer los, doch dieser lenkt ihn mit
Hilfe seiner Kräfte auf Kirk. Der Captain schickt ihn jedoch wieder zurück und Alexaner setzt Parmen das
Messer auf die Brust. Dieser gibt sich geschlagen.
Kirk warnt Parmen davor, noch einmal ein Raumschiff in einen Hinterhalt zu locken. Die Sternenflotte sei
nun im Bilde. Das Außenteam kehrt mitsamt Alexander auf die Enterprise zurück.
Bewertung
"Platons Stiefkinder" ist mal wieder so eine Folge, an der sich die Geister scheiden. Einige finden sie
recht gelungen und nehmen dabei Bezug auf die Szenen, in denen Kirk und Spock von den Platoniern dazu
gezwungen werden, zu tanzen, zu singen und ein Schauspiel aufzuführen. Die weitaus größere Fraktion
findet die Folge jedoch eher abstoßend. Auch wenn es durchaus positive Ansätze gibt, so zeigt sich doch,
dass die Handlung langatmig ist und ein immer wiederkehrendes Thema noch einmal behandelt, ihm jedoch
nichts Neues mehr abgewinnen kann. Die Grundprämisse von der Macht, die korrumpiert, ist schon in anderen
Folgen zur Genüge verarbeitet worden und ihre erneute Präsentation hier macht des Ganze nur noch
langweilig.
Doch zusätzlich dazu baut die Episode auf einer der am häufigsten in der Originalserie benutzten Ideen
auf und als Zuschauer bekommt man schon bald das Gefühl, das Ganze schon mal gesehen zu haben, und vor
allem in deutlich besserer Ausführung. Es geht erneut um einige übermächtige Wesen, die etwas Bestimmtes
von der Enterprise-Crew wollen. Das Außentem muss wieder um das Überleben bzw. um seine Freiheit kämpfen
und kann die übermächtigen Wesen, hier die Platonier, letztendlich überwältigen. Man hat es hier also
im Grunde mit der x-ten Ausführung ein und desselben Themas zu tun, wobei natürlich jeder neue Aufguss
einige Variationen aufweisen kann, zum Beispiel handelt es sich bei den Kräften der Platonier um
telekinetische Fähigkeiten, während beispielsweise Apoll aus
2.02: Der Tempel des Apoll seine Kräfte aus einer verborgenen Energiequelle
bezog. Beide Male wird das Außenteam von den Aliens manipuliert und körperlich gequält.
Wie schon in zahlreichen Folgen zuvor soll auch hier die Botschaft vermittelt werden, dass zuviel Macht
korrumpiert. Offenbar wimmelt es in der Galaxis von übermächtigen Wesen, die jedoch nicht wissen, wie
sie mit ihren Kräften umzugehen haben und die deswegen von Kirk erzogen werden müssen. Charlie aus
1.02: Der Fall Charlie wollte erreichen, dass alle ihn mögen. Was ihm nicht
passte hat er mit Hilfe seiner Kräfte aus dem Weg geräumt. Trelane aus
1.17: Tödliche Spiele auf Gothos ist letztendlich ein kleines Kind und hat
überhaupt keine Ahnung, wie er mit seinen Kräften umzugehen hat. Er hält die Crew der Enterprise fest
und möchte Kirk sogar töten. Apoll aus 2.02: Der Tempel des Apoll lässt sich
mit Hilfe seiner Kräfte anbeten und schleudert Blitze auf den unbotmäßigen Scotty nieder.
In dieses Schema passen auch die Platonier. Sie sind vollkommen von sich selbst überzeugt und wenn
irgendetwas nicht nach ihrem Willen funktioniert, dann setzen sie ihre Kräfte ein, um ihr Ziel zu
erreichen. Sie leben seit 2600 Jahren mit ihren telekinetischen Fähigkeiten, müssen nicht arbeiten
und kommandieren stattdessen Alexander aus Langeweile herum. Als die Enterprise zu Besuch kommt, ist
Parmen neidisch auf die Crew, die Aufgaben und Ziele vor Augen hat. Die Platonier leben dagegen in
einer Gesellschaft, die in Stagnation verharrt. Hier wird eine weitere Hauptaussage der Serie wiederholt,
nämlich dass Menschen dauerhaft in einer solchen Welt nicht leben können. Parmen reagiert darauf,
indem er die Enterprise-Crew auf drastische Weise seine Macht spüren lässt. Ethik und Moral bleiben
für ihn dabei völlig außen vor.
Die Demütigungen, denen die Mitglieder der Enterprise-Crew ausgesetzt sind, verfehlen beim Zuschauer
nicht ihre Wirkung. Abgesehen vom Kuss Kirks mit Uhura ist man von dem Ganzen doch eher angewidert als
amüsiert. Man stelle sich nur vor, man würde selbst zu solch lächerlichen Darstellungen gezwungen sein.
Folgerichtig wirken die Darstellerleistungen auch aufgesetzt und unglaubwürdig.
Der interessanteste Aspekt ist jedoch die von Kirk gegenüber Alexander thematisierte Toleranz innerhalb
der Föderation. Der Captain versichert dem Kleinwüchsigen, dass weder die Größe, noch die Hautfarbe in der
Föderationsgesellschaft eine Rolle spielen (damit spricht sich Star Trek zum ersten Mal ganz offen
gegen die Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe aus). Die Föderation akzeptiere nicht nur die
Andersartigkeit, sie lebe sogar von den Unterschieden ihrer verschiedenen Mitglieder.
Dazu passt dann auch der Kuss zwischen Kirk und Uhura, der uns wieder ins 20. Jahrhundert zurückholt,
denn dieser Kuss ist ein Thema für sich allein. Es handelte sich dabei um den allerersten Kuss zwischen
einem Weißen und einer Farbigen im amerikanischen Fernsehen. Um die Kuss-Problematik gab es lange Zeit
viele Gerüchte und mindestens so viele verschiedene Geschichten wie Beteiligte an der Produktion der Folge.
Zum Beispiel soll William Shatner selbst darauf gedrängt haben, die ursprünglich zwischen Spock und Uhura
geplante Kuss-Szene auf ihn umzuschreiben, weil er erkannte, welche Signalwirkung sie haben würde.
Angeblich soll die Szene zunächst auch niemand als irgendwie anstößig empfunden haben. Erst Regisseur
David Alexander soll kurz vor den Dreharbeiten bemerkt haben, um was für einen Kuss es sich dabei handelt.
Er soll dann die Studiobosse von Paramount informiert haben, die daraufhin kalte Füße bekamen und die
Produktion der Folge selbst überwachten.
Es gibt auch das Gerücht, dass die Szene in zwei Versionen gedreht wurde, eine mit dem Kuss und eine
ohne. Das war offenbar ein Angebot von Roddenberry an die Studiobosse, um diese zu beruhigen.
Man wollte sich hinterher entscheiden, welche Szene in die endgültige Fassung kommt. Die Einstellung
wurde am Ende eines Drehtages aufgenommen und William Shatner soll in der Version ohne Kuss
absichtlich eine dermaßen schlechte Darbietung gegeben haben, dass man sie unmöglich in die fertige
Folge nehmen konnte. Da der Drehtag zu Ende war und man aufgrund des knappen Budgets nicht überziehen
durfte, konnte die Szene auch nicht noch einmal gedreht werden, also musste man die Version mit dem
Kuss in der Folge verwenden.
Darüber hinaus gibt es noch etliche weitere Gerüchte, die jedoch fast alle widersprüchlich daherkommen
und wohl absichtlich in die Welt gesetzt wurden, um sich selbst in einem besseren Licht dastehen zu
lassen.
Der Kuss zwischen Kirk und Uhura gehörte auch zu Fred Freibergers Vorhaben, mit experimentellen neuen
Dingen die Serie ins Rampenlicht zu stellen und damit zusätzliche Zuschauer zu gewinnen. Das Ansinnen
blieb letztlich jedoch ohne Erfolg, da die Quoten immer gleich schlecht ausfielen, egal was
Freiberger an Experimenten startete. Am Ende hat dann wohl doch der Mut gefehlt etwas wirklich Gewagtes
zu machen und so mussten Kirk und Uhura von Parmen zu diesem Kuss gezwungen werden.
Die Szene hätte sicher eine viel größere Signalwirkung gehabt, wenn die beiden sich freiwillig geküsst
hätten bzw. wenn eine von Kirks zahlreichen Liebschaften mal eine Farbige gewesen wäre. Hier hätte
man durchaus mehr Mut zum Unbekannten haben können. Der TV-Kuss zwischen den beiden ging dann auch
entsprechend unter und es gab weit weniger Reaktionen als erwartet. Einige Südstaaten-Sender
schnitten die Szene, doch so richtig zu interessieren schien sich niemand dafür. In Großbritannien
wurde die Folge wegen der enthaltenen "Gewalt", die Kirk und Spock von Parmen erfahren, auf die
schwarze Liste gesetzt.
Einige Leute werfen der Serie aufgrund der Kuss-Szene sogar Rassismus vor, da sich Kirk und Uhura ganz
entschieden gegen den Kuss wehren. Dies ist jedoch ein unsinniger Vorwurf, denn Kirk und Uhura haben
sich deswegen so vehement gegen den Kuss gewehrt, da sie schließlich befreundet sind, und es ihnen
einfach peinlich ist, in aller Öffentlichkeit gedemütigt zu werden, indem man sie zu diesem Kuss zwingt.
Jedem von uns wäre es genauso unangenehm, wenn man uns plötzlich in aller Öffentlichkeit dazu zwingen
würde, unseren besten Freund / unsere beste Freundin zu küssen. Dieses Unbehagen der beiden wird jedoch
in der Episode unmissverständlich herausgearbeitet, so dass es recht albern ist, der Serie hier
Rassismus zu unterstellen.
Selbst Schwester Chapel, die ja offenkundig starke Empfindungen für Spock hat, ist es unangenehm ihn
zu küssen, obwohl dies sicher einer ihrer intimsten Wünsche ist, doch sie hätte sich so etwas natürlich
unter ganz anderen Umständen gewünscht. Dies wäre ein interessanter Ansatzpunkt für eine Nebenhandlung
gewesen. Da Schwester Chapel insgeheim Gefühle für Spock hegt und Parmen ausgerechnet diese beiden
sich küssen lässt, könnte man vermuten, dass er die Gedanken von Chapel gelesen hat. Heißt das dann
aber auch, dass Uhura insgeheim Gefühle für den Captain hat? Reine Spekulation. Man hätte aber darauf
ruhig etwas näher eingehen können, anstatt sich mit der langweiligen Haupthandlung herumzuschlagen.
Erneut hat Christine Chapel in dieser Folge einen Auftritt.
Die Folge stellt den einzigen Beitrag von Autor Meyer Dolinski dar. Er arbeitete später für die Science
Fiction-Serie "Outer Limits".
Regisseur David Alexander inszenierte außerdem noch 3.20: Die Reise nach Eden.
Die deutsche Version wurde von Sat.1 erstellt und enthält alle Originalszenen. Auch wenn man bei den
mitunter recht albernen Dialogen Veränderungen der Synchronisation vermuten könnte, ist die Folge sehr
gut übersetzt worden.
Der deutsche Titel gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Manche behaupten, dass Plato und nicht
Platon die korrekte Übersetzung ist. Da der Duden jedoch beide Versionen enthält, wären beide
Übersetzungen in Ordnung. Somit ist auch an dem Titel "Platons Stiefkinder" nichts auszusetzen.
Unverständlicherweise führt jedoch die deutsche Videoversion die Folge unter dem Titel "Platos Stiefkinder".
Für die DVD wurde die Sat.1-Version ohne Veränderungen übernommen.
Alles in allem handelt es sich um eine sehr schwache Folge und so nett der Versuch war, mit dem Kuss
zwischen Kirk und Uhura etwas Neues auszuprobieren, so enttäuschend ist das Resultat letztendlich.
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