Episodenbeschreibung
Sternzeit: 5693,4
Die Enterprise befindet sich auf der Suche nach dem Schwesterschiff Defiant, welches man schließlich im
Weltall treibend vorfindet. Da niemand auf die Funksprüche antwortet, beamen sich Kirk, Spock, McCoy und
Chekov in Raumanzügen auf die Brücke der Defiant. Dort finden sie nur Tote vor. Dem Captain wurde das
Genick gebrochen. McCoy begibt sich auf die Krankenstation, während Chekov den Maschinenraum in
Augenschein nimmt. Auch dort finden sie nur Tote und Spock kann mit den Sensoren auf dem Schiff
keinerlei Leben feststellen. Als McCoy bemerkt, dass sich die Defiant aufzulösen beginnt, befiehlt
Kirk den anderen sofort auf die Brücke zurückzukommen.
Inzwischen gibt es auf der Enterprise einige Probleme. Aus irgend einem Grund wird dem Schiff Energie
entzogen und der Transporter arbeitet nur teilweise. Deswegen kann Scotty auch nur drei Mitglieder des
Außenteams auf einmal beamen, also bleibt Kirk noch auf der Defiant. Doch die Defiant zeigt inzwischen
immer stärkere Auflösungserscheinungen und als man den Captain als letzten zurückbeamen will, verschwindet
sie völlig und mit ihr Captain Kirk.
Spock stellt die Hypothese auf, dass diese Region des Weltraums so instabil ist, dass es immer wieder
ein Tor zu einem Paralleluniversum gibt. In dieses sind die Defiant und Kirk jetzt übergegangen, doch es
gibt alle paar Stunden eine Raumverdichtung und in einer dieser könnte man den Captain vielleicht zurückholen.
Inzwischen dreht Chekov völlig durch, er greift Spock an und die Brückencrew hat Mühe ihn zu
überwältigen. McCoy nimmt ihn auf die Krankenstation mit und untersucht ihn.
Zu allem Überfluss taucht auch noch ein Schiff der Tholianer auf und beschuldigt die Enterprise in ihren
Raumsektor eingedrungen zu sein. Spock kann mit Diplomatie erreichen, dass die Tholianer ihnen gewähren,
bis zur nächsten Raumverdichtung in diesem Sektor zu bleiben. Es treten jedoch unter der Enterprise-Crew
immer mehr Fälle des Wahnsinns auf, der auch Chekov befallen hat und McCoy findet heraus, dass es an der
instabilen Region des Weltraums liegt, dass alle durchdrehen. Dies ist offenbar auch auf der Defiant passiert.
McCoy arbeitet an einem Präparat, um die Wirkung auszugleichen, doch er empfiehlt den Sektor zu verlassen,
was Spock jedoch ablehnt.
Bei der nächsten Raumverdichtung versuchen Scotty und Spock den Captain an Bord zu beamen, doch sie
scheitern, offenbar hat das Tholianerschiff die Raumstruktur so verändert, dass Spocks Berechnungen
nicht mehr stimmten.
Als der Zeitpunkt der Raumverdichtung verstrichen ist, erscheinen die sehr pünktlichen Tholianer wieder
und feuern jetzt auf die Enterprise. Spock lässt zurückschießen, da taucht noch ein weiteres Tholianerschiff
auf und die Aliens beginnen ein spinnennetzartiges Kraftfeld um die Enterprise zu ziehen.
Inzwischen hält Spock eine improvisierte Trauerfeier für Kirk ab. Damit erklärt er ihn offiziell für tot
und McCoy besteht nun darauf, eine Anweisung von Kirk für diesen Fall zu befolgen und eine Aufzeichnung
anzusehen, die der Captain für diesen Fall für Spock und McCoy angefertigt hat. Der Doktor macht den Ersten
Offizier für die Lage der Enterprise verantwortlich, doch er entschuldigt sich, nachdem er die Aufzeichnung
von Kirk gesehen hat. Der Captain macht Spock darin klar, dass er versuchen soll, das Schiff nach besten
Kräften zu führen, jedoch auch nicht vergessen darf, dass sich nicht alles mit Logik lösen lässt. McCoy gibt
Kirk mit auf den Weg, dass er Spock helfen soll wenn dies nötig ist, doch er soll auch akzeptieren, dass der
Vulkanier das Kommando hat und er seine Befehle befolgen muss.
Als sich Uhura in ihrem Quartier befindet, sieht sie plötzlich Kirk, wie er durchsichtig im Spiegel
schwebt. Als sie McCoy davon erzählt, glaubt dieser, dass auch sie der Wahnsinn gepackt hat.
Kurze Zeit später sieht auch Scotty den Captain, wie er im Maschinenraum schwebt. Spock nimmt jedoch
beide Vorfälle nicht ernst und erst als die Erscheinung auch auf der Brücke ist, stellt er die These auf,
dass die Defiant durch das Phaserfeuer scheinbar zwischen den Universen verloren ging, der Captain jedoch
noch im Transporterstrahl gefangen ist. Während der nächsten Raumverdichtung in 20 Minuten will man es noch
einmal wagen, ihn zurückzubeamen.
Der Doktor hat unterdessen das richtige Gegenmittel gefunden und verteilt es an die gesamte Crew.
Als die Raumverdichtung beginnt, sind die Tholianer gerade mit ihrem Kraftfeld fertig und Scotty gelingt
es mit der verbliebenen Energie nur durch den Parallelraum dem Netz zu entkommen. Kirk, immer noch im
Transporterstrahl gefangen, wurde mit der Enterprise mitgezogen und man kann ihn gerade noch rechtzeitig,
bevor sein Sauerstoffvorrat verbraucht ist, an Bord beamen.
Bewertung
Die letzte Folge 3.08: Der verirrte Planet hatte bereits die Chance, eine
wichtige und prägende Folge für das Triumvirat Kirk, Spock, McCoy zu werden, doch das Drehbuch hätte
die Charaktere dazu besser herausarbeiten müssen. Erst in dieser Folge gelingt dies nun wirklich.
Dabei ist es eigentlich erstaunlich, dass es immer noch gelingt, Kirk, Spock und McCoy und ihrer
Beziehung zueinander neue Aspekte abzugewinnen, wenn man bedenkt, wie oft das Triumvirat bereits im
Mittelpunkt der Handlung stand.
Die Folge zeigt dabei auch, dass Spock und McCoy durchaus auch ohne Kirk für einen interessanten
Handlungsbogen sorgen können und das Ganze nicht zwangsläufig in irgendwelchen langweiligen Diskussionen
über Logik und vulkanische Gefühlskälte münden muss, wie in Folge
1.16: Notlandung auf Galileo 7.
Kirk spielt hier zwar eine untergeordnete Rolle, gleichwohl hat der Captain eine sehr wichtige Szene
in der Folge, die ihn als guten Kenner seiner beiden Freunde und bezüglich der Ratschläge auch als
echten Sternenflottenkapitän auszeichnen. Er ahnte die Probleme, die die beiden miteinander haben werden,
weswegen er sich zu dieser Aufzeichnung entschlossen hatte, um ihnen recht einfühlsam den Weg aus der
Krise zu zeigen, die der vermeintliche Tod des Kommmandanten hervorgerufen hat. Die Szene, in der sich
Spock und McCoy diese Aufzeichnung ansehen ist die wichtigste für das Triumvirat seit langem.
Die Probleme, die Spock und McCoy für sich allein genommen, aber auch im Umgang miteinander haben, wurden
selten so deutlich wie in dieser Folge. Während Spock wieder einmal alles nur logisch angehen will, ohne
zu erkennen, dass auch Intuition und Gefühl notwendig sind, ist McCoy erneut recht schnell mit seiner
harten Kritik am Mann. Vor allem bei Spock vergreift er sich dabei immer wieder im Ton. Meist ist seine
Kritik deswegen, vom objektiven Standpunkt aus gesehen, auch überzogen und unberechtigt. Diese Eigenheit
macht den Schiffsarzt jedoch gerade so menschlich und sympathisch, auch wenn er es manchmal übertreibt.
Kirk gelingt es mit der Aufzeichnung McCoy die Augen zu öffnen und der Arzt entschuldigt sich danach bei
Spock. Aber auch der Vulkanier scheint ein wenig aus Kirks Aufzeichnung gelernt zu haben, zum Beispiel,
dass man die Anerkennung und den Respekt der Crew nicht durch Logik sondern eher durch einige aufmunternde
Worte gewinnt. Wohl auch deswegen heißt Spock dann später Uhura und Chekov nach ihrer Heilung herzlich
auf der Brücke willkommen.
Kirk ist auf dem Schiff derjenige, der als Kommandant die Stärken und Schwächen seiner beiden Freunde
erkennen und sie ausgleichen muss. Er hat dies in der Vergangenheit immer überzeugend geschafft und
wohl auch deshalb die Aufzeichnung hergestellt, damit die beiden völlig unterschiedlichen Mentalitäten
seiner Offiziere im Falle seiner Abwesenheit nicht ungehemmt aufeinanderprallen. Der Erfolg ist hörbar
in einer der sympatischsten Szenen der Folge, als McCoy Spock am Ende Captain nennt und ihn somit als
Kommandanten akzeptiert. Der Vulkanier spricht den Doktor dafür einmal auch mit "Bones" (dt: Pille) an.
Nie zuvor wurde so deutlich, dass Kirk, Spock und McCoy im Grunde ein Abbild der menschlichen Psyche
sind, wie sie Sigmund Freud beschrieben hat. Spock stellt das sogenannte "Über-Ich" dar, welches die
Logik und den Verstand repräsentiert, McCoy repräsentiert das "Es" und handelt gefühlsmäßig und impulsiv,
während Kirk als "Ich" das Ganze miteinander in Einklang bringt und die beiden Gegensätze miteinander
verbindet, sie leitet und steuert. Würde in der menschlichen Psyche das "Ich" einfach fehlen, würde wohl
ein unbeschreibliches Chaos aus Logik und Gefühlen entstehen, was durch Spocks und McCoys Streitereien
symbolisiert wird.
Charakterseitig hat die Folge also einiges zu bieten und sie bewegt sich dabei auf hohem ethischen Niveau.
Erwähnt wird hier erneut die Existenz von Paralleluniversen und dass man in diese durch eine Art Tor
offenbar vordringen kann.
Zum ersten Mal zum Einsatz kommen die Raumanzüge. Es erscheint etwas merkwürdig, warum man sie
ausgerechnet hier zum ersten Mal benutzt und bei bisherigen Inspektionen von Raumschiffen weniger
vorsichtig vorging und einfach so rüberbeamte. Die Raumanzüge sehen aus heutiger Sicht natürlich ziemlich
veraltet und nicht sehr originell aus.
Auf der Defiant erzeugen die ungewöhnlichen Raumanzüge, in denen das Außenteam steckt, die vielen Toten,
die sich gegenseitig umgebracht haben, die knappe Beleuchtung und einige interessante Kameraeinstellungen
eine beklemmende Atmosphäre beim Zuschauer.
Chekov darf diesmal sehr viele seiner berühmten Schreie hören lassen, als er vom Wahnsinn ergriffen wird.
In dieser Folge gibt es neben dem fast schon obligatorischen Auftritt von Majel Barrett als Christine
Chapel auch noch ein unerwartetes Wiedersehen mit Lieutenant O'Neil aus der ersten Staffel.
Judy A. Burns und Chet L. Richards arbeiteten leider nur dieses eine Mal für die Originalserie.
Ralph Senensky wurde von Produzent Fred Freiberger während der Dreharbeiten zu dieser Folge entlassen.
Freiberger war der Meinung, Senensky könne den Zeitplan nicht einhalten, obwohl dieser versicherte, er
hätte es noch rechtzeitg geschafft. Roddenberry war über die Entlassung verärgert, da noch nie ein Star
Trek-Regisseur während des Drehs gehen musste. In den Credits ist für diese Episode Herb Wallerstein
als Regisseur aufgeführt. Es ist anzunehmen, dass Wallerstein den Regiestuhl nach dem Rausschmiss von
Senensky übernahm. Senensky führte bei insgesamt 7 Folgen Regie, die Originalserie verlor durch sein
Ausscheiden einen der talentiertesten Männer hinter der Kamera.
Die deutsche, vom ZDF erstellte Version, ist an manchen Stellen etwas verwirrend, da eine Szene aus
unerfindlichen Gründen vorgezogen wurde, nämlich die, als McCoy von seinem Laboranten angegriffen wird.
Da diese Einstellung im Original dazu diente, die Zeit bis zur ersten Raumverdichtung zu überbrücken,
teilt Spock in der deutschen Version dem Tholianer mit, dass es noch 113 Minuten bis zu dieser
Raumverdichtung sind, doch schon wenige Sekunden später befiehlt er Scotty den Transporter zu aktivieren
und Kirk an Bord zu beamen. Gleichzeitig macht die Szenenabfolge auch deswegen keinen Sinn, weil McCoy
in der deutschen Version zunächst auf der Brücke ist, Spock dabei aber nichts von dem Überfall erzählt,
dann ganz plötzlich von der Brücke verschwindet, um Spock über die schiffsinterne Kommunikation von dem
Zwischenfall zu berichten. Eventuell gehörte die Überfallsszene ursprünglich auch zu denen, die das ZDF
geschnitten hatte und von Sat.1 versehentlich an der falschen Stelle wieder eingefügt wurde.
Bis heute fehlt außerdem ein Teil der Szene in Kirks Quartier. McCoy unterstellt Spock darin, den Captain
nur für tot erklärt zu haben, damit er das Kommando über die Enterprise bekommt. Auch ein Teil der
Trauerzeremonie fehlt. Andere vom ZDF geschnittene Szenen wurden später von Sat.1 wieder eingefügt.
In der deutschen Version wird aufgrund von Synchronisationsfehlern auch nicht klar, dass die Anfälle der
Crew immer während einer Raumverdichtung stattfinden.
Die DVD-Version enthält alle Szenen, auch die in der Sat.1-Version noch fehlenden. Außerdem wurde die
Reihenfolge der Szenen korrigiert und der Tholianer erhielt eine neue, besser zum Original passende
Stimme. Interessanterweise wurde auch Kirks (auf Band aufgezeichnete) Ansprache an Spock und McCoy
komplett neu gemacht, obwohl sie schon vorhanden war. Kirks ursprünglicher Sprecher war jedoch
einige Sekunden zu schnell.
Die Effekte mit den Tholianern und ihrem Spinnennetz sind dieses Mal ausgesprochen gut gelungen und haben
zu Recht einen der begehrten Emmy Awards gewonnen.
Alles in allem handelt es sich bei "Das Spinnennetz" sowohl von der Spannung, als auch von den Effekten
und der charakterbetonten Handlung um eine sehr gute Folge. Ein Highlight der dritten Staffel.
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