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TOS 3.03 Der Obelisk


The Paradise Syndrome

Review: Matthias Weber
Statistik: Elisabeth Leidenfrost

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 4842,6
Die Enterprise befindet sich im Orbit um den Planeten Amerind, der durch einen Asteroiden auf Kollisionskurs bedroht wird. Der Asteroid wird in ungefähr 2 Monaten mit dem Planeten zusammentreffen und die Enterprise hat den Auftrag ihn so abzulenken, dass es nicht zum Zusammenstoß kommt. Kirk, Spock und McCoy schauen sich auf der Oberfläche um. Sie entdecken ein recht einfaches und friedlich lebendes Volk, welches stark an die Indianerstämme auf der Erde erinnert. Außerdem treffen die drei auf einen seltsamen Obelisken, der mit merkwürdigen Schriftzeichen verziert ist und keineswegs von den Indiandern erbaut worden sein kann. Bevor die drei auf die Enterprise zurückkehren, schaut sich Kirk den Obelisken noch einmal aus der Nähe an, während Spock und McCoy die Indianer beobachten. Kirk nimmt Kontakt mit der Enterprise auf, doch plötzlich öffnet sich unter ihm eine Luke am Sockel des Obelisken und er fällt ins Innere hinein. Unten befindet sich ein hochentwickelter Kontrollmechanismus, welchen Kirk versehentlich mit einem Knopfdruck aktiviert. Dadurch bekommt er einen Energiestoß.

Inzwischen beginnen Spock und McCoy mit der Suche nach ihrem Captain, doch sie finden nichts und Spock hat keine andere Wahl als auf die Enterprise zurückzukehren, da man den Ablenkungspunkt des Asteroiden auf keinen Fall verpassen darf. Also verlässt man den Orbit und fliegt mit Höchstgeschwindigkeit zum berechneten Punkt, wobei die Maschinen stark überlastet werden.

Kirk kommt im Obelisken inzwischen wieder zu sich, doch er hat sein Gedächtnis verloren und weiß nichts mehr. Er kann jedoch den Obelisken in dem Moment verlassen, als zwei Indianerinnen das Monument aufsuchen. Die zwei knien sofort vor Kirk nieder und sagen ihm, das sie ihn bereits lange erwartet hätten. Sie halten den Captain für einen Gott, da der Obelisk ein Tempel für sie ist. Die Indianerinnen nehmen Kirk mit in ihr Dorf und stellen ihn ihrem Häuptling Goro vor.

Kirk berichtet, dass er sich an nichts mehr erinnere, doch den Indianern wurde überliefert, dass ein Gott aus dem Tempel zu ihnen kommen und sie vor drohendem Unheil retten würde. Als ein kleiner Junge, der ins Wasser gefallen ist, zum Medizinmann Salish gebracht wird, erklärt dieser ihn für tot. Kirk kann ihn jedoch mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung retten, was die anderen noch mehr davon überzeugt, dass er ein Gott ist. Nur Salish ist misstrauisch. Trotzdem muss er nun das Zeichen des Medizinmanns an Kirk abtreten.

Inzwischen versucht die Enterprise den Asteroiden abzulenken, doch die Energie des Schiffes reicht nicht aus und auch ein Versuch, den Asteroiden mit dem Phaser zu spalten, misslingt. Die Enterprise verliert bei diesem Unterfangen ihren Warpantrieb. Scotty wird für die Reparatur lange brauchen. Spock befiehlt mit Impulsgeschwindigkeit Kurs auf den Planeten zu nehmen. Die Enterprise wird damit gut 4 Stunden früher als der Asteroid auf dem Planeten eintreffen. In den knapp 60 Tagen, die bis dahin noch bleiben, will Spock versuchen, die Zeichen auf dem Obelisken zu entziffern.

Miramanee, die Häuptlingstochter, die nach der Tradition den Medizinmann heiraten soll, möchte Salish nun nicht mehr, da er nicht mehr der Medizinmann ist. Stattdessen fragt sie Kirk, der von den Indianern inzwischen Kirok genannt wird, ob er sie heiraten will, und Kirk stimmt zu. Salish wird daraufhin noch eifersüchtiger auf den Neuankömmling. Er versucht Kirk am Hochzeitstag zu töten und verletzt ihn dabei so, dass er blutet. Nun ist Salish noch überzeugter davon, dass Kirk kein Gott ist. Der kann Salish jedoch bei dem Kampf überwältigen und Miramanee heiraten.

Kirk erfährt inzwischen, dass der Tempel ein Geheimnis birgt, welches immer von Medizinmann zu Medizinmann weitergegeben wurde, doch Salishs Vater starb, bevor er seinem Sohn das Geheimnis anvertrauen konnte. Deswegen erhoffen die Indianer nun von Kirok die Rettung ihres Volkes.

In den nächsten zwei Monaten leben Kirk und Miramanee glücklich zusammen. Der Captain wird jedoch von Träumen verfolgt, in denen er in einem Raumschiff durch den Weltraum reist. Kirk weiß nicht was die Träume zu bedeuten haben und er vergisst sie schnell wieder, als Miramanee verkündet, dass sie schwanger sei.

Inzwischen ist die Enterprise nicht mehr weit vom Planeten entfernt und Spock hat tatsächlich die Schriftzeichen entziffern können. Es handelt sich um eine Sprachmelodie. Der Obelisk enthält ein Asteroidenabwehrsystem, welches von der Spezies entwickelt wurde, welche die Indianer von der Erde entführte und auf diesem Planeten neu ansiedelte, damit sie sich hier ungestört entwickeln konnten.

Auf dem Planeten machen sich die Auswirkungen des sich nähernden Asteroiden bemerkbar. Es gibt viele Gewitter und der Himmel verdunkelt sich. Die Indianer erwarten von Kirk, dass er sie rettet, also macht er sich auf zum Tempel, doch er erinnert sich nicht mehr wie er aufging. Als Salish das entdeckt, erzählt er es dem Rest des Stammes und Kirk wird daraufhin von den Indianern gesteinigt. Als sich Miramanee zu ihm gesellt, wird auch sie gesteinigt. Spock und McCoy beamen kurze Zeit später hinunter und die Indianer ergreifen die Flucht. McCoy kümmert sich um die beiden. Er stellt fest, dass Kirk das Gedächtnis verloren hat und Spock führt eine Gedankenverschmelzung durch, um ihm sein Wissen wieder zu geben. Als Kirk sich wieder erinnert, weiß er auch wie der Obelisk aufgeht. Er ruft erneut die Enterprise und Kirk und Spock können hinein. Spock kann den Abwehrmechanismus aktivieren und der Asteroid wird erfolgreich abgelenkt.

Zurück im Dorf muss McCoy dem Captain mitteilen, dass er für Miramanee nichts mehr tun kann. Kirk geht zu ihr und gibt ihr noch einen Kuss. Kurze Zeit später stirbt sie in seinen Armen.




Bewertung

"Der Obelisk" ist gleich in mehrerer Hinsicht eine ungewöhnliche und faszinierende Folge. Sie unterscheidet sich schon allein durch den Zeitraum, in dem sich die Handlung abspielt. Während in den meisten Folgen alles innerhalb weniger Tage oder manchmal sogar Stunden passiert, spielt sich diese Folge über einen Zeitraum von fast zwei Monaten ab.

Die Episode ist auch durch Kirks Beziehung außergewöhnlich. Bei Miramanee handelt es sich ausnahmsweise nicht um eine von Kirks sonstigen Hoppla-Hopp-Beziehungen, sondern hier darf er einmal tiefere Gefühle für eine Frau entwicklen. Ähnlich wie Edith Keeler in 1.28: Griff in die Geschichte liebt er Miramanee wirklich. Der Captain heiratet sie sogar und Miramanee erwartet ein Kind von ihm. Seine Heirat mit der Häuptlingstochter ist eine von Kirks überzeugendsten Liebesbeziehungen in der gesamten Serie.

Ungewöhnlich ist die Folge auch durch ihr tragisches Ende, welches natürlich etwas vorhersehbar ist, da Kirk ja auch weiterhin für eventuelle Abenteuer ungebunden bleiben muss. So hat die Episode neben 1.28: Griff in die Geschichte eines der traurigsten Enden einer Star Trek-Folge. Leider wird Kirks Schmerz über den Verlust von Miramanee später nicht mehr erwähnt, doch so weit, dass in der Serie auf diese Weise an ein früheres Ereignis angeknüpft wird, war man zur damaligen Zeit bei Star Trek einfach noch nicht. In TOS wurde nach jeder Folge einfach der Reset-Knopf gedrückt.

Die Folge widmet sich einem Science Fiction-Lieblingsthema, nämlich dem Ablenken eines Asteroiden, der einen Planeten bedroht. Hier handelt es sich also um eine ganz frühe Form des Asteroiden-Katastrophen-Films. Auch auf der Erde überwachen Teleskope den Weltraum auf der Suche nach Asteroiden, die der Erde eventuell gefährlich werden könnten. Einen Einschlag halten Wissenschaftler aber für relativ unwahrscheinlich.

Negativ fällt an dieser Folge vor allem die etwas konstruierte Handlung auf. Zufällig steht Kirk gerade direkt auf der Tür zum Obelisken, als er die Enterprise ruft, zufällig hört der Öffnungsmechanismus auch noch genau auf die Worte "Kirk an Enterprise", zufällig kommt gerade Miramanee vorbei, als Kirk den Tempel wieder verlässt, zufällig ist Salishs Vater gestorben, bevor er seinem Sohn das Geheimnis des Tempels verraten konnte, zufällig fällt der Indianderjunge gerade nach Kirks Ankunft ins Wasser, so dass ihm der Captain das Leben retten kann. Und natürlich braucht die Enterprise zwei Monate um zum Planeten zurückzugelangen, damit Spock auch genug Zeit hat, die Schriftzeichen zu entziffern.
Das wirkt alles ein wenig zu dick aufgetragen, war aber wohl nötig, damit die Folge in dieser Weise funktioniert.

Da Spock mehrmals betont, dass es bei der Ablenkung des Asteroiden auf jede Sekunde ankommt, erscheint es auch ein wenig unlogisch, dass die Enterprise zuerst einen Abstecher zum Planeten macht, bevor sie losfliegt, um sich um den Asteroiden zu kümmern. Wäre es andersrum nicht effektiver gewesen?

Interessanterweise wird die Hauptdirektive hier in keinster Weise erwähnt, obwohl es sich um eine ganz massive Einmischung in die Geschicke eines Planeten handelt. In der TNG-Folge 2.15: Brieffreunde ist es Captain Picard streng untersagt, etwas zur Rettung zu unternhehmen, als die Planeten im Drema-System von einer geologischen Katastrophe bedroht werden. Hier geht es im Prinzip um das Gleiche, doch im 23. Jahrhundert scheint die Oberste Direktive noch nicht den Stellenwert zu haben, den sie später erlangte.

In dieser Folge wird eine interessante Erklärung gegeben, wieso die Enterprise auf so vielen Planeten auf humanoide Spezies getroffen ist. Spock erklärt, dass die Aliens, die den Obelisken gebaut haben, durch den Weltraum flogen und bedrohte Spezies und Völker, wie zum Beispiel die Indianer, rettete, indem sie sie auf verschiedenen anderen Planeten ansiedelten. Wir als Zuschauer wissen natürlich den wahren Grund, wieso es in der Originalserie so viele vermeintlich Außerirdische gibt, die von den Menschen nicht zu unterscheiden sind. Das liegt daran, dass aufwändige Masken, wie wir sie aus den Nachfolgeserien kennen, zu damaliger Zeit wahnsinnig teuer oder einfach nicht zu realisieren waren und deswegen nur selten verwirklicht werden konnten. Hier wurde tatsächlich eine Ungereimtheit der Serie entdeckt und es gelingt mit diesem geschickten Schachzug auch im Star Trek-Rahmen eine plausible Erklärung für die Menschenähnlichkeit vieler Aliens zu geben. Auch könnten damit einige der Parallelwelten erklärt werden, auf die die Enterprise in der Serie schon mehrfach traf, zum Beispiel das römische Imperium in 2.25: Brot und Spiele.

Das erklärt aber nicht vollständig, wieso der Planet Amerind selbst so erdähnlich aussieht, bis hin zu den gleichen Bäumen wie auf der Erde.

Spock darf hier nach sehr langer Zeit mal wieder das Kommando über die Enterprise übernehmen. Erfreulicherweise hielten sich dieses Mal die Proteste der Crew wegen seines ungewöhnlichen Führungsstils in Grenzen. McCoy und Scotty hatten zwar Einiges auszusetzen, aber das Ganze artete, dem Autor sei Dank, nicht so aus, wie beispielsweise in 1.16: Notlandung auf Galileo 7.

Etwas unwahrscheinlich erscheint es, dass der Doktor mit seiner hochentwickelten Medizin Miramanee am Ende nicht helfen konnte, vor allem da sie äußerlich kaum einen Kratzer hatte, doch musste man Kirk ja irgendwie wieder auf die Enterprise bekommen und es hätte wohl Proteste gegeben, hätte er die schöne Miramanee samt Baby sitzengelassen.

Wieder erwähnt wird hier Kirks besondere Beziehung zur Enterprise. Selbst als er sein Gedächtnis verloren hat, kann er sein Schiff und seine Crew nicht vergessen und träumt nachts sogar von ihnen.

Die Story weist eine relativ große Ähnlichkeit zur DS9-Folge 1.14: Die Legende von Dal'Rok auf. Dort ist es O'Brien, der von den Bewohnern eines Dorfes für ihren Retter gehalten wird, obwohl der Ingenieur keine Ahnung hat, wie er das machen soll. Auch dort gibt es einen Dorfbewohner, der auf O'Brien eifersüchtig ist und ihn töten will.

Majel Barrett hat in dieser Folge erneut einen Auftritt als Christine Chapel.
Autorin Margaret Armen hatte zuvor das eher schwache 2.16: Meister der Sklaven geschrieben und steuerte zur 3. Staffel noch die Folge 3.21: Die Wolkenstadt bei.
Regie führte zum ersten Mal Stammregisseur Jud Taylor.

Die deutsche Version wurde vom ZDF erstellt und unterscheidet sich etwas vom Original. Zum Beispiel hört man im Original mehrmals Kirks Gedanken, was im Deutschen nicht übernommen wurde. Außerdem fehlt ein Teil der Szene in der McCoy Spock dazu zwingt sich auszuruhen. Ferner wurde aus der Höchstgeschwindigkeit der Enterprise mal wieder Sol 15, statt Warp 9. Die Gedankenverschmelzung wurde hier mit Persönlichkeitstausch übersetzt. Darüber hinaus wurden wieder einige flotte Sprüche hinzugedichtet.
Für die DVD-Version wurden die noch fehlenden Szenen ergänzt. Kirks Gedanken aus dem Off wurden ebenfalls wieder eingefügt.

Obwohl das Budget bereits angeschlagen war, ließ sich der Außendreh für diese Folge nicht vermeiden, da man den Indianerstamm kaum im Studio aufbauen konnte. Es sollte aber der einzige Außendreh der ganzen Staffel bleiben.
Die Kostüme der Indiander und die Effekte mit dem Asteroiden können durchaus überzeugen.

Alles in allem handelt es sich bei dieser Folge um eine sehr schöne, charakterbetonte Geschichte, die es sich lohnt anzuschauen.

Spannung: 5 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Majel Barrett hat ihren 15. Auftritt als Christine Chapel. Das letzte Mal war sie in 3.02: Die unsichtbare Falle zu sehen. Ihr nächster Auftritt ist bereits in 3.04: Kurs auf Markus 12.

Sean Morgan, der Darsteller des Ingenieur, spielt auch Lieutenant O'Neil in 1.21: Landru und die Ewigkeit und 3.09: Das Spinnennetz. Er verkörperte außerdem Ensign Harper in Folge 2.24: Computer M5.

Naomi Pollack, hier als Indianerin zu sehen, sehen wir in Folge 3.17: Gefährliche Planetengirls als Lieutenant Rahda wieder.

Jud Taylor gehört zu den 5 wichtigsten Regisseuren der Originalserie. Er ist für die Folgen

verantwortlich.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 0
Kirks Shirt bleibt in tadellosem Zustand.
Allerdings darf man Kirks nackten Oberkörper bewundern, als er zusammen mit Miramanee durch den Wald läuft.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 1
Kirk und Miramanee verlieben sich und heiraten schließlich sogar.
3. Spocks "Faszinierend": 0 mal
Spocks Nackengriff kommt diesmal nicht zum Einsatz, aber dafür wendet er die vulkanische Geistesverschmelzung bei Kirk an, um ihm sein Gedächtnis zurückzugeben.
4a. Spocks "logisch": 1 mal
Spock über den Obelisken: "Diese aufgesetzten Symbole sind faszinierend."
4b. Spocks "unlogisch": 0 mal
Spock findet diesmal nichts logisch.

Aber:
McCoy zu Spock: "Gratuliere Spock, Sie haben mit der kalten Logik des Vulkaniers Ihr Risiko kalkuliert, sind es eingegangen und haben verloren."
Weiter stellt Spock fest, dass Harmonielehre mit Logik eng verwandt ist.
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 0 mal
McCoy darf seinen berühmten Satz nicht sagen.
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 0 mal
Alle leben noch, Jim.
7. tote Rothemden: 0
Kein Kommentar von McCoy.
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
Die Rothemden bleiben diesmal verschont.

Aber:
Miramanee stirbt nach einer Steinigung.
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos3_3.htm