Episodenbeschreibung
Sternzeit: 4842,6
Die Enterprise befindet sich im Orbit um den Planeten Amerind, der durch einen Asteroiden auf
Kollisionskurs bedroht wird. Der Asteroid wird in ungefähr 2 Monaten mit dem Planeten zusammentreffen
und die Enterprise hat den Auftrag ihn so abzulenken, dass es nicht zum Zusammenstoß kommt. Kirk,
Spock und McCoy schauen sich auf der Oberfläche um. Sie entdecken ein recht einfaches und friedlich
lebendes Volk, welches stark an die Indianerstämme auf der Erde erinnert. Außerdem treffen die
drei auf einen seltsamen Obelisken, der mit merkwürdigen Schriftzeichen verziert ist und keineswegs
von den Indiandern erbaut worden sein kann. Bevor die drei auf die Enterprise zurückkehren, schaut
sich Kirk den Obelisken noch einmal aus der Nähe an, während Spock und McCoy die Indianer beobachten.
Kirk nimmt Kontakt mit der Enterprise auf, doch plötzlich öffnet sich unter ihm eine Luke am Sockel des
Obelisken und er fällt ins Innere hinein. Unten befindet sich ein hochentwickelter Kontrollmechanismus, welchen
Kirk versehentlich mit einem Knopfdruck aktiviert. Dadurch bekommt er einen Energiestoß.
Inzwischen beginnen Spock und McCoy mit der Suche nach ihrem Captain, doch sie finden nichts und Spock hat
keine andere Wahl als auf die Enterprise zurückzukehren, da man den Ablenkungspunkt des Asteroiden auf
keinen Fall verpassen darf. Also verlässt man den Orbit und fliegt mit Höchstgeschwindigkeit zum berechneten
Punkt, wobei die Maschinen stark überlastet werden.
Kirk kommt im Obelisken inzwischen wieder zu sich, doch er hat sein Gedächtnis verloren und weiß nichts mehr.
Er kann jedoch den Obelisken in dem Moment verlassen, als zwei Indianerinnen das Monument aufsuchen. Die
zwei knien sofort vor Kirk nieder und sagen ihm, das sie ihn bereits lange erwartet hätten. Sie halten
den Captain für einen Gott, da der Obelisk ein Tempel für sie ist. Die Indianerinnen nehmen Kirk mit
in ihr Dorf und stellen ihn ihrem Häuptling Goro vor.
Kirk berichtet, dass er sich an nichts mehr erinnere, doch den Indianern wurde überliefert, dass ein
Gott aus dem Tempel zu ihnen kommen und sie vor drohendem Unheil retten würde. Als ein kleiner Junge,
der ins Wasser gefallen ist, zum Medizinmann Salish gebracht wird, erklärt dieser ihn für tot. Kirk
kann ihn jedoch mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung retten, was die anderen noch mehr davon überzeugt,
dass er ein Gott ist. Nur Salish ist misstrauisch. Trotzdem muss er nun das Zeichen des Medizinmanns an
Kirk abtreten.
Inzwischen versucht die Enterprise den Asteroiden abzulenken, doch die Energie des Schiffes reicht
nicht aus und auch ein Versuch, den Asteroiden mit dem Phaser zu spalten, misslingt. Die Enterprise
verliert bei diesem Unterfangen ihren Warpantrieb. Scotty wird für die Reparatur lange brauchen. Spock
befiehlt mit Impulsgeschwindigkeit Kurs auf den Planeten zu nehmen. Die Enterprise wird damit gut 4
Stunden früher als der Asteroid auf dem Planeten eintreffen. In den knapp 60 Tagen, die bis dahin noch
bleiben, will Spock versuchen, die Zeichen auf dem Obelisken zu entziffern.
Miramanee, die Häuptlingstochter, die nach der Tradition den Medizinmann heiraten soll, möchte Salish nun
nicht mehr, da er nicht mehr der Medizinmann ist. Stattdessen fragt sie Kirk, der von den Indianern inzwischen
Kirok genannt wird, ob er sie heiraten will, und Kirk stimmt zu. Salish wird daraufhin noch eifersüchtiger
auf den Neuankömmling. Er versucht Kirk am Hochzeitstag zu töten und verletzt ihn dabei so, dass er blutet.
Nun ist Salish noch überzeugter davon, dass Kirk kein Gott ist. Der kann Salish jedoch bei dem Kampf
überwältigen und Miramanee heiraten.
Kirk erfährt inzwischen, dass der Tempel ein Geheimnis birgt, welches immer von Medizinmann zu Medizinmann
weitergegeben wurde, doch Salishs Vater starb, bevor er seinem Sohn das Geheimnis anvertrauen konnte. Deswegen
erhoffen die Indianer nun von Kirok die Rettung ihres Volkes.
In den nächsten zwei Monaten leben Kirk und Miramanee glücklich zusammen. Der Captain wird jedoch von Träumen
verfolgt, in denen er in einem Raumschiff durch den Weltraum reist. Kirk weiß nicht was die Träume zu
bedeuten haben und er vergisst sie schnell wieder, als Miramanee verkündet, dass sie schwanger sei.
Inzwischen ist die Enterprise nicht mehr weit vom Planeten entfernt und Spock hat tatsächlich
die Schriftzeichen entziffern können. Es handelt sich um eine Sprachmelodie. Der Obelisk enthält ein
Asteroidenabwehrsystem, welches von der Spezies entwickelt wurde, welche die Indianer von der Erde
entführte und auf diesem Planeten neu ansiedelte, damit sie sich hier ungestört entwickeln konnten.
Auf dem Planeten machen sich die Auswirkungen des sich nähernden Asteroiden bemerkbar. Es gibt viele
Gewitter und der Himmel verdunkelt sich. Die Indianer erwarten von Kirk, dass er sie rettet, also macht
er sich auf zum Tempel, doch er erinnert sich nicht mehr wie er aufging. Als Salish das entdeckt,
erzählt er es dem Rest des Stammes und Kirk wird daraufhin von den Indianern gesteinigt. Als sich
Miramanee zu ihm gesellt, wird auch sie gesteinigt. Spock und McCoy beamen kurze Zeit später hinunter
und die Indianer ergreifen die Flucht. McCoy kümmert sich um die beiden. Er stellt fest, dass Kirk das
Gedächtnis verloren hat und Spock führt eine Gedankenverschmelzung durch, um ihm sein Wissen wieder zu
geben. Als Kirk sich wieder erinnert, weiß er auch wie der Obelisk aufgeht. Er ruft erneut die
Enterprise und Kirk und Spock können hinein. Spock kann den Abwehrmechanismus aktivieren und der Asteroid
wird erfolgreich abgelenkt.
Zurück im Dorf muss McCoy dem Captain mitteilen, dass er für Miramanee nichts mehr tun kann. Kirk geht
zu ihr und gibt ihr noch einen Kuss. Kurze Zeit später stirbt sie in seinen Armen.
Bewertung
"Der Obelisk" ist gleich in mehrerer Hinsicht eine ungewöhnliche und faszinierende Folge. Sie
unterscheidet sich schon allein durch den Zeitraum, in dem sich die Handlung abspielt.
Während in den meisten Folgen alles innerhalb weniger Tage oder manchmal sogar Stunden passiert,
spielt sich diese Folge über einen Zeitraum von fast zwei Monaten ab.
Die Episode ist auch durch Kirks Beziehung außergewöhnlich. Bei Miramanee handelt es sich ausnahmsweise
nicht um eine von Kirks sonstigen Hoppla-Hopp-Beziehungen, sondern hier darf er einmal tiefere Gefühle
für eine Frau entwicklen. Ähnlich wie Edith Keeler in
1.28: Griff in die Geschichte liebt er Miramanee wirklich. Der Captain heiratet
sie sogar und Miramanee erwartet ein Kind von ihm. Seine Heirat mit der Häuptlingstochter ist eine von Kirks
überzeugendsten Liebesbeziehungen in der gesamten Serie.
Ungewöhnlich ist die Folge auch durch ihr tragisches Ende, welches natürlich etwas vorhersehbar ist, da
Kirk ja auch weiterhin für eventuelle Abenteuer ungebunden bleiben muss. So hat die Episode neben
1.28: Griff in die Geschichte eines der traurigsten Enden einer Star Trek-Folge.
Leider wird Kirks Schmerz über den Verlust von Miramanee später nicht mehr erwähnt,
doch so weit, dass in der Serie auf diese Weise an ein früheres Ereignis angeknüpft wird, war man zur
damaligen Zeit bei Star Trek einfach noch nicht. In TOS wurde nach jeder Folge einfach der Reset-Knopf
gedrückt.
Die Folge widmet sich einem Science Fiction-Lieblingsthema, nämlich dem Ablenken eines Asteroiden,
der einen Planeten bedroht. Hier handelt es sich also um eine ganz frühe Form des
Asteroiden-Katastrophen-Films. Auch auf der Erde überwachen Teleskope den Weltraum auf der Suche nach
Asteroiden, die der Erde eventuell gefährlich werden könnten. Einen Einschlag halten Wissenschaftler
aber für relativ unwahrscheinlich.
Negativ fällt an dieser Folge vor allem die etwas konstruierte Handlung auf. Zufällig steht Kirk gerade
direkt auf der Tür zum Obelisken, als er die Enterprise ruft, zufällig hört der Öffnungsmechanismus auch
noch genau auf die Worte "Kirk an Enterprise", zufällig kommt gerade Miramanee vorbei, als Kirk den
Tempel wieder verlässt, zufällig ist Salishs Vater gestorben, bevor er seinem Sohn das Geheimnis des
Tempels verraten konnte, zufällig fällt der Indianderjunge gerade nach Kirks Ankunft ins Wasser, so dass
ihm der Captain das Leben retten kann. Und natürlich braucht die Enterprise zwei Monate um zum Planeten
zurückzugelangen, damit Spock auch genug Zeit hat, die Schriftzeichen zu entziffern.
Das wirkt alles ein wenig zu dick aufgetragen, war aber wohl nötig, damit die Folge in dieser Weise
funktioniert.
Da Spock mehrmals betont, dass es bei der Ablenkung des Asteroiden auf jede Sekunde ankommt, erscheint
es auch ein wenig unlogisch, dass die Enterprise zuerst einen Abstecher zum Planeten macht, bevor sie
losfliegt, um sich um den Asteroiden zu kümmern. Wäre es andersrum nicht effektiver gewesen?
Interessanterweise wird die Hauptdirektive hier in keinster Weise erwähnt, obwohl es sich um eine ganz
massive Einmischung in die Geschicke eines Planeten handelt. In der TNG-Folge
2.15: Brieffreunde ist es Captain Picard streng untersagt, etwas zur
Rettung zu unternhehmen, als die Planeten im Drema-System von einer geologischen Katastrophe bedroht werden.
Hier geht es im Prinzip um das Gleiche, doch im 23. Jahrhundert scheint die Oberste Direktive noch
nicht den Stellenwert zu haben, den sie später erlangte.
In dieser Folge wird eine interessante Erklärung gegeben, wieso die Enterprise auf so vielen Planeten
auf humanoide Spezies getroffen ist. Spock erklärt, dass die Aliens, die den Obelisken gebaut haben, durch
den Weltraum flogen und bedrohte Spezies und Völker, wie zum Beispiel die Indianer, rettete, indem sie sie
auf verschiedenen anderen Planeten ansiedelten. Wir als Zuschauer wissen natürlich den wahren Grund, wieso
es in der Originalserie so viele vermeintlich Außerirdische gibt, die von den Menschen nicht zu unterscheiden sind.
Das liegt daran, dass aufwändige Masken, wie wir sie aus den Nachfolgeserien kennen, zu damaliger Zeit
wahnsinnig teuer oder einfach nicht zu realisieren waren und deswegen nur selten verwirklicht werden
konnten. Hier wurde tatsächlich eine Ungereimtheit der Serie entdeckt und es gelingt mit diesem
geschickten Schachzug auch im Star Trek-Rahmen eine plausible Erklärung für die Menschenähnlichkeit
vieler Aliens zu geben. Auch könnten damit einige der Parallelwelten erklärt werden, auf die die
Enterprise in der Serie schon mehrfach traf, zum Beispiel das römische Imperium in
2.25: Brot und Spiele.
Das erklärt aber nicht vollständig, wieso der Planet Amerind selbst so erdähnlich aussieht, bis hin zu den
gleichen Bäumen wie auf der Erde.
Spock darf hier nach sehr langer Zeit mal wieder das Kommando über die Enterprise übernehmen.
Erfreulicherweise hielten sich dieses Mal die Proteste der Crew wegen seines ungewöhnlichen
Führungsstils in Grenzen. McCoy und Scotty hatten zwar Einiges auszusetzen, aber das Ganze artete,
dem Autor sei Dank, nicht so aus, wie beispielsweise in
1.16: Notlandung auf Galileo 7.
Etwas unwahrscheinlich erscheint es, dass der Doktor mit seiner hochentwickelten Medizin Miramanee am Ende
nicht helfen konnte, vor allem da sie äußerlich kaum einen Kratzer hatte, doch musste man Kirk ja
irgendwie wieder auf die Enterprise bekommen und es hätte wohl Proteste gegeben, hätte er die schöne
Miramanee samt Baby sitzengelassen.
Wieder erwähnt wird hier Kirks besondere Beziehung zur Enterprise. Selbst als er sein Gedächtnis
verloren hat, kann er sein Schiff und seine Crew nicht vergessen und träumt nachts sogar von ihnen.
Die Story weist eine relativ große Ähnlichkeit zur DS9-Folge
1.14: Die Legende von Dal'Rok auf. Dort ist es O'Brien, der von den
Bewohnern eines Dorfes für ihren Retter gehalten wird, obwohl der Ingenieur keine Ahnung hat, wie er das
machen soll. Auch dort gibt es einen Dorfbewohner, der auf O'Brien eifersüchtig ist und ihn töten will.
Majel Barrett hat in dieser Folge erneut einen Auftritt als Christine Chapel.
Autorin Margaret Armen hatte zuvor das eher schwache
2.16: Meister der Sklaven geschrieben und steuerte zur 3. Staffel noch die
Folge 3.21: Die Wolkenstadt bei.
Regie führte zum ersten Mal Stammregisseur Jud Taylor.
Die deutsche Version wurde vom ZDF erstellt und unterscheidet sich etwas vom Original. Zum Beispiel hört
man im Original mehrmals Kirks Gedanken, was im Deutschen nicht übernommen wurde. Außerdem fehlt ein
Teil der Szene in der McCoy Spock dazu zwingt sich auszuruhen. Ferner wurde aus der
Höchstgeschwindigkeit der Enterprise mal wieder Sol 15, statt Warp 9. Die Gedankenverschmelzung wurde
hier mit Persönlichkeitstausch übersetzt. Darüber hinaus wurden wieder einige flotte Sprüche
hinzugedichtet.
Für die DVD-Version wurden die noch fehlenden Szenen ergänzt. Kirks Gedanken aus dem Off wurden
ebenfalls wieder eingefügt.
Obwohl das Budget bereits angeschlagen war, ließ sich der Außendreh für diese Folge nicht vermeiden, da
man den Indianerstamm kaum im Studio aufbauen konnte. Es sollte aber der einzige Außendreh der ganzen
Staffel bleiben.
Die Kostüme der Indiander und die Effekte mit dem Asteroiden können durchaus überzeugen.
Alles in allem handelt es sich bei dieser Folge um eine sehr schöne, charakterbetonte
Geschichte, die es sich lohnt anzuschauen.
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