Episodenbeschreibung
Sternzeit: 4729,4
Die Enterprise wird zur nächstgelegenen Raumbasis zurückgerufen. Dort angekommen beamt Commodore
Robert Wesley an Bord. Er erklärt Kirk, dass die Enterprise ausgesucht wurde, um das neue
Computersystem M5 zu testen. M5 wurde von Dr. Richard Daystrom erfunden, der bereits in sehr jungen
Jahren ein Computergenie war und eine Revolution der Computertechnik ausgelöst hat. M5 soll ein
Raumschiff völlig ohne Hilfe der Crew steuern können und der größte Teil der Enterprise-Crew
scheint bei diesem Unterfangen auch überflüssig sein. Kirk soll lediglich mit 20 Mann an
Bord bleiben.
Daystrom beamt an Bord der Enterprise und installiert M5 im Maschinenraum. Alle außer Spock
scheinen zunächst recht skeptisch gegenüber dem neuen Computer zu sein, vor allem auch, weil dieser
sie alle ersetzen soll, sogar den Captain.
Als M5 installiert ist, verlässt die Enterprise die Raumstation und fliegt den Planeten Alpha
Carinae II an, den man erkunden soll. M5 erledigt seine Arbeit eindrucksvoll und trifft viele
Entscheidungen bevor Kirk sie befiehlt. Dann nähern sich die beiden Sternenflottenschiffe
Excalibur und Lexington, die einen Angriff auf die Enterprise simulieren. M5 wehrt den Scheinangriff
erfolgreich ab.
Kirk ist deprimiert, weil M5 ihm seinen Posten streitig zu machen scheint. McCoy kann den Captain
jedoch wieder aufmuntern.
Als sich die Enterprise dem Frachter Wooden nähert, macht M5 seinen ersten Fehler. Er sieht in
dem unbemannten Schiff eine Gefahr und zerstört es, ohne dass die Crew etwas dagegen unternehmen
kann. Man kann M5 nicht abschalten. Kirk will ihm die Energieversorgung nehmen, doch als Ensign
Harper dies erledigen will, wird er von M5 durch einen Energiestrahl getötet. Der Computer verschlingt
nun immer größere Mengen Energie.
Spock und Scotty wollen M5 die Energie per Handsteuerung nehmen, doch das System durchschaut auch
ihren Plan und überlistet sie. Daystrom gibt zu, dass er M5 seine eigenen Denkstrukturen einprogrammiert
hat. M5 kann somit denken und handelt nun ähnlich wie ein Mensch, dessen Leben bedroht wird.
Er kämpft also ums Überleben.
Inzwischen nähern sich die Schiffe Excalibur, Lexington, Potemkin und Hood, um einen weiteren
Scheinangriff durchzuführen. M5 unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind und greift sofort an.
Obwohl Wesley mit seiner Flotte in der Überzahl ist, kann er gegen die Enterprise mit M5 nichts
ausrichten. Es gibt auf allen Schiffen schwere Schäden.
Uhura kann keinen Kontakt zu den anderen Schiffen mehr herstellen, M5 blockiert alle Frequenzen.
Als er die Excalibur schließlich zerstört, erbittet Wesley von der Sternenflotte die Erlaubnis, die
Enterprise zu vernichten.
Daystrom versucht M5 dazu zu überreden, mit den Angriffen aufzuhören. Er sieht den Computer als sein
Kind an, doch M5 hört nicht auf ihn und Daystrom bricht schon bald zusammen und wird auf die
Krankenstation gebracht.
Kirk redet nun mit M5. Er macht ihm klar, dass er gemordet hat. Da Daystrom ihm einprogrammiert hat,
dass Mord Unrecht ist, bestraft sich M5 selbst und schaltet sich ab. Kirk lässt die Schilde senken,
während sich Wesleys Flotte wieder nähert. Wesley erkennt, dass keine Gefahr mehr besteht und lässt
den Angriff auf die Enterprise abbrechen.
Die Enterprise kehrt zur Raumstation zurück, wo Daystrom geholfen wird.
Bewertung
Am Ende der zweiten Staffel häufen sich nun doch die Klischees der Serie. Kirk darf in fast jeder
zweiten Folge die Hauptdirektive verletzten, die Rothemden sind vom Aussterben bedroht, Spock
überlebt oft nur wegen seines grünen Blutes und Kirk darf hier erneut einen Computer zu Tode
argumentieren.
Wiederum geht es darum was höher einzuschätzen ist, ein Mensch oder eine Maschine.
Wer handelt logischer, arbeitet der Mensch oder der Computer effizientier? Kann ein Computer
Entscheidungen treffen? Ist es erstrebenswert, wenn ein Computer den Menschen Befehle gibt? Und
birgt diese Konzentration auf den Computer Gefahren? Dies sind die Fragen, mit denen sich
"Computer M5" auseinandersetzt. Letztendlich stellt sich die Folge ganz klar auf die Seite der
Menschen. Kein Computer kann die menschlichen Aufgaben so gut erledigen, dass der Mensch überflüssig
wird. Die Folge betont, dass der Computer ein wichtiges und gutes Werkzeug ist, um viele verschiedene
Arbeiten zu erledigen, doch er muss immer unter der Kontrolle des Menschen bleiben, und nicht
umgekehrt. Der Computer darf nie mächtiger werden als seine Erbauer. Die Folge sagt sogar, dass es
gefährlich sein kann, sich zu sehr auf eine Maschine zu verlassen.
Dieses interessante Thema wird in der Folge durchaus gelungen behandelt. Man kennt das Problem
bereits zum Teil aus der Folge 1.23: Krieg der Computer.
Neben dieser interessanten Thematik kann "Computer M5" vor allem charakterseitig überzeugen.
Unter hohem Zeitdruck und unter ständiger Lebensgefahr sind die Hauptcharaktere gezwungen, schnell
und effektiv zu handeln. Kirk ist von Anfang an misstrauisch gegenüber M5. Außerdem fühlt er sich
in seiner Ehre verletzt, da es für ihn völlig ungewohnt ist, auf seinem eigenen Schiff keine
Kommandogewalt mehr zu haben. Auch wenn Kirk dies immer abstreitet, so kann man nicht leugnen, dass er
sich durch M5 bedroht fühlt. Daystrom hat vielleicht gar nicht so unrecht, wenn er sagt, Kirk fürchte
um sein Prestige und seinen Ruhm, wenn er durch einen Computer ersetzt werden würde und andere Aufgaben übernehmen
müsste.
Spock zeigt sich dieses Mal als sehr guter Kenner seines Captains. Er erklärt ihm in einem Gespräch
auf der Brücke nachdrücklich, dass seine Dienste durchaus noch gebraucht würden, da eine Besatzung
einen Captain benötige, dem sie sich anvertrauen kann und dessen Urteil sie schätzt.
Spock ist in dieser Folge jedoch auch von M5 fasziniert. Er ist zu Beginn weit weniger kritisch
gegenüber der Maschine eingestellt, als die anderen. Der Vulkanier hatte schon immer eine besondere
Beziehung zu Computern, da sie ähnlich logisch handeln, wie er selbst.
Auch McCoy versucht Kirk zu helfen und ihn zu unterstützen. Die Dialoge zwischen ihm und dem Doktor sind
sehr gelungen, und die besondere Situation unterstreicht die Tatsache, dass McCoy in Kirks Kabine sogar
einen Schnaps vorbeibringt. Wann hat es das schon gegeben?
Von Scotty würde man als Ingenieur eigentlich etwas mehr Begeisterung für M5 erwarten, doch für
ihn ist die neue Erfindung nichts anderes als ein Fremdkörper.
Daystrom ist ein interessanter Gastcharakter. Er hat schon sehr früh eine große Erfindung gemacht
und wurde daduch berühmt. Seither sieht er sich mit Neidern konfroniert, die seine Erfindung als Zufall
verspotten. Er versucht deswegen etwas ähnlich Neues zu generieren und hat deswegen zu M5 auch eine
besondere Beziehung. Er sieht den Computer als sein Kind an. Daystrom wurde in Fankreisen recht populär.
In den Nachfolgeserien wurde oft ein Daystrom-Institut erwähnt, eine Föderations-Forschungseinrichtung,
die nach Richard Daystrom benannt wurde.
Einen interessanten selbstironischen Gag enthält die Folge als M5 feststellt, dass Kirk und McCoy
für die Erforschung des Planeten unwichtig sind. In der Tat fragt man sich als Zuschauer des Öfteren,
warum die beiden so oft Außenmissionen begleiten, obwohl sie meist wenig Sinnvolles beitragen
können. Das liegt jedoch natürlich daran, dass Kirk und McCoy zwei der wichtigsten Hauptpersonen der
Serie sind und deswegen natürlich auch im Mittelpunkt der Handlung stehen. Dies war auch ein Problem,
mit dem TNG eine Zeitlang zu kämfen hatte. Dort saß Picard am Anfang oft auf der Brücke herum,
während sich auf dem Planeten unter Rikers Führung das eigentlich Wichtige abspielte.
Die Handlung von "Computer M5" erscheint an manchen Stellen etwas unlogisch. So ist es unglaubwürdg,
dass eine so gravierende Fehlfunktion wie das Zerstören eines unbemannten Frachters bei den sicher sehr
umfassenden Tests nicht entdeckt wurde. Fraglich ist außerdem, wie M5 zu der Ansicht gelangt, dass es
sich bei den anderen Schiffen um Angreifer handelt. Dass ein so perfektes Computersystem den Unterschied
zwischen Freund und Feind, zwischen Simulation und Wirklichkeit nicht erkennt, erscheint seltsam.
Dass M5 von Kirk zur Selbstzerstörung überredet werden kann, setzt der Unglaubwürdigkeit natürlich
die Krone auf. Diese Auflösung hat schon in den Folgen
1.21: Landru und die Ewigkeit und
2.03: Ich heiße Nomad nicht überzeugen können, und sie kann es hier noch
viel weniger. Wenigstens wurde Kirks Ansprache an M5 dieses Mal recht kurz und unspektakulär
gehalten.
Trotzdem drückt die Auflösung die Bewertung der Folge deutlich nach unten.
Erneut zum Einsatz kam hier das Schläferschiff aus
1.22: Der schlafende Tiger, welches hier für den Frachter Wooden Modell
stand. Außerdem durfte man kurz das Raumstationsmodell aus
2.15: Kennen Sie Tribbles? wiedersehen. Bei den anderen Föderationsschiffen
handelt es sich erneut um Schwesterschiffe der Enterprise, allerdings darf Wesley in einem
Kommandosessel mit höherer Rückenlehne sitzen. Diese Lehne kennen wir bereits aus
2.04: Ein Parallel-Universum.
Unter den Gaststars gibt es dieses Mal keine wiederkehrenden Charaktere.
Geschrieben wurde die Folge von Stammautorin D.C. Fontana, die damit ihr letztes Drehbuch zur zweiten
Staffel ablieferte. Storyautor Laurence N. Wolfe arbeite nur einmal für die Originalserie.
Produzent John Meredyth Lucas führte hier zum ersten Mal Regie.
Die deutsche Version kommt wieder einmal vom ZDF, welches einige Szenen geschnitten hat, die aber fast
alle inzwischen wieder eingefügt wurden. Es fehlen nun nur noch einige wenige Sekunden in der Mitte der
Folge, in denen Spock Dr. McCoy erklärt, was es mit Commodore Wesleys Gruß an Captain Dunsel auf sich
hat. Dieser Gruß ist in der deutschen Version zwar enthalten, doch nur im Original erklärt Spock, dass
es sich bei Dunsel um ein überflüssiges Zubehörteil handelt, welches von Sternenflotten-Kadetten
so genannt wird. Wesley bezeichnet mit Dunsel also den "überflüssigen" Captain Kirk. Im Original erwähnt
Kirk "Dunsel" wenige Szenen später noch einmal, in der deutschen Version fiel das weg und man weiß
eigentlich nicht so recht, wer oder was mit Dunsel gemeint ist.
Für die DVD-Version wurden auch die letzten noch fehlenden Szenen synchronisiert und eingefügt. Die
Erklärung des Begriffs Dunsel ist somit wieder enthalten. Auch einige andere Dialogzeilen wurden neu
synchronisiert, um Fehler in der Übersetzung zu korrigieren.
Alles in allem handelt es sich bei Computer M5 um eine durchaus spannende und stimmungsvolle Episode,
mit interessanten Charakterstudien, die aber durch einige Ungereimtheiten und die schlechte Auflösung
auf eine befriedigende Endwertung gedrückt wird.
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