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Episodenbeschreibung
Datum: Jahr 2161 bzw. Sternzeit 47457,1
Auf der Brücke unterhalten sich Travis, Hoshi, Reed und T'Pol
über die bevorstehende Ausmusterung der NX-01 nach 10 Jahren im
aktiven Dienst. Hoshi wird anschließend wieder als Sprachlehrerin
nach Brasilien gehen. Indes bereitet Archer eine große Ansprache
vor: in wenigen Tagen soll ein wichtiger Vertrag zwischen
Menschen, Vulkaniern, Andorianern und Tellariten unterzeichnet
werden. Unerwartet kommt eine Meldung, die alle Führungsoffiziere
auf die Brücke beordert. William Riker gibt den Befehl, das
Holodeck-Programm zu speichern und zu beenden, dann verlässt er
das Holodeck der Enterprise D.
Auf der Enterprise D:
Im Zehn Vorne unterhalten sich Riker und Troi über die Simulation
der historischen Ereignisse rund um die NX-01. Riker beschäftigt
dabei vor allem das Thema der Befehlsverweigerung. Troi rät ihm,
bei seinem nächsten Holodeck-Besuch in die Rolle des Chefkochs
der ersten Enterprise zu schlüpfen. In den frühen Tagen der
Raumfahrt war der Koch oftmals der Vertraute der
Besatzungsmitglieder und gewissermaßen eine Art Vorläufer von
Trois Posten als Counselor.
Auf der NX-01:
Zur allgemeinen Überraschung meldet sich Shran bei Archer. Shran
gilt seit 3 Jahren als tot. Er erläutert, dass er seinen eigenen
Tod eingefädelt hat, um einige unliebsame "Freunde" loszuwerden.
Nun haben sie ihn aber offenbar gefunden und seine Tochter Talla
gekidnappt. Im Gegenzug wollen sie von ihm einen extrem
wertvollen Amethyst haben - den Shran aber gar nicht besitzt.
Deshalb bittet er Archer um Hilfe. Archer möchte eigentlich
keinen Umweg in Kauf nehmen, aber Shran erinnert ihn an einen
noch ausstehenden Gefallen. Shrans Tochter wird auf Rigel X
gefangen gehalten, sodass die Enterprise trotz des Umweges immer
noch rechtzeitig zur großen Zeremonie auf der Erde eintreffen
kann.
T'Pol ist von der Aktion noch weniger begeistert als der Captain.
Sie misstraut Shran nach wie vor, aber Archer erinnert sie daran,
wie er vor 10 Jahren allen Vulkaniern misstraute und T'Pol ihm
half, darüber hinwegzukommen. Nun bittet er sie, ihr Misstrauen
abzulegen.
In der Kombüse ist Riker in die Rolle des Chefkochs geschlüpft
und redet mit T'Pol über ihre Gefühle für Trip. Nach dem Ende der
gemeinsamen Beziehung vor 6 Jahren hat T'Pol nicht mehr viel darüber
nachgedacht. Aber sie gesteht Riker, dass
sie nach wie vor etwas für Trip empfindet. Dann kommt Riker
einmal mehr auf Gehorsam und Befehlsverweigerung zu sprechen.
T'Pol meint, dass sie im Lauf der Zeit gelernt hat, neben den
strengen Gesetzen der Logik auch auf ihren Instinkt zu vertrauen.
Auf der Enterprise D:
Im Bereitschaftsraum betrachtet Riker die Akten einiger
Crewmitglieder, die vor 12 Jahren auf der Pegasus ums Leben
kamen. Damals waren 71 Leute gestorben, nur 9 überlebten den
Unfall, darunter Riker und sein Befehlshaber, Captain Eric
Pressman, der inzwischen Admiral ist und sich auf der Enterprise
befindet, um nach dem Wrack der Pegasus zu suchen.
Troi sucht Riker auf und spricht mit ihm über seine
Schuldgefühle. Riker will aber nicht ins Detail gehen und lädt
Troi deshalb zu einem Besuch auf dem Holodeck ein.
Auf der NX-01:
Riker und Troi wundern sich über die Enge auf der ersten
Enterprise. Vor allem wundern sie sich, dass es kein Aquarium im
Raum des Captains gibt und dass die Türen sich nicht automatisch
öffnen. Auf der Brücke bestaunen sie ein Instrument an T'Pols
Konsole. Troi meint, dass auch auf Kirks Enterprise ein solches
vorhanden war.
Im Maschinenraum sprechen Reed und Trip über den kleinen Umweg,
um Shrans Tochter zu retten. Beiden geht die Ausmusterung der
Enterprise nahe, aber Trip arbeitet unermüdlich daran, das
Triebwerk in bestem Zustand zu halten - immerhin hat er die
letzten 10 Jahre genau damit verbracht, da will er es natürlich
auch in Topform halten.
Als die Enterprise Rigel X erreicht, will Trip nicht, dass Archer
das Außenteam begleitet: so kurz vor dem großen Moment sollte
sich der Captain keiner unnötigen Gefahr mehr aussetzen. Archer
lehnt das Angebot dankend ab und begleitet Shran auf den
Planeten. T'Pol hat inzwischen eine ziemlich gute Fälschung des
Edelsteins angefertigt.
Auf dem Shuttleflug ist Riker als MACO anwesend. Trip und T'Pol
reden über vergangene Zeiten und dass sie sich nach der
Ausmusterung nicht mehr so oft sehen werden. Trip verspricht
aber, dass er immer Kontakt zu T'Pol halten wird. Sie meint, sie
wird ihn trotzdem vermissen.
Auf dem Planeten suchen Shran und T'Pol die Aliens auf, die
Shrans Tochter gefangen genommen haben. Im Austausch für den
Edelstein bekommt Shran seine Tochter zurück. T'Pol begleitet sie
aus der Gefahrenzone. Als der Anführer der Aliens den Amethyst in
die Hände nimmt, beginnt dieser stark zu pulsieren, sodass alle
geblendet sind. Sogleich eröffnet das Außenteam der Enterprise
das Feuer - man hatte sich ganz in der Nähe versteckt. Trip wird
beinahe von einem Gerüst heruntergeschossen, aber Archer kann ihm
gerade noch helfen. Schnell sind die Aliens besiegt.
Zurück auf der Enterprise ist Shran überglücklich, dass er seine
Tochter unversehrt zurück hat. Trip ist froh, dass Archer
mitgekommen war und ihn retten konnte.
Auf der Enterprise D:
Troi wird von Data gerufen, der gerne über die
Langzeitauswirkungen der Weltraumreisen auf seine positronische
Matrix reden möchte, als Riker vorbeikommt: Er möchte Troi nun
sagen, was sein Gewissen belastet: der Unfall der Pegasus geht
auf ein Experiment mit einem Tarnmechanismus zurück. Der Vertrag
von Algeron von 2311, der unter anderem die Romulanische neutrale
Zone festlegt, verbietet der Föderation jegliche Art von
Tarnmechanismus. Deshalb haben Riker und die anderen Überlebenden
damals absolutes Stillschweigen darüber vereinbart. Nun hadert
Riker: Soll er dieses Versprechen halten, oder soll er Picard
davon erzählen, was damals vorgefallen war?
Auf der NX-01:
In der Kombüse redet Riker nacheinander mit Reed, Hoshi, Travis
und Phlox über Trip, von dem alle eine sehr hohe Meinung haben.
Später beobachtet er Archer und Trip beim Gespräch über den
bevorstehenden Vertragsabschluss. Dabei genießen die beiden einen
ganz besonderen Whiskey: Zephram Cochrane hatte die Flasche
Archers Vater zur Einweihung des Warp 5 Komplexes geschenkt.
Plötzlich wird die Enterprise angegriffen und es gibt einen
Eindringlingsalarm. Archer und Trip treffen auf Shrans "Freunde",
die unbedingt Shran holen wollen. Trip ist extrem besorgt, dass
sie Archer töten könnten. Deshalb behauptet er, er würde ihnen
Shran ausliefern, wenn sie Archer am Leben lassen. Archer wird
niedergeschlagen, und die Aliens folgen Trip. Er behauptet, Shran
von einer Kommunikationskabine aus rufen zu können, ohne dass die
Sicherheit etwas davon erfährt. Aber er lockt die Aliens in eine
Falle: beim Kurzschluss zweier Energiekabel gibt es eine heftige
Explosion und alle Angreifer werden außer Gefecht gesetzt. Trip
wird aber selbst sehr schwer verletzt.
Auf der Krankenstation kämpft Phlox verzweifelt um Trips Leben,
aber er kann den Ingenieur nicht retten: Trip ist tot.
T'Pol sammelt in Trips Kabine seine Sachen ein, als Archer
dazukommt. Gemeinsam trauern sie um ihren Freund, aber Archer
findet auch tröstende Worte und T'Pol beschließt, auf der Erde
mit Trips Eltern zu reden.
Riker springt nun einige Stunden zurück und ist mit Trip in der
Kombüse, während die Enterprise sich noch Rigel X nähert. Die
beiden kommen auf das Thema Vertrauen zu sprechen: Trip meint,
dass er nur einer Handvoll Leute echtes, enges Vertrauen entgegen
bringt, und dass Archer natürlich einer davon ist. Riker stimmt
zu, dass er nur einigen wenigen Leuten so intim vertraut. Dann
fragt Trip Riker, ob er schon eine Entscheidung über seine Zeit
nach der Enterprise gefällt hat. Riker verneint, und Trip meint,
dass er bestimmt die richtige Entscheidung treffen wird.
Dann ist es soweit: Auf der Erde angekommen wartet die Crew auf
Archers große Rede. In einer riesigen Halle sind Tausende von
Leuten versammelt, darunter Vertreter von 18 verschiedenen
Welten. Archer ist natürlich nervös, aber T'Pol versucht ihm Mut
zuzusprechen, woraufhin er sie umarmt. Als er dann den Saal
betritt, stehen Riker und Troi im Hintergrund auf einer Tribüne.
Troi erläutert, dass sie Archers Rede in der Grundschule
auswendig lernen musste. Sie wünschte sich, dass Archer und Co.
von der späteren Wichtigkeit der Föderation wüssten, deren
Grundstein hier gelegt wird. Riker stimmt zu und ist bereit, die
Simulation zu beenden: Er hat seine Entscheidung getroffen und
ist nun bereit, mit Picard zu reden.
Im Vorbeiflug sieht man die Enterprise D und hört Picard:
"Space - the final Frontier. These are the voyages of the
Starship Enterprise. Its continuing mission...".
Im Vorbeiflug der alten Enterprise hört man Kirk:
"... to explore strange new worlds. To seek out new life and new
civilizations...".
Dann sieht man die NX-01 und hört Archer:
"... to boldly go, where no man has gone before."
Bewertung
Mit diesen Worten endet ein 18 Jahre andauerndes Phänomen: Seit
Beginn der Next Generation im Jahr 1987 gab es in jedem Jahr
neue Star Trek-Episoden. Mit der letzten Folge von Enterprise
erwartet die Fans erstmals wieder eine Zeit ohne Neues aus dem
Star Trek-Universum. Dabei stellt "Dies sind die Abenteuer" eines
der wenigen echten Crossovers zwischen zwei verschiedenen Star
Trek-Serien dar, denn mit Jonathan Frakes (William Riker) und
Marina Sirtis (Deanna Troi) sind zwei TNG-Veteranen dabei, und
die Handlung dreht sich einerseits um TNG und zeigt andererseits
das letzte Abenteuer von Archers NX-01. Daher muss man fast
zwangsläufig zwei unabhängige Bewertungen verfassen.
Aus der Sicht von Enterprise heraus ist das Serienfinale mehr
oder weniger desaströs. Die historischen Ereignisse um die
Gründung der Vereinten Föderation der Planeten werden nur
indirekt thematisiert. Der lange erwartete Krieg mit den
Romulanern, der ziemlich exakt in die übersprungenen 6 Jahre seit
Terra Prime fallen müsste, wird weder
erwähnt noch vorbereitet. Trips sinnloser Tod ist für die Serie
noch schlimmer, und generell verkommen die Enterprise-Darsteller
zu Statisten an der Seite der beiden TNG-Charaktere.
Wenn man einmal das Holodeck-Szenario beiseite lässt, entwickelt
sich die Episode recht gradlinig. Archer bereitet sich auf die
Gründung der Föderation vor, als Shran einmal mehr einen Gefallen
einfordert. Natürlich ist T'Pol wie üblich skeptisch, aber Archer
kann schlecht Nein sagen. Also geht es anschließend auf nach
Rigel X. An dieser Stelle schlägt die Episode eigentlich einen
schönen Bogen zum Auftakt Aufbruch ins
Unbekannte, denn damals war Rigel X der erste Planet, den die
Enterprise besuchte. Allerdings ist von der Lebendigkeit und
Vielfalt dieses Planeten nicht viel übrig geblieben: wir bekommen
ein paar verkleidete Korridore zu sehen und Baugerüste, die
zusammen mit den Einblicken in eine große Halle verdächtig nach
einem der Sets aussehen, auf dem Enterprise gedreht wurde. So
schlampige Kulissen kennt man von Star Trek beim besten Willen
nicht. Bleibt die Theorie, dass der Einblick in den Hintergrund
der verkleideten Sets als besonderes Gimmick für die
eingefleischten Fans gedacht ist.
Davon ab hätte man statt Rigel X jeden beliebigen anderen
Planeten wählen können. Die folgende Schießerei ist allerdings,
trotz der schwachen Kulissen, schön inszeniert.
Zurück auf der Enterprise gibt es eine Reihe schöner Szenen
zwischen Archer, Shran und Trip. Einmal mehr blüht die Crew
förmlich auf, wenn Jeffrey Combs dem Andorianer und der ganzen
Serie frischen Wind einhaucht. Abgesehen von Shrans angeblichem
Tod, von dem man als Zuschauer natürlich nichts wusste, wurde
Jeffrey Combs einmal mehr hervorragend in die Geschichte
integriert. Gleich beim ersten Gespräch erwähnt er, dass Archer
ihm noch einen Gefallen schuldig ist, eine schöne Anspielung auf
die vielen früheren Begegnungen der beiden. Sehr interessant ist
auch Shrans Tochter Talla. In Die Aenar
zeichnete sich eine Beziehung zwischen Shran und der Aenar Jamel
ab, die er hier auch kurz als Tallas Mutter benennt. Talla sieht
man deutlich an, dass sie halb Aenar, halb Andorianerin ist.
Im Anschluss geht es aber schon auf die nächste Action-Szene zu,
als die Aliens die Enterprise wider Erwarten einholen und ohne
Probleme entern. Natürlich treffen sie auch noch auf Trip und
Archer, während Reed und seine Sicherheitsleute sich rar machen.
Zwar wurde schon vorher angedeutet, dass Trip unbedingt Archer
beschützen will. Aber die Art und Weise, in der er sich hier
opfert, erscheint arg an den Haaren herbeigezogen. Immerhin ist
die Crew schon mit weit härteren Feinden klargekommen. Es bleibt
also ein Rätsel, weshalb Trips Tod von den Autoren Rick Berman
und Brannon Braga herbeigeführt wurde. Zur Handlung trägt er kaum
bei, begrenzt aber die Möglichkeiten einer Fortführung, sollte
man sich jemals dazu entschließen.
Bleibt Archers großer Moment, als er seine Rede zur Gründung der
Föderation halten soll: kurz bevor er soweit ist, endet die
Episode. Gerade im Zusammenhang mit dem zeitreisenden Crewman
Daniels (siehe z.B. 3.18 Azati Prime)
wurde immer einmal wieder angedeutet, dass Enterprise auf die
Gründung der Föderation hinarbeitet und dass Archer eine
überwältigend wichtige Rolle dabei zukommen soll. Im Verlauf der
Episode wird die Spannung dementsprechend gesteigert, immer
wieder wird angedeutet, dass Archer noch an seiner Rede feilt.
Diese Rede hätte eine Art finaler Triumph der Serie werden
können, denn immerhin ist die Föderation für alle anderen Serien
von entscheidender Bedeutung. Es ist unverständlich, dass eben
diese Rede nicht gezeigt wurde.
Wie schon angedeutet, ist die Episode auch für den Rest der Crew
nicht sehr schmeichelhaft. Am stärksten konzentriert sie sich
neben der Shran-Geschichte auf Trip und T'Pol. Wir lernen zwar
nicht viel Neues über die beiden, aber ihre jeweiligen
Charaktereigenschaften werden doch immer wieder angesprochen und
treten auch deutlich zu Tage. Kaum zu übersehen ist etwa, dass T'Pol
auch 7 Jahre nach den Abenteuern in der Ausdehnung sehr viel
emotionaler ist, als man das von Vulkaniern gewohnt ist. Die
zarten Andeutungen der Beziehung zwischen Trip und T'Pol
unterstreichen noch einmal, dass die beiden sich sehr mögen.
Einen würdigen Abschluss dieser in Enterprise einzigartigen
Beziehung gibt es aber nicht - vor allem natürlich, weil Trip die
Folge nicht überlebt.
Der Rest der Besatzung verkommt zu Statisten und Wortgebern. Auf
die Handlung haben sie keinerlei Einfluss, womit sich die Serie
zumindest treu bleibt. Allerdings fällt auf, dass alle
Schauspieler der Stammbesatzung in dieser Episode sehr viel
lockerer als normal sind. Gerade im Gespräch mit Riker öffnen
sich alle und wirken plötzlich viel liebenswerter als in vielen
der vergangenen Episoden. Zumindest in dieser Hinsicht hat sich
damit das gewagte Experiment gelohnt, zwei der Serien zu
vermischen. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass "Dies sind die
Abenteuer" der Serie "Enterprise" keinen würdigen Abschluss
spendiert.
Ärgerlich ist außerdem, dass in der deutschen Fassung der
Kirk-Abschnitt am Ende von der deutschen Stimme von McCoy
gesprochen wird. In der Originalversion scheinen die Abschnitte
einfach aus dem Vorspann von TNG bzw. TOS genommen worden zu
sein. Es ist unklar, wieso man in der deutschen Fassung
stattdessen eine Neuaufnahme mit ungewohnter Stimme bevorzugte,
zumal Kirk im Lauf der Zeit mehr als genug verschiedene
Synchronsprecher hatte (siehe
TOS-Synchronisation).
Ganz anders sieht die Bewertung aus TNG-Sicht aus. Die Handlung
ergänzt die Episode 7.12 Das
Pegasus Projekt um einige Aspekte, die auf diese Weise damals
nicht gezeigt wurden. Rikers Hadern zwischen dem Versprechen an
Admiral Pressman und seiner Loyalität zu Captain Picard war zwar
bereits in jener Episode ein wichtiges Thema, aber in "Dies sind
die Abenteuer" erfahren wir sehr viel mehr über Rikers
Gemütszustand. Zeitlich scheint das Szenario ebenfalls plausibel,
denn die Enterprise hatte damals ein ziemlich großes
Asteroidenfeld abzusuchen und musste außerdem versuchen, die
anwesenden Romulaner zu täuschen - jede Menge Zeit also, in der
nicht viel passiert. Dass Riker dabei eine historische Simulation
aufsucht, um sich abzulenken und gleichzeitig Klarheit zu
erlangen, scheint also durchaus plausibel oder widerspricht
zumindest keinen bekannten Fakten.
Natürlich merkt man Frakes und Sirtis an, dass 11 Jahre zwischen
den beiden Episoden liegen. Vor allem Frakes scheint sich in der
Zwischenzeit gut ernährt zu haben, und Sirtis spielt Troi sehr
viel lockerer und offener als gegen Ende der TNG-Zeit. Wenn man
dies aber einmal akzeptiert, gibt es eine wunderbare Sammlung von
Charakterszenen. Sowohl das Verhältnis Riker-Troi als auch Rikers
Gespräche mit der Besatzung der ersten Enterprise wirken frisch
und ungehemmt. Die Episode konzentriert sich nicht so sehr auf
die Handlung, sondern auf die Charaktere. Für ENT stehen wie
üblich Archer, Trip und T'Pol im Vordergrund, für TNG logischerweise
Riker. Für diese Charaktere ist "Dies sind die Abenteuer"
eine schöne Verabschiedung aus der aktiven Star Trek Zeit und man
behält sie in angenehmer Erinnerung, auch wenn die Story für die
ENT-Charaktere wie erwähnt sehr schwach ist.
Geradezu nostalgisch stimmt die Episode wegen der TNG-Kulissen,
bei denen wenig Aufwand gescheut wurde: Es gibt das Zehn Vorne, den
Besprechungsraum und Trois Quartier zu sehen.
Unser Leser
Torsten V. wies darauf hin, dass der Besprechungsraum in beiden Episoden
identisch ist. In der Tat ist die Wandverkleidung sehr ähnlich. Bei
genauerem Hinschauen fehlen aber neben der zweiten Tür auf der einen Seite
ein rundes Bild oder Kunstwerk an der Wand und auf der anderen Seite eine
Topfpflanze. :-)
Der Kameraschwenk im Zehn Vorne wurde vom Beginn der
Episode TNG 3.24 Die Damen Troi genommen
und so überarbeitet, dass man Riker und Troi im Hintergrund sieht. Mehrere
Crewmitglieder tragen dort noch die alten Uniformen mit farbigen Streifen
auf den schwarzen Schulterstücken, die in Staffel 7 zur Zeit von "Das Pegasus
Projekt" nicht mehr genutzt wurden.
Vom allerfeinsten sind auch einige Außenansichten der
Enterprise D im Asteroidenfeld, die ganz offensichtlich für diese
Episode neu erstellt wurden.
Zusammengefasst ist "Dies sind die Abenteuer" eine miserable
Episode für Enterprise, aber eine großartige Ergänzung für
TNG.
Doch darüber hinaus gibt es noch den größeren Kontext: Seit 1966
hat Kirks Enterprise Geschichte geschrieben, und die
Nachfolgeserien haben diese Geschichte kontinuierlich ergänzt.
Dabei hat sich eine Reihe von Widersprüchen angesammelt, es gibt
aber auch einige Daten, die recht eindeutig sind. Zum Start von
Enterprise war die Verwunderung recht groß, dass die Serie wohl
die Gründung der Föderation nicht mehr sehen würde. Enterprise
spielt ab 2151, die Gründung der Föderation ist 2161 - aber TNG,
DS9 und VOY sind allesamt nur 7 Jahre gelaufen, und bei ENT gab
es keinen Grund zu der Annahme, dass die Serie 10 Jahre im TV
überdauern würde. Und tatsächlich wurde die Gründung der
Föderation nur einige Male von Daniels thematisiert, wenn er
Archer mal wieder einen Einblick in die Zukunft gewährt hat.
Leider verpasst diese letzte Episode die Chance, näher auf die
Gründung der Föderation einzugehen.
Ein weiteres großes Thema ist der Krieg zwischen Erde und
Romulanischem Imperium, der Mitte der 2150er Jahre angesiedelt
ist und zur Gründung der Föderation knapp vorbei sein dürfte. Im
Verlauf von ENT gab es zwar einige Begegnungen mit den Romulanern
(z.B. 2.3 Das Minenfeld und den
Dreiteiler beginnend mit 4.15 Die
Heimsuchung), aber die Crew bekam die Romulaner nicht direkt
zu sehen, was soweit gut zur Kontinuität von Star Trek passt.
Durch die Absetzung von Enterprise im Jahr 2005, bzw. im Jahr
2155 Star Trek-Zeit, blieb ohnehin keine Gelegenheit mehr, darauf
einzugehen. Dennoch ist es sehr schade, dass man auch in der auf
das Jahr 2161 vorverlegten letzten Episode nicht einen einzigen
Satz dazu verliert.
Abseits der großen Belange bleiben noch einige Details zu
erwähnen, die das Star Trek-Erlebnis in "Dies sind die Abenteuer"
allesamt bereichern.
Beginnen wir mit Rikers Holodeck-Rolle als Küchenchef. Schon
recht früh zeichnete sich bei ENT der Running-Gag ab, dass man
zwar immer wieder vom Küchenchef redete, dieser aber nie zu
sehen war (besonders deutlich in 2.12 Der
Laufsteg). Ähnlich wie mit dem redselig schweigsamen Morn bei
DS9 hatte man hier also einen Charakter, der selbst überhaupt
nicht in Erscheinung tritt. Dass Riker nun ausgerechnet den
Küchenchef spielt, passt daher wunderbar in die Serie und zeigt,
dass die Autoren sich hier durchaus Gedanken gemacht haben, wie
sie Frakes in die Episode integrieren können. Die Szenen in der
Kombüse sind denn auch allesamt hervorragend.
Einen der TNG-üblichen In-Jokes gibt es, als sich Riker die Akten
einiger Besatzungsmitglieder der Pegasus anschaut. Die erste Akte
zeigt "CDR. Ronald Moore". Ronald B. Moore, der hier auch auf dem
Bild zu sehen ist, zählt zu den alt gedienten Special Effects
Leuten bei Star Trek (nicht zu Verwechseln mit dem Autoren Ronald
D. Moore).
Es folgt "Lt. Dawn Velazquez", die ebenfalls auf dem Bild zu
sehen ist. Velazquez war bei VOY und ENT sowie beim Kinofilm
Treffen der Generationen als
Produzentin tätig.
Die im folgenden genannten Namen, "CN. Eric Motz", "CN. Andy
Simonson" und "ENS Phil Wallace" scheinen allerdings nicht aus
dem Umfeld der Produktion zu stammen.
Eine ähnliche Anspielung gibt es ganz am Ende, als Travis von
Captain Stillwell spricht - der Name orientiert sich am
Produktionsassistenten Eric Stillwell, der bei TNG und VOY
beteiligt war.
Sehr schön ist ebenfalls die Anspielung auf Picards Aquarium, als
Troi und Riker sich Archers Raum anschauen. Im Verlauf von TNG
wurde der Fisch im Aquarium in Picards Bereitschaftsraum auf den
Namen Livingston getauft, nach dem Produzenten David Livingston.
Allerdings wurde dieser Name im Verlauf der Serie nie erwähnt,
leider auch nicht in dieser Episode.
Dass die Türen der NX-01 sich nur auf Knopfdruck öffnen, ist
ebenfalls ein nett beobachtetes Detail und erinnert ein wenig an
eine Szene mit Worf und Data in TNG
1.26 Die neutrale Zone.
Data hat ebenfalls einen (körperlosen) Auftritt: In der
Originalfassung erkennt man ganz klar Brent Spiners Stimme, als
Data Troi per Kommunikator ruft.
Auch sehr schön ist die Erwähnung von T'Pols teleskopartiger
Vorrichtung, die natürlich stark an Spocks Instrument auf der
Enterprise 1701 erinnert - was Troi dankenswerterweise auch
sagt.
In der finalen Szene zur großen Zeremonie sieht man den Großteil
der Enterprise-Crew auf der Tribüne sitzen. In der Reihe dahinter
dürften sich zahlreiche Mitglieder des Autorenstabes und der
Produktionscrew finden. Der Admiral rechts hinter Reed etwa sieht
verdächtig nach dem Autoren Manny Coto aus.
Ein kurzer Blick soll an dieser Stelle noch auf die Entwicklung
der Serie geworfen werden. TNG löste in den späten 80ern einen
SciFi Boom aus, der seinesgleichen suchte. Mit DS9 gab es dann
eine Spaltung des Fandoms: Während viele Fans der Serie
vorwarfen, die Ideale und die Vision Gene Roddenberrys zu
verraten, freuten sich andere darüber, dass die Abenteuer auf der
Raumstation ein glaubwürdigeres Bild der Zukunft vermittelten und
es mit dem Dominion-Krieg ein vergleichsweise episches Szenario
gab.
Ähnlich lief es bei Voyager, wo sich manche Fans nicht mit
Captain Janeway anfreunden konnten oder sich über die Kazon
ebenso ärgerten wie über die Borg. Andere lobten genau diese
Aspekte und fieberten mit dem verloren gegangen
Sternenflottenschiff mit.
Dementsprechend war das Fandom noch vor dem Start von Enterprise
gespalten. Als sich die Gerüchte bestätigten, dass die Serie ca.
100 Jahre vor Kirk spielen sollte, war der Aufschrei groß, da man
zahllose Brüche in der Kontinuität fürchtete. Außerdem wäre Kirks
Enterprise dann nicht mehr die erste Star Trek-Enterprise. Einige
Gemüter beruhigten sich allerdings, als Scott Bakula als neuer
Captain bekannt wurde, den viele Zuschauer noch aus "Zurück in
die Vergangenheit" kannten.
Die erste Staffel entwickelte sich sehr gemächlich. Zwar konnte
Enterprise alte Star Trek-Fans ebenso für sich gewinnen wie neue
Zuschauer, aber nach hervorragenden Quoten des Pilotfilms sanken
die Zuschauerzahlen immer weiter - ein Trend, den seit TNG alle
Star Trek-Serien zu spüren bekamen, nicht zuletzt natürlich auch,
weil die Konkurrenz im Genre immer stärker wurde und benachbarte
Genres wie Fantasy und Mystery Zuschauer abzogen.
Im zweiten Jahr gab es keine großen Veränderungen, und viele Fans
bemängelten die schleppende Entwicklung der Serie sowie die
Einfallslosigkeit vieler Episoden. Auch war inzwischen klar, dass
vor allem Hoshi, Travis und Malcolm zu Statisten verkommen waren,
die die Autoren einfach nicht richtig in die Stories integrieren
konnten. So war ENT mittlerweile auf das Dreigestirn
Archer-Trip-T'Pol fixiert, nur Phlox ragte daneben noch ab und zu
heraus.
Staffel 3 um die Suche nach den Xindi innerhalb der Ausdehnung
war das gewagte Experiment, die Serie in eine ganz neue Richtung
zu bewegen und mit mehr Action ein jüngeres Publikum
anzusprechen. Die Kritiker nahmen das überwiegend positiv auf, an
den Zuschauerzahlen änderte sich aber kaum etwas - vor allem
nicht in die richtige Richtung. So zitterten die Fans schon am
Ende der dritten Staffel um die Verlängerung.
Nur durch umfangreiche Zugeständnisse wurde die Serie dann
überhaupt verlängert: Die Produktionskosten pro Folge wurden für
das vierte Jahr drastisch reduziert, was sich vor allem auf die
Special Effects auswirkte. Außerdem waren nur noch 22 statt der
gewohnten 26 Episoden geplant. Eine sehr wichtige Veränderung gab
es hinter den Kulissen: die Serienschöpfer Rick Berman und
Brannon Braga beförderten den relativ frischen Autor Manny Coto.
Coto hatte sich schon in Staffel 3 einen Namen als innovativer
Schreiber gemacht und hat immer wieder betont, dass er ein großer
Fan von TOS ist. In der vierten Staffel ist sein Einfluss dann
auch klar zu spüren, es gibt zahlreiche Anspielungen auf die
Mutter aller Star Trek Serien. Das Konzept der kurzen
Handlungsbögen, die sich über zwei oder drei Episoden
erstreckten, ging zumindest in einer Hinsicht auf: die Kritiker
waren überwiegend begeistert, und die fast einhellige Meinung der
Fans war, dass die Serie nun ihren eigentlichen Kern entdeckt
habe. Die Einschaltquoten stagnierten aber auf niedrigem Niveau,
sodass bereits einige Monate vor dem Ende der Staffel die
Einstellung der Serie bekannt gegeben wurde.
Was sich anschließend manifestierte, war eine
Wiederbelebungskampagne unbekannten Ausmaßes. Fans organisierten
Werbeanzeigen in großen US-Zeitungen, beklebten ganze Trucks mit
Werbung für die Serie, und eine Kampagne setzte sich sogar zum
Ziel, die fünfte Staffel vollständig über Spenden aus dem Fandom
zu finanzieren - eine Spende über 3 Millionen Dollar von einem
kommerziellen Raumfahrtunternehmen war dabei ein gigantischer
Erfolg. Am Ende half es aber alles nichts, die Serie wurde
eingestellt. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht.
Diese Entwicklung war durchaus von einigen Leuten vorhergesagt
worden, denn noch vor dem Start von Enterprise ging der Begriff
der "Star Trek-Müdigkeit" durch die Reihen der Fans. Manch einer
forderte eine Pause von einigen Jahren, um Star Trek dann mit
neuem Elan zurückzubringen, so wie es mit TNG geschehen war. Dass
ENT kein ausreichendes Publikum erreichen konnte, gibt dieser
Gruppe nachträglich Recht. Ein Aspekt ist aber sicher auch die
Konkurrenz durch andere SciFi-Serien, die aus manchen Fehlern der
Star Trek-Serien gelernt haben und sich prächtig entwickeln bzw.
entwickelt haben. Was die Zukunft in Sachen Star Trek bringen
mag, bleibt also abzuwarten.
Bleibt der abschließende Blick auf das vorzeitige Ende der Serie.
Für die vier kurzen Jahre, in denen ENT das Herz vieler Fans
erobert hat, ist "Dies sind die Abenteuer" ein unwürdiges Ende.
Für diejenigen, die seit TOS und vor allem TNG dem Star Trek
Universum die Treue gehalten haben, ist die Episode aber ein
unerwartetes Geschenk. Wenn am Ende Picard, Kirk und Archer noch
einmal die magischen Worte sagen, lassen sich sentimentale
Gefühle kaum vermeiden.
Entsprechend schwer fällt es, eine treffende Gesamtwertung zu
finden - von einem bis sechs Punkten ließe sich alles begründen.
So sind die vergebenen vier Punkte aus der Perspektive des
TNG-Fans zu sehen, der sich über das Crossover wesentlich mehr
freut, als er sich über das unwürdige Finale ärgert.
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