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Episodenbeschreibung
Major Kira ist ziemlich überarbeitet, so dass Dr. Bashir ihr einen freien Tag
verordnet. Da taucht Commander Will Riker von der Enterprise auf, um einige
Tage auf Deep Space Nine zu verbringen, bevor er nach Risa zum Urlaub machen
weiterfliegt. Kira zeigt Riker die Station und die Defiant. Als Kira die
Brückenkontrolle freigibt schießt Riker mit einem Phaser auf Kira und beamt
2 Personen an Bord. Dann nimmt er Kontakt mit Sisko auf und behauptet, der
Warpkern der Defiant würde kurz vor einem Bruch stehen. Sisko löst daraufhin
die Andockklammern und Riker entführt die Defiant mitsamt Kira.
Inzwischen ist Gul Dukat auf der Station eingetroffen und Sisko und Odo
erzählen von ihren bisherigen Ermittlungen wegen der Entführung der Defiant.
Die beiden haben herausgefunden, dass es sich nicht um Will Riker gehandelt
hat, sondern um den völlig identischen Thomas Riker, der vor 9 Jahren bei
einem Transporterunfall entstand. Tom Riker schloss sich vor Kurzem dem
Maquis an und es besteht die Gefahr, dass er mit der Defiant cardassianisches
Territorium angreifen wird. Dukat ist entsetzt, er nimmt an, dass das
cardassianische Zentralkommando die Erklärung mit dem Doppelgänger nicht
akzeptieren und deswegen eine Garnison in die entmilitarisierte Zone
verlegen wird. Damit läuft man Gefahr, einen Krieg zwischen Cardassia und
der Föderation auszulösen. Sisko bietet an, dass er mit nach Cardassia
kommt und dort als Geste des guten Willens dabei hilft, die Defiant
aufzuspüren. Dukat akzeptiert.
Auf Cardassia Prime treffen Sisko und Dukat auf Korinas, eine
misstrauische Agentin des obsidianischen Ordens, dem Geheimdienst der
Cardassianer. Der obsidianische Orden und das Militär, zu dem Dukat gehört,
haben sich noch nie gut verstanden.
Unterdessen hat Riker in den Badlands eine Crew an Bord genommen und es kommt
tatsächlich zu einem Angriff der Defiant auf einen cardassianischen Außenposten.
Riker wendet dabei eine List an, um die cardassianische Flotte in die Irre
zu führen. Sisko durchschaut die List, doch Riker kann mit der Defiant entkommen.
Auf der Defiant wirft Kira Riker inzwischen vor, kein echter Terrorist zu sein,
da er mit seinen Angriffen nicht die Föderationskolonien in der
entmilitarisierten Zone beschützt, sondern sich auf ein aussichtloses
Himmelfahrtskommando begibt, mit dem er die Theorie, dass in einem
cardassianischen System eine geheime Aufrüstung betrieben wird, bestätigen will.
Kira ist der Meinung, dass es Riker gar nicht um die Kolonisten geht, sondern
vielmehr darum, dass der Name Riker in einem guten Licht erscheint. Der Angesprochene
ignoriert Kira und macht einige Angriffe, um die cardassianische Flotte vom
Orias-System wegzulocken, welches sein eigentliches Ziel ist.
Sisko durchschaut Rikers Scheinangriffe und empfiehlt Dukat, ein Schiff in das
Orias-System zu schicken. Auch wenn Dukat skeptisch ist, da sich im Orias-System
nichts Wichtiges befindet, ist er bereit ein Schiff zu schicken, doch Korinas
befiehlt Dukat dies zu unterlassen, da das Orias-System dem obsidianischen
Orden unterliegt. Dukat ist nun sehr daran interessiert zu erfahren, was im
Orias-System vor sich geht.
Riker beginnt inzwischen seinen Angriff auf das Orias-System, obwohl Kira ihm versucht
klarzumachen, dass dies ein aussichtloses Unterfangen ist.
Dukat schickt der Defiant seine Flotte hinterher. Plötzlich registriert er
noch weitere Schiffe, die aus dem Orias-System der Defiant entgegenfliegen.
Diese Schiffe sind keine des Militärs, da Dukat sonst von ihnen
wüsste, also müssen sie dem obsidianischen Orden gehören, der aber eigentlich
keine Schiffe besitzen darf. Sisko macht Dukat den Vorschlag, dass er Riker
ein Angebot unterbreiten soll. Als Gegenleistung für die Freilassung der
Crew der Defiant, soll Riker ihm die Sensorenlogbücher des Orias-Systems
übergeben, damit Dukat weiß, was dort vor sich geht und was der
obsidianische Orden vorhat. Dukat kontaktiert Riker und teilt im mit,dass er bereit ist,
die Crew der Defiant der Föderationsjustiz zu überlassen, doch Riker selbst
soll vor ein cardassianisches Gericht gestellt werden, allerdings hat Dukat
dafür gesorgt, dass er nicht die Todesstrafe erhält. Kira kann Riker davon
überzeugen, das Angebot anzunehmen, da ein weiterer Kampf bei der Übermacht
der Cardassianer Selbstmord wäre.
Kira verspricht Riker, ihn aus der Gefangenschaft zu holen. Riker beamt auf
eines von Dukats Schiffen und übergibt die Defiant in die Hände von Kira,
die das Schiff nach Deep Space Nine zurückfliegt.
Bewertung
"Defiant" ist ein weiteres der inzwischen doch recht zahlreichen Crossover
zwischen den verschiedenen Star Trek-Serien. In Deep Space Nine gab es vor
allem in der ersten Staffel einige alte Bekannte aus TNG zu sehen (zum
Beispiel: Q, Vash oder die Duras-Schwestern). Leider wirkten damals einige
der Crossover etwas gezwungen. Sie erschienen oft wenig sinnvoll
und eher wie ein verzweifelter Versuch, Zuschauer aus TNG für Deep Space Nine
zu begeistern. Dieses Mal haben wir es nun mit einem wirklich gelungenen
Versuch zu tun. Was zunächst nach einem ganz normalen Urlaubsbesuch von
Commander Will Riker aussieht, entpuppt sich als sorgfätig eingefädelter
Plan von dessen Doppelgänger Thomas Riker, den man in der TNG-Folge
6.24: Riker:2=? kennenlernte, um die Defiant
zu entführen.
Doch das Crossover zwischen TNG und DS9 ist eigentlich gar nicht der
Hauptbestandteil der Folge. Es geht eigentlich vielmehr um die Fortsetzung
des Maquis-Handlungsstrangs, welcher in der Doppelfolge
2.20 + 2.21: Der Maquis begonnen wurde. Es war sicher
eine sinnvolle Idee, die Fortsetzung der Maquis-Handlung mit Thomas Riker zu
verknüpfen. Es erscheint durchaus glaubwürdig, dass Tom Riker nach 8 Jahren
auf dem Planeten Nervala IV so seine Probleme mit der Sternenflotte hat und
sich aus Frustration über den Karriere-Erfolg seines Doppelgängers dem Maquis
anschließt. Der Folge gelingt es in den Szenen zwischen Kira und Riker eine
durchweg schlüssige und sehr gut gezeichnete Charakterisierung von Thomas
Riker zu präsentieren. Seine Entwicklung ist vom ersten bis zum letzten
Moment glaubhaft und wird durch eine gekonnte Darstellerleistung von
Jonathan Frakes abgerundet. Frakes überzeugte bereits in TNG
6.24: Riker:2=? dadurch, dass er feine
Unterschiede zwischen den beiden Rikers in Mimik und Gestik machte, so dass
der Zuschauer immer gleich wusste, wen er nun vor sich hatte. Auch dieses Mal
ist in Frakes Spielweise ab dem Moment, da er sich als Tom Riker entpuppt
ein deutlicher Unterschied zu bemerken.
Doch die Folge dreht sich nicht nur um die Figur des Tom Riker und auch mit
der Maquis-Handlung gibt sie sich nicht zufrieden. Die Folge beginnt außerdem
noch, fast schon nebenher, die politischen Verwicklungen auf Cardassia zu
erzählen, welche später den Aufhänger für die Doppelfolge
3.20 + 3.21: Der geheimnissvolle Garak darstellen
werden.
Erneut wird hier die Rivalität zwischen dem Geheimdienst, dem obsidianischen
Orden und dem Militär der Cardassianer deutlich. Da es über Garak schon
länger die Vermutung gibt, dass dieser ein ehemaliges Mitglied des
obsidianischen Ordens ist, konnte man diese Rivalität auch schon früher in
den Garak-Dukat-Szenen spüren.
Die Dukat-Sisko-Szenen sind wie immer ein Hochgenuss, die beiden Darsteller
Avery Brooks und Marc Alaimo spornen sich gegenseitig zu Höchstleistungen
an und bilden auch in deser Folge, in der sie ausnahmsweise zusammenarbeiten
ein hervorragendes Gespann vor der Kamera.
Die Folge hat gewisse Ähnlichkeiten mit der TNG-Folge
4.12: Der Rachefeldzug, in der die Cardassianer
eingeführt wurden. Auch dort dringt ein Angehöriger der Sternenflotte in
cardassianisches Territorium ein und möchte mit einem Angriff auf
cardassianische Außenposten und Schiffe eine Aufrüstung der Cardassianer
beweisen. Wie in dieser Folge hilft die Föderation auch in der TNG-Folge
den Cardassianern beim Aufspüren ihres eigenen Schiffes. Besonders markant ist,
dass Marc Alaimo in dieser TNG-Folge einen cardassianischen GUl spielte, der
aber nicht mit Gul Dukat identisch ist.
Die Handlung von "Defiant" ist hervorragend und spannend erzählt und steht
nicht nur als Einzelfolge da, sondern hat auch im Gesamtzusammenhang der Serie
eine zentrale Bedeutung.
Das Drehbuch zu dieser Folge stammt von Ronald D. Moore, was sicher eine gute
Wahl war, denn mit 27 verfassten Drehbüchern, ist Moore unter den Autoren
sicher der TNG-Experte schlechthin und gehört auch sonst zu den talentiertesten
Autoren der Serie. Ronald D. Moore war bis zum Ende der 7. Staffel bei TNG
beschäftigt und wechselte danach zu Deep Space Nine. Im Laufe der Jahre
erarbeitete er sich den Ruf als Klingonenexperte, da fast alle Klingonenstorys
bei TNG und DS9 von ihm stammen. Nach dem Ende von Deep Space Nine wechselte
Moore zu Voyager, kam dort allerdings mit dem Produktionsstab nicht zurecht
und verließ Star Trek inzwischen.
Nachdem Jonathan Frakes dieses Mal Deep Space Nine einen Besuch abstattet,
sind Brent Spiner und Marina Sirtis die einzigen TNG-Hauptdarsteller, die nie in
den Deep Space Nine Kulissen zu sehen waren. Alle anderen hatten
in der TNG Folge
6.16: Der Moment der Erkenntnis Teil 1 kurze
Szenen auf DS9.
In dieser Folge erfahren wir, dass Sisko nach dem Borg-Zwischenfall in den
Föderationsflottenwerften beschäftigt und dort für die Konstruktion der Defiant
verantwortlich war.
Ein zusätzliches kleines Crossover mit TNG gibt es in dieser Folge auch noch,
da Shannon Cochran ihre Rolle als Kalita aus der TNG-Folge
7.24: Die Rückkehr von Ro Laren wieder aufnimmt.
Ursprünglich war geplant, Michelle Forbes' Rolle als Ro Laren für diese
Folge wieder aufleben zu lassen. Offenbar konnte die Idee jedoch nicht verwirklicht
werden. Der Grund dafür ist mir aber leider nicht bekannt.
Kiras Versprechen, Thomas Riker aus dem cardassianischen Arbeitslager zu holen,
bleibt ein leeres Versprechen und die Handlung um ihn einer der wenigen unaufgelösten
Handlungsstränge der Serie.
Alles in allem stellt "Defiant" einen unglaublich spannenden Beitrag zur dritten
Staffel dar, welcher durch eine hervorragend durchdachte und brillant inszenierte
Handlung überzeugt. Hinzu kommen erstklassige Effekte bei den Gefechten zwischen
der Defiant und den Cardassianern, womit die Folge eine sehr gute Bewertung in
allen Kategorien verdient hat.
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