DSi

ENT 4.22 Dies sind die Abenteuer


These are the Voyages

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Datum: Jahr 2161 bzw. Sternzeit 47457,1
Auf der Brücke unterhalten sich Travis, Hoshi, Reed und T'Pol über die bevorstehende Ausmusterung der NX-01 nach 10 Jahren im aktiven Dienst. Hoshi wird anschließend wieder als Sprachlehrerin nach Brasilien gehen. Indes bereitet Archer eine große Ansprache vor: in wenigen Tagen soll ein wichtiger Vertrag zwischen Menschen, Vulkaniern, Andorianern und Tellariten unterzeichnet werden. Unerwartet kommt eine Meldung, die alle Führungsoffiziere auf die Brücke beordert. William Riker gibt den Befehl, das Holodeck-Programm zu speichern und zu beenden, dann verlässt er das Holodeck der Enterprise D.

Auf der Enterprise D:
Im Zehn Vorne unterhalten sich Riker und Troi über die Simulation der historischen Ereignisse rund um die NX-01. Riker beschäftigt dabei vor allem das Thema der Befehlsverweigerung. Troi rät ihm, bei seinem nächsten Holodeck-Besuch in die Rolle des Chefkochs der ersten Enterprise zu schlüpfen. In den frühen Tagen der Raumfahrt war der Koch oftmals der Vertraute der Besatzungsmitglieder und gewissermaßen eine Art Vorläufer von Trois Posten als Counselor.

Auf der NX-01:
Zur allgemeinen Überraschung meldet sich Shran bei Archer. Shran gilt seit 3 Jahren als tot. Er erläutert, dass er seinen eigenen Tod eingefädelt hat, um einige unliebsame "Freunde" loszuwerden. Nun haben sie ihn aber offenbar gefunden und seine Tochter Talla gekidnappt. Im Gegenzug wollen sie von ihm einen extrem wertvollen Amethyst haben - den Shran aber gar nicht besitzt. Deshalb bittet er Archer um Hilfe. Archer möchte eigentlich keinen Umweg in Kauf nehmen, aber Shran erinnert ihn an einen noch ausstehenden Gefallen. Shrans Tochter wird auf Rigel X gefangen gehalten, sodass die Enterprise trotz des Umweges immer noch rechtzeitig zur großen Zeremonie auf der Erde eintreffen kann.
T'Pol ist von der Aktion noch weniger begeistert als der Captain. Sie misstraut Shran nach wie vor, aber Archer erinnert sie daran, wie er vor 10 Jahren allen Vulkaniern misstraute und T'Pol ihm half, darüber hinwegzukommen. Nun bittet er sie, ihr Misstrauen abzulegen.

In der Kombüse ist Riker in die Rolle des Chefkochs geschlüpft und redet mit T'Pol über ihre Gefühle für Trip. Nach dem Ende der gemeinsamen Beziehung vor 6 Jahren hat T'Pol nicht mehr viel darüber nachgedacht. Aber sie gesteht Riker, dass sie nach wie vor etwas für Trip empfindet. Dann kommt Riker einmal mehr auf Gehorsam und Befehlsverweigerung zu sprechen. T'Pol meint, dass sie im Lauf der Zeit gelernt hat, neben den strengen Gesetzen der Logik auch auf ihren Instinkt zu vertrauen.

Auf der Enterprise D:
Im Bereitschaftsraum betrachtet Riker die Akten einiger Crewmitglieder, die vor 12 Jahren auf der Pegasus ums Leben kamen. Damals waren 71 Leute gestorben, nur 9 überlebten den Unfall, darunter Riker und sein Befehlshaber, Captain Eric Pressman, der inzwischen Admiral ist und sich auf der Enterprise befindet, um nach dem Wrack der Pegasus zu suchen.
Troi sucht Riker auf und spricht mit ihm über seine Schuldgefühle. Riker will aber nicht ins Detail gehen und lädt Troi deshalb zu einem Besuch auf dem Holodeck ein.

Auf der NX-01:
Riker und Troi wundern sich über die Enge auf der ersten Enterprise. Vor allem wundern sie sich, dass es kein Aquarium im Raum des Captains gibt und dass die Türen sich nicht automatisch öffnen. Auf der Brücke bestaunen sie ein Instrument an T'Pols Konsole. Troi meint, dass auch auf Kirks Enterprise ein solches vorhanden war.

Im Maschinenraum sprechen Reed und Trip über den kleinen Umweg, um Shrans Tochter zu retten. Beiden geht die Ausmusterung der Enterprise nahe, aber Trip arbeitet unermüdlich daran, das Triebwerk in bestem Zustand zu halten - immerhin hat er die letzten 10 Jahre genau damit verbracht, da will er es natürlich auch in Topform halten.

Als die Enterprise Rigel X erreicht, will Trip nicht, dass Archer das Außenteam begleitet: so kurz vor dem großen Moment sollte sich der Captain keiner unnötigen Gefahr mehr aussetzen. Archer lehnt das Angebot dankend ab und begleitet Shran auf den Planeten. T'Pol hat inzwischen eine ziemlich gute Fälschung des Edelsteins angefertigt.
Auf dem Shuttleflug ist Riker als MACO anwesend. Trip und T'Pol reden über vergangene Zeiten und dass sie sich nach der Ausmusterung nicht mehr so oft sehen werden. Trip verspricht aber, dass er immer Kontakt zu T'Pol halten wird. Sie meint, sie wird ihn trotzdem vermissen.

Auf dem Planeten suchen Shran und T'Pol die Aliens auf, die Shrans Tochter gefangen genommen haben. Im Austausch für den Edelstein bekommt Shran seine Tochter zurück. T'Pol begleitet sie aus der Gefahrenzone. Als der Anführer der Aliens den Amethyst in die Hände nimmt, beginnt dieser stark zu pulsieren, sodass alle geblendet sind. Sogleich eröffnet das Außenteam der Enterprise das Feuer - man hatte sich ganz in der Nähe versteckt. Trip wird beinahe von einem Gerüst heruntergeschossen, aber Archer kann ihm gerade noch helfen. Schnell sind die Aliens besiegt.
Zurück auf der Enterprise ist Shran überglücklich, dass er seine Tochter unversehrt zurück hat. Trip ist froh, dass Archer mitgekommen war und ihn retten konnte.

Auf der Enterprise D:
Troi wird von Data gerufen, der gerne über die Langzeitauswirkungen der Weltraumreisen auf seine positronische Matrix reden möchte, als Riker vorbeikommt: Er möchte Troi nun sagen, was sein Gewissen belastet: der Unfall der Pegasus geht auf ein Experiment mit einem Tarnmechanismus zurück. Der Vertrag von Algeron von 2311, der unter anderem die Romulanische neutrale Zone festlegt, verbietet der Föderation jegliche Art von Tarnmechanismus. Deshalb haben Riker und die anderen Überlebenden damals absolutes Stillschweigen darüber vereinbart. Nun hadert Riker: Soll er dieses Versprechen halten, oder soll er Picard davon erzählen, was damals vorgefallen war?

Auf der NX-01:
In der Kombüse redet Riker nacheinander mit Reed, Hoshi, Travis und Phlox über Trip, von dem alle eine sehr hohe Meinung haben.

Später beobachtet er Archer und Trip beim Gespräch über den bevorstehenden Vertragsabschluss. Dabei genießen die beiden einen ganz besonderen Whiskey: Zephram Cochrane hatte die Flasche Archers Vater zur Einweihung des Warp 5 Komplexes geschenkt. Plötzlich wird die Enterprise angegriffen und es gibt einen Eindringlingsalarm. Archer und Trip treffen auf Shrans "Freunde", die unbedingt Shran holen wollen. Trip ist extrem besorgt, dass sie Archer töten könnten. Deshalb behauptet er, er würde ihnen Shran ausliefern, wenn sie Archer am Leben lassen. Archer wird niedergeschlagen, und die Aliens folgen Trip. Er behauptet, Shran von einer Kommunikationskabine aus rufen zu können, ohne dass die Sicherheit etwas davon erfährt. Aber er lockt die Aliens in eine Falle: beim Kurzschluss zweier Energiekabel gibt es eine heftige Explosion und alle Angreifer werden außer Gefecht gesetzt. Trip wird aber selbst sehr schwer verletzt.

Auf der Krankenstation kämpft Phlox verzweifelt um Trips Leben, aber er kann den Ingenieur nicht retten: Trip ist tot.
T'Pol sammelt in Trips Kabine seine Sachen ein, als Archer dazukommt. Gemeinsam trauern sie um ihren Freund, aber Archer findet auch tröstende Worte und T'Pol beschließt, auf der Erde mit Trips Eltern zu reden.

Riker springt nun einige Stunden zurück und ist mit Trip in der Kombüse, während die Enterprise sich noch Rigel X nähert. Die beiden kommen auf das Thema Vertrauen zu sprechen: Trip meint, dass er nur einer Handvoll Leute echtes, enges Vertrauen entgegen bringt, und dass Archer natürlich einer davon ist. Riker stimmt zu, dass er nur einigen wenigen Leuten so intim vertraut. Dann fragt Trip Riker, ob er schon eine Entscheidung über seine Zeit nach der Enterprise gefällt hat. Riker verneint, und Trip meint, dass er bestimmt die richtige Entscheidung treffen wird.

Dann ist es soweit: Auf der Erde angekommen wartet die Crew auf Archers große Rede. In einer riesigen Halle sind Tausende von Leuten versammelt, darunter Vertreter von 18 verschiedenen Welten. Archer ist natürlich nervös, aber T'Pol versucht ihm Mut zuzusprechen, woraufhin er sie umarmt. Als er dann den Saal betritt, stehen Riker und Troi im Hintergrund auf einer Tribüne. Troi erläutert, dass sie Archers Rede in der Grundschule auswendig lernen musste. Sie wünschte sich, dass Archer und Co. von der späteren Wichtigkeit der Föderation wüssten, deren Grundstein hier gelegt wird. Riker stimmt zu und ist bereit, die Simulation zu beenden: Er hat seine Entscheidung getroffen und ist nun bereit, mit Picard zu reden.

Im Vorbeiflug sieht man die Enterprise D und hört Picard:
"Space - the final Frontier. These are the voyages of the Starship Enterprise. Its continuing mission...".
Im Vorbeiflug der alten Enterprise hört man Kirk:
"... to explore strange new worlds. To seek out new life and new civilizations...".
Dann sieht man die NX-01 und hört Archer:
"... to boldly go, where no man has gone before."




Bewertung

Mit diesen Worten endet ein 18 Jahre andauerndes Phänomen: Seit Beginn der Next Generation im Jahr 1987 gab es in jedem Jahr neue Star Trek-Episoden. Mit der letzten Folge von Enterprise erwartet die Fans erstmals wieder eine Zeit ohne Neues aus dem Star Trek-Universum. Dabei stellt "Dies sind die Abenteuer" eines der wenigen echten Crossovers zwischen zwei verschiedenen Star Trek-Serien dar, denn mit Jonathan Frakes (William Riker) und Marina Sirtis (Deanna Troi) sind zwei TNG-Veteranen dabei, und die Handlung dreht sich einerseits um TNG und zeigt andererseits das letzte Abenteuer von Archers NX-01. Daher muss man fast zwangsläufig zwei unabhängige Bewertungen verfassen.

Aus der Sicht von Enterprise heraus ist das Serienfinale mehr oder weniger desaströs. Die historischen Ereignisse um die Gründung der Vereinten Föderation der Planeten werden nur indirekt thematisiert. Der lange erwartete Krieg mit den Romulanern, der ziemlich exakt in die übersprungenen 6 Jahre seit Terra Prime fallen müsste, wird weder erwähnt noch vorbereitet. Trips sinnloser Tod ist für die Serie noch schlimmer, und generell verkommen die Enterprise-Darsteller zu Statisten an der Seite der beiden TNG-Charaktere.

Wenn man einmal das Holodeck-Szenario beiseite lässt, entwickelt sich die Episode recht gradlinig. Archer bereitet sich auf die Gründung der Föderation vor, als Shran einmal mehr einen Gefallen einfordert. Natürlich ist T'Pol wie üblich skeptisch, aber Archer kann schlecht Nein sagen. Also geht es anschließend auf nach Rigel X. An dieser Stelle schlägt die Episode eigentlich einen schönen Bogen zum Auftakt Aufbruch ins Unbekannte, denn damals war Rigel X der erste Planet, den die Enterprise besuchte. Allerdings ist von der Lebendigkeit und Vielfalt dieses Planeten nicht viel übrig geblieben: wir bekommen ein paar verkleidete Korridore zu sehen und Baugerüste, die zusammen mit den Einblicken in eine große Halle verdächtig nach einem der Sets aussehen, auf dem Enterprise gedreht wurde. So schlampige Kulissen kennt man von Star Trek beim besten Willen nicht. Bleibt die Theorie, dass der Einblick in den Hintergrund der verkleideten Sets als besonderes Gimmick für die eingefleischten Fans gedacht ist.
Davon ab hätte man statt Rigel X jeden beliebigen anderen Planeten wählen können. Die folgende Schießerei ist allerdings, trotz der schwachen Kulissen, schön inszeniert.

Zurück auf der Enterprise gibt es eine Reihe schöner Szenen zwischen Archer, Shran und Trip. Einmal mehr blüht die Crew förmlich auf, wenn Jeffrey Combs dem Andorianer und der ganzen Serie frischen Wind einhaucht. Abgesehen von Shrans angeblichem Tod, von dem man als Zuschauer natürlich nichts wusste, wurde Jeffrey Combs einmal mehr hervorragend in die Geschichte integriert. Gleich beim ersten Gespräch erwähnt er, dass Archer ihm noch einen Gefallen schuldig ist, eine schöne Anspielung auf die vielen früheren Begegnungen der beiden. Sehr interessant ist auch Shrans Tochter Talla. In Die Aenar zeichnete sich eine Beziehung zwischen Shran und der Aenar Jamel ab, die er hier auch kurz als Tallas Mutter benennt. Talla sieht man deutlich an, dass sie halb Aenar, halb Andorianerin ist.

Im Anschluss geht es aber schon auf die nächste Action-Szene zu, als die Aliens die Enterprise wider Erwarten einholen und ohne Probleme entern. Natürlich treffen sie auch noch auf Trip und Archer, während Reed und seine Sicherheitsleute sich rar machen. Zwar wurde schon vorher angedeutet, dass Trip unbedingt Archer beschützen will. Aber die Art und Weise, in der er sich hier opfert, erscheint arg an den Haaren herbeigezogen. Immerhin ist die Crew schon mit weit härteren Feinden klargekommen. Es bleibt also ein Rätsel, weshalb Trips Tod von den Autoren Rick Berman und Brannon Braga herbeigeführt wurde. Zur Handlung trägt er kaum bei, begrenzt aber die Möglichkeiten einer Fortführung, sollte man sich jemals dazu entschließen.

Bleibt Archers großer Moment, als er seine Rede zur Gründung der Föderation halten soll: kurz bevor er soweit ist, endet die Episode. Gerade im Zusammenhang mit dem zeitreisenden Crewman Daniels (siehe z.B. 3.18 Azati Prime) wurde immer einmal wieder angedeutet, dass Enterprise auf die Gründung der Föderation hinarbeitet und dass Archer eine überwältigend wichtige Rolle dabei zukommen soll. Im Verlauf der Episode wird die Spannung dementsprechend gesteigert, immer wieder wird angedeutet, dass Archer noch an seiner Rede feilt. Diese Rede hätte eine Art finaler Triumph der Serie werden können, denn immerhin ist die Föderation für alle anderen Serien von entscheidender Bedeutung. Es ist unverständlich, dass eben diese Rede nicht gezeigt wurde.

Wie schon angedeutet, ist die Episode auch für den Rest der Crew nicht sehr schmeichelhaft. Am stärksten konzentriert sie sich neben der Shran-Geschichte auf Trip und T'Pol. Wir lernen zwar nicht viel Neues über die beiden, aber ihre jeweiligen Charaktereigenschaften werden doch immer wieder angesprochen und treten auch deutlich zu Tage. Kaum zu übersehen ist etwa, dass T'Pol auch 7 Jahre nach den Abenteuern in der Ausdehnung sehr viel emotionaler ist, als man das von Vulkaniern gewohnt ist. Die zarten Andeutungen der Beziehung zwischen Trip und T'Pol unterstreichen noch einmal, dass die beiden sich sehr mögen. Einen würdigen Abschluss dieser in Enterprise einzigartigen Beziehung gibt es aber nicht - vor allem natürlich, weil Trip die Folge nicht überlebt.

Der Rest der Besatzung verkommt zu Statisten und Wortgebern. Auf die Handlung haben sie keinerlei Einfluss, womit sich die Serie zumindest treu bleibt. Allerdings fällt auf, dass alle Schauspieler der Stammbesatzung in dieser Episode sehr viel lockerer als normal sind. Gerade im Gespräch mit Riker öffnen sich alle und wirken plötzlich viel liebenswerter als in vielen der vergangenen Episoden. Zumindest in dieser Hinsicht hat sich damit das gewagte Experiment gelohnt, zwei der Serien zu vermischen. Dennoch bleibt die Erkenntnis, dass "Dies sind die Abenteuer" der Serie "Enterprise" keinen würdigen Abschluss spendiert.

Ärgerlich ist außerdem, dass in der deutschen Fassung der Kirk-Abschnitt am Ende von der deutschen Stimme von McCoy gesprochen wird. In der Originalversion scheinen die Abschnitte einfach aus dem Vorspann von TNG bzw. TOS genommen worden zu sein. Es ist unklar, wieso man in der deutschen Fassung stattdessen eine Neuaufnahme mit ungewohnter Stimme bevorzugte, zumal Kirk im Lauf der Zeit mehr als genug verschiedene Synchronsprecher hatte (siehe TOS-Synchronisation).

Ganz anders sieht die Bewertung aus TNG-Sicht aus. Die Handlung ergänzt die Episode 7.12 Das Pegasus Projekt um einige Aspekte, die auf diese Weise damals nicht gezeigt wurden. Rikers Hadern zwischen dem Versprechen an Admiral Pressman und seiner Loyalität zu Captain Picard war zwar bereits in jener Episode ein wichtiges Thema, aber in "Dies sind die Abenteuer" erfahren wir sehr viel mehr über Rikers Gemütszustand. Zeitlich scheint das Szenario ebenfalls plausibel, denn die Enterprise hatte damals ein ziemlich großes Asteroidenfeld abzusuchen und musste außerdem versuchen, die anwesenden Romulaner zu täuschen - jede Menge Zeit also, in der nicht viel passiert. Dass Riker dabei eine historische Simulation aufsucht, um sich abzulenken und gleichzeitig Klarheit zu erlangen, scheint also durchaus plausibel oder widerspricht zumindest keinen bekannten Fakten.

Natürlich merkt man Frakes und Sirtis an, dass 11 Jahre zwischen den beiden Episoden liegen. Vor allem Frakes scheint sich in der Zwischenzeit gut ernährt zu haben, und Sirtis spielt Troi sehr viel lockerer und offener als gegen Ende der TNG-Zeit. Wenn man dies aber einmal akzeptiert, gibt es eine wunderbare Sammlung von Charakterszenen. Sowohl das Verhältnis Riker-Troi als auch Rikers Gespräche mit der Besatzung der ersten Enterprise wirken frisch und ungehemmt. Die Episode konzentriert sich nicht so sehr auf die Handlung, sondern auf die Charaktere. Für ENT stehen wie üblich Archer, Trip und T'Pol im Vordergrund, für TNG logischerweise Riker. Für diese Charaktere ist "Dies sind die Abenteuer" eine schöne Verabschiedung aus der aktiven Star Trek Zeit und man behält sie in angenehmer Erinnerung, auch wenn die Story für die ENT-Charaktere wie erwähnt sehr schwach ist.
Geradezu nostalgisch stimmt die Episode wegen der TNG-Kulissen, bei denen wenig Aufwand gescheut wurde: Es gibt das Zehn Vorne, den Besprechungsraum und Trois Quartier zu sehen.
Unser Leser Torsten V. wies darauf hin, dass der Besprechungsraum in beiden Episoden identisch ist. In der Tat ist die Wandverkleidung sehr ähnlich. Bei genauerem Hinschauen fehlen aber neben der zweiten Tür auf der einen Seite ein rundes Bild oder Kunstwerk an der Wand und auf der anderen Seite eine Topfpflanze. :-)
Der Kameraschwenk im Zehn Vorne wurde vom Beginn der Episode TNG 3.24 Die Damen Troi genommen und so überarbeitet, dass man Riker und Troi im Hintergrund sieht. Mehrere Crewmitglieder tragen dort noch die alten Uniformen mit farbigen Streifen auf den schwarzen Schulterstücken, die in Staffel 7 zur Zeit von "Das Pegasus Projekt" nicht mehr genutzt wurden.
Vom allerfeinsten sind auch einige Außenansichten der Enterprise D im Asteroidenfeld, die ganz offensichtlich für diese Episode neu erstellt wurden.

Zusammengefasst ist "Dies sind die Abenteuer" eine miserable Episode für Enterprise, aber eine großartige Ergänzung für TNG.
Doch darüber hinaus gibt es noch den größeren Kontext: Seit 1966 hat Kirks Enterprise Geschichte geschrieben, und die Nachfolgeserien haben diese Geschichte kontinuierlich ergänzt. Dabei hat sich eine Reihe von Widersprüchen angesammelt, es gibt aber auch einige Daten, die recht eindeutig sind. Zum Start von Enterprise war die Verwunderung recht groß, dass die Serie wohl die Gründung der Föderation nicht mehr sehen würde. Enterprise spielt ab 2151, die Gründung der Föderation ist 2161 - aber TNG, DS9 und VOY sind allesamt nur 7 Jahre gelaufen, und bei ENT gab es keinen Grund zu der Annahme, dass die Serie 10 Jahre im TV überdauern würde. Und tatsächlich wurde die Gründung der Föderation nur einige Male von Daniels thematisiert, wenn er Archer mal wieder einen Einblick in die Zukunft gewährt hat. Leider verpasst diese letzte Episode die Chance, näher auf die Gründung der Föderation einzugehen.

Ein weiteres großes Thema ist der Krieg zwischen Erde und Romulanischem Imperium, der Mitte der 2150er Jahre angesiedelt ist und zur Gründung der Föderation knapp vorbei sein dürfte. Im Verlauf von ENT gab es zwar einige Begegnungen mit den Romulanern (z.B. 2.3 Das Minenfeld und den Dreiteiler beginnend mit 4.15 Die Heimsuchung), aber die Crew bekam die Romulaner nicht direkt zu sehen, was soweit gut zur Kontinuität von Star Trek passt. Durch die Absetzung von Enterprise im Jahr 2005, bzw. im Jahr 2155 Star Trek-Zeit, blieb ohnehin keine Gelegenheit mehr, darauf einzugehen. Dennoch ist es sehr schade, dass man auch in der auf das Jahr 2161 vorverlegten letzten Episode nicht einen einzigen Satz dazu verliert.

Abseits der großen Belange bleiben noch einige Details zu erwähnen, die das Star Trek-Erlebnis in "Dies sind die Abenteuer" allesamt bereichern.

Beginnen wir mit Rikers Holodeck-Rolle als Küchenchef. Schon recht früh zeichnete sich bei ENT der Running-Gag ab, dass man zwar immer wieder vom Küchenchef redete, dieser aber nie zu sehen war (besonders deutlich in 2.12 Der Laufsteg). Ähnlich wie mit dem redselig schweigsamen Morn bei DS9 hatte man hier also einen Charakter, der selbst überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Dass Riker nun ausgerechnet den Küchenchef spielt, passt daher wunderbar in die Serie und zeigt, dass die Autoren sich hier durchaus Gedanken gemacht haben, wie sie Frakes in die Episode integrieren können. Die Szenen in der Kombüse sind denn auch allesamt hervorragend.

Einen der TNG-üblichen In-Jokes gibt es, als sich Riker die Akten einiger Besatzungsmitglieder der Pegasus anschaut. Die erste Akte zeigt "CDR. Ronald Moore". Ronald B. Moore, der hier auch auf dem Bild zu sehen ist, zählt zu den alt gedienten Special Effects Leuten bei Star Trek (nicht zu Verwechseln mit dem Autoren Ronald D. Moore).
Es folgt "Lt. Dawn Velazquez", die ebenfalls auf dem Bild zu sehen ist. Velazquez war bei VOY und ENT sowie beim Kinofilm Treffen der Generationen als Produzentin tätig.
Die im folgenden genannten Namen, "CN. Eric Motz", "CN. Andy Simonson" und "ENS Phil Wallace" scheinen allerdings nicht aus dem Umfeld der Produktion zu stammen.

Eine ähnliche Anspielung gibt es ganz am Ende, als Travis von Captain Stillwell spricht - der Name orientiert sich am Produktionsassistenten Eric Stillwell, der bei TNG und VOY beteiligt war.

Sehr schön ist ebenfalls die Anspielung auf Picards Aquarium, als Troi und Riker sich Archers Raum anschauen. Im Verlauf von TNG wurde der Fisch im Aquarium in Picards Bereitschaftsraum auf den Namen Livingston getauft, nach dem Produzenten David Livingston. Allerdings wurde dieser Name im Verlauf der Serie nie erwähnt, leider auch nicht in dieser Episode.

Dass die Türen der NX-01 sich nur auf Knopfdruck öffnen, ist ebenfalls ein nett beobachtetes Detail und erinnert ein wenig an eine Szene mit Worf und Data in TNG 1.26 Die neutrale Zone.
Data hat ebenfalls einen (körperlosen) Auftritt: In der Originalfassung erkennt man ganz klar Brent Spiners Stimme, als Data Troi per Kommunikator ruft.

Auch sehr schön ist die Erwähnung von T'Pols teleskopartiger Vorrichtung, die natürlich stark an Spocks Instrument auf der Enterprise 1701 erinnert - was Troi dankenswerterweise auch sagt.

In der finalen Szene zur großen Zeremonie sieht man den Großteil der Enterprise-Crew auf der Tribüne sitzen. In der Reihe dahinter dürften sich zahlreiche Mitglieder des Autorenstabes und der Produktionscrew finden. Der Admiral rechts hinter Reed etwa sieht verdächtig nach dem Autoren Manny Coto aus.

Ein kurzer Blick soll an dieser Stelle noch auf die Entwicklung der Serie geworfen werden. TNG löste in den späten 80ern einen SciFi Boom aus, der seinesgleichen suchte. Mit DS9 gab es dann eine Spaltung des Fandoms: Während viele Fans der Serie vorwarfen, die Ideale und die Vision Gene Roddenberrys zu verraten, freuten sich andere darüber, dass die Abenteuer auf der Raumstation ein glaubwürdigeres Bild der Zukunft vermittelten und es mit dem Dominion-Krieg ein vergleichsweise episches Szenario gab.
Ähnlich lief es bei Voyager, wo sich manche Fans nicht mit Captain Janeway anfreunden konnten oder sich über die Kazon ebenso ärgerten wie über die Borg. Andere lobten genau diese Aspekte und fieberten mit dem verloren gegangen Sternenflottenschiff mit.
Dementsprechend war das Fandom noch vor dem Start von Enterprise gespalten. Als sich die Gerüchte bestätigten, dass die Serie ca. 100 Jahre vor Kirk spielen sollte, war der Aufschrei groß, da man zahllose Brüche in der Kontinuität fürchtete. Außerdem wäre Kirks Enterprise dann nicht mehr die erste Star Trek-Enterprise. Einige Gemüter beruhigten sich allerdings, als Scott Bakula als neuer Captain bekannt wurde, den viele Zuschauer noch aus "Zurück in die Vergangenheit" kannten.

Die erste Staffel entwickelte sich sehr gemächlich. Zwar konnte Enterprise alte Star Trek-Fans ebenso für sich gewinnen wie neue Zuschauer, aber nach hervorragenden Quoten des Pilotfilms sanken die Zuschauerzahlen immer weiter - ein Trend, den seit TNG alle Star Trek-Serien zu spüren bekamen, nicht zuletzt natürlich auch, weil die Konkurrenz im Genre immer stärker wurde und benachbarte Genres wie Fantasy und Mystery Zuschauer abzogen.
Im zweiten Jahr gab es keine großen Veränderungen, und viele Fans bemängelten die schleppende Entwicklung der Serie sowie die Einfallslosigkeit vieler Episoden. Auch war inzwischen klar, dass vor allem Hoshi, Travis und Malcolm zu Statisten verkommen waren, die die Autoren einfach nicht richtig in die Stories integrieren konnten. So war ENT mittlerweile auf das Dreigestirn Archer-Trip-T'Pol fixiert, nur Phlox ragte daneben noch ab und zu heraus.
Staffel 3 um die Suche nach den Xindi innerhalb der Ausdehnung war das gewagte Experiment, die Serie in eine ganz neue Richtung zu bewegen und mit mehr Action ein jüngeres Publikum anzusprechen. Die Kritiker nahmen das überwiegend positiv auf, an den Zuschauerzahlen änderte sich aber kaum etwas - vor allem nicht in die richtige Richtung. So zitterten die Fans schon am Ende der dritten Staffel um die Verlängerung.
Nur durch umfangreiche Zugeständnisse wurde die Serie dann überhaupt verlängert: Die Produktionskosten pro Folge wurden für das vierte Jahr drastisch reduziert, was sich vor allem auf die Special Effects auswirkte. Außerdem waren nur noch 22 statt der gewohnten 26 Episoden geplant. Eine sehr wichtige Veränderung gab es hinter den Kulissen: die Serienschöpfer Rick Berman und Brannon Braga beförderten den relativ frischen Autor Manny Coto. Coto hatte sich schon in Staffel 3 einen Namen als innovativer Schreiber gemacht und hat immer wieder betont, dass er ein großer Fan von TOS ist. In der vierten Staffel ist sein Einfluss dann auch klar zu spüren, es gibt zahlreiche Anspielungen auf die Mutter aller Star Trek Serien. Das Konzept der kurzen Handlungsbögen, die sich über zwei oder drei Episoden erstreckten, ging zumindest in einer Hinsicht auf: die Kritiker waren überwiegend begeistert, und die fast einhellige Meinung der Fans war, dass die Serie nun ihren eigentlichen Kern entdeckt habe. Die Einschaltquoten stagnierten aber auf niedrigem Niveau, sodass bereits einige Monate vor dem Ende der Staffel die Einstellung der Serie bekannt gegeben wurde.

Was sich anschließend manifestierte, war eine Wiederbelebungskampagne unbekannten Ausmaßes. Fans organisierten Werbeanzeigen in großen US-Zeitungen, beklebten ganze Trucks mit Werbung für die Serie, und eine Kampagne setzte sich sogar zum Ziel, die fünfte Staffel vollständig über Spenden aus dem Fandom zu finanzieren - eine Spende über 3 Millionen Dollar von einem kommerziellen Raumfahrtunternehmen war dabei ein gigantischer Erfolg. Am Ende half es aber alles nichts, die Serie wurde eingestellt. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht.
Diese Entwicklung war durchaus von einigen Leuten vorhergesagt worden, denn noch vor dem Start von Enterprise ging der Begriff der "Star Trek-Müdigkeit" durch die Reihen der Fans. Manch einer forderte eine Pause von einigen Jahren, um Star Trek dann mit neuem Elan zurückzubringen, so wie es mit TNG geschehen war. Dass ENT kein ausreichendes Publikum erreichen konnte, gibt dieser Gruppe nachträglich Recht. Ein Aspekt ist aber sicher auch die Konkurrenz durch andere SciFi-Serien, die aus manchen Fehlern der Star Trek-Serien gelernt haben und sich prächtig entwickeln bzw. entwickelt haben. Was die Zukunft in Sachen Star Trek bringen mag, bleibt also abzuwarten.

Bleibt der abschließende Blick auf das vorzeitige Ende der Serie. Für die vier kurzen Jahre, in denen ENT das Herz vieler Fans erobert hat, ist "Dies sind die Abenteuer" ein unwürdiges Ende. Für diejenigen, die seit TOS und vor allem TNG dem Star Trek Universum die Treue gehalten haben, ist die Episode aber ein unerwartetes Geschenk. Wenn am Ende Picard, Kirk und Archer noch einmal die magischen Worte sagen, lassen sich sentimentale Gefühle kaum vermeiden.

Entsprechend schwer fällt es, eine treffende Gesamtwertung zu finden - von einem bis sechs Punkten ließe sich alles begründen. So sind die vergebenen vier Punkte aus der Perspektive des TNG-Fans zu sehen, der sich über das Crossover wesentlich mehr freut, als er sich über das unwürdige Finale ärgert.

Spannung: 2 SFX: 4 Handlung: 2 Gesamt: 4
Zusammenhänge
  • Die Episode ist eine Ergänzung zu TNG 7.12 Das Pegasus Projekt.
  • Shran war zuletzt in 4.14 Die Aenar mit von der Partie.
  • Marina Sirtis spielte zuletzt in VOY 7.6 Eingeschleust Counselor Troi.
  • Jonathan Frakes war als einziger Hauptdarsteller in allen Serien seit TNG mit von der Partie: neben TNG sah man ihn auch in DS9 3.9 Defiant als Thomas Riker und in VOY 2.14 Todessehnsucht als William Riker. Zusammen mit Brent Spiner hat er damit mehr Auftritte bei Star Trek als alle anderen Schauspieler mit Ausnahme von Michael Dorn (TNG und DS9: Worf) und Colm Meaney (TNG und DS9: Miles O'Brien).
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent4_22.htm