DSi

TOS 2.01 Weltraumfieber (dt. Videotitel: Pon Farr)


Amok Time

Review: Matthias Weber
Statistik: Elisabeth Leidenfrost

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 3372,7
Spock verhält sich in letzter Zeit sehr merkwürdig. Er hat ziemlich plötzliche Stimmungsschwankungen und kann sogar aggressiv werden. Außerdem hat er seit Tagen nichts gegessen. Er bittet Kirk um Urlaub und darum, ihn auf Vulkan abzusetzen. Kirk findet dies sehr seltsam, denn Spock hat in all den Jahren noch nie um Urlaub gebeten und immer abgelehnt, wenn sein Captain ihm diesen angeboten hat. Doch auch auf Nachfrage möchte ihm Spock den Grund für seinen Urlaubswunsch nicht sagen. Er meint lediglich, dass er sich nicht wohl fühlt. Kirk lässt daraufhin den Kurs der Enterprise ändern und fliegt Richtung Vulkan.

Wenig später erhält das Schiff einen Funkspruch vom Sternenflottenkommando. Admiral Komack teilt Kirk mit, dass die Feierlichkeiten zur Einsetzung des neuen Präsidenten von Altair VI um eine Woche vorverlegt wurden. Da die Enterprise zu diplomatischen Zwecken dorthin unterwegs war, muss auch sie ihren Flugplan ändern. Für einen Zwischenstopp auf Vulkan ist nun keine Zeit mehr.
Kirk ist beunruhigt wegen Spocks Verhalten und als er Chekov fragt, wie groß die Verspätung auf Altair VI wäre, wenn die Enterprise nun auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen und doch zuerst nach Vulkan fliegen würde, erfährt er vom Navigator, dass Spock bereits den Befehl gegeben habe, nach Vulkan zu fliegen.

Als Kirk Spock zur Rede stellt, wieso dieser eigenmächtig eine Kursänderung befohlen hat, kann sich der Vulkanier an seinen Befehl nicht mehr erinnern. Spock erkennt, dass er die Kontrolle über sich zu verlieren beginnt und bittet Kirk, ihn einzusperren. Der Captain befiehlt seinem Ersten jedoch, sich auf der Krankenstation zu melden.
Dr. McCoys Untersuchungen ergeben zwar nicht den Grund für Spocks Zustand, allerdings findet der Arzt heraus, dass der Vulkanier sterben würde, wenn ihm nicht geholfen wird. McCoy ist der Meinung, dass man Spock nur auf dem Planeten Vulkan helfen kann.

Kirk will nun endlich die Wahrheit wissen und erfährt, dass sich Spock im Pon Farr befindet, der Paarungszeit der Vulkanier. In dieser Zeit, die alle paar Jahre wiederkehrt, müssen alle Vulkanier zu ihrer Frau zurückkehren und ihren Sexualtrieb ausleben, andernfalls sterben sie. Die Vulkanier sind normalerweise viel zu stolz, um über diese Phase mit Außenstehenden zu reden. Selbst unter Vulkaniern ist dies ein Tabuthema und sie verstecken das Ganze hinter vielen mysthischen Ritualen.

Kirk nimmt Kontakt mit Admiral Komack auf und bittet darum, doch zuerst nach Vulkan fliegen zu dürfen, doch er will keinen Grund dafür angeben, da er Spocks Pon Farr nicht erwähnen will. Komack verweigert daraufhin die Erlaubnis, doch Kirk fliegt trotzdem nach Vulkan, um seinem Freund zu helfen.

Als die Enterprise in den Orbit einschwenkt, nimmt Spock Kontakt mit T'Pring, seiner Frau auf und vereinbart einen Treffpunkt für die bevorstehende Zeremonie. Spock bittet Kirk und McCoy als seine engsten Freunde darum, ihn zu begleiten.

Die drei beamen auf den Planeten, an den Ort des "Koon-ut-kal-if-fee", was soviel wie Herausforderung heißt. Spock erklärt, dass er und T'Pring bereits im Alter von 7 Jahren füreinander ausgewählt worden seien. Seither bestehe zwischen ihnen eine Verbindung und nun sei die Zeit der Heirat gekommen.

Der Hochzeitszug mit T'Pring trifft ein. Sie wird begleitet von T'Pau, einer sehr berühmten Vulkanierin, die es als einzige Person je gewagt hat, einen Sitz im Föderationsrat auszuschlagen. Außerdem ist ein junger Mann, Stonn, dabei. T'Pau fragt, wieso Menschen an der Zeremonie teilnehmen, doch Spock besteht auf seinem Recht, seine Freunde zur Zeremonie mitzubringen.

Als die Zeremonie beginnt, nimmt T'Pring sich das Recht der Herausforderung, das heißt Spock muss mit einem anderen Mann, den T'Pring wählt, um sie kämpfen. Derjenige der gewinnt besitzt dann T'Pring. T'Pau bietet McCoy und Kirk an, zu gehen, um die barbarische Zeremonie nicht mitansehen zu müssen, doch die beiden bleiben, was T'Pau beeindruckt.

Überraschend wählt T'Pring Kirk als Spocks Gegner. T'Pau bietet dem Captain jedoch an, den Kampf abzulehnen, da er kein Vulkanier ist, doch Kirk akzeptiert, da McCoy der Meinung ist, Spock würde einen Kampf mit einem Vulkanier nicht überstehen. Kirk meint, dann wäre es besser, wenn er gegen Spock kämpft und ihn gewinnen lässt. Erst nachdem Kirk akzeptiert hat, erfährt er, dass es sich um einen Kampf auf Leben und Tod handelt.

Der Kampf beginnt mit der Lirpa, einem Stab, der eine sehr scharfe Schneide am Ende hat. Spock befindet sich inzwischen endgültig im Blutfieber. Der Captain kann seine Angriffe nur mit Mühe abwehren. Als beide Waffen zerbrochen sind, schreitet T'Pau ein und unterbricht den Kampf. McCoy schlägt T'Pau vor, Kirk eine Tri-Ox-Verbindung zu spritzen, um die heiße dünne Luft und die größere Schwerkraft, an die Kirk nicht gewöhnt ist, wieder auszugleichen. T'Pau ist einverstanden. Dann wird der Kampf mit dem Ahn woon fortgesetzt, einer Lederschlaufe, die als sehr gefährlich gilt. Spock gelingt es damit auch prompt Kirk zu würgen, bis dieser erstickt. McCoy kann nichts mehr für ihn tun, er ist tot.
Der Schiffsarzt beamt sodann mit dem toten Captain auf die Enterprise.

Spock wird durch den Schock über Kirks Tod aus dem Pon Farr gerissen. Er ist wieder völlig normal.
Spock fragt T'Pring, wieso sie auf dem Kampf bestanden habe. Sie erklärt, dass sie Stonn begehren würde, der sie wiederum haben möchte. Doch wenn sie Stonn und Spock kämpfen hätte lassen, wäre es möglich gewesen, dass Stonn getötet worden wäre. Doch beim Kampf Kirk gegen Spock hätte entweder Kirk gewonnen, der sie sicher freigegeben hätte. Bei einem Sieg von Spock hätte auch er sie nicht mehr gewollt, da sie ihn gezwungen habe, gegen Kirk zu kämpfen. Wenn Spock sie nicht freigegeben hätte, wäre er wieder mit der Enterprise weggeflogen und somit hätte T'Pring wieder mit Stonn zusammen sein können.
Spock gibt daraufhin T'Pring frei und wünscht ihr und Stonn alles Gute.

Der Wissenschaftsoffizier verabschiedet sich von T'Pau, die ihm viel Glück wünscht, doch Spock erwidert, dass er seinen Freund Kirk getötet habe und es für ihn kein Glück mehr geben könne.
Auf der Enterprise muss Spock jedoch feststellen, dass Kirk gar nicht tot ist. McCoy hatte ihm kein Tri-Ox-Mittel gespritzt sondern eine Substanz, mit der man den Tod simulieren kann.

T'Pau hat unterdessen eine Nachricht an die Sternenflotte geschickt, mit der Bitte, die Enterprise über den Vulkan umzuleiten. Aufgrund ihrer Wichtigkeit konnte man ihr die Bitte nicht abschlagen und Kirk erhält somit nachträglich die offizielle Erlaubnis nach Vulkan zu fliegen.




Bewertung

Als Auftakt zur 2. Staffel bekamen die Zuschauer 1967 gleich eine sehr ungewöhnliche Star Trek-Folge präsentiert. Komplett auf eine Science Fiction-Rahmenhandlung verzichtend (was bei TOS wirklich eine Seltenheit ist) konzentriert sich die Folge völlig auf die Hauptcharaktere Kirk, Spock und McCoy, was für die 2. Staffel bezeichnend und zukunftsweisend ist.
Die Idee zu dieser Folge entstand erst, nachdem immer mehr Zuschauerbriefe eingingen, in denen die Star Trek-Fans mehr über Spock erfahren wollten. Roddenberry beauftragte daraufhin den legendären Science Fiction-Autor Theodore Sturgeon, um diese Folge zu schreiben. Sturgeon war dabei sicher die richtige Wahl. Er gibt uns in dieser Folge faszinierende Einblicke in die vulkanische Psyche und Kultur. Dadurch hat die Episode auch unter den Fans der Vulkanier einen besonderen Stellenwert. In kaum einer anderen bekommt man soviel geballte Information über den wohl faszinierendsten Charakter der Originalserie. Außerdem werden viele vulkanische Begriffe eingeführt, die bis heute aktuell sind.

Fast schon zur Nebensache degradiert wird der erste Besuch der Enterprise auf dem Planeten Vulkan. Seine Oberfläche scheint wüstenartig und mit Gebirgen überzogen. In 2.10: Reise nach Babel fliegt die Enterprise zwar ebenfalls zum Vulkan, dort bekommt man die Oberfläche aber nicht zu sehen.

Lobenswert an der Story ist die Tatsache, dass sich die neuen Informationen, die man hier über Spock und die Vulkanier erhält, gut in das bisherige Wissen der Zuschauer einfügen. Es ergeben sich kaum oder gar keine Widersprüche zu bisherigen Folgen.
Die Heimlichtuerei in Bezug auf ihre Sexualität fügt sich besonders gut in das Bild der Vulkanier ein, wenn man bedenkt, wie diese Spezies versucht, jede noch so kleine Gefühlsregung vor anderen zu verbergen.
Auch hatte man schon öfters den Eindruck, dass die Vulkanier ein sehr stolzes Volk sind. Es passt sehr gut, dass es ihnen dadurch sogar verboten ist, mit anderen Vulkaniern über ihr Sexualleben zu sprechen. Deswegen wird alles hinter Ritualen und Mythen versteckt, um den eigentlichen Zweck des Pon Farr zu verschleiern.

Interessant ist auch der drastische Preis, den die Vulkanier für ihre emotionale Selbstbeherrschung zahlen müssen. Alle paar Jahre (vom 7-Jahre-Zyklus ist hier noch nicht die Rede, dieser etablierte sich erst später) müssen die Vulkanier auf ihren Heimatplaneten, bzw. zu ihrem Partner zurückkehren. Schaffen sie dies nicht, sterben sie.

Die Episode vertieft außerdem auf interessante Weise die Beziehung der drei Hauptcharaktere zueinander. Einmal mehr wird der feste Zusammenhalt der drei Führungsoffiziere betont. Kirk ist hier sogar bereit, sein Leben zu opfern, um Spocks Leben zu retten, ähnlich wie Spock in 1.11/1.12: Talos IV-Tabu seine Karriere opferte, um Captain Pike wieder ein würdevolles Leben zu ermöglichen.
Auf ganz ähnliche Weise wird Kirk noch einmal im Kinofilm Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock seine Karriere aufs Spiel setzen, um Spock zu helfen.
Andersherum wird auch Spocks tiefe Verbundenheit zu Kirk deutlich. Der Schock über den Tod seines Freundes ist so stark, dass er ihn sogar aus dem Pon Farr herausreißt und wieder normal werden lässt. Gegenüber T'Pau betont er, dass es für ihn nach dem Tod von Kirk kein Glück mehr geben wird. Umso mehr freut er sich, als er seinen Captain auf der Enterprise wieder lebend begrüßen kann. Dies ist auch eine der wenigen Szenen, in denen Spock lächelt.

Das Ende des Zweikampfes Kirk-Spock ist ungewöhnlich. Auch wenn dem Zuschauer natürlich klar gewesen sein dürfte, dass die Produzenten Kirk nicht einfach so sterben lassen, war die Auflösung nicht zu offensichtlich. Ebenfalls ungewöhnlich ist es, dass dieses Mal weder Kirk noch Spock die Lösung des Problems parat haben, sondern McCoy es mit einer ausgefeilten List schafft, sowohl Kirk als auch Spock zu retten.

Scotty ist der einzige der 7 Hauptpersonen, der in dieser Folge keinen Auftritt hat, daneben haben Uhura und Sulu weitestgehend nichtssagende Rollen.
Dafür dürfen wir in dieser Folge eine neue Hauptperson begrüßen. Walter Koenig hat seinen ersten Auftritt als Fähnrich Pavel Chekov. Es ist erstaunlich, dass Roddenberry sich beim eh schon angeschlagenen Budget für einen weiteren regulären Charakter entschied. Wegen des knappen Budgets treten wohl auch in den meisten Folgen entweder Sulu oder Chekov auf und nur selten beide gemeinsam, denn ein stummes Besatzungsmitglied an der Navigationskonsole ist natürlich bedeutend billiger, als ein regulärer Charakter. Chekov wurde vor allem deshalb eingeführt, um ein jüngeres Pubikum für die Serie zu begeistern (was auch durchaus gelang, wenn man sich seine Beliebtheit unter den jungen Zuschauern ansieht), deswegen auch die Beatles-Pilzkopf-Frisur, die in den ersten Wochen sogar eine Perücke für Koenig erforderlich machte.
Durch Chekovs Einführung in der 2. Staffel ergibt sich der oft zitierte Widerspruch im Kinofilm Star Trek II - Der Zorn des Khan, als Khan Chekov als Enterprise-Besatzungsmitglied erkennt, obwohl dieser in der ersten Staffel noch gar nicht dabei war. In Fankreisen wird deswegen oft die Erklärung gegeben, dass Chekov schon vorher an Bord der Enterprise war, allerdings noch keinen Brückendienst hatte. In Deutschland fiel Chekovs Abwesenheit während der ersten Staffel wohl kaum jemand auf, da das ZDF insgesamt sowieso recht wenige Folgen der ersten Staffel kaufte und die wenigen dann auch noch völlig ungeordnet mit denen der zweiten und dritten Staffel zusammen ausstrahlte.
Bis heute hält sich in Fankreisen hartnäckig das Gerücht, dass Chekov deswegen eingeführt wurde, weil in der sowjetischen Parteizeitung Prawda kritisiert worden war, dass trotz internationaler Besetzung kein Russe an Bord der Enterprise zu finden sei. Das Gerücht hat sich aber letztlich als unhaltbar erwiesen.

William Shatners und DeForest Kelleys Darstellerleistungen lassen in dieser Folge nichts zu wünschen übrig, allerdings werden sie von Leonard Nimoy regelrecht an die Wand gespielt. Seine Darstellung des am Pon Farr leidenden Spock ist ungemein intensiv und gelungen. Vielleicht Nimoys beste Leistung in der Serie.

Bei den Guest Stars hat sich vorallem Celia Lovsky als die beeindruckende T'Pau ins Gedächtnis der Fans gespielt. Nach T'Pau benannte sich in den 80er Jahren sogar eine Rockgruppe, die zeitweise beachtliche Erfolge feierte. Ihr größter Hit war "China in your hand".

Die Special Effects sind dieses Mal eher wenig vertreten. Für Außenaufnahmen war leider kein Geld da, und so mussten die Vulkan-Szenen im Studio gedreht werden. Die Kulissen und Kostüme bestätigen erneut die Parallelen zwischen der vulkanischen und römischen Kultur.

Da Gene Roddenberry in der zweiten Staffel mit den Drehbüchern nicht wieder so unter Zeitdruck geraten wollte, wie bei der ersten Staffel, orderte er noch während der Sommerpause Geld von NBC, damit bei Produktionsbeginn bereits einige Drehbücher zur Verfügung standen. Als die 2. Staffel von NBC dann endgültig abgesegnet wurde und die Pause vorüber war, lagen bereits 6 Drehbücher vor. NBC erhöhte außerdem das Budget, während die Desilu-Studios ihre Beteiligung verringerten, um die Verluste, die die Serie immer noch schrieb, zu minimieren. Somit stand insgesamt etwas weniger Geld als bisher zur Verfügung (187 500 Dollar pro Folge, in der ersten Staffel waren es 193 000 Dollar).
Die Verhandlungen mit den Schauspielern wegen neuer Verträge wurden schnell und ohne große Probleme über die Bühne gebracht. Auch Nichelle Nichols, die eigentlich aussteigen wollte, blieb nach einem Gespräch mit Martin Luther King der Serie erhalten.
Einzig Leonard Nimoys neuer Vertrag machte Probleme. Nimoy verlangte nach dem unerwarteten Erfolg der Spock-Figur in der ersten Staffel eine bessere Bezahlung. Da er von der finanziellen Lage der Serie wusste, wäre er mit 2500 Dollar pro Folge zufrieden gewesen, doch sein Agent stellte ohne sein Wissen die Forderung nach 9000 Dollar (Shatner bekam 5000$), um eine bessere Verhandlungsbasis zu haben. Die Produzenten waren geschockt und sahen sich nach Ersatzschauspielern um (die Wahl fiel auf Lawrence Montaigne, der in dieser Folge Stonn spielt). Als Nimoy dies erfuhr, verringerte er seine Forderung und man einigte sich schließlich auf 2600 Dollar, vor allem auch weil den Produzenten klar war, dass ohne Spock die Quoten nicht zu halten wären.

Vor allem Gene L. Coon und Gene Roddenberry sorgten zu Beginn der Staffel für gute und genügend Drehbücher.
Bereits im Mai begannen die Dreharbeiten für die 2. Staffel (die Folge 2.07: Das Spukschloss im Weltall wurde als erste produziert) und im September flimmerte die erste Episode über den Bildschirm, wobei sich die Fans an den neuen Sendeplatz freitags um 20:30 Uhr erst noch gewöhnen mussten. Der Sendeplatz war vor allem für ein jüngeres Publikum nicht gerade ideal und so ließen auch lange Zeit die Quoten sehr zu wünschen übrig. Da NBC zunächst nur 16 Episoden geordert hatte, standen die restlichen 10 Folgen der Staffel wegen der schlechten Quoten lange Zeit auf der Kippe, wurden schließlich aber doch noch bewilligt.
Die Desilu-Studios wurden im Juli 1967 von Gulf and Western gekauft. Die Gulf and Western-Tochterfirma Paramount war von nun an für Star Trek zuständig. Als erster Schritt wurde gleich einmal das Budget für die Serie um 2500 Dollar gekürzt und zwar rückwirkend bis zum Anfang der Staffel. Außerdem mischten sich zunehmend Paramount-Funktionäre in Produktionsangelegenheiten ein, was dazu führte, dass Kostenüberwacher Herbert Solow kündigte.
Die größte Katastrophe war allerdings Gene L. Coons Ausstieg aus der Serie. Er hatte eine alte Jugendliebe getroffen und ließ sich nun von seiner Frau scheiden, was ihn sehr viel Zeit, Geld und Kraft kostete. Anfang September kündigte er und nun musste sich Roddenberry wieder verstärkt selbst um die Drehbücher kümmern.
Auch wuchs sofort der Einfluss von Shatner und Nimoy, da Coon diese lange unter Kontrolle gehalten hatte. Nun mischten sich die beiden Stars der Serie wieder vermehrt in Produktionsangelegenheiten ein und Shatner wird oft nachgesagt, er hätte zu dieser Zeit dafür gesorgt, dass Dialoge der Nebencharaktere Scott, Sulu, Uhura und Chekov auf ihn umgeschrieben wurden. Oft ist auch die Rede davon, dass Shatner kurzerhand die Regie übernahm, wenn ein Regisseur mit seinen Aufgaben überfordert war. Was von den Vorwürfen gegen den Hauptdarsteller wahr ist und was einfach nur dem Neid seiner Kollegen entsprang, ist schwer zu sagen. Unbestritten ist allerdings Shatners großes Ego und dass er seine Rolle als Star der Serie genossen hat.
Jedenfalls kam Stammregiseur Joseph Pevney mit dem Einfluss der beiden Hauptdarsteller nicht mehr zurecht und verließ die Serie nach 14 inszenierten Folgen.
Als Nachfolger von Gene L. Coon wurde John Meredyth Lucas eingestellt. Eine gute Wahl, denn Lucas ließ sich weder von Nimoy und Shatner noch von NBC oder Paramount auf der Nase herumtanzen und sah seine Verpflichtungen eher gegenüber der Serie. Unter seiner und Roddenberrys Führung konnte die 2. Staffel mit 26 Folgen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

NBC hielt sich auch in der 2. Staffel nicht an die Produktionsreihenfolge, was sich aber nicht so negativ auswirkte wie in der ersten Staffel.

Bereits in der ersten Folge der zweiten Staffel ist Majel Barrett als Christine Chapel mit von der Partie. Sie wird in dieser Season 9 Auftritte haben. Chapels Zuneigung zu Spock wird hier erneut aufgegriffen und noch mehrfach Thema sein. In dieser Episode darf sie dem kranken Spock eine Plomeek-Suppe kochen, die es in Fankreisen ebenfalls zu einer gewissen Beliebtheit gebracht hat.
Autor der Folge war, wie bereits erwähnt, Theodore Sturgeon, der auch schon das Skript zu 1.15: Landurlaub beigesteuert hatte.
Die ersten 15 Folgen der zweiten Staffel wurden von nur 3 verschiedenen Regisseuren inszeniert, nämlich von den Stammregisseuren Joseph Pevney (welcher auch diese Folge gewohnt gelungen inszenierte), Marc Daniels und Ralph Senensky.

"Amok Time" wurde 1973 vom ZDF eingekauft, welches die Episode dann allerdings bei der Synchronisation dermaßen verunstaltete, dass sie kaum wiederzuerkennen war. Irgendwie passte die Thematik der ganzen Folge nicht in das Schema einer Kinderserie, als die das ZDF Star Trek sah. Es ist deswegen mal wieder unverständlich, wieso der Sender ausgerechnet diese Folge einkaufte, wo er doch die Auswahl aus 79 Folgen hatte.
Jedenfalls durfte offenbar in der deutschen Version keinerlei Bezug zur Sexualität mehr übrig bleiben und so wurde die Folge ziemlich wild umgeschnitten und oft haarsträubend synchronisiert. In der ZDF-Version leidet Spock nicht am Pon Farr sondern am sogenannten Weltraumfieber. McCoy meint, man könne ihm entweder auf Vulkan helfen, oder ihm ein neues, unerprobtes Medikament geben. Als Admiral Komack die Kursänderung nach Vulkan ablehnt (wobei in der deutschen Version ziemlich unklar bleibt, wieso Kirk Komack nicht einfach von Spocks Weltraumfieber erzählt), entscheidet sich Kirk für das experimentelle Medikament. Dieses verursacht bei Spock jedoch schwere Fieberphantasien. Die gesamten Ereignisse auf Vulkan sind nur ein Traum von Spock und am Ende der Folge kommt der Vulkanier in die Krankenstation, wo er von McCoy und Kirk aufgeklärt wird, dass alles nur an dem Medikament lag. Der heutige Betrachter kann über den hohen Aufwand, den das deutsche Fernsehen zum Umschreiben der Folge betrieb, nur mit dem Kopf schütteln. Gleichwohl gibt es einen Einblick in den verklemmten Zeitgeist, der damals noch herrschte.

Als die Serie 1996 auf Video erschien, wurde Amok Time zusammen mit 2.09: Metamorphose neu synchronisiert und unter dem Titel "Pon Farr" veröffentlicht. Bei der Neu-Synchronisation wurden einfach die bereits bestehenden Szenen aus der ZDF-Version durch die Szenen ergänzt, die weggelassen oder verändert worden waren. Da für die Neusynchronisation natürlich ganz andere Sprecher verwendet wurden (die gewohnten Sprecher waren aus verschiedenen Gründen nicht mehr verfügbar), wechseln mitten in der Folge mehrfach die Stimmen, was den Genuss der Episode im Deutschen etwas schmälert.
Seit der Veröffentlichung der Serie auf DVD ist dieses Vorgehen ja allerdings keine Seltenheit mehr (bei den Folgen 1.22: Der schlafende Tiger und 1.23: Krieg der Computer ging man beispielsweise ebenso vor, um Fehler zu korrigieren bzw. fehlende Szenen zu ergänzen), so dass man sich an wechselnde Synchronsprecher inzwischen durchaus gewöhnt hat.
Obwohl nach der Video-Veröffentlichung eine originalgetreue deutsche Version existierte, wurde für die DVD nochmal etwas verändert. Offensichtlich war man mit dem für die Video-Veröffentlichung gewählten Kirk-Sprecher (Thomas Danneberg) nicht zufrieden und hat deswegen noch einmal alle für die Video-Veröffentlichung neu aufgenommenen Szenen mit dem Kirk-Sprecher der DVD-Veröffentlichung (Andreas Neumann) nachsynchronisiert.
Im deutschen Fernsehen wurde später trotz zweier existierender Neufassungen unverständlicherweise immer wieder die alte ZDF-Version gesendet.

Alles in allem ist "Amok Time" eine hervorragende Folge, die mit einem guten Drehbuch und sehr guten Darstellerleistungen zu überzeugen weiß und somit ein sehr guter Einstieg für die zweite Staffel ist.

Spannung: 6 SFX: 4 Handlung: 6 Gesamt: 6
Zusammenhänge

Majel Barrett ist in dieser Folge zum zum 4. Mal als Christine Chapel zu sehen. Das letzte Mal war sie in Folge 1.29: Spock außer Kontrolle zu sehen. Ihr nächster Auftritt ist in 2.03: Ich heiße Nomad.

Lawrence Montaigne spielte bereits Decius in Folge 1.14: Spock unter Verdacht.

Byron Morrow sieht man noch einmal in der Rolle von Admiral Westervliet in Folge 3.08: Der verirrte Planet.

Frank Vinci, hier als Glockenträger zu sehen, hatte bereits einen Auftritt als Eminianer in der Folge 1.23: Krieg der Computer.

Zum ersten Mal ist in dieser Folge der Planet Vulkan zu sehen. Ein weiterer Besuch auf Vulkan findet in 2.10: Reise nach Babel statt. Die junge T'Pau spielt in ENT 4.7 "Der Anschlag" und in den beiden folgenden Episoden eine wichtige Rolle.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 1
Kirks Hemd wird von Spock während des Kampfes um T'Pring aufgeschlitzt.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 0
T'Pring lässt Kirk und Spock zwar um sie kämpfen, ist aber weder am einen, noch am anderen wirklich interessiert.
3. Spocks "Faszinierend": 0 mal
Spock fasziniert hier nichts.
4a. Spocks "logisch": 1 mal
T'Prings Argumente, warum sie Kirk als seinen Gegner gewählt hat, bezeichnet Spock als: "Logisch, faszinierend logisch."
4b. Spocks "unlogisch": 6 mal
T'Prings Argumente, warum sie Kirk als seinen Gegner gewählt hat, bezeichnet Spock als: "Logisch, faszinierend logisch."
Spock bezeichnet seine eigene Aussage, dass der Besitz oft weniger glücklich macht, als der Wunsch nach dem Besitz, als "nicht sehr logisch, aber oft genug zutreffend."
Spock findet seinen Gefühlsausbruch dem lebenden Kirk gegenüber als absolut logisch.
Spock bezeichnet die Vulkanier als stolze und logische Wesen.
Spock findet es nicht logisch, wenn er sich gegen die Natur der Vulkanier stellen würde.

Außerdem:
Pille bezeichnet Spock als "logischen, unemotionalen Ersten Offizier".
Spock zu T'Pring: "Ich sehe keine Logik, warum du diesen Stonn mir vorziehst."
Pille zu Spock über dessen Gefühlsausbruch: "Sie haben wie immer Recht, es war eine rein logische Reaktion."
Auf die Frage Spocks, wie Kirk sich die Partnerwahl der Vulkanier vorgestellt hat, antwortet dieser: "Wir gingen davon aus, dass alles sehr logisch vor sich geht.".
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 1 mal
Spock zu Pille, als dieser in fragt, was denn los sei: "Lassen Sie bitte diese unlogische Frage."
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 0 mal
Pille darf seinen berühmten Satz nicht sagen.

Aber:
Kirk zu Pille (im Original): "Nun, bist du Arzt oder bist du es nicht?"
7. tote Rothemden: 1
Pille über Kirks vermeintlichen Tod: "Es ist aus. Er ist tot."
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
Keine toten Rothemden diesmal.

Aber:
Kirk wird scheinbar im Kampf von Spock getötet.
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos2_1.htm