Episodenbeschreibung
Sternzeit: 3113,2
Auf dem Weg zur Raumbasis 9 wird die Enterprise in das Gravitationsfeld eines
erloschenen Sterns gezogen. Die einzige Möglichkeit sich zu retten besteht
darin, mit voller Maschinenkraft durchzustarten. Durch dieses Manöver kommt
die Enterprise zwar aus dem Gravtitationsfeld heraus, wird aber katapultartig
in den Weltraum geschleudert und die Crew verliert die Kontrolle über das Schiff.
Als man nach kurzer Benommenheit wieder zu sich kommt, befindet sich die Enterprise
in der äußeren Erdatmosphäre. Das Schiff arbeitet mit den Sekundärsystemen, da die
primären ausgefallen sind. Kirk befiehlt in einen größeren Orbit einzuschwenken.
Als Uhura das Sternenflottenkommando kontaktieren will, empfängt sie merkwürdige
Radiosignale. Darin ist vom ersten bemannten Mondflug 1968 die Rede und der Crew
wird klar, dass der Schleudereffekt gleichzeitg eine Reise in die Vergangenheit
bewirkte.
Unterdessen taucht die Enterprise als unbekanntes Flugobjekt auf dem Radarschirm
einer amerikanischen Air Force-Basis auf. Ein Flugzeug wird losgeschickt, um das UFO
abzufangen.
Die Enterprise gewinnt inzwischen an Höhe, allerdings recht langsam, da die Steuerung
noch etwas träge arbeitet. Das Flugzeug der US-Luftwaffe kommt immer näher. Die
Enterprise verfolgt den Funkkontakt des Piloten Captain John Christopher mit seiner
Bodenstation. Er kann die Enterprise sehen und gibt das Gesehene der Bodenstation weiter.
Diese befiehlt ihm, das Schiff weiter zu verfolgen und zu versuchen, es zur Landung
zu zwingen. Spock stellt inzwischen fest, dass die Maschine mit nuklearen Sprengköpfen
bestückt ist, die der Enterprise im Moment durchaus etwas anhaben könnten.
Kirk will das Flugzeug mit dem Traktorstrahl auf Distanz halten, doch der Jet zerbricht
dabei und Kirk hat keine andere Wahl, als den Piloten an Bord zu beamen.
Kirk begrüßt Captain Christopher im Transporterraum. Er bringt ihn zur Brücke und
erzählt ihm, dass die Enterprise aus der Zukunft komme und dass sie im Auftrag der
Vereinten Föderation der Planeten unterwegs sei. Christopher ist misstrauisch
ob dieser Geschichte, doch spätestens als er den Vulkanier Spock sieht muss er
zugeben, dass vielleicht doch was dran ist.
Während Christopher sich ein wenig umsieht, gibt Spock zu bedenken, dass man ihn
unmöglich zur Erde zurückschicken kann, da er schon zuviel von der Enterprise
gesehen hat.
Als Kirk dies dem F-104-Piloten mitteilt, ist dieser empört und meint, dass man nicht
einfach Leute aus der Vergangenheit entführen dürfe. Spock hat ausgerechnet,
dass Christopher ein eher belangloses Leben führte und sein Verschwinden deswegen
keine Auswirkungen auf die Zukunft haben dürfte.
Christopher jedoch will einen unbeobachteten Moment zur Flucht nutzen. Er überwältigt
einen Sicherheitsmann und entwendet einen Phaser. Im Transporterraum will er
Lt. Kyle dazu zwingen ihn zur Erde zurückzubeamen, doch da taucht Kirk auf und schlägt
Christopher nieder.
Der bewusstlose Pilot wird auf die Krankenstation gebracht. Als er wieder
aufwacht, kommt gerade Spock hinzu, der eingestehen muss, einen Fehler gemacht zu
haben. Es sei unbedingt erforderlich Christopher auf die Erde zurückzubringen, da
sein noch nicht gezeugter Sohn Jahre später die erste erfolgreiche Erde-Saturn-Mission
leiten werde. Das ist aber nicht das einzige Problem. Als Christopher mit seinem
Flugzeug die Enterprise verfolgte, hat er die Bordkameras laufen lassen, so dass
im Air Force-Stützpunkt wahrscheinlich einige sehr gelungene Filmaufnahmen vom "UFO"
Enterprise zu finden sein werden.
Während Spock überlegt, was man mit Christopher macht und wie man selbst ins 23. Jahrhundert
zurückkehren kann, beamen Sulu und Kirk zum Stützpunkt hinunter und versuchen an die
fraglichen Bildaufnahmen zu kommen. Doch gerade als sie das Bildmaterial gefunden
haben, werden sie von einem Wachmann erwischt. Dieser zwingt Kirk und Sulu mit
vorgehaltener Waffe ihre Gürtel mit den Phasern und Funkgeräten herzugeben.
Spock bemerkt, dass irgend etwas schief gelaufen sein muss, da sich Kirk sonst
gemeldet hätte. Er lässt das Außenteam anpeilen.
Als der Wachmann das Peilungssignal am Kommunikator hört, löst er versehentlich das
Notsignal aus, woraufhin er von Spock an Bord der Enterprise gebeamt wird.
Der Wachmann weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Kirk befiehlt Spock, ihn im
Transporterraum zu lassen, damit er von der Zukunft nicht viel mitbekommt. Als Kirk
und Sulu gerade untersuchen wollen, ob sie auch die richtige Filmrolle mitgenommen
haben, werden sie von drei weiteren Sicherheitsleuten ertappt. Während Kirk die drei in
eine Prügelei verwickelt, kann Sulu mit der entwendeten Filmrolle auf die Enterprise
beamen. Dort wird festgestellt, dass es sich tatsächlich um die Aufzeichnungen über
die Enterprise handelt. Kirk wurde inzwischen von den drei Wachleuten überwältigt und
wird nun verhört. Kirk antwortet zwar wahrheitsgemäß, allerdings können die
Wachmänner mit seinen Antworten natürlich wenig anfangen.
Nunmehr beamt Spock mit einem Außenteam herunter um den Captain zu befreien. Außer Sulu
ist auch noch Christopher dabei, dessen Ortskenntnisse von Vorteil sind. Es gelingt, die
drei Sicherheitsleute zu überwältigen und Kirk zu befreien. In einem unbeobachteten Moment
nimmt sich Christopher allerdings eine Waffe und bedroht Kirk und Sulu. Er möchte
sicherstellen, dass er auf die Erde zu seiner Familie zurückkehren kann, doch Spock
überwältigt ihn mit einem Nackengriff.
Als alle wieder auf der Enterprise sind, hat Spock einen Plan, wie die Enterprise
wieder in ihre Zeit zurückkehren kann. Sie muss mit voller Geschwindigkeit auf
die Sonne zufliegen, dadurch wird das Schiff in die Vergangenheit fliegen und
zwar bis kurz vor ihrer ersten Ankunft auf der Erde. Ein erneutes Durchstarten ihrer
Maschinen würde sie dann wieder in die Zukunft katapultieren.
Der Plan wird umgesetzt. Als die Enterprise an dem Punkt der Vergangenheit angelangt
ist, bei dem sie zum ersten Mal auftauchte, setzt man Christopher wieder im Cockpit
seiner F-104 ab. Er erinnert sich an nichts mehr. Als er den Himmel absucht, ist die
Enterprise bereits verschwunden und er kehrt zu seinem Stützpunkt zurück. Kurze Zeit
später beamt man den Wachmann wieder in sich selbst hinein, und zwar kurz bevor er
Kirk und Sulu entdeckte. Er macht seinen Rundgang, kann allerdings nichts
Ungewöhnliches entdecken. Die Enterprise kehrt ins 23. Jahrhundert zurück.
Bewertung
Bei "Morgen ist gestern" handelt es sich um die allererste Zeitreise-Geschichte
in Star Trek. Damit betritt die Serie ein ganz neues Terrain. Zeitreisen
sind in der Science Fiction schon immer sehr beliebt gewesen und auch bei Star
Trek tauchen sie nicht selten auf und sind meist ganz besondere Folgen, oft
gehören sie zur Kategorie "Star Trek vom Feinsten".
Insgesamt werden in allen Star Trek-Serien die veschiedensten Zeitepochen
besucht. So spielt die TNG-Doppelfolge
5.26/6.01: Gefahr aus dem 19. Jahrhundert im
vorvergangenen Jahrhundert. In etlichen anderen Folgen verschlägt es die
Sternenflottenangehörigen in das 20. Jahrhundert, zum Beispiel in
Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart, in der
Voyager-Doppelfolge 5.08/5.09: Vor dem Ende der Zukunft,
oder, um bei der Originalserie zu bleiben, in den Folgen
1.28: Griff in die Geschichte und
2.26: Ein Planet, genannt Erde. Auch das 21. Jahrhundert
ist gut besucht. Sowohl in
Star Trek VIII - Der erste Kontakt als auch in der
DS9-Doppelfolge 3.11/3.12: Gefangen in der Vergangenheit
darf man diese Zukunft besuchen.
Zeitreisen eignen sich wunderbar dazu, eine bestimmte Epoche der Menschheitsgeschichte
fokussiert zu beleuchten und oft mit einer gehörigen Portion Humor auf die
Misstände dieser Zeit hinzuweisen. Nicht zuletzt deswegen führen wohl viele Zeitreisen
bei Star Trek in das 20. Jahrhundert, also in die Zeit, in der die Serie selbst
entstanden ist. Durch das Aufeinandertreffen der Star Trek-Fiktion und der
realen Gegenwart auf der Erde entsteht oft ein ganz besonderer Reiz (zum Beispiel
wenn Spock in Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart
auf den Punker im Bus trifft).
Auch in dieser Folge haben wir eine Vermischung der fiktiven Enterprise mit der
Realität der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Aus diesen zwei aufeinanderprallenden
Welten entsteht vor allem eine große Portion Situationskomik, die die Folge im
Großen und Ganzen trägt, auch wenn man natürlich sagen muss, dass es späteren
Star Trek-Geschichten (vor allem
Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart) um einiges
besser gelingt, dieses Potenzial an Humor zu nutzen.
Trotzdem gibt es einige Highlights, die die Geschichte recht witzig machen. Dazu
gehören vor allem das Verhör von Kirk und der verdutzte und sprachlose
Air-Police-Sergeant, nachdem dieser auf die Enterprise gebeamt wird, sowie Kirks
trockener Kommentar daraufhin: "Wie sie sehen, haben wir ein neues Problem."
Zum ersten Mal wird in dieser Folge ein Problem thematisiert, das in fast allen
Zeitreise-Folgen auftaucht, nämlich die Veränderung der Vergangenheit und die
Auswirkungen auf die Zukunft, auch als Großvaterparadoxon bekannt. Allerdings zeigt
sich in dieser Folge deutlich, dass die Enterprise-Crew noch keine großen Erfahrungen
mit Zeitreisen hat. Zwar versucht man den Schaden so gering wie möglich zu halten,
gleichwohl wird eben mal ein Flugzeug der U.S. Air Force zerstört, der Pilot entführt,
in den Stützpunkt eingebrochen und noch ein weiterer Mann versehentlich entführt.
Man muss der Führung der Enterprise aber nachsehen, dass sie ja nicht in die
Vergangenheit wollte und die Geschichte von Anfang an mit dem Auftauchen der F-104
eine hohe Eigendynamik entwickelte.
Interessanterweise werden einige der Elemente der Folge später bei anderen
Zeitreisen wieder aufgegriffen, zum Beispiel muss Chekov in
Star Trek IV - Zurück in die Gegenwart ein ähnliches
Verhör über sich ergehen lassen, wie hier Kirk (wobei Chekovs Verhör ungleich
komischer ist).
So sehr der lockere Humor in dieser Folge zu begrüßen ist, der Schuss geht manchmal
auch nach hinten los. Der Nebenhandlungsstrang mit dem Computer, der Kirk anhimmelt,
ist eher peinlich, albern und unpassend und es ist fragwürdig, was er zur Handlung
beitragen soll. Vielleicht soll er ja lediglich Kirks Wirkung auf Frauen
unterstreichen. Jedenfalls ist diese B-Handlung entbehrlich.
Der größte Schwachpunkt der Folge bleibt die eigentliche Zeitreise. Sie wird mit einer
Menge Technobabble seitens Spock erklärt, ist aber trotzdem noch haarsträubend
unlogisch. Das fängt an, als Christopher und der Sergeant in sich selbst
hineingebeamt werden, eine etwas seltsame Technik. Umso mysteriöser ist es, dass
sich die beiden nach diesem Beamvorgang nicht mehr an ihre Erlebnisse auf
der Enterprise erinnern können. Seltsam ist auch die Szene, nachdem Christopher in
sich hineingebeamt wurde. Man kann noch für einen kurzen Augenblick die Enterprise
sehen, dann ist sie verschwunden. Doch eigentlich dürfte diese Enterprise auf keinen
Fall verschwinden, da es sich dabei ja um die Enterprise handelt, die durch den
Unfall in die Vergangenheit geschleudert wurde. Wieso sie nun verschwindet ist nicht
nachvollziehbar.
Außerdem hat Christopher diese Enterprise ja noch kurz gesehen, was bedeutet, dass
es somit auch wieder eine Filmaufnahme der Enterprise gibt, womit der gesamte Einbruch
in den Air Force Stützpunkt überflüssig war. Die konfuse Auflösung passt aber zur
ganzen Zeitreise. Schon die Erklärung, wie die Enterprise in die Vergangenheit
gekommen ist, erscheint an den Haaren herbeigezogen und völlig wirr.
Man fragt sich, wie das Gravitationsfeld eines Sterns die Zeitlinie beeinflussen
kann. Um alle Ungereimtheiten dieser Folge irgendwie zu erklären, müsste man sich
schon stark anstrengen.
Der Anfang der Folge ist ungewöhnlich, da man zunächst die Air Force-Basis sieht und
gar nicht auf die Idee kommt eine Trek-Folge vor sich zu haben.
Auf die Frage, ob ein solches Schiff sehr teuer zu bauen ist, sagt Kirk zu Christopher,
dass es auch nur 12 davon gibt. Ungeklärt bleibt aber ob dies heißt, dass es nur 12
Schiffe der Sternenflotte gibt, was eher unwahrscheinlich wäre, oder ob es nur 12
Schiffe dieser Klasse bzw. Größe gibt.
In dieser Folge feiert Lieutenant Kyle Premiere, der mit 11 Auftritten in der
Originalserie nach Christine Chapel die zweitwichtigste Nebenperson darstellt. Kyle
ist hier in seiner typischen Aufgabe als Transporterchief zu sehen.
Nach 1.02: Der Fall Charlie stellt diese Folge den zweiten
Beitrag von Stammautorin D.C. Fontana dar.
Regisseur Michael O'Herlihy wurde nur ein einziges Mal engagiert.
Diese Episode war die erste Star Trek-Folge, die am 27.05.1972 dem deutschen Fernsehzuschauer
im ZDF präsentiert wurde.
Typischerweise ist die deutsche Version dann auch wieder entsprechend schwach. Kleinere
Ungereimtheiten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Kirk in der deutschen Version nur
Commander ist (offensichtlich hielt man diese Bezeichnung für einen Posten und nicht für einen Rang),
fallen im Gegensatz zu groben Schnitzern weniger ins Gewicht. Gleich zu Anfang sagt Spock, dass
Christophers Maschine auseinanderbrechen würde, wenn man beame. Das ist natürlich Quatsch, nicht nur,
weil Christophers Flugzeug wohl etwas zu groß wäre, um es an Bord zu beamen, sondern auch, weil zu
diesem Zeitpunkt im Original noch gar nicht gebeamt wird. Vielmehr ist die Rede davon, dass
das Flugzeug auseinanderbricht, weil der Traktorstrahl zu stark ist. Erst dann wird Christopher gebeamt.
Ein weiterer Fehler ist Spocks Satz "Wir bewegen uns in der Zeit rückwärts, über den
Zeitpunkt des ersten bemannten Mondfluges hinaus." Vermutlich
wollte der Übersetzer den deutschen Zuschauern nochmal klarmachen, dass die Folge vor
der ersten Mondlandung spielt (zum deutschen Erstausstrahlungstermin war diese ja schon lange Geschichte),
so richtig viel Sinn ergibt Spocks Satz aber nicht. Im Original sagt der Vulkanier dagegen,
dass die Enterprise sich in der Zeit zurückbewege, über den Zeitpunkt hinaus, zu welchem sie das
erste Mal am Himmel erschienen war.
In allen ZDF-Episoden wurde der Warpantrieb mit Solantrieb bezeichnet, darüber hinaus war
man sich noch nicht der Obergrenze der Warpgeschwindigkeit bewusst (im Original
wurde Warp 10 nie erreicht, bzw. überschritten), da in mehreren Episoden Sol 15 erreicht wird.
Das Sternenflottenkommando wurde hier mit "Zentrale Kontrolle" übersetzt, hier änderten sich die
Begrifflichkeiten später sowohl im Original, als auch in der Synchronisation.
Das "captain's log, stardate..." wurde in allen deutschen Episoden (erstaunlich konsequent)
mit der etwas umständlichen Konstruktion
"Computerlogbuch Nummer 1 der Enterprise, Sternzeit..., Captain Kirk" übersetzt.
Natürlich ließ das ZDF auch bei dieser Folge die Schere kräftig schneiden, allerdings kann man
in der heutigen TV-Version trotzdem alle Szenen bewundern, da es Sat.1 gelang, alle geschnittenen
Szenen zu restaurieren.
Die DVD-Version ist identisch mit der von Sat.1.
Alles in allem ist die Folge spannend und an vielen Stellen lustig und gelungen. Leider
ziehen vor allem die B-Handlung und die schwache Auflösung bzw. Ausgangsposition die
Bewertung der Folge nach unten. Die Handlung bekommt aufgrund des Zeitreisebonus
noch eine Bewertung von 4 Punkten, während die Spannung mit einer guten Bewertung
abschneidet. Die Special Effects fallen dieses Mal in beide Extreme. Es gibt Effekte,
die sehen selbst für damalige Verhältnisse hoffnungslos überholt aus, dazu gehört zum
Beispiel das Geruckel der Enterprise am Ende der Folge. Als besonders gelungen kann
man aber die Ansicht der Enterprise von unten aus dem Cockpit der F-104 ansehen.
Insgesamt überwiegen aber doch die negativen Aspekte, insofern gibt es eine Bewertung
von 3 Punkten.
Alles in allem also ein befriedigende Folge.
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