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Episodenbeschreibung
Die Episode beginnt mit einer Diashow des Doktors, der in
letzter Zeit alles und jeden ablichtet. Nach dem Vortrag
beginnt die sonst eher ruhige Nachtschicht auf dem Schiff,
die diesmal jedoch von einer kollidierenden Energiewelle
aufgewühlt wird. Statt Schäden anzurichten, wurde vielmehr
eine Nachricht übermittelt, die zu einem Raumschiff
zurückverfolgt werden kann. Dessen Insasse, ein nichthumanoides
Wesen, ist schwer verletzt und wird auf die Krankenstation
gebeamt.
Torres betritt die Krankenstation und berichtet Janeway,
dass das Alien über chemische Reaktionen sein Schiff steuert.
Auf einmal fällt das Wesen, das Kraftfeld durchdringend,
B'Elanna an und saugt sich an ihr fest. Bewusstlos bleibt
sie liegen. Eine Trennung ist nicht möglich, da sich das Alien
mit B'Elannas Organismus fest verbunden hat. Nur ein
exobiologisches Verfahren könnte helfen, wobei dem
Doktor jedoch die nötigen Kenntnisse fehlen, so dass er
auf eine Holodeck-Simulation zurückgreift.
Lehrer in dieser Simulation ist Dr. Crell Moset, ein
Cardassianer. Schnell entwickelt sich ein freundschaftliches
Verhältnis zwischen den beiden Hologrammen. In der
Zwischenzeit versucht man fieberhaft, die Nachricht des
Aliens zu dekodieren, was sich jedoch als äußerst
schwierig herausstellt, da sie aus Tönen besteht. Der
Holodoc und Crell untersuchen nach ersten Besprechungen
das Alien. B'Elanna ist nicht erfreut darüber, dass
ein Cardassianer ihr helfen soll, sie hat jedoch keine Wahl.
Der Holodoc hat inzwischen Hochachtung vor Crell, weil dieser
die cardassianische Fremdherrschaft auf Bajor bedauert.
Zweifel kommen jedoch auf, als Dr. Moset bei einer ersten
Operation am Wesen, um es zu erkunden, es töten will.
Der Holodoc hält ihn davon ab und konsultiert Tabor, ein
bajoranisches Besatzungsmitglied. Dieser erkennt in Dr. Moset
einen Massenmörder, der einstmals zu Versuchszwecken viele
Bajoraner, darunter auch seine Familie, umbrachte.
Dem Doktor kommen Zweifel über die weitere Verfahrensweise.
Grundsätzlich müsste er das Programm deaktivieren, da die
Einhaltung des hippokratischen Eides von Dr. Crell Moset nicht
verlangt werden kann. Dennoch spricht er mit ihm erneut,
woraufhin dieser seine Forschungen damit rechtfertigt, dass
er habe improvisieren müssen und man bei den Menschen einst
ebenfalls Versuchstiere benutzt habe. Von der Brücke aus
wird inzwischen ein Signal über den Deflektor ausgesandt,
um Kontakt zu den Aliens aufzunehmen.
Nach erregter Diskussion der Führungsoffiziere wird der
Doktor angwiesen, zusammen mit Crell und dessen
Erkenntnissen B'Elanna und das Wesen voneinander zu trennen.
Dabei versucht der Cardassianer jedoch erneut, das Wesen
zu töten Der Doktor muss ihn unter Androhung der Löschung
davon abhalten. Ein fremdes Schiff erscheint und nimmt das
Wesen schließlich mit. B'Elanna erholt sich, ist jedoch
verärgert, dass ihr von Dr. Moset geholfen wurde.
Dieser versucht den Holodoc davon abzuhalten ihn und sein
Programm zu löschen, indem er darauf hinweist, dass seine
Arbeit doch gut genug gewesen sei, um B'Elanna zu retten,
doch der Holodoc lässt sich nicht erweichen und deaktiviert
Dr. Crell Moset.
Bewertung
Mit "Inhumane Praktiken" verstümmelt man den
Originaltitel "Nothing human", da dieser im Gegensatz zum
deutschen recht zweideutig ist. Denn als direkte
Übersetzung wäre "Nichts Menschliches" infrage
gekommen, was sich sowohl auf das Wesen an sich hätte
anwenden lassen als auch auf Dr. Crell Moset, dessen
Praktiken sehr umstritten sind.
Wie dem auch sei, weist der deutsche Titel doch gleich
auf das zentrale und eigentlich auch einzige Problem
dieser Episode hin: Die Frage nach der Menschlichkeit
und wo Mitschuld anfängt bzw. aufhört. Eine sehr
emotionale Frage, die zwischen dem Holodoc und Crell
entsprechend kontrovers diskutiert wird. B'Elanna
und andere vertreten hingegen recht simple Ansichten.
Doch kann man die Forschungen pauschal verwerfen? Soll man
B'Elannas Leben opfern, bloß weil die Erkenntnisse für
ihre einzige Heilungsmöglichkeit aus inhumanen Praktiken
stammen? Ja aus verbrecherischen Experimenten?
Auf der einen Seite profitiert auch der Holodoc von
Dr. Mosets Operationstechniken. Andererseits vernichtet er
kein Leben oder missbraucht es, sondern versucht eines
zu retten, ohne dass dadurch jemand zu Schaden kommt.
Die Episode spitzt ein allgemeines medizinisches und
gleichzeitig ethisches Problem extrem zu: Die Art
und Weise des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns,
die leider nur allzuoft, vor allem in der Vergangenheit, mit
Tierversuchen einherging, bei denen die Lebewesen meist
einen qualvollen Tod starben. Ein weiterer Gedanke springt
einen geradezu an, wenn man die Figur des Dr. Crell Moset
betrachtet: Er ist das Paradebeispiel eines KZ-Arztes,
der durch Experimente an lebenden Menschen zweifelhaften
Erkenntnisgewinn erzielte. Nicht umsonst wird die
cardassianische Besatzungszeit auf Bajor in DS9 auch als
Holocaust, der 10 Millionen Bajoraner das Leben kostete,
bezeichnet.
Letztlich kann die Folge keine allgemein gültigen Antworten,
dafür aber Denkanstöße geben und das macht sie bei der
unbestreitbaren Brisanz des Themas auch so spannend.
Am Ende wird Mosets Wissen doch gewinnbringend genutzt
und nicht jedem Zuschauer erscheint die Löschung seines
Programms durch den Holodoc nachvollziehbar. Crell hat mit
seinem Vorwurf an den Holodoc durchaus recht, dass es kaum zu
rechtfertigen ist, ihn erst in Anspruch zu nehmen und dann
der Moral wegen zu löschen. Auch wenn seine Verbrechen
unverzeihlich sind, hinterlässt die Löschung den Beigeschmack
der Doppelmoral. Wahrscheinlich sollte der Folge so noch ein
Happy-End verpasst werden, damit sie nicht anstößig erscheint.
Insgesamt eine gute, spannende Episode.
Die SFX sind durchschnittlich.
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