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VOY 5.8 Inhumane Praktiken


Nothing Human

von Malte Kirchner

Episodenbeschreibung

Die Episode beginnt mit einer Diashow des Doktors, der in letzter Zeit alles und jeden ablichtet. Nach dem Vortrag beginnt die sonst eher ruhige Nachtschicht auf dem Schiff, die diesmal jedoch von einer kollidierenden Energiewelle aufgewühlt wird. Statt Schäden anzurichten, wurde vielmehr eine Nachricht übermittelt, die zu einem Raumschiff zurückverfolgt werden kann. Dessen Insasse, ein nichthumanoides Wesen, ist schwer verletzt und wird auf die Krankenstation gebeamt.

Torres betritt die Krankenstation und berichtet Janeway, dass das Alien über chemische Reaktionen sein Schiff steuert. Auf einmal fällt das Wesen, das Kraftfeld durchdringend, B'Elanna an und saugt sich an ihr fest. Bewusstlos bleibt sie liegen. Eine Trennung ist nicht möglich, da sich das Alien mit B'Elannas Organismus fest verbunden hat. Nur ein exobiologisches Verfahren könnte helfen, wobei dem Doktor jedoch die nötigen Kenntnisse fehlen, so dass er auf eine Holodeck-Simulation zurückgreift.

Lehrer in dieser Simulation ist Dr. Crell Moset, ein Cardassianer. Schnell entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Hologrammen. In der Zwischenzeit versucht man fieberhaft, die Nachricht des Aliens zu dekodieren, was sich jedoch als äußerst schwierig herausstellt, da sie aus Tönen besteht. Der Holodoc und Crell untersuchen nach ersten Besprechungen das Alien. B'Elanna ist nicht erfreut darüber, dass ein Cardassianer ihr helfen soll, sie hat jedoch keine Wahl. Der Holodoc hat inzwischen Hochachtung vor Crell, weil dieser die cardassianische Fremdherrschaft auf Bajor bedauert.

Zweifel kommen jedoch auf, als Dr. Moset bei einer ersten Operation am Wesen, um es zu erkunden, es töten will. Der Holodoc hält ihn davon ab und konsultiert Tabor, ein bajoranisches Besatzungsmitglied. Dieser erkennt in Dr. Moset einen Massenmörder, der einstmals zu Versuchszwecken viele Bajoraner, darunter auch seine Familie, umbrachte.

Dem Doktor kommen Zweifel über die weitere Verfahrensweise. Grundsätzlich müsste er das Programm deaktivieren, da die Einhaltung des hippokratischen Eides von Dr. Crell Moset nicht verlangt werden kann. Dennoch spricht er mit ihm erneut, woraufhin dieser seine Forschungen damit rechtfertigt, dass er habe improvisieren müssen und man bei den Menschen einst ebenfalls Versuchstiere benutzt habe. Von der Brücke aus wird inzwischen ein Signal über den Deflektor ausgesandt, um Kontakt zu den Aliens aufzunehmen.

Nach erregter Diskussion der Führungsoffiziere wird der Doktor angwiesen, zusammen mit Crell und dessen Erkenntnissen B'Elanna und das Wesen voneinander zu trennen. Dabei versucht der Cardassianer jedoch erneut, das Wesen zu töten Der Doktor muss ihn unter Androhung der Löschung davon abhalten. Ein fremdes Schiff erscheint und nimmt das Wesen schließlich mit. B'Elanna erholt sich, ist jedoch verärgert, dass ihr von Dr. Moset geholfen wurde.

Dieser versucht den Holodoc davon abzuhalten ihn und sein Programm zu löschen, indem er darauf hinweist, dass seine Arbeit doch gut genug gewesen sei, um B'Elanna zu retten, doch der Holodoc lässt sich nicht erweichen und deaktiviert Dr. Crell Moset.




Bewertung

Mit "Inhumane Praktiken" verstümmelt man den Originaltitel "Nothing human", da dieser im Gegensatz zum deutschen recht zweideutig ist. Denn als direkte Übersetzung wäre "Nichts Menschliches" infrage gekommen, was sich sowohl auf das Wesen an sich hätte anwenden lassen als auch auf Dr. Crell Moset, dessen Praktiken sehr umstritten sind.

Wie dem auch sei, weist der deutsche Titel doch gleich auf das zentrale und eigentlich auch einzige Problem dieser Episode hin: Die Frage nach der Menschlichkeit und wo Mitschuld anfängt bzw. aufhört. Eine sehr emotionale Frage, die zwischen dem Holodoc und Crell entsprechend kontrovers diskutiert wird. B'Elanna und andere vertreten hingegen recht simple Ansichten. Doch kann man die Forschungen pauschal verwerfen? Soll man B'Elannas Leben opfern, bloß weil die Erkenntnisse für ihre einzige Heilungsmöglichkeit aus inhumanen Praktiken stammen? Ja aus verbrecherischen Experimenten? Auf der einen Seite profitiert auch der Holodoc von Dr. Mosets Operationstechniken. Andererseits vernichtet er kein Leben oder missbraucht es, sondern versucht eines zu retten, ohne dass dadurch jemand zu Schaden kommt. Die Episode spitzt ein allgemeines medizinisches und gleichzeitig ethisches Problem extrem zu: Die Art und Weise des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns, die leider nur allzuoft, vor allem in der Vergangenheit, mit Tierversuchen einherging, bei denen die Lebewesen meist einen qualvollen Tod starben. Ein weiterer Gedanke springt einen geradezu an, wenn man die Figur des Dr. Crell Moset betrachtet: Er ist das Paradebeispiel eines KZ-Arztes, der durch Experimente an lebenden Menschen zweifelhaften Erkenntnisgewinn erzielte. Nicht umsonst wird die cardassianische Besatzungszeit auf Bajor in DS9 auch als Holocaust, der 10 Millionen Bajoraner das Leben kostete, bezeichnet.

Letztlich kann die Folge keine allgemein gültigen Antworten, dafür aber Denkanstöße geben und das macht sie bei der unbestreitbaren Brisanz des Themas auch so spannend. Am Ende wird Mosets Wissen doch gewinnbringend genutzt und nicht jedem Zuschauer erscheint die Löschung seines Programms durch den Holodoc nachvollziehbar. Crell hat mit seinem Vorwurf an den Holodoc durchaus recht, dass es kaum zu rechtfertigen ist, ihn erst in Anspruch zu nehmen und dann der Moral wegen zu löschen. Auch wenn seine Verbrechen unverzeihlich sind, hinterlässt die Löschung den Beigeschmack der Doppelmoral. Wahrscheinlich sollte der Folge so noch ein Happy-End verpasst werden, damit sie nicht anstößig erscheint.

Insgesamt eine gute, spannende Episode. Die SFX sind durchschnittlich.

Spannung: 5 SFX: 4 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Nicht berücksichtigt.

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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/voy5_8.htm