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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 47025,4
Picard, Geordi und Deanna erfahren, nach wie vor in
der Versammlungshalle, dass Lore noch immer den
Emotionschip hat, der von Dr. Soong ursprünglich
für Data vorgesehen war. Lore erläutert, dass er
nun seine Berufung gefunden hat, nämlich den Borg zu
einer perfekten, künstlichen Existenz zu verhelfen,
die sich an seinem und Datas Vorbild orientiert.
Dabei meint er, dass es Picard sei, der ihm dies
ermöglichte: Die Borg um Hugh, den der Captain als
Individuum ins Kollektiv zurückschickte, verloren
den Kontakt zum Rest des Kollektivs und wurden
ihrerseits ebenfalls zu Individuen. Doch wussten sie
mit dieser ungewollten Freiheit nichts anzufangen,
und so verfiel ihre Gemeinschaft, einige nahmen sich
sogar das Leben. In diesem Zustand hatte Lore sie
gefunden und ihnen wieder Klarheit verschafft und ein
Ziel vor Augen geführt. So gelang es ihm, sie um
sich zu scharen. Picard muss erkennen, dass Data
offensichtlich ganz derselben Auffassung wie Lore
ist, denn er führt die drei in eine Arrestzelle.
Im Orbit wird indes
das Borgschiff geortet. Dr. Crusher, die das Kommando
über die Enterprise hat, beordert sämtliche
Suchtrupps von der Planetenoberfläche zurück, doch
da die Zeit drängt, bleiben noch 47 Personen
zurück, unter ihnen Riker und Worf, die nach dem
Captain suchen wollen, da der Kontakt zu jenem
abgebrochen ist. Als das Borgschiff fast in
Feuerreichweite ist, lässt Crusher Kurs auf den
Kanal setzen, durch den die Enterprise hierher
gelangte.
Indes erklärt Data,
dass er eingesehen hat, dass sein Leben auf der
Enterprise und sein Streben nach Menschlichkeit
nutzlos waren und dass er nun keine Marionette
Picards mehr sei. Dann nimmt er Geordi den Visor ab
und verschwindet.
Als sich auf der
Enterprise herausstellt, dass man nicht verfolgt
wird, lässt Dr. Crusher das Schiff vor dem Eingang
zum Kanal stoppen und nur eine Sonde
hindurchschicken, die die Sternenflotte über die
gegenwärtige Lage aufklären soll. Transporterchief
Salazaar meint, er bräuchte bis zu 50 Sekunden, um
die verbleibenden Personen von der Oberfläche des
Planeten hochzubeamen. Doch das Borgschiff würde nur
etwa 30 Sekunden benötigen, um die Enterprise zu
entdecken und in Feuerreichweite zu gelangen. Also
tüftelt man einen Plan aus, auf der
entgegengesetzten Seite des Planeten zu fliegen und
erst im letzten Moment vor dem Einschwenken in den
Orbit unter Warp zu gehen...
Riker und Worf haben
indes die Spuren von Picard und dessen Team gefunden
und entdecken das Bauwerk. Doch dann werden sie von
mehreren Borg überrascht und gefangengenommen...
Geordi vermutet
währenddessen, dass Lore sich einer Trägerwelle
bedient, mit der er seine negativen Emotionen auf
Data überträgt. Allerdings funktioniert das nur, solange
Datas ethisches Programm deaktiviert ist. Jenes
könnte man mittels eines Keedyon-Impulses wieder
einschalten, doch wie kann man einen solchen Impuls
erzeugen? Gerade, als sich die drei dieser Frage
zuwenden, kommt Data und holt Geordi ab, den er in
einen Operationsraum führt. Er meint, dass Lore an
mehreren der Borg Experimente vorgenommen hat, die
zumeist mit dem Tod der Borg endeten. Daher wäre es
viel vernünftiger, Menschen als Testobjekte zu
nehmen, da jene ohnehin nur minderwertig sind.
In mehreren Sitzungen bereitet er Geordi vor. Ein
Fluchtversuch von Picard und Deanna misslingt, doch
zumindest kann Picard einem der Borg-Wächter ein
Teil abnehmen, das er unter Geordis Anleitung so
modifiziert, dass es den Keedyon-Impuls aussenden
kann. Als Geordi, bereits in sehr geschwächtem
Zustand, erneut von Data abgeholt wird, initiiert der
Captain den Impuls, ohne jedoch zu wissen, ob es
funktioniert.
Jedoch scheint er Glück zu haben: Data beschließt,
die Auslöschung von Geordis Gehirn noch etwas zu
verschieben und vorher weitere Tests vorzunehmen.
Riker und Worf
werden indes zu Hugh gebracht, der ihnen seine Sicht
der Dinge schildert: Er macht Picard für all dies
verantwortlich, denn es war der Captain, der Hugh als
Individuum zurückschickte und damit immensen
Schaden unter den Borg anrichtete, die vom Kollektiv
getrennt wurden und fortan kein Ziel mehr hatten,
teilweise sogar verhungerten. Als Lore kam, wollten
die Borg einen Führer haben und waren mit ihm mehr
als einverstanden. Doch zeigte sich, dass Lore die
Borg vor allem für seine Zwecke einsetzen wollte,
als er an einigen von ihnen tödliche Experimente
durchführte. Daher ist Hugh nicht mehr mit Lore
einverstanden. Trotzdem meint er, dass er Riker nicht
helfen kann, obwohl Lore seinen Freund Geordi
gefangen hält. Also machen sich Riker und Worf
daran, das Tunnelsystem zu erkunden, in das sie von
Hugh gebracht wurden, um den Captain zu befreien.
Mittlerweile ist die
Enterprise bereit, zum Planeten zurückzufliegen.
Sobald das Borgschiff geortet ist, schwenkt die
Enterprise in eine entfernte Umlaufbahn und lässt
alles verbleibende Personal an Bord beamen, mit
Ausnahme von Riker, Worf und Picards Team, zu denen
der Kontakt abgebrochen ist. Diesmal nimmt das
Borgschiff die Verfolgung auf, und der Warpantrieb
der Enterprise fällt beim ersten Beschuss aus. Doch
Crusher hat noch ein Ass im Ärmel: Sie lässt
direkten Kurs auf die nahe Sonne nehmen und animiert
die Brückencrew, ein von Geordi entwickeltes, aber
noch nicht getestetes Programm, mit dem man einen
metaphasischen Schutzschild aufbauen kann, sofort zu
aktivieren, um in der Korona der Sonne Zuflucht vor
den Borg suchen zu können.
Data konfrontiert
Lore gleichzeitig mit Bedenken, die er wegen der
Tests an Geordi und den Anderen hat. Doch Lore regelt
ein wenig an einem Schalter herum und entzieht Data
für einen Moment alle Gefühle. Data, geschwächt,
möchte die Emotionen unbedingt wieder spüren und
ist bereit, seine Bedenken beiseite zu wischen.
Die junge Lt. Tate
hat derweil eine geschickte Idee: Wenn die Enterprise
eine gezielte Sonneneruption auslöst,
könnte sie das lauernde Borgschiff zerstören. Die
Zeit drängt, da der metaphasische Schild nicht mehr
lange hält, und so stimmt Crusher dem Plan zu. Es
gelingt, und eine immense Sonneneruption, die von der
Enterprise gezielt ausgelöst wird, zerstört das
Borgschiff. Crusher nimmt wieder Kurs auf den
Planeten.
Dort möchte Lore
nun eine endgültige Entscheidung herbeiführen: Er
will, dass Data den Captain erschießt. Doch Data
weigert sich schließlich, und so erklärt Lore den
versammelten Borg, dass Data ebenfalls getötet
werden muss. Gerade, als er seinen Phaser abfeuern
will, stürmt Hugh dazwischen, und unter den
Schüssen von Riker und Worf, die ebenfalls vor Ort
sind, entbrennt ein wildes Gerangel unter den Borg,
die zum einen auf Lores Seite stehen und zum anderen
unter Hughs Führung gegen Lore angehen.
Lore zieht sich zurück, gefolgt von Data. Lore
meint, er würde jetzt fliehen, doch er möchte noch
immer, dass Data sich ihm anschließt. Data hingegen
möchte Lore nun endgültig deaktivieren - was jenem
gar nicht passt. Lore bedient erneut sein Instrument,
um Data die Emotionen zu entziehen und will Datas
Schwächeanfall ausnutzen, doch Data ist schneller:
Er erschießt Lore mit einem Phaser. Anschließend
deaktiviert er seinen Bruder, dessen letzte Worte, an
Data gerichtet, lauten: "Ich ... liebe ... Dich..."
Das Gerangel ist
derweil zu Gunsten Hughs verlaufen, der Riker auf die
Frage, weshalb er doch eingegriffen hat, antwortet,
dass er und die anderen Borg auch ohne die Führung
des Androiden auskommen - zwar weiß er noch nicht
wie, doch man wird einen Weg finden.
Als die Enterprise
wieder in den Föderationsraum zurückgekehrt ist,
besucht Geordi Data in dessen Quartier und gibt Data
zu verstehen, dass er ihm sein Verhalten nicht übel
nimmt. Data ist trotzdem der Meinung, dass er den
Emotionschip, den er Lore abgenommen hat, zerstören
sollte, damit er niemals Gefühle haben wird;
schließlich waren es ja seine Emotionen, die ihn
dazu brachten, Geordi weh zu tun. Doch Geordi meint,
er wäre kein echter Freund, wenn er das zulassen
würde. Deshalb bewahrt er Data davor, den Chip zu
zerstören und sagt, dass Datas Traum von Gefühlen
sich eines Tages, wenn er dazu bereit ist, erfüllen
wird.
Bewertung
In dieser ersten
Episode der siebten und letzten Staffel TNG werden
die höchst spannenden Elemente aus dem ersten Teil
aufgegriffen und fortgeführt. Erneut steht Data im
Mittelpunkt und ficht hier einen inneren Kampf aus,
in dem er auf der einen Seite die Emotionen, nach
denen er sein Leben lang gestrebt hat, nicht wieder
aufgeben möchte, aber zum anderen von seinen
Moralvorstellungen, die ihm sein Schöpfer Dr. Soong
eingegeben hat, geleitet wird, nachdem Picard sein
Ethikprogramm reaktivierte.
Das Spiel Brent Spiners (Data/Lore) ist erneut von
großer Vielschichtigkeit, da er zugleich den bösen
Data und seinen noch böseren Bruder Lore
verkörpert, wie auch Datas Zerrissenheit und am Ende
den reuevollen Data glaubhaft darstellt.
Die charakterlichen
Konsequenzen für Data sind hoch einzuordnen: So ist
nun endlich Lore besiegt und deaktiviert, wodurch
Data den Emotionschip hat, der ihm ein Leben
ermöglicht, was dem eines Menschen in
gefühlsmäßiger Hinsicht beinahe gleichkommt. Vor
allem aber hat er nun seine ersten Emotionen erlebt
und kann sich ein Bild davon machen, was es bedeutet,
ein emotionales Wesen zu sein. Dass diese Gefühle
fast ausschließlich negativer Natur waren, hält ihn
zunächst davon ab, den Chip einzusetzen. Bereits im
ersten Teil mutmaßte er, dass er ein schlechter
Mensch werden könnte, da er ja als erstes negative
Gefühle verspürte. Die Intensivierung dieser
Erfahrung dürfte ihn in jener Furcht weiter
bestätigt haben. So ist es verständlich, dass er
den Chip vorerst noch nicht einsetzt.
In Hinsicht auf die Entwicklung Datas als Charakter
ist es auch aus Sicht der Drehbuchautoren
nachvollziehbar, dass Data den Chip noch nicht im
Laufe der Serie erhält, da man ihm dadurch einen
großen Teil seiner liebevollen Naivität nehmen
würde. Tatsächlich baut sich Data den Chip dann
auch erst in
"Star Trek: Treffen der Generationen"
ein.
Picard wird gewohnt
solide verkörpert, ist aber vergleichsweise wenig an
der Handlung beteiligt. Angenehm überrascht ist man
von Deannas Anwesenheit in der Episode, da sie als
Beraterin normalerweise wenig mit Data zu tun hat.
Doch ihre Intuition und ihr (in den letzten Staffeln
immer mehr vernachlässigtes) Einfühlungsvermögen
machen sie auch in der aktuellen Situation zu einem
wichtigen Bestandteil.
Genauso erfreut Dr. Crushers zwischenzeitliches
Kommando über die Enterprise. De Facto hat Beverly
den Rang eines Commander, d.h. sie dürfte mit
Ausnahme von Picard und Riker jeden auf dem Schiff
herumkommandieren - als Ärztin hat sie alleine
darüber hinaus noch das Recht, den Captain aus
medizinischen Gründen seines Kommandos zu entheben.
Auf der anderen Seite ist sie natürlich in erster
Linie medizinischer Offizier, so dass ihre Lösung
des Problems, dem sich die Enterprise gegenüber
sieht, als sehr einfallsreich bezeichnet werden kann.
Dabei wird die Handlung der Episode "Verdächtigungen" aufgegriffen: In jener
Folge führte Crusher ein Wissenschaftlerteam, das
sich mit der Entwicklung eines metaphasischen
Schildes befassen sollte. Schließlich trat sie den
Beweis an, dass der Schild funktioniert. Ihren
Äußerungen lässt sich entnehmen, dass Geordi das
Projekt weiter verfolgt hat, um den Schild auch auf
die gesamte Enterprise anzuwenden. Scheinbar war er
damit schon recht weit gekommen, da der Schild
zunächst einwandfrei funktioniert und der Enterprise
so das schadlose Einfliegen in die Korona der Sonne
ermöglicht hat.
Allerdings gibt es
einige überwiegend technische Aspekte zu bemängeln:
Da wäre zunächst einmal das Verstecken der
Enterprise auf der abgelegenen Seite des Planeten.
Ein solches Manöver bedeutet - wie es auch in der
Episode erwähnt wird - dass die gegnerischen
Sensoren überlistet werden, so dass man wertvolle
Sekunden bis zur Entdeckung gewinnt. Dies lässt sich
jedoch kaum mit anderen Episoden vereinbaren, in
denen die Sensoren weitaus mehr leisten. So heißt es
häufig "Keine anderen Schiffe in diesem
Quadranten". Wie könnte jene Aussage
Gültigkeit besitzen, wenn sich hinter jedem
Himmelskörper Schiffe aufhalten/verstecken könnten?
Zum anderen gibt es am Ende der Episode eine Szene,
als Data wieder in den Versammlungsraum kommt, wo der
Kampf zwischen den Borg stattgefunden hatte. Picard,
Troi, Riker, Worf und Geordi sind bereits dort, als
Data, nachdem er Lore gefolgt war, hereinkommt. Data
grüßt die Gruppe, und Picard erwidert, dass er froh
ist, Data zu sehen. Nach allem, was Lore in der
Vergangenheit an Verwirrung gestiftet hat, indem er
sich die äußerliche Ähnlichkeit zwischen sich und
Data zunutze machte, hätte man da nicht ein kleines
bisschen Misstrauen erwarten können? Immerhin war
Data mindestens eine Minute weg, also mehr als genug
Zeit für Lore, die Kleidung zu wechseln, wenn er
Data sofort ausgeschaltet/niedergeschossen hätte.
Die Spannung der
Episode wird aber trotz dessen gut aufgebaut und
durch die anhaltende Bedrohung durch Lore, Data und
die Borg bis kurz vor dem Ende aufrecht erhalten. Die
Auflösung der Situation ist interessant, obwohl der
spannungsseitige Höhepunkt - die Szene, als Data
Cpt. Picard erschießen sollte - etwas spektakulärer
hätte ausfallen können.
Interessant: Brian
Cousins, der hier den Borg Crosis darstellt, war
bereits in der Episode "So nah und doch so fern" in der fünften Staffel zu
sehen.
Insgesamt ist dies
eine gute Episode, in der neben der Verknüpfung
mehrerer loser Enden auch neue Möglichkeiten
aufgetan werden, in erster Linie in Hinsicht auf Data
und den Emotionschip. Die Effekte sind gewohnt gut,
die Handlung ist hervorragend durchdacht.
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