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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 46982,1
Data spielt mit einer erlesenen Gruppe von
Wissenschaftlern Poker: Albert Einstein, Sir Isaac
Newton und Professor Stephen Hawking. Die vier
diskutieren während des Spiels über einige
physikalische Prinzipien und Theorien, wobei Data
versucht, seinen Charakter durch diese Begegnung zu
stärken. Doch als gleich darauf roter Alarm gegeben
wird, zeigt sich, dass die Pokerparty im Holodeck
stattfindet...
Der unbedeutende
Föderationsaußenposten auf Ohniaka III hat einen
Notruf ausgesandt. Beim Eintreffen findet die
Enterprise ein fremdes Schiff mit enormen Ausmaßen
im Orbit vor. Riker beamt mit einem Außenteam
hinunter und findet heraus, dass sämtliche auf dem
Außenposten Stationierten getötet wurden, ohne dass
der Posten selbst verwüstet oder durchwühlt wurde.
Dann entdeckt man mehrere Borg. Data erschlägt zwei
von ihnen mit den bloßen Händen, empfindet dabei
Wut. Gleichzeitig wird die Enterprise von dem Schiff
angegriffen. Die Borg werden vom Planeten gebeamt,
und das Schiff verschwindet in einer
Subraumverzerrung.
Wegen seiner
unerklärlichen Emotionen lässt sich Data vorerst
vom Dienst befreien, während in einer Besprechung
die Vorfälle dargelegt werden. Riker erklärt, dass
sich die Borg sehr untypisch verhielten: Sie
kämpften beinahe wie Klingonen, einer von ihnen
sprach von sich selbst in der Ichform, und sie
versuchten offensichtlich nicht, den Posten oder das
Außenteam zu assimilieren. Man vermutet, dass die
Ereignisse um den Borg Hugh etwas mit dem
veränderten Verhalten der Borg zu tun haben
könnten.
Indes kümmert sich Geordi um Data, doch kann er
nichts Ungewöhnliches feststellen; auch Datas
Selbstdiagnose ergibt keine Abweichungen. Dennoch ist
sich Data sicher, dass er intensiv das Gefühl der
Wut erlebt hat. Aber sein Versuch, sich verschiedenen
Reizen auszusetzen, um weitere Emotionen zu erleben,
misslingt.
Nachdem zwei Tage
ohne weitere Zwischenfälle vergehen, trifft Admiral
Nechayev mit ihrem Schiff, der Gorkon, ein. Sie
verlangt von Picard eine Erklärung dafür, dass er
Hugh nicht, wie er es ursprünglich plante, mit der
"Zeitbombe" ins Kollektiv zurückschickte.
Nechayev ignoriert Picards Erklärung, dass er das
nicht für moralisch hielt, und befiehlt ihm, seine
nächste Chance zur Vernichtung der Borg
wahrzunehmen.
In einem Gespräch mit Deanna wird Data klar, dass er
am ehesten Emotionen hervorrufen kann, wenn er die
Ereignisse auf Ohniaka III nachstellt. Im Holodeck
kämpft er mehrfach den Kampf gegen einen der Borg,
wobei er den Borg jedes mal stärker simulieren
lässt. Doch als die Sicherheitsprotokolle des
Holodecks abgeschaltet werden müssten, damit der
Borg noch stärker dargestellt wird, will Geordi ihm
nicht helfen. Data erläutert, dass er dieses
Experiment nur dann erfolgreich abschließen kann,
wenn für ihn tatsächlich, wie auf dem Planeten,
eine reale Gefahr besteht, doch Geordi sieht das
nicht ein und meint, es wäre zu gefährlich, die
Sicherheitsmaßnahmen zu deaktivieren.
Dann gibt es erneut
roten Alarm: Die MS-1-Kolonie hat einen Notruf
gesendet. Dort angekommen, entdeckt die Enterprise
von Neuem das fremde Schiff, welches wie zuvor in
einer Subraumverzerrung verschwindet. Die Enterprise
folgt in die Subraumverzerrung. Als sie nach kurzer
Zeit wieder in den normalen Raum zurückkehrt, ist
das Borgschiff ganz in der Nähe und greift die
Enterprise an. Gleichzeitig werden zwei Drohnen auf
die Brücke gebeamt. Man kann die Drohnen
erschießen, doch das Schiff hat Zeit, unbemerkt zu
verschwinden. Picard und Riker erkennen eine weitere
Veränderung in der Taktik der Borg: Sie lassen die
Gefallenen zurück, was sie früher nicht taten. Doch
einer der beiden lebt noch. Crusher kann seinen
Zustand stabilisieren. Der Borg, der sich selbst
Crosis nennt, erklärt, dass minderwertige Kulturen
nicht assimiliert, sondern vernichtet werden. Zudem
spricht er von "der Eins", aber ohne zu
sagen, um wen es sich dabei handelt. Data soll
überprüfen, ob der Borg eine Subraumverbindung zum
Kollektiv aufzunehmen versucht. Doch der Borg
unterhält sich mit Data und gibt ihm zu verstehen,
dass Data nicht, wie die Menschen, einer
minderwertigen Lebensform angehört, sondern dass er
assimiliert werden soll. Dann drückt er einen Knopf
an seinem Anzug und spricht mit Data über dessen
Gefühle, als er auf Ohniaka III den Borg tötete.
Data gibt zu, dass er nicht nur Wut empfand, sondern
auch ein gewisses Vergnügen. Und er will dieses
Gefühl noch einmal haben. Zwar hadert Data mit
seinem "Gewissen", also dem Bewusstsein
für Recht und Unrecht, welches ihm sein Schöpfer
Dr. Soong eingegeben hat, doch schließlich erklärt
Data, dass er sogar bereit wäre, Geordi zu töten,
wenn er nur dieses Vergnügen noch einmal empfinden
kann.
Während man auf der Brücke noch rätselt, wie die
Borg mit so hoher Geschwindigkeit reisen können,
verschwinden Data und Crosis mit einem Shuttle und
öffnen eine Subraumverzerrung. Da Data den
Traktorstrahl lahmgelegt hat, kann man nur zusehen,
wie das Shuttle verschwindet. Doch es gelingt Geordi,
den Hochenergietachyonimpuls zu simulieren, mit dem
die Borg offensichtlich die Subraumverzerrungen
öffnen, und die Enterprise verfolgt das Shuttle in
ein weit entferntes System. Schließlich findet man
das Shuttle auf einem Klasse M-Planeten, doch ein
heruntergebeamtes Außenteam entdeckt keine Spuren
von Data oder Crosis, die das Shuttle dem Logbuch
zufolge drei Stunden zuvor verlassen haben. Picard
entschließt sich, jede verfügbare Person auf den
Planeten zu beamen, um nach Data zu suchen; das
Kommando übergibt er an Dr. Crusher, der er die
Anweisung gibt, sofort und ohne Rücksicht auf die
Außenteams zu verschwinden, wenn das Borgschiff
auftauchen sollte.
Auf dem sonnigen
Planeten muss man die gesamte Umgebung zu Fuß
absuchen, da durch natürliche Energiefelder die
Tricorder nur eine minimale Reichweite haben. Der
Vierertrupp von Picard, Geordi, Deanna und einem
Crewman stößt schließlich auf ein riesiges
Gebäude. Im Inneren findet man einen
Versammlungsraum vor, der scheinbar noch in Benutzung
ist, obwohl sich keine Lebensformen scannen lassen.
Geordi entdeckt, dass selbst Lampen keine
Energiesignatur auf dem Tricorder anzeigen: Scheinbar
gibt es ein Dämpfungsfeld, das Scannen verhindern
soll. Doch als Picards Team wieder hinausgehen will,
strömen beinahe hundert Borg in den Raum,
erschießen den Crewman und umzingeln die Gruppe.
Gleich darauf betritt Data eine Empore, oder
zumindest scheint es Data zu sein. Aber Deanna
erkennt sofort, dass es Datas "Bruder" Lore
ist. Data folgt ihm allerdings und verkündet, dass
die Söhne von Soong wieder vereinigt sind und die
Föderation vernichten werden...
Bewertung
Mit einem spektakulären Cliffhanger endet hier die sechste
Staffel von TNG. Die Handlung ist vielseitig und gut
durchdacht, auch die Charaktere sind interessant.
Neben einem Wiedersehen mit den Borg, die hier noch
wesentlich interessanter werden, als sie es ohnehin
schon waren, wird vor allem die Handlung um Data und
sein immer währendes Streben nach der Menschlichkeit
in großen Schritten vorangetrieben.
Dabei ist
spätestens bei dieser Episode eine profunde Kenntnis
der vorigen Staffeln unerlässlich, denn die Bezüge
reichen bis zurück in die erste Staffel
("Das Duplikat"),
wo Lore als Datas böser Bruder eingeführt wurde,
und in die zweite Staffel
("Zeitsprung mit Q"),
wo Q die erste Begegnung mit den Borg herbeiführte,
die seitdem ein Schlüsselelement im Trek-Universum
bilden. Am wichtigsten für das Verständnis sind
aber die Episoden "Die ungleichen Brüder" aus der vierten
Staffel, wo Data vom Emotionschip erfuhr, den Dr.
Soong eigentlich für ihn gefertigt hatte, den sich
aber Lore einverleibte, und
"Ich bin Hugh"
aus der fünften Staffel, wo die Besatzung der
Enterprise den jungen Borg Hugh zu einem Individuum
heranzog und ihn anschließend ins Kollektiv
zurückschickte.
Auf der Basis dieser
Zusammenhänge sind die hier zu sehenden Borg zu
Individuen geworden, deren Ziel nicht mehr die
Assimilierung, sondern die Vernichtung minderwertiger
Kulturen ist. Picard wird daher mit den Folgen seines
moralischen Handelns in "Ich bin Hugh"
konfrontiert. Adm. Nechayev macht es Picard zum
Vorwurf, dass er nicht die Chance genutzt hat, den
Todfeind der Föderation auszulöschen, und so fragt
sich der Captain im Gespräch mit Riker auch selbst,
ob seine Entscheidung damals richtig war.
Die Komplexität dieser Situation macht die Handlung
erst richtig interessant, denn es gibt für einen
solchen Fall keine Musterlösung. Aber trotz allen
Hasses, den Picard gegen die Borg hegt, hat er sich
gegen die Vernichtung ihrer Spezies entschlossen, und
diese Entscheidung mag falsch gewesen sein oder auch
nicht, doch ist sie nachvollziehbar. Und schließlich
sind Gnade bzw. Vergebung Dinge, die integraler
Bestandteil von Trek sind. Jedoch ist es interessant
zu beobachten, wie sich die Konfliktsituationen im
Laufe von TNG verändert haben: Zwar gab es auch in
den ersten Staffeln Probleme, die nicht zur
Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst werden
konnten, doch mit der Möglichkeit alle Borg zu
vernichten, wird ein spannender innerer Zwist Picards
herbeigeführt, welcher auf der einen Seite das Wohl
der Föderation im Auge behalten muss, auf der
anderen Seite aber auch die Prinzipien, die die
Föderation erst zu dem gemacht haben, was sie ist,
zu beachten hat. Dass Picards damalige Entscheidung
zu Gunsten der Prinzipien Folgen hat, ist eine
weitere positive Entwicklung der Serie, wo lose Enden
allzu oft nie wieder aufgegriffen wurden.
Doch zurück zur
Bewertung der Episode: Picard und vor allem Data
stehen klar im Mittelpunkt, was der Episode aber
keineswegs schadet. Datas erste echte Gefühle lösen
bei ihm natürlich Verwirrung aus, führen aber auch
zu einigen amüsanten Szenen, da er versucht, diese
Gefühle auf nüchterne Weise zu analysieren, was ihm
nicht gelingen kann. Doch wird auch die
Ernsthaftigkeit verdeutlicht: Als er mit Deanna
spricht, meint Data, dass er möglicherweise einmal
ein böser Mensch werden wird, sollte er das Ziel der
Menschwerdung je erreichen, denn die negativen
Emotionen, also Hass und Wut, sind die ersten, die er
je erlebt hat. Deanna versucht, ihn zu beschwichtigen
und die Bewertung von Emotionen auf vielschichtigere
Weise vorzunehmen, doch als Data erläutert, dass er
Freude am Töten des Borg empfand, verstummen auch
Deannas beruhigende Worte.
Data-Darsteller Brent Spiner leistet einmal mehr
Hervorragendes: Zum einen sind seine Wutgefühle
überzeugend dargestellt, zum anderen verzieht er
keine Miene, als er auf dem Holodeck dieselbe
Situation nachstellt und den Borg mehrfach mit
monotoner Stimme zum Aufhören bewegen will. Gleich
darauf setzt er wieder seinen gewohnt freundlichen
Gesichtsausdruck auf und unterhält sich mit Geordi,
als wäre nichts gewesen. Auch als Datas Gefühle,
durch den Borg beeinflusst, umschlagen und er mit
einem diabolischen, Furcht einflößenden Grinsen
erklärt, dass er bereit wäre, Geordi zu töten,
liefert Spiner eine exzellente Darstellung ab, und
als er schließlich den herrlich bösen Lore
verkörpert, sieht man ihm den Genuss an dieser
Rolle, die das genaue Gegenteil Datas darstellt,
förmlich an.
Etwas merkwürdig,
obwohl nicht ganz aus dem sich auftuenden
Zusammenhang um Datas Menschwerdung gerissen, wirkt
die Pokerparty mit den drei großen Wissenschaftlern.
Einstein und Newton sind interessant dargestellt,
aber letztlich austauschbar. Umso faszinierender ist
es, dass Professor Stephen Hawking höchstpersönlich
zu den Gästen dieser Episode zählt und sich selbst
verkörpert. Sicherlich mit einer gewissen
Selbstironie gewinnt der bekennende Star Trek-Fan
breit grinsend das Spiel.
Die deutsche Fassung wartet mal wieder mit einem der altbekannten
Übersetzungsfehler auf: Als Crosis von "der Eins" erzählt, fragt
Picard, ob dieser Eine vielleicht den Namen "Q" trägt. Im Original
schweifen Picards Gedanken allerdings nicht zum omnipotenten
Quälgeist ab, sondern landen recht naheliegend bei "Hugh", der wie
man im zweiten Teil erfahren wird, auch durchaus seinen Anteil am
Verhalten der Borg hat. Vielen Dank an unseren Leser Nikolai Stavros
für den Hinweis zum Übersetzungsfehler.
Interessant: Brian
Cousins, der hier den Borg Crosis darstellt, war
bereits in der Episode
"So nah und doch so fern" in der fünften Staffel zu
sehen.
Zusammengefasst
lässt sich sagen, dass "Angriff der Borg
(1)" schon allein wegen der Verkettung diverser
loser Enden zu den wichtigen und hochwertigen
Episoden der Serie zählt. Darüber hinaus sind aber
auch Darsteller, Inszenierung und Story hervorragend
umgesetzt, und der Zuschauer wird immer wieder mit
kleinen Details erfreut, so z.B. ein verärgerter
Picard, als zum dritten Mal ein Außenposten falschen
Alarm gibt. Insgesamt eine sehr gute Episode.
Bestes Zitat, von
Picard zu Adm. Nechayev:
"Niemand
ist sich dieser Gefahr mehr bewusst, als ich es
bin!"
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