Episodenbeschreibung
Sternzeit: 47391,2
Worf kehrt als stolzer Gewinner mit dem Shuttle Curie
vom Bat'Leth-Wettkampf auf Forgas III zurück. In
seinem Quartier wird er von den versammelten
Führungsoffizieren erwartet: Es ist sein Geburtstag,
und sie haben für ihn, genau wie er es befürchtet
hat, eine Überraschungsparty organisiert. Data
schenkt ihm ein Gemälde, das in expressionistischem
Stil die Schlacht von Horos symbolisieren soll, und
Deanna hängt es sofort an der Wand auf. Als Geordi
zu Worf kommt und ihm gratuliert, erleidet Worf einen
kurzen Schwächeanfall - und wundert sich: Der
Kuchen, zuvor eine Schokoladentorte, ist plötzlich
ein anderer, und der Captain, von dem Riker gesagt
hatte, er sei verhindert, befindet sich im Quartier.
Worf tut diese
Merkwürdigkeiten ab, denn die Enterprise muss zur
Argus-Phalanx fliegen, einer Beobachtungsstation, die
seit sechs Tagen keine Informationen mehr
übermittelt. Man findet heraus, dass die Station in
einwandfreiem Zustand ist, jedoch wurde sie
umprogrammiert und sendet ihre Daten in einen
entfernten Sektor. Ein Reparaturteam soll näheres in
Erfahrung bringen.
Indes besucht Worf Counselor Troi im Zehn Vorne und
bedankt sich dafür, dass sie sich in seiner
Abwesenheit um Alexander gekümmert hat. Da das
Verhältnis zwischen ihm und seinem Sohn ohne Trois
Hilfe wohl kaum so gut wäre, wie es ist, möchte er,
dass Deanna Alexanders "Soh Chim" wird, was
so viel bedeutet wie Ersatzmutter. Das Verhältnis,
das sie dann zu Worf hätte, beschreibt er als das
einer Stiefschwester, worauf Deanna grinsend
erwidert:
"Damit würde dann meine Mutter zu Ihrer
Stiefmutter."
Worf antwortet: "Das hatte ich leider nicht
bedacht... dieses Risiko bin ich bereit,
einzugehen."
Deanna akzeptiert und fühlt sich von Worfs Bitte
geschmeichelt. Dann wird Worf in den Maschinenraum
gerufen, wo er, Data und Geordi dem Captain Bericht
erstatten: Aus den Logbüchern der Argus-Phalanx geht
hervor, dass ein cardassianisches Schiff für die
Umprogrammierung verantwortlich ist, um Informationen
aus dem Föderationsraum zu sammeln, so z.B. über
die Station Deep Space 5, Sternenbasis 47 und die
Utopia Planitia-Flottenwerften auf dem Mars, wo u. a.
die Enterprise-D gebaut wurde. Als Geordi Worf ein
PADD reicht, erleidet Worf einen weiteren
Schwächeanfall, und gleich darauf haben Geordi und
Data scheinbar ihre Plätze getauscht, der Captain
hat den Raum verlassen.
Worf begibt sich auf
die Krankenstation, wo Dr. Crusher seine
Gehirnerschütterung erwähnt, die er beim Wettkampf
bekam, als er einen Kampf verlor. Empört erklärt
Worf, dass er sich an keine Gehirnerschütterung
erinnern kann und den Wettkampf gewonnen hat. Er will
es Dr. Crusher beweisen, indem er ihr seine Trophäe
zeigt, doch findet er in seinem Quartier nur die
Auszeichnung für den neunten Platz. Auch sein
persönlicher Logbucheintrag, den er im Shuttle
vornahm, erwähnt den neunten Platz. Crusher meint,
Worf sollte sich etwas entspannen und langsam seinen
Dienst wieder antreten.
Als Worf später auf der Brücke seinen Posten
übernimmt, kommt ein cardassianisches Schiff an,
dessen Captain Picard warnt, die Phalanx für etwas
anderes als astronomische Zwecke einzusetzen. Picard
versichert, dass es nur um die Erforschung geht, und
die Kommunikation wird beendet. Worf erklärt, dass
es genau dieses Schiff war, das die Phalanx
manipuliert hat. Erstaunt wendet sich Picard zu ihm
um und fragt, ob Worf denn dafür Beweise habe. Worf
erwähnt die Stationslogbücher, doch niemand, nicht
einmal Data, kann sich daran erinnern.
Worf zieht sich in sein Quartier zurück, und bald
darauf kommt Geordi herein, um Worf zu sagen, dass
man keine Beweise gefunden hat, die Worfs Aussage
stützen. Dann erleidet Worf einen weiteren
Schwächeanfall, findet sich plötzlich auf der
Brücke der Enterprise wieder, wo Roter Alarm
trällert. Picard befiehlt: "Jetzt, Mr. Worf...
Los!" Riker stimmt ein, indem er Worf
auffordert, die Schilde hochzunehmen, doch Worf kommt
mit einer veränderten Konsole nicht zurecht, und ein
cardassianisches Schiff eröffnet das Feuer auf die
Enterprise. Bevor Riker zu Worfs Station geeilt ist
und mit einer Salve Torpedos zurückschießt, wird
die Enterprise beschädigt, die Schilde versagen
ihren Dienst, es gibt auf mehreren Decks
Hüllenbrüche und Geordi wird durch eine
Plasmaexplosion verletzt. Picard befiehlt einen
schnellen Rückzug, dem die Cardassianer
glücklicherweise nicht folgen. Worf, nun im Zentrum
des Interesses auf der Brücke, bittet darum,
vorläufig vom Dienst freigestellt zu werden.
In seinem Quartier
angekommen, muss er feststellen, dass er seinem
eigenen Logbucheintrag zufolge nicht einmal am
Wettkampf auf Forgas III teilgenommen hat. Dann
betritt Deanna das Quartier, sich wundernd, dass Worf
die Tür verschlossen hatte. Zudem spricht sie ihn
mit "Du" an und reagiert belustigt, als er
sie "Counselor" nennt. Denna fordert Worf
auf, ihr ins Schlafzimmer zu folgen, wo sie ihn
massiert. Als sie ihn küßt, springt Worf
überrascht auf und fordert eine Erklärung, die er
auch prompt erhält: Deanna Troi ist seine Frau!
Worf macht ihr klar, dass er sich nicht daran
erinnern kann, sie zur Frau zu haben, und dass es
noch andere Merkwürdigkeiten gab in der letzten
Zeit. Die beiden gehen in den Maschinenraum, wo Data
zunächst nach temporalen Anomalien scannt, um Worfs
gegenüber der restlichen Crew veränderte
Wahrnehmung zu erklären, doch findet er keine.
Nachdem Deanna gegangen ist, will Worf von Data
wissen, seit wann er mit Deanna verheiratet ist und
erfährt, dass ihre Romanze kurz nach seiner
Verletzung bei Sternzeit 45587 begann; sechs Monate
später habe er Riker um Erlaubnis gebeten, Troi den
Hof machen zu dürfen, so dass die beiden
mittlerweile seit 2 Jahren, einem Monat und 12 Tagen
verheiratet sind. Da Worf genug darüber gehört hat,
macht er sich mit Data daran, Gemeinsamkeiten bei
seinen Schwächeanfällen und den folgenden
Veränderungen zu isolieren. Es zeigt sich, dass
Geordi in allen Fällen dabei war, also will er
Geordi mit Data zusammen besuchen. Doch auf der
Krankenstation erfahren die beiden von Dr. Ogawa,
dass Geordi soeben verstorben ist. An Geordis Körper
kann Data nichts unter den gegebenen Umständen
Ungewöhnliches entdecken, doch als er den Visor an
die Diagnoseeinheit anschließt und aktiviert,
erleidet Worf einen weiteren Schwächeanfall,
befindet sich aber nach wie vor auf der
Krankenstation. Allerdings ist nun wieder Crusher die
leitende Ärztin, und Worf lässt sich sagen, dass er
der Erste Offizier ist. Data erkennt bei einer
Untersuchung Worfs, dass jener einen asynchronen
Quantenfluss in der zellularen RNA aufweist, kann
sich dieses Phänomen aber noch nicht erklären. In
einer Besprechung mit Cpt. Riker erklärt er, dass
Worf sich quasi "im falschen Universum"
befindet: Alle Materie im Universum schwingt mit
einer bestimmten Frequenz, die sich nicht einmal im
24. Jahrhundert technisch verändern lässt. Doch
Worf weist eine falsche Frequenz auf und scheint
damit aus einer anderen Realität zu stammen. Riker
lässt einen Kurs entlang der Route setzen, die Worf
mit dem Shuttle genommen hatte, obwohl in der
gegenwärtigen Realität schon seit zwei Monaten kein
Shuttle mehr von der Enterprise gestartet ist. Data
verlässt den Raum, und Worf fragt Riker, seit wann
jener Captain sei. Riker erwidert, das wäre seit
vier Jahren, seit dem Zwischenfall mit den Borg, wo
man Picard verloren habe.
Auf der Brücke
meldet Lt. Wesley Crusher eine Subraumstörung und
erkennt einen Quantenspalt im Raum-Zeit-Kontinuum.
Zudem ortet er die Ionenspur eines Typ 6 Shuttles.
Damit ist bewiesen, dass Worf tatsächlich mit dem
Shuttle hier entlang geflogen ist.
In einer Besprechung erläutert Data seine Theorie zu
den Vorgängen: Er meint, es handele sich beim
Quantenspalt um einen Fixpunkt im
Raum-Zeit-Kontinuum, der wie ein Schlüsselloch alle
parallelen Realitäten miteinander verbinde. Auf
Deannas Frage, was er damit meint, erläutert er,
dass es für jede Handlung einer Person unendlich
viele mögliche Folgen gibt. Die Entscheidung, die
die Person trifft, bestimmt, welche Folgen eintreten.
Jedoch gibt es unter Wissenschaftlern die Theorie,
dass jede dieser Möglichkeiten in einer eigenen
Realität eintritt, dass also auch jede Folge in
einer eigenen Realität wahr wird. Als Worf mit dem
Shuttle den Quantenspalt durchflog, führte der
Warpantrieb zu einem Bruch zwischen den Barrieren,
die die verschiedenen Realitäten voneinander
trennen. Die Sprünge, die Worf seither mitmachte,
wurden von Geordis Visor ausgelöst, der mit einem
Subraumfeldimpuls arbeitet.
Nun stellt sich die Frage, wie Worf in seine
Realität zurückkehren soll, doch Wes meint, man
könnte den Spalt scannen und nach der
Quantensignatur suchen, die Worf aufweist.
Worf begibt sich in
sein Quartier und spricht mit Deanna, die meint, dass
sie ihn möglicherweise durch seine Rückkehr
verlieren wird. Auch fragt sie sich, wie er in seiner
Realität ohne die Beziehung zu ihr leben mag. Worf
meint, dass die beiden eine freundschaftliche
Beziehung hätten - dass er aber eine Liebesbeziehung
niemals ausgeschlossen habe... Dann erwähnt Deanna
ihre Kinder. Völlig überrascht lässt sich Worf
erklären, dass die beiden eine zweijährige Tochter
namens Shanara und einen dreijährigen Sohn namens
Eric Christopher haben, wohingegen Alexander nicht
existiert.
Als Worf wieder auf
der Brücke ist, scannt Wes gerade mit einem
Differenzialimpuls den Spalt, als die Enterprise von
einem bajoranischen Schiff angegriffen wird. Durch
den Angriff destabilisiert sich der Spalt, und es
kommt zum Bruch zwischen den Barrieren: Plötzlich
tauchen Enterprises auf, zunächst wenige, dann immer
mehr. Data meint, bei der gegenwärtigen
exponentiellen Vermehrungsrate wäre der Sektor in
drei Tagen mit Enterprises gefüllt. Zumindest hat
das den Vorteil, dass sich die Bajoraner erst einmal
zurückziehen. Dafür herrscht ein heilloses
Kommunikationschaos: Schon nach kurzer Zeit empfängt
Wes 285.000 Rufe. Riker sendet einen allgemeinen Ruf,
in dem er die Lage erklärt und Data die gesuchte
Quantensignatur übermitteln lässt. Schließlich
meldet sich Picard von einer der Enterprises und
meint, sein Schiff würde die gesuchte Signatur
aufweisen. Damit Worf wieder zurückkehren kann, muss
er mit genau demselben Shuttle, mit dem er bereits
einmal den Spalt durchflogen hat, nocheinmal
hindurchfliegen, dabei aber einen umgekehrten
Warpimpuls aussenden. Als Folge sollte er, genau wie
all die Enterprises, wieder in seine eigene Realität
zurückkehren. Also schickt Picard das Shuttle los,
während der Riker aus der aktuellen Realität sich
freut, den Captain wiederzusehen - wenn auch nur am
Bildschirm.
Als das Shuttle angekommen ist, ist die Zeit für den
Abschied gekommen. Worf und Deanna umarmen sich, und
schließlich küßt er sie. Dann startet er.
Doch schon bald wird
das Shuttle angegriffen - von einer der Enterprises.
Das Schiff kontaktiert die (aktuelle) Enterprise, und
ein vollbärtiger Riker, der aussieht wie ein
Höhlenmensch und auf einer verlassenen und beinahe
völlig zerstörten Brücke steht, erklärt, dass er
auf keinen Fall in seine Realität zurückkehren
will: "Die Borg sind überall, die Föderation
wurde vernichtet. Wir kehren nicht zurück!" Als
er erneut feuert, lässt (der aktuelle) Riker
schweren Herzens das Schiff beschießen. Die Schilde
kollabieren, und die Enterprise wird zerstört, da
sie bereits vor dem Treffer schwer beschädigt war.
Damit ist Worfs Weg geebnet, und bald fliegt er in
den Spalt ein. Es erscheint ein helles Licht, ein
halbes Dutzend Worfs befinden sich gleichzeitig im
Shuttle, dann geht er zu Boden...
...kurz darauf
erwacht er, ruft sofort die Enterprise. Auf die
Frage, ob alles in Ordnung sei, antwortet Picard,
dass es keine Probleme gäbe. Worf meint, er hätte
einiges zu berichten. Doch zunächst muss er sich,
wie er glaubt, erneut mit der Überraschungsparty
abfinden. Doch findet diese nicht statt. Stattdessen
findet er Troi in seinem Quartier vor, die allerdings
etwas verwirrt bestätigt, dass sie nicht
in seinem Quartier wohnt. Sie meint, sie
hätte sich Zutritt verschafft, um Alexanders
Haustier zu füttern und Worf ein Geschenk zu
bringen. Von der Party hatte sie Riker abgeraten, da
sie weiß, dass Worf so etwas hasst. Als sie gehen
will, bittet Worf Deanna, noch etwas zu bleiben, und
holt aus dem Replikator Champagner.
Bewertung
Was für eine Episode!
Das Gesamturteil schon einmal vorweg: In
"Parallelen" stimmt einfach alles: Story,
Inszenierung, Charaktere, und zur Abwechslung ein
ernstzunehmender wissenschaftlicher Hintergrund.
Doch tauchen wir ein in die Details, indem zunächst die Handlung
analysiert wird:
Während der gesamten Episode steckt der Zuschauer quasi in Worfs
Haut, denn bis zum Ende sieht man alles aus seiner
Perspektive, d.h. es gibt fast keine Szene, in der
Worf nicht dabei ist. Daher kann der Zuschauer auch
bis zum Schluss mitfiebern und hoffen, dass unser
Lieblingsklingone diese schwierige Situation
übersteht. Und schwierig ist sie wahrlich, denn bei
jedem Schwächeanfall Worfs wird er ja in eine andere
Quantenrealität versetzt, ohne es zu wissen. So muss
er davon ausgehen, dass tatsächlich er es ist, der
sich täuscht, denn sämtliche anderen Crewmitglieder
sowie die technischen Systeme bemerken ja keine der
vorgefallenen Veränderungen. Auf der anderen Seite
dient Worf seit nunmehr über sechs Jahren auf der
Enterprise und kennt Schiff und Crew in- und
auswendig. Da fällt es ihm natürlich schwer zu
glauben, dass er nichts von seiner Ehe mit Deanna
wissen soll.
All dies ist, wie erwähnt, so geschickt inszeniert,
dass der Zuschauer sich ernsthaft die Frage stellen
kann, ob alles, was man bisher gesehen hat, eine
Täuschung war und die aktuelle Realität jene ist,
die Gültigkeit besitzt. Natürlich ist dem nicht so,
doch auch in Hinsicht auf die Auflösung der
Geschichte wird man nicht enttäuscht: Nachdem sich
Worf Deanna offenbart hat und ihr berichtet, was aus
seiner Sicht vorgefallen ist bzw. sich verändert
hat, gehen sie gemeinsam die Lösung des Problems an.
Dabei ist Deanna nicht direkt von großer Hilfe, denn
es sind ja Worf und Data, die schließlich des
Rätsels Lösung finden, jedoch ist ihre moralische
Unterstützung für Worf sicherlich sehr wichtig.
Datas Enthüllung, dass Worf in einer falschen
Quantenrealität gelandet ist, erklärt alle
Vorfälle und ist dabei auch noch nach den
gegenwärtigen Kenntnissen glaubwürdig (dazu später
mehr). Während Data und Worf herausfinden, dass
Geordi gewissermaßen der kleinste gemeinsame Nenner
ist, der sich finden lässt, kann der Zuschauer
erneut miträtseln, denn man hat ja jede der Szenen
gesehen, in denen sich die Dinge aus Worfs Sicht
verändert haben. Wenn man sich die Episode ein
zweites Mal anschaut, fragt man sich dann auch, wie
man beim ersten Mal übersehen konnte, dass Worfs
Schwächeanfälle immer dann eintraten, wenn Geordi
in seine Nähe kam. Auch in dieser Hinsicht ein Lob
an die Regie, der es gelungen ist, Geordi in jeder
dieser Szenen zu beteiligen, ohne seine Anwesenheit
auf aufdringliche Weise dem Zuschauer vor Augen zu
führen.
Auch was die
Zusammenhänge anbelangt, hat man sich alle Mühe
gegeben: Wie man erfährt, liegt die Argus-Phalanx in
der Nähe des cardassianischen Raumes. Daher
verwundert es auch nicht, dass es die Cardassianer
sind, die die Phalanx umprogrammiert haben, um sie
für Spionagezwecke einzusetzen. Wenn man sich kurz
an "Geheime Mission auf Celtris III" oder auch
"Der Rachefeldzug"
erinnert, wird klar, dass dies ziemlich genau der
Stil der Cardassianer sein dürfte. Was dann aber
wirklich verblüfft, ist gegen Ende der Episode (in
einer anderen Realität) Wesleys Warnung, dass ein
bajoranisches Schiff in Reichweite kommt: Denn die
Bajoraner gehören, wie man spätestens bei DS9
erfährt, zu den friedlicheren Völkern des
Quadranten. Auf der anderen Seite passt aber ein
bajoranisches Kriegsschiff gut in die Gegend, da
Bajor und Cardassia nicht sehr weit voneinander
entfernt liegen - unter der Annahme, dass sich die
bajoranische Kultur (in dieser Realität) sehr viel
militanter entwickelt hat, macht es Sinn, in der
Nähe der Argus-Phalanx auf ein bajoranisches Schiff
zu treffen.
Doch bei aller Logik in der Herleitung ist diese
Verdrehung der bisherigen Tatsachen einfach
wunderschön, zumal Worf eine entsprechend verdutzte
Miene aufsetzt, als ihm von den fiesen Bajoranern
berichtet wird.
Geradezu faszinierend ist die Erwähnung der Utopia
Planitia-Werften: Diese im Orbit des Mars gelegenen
Werften mit ihren mächtigen Raumdocks bilden das
Rückgrat des Schiffsbaus der Sternenflotte. In
diesen Werften wurde unter anderem die Galaxy-Klasse
entwickelt, und nicht zuletzt zur Vorbereitung auf
eine Konfrontation mit den Borg, die in der Schlacht
von Wolf 359 (in
"Angriffsziel Erde (2)")
tatsächlich stattfand, wurden hier auch im Schnellverfahren
kleinere Schiffe entwickelt, um potenziellen
Angreifern überhaupt etwas entgegensetzen zu
können, so u. a. die Nebula-Klasse, zu der auch Ben
Maxwells Schiff, die Phoenix, gehört ("Der
Rachefeldzug"). Da macht es fürwahr Sinn, dass
die Cardassianer jenes Terrain unter die Lupe nehmen
wollen, indem sie die Phalanx umprogrammieren (einen
Blick auf eines der Raumdocks, allerdings im
Erdorbit, hat man in
"Familienbegegnung").
Dann wäre da Erwähnung von Sternzeit 45587, wo
Worfs Verletzung gewesen sein soll: Das ist absolut
korrekt, denn die Episode
"Die Operation"
spielt bei Sternzeit 45587,3, und tatsächlich hat
Worf damals Deanna gebeten, sich im Falle seines
Ablebens um Alexander zu kümmern. Man kann sich
relativ leicht vorstellen, dass die beiden ein
Liebespaar geworden sein könnten, wenn nach Worfs
Genesung die Dinge nur ein wenig anders gekommen
wären. Also zeigt die Episode auch in dieser
Hinsicht völlige Stimmigkeit.
Nach der Handlung
nun zu den Charakteren: Ganz klar steht natürlich
Worf im Zentrum der Episode, die gesamte Handlung ist
auf ihn zugeschnitten - und Darsteller Michael Dorn
meistert das hervorragend. Er zeigt in dieser Folge
beinahe alle Facetten des Worf: Stolz,
Verletzlichkeit, Verwirrung, Liebe, um die
Wichtigsten zu nennen. Dabei bleibt der Humor nicht
auf der Strecke, doch auch die Ernsthaftigkeit der
Situation wird verdeutlicht, vor allem in den Szenen
mit Deanna, während sie in der anderen Realität
seine Frau ist und sich fragt, wie er ohne sie leben
mag.
Auch Deanna ist in dieser Episode ungewohnt locker,
während sie zugleich interessanter als üblich wirkt
- sicherlich ein Erfolg des guten Drehbuchs. Denn
während sie normalerweise als Counselor
Crewmitgliedern bei ihren persönlichen und privaten
Problemen hilft, bekommen wir hier den Teil von
Deanna Troi zu sehen, der außerhalb des Dienstes
existiert und ebenso wie jeder andere an Bord
Wünsche und Hoffnungen hat. Ihre Beziehung zu Riker
ist bereits von sehr langer Dauer, wurde schon in
"Der Mächtige" erwähnt. Jedoch wurde in den
letzten sechs Staffeln diese Beziehung nur selten
direkt aufgegriffen, und auch unterschwellig wurde
nicht oft verdeutlicht, dass die beiden ein
inoffizielles Paar sind, dem es an der nötigen Zeit
für sich selbst mangelt. Da kann man sich durchaus
vorstellen, dass sich Troi langfristig nach
Alternativen umschaut, zumal die Anzahl von Rikers
"Eroberungen" im Laufe der Serie deutlich
höher war als die von Deannas Romanzen (als
Beispiele seien genannt:
"Verbotene Liebe",
wo sich Riker mit einer Frau auf eine echte Beziehung
einlassen wollte, und
"Das künstliche Paradies",
wo sich Deanna in den Führer
einer Gesellschaft verliebte). Dass ausgerechnet Worf
der Richtige sein soll, ist ein Gedanke, an den man
sich erst einmal gewöhnen muss, da Worf bisher kein
Interesse für Nicht-Klingoninnen bekundete. Jedoch
geben die beiden in der anderen Realität ein sehr
gutes Paar ab, und ihre Beziehung in der
"echten" Realität war bisher immer gut,
wenn auch nicht gerade intensiv. Interessant ist da
Worfs Aussage, dass er eine Liebesbeziehung niemals
für unmöglich erachtet hätte.
Sehr geschickt ist dann auch die Fortführung dieser
Thematik: Bis zum Finale der Serie intensiviert sich
das Verhältnis zwischen Troi und Worf und gipfelt im
Beginn einer Romanze in der letzten Episode
"Gestern, Heute, Morgen".
Leider verliert Worf nach seiner Versetzung auf DS9
kein einziges Wort mehr über Deanna, stellt dafür
aber seine Fähigkeiten als Liebhaber mit Jadzia Dax
bis zu deren Tod unter Beweis.
Data, Geordi und die
anderen erhalten nur kleine Rollen in
"Parallelen", die kaum erwähnenswert sind
und sich zusammenfassend als gewohnt gute
Schauspielerei bezeichnen lassen. Es fällt jedoch
die insgesamt recht lockere Stimmung vor allem bei
der Überraschungsparty auf, die die Crew wie eine
große Familie erscheinen lässt und in dieser Form
in der ersten bis vierten Staffel wohl noch nicht
möglich gewesen wäre.
Erwähnenswert
hingegen das von Worf nicht weiter kommentierte
Auftauchen Wesley Crushers in der anderen
Quantenrealität, das durchaus Sinn macht. Denn
angenommen, Picard wäre in der Schlacht mit den Borg
getötet worden, könnte man sich schon denken, dass
Wes an Bord der Enterprise geblieben wäre und dort
weiterhin praktische Erfahrung gesammelt hätte,
zumal Picard ihn ja immer wieder ermutigt hat, die
Sternenflottenakademie zu besuchen (was in unserer
Trek-Realität dann auch der Grund für Wesleys
Weggehen war).
Und nicht zu
vergessen das Erscheinen Patti Yasutakes als Dr.
Ogawa: Als Worf nach dem Aktivieren des Visors in
eine andere Realität gelangt, erwähnt er Dr.
Crusher gegenüber, dass Dr. Ogawa nun nicht mehr da
sei, was Beverly mit einer gewissen Verwunderung zur
Kenntnis nimmt.
Nach der Betrachtung
der Charaktere verdient "Parallelen" noch
einen ausgiebigeren Blick als sonst auf die Special
Effects, die diesmal wirlich vom Allerfeinsten sind.
Während der Episode sind die Effekte gut, jedoch
gibt es gegen Ende die grandiose Szene, in der immer
mehr Enterprises wie aus dem Nichts erscheinen und in
der Gegend schweben. Der Anblick von so vielen
Enterprises verschlägt einem glatt die Sprache und
ist tricktechnisch perfekt in Szene gesetzt.
Um nun noch einmal
zum wissenschaftlichen Aspekt zu kommen: Die dieser
Episode zu Grunde liegende "Quantentheorie"
existiert tatsächlich. Sie wurde gegen Anfang des
19. Jahrhunderts
20. Jahrhunderts
(Danke an unseren Leser korni für den Hinweis)
von Max Planck begründet und von Albert Einstein,
Niels Bohr sowie unter anderem Werner Heisenberg (nach
dem die allseits zum Ausfallen neigenden
"Heisenberg-Kompensatoren" benannt sind)
weiterentwickelt und bis 1925 zu ihrer nach wie vor
gültigen Form vertieft, wobei sich Heisenberg noch
bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mit der Theorie
beschäftigte. Von ihm stammt auch die Definition der
Unschärferelation, die Data erwähnt, als er nicht
mit Genauigkeit sagen kann, an welchem Zeitpunkt
Worfs Shuttle nach dem Durchfliegen des Spalts wieder
in seine Realität zurückkehren wird. Die in dieser
Episode erwähnte Existenz unendlich vieler
paralleler Universen ist gewissermaßen als eine
Nebenanwendung der Quantentheorie zu verstehen, bei
der es ursprünglich darum geht, die Gesetze der
Physik zu erweitern. Jene unendliche Anzahl von
Realitäten erwächst, wie in der Episode erwähnt,
daraus, dass jede Situation eine unendliche Anzahl
möglicher Folgen aufweist, die in einer eigenen
Realität wahr werden. So gesehen ist also TNG, wie
wir es bisher kennen, genauso wie die Welt, in der
wir leben, nur eine von einer unüberschaubaren
Anzahl paralleler Welten, die es in dieser Form
aufgrund der von uns getroffenen Entscheidungen nur
einmal gibt, während sich parallel immer weitere
entwickeln, in denen andere Handlungen andere Folgen
nach sich ziehen. Die Koexistenz all dieser Welten
bzw. Realitäten im selben Raum wird mit den
unterschiedlichen Quantensignaturen begründet, d.h.
die Frequenz, mit der die Quanten innerhalb einer
Realität schwingen, ist unveränderlich und sorgt
daher dafür, dass jeder in "seiner"
Realität bleibt. Und genau dieser Effekt wurde von
der Episode genutzt, um Worfs Sprünge zwischen den
Realitäten zu erklären, denn durch den
Quantenspalt, das Warpfeld des Shuttles und Geordis
mit Subraumimpulsen funktionierenden Visor wurde Worf
in verschiedene mögliche Universen versetzt, die
sich durch teils nur geringfügig unterschiedliche
Entscheidungen unterscheiden. So ist nach seinem
ersten Sprung beinahe alles beim Alten, bloß ist der
Kuchen von anderer Art, und Deanna hat das Bild an
einer anderen Stelle aufgehängt. Bei den weiteren
Sprüngen sind die Konsequenzen weitreichender, da
der Zeitpunkt, ab dem diese Realität sich von der,
die Worf kennt, unterscheidet, weiter zurückliegt:
Also der Tod Picards beim Erscheinen der Borg. Die
Folgen zeigen sich bis in die Gegenwart, dazu kommt,
dass die Entwicklung der Bajoraner gänzlich anders
verlaufen ist, als man es in der "echten"
Realität kennt.
Um diese
wissenschaftliche Betrachtung abzuschließen, sei
erwähnt, dass die dahinterstehende Theorie extrem
kompliziert ist, bedenkt man, dass die führenden
Wissenschaftler unseres Jh. Jahre daran gearbeitet
haben, und die Zuhilfenahme von Trek-Science wie
Warpfeld und Subraumfeldimpuls (beim Visor) macht
erst die Situation möglich, die sich nach dem
gegenwärtigen Erfahrungsschatz nicht herbeiführen
lässt. Jedoch sind insbesondere Datas Erklärungen
aufschlussreich und so verständlich formuliert, dass
selbst Dr. Crusher (und natürlich der Zuschauer)
versteht, was er meint und welche Theorie den
Vorgängen zugrunde liegt.
All dies macht
"Parallelen" zu einem Höhepunkt der
siebten Staffel TNG, dem mit der letzten Episode
"Gestern, Heute, Morgen" eine in vieler
Hinsicht ähnliche Episode nachempfunden ist, deren
theoretische Grundlagen durch das Erscheinen Q's sich
etwas unkomplizierter Gestalten, die aber ebenfalls
mit einer gehörigen Portion Wissenschaft aufwartet
und sich dazu des Realitätswechsels des
Protagonisten (in dem Fall Picard) bedient, um
interessante und spannende Situationen hervorzurufen.
Nun noch eine Beobachtung unseres Lesers Michael Götz:
"Auf Worfs Geburtstagsparty fragt Picard wie alt Worf geworden sei.
Das ist natürlich eigentlich Unsinn. Gerade Picard sollte wohl
wissen wie alt Worf ist. Schließlich muss das in Worfs Personalakte
stehen."
Eine weitere Beobachtung stammt von unserem Leser Christopher
Wenning: Und zwar, dass Data in einigen der alternativen
Realitäten eine andere Augenfarbe hat. Brent Spiners Augen
wurden normalerweise mit Kontaktlinsen gelb "eingefärbt". In den
entsprechenden Szenen in "Parallelen" hat man vermutlich einfach
die Kontaktlinsen weggelassen, sodass wir vielleicht zum ersten
Mal in der Serie Brent Spiners echte Augenfarbe sehen.
Abschließend gibt es ein kurzes und bündiges "sehr gut" für
"Parallelen" in allen Belangen bis auf die
Spannung, die zwar vorhanden ist, aber für sich
genommen nicht so fesselnd wie die anderen Kriterien.
Das wohl zutreffendste Zitat stammt von Worf und lautet:
"Ich verstehe das nicht!"
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