DSi

TNG 6.10 Geheime Mission auf Celtris III Teil I


Chain of Command Part I

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 46357,4
Admiral Nechayev vom Oberkommando der Sternenflotte kommt an Bord der Enterprise und enthebt Picard des Kommandos. Er soll von Cpt. Edward Jellico abgelöst werden, der derzeit noch die Cairo, ein Schiff der Excelsior-Klasse, kommandiert. Zusammen mit Worf und Dr. Crusher soll Picard einen Geheimauftrag übernehmen, wofür die drei auf dem Holodeck sofort mit dem Training beginnen. Cpt. Jellico überrumpelt derweil die Mannschaft, sobald er an Bord kommt: Er fordert eine vier-Schichten Rotation an Stelle der bisherigen drei Schichten, Geordi soll die Antriebseffizienz um ganze 15 % erhöhen, und Deanna trägt er auf, der Mannschaft die Gewöhnung an den neuen Captain so leicht wie möglich zu machen, als sie sein Auftreten vorsichtig kritisiert. Zudem erwartet er, dass sie ab sofort eine reguläre Uniform trägt.
Nachdem die Ablösungszeremonie durchgeführt und Jellico damit offiziell als Captain der Enterprise anerkannt wurde, ist es bereits soweit, dass Picard, Crusher und Worf mit einem Shuttle aufbrechen. Erst jetzt darf Picard den beiden erzählen, worin der Auftrag besteht: Die Sternenflotte hat Grund zu der Annahme, dass die Cardassianer eine metagenetische Waffe entwickeln. Deren genetisch erzeugte Viren zerstören sämtliche DNA auf einem gesamten Planeten innerhalb von Tagen und deaktivieren sich anschließend selbst. Diese Viren würden alles Leben auf einem Planeten auslöschen. Daher sind sie längst verboten, selbst die Romulaner halten sich an das Verbot; da eine metagenetische Waffe auch beim Transport sehr gefährlich ist, könnte man die Viren besser mit einer Subraumträgerwelle transportieren, was den weiteren Vorteil hat, dass der Angegriffene nicht ahnt, was ihm bevorsteht.
Von Celtris III, einem Planeten auf cardassianischem Raum, aber nahe der Grenze zur Föderation, wurden solche Theta-Band Subraumemissionen geortet. Da auf der Stargazer, Picards erstem Raumschiff, Experimente mit solchen Theta-Emissionen gemacht wurden, wurde er für diese Mission ausgewählt. Dr. Crusher soll, wenn vorhanden, biologische Waffen vernichten, und Worf soll auf die beiden aufpassen.
Doch zunächst muss man erst einmal ans Ziel gelangen, aber Picard weiß bereits einen Weg: Beim Ferengi Solok, der ein begnadeter Schmuggler ist, organisiert er eine Transportmöglichkeit, und bald darauf ist das Dreierteam auf Celtris III angekommen, einem kargen Planeten, in dessen unterirdischen Höhlen die cardassianische Anlage vermutet wird.
Cpt. Jellico soll indes mit einem Vertreter der Cardassianer über deren Rückzug aus dem umstrittenen Grenzgebiet verhandeln. Da er die Cardassianer kennt, möchte er die Enterprise jederzeit für den Kampf bereit halten. In den Verhandlungen gibt er sich sehr selbstsicher, doch Deanna spürt, dass dies nur Fassade ist; er ist bei weitem nicht so stark, wie er sich gibt. Quasi die ganze Besatzung murrt über den neuen Captain und seine Befehle, aber man tut seine Arbeit und versucht, Jellicos Forderungen zu erfüllen, während Riker und Troi ihm bei den Verhandlungen mit den Cardassianern beistehen. Dabei gibt der Unterhändler der Cardassianer zu verstehen, dass er von Picards Geheimmission weiß...

Auf Celtris III ist das Team, nachdem einige Hindernisse überwunden wurden, in der Nähe der Quelle der Subraumemissionen angekommen, doch als man eine Tür zu der vermuteten Quelle öffnet, findet sich dahinter nur ein kleiner Emitter, nicht jedoch das erwartete Labor. Es handelt sich um einen Hinterhalt, dem Worf und Crusher gerade noch entkommen können, doch Picard wird gefangen genommen und in einen kahlen Raum geführt, wo er von einem älteren, charismatischen Cardassianer erfährt, dass dies alles nur eingefädelt wurde, um ihn, Picard, gefangenzunehmen. Ihm wird der Tod angedroht, sollten seine Antworten auf die Fragen, die man ihm stellen wird, nicht zufriedenstellend sein...




Bewertung

Nach einem guten Start der sechsten Staffel mit mehreren hervorragenden Episoden kommt recht überraschend dieser Zweiteiler, dessen erster Teil im Prinzip nur der Vorbereitung dient: Es werden alle Figuren in Stellung gebracht und die Handlung erläutert, jedoch geschehen die wesentlichen Dinge erst im zweiten Teil.
Hintergrund der Handlung ist der anhaltende Grenzkonflikt nach dem Krieg mit den Cardassianern, der auch nach dieser Doppelfolge wesentlicher Bestandteil bei TNG und DS9 sein wird.
Die Bedeutung dieser Episode wird bereits durch die Gastdarsteller klar: Ronny Cox als Cpt. Jellico und David Warner als Gul Madred, der Verhöre und Folter Picards durchführt, zählen zur Riege der bekannten Hollywood Darsteller. Dabei ist insbesondere Warner kein Unbekannter im Trek-Universum: Er spielte bereits in "Star Trek V: Am Rande des Universums" als Sir John Talbot den Botschafter der Föderation und in "Star Trek VI: Das unentdeckte Land" den klingonischen Kanzler Gorkon.

Auf der Enterprise brechen harte Zeiten an, denn Jellicos Führungsstil ist hart und ungewohnt. Innerhalb kürzester Zeit verärgert er sämtliche Fühungsoffiziere und Abteilungsleiter mit Ausnahme von Data durch seine hochgegriffenen Forderungen, doch die Mannschaft bemüht sich, seinen Forderungen nachzukommen, wenn auch mit knirschenden Zähnen. Am meisten erfährt man über seinen Charakter in den Gesprächen mit Deanna: Zum einen hat er einen kleinen Sohn, der ihm seine neuesten Bilder schickt, was interessant zu wissen ist, zum anderen gibt er sich unnahbar und wälzt unnötige Arbeit auf andere ab, anstatt darauf zu hören, was die Mannschaft über ihn denkt. Er begründet das Picard gegenüber damit, dass er keine Zeit hat, sich die Crew zum Freund zu machen; stattdessen will er bereit sein, in den Krieg zu ziehen. Deanna bemerkt jedoch, dass er nicht annähernd so selbstsicher ist, wie er tut.
Gerade unter diesem Aspekt ist seine Berufung zum Captain der Enterprise höchst dubios: Admiral Nechayev meint, er hätte im Gegensatz zu Riker große Erfahrung im Umgang mit den Cardassianern, doch anstatt sich auf die Verhandlungen zu konzentrieren, rüstet er auf und bereitet sich auf das Schlimmste vor. Mit dieser Einstellung wird er wohl kaum davon ausgehen, dass eine diplomatische Lösung Erfolg verspricht.
Picard wird in der Episode gewissermaßen zum Statisten degradiert, hat die Fäden nicht mehr in der Hand und darf nur durch einige Höhlen joggen. Dies wird sich jedoch in der Fortsetzung grundsätzlich ändern.
Neben einem guten Riker und einer diplomatischen Troi fällt noch Natalija Nogulich als Admiral Alynna Nechayev auf, die Picard in der Zukunft noch des öfteren zu sehen bekommen wird und die hier ihren ersten Gastauftritt bei TNG hat.

Wie unser Redakteur Burkhard Wallner anmerkt, ist der Name von Captain Jellico offenbar eine Anspielung auf Admiral Sir John Jellicoe, Kommandant der britischen Flotte in der Skagerrakschlacht im Ersten Weltkrieg (Wikipedia, Memory Alpha).

Insgesamt ist der erste Teil sehr interessant und wickelt sich mit hohem Tempo ab, so dass keine Langeweile aufkommt, doch die wahre Bedeutung von Picards Gefangennahme, um die es ja hier geht, wird erst im zweiten Teil klar, so dass dieser erste Teil als gut bewertet werden kann.

Spannung: 6 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge
  • Natalija Nogulich als Adm. Nechayev wird bei TNG weitere Gastauftritte erhalten.
  • Etwa zur Zeit dieser Episode muss der Beginn von DS9 spielen (Sternzeit vom Pilotfilm "Der Abgesandte": 46421,0, Sternzeit dieser Episode, Teil 2: 46360,8), was sich damit deckt, dass der Rückzug der Cardassianer von Bajor erwähnt wird; bei diesem Rückzug wurde auch die von der Föderation Deep Space Nine genannte Raumstation aufgegeben, auf der fortan Sisko und Crew stationiert werden.
--------------------------------
Ausdruck vom: 22. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng6_10.htm