Episodenbeschreibung
Sternzeit: 45587,3
Bei einer Untersuchung in Frachtraum 3 wird Worf von
einem herunterfallenden Fass getroffen und schwer
verletzt: Sieben Rückenwirbel sind zertrümmert, und
Dr. Crusher meint, dass diese Verletzung nie mehr
vollständig heilen wird; Worf ist gelähmt.
Die Neurospezialistin Dr. Toby Russel kommt an Bord,
um eventuelle Auswege aufzuzeigen, während Worf
Riker bittet, ihm beim Hegh'bat beizustehen, einem
klingonischen Ritual, mit dem sich ein Krieger
würdevoll das Leben nehmen kann, wenn er - wie Worf
- so schwer verletzt ist, dass er nicht mehr kämpfen
kann. Riker ist von dem Gedanken angewidert und lehnt
zunächst ab.
Indes berichtet Dr. Russel, dass sie einen
genetronischen Generator erfunden hat, mit dem man
komplette Organe replizieren kann. In Simulationen
war ihre Erfolgsquote recht hoch. Dr. Crusher will
auf keinen Fall zulassen, dass Russel an Worf den
ersten Versuch dieser Technik bei einem echten
Patienten durchführt, da ihr die Erfolgsaussichten
viel zu niedrig scheinen. Sie klärt Worf auf, dass
er mit künstlichen Implantaten, die die Impulse vom
Gehirn an die Beine übersetzen, etwa 70 Prozent
seiner Mobilität wiedererlangen kann und meint, er
könnte damit noch sehr alt werden, da er ansonsten
unverletzt ist. Für Worf ist das keine Option: Er
will nicht wie ein Krüppel leben, was Crusher nicht
nachvollziehen kann.
Dann gibt es einen Zwischenfall auf der Denver, als
sie mit über 500 Flüchtlingen an Bord von einer
Mine schwer beschädigt wird, und die Enterprise muss
sofort zu Hilfe eilen. Als man angekommen ist, nimmt
Crusher Russels Hilfe bei der Behandlung der
Verletzten dankbar an, bis Russel bei einem schwer
Verletzten ein von ihr entwickeltes neues Medikament
einsetzt. Crusher ist empört, da herkömmliche
Medikamente möglicherweise Erfolg gezeigt hätten,
doch der Patient ist bereits verstorben. Es entbrennt
eine heiße Diskussion, da Russel es für
gerechtfertigt hält, in dieser Situation neue und
noch nicht vollkommen ausgereifte Medikamente und
Methoden einzusetzen, während Crusher die Sicherheit
der Patienten über alles stellt und auf neue
Medikamente verzichtet, bis deren Wirksamkeit absolut
erwiesen ist.
Riker unterhält sich mit Picard über das Hegh'bat.
Zu seiner Verwunderung steht Picard diesem Ritual
nicht so feindselig gegenüber wie er. Der Captain
meint, für einen Klingonen ist es so gut wie
unmöglich, mit der Schande einer so schweren
Verletzung zu leben. Er gibt zu bedenken, dass das Hegh'bat
eine sehr persönliche Angelegenheit ist und dass
Riker sich geehrt fühlen sollte, von Worf dafür
ausgewählt worden zu sein. Im Gespräch mit Crusher
gibt Picard außerdem zu bedenken, dass die
Genetronik vielleicht Worfs einzige Chance ist.
Schlägt eine Operation fehl, wird Worf sterben.
Führt man keine Operation durch, nimmt er sich
ohnehin das Leben. Crusher stellt sich quer. Für sie
hat das Leben oberste Priorität, und sie ist sicher,
dass Worf sich mit der Verletzung abfinden wird.
Schließlich kommt Riker mit Worfs Dolch in die
Krankenstation und erklärt Worf, dass er das Hegh'bat
für barbarisch hält und Worf nicht beim Selbstmord
helfen wird. Laut Tradition ist dies die Aufgabe des
ältesten Sohnes. Worf schreckt davor zurück, sich
von Alexander beim Hegh'bat assistieren zu lassen, da
er noch zu jung dafür ist, doch Riker hilft ihm
jedenfalls nicht. Worf überdenkt die Situation und
ruft Alexander zu sich. Er erzählt seinem Sohn, dass
er das Hegh'bat nicht durchführen wird, stattdessen
werden sie zusammen mit dieser Behinderung fertig
werden. Worf möchte sich der Operation unterziehen
und damit riskieren, zu sterben oder aber wieder
völlig zu gesunden. Er bittet Deanna, sich im Falle
seines Todes um Alexander zu kümmern: Er könnte
sich niemanden vorstellen, der besser dafür geeignet
wäre, Alexander eine Mutter zu sein.
Also führen Crusher und Russel die Operation durch,
und sie verläuft zunächst gut, doch am Ende stirbt
Worf. Nach mehreren Minuten regt er sich plötzlich
wieder, und Dr. Crusher kann seine Lage
stabilisieren. Sie erkennt, dass Worfs scheinbar
überflüssige Organe, über die jeder Klingone
verfügt, eingesprungen sind und die Funktionen der
primären Organe zunächst übernommen haben, so dass
Worf überlebt.
Seine Rehabilitierung wird noch einige Zeit in
Anspruch nehmen, doch er wird wieder völlig gesund
und ist froh, dass Alexander ihm beisteht.
Bewertung
"Die Operation" ist in mehrfacher Hinsicht spannend.
Im Vordergrund steht
natürlich Worf, der unter diesen Bedingungen nicht
weiterleben will. Obwohl sein geplanter Selbstmord
dadurch erklärt wird, dass er Klingone ist, ist doch
nicht zu übersehen, dass man hier aufgreift, wie
sich Menschen fühlen, die plötzlich schwere
körperliche Behinderungen erleiden und sich nicht
vorstellen können, damit weiterzuleben. Worfs
Entschluss, die Behinderung zu ertragen und
weiterzuleben macht vor, wie man Stärke zeigen kann
und neuen Lebensmut fasst. Letzten Endes ist es in
seinem Fall aber nicht so wesentlich, da er ja durch
die gefährliche Operation wieder komplett gesund
wird, also gar nicht mit einer Behinderung leben
muss. Trotzdem beleuchtet sein Standpunkt einen
Aspekt dieses Themas.
Für die andere Seite ist Dr. Crusher zuständig: Als
Ärztin ist ihr unverständlich, wie jemand seinem
Leben ein Ende setzen möchte, wo er doch im Prinzip
gesund ist und "bloß" einen Teil seiner
Mobilität einbüßt. Sie verkörpert den
hippokratischen Eid in Perfektion, da Worfs ritueller
Selbstmord für sie keine Option ist; eher würde sie
Worf einsperren, als ihm das Hegh'bat zu gestatten.
Ich sehe hier eine Parallele zu VOY, als in
"Tatoo"
der Doktor sich mit einer
virtuellen Grippe infiziert und vollkommen mit den
Nerven am Ende ist, als sie länger dauert, als er es
programmiert hat: Für Dr. Crusher ist es einfach,
Worfs Selbstmordgedanken zu verurteilen, weil sie
nicht in seiner Situation ist. Es wäre interessant
zu sehen wie sie reagiert, sollte ihr eine solche
Verletzung widerfahren.
Eine weitere Frage
der Ethik wird aufgeworfen, als Dr. Russel bereit
ist, neue Erfindungen an Patienten zu testen: Ist es
legitim, dies zu tun? Hat man das Recht, neue
Methoden zu testen und die Entwicklung entscheidend
zu beschleunigen, indem man an lebenden Menschen
experimentiert? Ist es moralischer, wenn es
fragwürdig ist, ob herkömmliche Medikamente
geholfen hätten, der Patient also mit großer
Wahrscheinlichkeit sowieso gestorben wäre?
In diesem Fall neige ich dazu, Dr. Crushers
Standpunkt für den besseren zu halten: Das Leben und
die Sicherheit des Patienten haben absolute
Priorität; allerdings ist diese Kontroverse so
einfach wohl nicht zu beantworten, und die Folge regt
zum Nachdenken an.
Charakterseitig gibt
es ebenfalls einiges Interessantes: Es verwundert,
dass Worf nicht Picard, der ihm immerhin als cha'Dich
zur Seite stand, sondern Riker bittet, beim Hegh'bat
dabei zu sein. Dies zeigt, wie sehr Worf in Riker
einen guten Freund bzw. Vertrauten sieht. Noch
markanter ist, dass er Deanna bittet, sich im Falle
seines Todes um die Erziehung seines Sohnes Alexander
zu kümmern. Die Beziehung zwischen Worf und Deanna
festigt sich damit weiter, und am Ende der Serie sind
die beiden sogar für kurze Zeit ein Paar, was leider
in den Filmen und bei DS9 nie erwähnt wird.
Ebenso markant ist, was man nicht sieht: Geordi hat
nur einen kurzen Auftritt, und Data fehlt in dieser
Episode völlig. Meiner Meinung nach verdeutlicht
das, dass Worf die beiden zwar als Kollegen achtet,
in ihnen aber nicht wirklich Freunde sieht, wie es
bei Riker, Picard und Troi der Fall ist.
Insgesamt ist
"Die Operation" (der Originaltitel
"Ethics" ist ungleich treffender) eine sehr
interessante und tiefgründige Episode mit
überwiegend überzeugenden Charakteren; lediglich
Dr. Russel ist sehr einseitig dargestellt und wirkt
zu flach.
Die Handlung ist spannend, und die moralischen Fragen
sind geschickt in die Episode eingewoben.
Eine interessante Beobachtung gibt es noch von unserem
Leser Nille:
Wie schon in Episode 4.15 "Erster Kontakt" ist auch hier
Gertie Honeck
als Synchronstimme (hier von Dr. Russel) mit von der Partie, sie spricht
auch Capt. Janeway von der Voyager.
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