Episodenbeschreibung
Sternzeit: 45470,1
Die Enterprise untersucht ein stellares Kernfragment
im Moab-Sektor. Wider Erwarten ist der Wüstenplanet
Moab IV besiedelt, die Sensoren zeigen menschliche
Lebenszeichen. Es zeigt sich, dass auf dem Planeten
eine genetisch konstruierte Gesellschaft lebt, die
vor über hundert Jahren von der Erde aus gegründet
wurde und ihre Abgeschiedenheit wahren möchte. Als
Picard von den heftigen seismischen Auswirkungen des
Fragments berichtet, das nah am Planeten vorbeiziehen
wird, stimmt der Führer der Kolonie, Aaron Connor,
dem Besuch einer kleinen Delegation zu.
Er ist von der ihm unbekannten Transportertechnik
fasziniert - und von Deanna Troi, die seine Blicke
erwidert. Geordi und die Wissenschaftlerin Hannah
Bates arbeiten zusammen, um die Katastrophe
abzuwenden, denn die Gesellschaft lebt in einer
völlig abgeschlossenen Biosphäre, die einem
Paradies in der kargen Wüstenlandschaft gleicht.
Unter Einwänden von Martin, dem Überwacher der
Gesellschaft, erlaubt Aaron Hannah, auf die
Enterprise zu gehen und dort weiterzuarbeiten. Die
Probleme scheinen unüberwindbar, bis Geordi die Idee
kommt, die Technik seines Visors auf den
Traktorstrahl zu übertragen. Ihm fällt die Ironie
der Situation auf: Einem blind Geborenen fällt die
Lösung für die Rettung einer perfekten
Gesellschaft, in der es keine körperlichen
Behinderungen gibt, ein. Zusammen mit Hannah
modifiziert er die nötigen Systeme, um einen kurzen
Energiestoß mit einem Multiphasentraktorstrahl
abzugeben.
Ohne es zu beabsichtigen, kommen sich Deanna und
Aaron näher. Sie haben sich ineinander verliebt,
aber Deanna schreckt vor dieser Beziehung zurück,
weil es falsch wäre. Sie weiß, dass sie das
Gleichgewicht der Gesellschaft über den Haufen
werfen würde, würde sie hierbleiben. Aaron kommen
diese Bedenken auch, doch er ignoriert sie und gibt
seinen Gefühlen nach.
Am nächsten Tag stimmt er zu, knapp 50 Techniker der
Enterprise die Schilde der Biosphäre verstärken zu
lassen, während das Schiff sich auf den Weg macht
und das Fragment um 1,2° vom Kurs ablenkt. Zusammen
mit den Schilden reicht das aus, um die Kolonie zu
schützen. Doch dann wird ein Hüllenbruch angezeigt.
Aber Geordi erkennt schnell, dass dieser nicht
wirklich existiert, sondern eine Täuschung von
Hannah ist: Nachdem sie die Technik der Enterprise
kennengelernt hat, fragt sie sich, weshalb sie als
geborene Wissenschaftlerin keinen Transporter und all
die anderen Dinge erfunden hat, die von nicht
genetisch ausgewählten Menschen der Sternenflotte
entwickelt wurden. Sie hält es für das Beste, die
Kolonie aufzulösen. Aaron sträubt sich dagegen. Als
Hannah und einige andere Picard um Asyl bitten, beamt
jener auf den Planeten, um sich mit Aaron zu
unterhalten. Picard kann Aarons Bitte, kein Asyl zu
gewähren, nicht entsprechen. In einer Versammlung
bittet Aaron darum, dass die Ausreisewilligen noch
sechs Monate warten, um ihre Entscheidung zu
überdenken, und Picard ist bereit, dann noch einmal
vorbeizukommen, doch Hannahs Entschluss steht fest.
Mit 23 Leuten geht sie auf die Enterprise. Aaron
verabschiedet sich von Deanna und muss sich von nun
an darum kümmern, den entstandenen Verlust der
Gesellschaft wieder auszubessern.
Picard und Riker
unterhalten sich abschließend über die Auswirkungen
ihrer Hilfe. Natürlich gibt Picard zu, dass man den
Kolonisten helfen musste, da sie vom Kernfragment
bedroht wurden. Doch er schließt die Episode mit
folgendem Satz ab:
"Am Ende frage ich mich, ob die Enterprise sich
nicht als gefährlicher für die Gesellschaft
erwiesen hat, als das Kernfragment es je gewesen
wäre."
Bewertung
Die Handlung dieser Episode wartet nicht mit großen
Überraschungen oder besonderen Effekten auf.
Vielmehr nimmt man sich die Zeit, die Auswirkungen
eines Eingriffs in eine perfekt ausgewogene
Gesellschaft von verschiedenen Standpunkten zu
beleuchten. Da ist zum einen die Beziehung zwischen
Aaron und Deanna, die zum Scheitern verurteilt ist,
aber beide können sich ihrer Gefühle nicht
erwehren. Zum anderen sind es Geordi und Hannah, aus
deren Zusammenspiel sich Hannahs Wunsch zum Verlassen
der Biosphäre ergibt. Dieses beinhaltet die Ironie,
dass Geordi als geborener Blinder auf der Kolonie
bereits als Zelle aussortiert worden wäre. Er fragt,
wer das Recht hat, über seinen Wert für die
Gesellschaft zu entscheiden.
Damit wird auch die eigentliche, philosophisch
anmutende Frage aufgeworfen: Gibt es eine
Rechtfertigung für genetische Aufwertung? Die
Gesellschaft funktioniert in ihrer Abgeschiedenheit
hervorragend, bis die Enterprise eintrifft. Aber im
Gespräch mit Deanna wendet sich Picard ganz klar
gegen genetische Veränderungen. Er meint, dadurch
würde den Menschen das genommen, was sie wirklich
ausmacht: Ihre Vielfältigkeit. Picards Argumentation
ist einleuchtend und greift die heftigen Diskussionen
auf, die in unserer Zeit geführt werden. Das erste
genetisch geklonte Tier, das Schaf "Dolly",
wurde einige Jahre nach der Erstausstrahlung dieser
Episode geboren. Folgt bald ein genetisch
veränderter Mensch? Trek nimmt sich der Auswirkungen
eines solchen Schrittes verschiedentlich an, und die
Auseinandersetzung mit der Thematik in "Das
künstliche Paradies" ist vielfältig und
ausgewogen.
Angenehm ist, vom
Aufbau der Story her, dass nicht auf große
Überraschungen gesetzt wird und dass sich Aaron
nicht als hinterhältiger oder verbohrter Fiesling
erweist, wie es in einfacher angelegten Episoden der
Fall war.
Wegen der Beobachtung der Charaktere wurde die Spannung
vernachlässigt, was aber, wie gesagt, der Handlung
nicht schadet. Insgesamt eine gute Episode mit
überzeugenden Darstellern.
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